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IX.

Meklenburg=strelitzische Orden,

vom

Pastor Masch zu Demern.


S o fleißig man auch seit lange die Nachrichten über Orden gesammelt hat, und so viele der erloschenen auch neuerdings von Ferdinand Freiherrn v. Biedenfeld der Vergessenheit entzogen sind, so findet sich doch, so viel mir wenigstens bekannt ist, in keinem Buche, das von Orden handelt, eine Angabe der beiden Orden du chêne et du tombeau und de la fidélité et constance, welche von Meklenburg=Strelitz um die Mitte des vorigen Jahrhunderts verliehen sind. Die Nachrichten, welche hier gegeben werden können, sind freilich nur unvollständig, aber sie sind doch wahrscheinlich Alles, was sich von ihnen erhalten hat, und hinreichend, um das Andenken davon zu bewahren.

1. L'ordre du chêne et du tombeau.

Die Entstehung dieses Ordens ist aus Evers Meckl. Münzverf. II, S. 502 bekannt. Der Amtshauptmann v. Behmen hatte, außer manchen andern Verdiensten um die Administration der strelitzischen Domainen, auch die Münze in Stargard wieder in den Stand gesetzt, daß zu Anfang des Septembers 1747 daselbst in Gegenwart der hohen Herrschaften das erste Geld geschlagen wurde; aber schon an diesem Tage ward Behmen krank und starb am 17. Sept. 1747. Die Herzogin Dorothea Sophia, Gemahlin des Herzog Adolf Friedrich III., stiftete nun den genannten Orden und nahm darin die verwittwete Frau v. Voß, geb. v. Jasmund, ihre Hofdame Louise v. Rieben und den Geheimenrath Brunsich auf. Es ward ein kleiner Sarg mit einem B am Kopfe gemacht, in dem Gehölze bei Sponholz, wo der Hof sich damals aufhielt, unter eine Eiche gestellt, der Buchstabe B und die Namen der 4 Ordensmitglieder wurden in die Eiche geschnitten und der Sarg täglich mit frischen Blumen bestreuet. Darauf ward die von Evers a. a. O. betriebene Medaille in Hamburg geschnitten und in Streif geprägt.

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Das Ordenszeichen war eine gleichseitige, viereckige, gegen die Mitte etwas erhöhete Platte, deren 4 Ecken aber abgenommen sind, so daß ein, wiewohl ungleiches Achteck daraus geworden; rund umher lief eine goldene Einfassung. Die erste Seite war weiß emaillirt und enthielt in einer goldnen Schnur mit 4 Ritterschürzen einen grünen Eichenzweig mit 4 Blättern S M T T in Gold bezeichnet; ein abgefallenes falbes Blatt trug ein silbernes B. Ferner bildeten vier aus natürlichen Wolken hervorkommende Arme ein Kreuz; die oberste Damenhand mit 2 herunterhangenden Reihen Perlen war zart und schlank, an den beiden Seiten waren 2 etwas stärkere Damenhände und unten war eine Mannshand mit einem meergrünen Aermel mit goldnen Knöpfen und dergleichen Einfassung. (Diese 4 Arme, jedoch ohne Wolken, sind auch auf der Medaille.) Die Rückseite, gleichfalls golden eingefaßt, war meergrün und zeigte 2 durcheinander geschrenkte, gleichseitige, goldene Dreiecke, die einen 6eckigen Stern bildeten, in dessen 4 Ecken oben und unten die goldenen Buchstaben D S L B, in dessen Mitte ein silbernes Merkurius=Zeichen ( Merkuriuszeichen ) stand. Neben diesem Sterne standen 2 goldene Leuchter, oben mit 4 grünen Eichblättern geziert, mit silbernen Lichtern, und von 2 natürlich gefärbten, schlanken, mit goldnen Kronen geschmückten Schlangen, von denen die eine mit silbernen Flügeln und Klauen versehen war, scheint die Darstellung umgeben zu sein. Oben an dieser Platte war eine massiv goldene Schnecke, wodurch der Ring zum Bande hing, an dem dieses Ordenszeichen auf der Brust getragen ward 1 ).

Von 4 Ordenssiegeln besitze ich die Abdrücke. Das erste stimmt ganz mit dem Bilde der angeführten Denkmünze überein: es hat eine Eiche mit einem von Strahlen umgebenen J (J) am Stamme, unter der ein Sarg mit einem B steht, daneben rechts die 4 Hände, wie auf dem Ordenszeichen, und links einen Kubus, mit einem halbgeöffneten Zirkel bezeichnet. Die Umschrift DV CHENE ET DV TOMBEAV und im Abschnitt MDCCXLVII findet sich auch hier. - Das zweite Siegel hat


1) Diese Angabe ist aus einer Anweisung genommen, welche die Zeichnung begleitete, nach der der Orden vorläufig einmal zur Probe auf einer kupfernen Platte dargestellt werden sollte. Die Zeichnung selbst fand sich nicht in dem Nachlaß des Cammeraths Siemßen († 14. Mai 1779) in Ratzeburg, von dessen Hand diese Anweisung geschrieben war; da sie sehr ins Einzelne geht, so läßt sich die Gestalt des Ordens mit ziemlicher Gewißheit darnach angeben. -Nach Evers II S. 503, waren der Geheimerath Brunsich sowohl als der Amtsh. v. Behmen Freimaurer der Hamburgischen Loge und ist dieser Umstand von ihm zur Erklärung manches Zeichens auf der Medaille benutzt worden; daß er auf die Gestaltung des Ordenszeichens und der Siegel bedeutenden Einfluß hatte, ist auch dem Laien klar; grade um jene Zeit beginnt die Ausbreitung der Freimauerei in Norddeutschland.
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das Bild der Rückseite der Medaille, nämlich eine Setzwage, über der ein mit der Spitze niederwärts gekehrter Triangel steht 1 ). Ueber der nach oben gekehrten Basis desselben ist ein Halbkreis, der mit ihr ein liegendes liegendes D bildet und ein S schlingt sich durch die Setzwage, beide den Namen der Herzogin Dorothea Sophia andeutend. Die Seiten des Triangels bilden den Hauptstrich von zwei auswärts gekehrten B und sollen Brunsich andeuten, so wie das doppelte L des Winkelmaßes Louise v. Rieben und das V des Dreiecks Voß bezeichnen sollen. An den Seiten des Monogrammes sind Eichenzweige von 4 Blättern und darüber stehen die Buchstaben D. S. L. B. - Ein drittes Siegel ist hinsichtlich der Figur und der Buchstaben dem vorigen gleich, hat aber oben die Buchstaben C. E. R. B. und kein Datum. Auf dem Papier, worauf die Abdrücke desselben (sichtlich Probeabdrücke des Graveurs) geklebt sind, steht von Siemßens Hand geschrieben: Spurius ao. 1748. Die Deutung der veränderten Buchstaben und dieser Notiz kann wohl keiner mehr geben.

2. Der Orden de la fidélité et constance.

Dieser Orden ward vom Herzog Adolph Friedrich III. (1708 † 1752) gestiftet und nur von ihm in einigen wenigen Exemplaren ertheilt und vertheilt; mehr ließ sich bei den 1809 angestellten Nachforschungen nicht ermitteln und auch dies nur durch Tradition, denn die Archive enthalten keinen Buchstaben über diesen Orden, so daß also die Veranlassung wie das Jahr der Stiftung 2 ) unermittelt bleiben werden.

Das Ordenszeichen war ein goldnes, blau emaillirtes Kreuz in Gestalt des Johanniterkreuzes gespitzt, jedoch ist es oben nicht gespitzt, sondern grade und daran ist der Ring befestigt, durch den das Band gezogen ward. Mit goldnen Buchstaben steht A F zusammengezogen und mit einem Fürstenhute bedeckt auf der obern Hälfte des Pfahles; Fidel et con steht auf dem Balken und stant auf der untern Hälfte des Pfahles. Beide Seiten des Kreuzes sind einander gleich.


1) Wie dieser Orden seine Symbolik der Freimauerei entnommen hatte, so bestand auch im vorigen Jahrhundert unter den Damen des schweriner Schlosses der Mopsorden, der auch freimaurerisch war. Genaueres hierüber zu erforschen, ist bis jetzt nicht möglich gewesen.          G. C. F. Lisch.
2) Der Orden wird erst gegen das Ende der Regierung des Herzogs († 1752) gestiftet sein, da den Statuten des vom Herzoge Christian Ludwig II. (1747 † 1756) intendirten Ordens eine Beschreibung aller existirenden Orden beigefügt ist, unter denen der strelitzische Orden nicht vorkommt. Die Stiftung wird daher um das Jahr 1750 fallen.           G. C. F. Lisch.
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Als Ritter des herzogl. meklenburgischen Ordens de la fidéelité et constance nennt sich Christian Ulrich v. Ketelhodt, fürstl. schwarzb. rudolstädtischer Geheimerath, Canzler, Regierungs= und Consistorial=Präsident, in dem Subscribenten=Verzeichniß von Masch gottesdienstlichen Alterthümern der Obotriten (1771), und unter seinem Bildniß 1 ) vor dem 3. Bande der kritischen Sammlungen zur neuesten Geschichte der Gelehrsamkeit, Bützow und Wismar, 1776, ist auch angegeben: eques ordinum unionis perfectae ac fidelitatis et constantiae. Auf diesem Bilde 2 ) schmückt der Stern des rothen Adlerordens sein Kleid; an einem Bande über die rechte Schulter nach der linken Seite hängt ein Ordenskreuz, ausgespitzt wie ein Johanniterkreuz, das über der obern Spitze einen Fürstenhut hat, durch dessen Ring das Band geht, und in der Mitte des Kreuzes ist ein rundes Feld angegeben. Dies kann nur das Band des rothen Adlerordens sein, von dem der Geheimerath Großkreuz war; dieser Orden hatte, wie jetzt, anfänglich breite Seiten am Kreuze (vgl. Eichler Abbildung und Beschr. aller hohen Ritterorden, Augsb. 1756, p. 133); nachher aber ward das Kreuz mit 8 Spitzen versehen (vgl. S. P. Reinhards Wappenkunst, Nürnb. 1778, p. 171). Unter diesem Cordon hängt nun auf der Brust und halb vom Bande bedeckt ein gespitztes Kreuz, und das muß unser Orden sein, denn der königl. dänische Orden de l'union parfaite, welchen er besaß, hatte ein volles, an jeder Ecke mit einer Krone geschmücktes und in den Winkeln mit Adlern und nordischen Löwen gefülltes Kreuz (vgl. Eichler, p. 89.).

Dies dem Geheimenrath verliehene Ordenszeichen war mit Erlaubniß des Herzogs von dem Sohne, dem schwarzb. rudolst. Hofmarschall und Oberstallmeister, als ein verehrtes Andenken beibehalten worden, und kam nach seinem Tode in die Hände seines Sohnes Ludwig Carl Christian v. K., rudolstädt. Regierungsrath, welcher unterm 14. Sept. 1809 bat, daß ihm als dem ältesten dieser Ketelhodtschen Branche dieses altväterliche


1) Unter einem andern, auf der Schulbibliothek zu Güstrow befindlichen Kupferstich=Portrait dieses Mannes (welcher im J. 1774 an der Domschule zu Güstrow ein Legat von 100 Rthlr. Gold zur jährlichen Feier des Reformationsfestes stiftete) steht:

Christianus Ulricus de Ketelholdt in Cambs, Carbov, Lickstadt, Ser or . Princ. Schwarzeb. Rudolphopol. Cancellarius te Praeses Consistorii Vicarius, Ordinis Megapolit. Fidelitatis et Constantiae Eques, Socitatis Lips. ICt. Germ. Sodalis nat.
Gustrov. d. 5. Aug. 1701.

Die Jahrszahl ist mit Dinte corrigirt. Das Ordenskreuz mit graden Balken hängt an einem Bande um den Hals.
          Mittheilung des Hrn. Professors Dr. Besser zu Güstrow.
2) Die Denkmünze auf ihn enthält eine ähnliche Darstellung; daß dort der dänische Orden angegeben sei, sagt Evers II, S. 507.
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Andenken auch ferner überlassen werde. Im ward unter der Hand erwiedert, daß der in Frage stehende Orden so zu sagen gar nicht existire, da nichts darüber aufzufinden gewesen, daß aber, wenn der Hr. Regierungsrath den Orden als ein Familien=Andenken betrachten und tragen wolle, der Herzog (Carl) durchaus nichts dagegen habe, sich aber zu einer förmlichen Autorisation, welche als eine Wiedererweckung von den Todten oder gar als eine erneuerte Stiftung angesehen werden dürfe, sich nicht entschließen könne. In Folge dieser Mittheilung suchte der Regierungsrath die erforderliche Erlaubniß bei seiner Fürstin= Regentin nach, welche ihm auch gegeben ward, den Orden als ein Familien=Andenken beibehalten zu dürfen. Jedoch trug er ihn nicht lange, denn schon am 25. März 1811 meldet sein Bruder, der kaiserl. österreichische Kämmerer August v. K. in Wien, daß der Regierungsrath gestorben sei, und bittet, daß der Herzog auch ihm dies altväterliche Andenken ferner überlassen wolle, um es wie sein sel. Bruder behalten und tragen zu dürfen. Er bekam unterm 2. Mai 1812 die Antwort, daß Ser. sich ebenso geäußert, wie früher, und daß es demnach ganz ihm überlassen sei, das Ordenszeichen als ein Familien=Andenken zu betrachten und zu tragen. Mit dem Danke für diese gnädigste Erlaubniß vom 29. Aug. 1812 schließen sich die Nachrichten über den Gebrauch des Ordens in dieser Familie.

Dem Stallmeister v. Altrock war auch dieser Orden verliehen worden und zwar mit der Erlaubniß, daß der Aelteste von der Familie zur steten Erinnerung an diese Huld dereinst diese Auszeichnung tragen dürfe; der älteste Sohn desselben hatte sie getragen und war im Auslande gestorben, die Decoration ward seinem Bruder, dem königl. preußischen Rittmeister a. D. Hrn. v. Altrock zu Klein=Dratow zugesandt, und dieser reichte sie nun am 24. Febr. 1810 ein, weil ihm die höchste Erlaubniß, sie auch tragen zu dürfen, ermangele und eine schriftliche Versicherung jetzt nicht vorhanden ist. Herzog Carl schickt ihm am 21. März 1810 den Orden zurück, um ihn als Familien=Andenken aufzubewahren und setzt hinzu: "Ich finde mich hiezu um so mehr bewogen, da ich diesen Orden nicht als einen Hausorden betrachten will".