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IV. 1.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, den 8. October 1838

Vignette

E ine Reise des Herausgebers und andere Umstände haben diesmal den Druck des Jahresberichtes verzögert: derselbe wird nun zusammen mit diesem Quartalberichte ausgegeben und versandt. Einige bei der Correctur desselben übersehene Druckfehler werden dem Leser leicht von selbst in die Augen fallen. -

Seit der Generalversammlung haben die verschiedenen Verhältnisse und Beziehungen des Vereins folgende Veränderungen und Erweiterungen erhalten.

Von auswärtigen Vereinen hat die baden-sinsheimer Gesellschaft zur Erforschung der vaterländischen Denkmale der Vorzeit unsern Verein um Correspondenz und Schriftenaustausch ersucht, und von unserer Seite ist solches der deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer zu Leipzig angeboten, worden. - Die Zahl der ordentlichen Mitglieder erlitt durch den Tod des hochverdienten Geheimen-Raths von Bassewitz auf Schonhof eine sehr schmerzliche empfundene Verminderung, dagegen traten neuerdings drei Persionen dem Vereine bei. - In Folge eines in der Generalversammlung gemachten; und von dem Ausschuss genehmigten Vorachlages wird das Vereinslocal mit den dort aufgestellrten grossherzoglichen und Vereins-Sammlungen fortan nicht blos, wie bisher, an jedem Tage auf vorgangige Meldung bei dem Custos, Herrn Hofküster Bachheim, für Fremde zugänglich, sondern auch an einem Wochentage, nämlich am Sonnabend, Nachmittags von 2 Uhr an, im Winter bis zum Eintritt der Dunkelheit, im Sommer bis 5 Uhr, ohne solche vorgängige Meldung geöffnet sein. -

Die Sammlungen des Vereins erhielten wiederum ansehnliche Bereicherungen. Es kamen nämlich

I. zu der Sammlung von Schriftwerken und zwar

A. zur Bibliothek: zahlreiche und werthvolle Geschenke von Sr. K. H. dem Grossherzoge Paul Friederich (etwa 100 Werke in 200 Bänden aus den Doubletten der Regierungs-Biblothek), von correspondirenden Gesellschaften und von einzelnen Mitgliedern und Freunden des Vereins , deren Namen und Gaben genauer zu bezeichnen einem der folgenden Quartalberichte oder dem nächsten Jahresberichte überlassen bleiben muss, weil es dem gegenwärtigen Blatte an Raum dazu mangelt.

B. Für die Sammlung typographischer Alterthümer erwarb der Verein

a) durch Vermittlung des Herrn Professors Dr. Bachmann zu Rostock:

1) Institutionum reipublicae militaris accivilis libri novem Nicolai Marescalci Th. Rostochii 1515.
2) Ordinarius inclite ecclesie Swerinensis. MCCCCCXIX. Rostochii, per Ludovicum Dietz.

b) als ein Geschenk des Herrn Dr. Deecke zu Lübeck:

3) Donati grammatici - - editio prima. Ex officina litteraria Ludovici Dietz. 1518. Rostochii.

C. Zur Urkundensammlung :

1) Vom Herrn E. F. Mooyer zu Pr. Minden; 4 Urkunden, betr. den Verkauf der Grafschaft Schwerin von den Grafen von Teklenburg an die Herzoge von Meklenburg.

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2) Von dem Magistrate der Stadt Rostock ist dem Vereine die Benutzung der Urkunden der Michaelis-Bruder bereitwilligst gestattet worden. Es ist von 30 Haupturkunden durch die freundliche Vermittlung de" Herrn Senators und Archivars Dr. Crumbiegel zu Rostock von dem Herrn, Archivar Lisch Abschrift genommen, zum Zweck der Benutzung für die ältere Geschichte der Buchdruckerei in Meklenburg.

3) Nach Mittheilungen des Herrn Mooyer zu Pr. Minden befinden sich im XL Bande der Kindlingerschen Handschriften Sammlung zu Paderborn 6 Urkunden über den Verkauf der Grafschaft Schwerin an die Herzoge von Meklenburg in Abschrift, und verdankt der Verein demselben Herrn Regesten aus diesen Urkunden.

4) Herr Director von Ledebur zu Berlin schenkte: 10 Regesten meklenburgischer Urkunden aus seltenen Werken.

II. Die Sammlung von Bildwerken.

A. Die Alterthümersammlung empfing:

a. Vorchristliches:

α. aus der Zeit der Hünengräber:

1) Eine Streitaxt erster Grösse aus Hornblende, von gewöhnlicher Form, gefunden auf dem Felde von Kl. Woltersdorf bei Wismar,
2) einen Keil aus grauem Feuerstein, gefunden ebendaselbst,
3) einen kleinen Streithammer aus Hornblende, gefunden tief in einer Torfgrube zu Kl. Woltersdorf,
alle 3 Stücke geschenkt vom Herrn Hülfsprediger Dühring zu Meklenburg.

β. aus der Zeit der Kegelgräber:

1) in einem von dem Herrn Hülfsprediger Ritter zu Wittenburg unter freundlicher Gestattung des Herrn von Laffert auf Lehsen geöffneten Kegelgrabe bei Lehsen fanden sich, ausser Urnenscherben etc., ein sehr weiter Fingerring aus doppeltem, an beiden Enden geschlossenem Drath von reinem Golde, ein engerer Fingerring aus doppeltem, an einem Ende geschlossenen und am andern Ende zusammengedrehten Drath von reinem Golde, und kleine Glasperlen von schöner, blaugrünlicher Farbe;
2) in einem zweiten bei Wohld von demselben Mitgliede aufgedeckten Grabe ward eine Heftel von Bronze, eine schön modellirte und mit Furchen verzierte framea von Bronze mit Schaftkerbe und ein halbrunder, sonderbar geformter Sandstein gefunden,
3) ein drittes Kegelgrab, auf dem wittenburger Stadtfelde ebenfalls von Herrn Hülfsprediger Ritter aufgedeckt, lieferte nur einige kleine Urnenscherben.
4) Eine framea aus Bronze mit Schaftkerbe, wahrscheinlich aus einem Steihügel zu Wustermark bei Schwerin stammend, geschenkt vom Herrn Goldarbeiter Duwe zu Schwerin.

γ. aus der Zeit der Wendenkirchhöfe:

1) Urnenscherben und Knochen, von einem grossen Wendenkirchhofe bei Helm in der Nähe von Wittenburg, nebst Nachrichten über andere nahe dabei befindliche Gräber (Riesenbetten) eingesandt von Herrn Hülfsprediger Ritter zu Wittenburg.
2) Herr Bauconducteur von Motz schenkte einen Spindelstein, gefunden in der Radegast bei der Mühle zu Rehna.

b. Mittelalterliches:

1) Ein eisernes einschneidiges Schwert, gefunden beim Bau eines Hauses zu Schwerin, 9 Fuss tief in der Erde, geschenkt vom Herrn Gymnasiasten Hobein zu Schwerin.

2) Zwei Ofenkacheln, gefunden beim Bau eines Hauses in der Königsstrasse zu Schwerin, tief unter der Erde zwischen vielen Scherben, geschenkt vom Herrn Hofküster Buchheim zu Schwerin. Die eine ist eine sogenannte Topfkachel, die zweite ist eine mit Bildwerken en relief verzierte Kachel mit hellgrüner Glasur aus dem 16. Jahrh.

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3) Gypsabguss von einem an der innern Seite des Kirchenbodens zu St. Marien in Wismar befindlichen Ziegel mit einem in Umrissen eingegrabenen Bilde, eine Eule darstellend, welche einen Spiegel in einer angesetzten Hand hält (Anspielung auf Till Eulenspiegel?), geschenkt von Herrn Dr. Burmeister in Wismar.

B. Münzen und Medaillen ;

1) Von dem Münzcabinet der Universität Rostock eingetauscht: 22 meklenb. Münzen verschiedener Art.

2) Vom Herrn Kammer Commissär Düffcke zu Schwerin- geschenkt: 12 Münzen aus, dem 10. Jahrhundert, beim Ziehen von Gräben in der Lewitz gefunden.

3) Vom Herrn Ingenieur V. Düffcke: a) 9 Dütchen aus Meklenburg und den Nachbarstaaten, von den zu Glasow bei Malchin gefundenen Münzen, b) 1 pommersches Dütchen vom J.1629, beim Abtragen des Walles zu Rostock gefunden, c) ein schleswig-holsteinsches Dütchen von 1651.

4) Vom Herrn von Schack auf Korchow; 2 Medaillen, 1 hamburger Sechsling von 1675 und ein bleierner Talisman.

5) Vom Herrn Canzleischreiber Lisch zu Güstrow: 5 Sechslinge des Herzogs Albrecht von 1528, beim Ausgraben eines Fundaments in der Nähe von Wismar gefunden.

6) Vom Herrn Dr. Reder zu Rostock: a) 7 meklenb. Schillinge und Sechslinge, vom J. 1528, 1622, 1701-1703, gefunden auf einem Torfmoor bei Rostock; b) 2 rostocker Schillinge von 1654 und 1692, gefunden beim Abbruch dies Schulzenhauses zu Willershagen bei Ribnitz.

7) Vom Herrn Hofapotheker Krüger zu Rostock mehrere Kupfermünzen, 1 Sechsmariengroschen-Stück der Stadt Hannover von 1668.

8) Vom Herrn Stubbendorff zu Wittenburg: ein alter Zahlpfennig und ein Dreiling von l669, gefunden int dessen Garten.

9) Vom Herrn Candidaten Reuter zu Harste: ein alter Zahlpfennig, gefunden auf der Feldmark Kneese, A. Gadebusch.

10) Vom Herrn Dr. Seebohm zu Gadebusch: ein meklenb. Bracteat und ein wismarsches Dütchen von 1617, gefunden auf dem Stadtfelde von Gadebuach.

11) Durch Vermittlung des Herrn Canzleiraths Thomsen zu. Kopenhagen sind aus dem königl. dänischen Münzcabinet für eine dänische Münze von dem sternberger Funde, von welcher ein Abguss in Silber zurückbehalten ist, eingetauscht: 2 sehr Seltene, ungewöhnlich grosse meklenb. Bracteaten, vor 1240 geprägt.

12) Vom Herrn G. Schröder zu Wismar. ein wismarscher Dreiling, gefunden in einem Garten zu Wismar.

13) Vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin: ein bleierner Interims-Dreiling der Armenkasse zu Roebel vom J. 1830.

14) Vom Herrn Dr. Oldenburg zu Schwerin. 49 meklenb. Kupfermünzen aus verschiedenen Zeiten.

15) Vom Herrn Gymnasiasten Crull zu Wismar: ein wismarsches Dütchen von 1630, bei Stove, A. Redentin, ausgegraben, ein rostocker Schilling und ein wismarscher Dreiling, zu Doberan in den Klosterruinen gefunden.

16) Vom Herrn Advocaten Mencke zu Parchim; ein brandenburgischer Bracteat und ein lübscher Schilling von 1552, zu Parchim bei Legung eines Fundaments gefunden.

17) Vom Herrn Procurator v. Königslöwe zu Parchim ein alter wismarscher Solidus, gefunden zu Wedendorf auf dem Felde in einer Steinkiste, welche Menschengebeine enthielt.

C. Siegel :

1) Vom Herrn Dr. Möller zu Rostock ein Siegelstempel von Bronze aus dem 15. Jahrhundert: im Siegelfelde zwei kreuzweis gelegte Zainhaken, Umschrift. [Abbildung]

2) Vom Herrn Senator und Archivar Dr. Crumbiegel zu Rostock Abdrucke von den im rostocker Stadtarchiv aufbewahrten vier Originalstempeln alter Klostersiegel, a) des grossen Siegels des Kloster.

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Marienehe, b) des kleinern Siegels desselben Klosters, c) des Siegels des Dominikaner-Klosters zu St. Johannis zu Rostock, und d) des grossern und des kleinern Siegels der Kaufmannsgilde zu Landeskrona.

D. Geognostische Merkwürdigkeiten.

1) Vom Herrn Candidaten Reuter zu Harste. acht Versteinrungen, gefunden in einer Mergelgrabe auf dem Felde von Kneese, A Gadebusch.

2) Vom Herrn Kenzler zu Wittenburg: eine sehr dicke versteinerte Auster, gefunden in einer Mergelgrube des Gutes Meiersdorff bei Oldesloe.

3) Vom Herrn Kaufmann Wulffsohn zu Wittenburg, ein Stück versteinertes Holz, auf dem wittenburger Felde ausgepflügt.

4) Vom Herrn Advocaten Daniel zu Schwerin, ein Feuerstein, einem Rettich täuschend ähnlich, gefunden im Hofgarten zu Walsmühlen.

III. Nachrichten von Alterthümern sind eingegangen: über den Opferplafz (Steintanz) bei Boitin, vom Herrn Archivar Lisch, über einen heidnischen Begräbnissplatz bei dem Dorfe Mecklenburg und über die Burgstätte zu Meklenburg, vom Herrn Hülfsprediger Dühring daselbst, über Hünengräber, Kegelgräber und andere Alterthümer in der Gegend von Wittenburg, vom Herrn Hülfsprediger Ritter daselbst, über einen im Besitze des Herrn Dr. Wehber-Schuldt auf Goldensee befindlichen Löwenreiter, der einen Leuchter trägt, aus Messing, vom Herrn Besitzer (eine Zeichnung von dem zur Ansicht eingesandten, Kunstwerk hat Herr Hofmaler Schumacher für den Verein angefertigt); über die Kirchen und andere mittelalterliche Bauwerke zu Rostock, vom Herrn Archivar Lisch.

An wissenschaftlichen Arbeiten sind eingesandt:

1) Vom Herrn Director Dr, Crain zu Wismar:
Andeutungen über die Vogelschiessen im Mittelalter.

2) Vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin:
Ueber' das Leben des Nicolaus Baumann und dessen Antheil an der Herausgabe des niederdeutschen Gedichts Reineke Voss.

3) Vom Herrn Dr. Burmeister zu Wismar:
Miscellen. a) Ueber ein Eulenspiegelbild auf einem Ziegel in der Marienkirche zu Wismar, b) Ueber das Haus der Schweriner Domherrn zu Wismar, c) Ueber ein Fragment eines mittelhochdeutschen, Gedichts.

4) Vom Herrn Pastor Mussaus zu Hansdorf:
Meklenburgische Volksmährchen (Fortsetzung).

A. Bartsch,         
zweiter Secretär des Vereins.

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