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III.

Ueber

die wendische Fürstenburg Ilow,

von

G. C. F. Lisch.


E s ist für die Geschichte der Germanisirung Meklenburgs von dem höchsten Interesse, genau die festen Puncte zu kennen, um welche sich sowohl die Eroberungszüge Heinrichs des Löwen, als die spätern Aufstände der Wenden drehen. Helmold giebt als feste Burgen Niklots die Burgen Ilow, Meklenburg, Schwerin, Dobin und Werle 1 ) an. Die Lage und Beschaffenheit der letztern ist bereits erforscht 2 ); nur die Lage von Ilow war noch nicht mit Bestimmheit ermittelt, obwohl es sich annehmen ließ, daß es bei dem jetzigen ritterschaftlichen Gute Ilow, nicht weit von Neu=Bukow, gelegen habe.

Die Burg IIow tritt erst mit dem letzten Kriegszuge Heinrichs des Löwen in die Geschichte. Als Niklot sah, er werde sich gegen die Uebermacht und Tapferkeit des Sachsenherzogs nicht länger halten können, brannte er im J. 1161 alle seine Burgen, nämlich Ilow, Meklenburg, Schwerin und Dobin nieder, und zog sich durch das Land nach Werle an der Warnow zurück, die Entscheidung wagend 3 ). In dem letzten Kampfe fand er bald den Heldentod. Da ließen seine Söhne auch die Burg Werle in Flammen aufgehen und flüchteten in die Wälder, nachdem sie ihre Familie zu Schiffe fortgebracht hatten. Der Herzog war nun Herr über das ganze verwüstete Land, welches er bald unter der Obhut seiner sächsischen Ritter zu cultiviren anfing. Zuerst baute er Schwerin fest wieder auf und übergab es dem Guncelin von Hagen, nachmaligen Grafen von Schwerin. Die Burg Werle verlieh


1) Helmoldi Chron. Slav. I, cap. 87, §. 2.
2) Man vgl. über Meklenburg Jahrb. VI. S. 79; über Schwerin V. S. 32; über Dobin V. S. 123, und unten; über Werle VI. S. 88.
3) Et videns Niclotus virtutem ducis succendit omnia castra sua, videlicet Ilowe , Mikilinburg, Zuerin et Dobin, praecavens obsidionis periculum; unum aolum castrum sibi retinuit Wurle. Helmholdi Chron. Slav. I, cap. 87, §. 2.
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er darauf wieder den Söhnen Niklots, welche zurückgekehrt waren und sich ihm genähert hatten. Die übrigen Burgcn aber, als der Lage nach wichtiger, vertrauete er verschiedenen sächsischen Rittern an, Ilow 1 ) oder Ilinburg 2 ) jedoch, als Vorhhut gegen das offene Land im Osten, ebenfalls dem Guncelin von Schwerin, dem der Herzog die Statthalterschaft über das ganze Land übertrug. Die Germanisirung desselben ward alsbald mit aller Kraft angefangen. Niklots Söhne, auf einen kleinen Besitz eingeschränkt, konnten diese Umgestaltung der Dinge aber nicht ertragen, sondern machten geheime Anstalten, ihr väterliches Erbe wieder zu gewinnen. Guncelin aber kam ihnen zuvor, unterdrückte 1163 die Wenden bei Werle und nahm den jüngern Sohn Niklots, Prbislav, gefangen, gab Werle jedoch dem Lubimar, Niklots Bruder. Der ältere Sohn Niklots, Pribislav, ließ sich in langwierige Vergleichsunterhandlungen mit den Sachsen ein. Während der Zeit saßen die Wenden ruhig und ließen die von den Sachsen besetzten Burgen ungestört 3 ).

Die harte und anhaltende Gefangenschaft des Fürsten Wertislav reizte jedoch die Wenden zur Rache. Pribislav erhob sich plötzlich wieder, zerstörte Meklenburg und nahm die übrigen Vesten, mit Ausnahme von Schwerin und Ilow, wieder ein. Bei einer so günstigen Wendung der Dinge warfen die ermuthigten Wenden ihr Auge auf die Burg Ilow 4 ) (1164). Guncelin voll Argwohn, da noch Wenden neben den Deutschen in Ilow wohnten, eilte mit wenigen Rittern nach Ilow und warf sich in die Veste zum Schutze derselben und um die Bewohner im Zaume zu halten. Kaum hatte er die nöthigen Maaßregeln nehmen können, als Pribislav mit dem ganzen Heere der Wenden vor Ilow erschien und mit den Wenden


1) Post haec redierunt filii Nicloti in gratiam ducis et dedit eis dux Wurle et omnem terram. Porro terram Obotritorum divisit militibus suis possidendam. - Zuerin: et Ilinburg Guncelino commendavit. Helmoldi Chron. Slav. I, cap. 87, §. 9.
2) Ilow heißt nach Siemssen's etymologischer Auflösung: Mergelort, von il: Mergel (vgl. Jahrb. VI, S. 54), altböhmisch; gyl: limus. Da die Ableitungssylbe - ow die weiteste Bedeutung für Ortsnamen hat ( : - haus, - feld, - gegend), so übersetzt Helmold das Wort Il-ow passenb durch ( Il-borg oder) Il-in-borg (vgl. VJahrb. VI, S. 56), wenn er nicht unter Ilinborg die feste Burg zum Dorfe Ilow verstanden haben will.
3) Dum haec per internuncios agerentur et daretur Pribizlavo spes meliorum, aliquantulum temporis fluxerat sine bello, fuitque pax in Slavia a Martio mense usque in calendas Februarii sequentis anni, et omnia castra ducis erant illaesa, videlicet Malachou, Cuscin, Zwerin, Ilowe, Mikilinburg. Helmoldi Chron. Slav. I, cap. 92, §. 10.
4) Posthaec converterunt faciem suam ad castrum Ilowe, ut destruerent illud. Helmoldi Chron. Slav. II, cap. 2, §. 4.
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innerhalb der Burg gemeinschaftliche Sache zu machen suchte 1 ). Da Guncelin dies aber durch Drohungen und gehörige Anstalten verhindert hatte, auch die Nacht anbrach, so zog Pribislav sich mit seinem Heere eine Strecke von der Burg zurück 2 ), um seinem Heere ein Lager aufzuschlagen. Da er aber die Tapferkeit Guncelins und seiner Ritter kannte, so zog er am andern Morgen ab, und Guncelin ging wieder nach Schwerin, nachdem er eine Besatzung in Ilow zurückgelassen hatte 3 ).

Solche Begebenheiten konnten nicht dazu dienen, den Zorn des Löwen zu beschwichtigen. Vorerst sandte er daher eine starke Besatzung nach Schwerin und befahl dem Grafen Adolph und den Edlen des Landes Holstein, zum Schutz der Veste nach Ilow zu gehen 4 ). Gleich darauf aber verstärkte der Herzog seine Macht ansehnlich durch Bundesgenossen und überschwemmte das ganze Obotritenland; in blutigen Schlachten in der Gegend von Demmin ward die Macht des Wendenvolkes auf immer gebrochen.

Das folgende Jahr 1165 verfloß in Ruhe nach Erschöpfung, der Mittel; die Feinde des Löwen wurden immer kühner und er selbst hielt es für gerathen, seine Gegner zu beschwichtigen. Er setzte daher 1166 den Pribislav in sein väterliches Erbe, mit Ausnahme von Schwerin, das jetzt eine Grafschaft ward, wieder ein, und Pribislav nahm den Vergleich an, da er einsehen mußte, daß sein Widerstand zu schwach und es jetzt am gerathensten sei, sich dem deutschen Reiche zu nähern. Pribislav beschäftigte sich daher, nach der Besitznahme seines Landes, mit der friedlichen Wiederherstellung seiner Regierung; er baute 1169 die Burgen Meklenburg, Ilow und Rostock wieder auf und bevölkerte sie mit Wenden 5 ).


1) Den Hergang dieser Sache erzählt sehr interessant Helmold Chron. Slav. II., cap. 2, §. 4 - 6; vgl. Cap. 3, §. 2.
2) Secesserunt erge Slavi longius a castro, eo quod ingrueret nox et castra metanda essent. Helmoldi Chron. Slav. II, cap. 2, §. 6.
3) Guncelinus ergo - - relicta Ilowe et collocata illic militum custodia, transiit Zuerin. Helmoldi C. S. I. c.
4) Audiens ergo Henricus Leo dux, labefactari res in Slavia, contristatus est animo, et misit interim robur militum Zuerin ad custodiendam eam, et praecepit Adolpho comiti et majoribus de Holzatia, ut transirent Ilowe et essent tutamen castri. Helmoldi Chron. Slav. II, cap. 4, §. 1.
5) Omnis enim Slavorum regio - usque ad Zuerin, olim insidiis horrida et pene deserta, nunc dante Deo redacta est velut in unam Saxonuni coloniam, et instruuntur illic civitates et oppida: multiplicantur ecclesiae et numerus ministrorum Christi. Pribizlavus quoque, deposita diutnrnae rebellionis obstinatia, sciens quia nom expedit sibi, calcitrare adversus stimulum, sedit quietus ct contentus funiculo portionis sibi permissae et aedificavit urbes (die Burgen) Mekelenburg, Ilowe et (  ...  )
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Mit dem J. 1171 begann die eigentliche Germanisirung und Christianisirung des Obotritenlandes auf friedlichem Wege, und zwar zunächst durch Befestigung und Dotirung des Bisthums Schwerin. War auch nach Helmold dem Fürsten Pribislav die Burg Ilow wieder eingeräumt, so mochte sie doch dem Sachsenherzoge oder vielmehr dessen Grafen Guncelin von Schwerin ein zu großer Stein des Anstoßes sein. Es ward vermittelt, daß dem Bisthum durch die Dotations=Urkunde 1 ) 10 Dörfer im Lande Ilow zur Dotation überwiesen wurden und unter diesen auch Alt=Ilow 2 ). Wahrscheinlich aber kam der Bischof gar nicht zum Besitze dieser Dörfer, wenigstens nicht zum Besitze von Ilow, da nicht lange daraus (schon vor 1185) die Burg wieder in den Händen der obotritischen Fürstenfamie war. Die päpstlichen Confirmationen 3 ) des Bisthums von 1177, 1185 und 1189 führen die Namen dieser Dörfer auch nicht einzeln mehr auf, sondern nennen nur "10 Dörfer im Lande Ilow" (X villae in terra Ilowe) als bischöflches Eigenthum. Die dem schweriner Dom=Capitel vom Papste Coelestin III. nach Berno's Tode im J. 1191 ertheilte Consfirmation 4 ) führt statt Ilow das jetzt unbekannte Dorf Curivitz 5 ) auf; damals waren von den Dörfern im Lande Ilow 4 dem Dom=Capitel und 6 dem Bischofe überwiesen. Die Güter im Lande Ilow verschwanden aber bald aus bischöflichem Besitze; nur das Dom=Capitel behauptete das Eigenthum seiner 4 Dörfer, wenn auch schon der Fürst Heinrich der Löwe im J. 1305 über die Schwierigkeit der Eimittelung dieser Güter klagte 6 ), da die Namen so sehr verändert 7 ) seien, daß die ursprünglichen Güter nicht alle mehr erforscht werden konnten.

Unter Pribislavs Regierung scheint Ilow sich wieder in Ruhe gehoben zu haben, da es noch immer im Besitze der


(  ...  ) Rozstock et collocavit in terminis eorum Slavorum populos. Helmoldi Chron. Slav. II, cap. 14, §. 4 - 5.
Zu den in dieser Zeit entstandenen Kirchen gehört wahrscheinlich die im reinen Rundbogenstyl erbaute Kirche zu Lübow bei Meklenburg; vgl. unten Jahresbericht.
1) Vgl. Lisch Mekl. Urk. III, S. 25 - 26; vgl. S. 53.
2) Alt =Ilow mag die Burg damals wohl schon wegen Errichtung der nahe gelegenen Burg Neuburg genannt worden sein.
3) Vgl. Lisch Mekl. Urk. III, S. 35, 41, 45.
4) Vgl. das. S. 47.
5) Vgl. das. S. 48, 54.
6) Vgl. das. S. 114.
7) Im Lande Ilow und in der Nähe der Burg Ilow giebt es auch wirklich viele Dörfer mit deutschen Namen, deren früherer Name nicht bekannt ist, z. B. Steinhagen, Steinhusen, Hageböck, Neuburg, Neuendorf, Eichholz, Vogelsang Garvensdorf, u. s. w.
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fürstlichen Familie war. Während der Volksaufstände nach dem Tode Pribislavs (30.Dec. 1178) tritt das östliche Meklenburg und auch Ilow in Dunkel. Nach dem Sturze des mächtigen Sachsenherzogs (1181) zeigten sich überall Spaltungen in dessen Ländern, an denen auch die Lehnträger in den Obotritenländern standen. Des unglücklichen Wartislavs Sohn Nicolaus machte gegen Heinrich Borwin, Pribislavs Sohn und des Herzog Heinrich Schwiegersohn, gleiche Ansprüche an die Regierung geltend und wandte sich dem neuen Herzoge Bernhard zu. Die Grafen im Obotritenlande zu Schwerin und Ratzeburg, der alten sächsischen Regierung getreu, traten im Verein mit dem Grafen Adolf von Holstein nicht allein gegen den Herzog Benhard in Fehde, sondern auch gegen dessen Anhänger, namentlich gegen den Fürsten Nicolaus, "um ihn aus dem eigenmächtigen Besitze des Landes zu setzen". Plötzlich fielen sie mit einem Heere in das wendische Gebiet ein, überrumpelten 1183 auf geheimen Wegen bei Nacht die Burg Ilow, vertrieben aus derselben die Mutter des Nicolaus, Wartislavs Witwe, nahmen die übrigen Bewohner gefangen, steckten die Burg in Brand und kehrten darauf mit Beute beladen heim 1 ). Nicolaus floh zum Herzoge Bernhard, Borwin aber behauptete sich im Besitze der Burgen Rostock und Meklenburg und verbündete sich mit dem Herzoge Bugeslav von Pommern, der mit dem Könige Kanut von Dänemark im Kriege stand. In diesem Kriege verwirklichten die Dänen den lange gehegten Wunsch nach der Oberherrlichkeit der Wendenländer; es ward zwar Friede, aber die beiden obotritischen Fürsten mußten ihr Land von Dänemark zu Lehen nehmen, und der König von Dänemark erlaubte es sich, das Land unter die beiden Vettern so zu theilen, daß Nicolaus die Burg Rostock, Borwin aber die Burgen Ilow und Meklenburg erhielt 2 ). Nicolaus starb am 25. Mai 1200 3 ), nach andern Angaben im J. 1197, und Heiinrich Borwin gelangte zum Besitze des östlichen Obotritenlandes.


1) Unde congregato exercitu clam terram Slavorum intrantes, occulto quodam aditu noctu occupaverunt castum Ilowe, et clanculum illud intrantes, matrem nicloti, qui Wertislai filius fuerat, inde ejecerunt caeterisque captivatis, succenderunt castrum et depopulata terra omni reversi sunt ad loca sua cum spoliis multis. Arnoldi Lub. Chron. Slav. III, cap. 4, §. 4.
2) Borvinus - - recessit a castro Rostock, tradens illud nepoti. Ipse uero Ilowe et Mekelenburg in possessionem sortitus est, rege sic disponente, qui jam terrain Slavorum sibi subjicere cogitabat et adjicere regno suo. Arnoldi Lub. Chron. Slav. III. cap. 4, §. 4.
3) Vgl. Jahrb. I, S. 135.
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Der Fürst Heinrich Borwin I. († 1227) residirte vorherrschend zu Meklenburg, und nannte sich daher Fürst von Meklenburg; aber auch Ilow scheint seine Residenz gewesen zu sein. Sein ältester Sohn Heinrich (Borwin II.), der 1226 vor dem Vater starb, lebte im Lande Kissin und hatte Werle wieder aufgebauet, woher die Linie Werle den ersten Ursprung nahm 1 ).

Durch die Landestheilung unter die Söhne Heinrich Borwins II. 1229 kam das Land Meklenburg an den ältesten der Brüder, Johann I. den Theologen. Dieser reidirte noch längere Zeit hindurch zu Meklenburg 2 ), jedoch auch mitunter zu Ilow 3 ). Nachdem Johann im J. 1256 die Hauptresidenz der Herren von Meklenburg nach Wismar verlegt hatte 2 ), verschwindet auch Ilow als Fürstenburg aus der Geschichte und überhaupt mehrere Jahrhunderte ganz aus der Geschichte, bis es mit dem Anfange des 16. Jahrhunderts als ein Lehn der von der Lühe wieder bekannt wird.

Der Bischof von Schwerin gelangte nie zum Besitze seines Tafelgutes Ilow. Dagegen scheint Ilow, und zwar besonders der Burgwall von Ilow, schon sehr frühe ein Ritter= oder Burglehn geworden zu sein. Schon im J. 1177 tritt ein Sigerus de Ilo 4 ) auf. Von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 15. Jahrhunderts sind über das Ritterlehn Ilow gar keine Nachrichten vorhanden; jedoch geben die Verhandlungen über den Burgwall aus dem 16. Jahrhundert einige Ergänzungen über diesen Mangel. Eine Ritterfamilie Ilow kommt in Meklenburg gar nicht weiter vor 5 ); dagegen behaupteten die von der Lühe im Anfange des 16. Jahrhunderts, daß der Burgwall von Ilow ihr ursprüngliches Stammlehn sei: im Ausgange des Mittelalters war Ilow als ein altes Lehn im Gesitze der von der Lühe.

Am Ende des 15. Jahrhunderts und im Anfange des 16. Jahrhunderts starb die Linie der von der Lühe auf Ilow aus und die Güter derselben fielen auf den letzten


1) Vgl. Jahrb. VI, S. 95.
2) Vgl. Jahrb. VI, S. 84.
3) Vgl. Lisch Mekl. Urk. II, S. 9. Hier ist eine Urkunde der Fürsten Johann und Pribislaw, welche bis zur Volljährigkeit des jüngern, Pribislaw (1238 ?), die westliche Hälfte des Landes in ungetheilter Herrschaft besaßen, zu Ilow datirt: "Acta sunt haec anno gracie M°CC°XXXI°, III° kal. Maii, datum in Ylowe per manus Rodolfi notarii nostri".
2) Vgl. Jahrb. VI, S. 84.
4) Nach vidimirten Abschriften der Doberaner Urkunde d. d. kal. Febr. 1177. In andern vidimirten Abschriften fehlt in der Schrift eine Reihe Zeugen.
5) Bekanntlich existirt aber noch jetzt eine Familie von Ilow, welche seit mehreren Jahrhunderten außerhalb Meklenburg gewohnt hat.
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Sprössling derselben, auf Borchards von der Lühe Tochter, Drothea von der Lühe; diese brachte als Erbjungfer ihrem Manne Joachim von Stralendorff auf Prensberg auf Lebenszeit die Güter Ilow, Lischow und Kl. Strömkendorf zu. Zu dem Gute Ilow wird in den Verhandlungen beständig auch der Wall namentlich gerechnet.

Am Ende des 15. Jahrhunderts lag der Wall noch wüst und war mit Dornen bewachsen. Borchard von der Lühe gab nun die eine Hälfte des Walles einem Bauern Namens Ilow und bald darauf die andere Hälfte dessen Schwiegersohn, dem Bauern Hans Pyll. Beide machten den Wall urbar und baueten zwei Katen vor dem Walle, an der Ostseite desselben nach dem jetzigen Hofe Ilow hin. Im J. 1507 erwarben die Bauern Martin und Heinrich Ilow von Hermann von der Lühe auf Pantzow, welcher seit 1502 Pfandträger von Ilow war, den Burgwall zum Bauerkaufe 1 ). Als Joachim Stralendorff durch seine Frau zum Besitze von Ilow kam, wollte er die Güter durch bessere Cultur ertragreicher machen und die beiden Wallbauern legen. Aber der damalige Bauer Martin Ilow, der dritte Besitzer des Walles aus der Familie Ilow, wollte nicht weichen; vielmehr steckte er sich hinter den Herzog Albrecht mit dem Vorgeben, der Wall sei durch Erbkauf in seine Familie gekommen, habe dieser den Namen gegeben und berge einen großen Schatz, und bot ihn den Wall zu Kauf an. Der Herzog kaufte auch wirlich im J. 1530 den Wall 2 ) und ließ Nachgrabungen auf demselben anstellen. Martin Ilow 3 ) aber war schon einige Jahre vorher nach Rostock gezogen und dort Bürger geworden; darauf hatte ihm der Herzog ein Häuslein zu Gadebusch gegeben, wo er noch 1575 lebte; sein Sohn war daselbst Küchenmeister geworden. So kam der Burgwall von Ilow wieder in fürstlichen Besitz. Als Joachim von Stralendorff das Gut Ilow selbst bewirthschaften und auch die Bauern entfernen wollte, entstand ein langwieriger Rechtsstreit (1525 - 1539) zwischen von Stralendorff und Ilow, in welchem das Hofgericht die Bauern schützte. Endlich wandte sich J. v. Stralendorff 1552 - 1557 mit der Beschwerde gegen die damaligen fürstlichen Besitzer an die Landräthe um Verwendung und die Sache kam vor den Landtag, jedoch ohne Erfolg. Nachdem endlich die Gattin des J. v. Stralendorff gestorben und das Gut Ilow an die Ag=


1) Vgl. Urkunden=Sammlung in Vermischten Urkunden.
2) Vgl. Urkundens=Sammlung in Vermischten Urkunden.
3) Die Verhältnisse des Martin Ilow sind für die Geschichte der Leibeigenschaft nicht ohne Erheblichkeit.
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naten aus dem Geschlechte von der Lühe, an die von der Lühe zu Thelkow, Kötzow und Schulenburg (nach 1568), gefallen war, forderten "Alle des Geschlechts von der Lühe, im Amte Ribnitz und Neu=Bukow erbgesessen" die Restituirung des Burgwalls. Der Herzog Ullrich bestellte daher am 30. Mai 1576 in den Lehnleuten Claus Finecke zu Gnemern, Curd Plessen zu Damshagen und Lic. Hubertus Sieben zu Poischendorf Commissarien zur Untersuchung der Sache; diese erschienen am 7. Nov. 1576 zu Ilow" untersuchten die Lage der Dinge, vernahmm Jürgen und Hans von der Lühe, Jochim Negendank und Ulrich und Joachim Stralendorff und berichteten nach Hofe, worauf die Landesherrschaft den von der Lühe gegen ein gutes Reitpferd oder ein Aequivalent von 200 Thalern am 24. Jan. 1580 den Wall zum Gute Ilow abtraten. Bei Gelegenheit dieser Commission bekannten die vernommenen Zeugen einstimmig:

"das die von der Lühe von dem Walle Ilow ihren Ursprung, Schild und Helm haben",

oder:

"das der Wall Ilow sammt dem beigelegenen Meierhofe der von der Lühe altes Stammlehn sei und ihren Namen vnd Ursprung, auch Schild und Helm davon haben",

und: J. v. Stralendorff hatte im J. 1557 berichtet:

"das Lehnguth Ilow, welches der alten, erbaren Geschlechte von der Lühe im meklenburgischen Fürstenthum ältestes vnd vrsprüngliches Stammlehnserbe, wie sie dasselbige auch von Fürsten zu Fürsten zu Lehn getragen".

Der Ritter Otto Went von Ileborch 1 ), welcher einmal in einer ungedruckten Urkunde vom J. 1352 in Meklenburg auftritt, gehört einem atten, edlen Herren=Geschlechte (Edle Herren Wend von Ileburg, Herren zu Sonnenwalde) an, welches im Mittelalter in der Mark=Brandenburg lebte; im J. 1411 z. B. verleiht der Burggraf Friederich die Unterhauptmannschaft der


1) Er ist Zeuge bei der meklenburgischen Landestheilung vom J. 1352 und steht unmittelbar hinter den Gafen Heinrich von Holstein und Otto von Schwerin mit dem Titel "her" den die daraus folgenden meklenburgischen Ritter nicht führen. Er führt ein kleines, rundes, inausländischem Style geschnittenes Siegel mit einem quer getheilten Schilde, auf welchem oben ein wachsender Löwe unten 3 Sterne stehen, mit der Unterschrift:
Umschrift
Im J. 1858 wird " Otto Went dominus in Ilenborgh" genannt in v. Raumer Cod. Dipl. Brand. Cont. I, p. 15.
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Mark "dem Edeln Wenden von Ilburg"; vgl. v. Raumer Cod. dipl. Brand. Cont. I, p. 43, vgl. p. 311.

Uebrigens wie Meklenburg die Fortsetzung seiner Geschichte in Wismar findet, so findet sie Ilow zum Theil in dem benachbarten Neuburg, über welches man die folgende Abhandlung vergleiche.

Das Land IIow wird im 13. Jahrhundert noch einige Male genannt, z. B. im J. 1266 in einer Urkunde, in welcher der Fürst Heinrich der Pilger mehreren Kirchen seines Landes Geld zu den Altarbedürfnissen an Wein und Oblaten schenkt 1 ), und in einer ungedruckten Urkunde desselben Fürsten vom J. 1298 2 ). Darauf ging das Land Ilow in der Vogtei Bukow unter.


Am 26. Julii 1841 begab ich mich nach dem jetzigen ritterschaftlichen Hofe Ilow 3 ) um die Localitäten in Grundlage der vorstehenden Geschichte zu untersuchen. Ich fand in denselben die geschichtlichen Berichte auf eine glänzende Weise bestätigt. Ilow liegt auf halbem Wege zwischen Wismar und Neu=Bukow, rechts von der Landstraße, eine halbe Stunde östlich von Neuburg. Der Boden des Gutes dacht sich von Osten her von bedeutenden Höhen an der Grenze von Madsow (bei Kirch=Mulsow), von denen man eine herrliche Aussicht über das Land bis auf das Meer hat, in Terrassen von Osten gegen Westen bis zu einem großen, tiefen Wiesenplan ab, der noch weit in die Feldmark Steinhufen hineinreicht; seitwärts rechts von dieser Absteigung liegt der jetzige Hof Ilow. Die Höhen ziehen sich von der Grenze von Madsow halbmondförmig um den Wiesenplan und bilden einen weiten Thalkessel, der sich gegen Westen hin nach dem großartigen Burgplateau von Neuburg hin öffnet Die Wiesen an der Ost =, Nord= und Südseite gehören zu Ilow, an der Westseite zu Steinhufen, so daß die Grenzen der Feldmark Ilow an der Nordseite des Walles liegen.

Mitten in diesem tiefen Wiesenplan 4 ) liegt das aufgetragene Plateau der wendischen Burg Ilow, noch


1) Vgl. Schröder's Wism. Erstl. S. 184: "ecclesiis in terra Ilowe".
2) "Villa Hageboke sita in terra nostra Ilowe in parrochia Nienborch" d. d. 1298 die Fab. et Sebast, apad Wismariam.
3) Dankbar muß ich hiebei der liberalen und freundlichen Unterstützung des Besitzers von Ilow, des Herrn Hauptmann von Bülow, und der theilnehmenden Forschungen des Herrn Candidatcn Korb daselbst, so wie der Herren von Kardorff auf Remlin und von Bülow d. J. gedenken.
4) So beschreibt auch Saxo Gr. P. 840 die Lage des Burgwalls von Karenz (Garz) auf Rügen: (  ...  )
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heute Burgwall genannt, jetzt Ackerfeld, 1841 mit Waizen besäet. An Lage und Ausdehnung gleicht dieser Burgwall von Ilow auffallend dem Burgwalle von Meklenburg. Der Boden des Plateaus besteht aus leichter, schwärzlicher Erde, untermischt mit kleinen, gelbbräunlichen Lehmklumpen, welche von den aufgelösten Resten der geklemten Gebäude herrühren. An der schmalsten Seite der Wiese, nach dem Hofe hin, führt von dem festen Lande eine Auffahrt zum Walle. Der Burgwall selbst ist ein Oblongum, welches sich von Osten gegen Westen zieht; er hat ungefähr im Umfange 2000', in der Länge 600', in der Breite 400' und eine Höhe von ungefähr 20', an einigen Stellen, namentlich am westlichen, steilsten Ende, von ungefähr 30'.

Die Oberfläche des Wallplateaus von Ilow ist wie die Oberfläche der Wallberge der übrigen Burgen: Meklenburg, Dobin und Werle, beschaffen, nämlich, mit Ausnahme einiger unbedeutender Erhebungen und Senkungen, ganz platt und ohne Aufwurf am Rande, so dass die Oberfläche unmittelbar in die schräge Ansteigung zur Tiefe abfällt. Die Commissarien vom J. 1576 haben ihrem Berichte einen ausführlichen Faustriß des Walles von Ilow und der Umgebungen desselben mit Beschreibung beigefügt.

Hier sagen sie:

"Der Wall Ilow"

und fügen an der Bezeichnung der Grenze des Walles hinzu:

"Dißes ist vmbher die Hohe deß walles, welche drey Man vngeuerlich hoch, zum teill außwerts auff die Wisen vnd sonsten in den Wall hinunter gebracht ist";

in die Mitte des Walles zeichnen sie ein kleineres Oblongum mit dem Zusatze:

"Dises ist die Höle deß Walles, in der mitte eine grube vnd Wise".

Durch diese Umwallung des Plateau=Randes, welche noch im 16. Jahrhundert vorhanden war, unterscheidet sich der Burgwall von Ilow wesentlich von den übrigen wendischen Burgwällen, welche eine ebene Oberfläche haben und nur durch den Sumpf, in welchem sie liegen, befestigt sind.


(  ...  ) Urbe undiquesecus voraginibus ac lacunis vallata unicum palustri ac difficili vado aditum habet, quo, si quis incautis viae excessibus aberraverit, in profundum paludis incidat necesse est. Hoc vadum emensis praetentus urbi callis occurrit, hic ad portam ducit, mediusque vallum ac paludem interjacet.
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Aber auch hier giebt uns die Geschichte genügende Aufkläruug, da Saxo Gr. 1 ) ausdrüklich sagt, daß die Sachsen im J. 1162 Ilow mit Wall und Graben umgeben haben.

Der Aufgang zum Burgwall ist jetzt ein Damm auf der Ostseite, von Ilow her; früher lag er wahrscheinlich an der Südwestecke, nach Steinhufen zu. Hier ist auf dem Faustriß ein Steindamm gezeichnet mit der Bemerkung:

"Dises ist ein wagenweg von steinen zusamen geworffen und gehet auff Daniel von Plessen feldt".

So weit die Steinhufer Grenze geht, ist angemerkt:

"Dises ist eine Dornhege vnd scheidet die anstossend felder vom Walle, Dieselbe hatt Hinrich Magnus Preen setzen lassenn. Auff diser seiten der Dornhege stehet alles feldt Daniell von Plessen zu".

An der Ostseite des Walles steht:

"Hie haben vor zeiten 2 katen gestanden, auf welchen Ilow vnd Pyll gewonet haben"

und daneben nach dem Hofe Ilow zu:

"Der von der Lühe agker, der Würdtagker genannt".

Aus diesen Bemerkungen geht hervor, daß die Ränder der Burgwälle in alten Zeiten wallartig erhöht gewesen, diese Erhöhungen in jüngern Zeiten aber durch die Ackercultur nach und nach abgetragen sind.

Die Beweise dafür daß dieser Burgwall zu Ilow die alte wendische Veste Ilow sei, lagen über die ganze Fläche zerstreut. Der erste Griff brachte sogleich jene bekannten Gefäßscherben 2 ) aus Urnenmasse, mit zerstampftem Granit durchknetet, mit wellenförmigen Verzierungen, und kleine Lehmstücke mit Stroheindrücken zu Tage, wie sich gleiche Reste des Alterthums auf den Burgwällen von Meklenburg, Werle und Dobin gefunden haben; am meisten gleichen in den Verzierungen die Gefäßscherben 3 ) von Ilow denen von Meklenburg.


1) Saxones, qnantum ex ipsorum finibus occupaverint, protinus cultu atque habitatione complecti, nec praeda aut gloria contentos, proferendi iœperii cupiditate victoriae lucra continua possessione firmare. Quam ob rem eos Nucletum vita, Prisclavum patria spoliasse, Razaburgam, Illogam ac Sveriuam, ia tociug Sclaviae ruinam, vallo fossaque cinxisse: Saxo Gr. P. 814. - Die ursprüngliche Gestalt der alten Burgwälle von Ratzeburg und Schwerin ist jetzt nicht mehr zu erkennen.
2) Das in Jahresber. I S. 14 zu Bobzin gefundene, als "Graburne" aufgeführte Gefäß ist nach den Forschungen auf den wendischen Burgwällen ohne allen Zweifel ein zum häuslichen Gebrauche bestimmt gewesenes Gefäß aus der Wendenzeit und daher, da es völlig erhalten ist, ein seltenes Stück des Alterthums.
3) Bei dieser Gelegertheit wird es interessant sein, mit den meklenburgischen Gefäßen verschiedener Zeiten die Nachgrabungen in "Böhmens heidnischen Opferplätzen, Gräbern und Alterthümern, von Dr. Mathias (  ...  )
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Der Herr Candidat Korb zu Ilow setzte im October 1841, mit Hülfe der Söhne des Herrn von Bülow auf Ilow, die Untersuchungen fort, und die Resultate bestätigten alle Vermuthungen glänzend. Es ward an der innern Seite des Plateau=Randes in allen Weltgegenden in die Tiefe gegraben. In einer Tiefe von 1 1/2 Fuß fand man Massen von großen Kohlen, unter ihnen zerstreut Knochen aller Art, von Menschen, z. B. einen Oberhauptschädel, und von Thieren, namentlich von Hausthieren, z. B. Rindern und Schweinen, Lehmklumpen mit Stroheindrücken, zahlreiche Urnenscherben, mit grob zerstampftem Granit durchknetet und mit Wellenlinien verziert. Alterthümer dieser Art fanden sich bis 5 Fuß Tiefe an allen Stellen, wo nachgegraben ward. Auch fand Herr Korb einen zierlichen Spindelstein aus rothgelbem Thon.

An der entgegengesetzten Seite der jetzigen Feldmark Ilow, auf den Höhen an der Grenze von Madsow, zieht eine andere Localität die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Hier erherben sich die mit Buchwaldung bewachsenen Höhenzüge der Gegend zu einer bedeutenden Höhe. Die höchste Erhebung fällt an einer Seite in eine sehr tiefe Schlucht ab, zwei andere Seiten senken sich mehr allmählig, nach Madsow hin ist der Abfall am unbedeutesten. Diese ganze Bergspitze ist im Viereck abgegraben und einmal, ja an leichter zugänglichen Stellen, wie an der Grenze von Madsow, doppelt, jedoch nicht hoch umwallt. Der ganze Wall auf dem bewaldeten Berg=


(  ...  ) Kalina von Jäthenstein, Prag, 1836," zu vergleichen. Die in diesem Werke beschriebenen und abgebildeten Alterthümer stammen ohne Zweifel aus sehr verschiedenen Zeiten. Die auf Tab. III VIII abgebildeten, zu Podmokl (Vgl. S. 40 u. 53 flgd.) gefundenen eisernen Alterthümer und Gefäßscherben aus grobkörniger Urnenmasse gehören ohne Zweifel einer heidnischen Burgstätte aus der letzten Zeit des Heidenthums an und gleichen ganz den auf unsern heidnischen Burgplätzen gefundenen Scherben. Dagegen fallen die auf Tab. XXI - XXVII abgebildeten, zu Zwikowetz gefundenen, schwarzlichen Scherben aus feingeschlemmtem Thon in das christliche Mittelalter, die auf Tab. XXVIII - XXXII abgebildeten, zu Hradisst gefundenen Scherben theils in die letzte heidnische Zeit, theils in das christ!iche Mittelalter, gehören also wohl einer Uebergangsperiode. Alle diese Scherben gleichen den in Meklenburg gefundenen aus verschiedenen Zeiten herstammenden Scherben. - Bei dieser Gelegenheit verdient noch bemerkt zu werden, daß die auf Tab, IX - XX abgebildeten Ofenkacheln ebenfalls den in Meklenburg gefundenen gleichen und dem durch Reliefplastik ausgezeichneten 16. Jahrhundert angehören. Es wäre also durch Vergleichung mit den meklenburgischen Alterthümern eine Chronologie in die böhmischen Alterthümer des oben genannten Werkes gebracht; die auf Tab. III - XXXII abgebildeten Alterthümer gehören nicht dem Todten=Cultus an. - Merkwürdig ist, daß die auf Tab. XXXIII, Fig. 1 - 4 abgebildeten Graburnen den in Meklenburg gefundenen Urnen in jeder Hinsicht so vollkommen gleichen, daß sich aus der Großherzogl. Alterthümersammlung zu Schwerin zu jeder Abbildung ein Original liefern lässt.
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gipfet mit der romantischen Bergschlucht giebt eine Ansicht, welche großartig zu nennen ist und im Lande nicht häufig ihres gleichen findet; eine ähnliche Lage hat der Burgwall von Richenberg bei der Richenberger Mühle.

Am Fuße dieser Berghöhe, nicht weit vor dem Hofe Ilow, im Anfange des Waldes, ungefähr in der Mitte zwischen dem Burgwall in der Wiese und der Bergumwallung, an die Höhe gelehnt, liegt eine andere Umwallung von bedeutendem Umfange, jedoch nicht große Erhebung.

Fragen wir nach der Bedeutung dieser beiden Wälle, so scheint die Bestimmung derselben verschieden zu sein. Die letztgenannte, niedrigere Umwallung am Fuße der Höhe scheint die Reste der wendischen Lagerstätte zu bilden, in welcher öfter die Belagerer der Burg Ilow lagen; hier wird Pribislav mit seinem Heere im J. 1164 nach Helmolds ziemlich genauer Beschreibung gelagert haben (vgl. oben S. 158). Der Bergwall auf der Höhe scheint aber einen ältern und bedeutendern Ursprung zu haben; er scheint eine germanische Wohnstätte oder der wendische Opferplatz für die Burg Ilow gewesen zu sein.