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3. Aus dem Mittelalter.

Burgruinen von Ihlenfeld.

Im Mai d. J. theilte der Herr Amtshauptmann Michael auf Ihlenfeld, eine Stunde von Neubrandenburg, dem Herrn Pastor Boll zu Neubrandenburg, Mitgliede des Vereins, mit, daß auf seinem Gute eine alte Grabstätte entdeckt sei, und ließ das Vereinsmitglied zur Besichtigung derselben einladen.

In dem bei dem herrschaftlichen Hause gelegenen Garten, nicht weit westlich von dem Hause, befand sich eine mäßige Anhöhe, welche seit vielen Jahren bestellt worden war, jährlich aber, um sie mit dem übrigen Boden gleich zu legen, abgegraben ward. In diesem Frühjahre stieß man beim Graben

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auf Feldsteine und Gemäuer. Nachdem man mehrere Fuder Feldsteine weggeräumt hatte, kam man auf einen gemauerten Bogen von Ziegelsteinen, auf Kohlen, Asche, Knochen, Scherben von Gefäßen, Eisenstücke u. dgl. Der Bogen war tief in die Erde hineingemauert und gleich bloß gelegt. Der Herr Pastor Boll nahm die aufgedeckte Stätte in Augenschein und berichtete, unter Beischließung von Scherben, an den Ausschuß des Vereins. Manches, z. B. ein Spindelstein, schien auf den ersten Blick auf eine vorchristliche Zeit zu deuten; das Meiste sprach jedoch offenbar für das christliche Mittelalter.

Bald, da der Gutsherr und dessen Familie ein reges Interesse für die Erkenntniß dieser Reste des Alterthums faßten, entdeckte man unmittelbar neben der zuerst entdeckten Stätte eine muthmaßlich gleich construirte zweite, welche zum Zweck einer genauern Untersuchung einstweilen unangetastet blieb. Der Herr Amtshauptmann Michael theilte diese Entdeckung dem Herrn Präsidenten des Vereins mit und lud freundlichst ein Mitglied des Ausschusses zur Untersuchung zu sich. Bei Gelegenheit anderer Untersuchungen im Lande Strelitz nahm der Unterzeichnete in Folge dieser Einladung seinen Weg über Ihlenfeld und ward hier, in Begleitung des Herrn Pastors Boll aus Neubrandenburg, nicht nur freundlichst aufgenommen, sondern es ward ihm auch zur Untersuchung das nöthige Terrain, eine ausreichende Anzahl Arbeiter und der etwanige Fund dem Vereine zur Disposition gestellt. Die Aufdeckung geschah am 16. und 17. September unter der Leitung des Unterzeichneten und des Herrn Pastors Boll, in Gegenwart der Gutsherrschaft und des Hauslehrers, Hrn. Candidaten Otto.

Um ganz sicher zu gehen und genau schildern zu können, folgt hier zunächst der Bericht über die zweite Aufgrabung, welche unter der Leitung von Vereinsmitgliedern geschah.

In der Richtung von Osten nach Westen ist tief in der Erde ein Gang oder eine Vertiefung mit Ziegelsteinen ausgemauert. Diese Vertiefung ist ungefähr 10' lang, 3 1/2" breit und 3 1/2" tief. Etwas über die Mitte hinaus, mehr nach Westen hin, steht in dieser Vertiefung ein Gewölbe von Ziegelsteinen, in der Form eines Tonnengewölbes, gegen 2' breit, etwas über 2 1/2´ hoch, 4' lang; die senkrechten Wände sind 2, der Bogen 1/2 hoch. Ueber diesem Gewölbe ruht ein zweites Gewölbe von Feldsteinen, nach oben hin ungefähr 1 1/2' dick, an den Seiten dünner, keilförmig sich an die Seiten lehnend. Dieses Gewölbe ist durch ein drittes Gewölbe von Ziegelsteinen, das auf den Seitenwänden der ganzen Vertiefung ruht, bedeckt. Dieses obere Gewölbe liegt ungefähr in der Ebene

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des Erdbodens. Die Seiten des obern Gewölbes sind mit Feldsteinen ausgefüllt, und das Ganze bedeckte zuerst eine Schicht horizontal gelegter Ziegel und darauf eine Schicht von größern Feldsteinen, welche etwas über den Boden hervorragten und mit der sie bedeckenden Erde die Hügelerhöhung bildeten. Die Ziegelgewölbe bestehen aus einer einfachen Schicht in die hohe Kante gefetzter Ziegelsteine von der festen, körnigen Masse und der Größe, wie sie aus dem Mittelalter bekannt sind; die Ziegel sind 11 1/2" lang, 5 1/2" breit und 4 1/2" dick; die Gewölbe sind in Kalk gemauert. Gegen Westen war das Gewölbe mit Ziegelsteinen bis auf einen sehr niedrigen Bogen, der, einer Ofenthür ähnlich, in der Tiefe stand, geschlossen. Das östliche Ende war durch irgend einen Zufall geöffnet. Die ganze Vertiefung, in welcher dieses Gewölbe stand, ward bis auf 10' Länge ausgegraben.

Dieser Construction gleich ist die zuerst vom Herrn Amtshauptmann Michael selbst aufgedeckte, welche in gleicher Richtung mit der zweiten, ungefähr 2 von dieser entfernt, liegt.

1) Betrachten wir nun zuerst den Inhalt der zweiten, von den Vereinsmitgliedern aufgedeckten Vertiefung.

Unter dem Gewölbe lag nichts als eine große Masse heller, fest gewordener Asche und ein eiserner Ring, 4" weit, 1/2" breit und 1/4" dick, wahrscheinlich ein Beschlag.

In der viereckigen Vertiefung östlich vor dem Gewölbe aber fand sich eine Menge von Alterthümern aller Art in buntem Gemisch durch einander. _ Zunächst fand sich, nach Abräumung der Feldsteine, in einiger Tiefe eine einfache Schicht horizontal und etwas unregelmäßig liegender Ziegelsteine ohne Spur von Gewölbe. Darunter war die Erde mit Scherben, großen Kohlen und vielen Knochen (ohne Brandspuren) gemischt. In dieser Erde fanden sich unter einander folgende Alterthümer. Zuerst fand sich ein eiserner Sporn, dessen Bügel nach der Radstange hin spitzig ausläuft, wie die Sporen im Mittelalter an Harnischen getragen würden; das Rad fehlt. Etwas tiefer fand sich eine eiserne Lanzenspitze, 6" lang und in der Mitte 1 1/4" breit. In der Nähe lag ein eisernes Wehrgehenk, 3" lang, das sich ganz mit einem modernem Carabinerhaken vergleichen läßt, eine dünne Scheibe von Bronze, 1 1/4" im Durchmesser, mit einem Nagelloche in der Mitte, wahrscheinlich ein Endbeschlag, und Fragmente von einer kleinen harzigen Verzierung mit hervorragenden Knötchen, wie ein sehr kleiner architektonischer Perlstab. An andern Stellen lag ein Fragment eines breiten eisernen Messers, das augenscheinlich beim Ausgraben zerbrochen ist, und ein

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eiserner Nagel; in der Nähe lag der Griff eines langzahnigen knöchernen Kammes, aus einem Röhrenknochen gearbeitet, 1" breit und 2" lang, mit dem Anfange der abgebrochenen Zähne: an der hintern Fläche sind noch die natürlichen Markhöhlen des Knochens sichtbar. Etwas weiter abwärts fand sich ein runder Deckel von gegossener Bronze; derselbe hat 7" im Durchmesser, der überfassende Rand ist gegen 1 1/4" hoch; die Decke hat oben eine geringe Vertiefung, über welche sich 4 1/2" weit ein niedriger Henkel spannt; an der einen Seite ist im Rande ein etwas unregelmäßiger, runder Ausschnitt, wie es scheint, mit Absicht gemacht. Auf den ersten Anblick scheint der Deckel einem großen Gefäße angehört zu haben. Auffallend war es jedoch, als sich einige Zoll tiefer, jedoch nicht grade unter dem Deckel, sondern etwas seitwärts verschoben, ein Stein fand, der mit dem Deckel in Verbindung zu stehen scheint. Dieser Stein ist eine viereckige Granitplatte, von ungefähr 2 Fuß Durchmesser. Der Stein, fast einem kleinen Mühlsteine vergleichbar, nur vierseitig, ist durch Kunst behauen und geebnet. Nehmen wir an, daß er mitten durchgebrochen sei, so hatte er in der Mitte eine regelmäßige, runde Oeffnung, um welche rings umher eine eingemeißelte Randvertiefung geht; in diese Vertiefung paßt genau der Deckel. Der Stein ist jedoch mitten durch die Oeffnung zerbrochen und nur zur Hälfte vorhanden. Diese Erscheinung wird weiter unten ein Gegenstück finden.

Zwischen der Erde in der ganzen Vertiefung fanden sich Kohlen von Tannenholz, in Stücken bis zu einigen Zollen Durchmesser. Ferner fanden sich Scherben von 14 verschiedenen Gefäßen, welche. alle alten Bruch zeigten und in den Scherben nicht mehr vollständig waren. Alle zeigten offenbar ihre Herkunft aus dem jüngern Mittelalter; sie bestehen aus jener fein geschlemmten, festen, unverwüstlichen Masse, entweder aus blaugrauem Thon mit schwarzer Oberfläche oder aus weißem Thon mit glasurter Oberfläche. Sie sind nicht allein durch die Festigkeit der Masse, sondern auch durch die edle Einfachheit der Formen und reifenartigen Verzierungen im höchsten Grade ausgezeichnet. Es fanden sich Reste von 6 Gefäßen aus blaugrauem Thon, von denen eines eine Mündung hat, welche fast die Weite des bronzenen Deckels erreicht; die größere Anzahl dieser bauchigen Gefäße hat Henkel gehabt und scheint zu Kochgefäßen gedient zu haben. Ein Gefäß ist von schlichter, rother Ziegelmasse. Ein Gefäß war ein kleiner, grünlich glasurter Henkeltopf. Sechs Gefäße sind aus weißlichem Thon, mit seiner Glasur überzogen oder

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auch in der Masse glasurt, mit ziemlich senkrechten Wänden krugartig gebildet, mit zierlichen Reifen geschmückt, und scheinen zu Trinkgefäßen gedient zu haben. Auch fand sich ein Bruchstück eines rundbauchigen Gefäßes aus weißem Glase, welches durch das Alter eine opalisirende Oberfläche erhalten hat.

Am 3. und 4. Oct. 1839 unternahm Hr. Pastor Boll die gänzliche Ausräumung dieses Vorraumes und fand hier, außer mehrern Scherben und Knochen, ein gut erhaltenes eisernes Messer, in der Klinge 8 1/2" lang und 1" breit, in dem Griffheft 4" lang. Auch der Vorraum an der andern Seite des Gewölbes ward vollständig ausgegraben. Auch hier fand sich eine Menge von Kohlen, Scherben und Knochen, jedoch kein Metall.

Nach allen Richtungen hin und in allen Höhen fanden sich sehr viele, wohl erhaltene, feste Knochen, welche, nach der Bestimmung des Herrn Professors Stannius zu Rostock, Thieren angehören, die noch heute in die Küche kommen; vorherrschend waren Rinder= und Schweineknochen, dann Hühner= und Taubenknochen; auch fanden sich Hirsch= und Rehknochen

2) Die erste, von dem Hrn. Amtshauptmann Michael aufgedeckte Vertiefung zeigte ein ähnliches Resultat. In dem Gewölbe fand sich ebenfalls viel Asche und dabei ein vollständig erhaltener Schmelztiegel 1 ), 5" hoch und 4" weit im Quadrat, ganz in der viereckig gedrückten Form der heutigen Schmelztiegel, mit rundem Boden. Ferner fand sich, wie es scheint, unter dem Gewölbe, in Scherben ein großes, festes Gefäß, weitbauchig, aus festem, blaugrauem Thon, von 8" Durchmesser in der Oeffnung, mit einem Deckel mit einem durchbohrten Knopfe aus gleicher Masse. Vor und bei dem Gewölbe fanden sich Reste von noch wenigstens sieben Schmelztiegeln und von andern Gefäßen, wie bei dem andern Gewölbe, nämlich: Scherben von 4 großen blaugrauen Gefäßen und von 3 glasurten, zierlichen Krügen aus weißlichem Thon. Ferner fand sich, wie vor dem andern Gewölbe, auch hier der Rest einer Steinplatte, die noch zu einem Fünftheil vorhanden ist. Sie ist von feinkörnigem, weißlichem Sandstein, viereckig, ungefähr 2' im Quadrat, 1 1/2" dick, bearbeitet, auf der Oberfläche mit Strichen und Puncten behauen und hat ebenfalls ein Loch von ungefähr 7-8" im Durchmesser gehabt, welches gleichfalls auf der


1) In der Großherzogl. Alterthümersammlung zu Neustrelitz befinden sich ebenfalls drei alte Schmelztiegel von derselben Form.
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obern Seite mit einer Randvertiefung umgeben ist; wie in die Randvertiefung des ersten Steins der bronzene Deckel paßte, so paßt auf die Randvertiefung dirses Steins grade der Boden des eben beschriebenen großen Deckelgefäßes. Endlich fand sich in dieser Vertiefung: ein Spindelstein aus blaugrauem Thon, ganz in der Form, wie die Spindelsteine in den Wendenkirchhöfen gefunden werden, ein Schleifstein aus lehmfarbigem Thonschiefer, rechtwinklig, 2 3/4" lang, 1 1/2" breit und 3/4" dick, und, dem Anschein nach, eine. kleine eiserne Messerklinge mit Griff 7" lang, in 3 Stücke zerbrochen. In dem östlichen Vorraum vor diesem Gewölbe, den der Herr Pastor Boll nachträglich aufdeckte, fand sich nichts als fester Lehm, keine Spur von Kohlen, Knochen oder Alterthümern.

In der Nähe dieses Gewölbes fand sich noch ein kurzer dreieckiger Fuß von einem Grapen aus Bronze, von der Erzmasse des oben beschriebenen Deckels, wie sich dergleichen Füße öfter an mittelalterlichen Grapen finden.

Die vielen Knochen, welche sich in der obern Hälfte des Raumes außerhalb des Ofens und vor demselben fanden, gehörten alle dem uns bekannten Schlachtvieh an und waren größtentheils Schweine= und Rinderknochen.

Am 3. und 4. Oct. 1839 nahm der Hr. Pastor Boll ein anderes Feldsteinpflaster auf, welches sich neben dem zuerst aufgedeckten Gewölbe zeigte. Es war schmaler, als die Steinpflaster über den Gewölben, auch länger, indem es bis an das Feld hinanreichte. Ein Gewölbe fand sich nicht darunter. Aber es zeigten sich hin und wieder Kohlen, Knochen, schwarze Topfscherben, glasurte Scherben. Ferner fand sich: ein zusammengebogenes Stück Eisen, 1 1/2' lang und 1" breit, ganz wie ein Tonnenband; eine eiserne Pfeilspitze mit Schaftloch; ein 2" langes und 1 1/2" breites eisernes Blech mit einem Einschnitte, der Blechdecke eines Thürschlosses ähnlich.

Diese Gewölbe oder die Vertiefungen scheinen sich, nach den unter der Oberfläche des Gartens liegenden Steinen zu schließen, noch weiter seitwärts zu erstrecken.

Hinter diesen Gewölben, gegen Westen und das Feld hin über die Grenze des Gartens hinaus, zeigt sich eine andere Eigenthümlichkeit. Hier stehen bedeutende Massen von Hohlziegeln, auf die hohe Kante gestellt und in einander geschoben und mit Kalk verbunden, in gleichem Niveau. Diese Ziegel, ähnlich den Dachpfannen, sind von rother, fester Ziegelmasse, etwas über 1/2´ hoch, ungefähr 3/4" dick, der Länge nach in einen rechten Winkel gebogen, der in jedem Schenkel 3 bis 4"

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weit ist; einige haben auf der Außenseite auch einen Knopf, wie die Dachpfannen. Diese Ziegel stehen der Länge nach aufrecht in einander geschoben, fest durch Kalk verbunden, in langen Reihen neben einander, oben in gleicher Ebene. Ohne Zweifel haben sie den Fußboden von großen Wohngebäuden gebildet; zur größern Festigkeit sind die Ziegel auf die hohe Kante gestellt. Von oben sind diese Ziegel durch Brand bis gegen die Hälfte hin schwarz gefärbt; der unter ihnen stehende natürliche Lehmboden ist 2 1/2' tief durch Brand roth und gelb gebrannt, so daß er, vom Roth in Gelb übergehend, erst in der angegebenen Tiefe seine natürliche Farbe erhält. Nach der Versicherung des Herrn Amtshauptmanns Michael reichen diese Ziegelmassen und Trümmer noch weit in das Feld hinaus.

Auch an den Gewölben zeigten sich Spuren von Brand. Ueber den Gewölben war die untere Fläche der Steine schwarz berußt. Umher aber und an der Oberfläche zeigten auch die obern Flächen Spuren von Brand.

Ueberlegen wir jetzt, was diese Stelle zu bedeuten gehabt habe, so ergiebt sich nach allem, was hier gefunden ist, ohne Zweifel, daß sie im Mittelalter, etwa im 14. oder 15. Jahrhundert, verlassen worden sei. Die Mauerziegel, Gefäße, Waffen, zeugen unleugbar für diese Zeit. - Die Spuren eines Feuers, das den Boden über 2 Fuß tief zu Ziegelmehl brennen konnte und die aufrecht stehenden Hohlziegel mit eingerechnet 3 Fuß tief wirkte, zeugen dafür, daß hier ein gewaltiger Brand gewüthet habe. - Nach der Ausdehnung der Ziegelmassen waren auch die Gewölbe wohl nicht die Hauptsache, sondern nur untergeordnete Theile eines größern Ganzen.

Und für diese Ansicht, daß die aufgegrabenen Alterthümer die Reste einer durch Brand im Mittelalter untergegangenen Wohnstelle sei, zeugt auch die Geschichte: es sind die Trümmer der Burg Ihlenfeld. Seit alter Zeit 1 ) wohnten auf Ihlenfeld die Ritter von Ihlenfeld, im J. 1480 Vater und Sohn. Diese hatten auf der angrenzenden Feldmark der Stadt Neubrandenburg allerlei Gewaltthätigkeit geübt. Die Bürger der Stadt zogen deshalb gegen sie und bestürmten die Veste; die Ritter tödteten in der Vertheidigung von der Burg aus einen Rathsherrn. Darauf zündeten die Brandenburger die Burg an, verbrannten den alten Ihlenfeld in derselben und erstachen den Sohn, als er sich aus dem Fenster durch die Flucht retten wollte. Um nun solchen Gewaltthätigkeiten ein Ende zu machen und den Frieden zwischen der


1) Nach Latomus und Frank A. u. N. M. VIII, S. 175.
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Stadt und dem Geschlechte der v. Ihlenfeld wieder herzustellen, zogen die Herzoge Magnus und Balthasar in Person nach Friedland und legten auf dem Kavelpasse am 1. Julius 1480 den Streit dadurch bei, daß die Neubranbenburger eine harte Buße nach damaliger Sitte thun mußten. Ein Stück Tuch, welches seit dieser Zeit die Neubrandenburger jährlich an das Gut Ihlenfeld geben mußten, soll noch im vorigen Jahrhundert geliefert sein; die Abgabe hat seitdem aus unbekannten Ursachen aufgehört.

In diesem Brande ging die alte Burg Ihlenfeld unter, welche wahrscheinlich in der Nähe des jetzigen Hofes Ihlenfeld gelegen haben wird, da grade diese Stelle eine treffliche Aussicht in die Runde gewährt. Die Hohlziegel werden wohl die Pflaster der großen Gemächer oder Säle (Palas, Hofdönsk) gewesen sein. Die Gewölbe lagen offenbar in unterirdischen Räumen und waren, nach den Schmelztiegeln zu urtheilen, vielleicht Schmelzöfen. Umher waren natürlich freie Kellerräume. Während in dem Brande die Gewölbe unbeschädigt blieben, sanken die Decken der nicht gewölbten Kellerräume vor den Gewölben ein und hinein stürzte von oben in dem vernichtenden Brande das, was über ihnen lag. So läßt es sich erklären, daß vor den Oefen verschiedene Schichten von Alterthümern über einander lagen. Auch mag in dem unterirdischen Keller= und Küchenraum manches Stück des Alterthums früh verloren gegangen sein, und so trafen hier von oben und unten her so verschiedenartige Reste der Vorzeit zusammen. Die Feldsteinpflaster waren die Pflaster der einzelnen Räume der Gemächer (Küchen oder ähnlicher Wirthschaftsgemächer), die mit Feldsteinen ausgelegt waren. Wenn auch Reste der Burg Ihlenfeld erst vor nicht langer Zeit in ziemlicher Entfernung von den Gewölben abgetragen wurden, so ist dies kein Beweis, daß diese Reste die Ueberbleibsel der alten Burg Ihlenfeld waren. Die Ritter v. Ihlenfeld erbaueten sich nach der Demolirung ein neues Haus und, wie es nicht unwahrscheinlich ist, an einer andern Stelle in der Nähe, wie auch das jetzige Haus nicht auf den alten Fundamenten steht. Und so können füglich Ruinen von zwei Burgen derselben Herren neben einander liegen. Auch bleibt die Annahme noch immer gestattet, daß, was jedoch nicht die Gewölbe zu einem Gebäude außerhalb der alten Burg gehörten.

G. C. F. Lisch.