zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 130 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Die Kirche und das Kloster zu Dobbertin.

Die Kirche zu Dobbertin, deren Aeußeres bekanntlich gegenwärtig in reich verziertem Spitzbogenstyl restaurirt wird und einen ganz neuen Mantel erhält, fordert deshalb zu schärferer Betrachtung auf. Das Aeußere der alten Kirche mit dem grauen Abputz hat nichts Merkwürdiges, sondern die Gestalt des gewöhnlichen, sehr einfachen Spitzbogenstyls. Das Innere ist dagegen merkwürdiger. Die Kirche ist ein sehr langes Ob=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 131 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

longum, ohne Seitenschiffe und Kreuzschiffe, mit dreiseitig abgeschnittener Altarnische, wie in der Regel die Spitzbogenkirchen. Die ganze Kirche ist gleichmäßig gewölbt und ziemlich hoch. In der westlichen Hälfte befindet sich in der Höhe seit alter Zeit eine Empore oder ein oberer Nonnenchor, der noch jetzt eingerichtet ist und vor welchem nach der Kirche hin die Kirchenstühle der Conventualinnen angebracht sind. Dieser obere Chor wird von einer Doppelreihe niedriger Gewölbe getragen, welche in der Mitte auf Pfeilern ruhen. Dieses untere Gewölbe in der Kirche, mit seinen Pfeilern in der Mitte, ist in hohem Grade interessant; es erscheint wie eine Krypte oder Gruftkirche, welche freilich mit der Kirche in gleicher Höhe liegt und nach dem Altare hin geöffnet ist. Gegenwärtig ist es 3 Gewölbe lang; früher hatte es eine Länge von 5 Gewölben und war in sich abgeschlossen, wie noch die nach innen hin gerichteten Gewölbeträger, wie am Westende der Kirche, beweisen. In den Seiten=Wänden stehen jetzt 5 niedrige Bogen; diese führten ehemals in Seitenschiffe, wie noch die nach der Nordseite weiter hinausgehenden Fensternischen beweisen, an deren Rückseite man noch die Ansetzung der Gewölbe und die äußern Verzierungen der Hauptgurtbogen erkennt. Das Ganze bildete also einen in sich abgegrenzten Raum von 5 Doppel=Gewölben, an deren Ende noch ein Raum zu einem Gewölbe vorhanden ist, an den sich dann der Chor schließt. Die Pfeiler, welche, in der Mitte stehend, die niedrigen Gewölbe tragen, sind kurze Granitpfeiler mit hohen Basen und Kapitälern. Ausgezeichnet sind die ehemaligen Bogen, die zu den Seitenschiffen führten und welche die Gewölbe an den Seiten tragen. Dies sind sehr starke, sehr niedrige, reich gegliederte und sehr reich mit Laubwerk verzierte Pfeiler, auf denen die alten Hauptgurtbogen in einem sehr ernsten und würdigen Spitzbogen aus der frühesten Zeit desselben stehen. Ohne Zweifel ist dies ein sehr alter Bau, in seiner Art wohl einzig in Meklenburg, und stammt wohl aus der frühesten Zeit des Klosters, welches zur Zeit der Borwine 1 ) ursprünglich für


1) Die Stiftungs=Urkunden sind verloren gegangen. Nach den clandrianschen Regesten der Kloster=Urkunden stiftete noch Borwin I. mit seinen Söhnen Heinrich Borwin II. und Nicolaus zu Dobbertin das Nonnenkloster Benedictiner=Ordens, statt eines Benedictiner=Mönchsklosters, welches früher dort gewesen war. Das Jahr der Stiftung beider Klöster ist nicht angegeben. Am 28. Aug. 1227 bestätigten die Fürsten Johannes und Nicolaus von Meklenburg unter Anführung dieser Begebenheiten das Nonnenkloster. Nach der bischöflichen Confirmation des Nonnenklosters vom 27. October 1238 (gedruckt in Rudloff Urk. Lief. Nr. VIII), in welcher ebenfalls dieser Verhältnisse gedacht wird, hatten noch die Borwine die Verwandlung des (  ...  )
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 132 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Mönche gegründet ward; dazu paßt es auch, daß die Südseite der Kirche, so weit dieser Unterbau geht, außen keine Strebepfeiler hat. Wahrscheinlich ist dieser Unterbau die älteste Kirche selbst, welche vielleicht an der Ostseite eine Altarnische hatte, oder der Unterbau mit seinen ehemaligen Seitenschiffen war für eine viel größere, vielleicht für eine große Kreuzkirche angelegt. In spätern Zeiten, etwa im 14. Jahrhundert, bauete man einen großen Chor mit 3 Fenstern an jeder Seite und 1 Fenster hinter dem Altare an, wie es an der Anfügung ziemlich deutlich gesehen werden kann, führte die Seitenwände über den Unterbau auf und überwölbte alles in gleicher Höhe. Dieser ganze neuere Bau der Hochkirche ist überall gleichförmig und im gewöhnlichen Spitzbogenstyl des 14. Jahrhunderts ohne viel Schmuck ausgeführt. - Der Unterbau aber verdient für die Geschichte der Baukunst die höchste Aufmerksamkeit.

Der Kreuzgang, welcher viereckig ist und einen inneren Hof einschließt, ist mit einer Ecke an die Südwestecke der Kirche angebauet, hat also nur Einen Eingang in die Kirche. Die beiden Gänge am Westende der Kirche dem obern Chore zunächst sind im Rundbogenstyl, die beiden andern Gänge im Spitzbogenstyl gewölbt. Der östliche Gang hat runde Gewölbe mit tief herabgehenden Rippen und mit viereckigen Schlußsteinen und eine mit einem Wulst rund gewölbte Pforte, welche in den innern Hof führt. Der nördliche Gang ist ebenfalls rund gewölbt und von runden, auf breiten Pilastern ruhenden Scheibebogen an den Enden begrenzt; die Rippen gehen nicht so tief hinab, wie in dem östlichen Gange. Der südliche Gang ist im hohen, ausgebildeten, schönen Spitzbogenstyl ausgeführt; die Gewölbeträger stehen hoch und sind mit kräftig ausgebildetem, verschiedenartigem Laubwerk, wie Weinlaub, Eichenlaub, Lilien, bedeckt; die runden Schlußsteine sind mit verschiedenartigen Rosetten und mit Laubwerk verziert:


(  ...  ) Klosters in ein Nonnenkloster bestimmt; der Mönchs=Convent (zu Stade) leistete erst im J. 1243 Verzicht. Die Mönche scheinen aber nicht so bald gewichen zu sein; denn noch am 3. Dec. 1227 erscheint; "Thedelinus prepositus fratrum de Dobrotin" (vgl. Jahrb. II, S. 214). In der Urkunde vom 9. Julius 1231 (Rudloff Urk. Lief. Nr. VI), durch welche der Fürst Johannes von Meklenburg dem Kloster das Patronat der Kirche zu Goltz (Goldberg) verleiht, ist noch von Nonnen nicht die Rede; der Fürst sagt nur, daß sein Großvater den "Brüdern " von Dobbertin jährlich 10 Drömt Korn geschenkt habe. Denn in dem Originale steht nicht "filiabus" in Dobertin, wie Rudloff liest, sondern ohne Zweifel ganz klar: "fratribus"  . Das Nonnenkloster scheint also erst durch die Confirmation des Bischofs Brunward vom J. 1238 zur Wirklichkeit gelangt zu sein.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 133 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

dieser Gang verdient ebenfalls Beachtung und läßt sich in Meklenburg nur mit dem Kreuzgange von Zarrentin vergleichen (vgl. Jahresber. IV, S. 85). Der westliche Gang ist im gewöhnlichen, nicht kühnen Spitzbogenstyl ausgebildet und hat eine Spitzbogenpforte zum innern Hofe.