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Kirche und Kloster zu Zarrentin.

Von dem ehemaligen Nonnenkloster zu Zarrentin, Cistercienser=Ordens (gestiftet im Jahre 1246 von dem Grafen Guncelin von Schwerin), sind nur noch geringe Ueberreste vorhanden.

Die Kirche, welche schon vor der Gründung des Klosters als Pfarrkirche fundirt war und schon vor dem J. 1252 stand, enthält nichts Merkwürdiges: sie ist ein einfacher, weiter Raum, mit nicht ausgezeichneten Gewölben im Spitzbogenstyl, ohne Kreuz= und Seitenschiffe und irgend einen Schmuck im Innern und im Aeußern. Das einzig Beachtenswerthe dürfte die Kanzel sein, welche mit altem, jedoch nicht ausgezeichnetem Schnitzwerk, unter dessen einzelnen Darstellungen Bibelsprüche in niederdeutscher Sprache stehen, geziert ist, und daher wohl noch der katholischen Zeit angehört. Außerdem bewahrt die Kirche noch einen alten Taufstein oder Weihkessel aus dunkelrothem Granit oder Syenit in Gestalt eines Doppelbechers. An Leichensteinen ist die Kirche sehr arm, obgleich dem Kloster zu verschiedenen Zeiten mehrere Nonnen fürstlichen Standes angehörten und, nach den Urkunden im Großherzogl. Archive, selbst die Gräfin Elisabeth (gest. vor 1284), Gemahlin des Grafen Nicolaus I. von Schwerin=Wittenburg, zu Zarrentin begraben lag; von allen Leichensteinen sind nur noch drei in

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der Nähe des Altars übrig, welche jedoch aus der letzten Zeit des Klosters stammen; von diesen trägt nur einer noch eine leserliche Inschrift:

Inschrift

Das Merkwürdigste in Zarrentin ist der noch stehende Theil des alten Klostergebäudes, über den das angehängte Inventarium vom J. 1576 eine erfreuliche Aufklärung giebt. Der Hof an der Südseite der Kirche war in alter Zeit mit Klostergebäuden im Viereck eingeschlossen. Von diesen waren die Gebäude im W. und S. schon im 16. Jahrh. sehr baufällig und es ist jetzt von denselben keine Spur vorhanden. Der noch stehende östliche Theil am Schallsee, das eigentliche Kloster, ist seit alter Zeit sehr wohl erhalten. Es ist ein sehr langes Gebäude, das, am See entlang, von N. gegen S. streicht, im rechten Winkel sich der Ostseite der Kirche nähert, jedoch mit der Kirche nicht im Zusammenhange steht. Wenn jetzt das Gebäude im Innern auch durch eine große Anzahl Scheidewände verbauet ist, so läßt sich doch die ursprüngliche Einrichtung sehr klar erkennen.

An der östlichen Seite, am See entlang, läuft eine doppelte Reihe von Gewölben, welche überall dort, wo vier Gewölbe zusammenstoßen, von Säulen aus Kalkstein oder nordischem Marmor, wie man zu sagen pflegt, mit Kapitälern, mit vier Blättern und Knäufen geschmückt, getragen werden. Der ganze Raum ist 11 Gewölbe lang, hat also in der Doppelreihe 22 Gewölbe. Diese sind im Zweck der Erbauung durch drei alte Mauern in vier Räume geschieden. An den Seiten= und den alten Scheidewänden werden die Gewölbe von Tragsteinen in einfacher architektonischer Form aus Cement getragen; es stehen also im Ganzen 7 Säulen im Gebäude. Die erste alte Abtheilung, von Norden bei der Kirche anfangend, ist 4 Gewölbe lang mit 3 Mittelsäulen; die Gewölbe schneiden sich hier in einfachem Kreuzschnitt. Die zweite Abtheilung ist 2 Gewölbe lang mit einer Mittelsäule; die Gewölbe haben hier einen runden Schlußstein. Die dritte Abtheilung ist 3 Gewölbe lang mit 2 Mittelsäulen und die vierte Abtheilung 2 Gewölbe lang mit einer Mittelsäule; die Schlußsteine dieser beiden Abtheilungen haben eine rhombische Gestalt. - Die Gewölbe an dieser Seite des Gebäudes sind 17' lang und 14 1/2' breit.

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An der westlichen Seite des Gebäudes, nach dem Kirchhofe hin, läuft eine dritte Reihe von Gewölben, jedes von ungefähr 12' in den Seiten, welche nicht mit der Doppelreihe von Gewölben correspondirt 1 ). Hier stehen nämlich 14 Gewölbe hinter einander, von denen, von der Kirche ausgehend, die 10 ersten einen ununterbrochenen Raum gebildet haben, die vier letzten aber durch zwei alte Scheidewände in zwei Gemächer, jedes von zwei Gewölben, geschieden sind. Die Tragsteine und Schlußsteine der Gewölbe in dem großen Raume von 10 Gewölben sind aus Cement und sehr hübsch gearbeitet: die Tragsteine sind Consolen mit schön modellirtem Weinlaub verziert; die Schlußsteine sind runde Medaillons mit trefflichen Reliefs, von denen einige noch zu erkennen sind, z. B. Gewölbe 1: eine segnende Hand, G. 2: ein Pelikan, G. 3: ein bärtiger Kopf, G. 5: eine Sirene, G. 8: eine heraldische Lilie, G. 9: ein sechsstrahliger Stern. Die letzten vier Gewölbe haben Schlußsteine in rhombischer Gestalt.

Die Ziegel sind von ausgezeichneter Güte. Der Cement, aus dem die Trag= und Schlußsteine gefertigt sind, besteht aus Kalk, Kiessand und zerstoßenem Granit, Asche und Kohle 2 ) und muß im weichen Zustande sehr bildsam gewesen sein; für seine Haltbarkeit bürgt seine Dauer, da die Gewölbe aus dem 13. oder 14. Jahrhundert zu stammen scheinen. Die Gewölbe sind äußerst geschmackvoll, reinlich und fest, so daß ein beliebiger Durchbruch ihnen nichts schadet. Jedes Gewölbe hatte, nach äußern Spuren, ein hohes Spitzbogenfenster.

Nach dem Inventarium von 1576 diente der größere Theil der 4 Doppelgewölbe seewärts zum Refectorium oder Reventer, der alte gemalte Fenster hatte. Außerdem waren, wie noch heute, in dem südlichen Theile dieser Doppelgewölbe Küche und Brauhaus (jetzt Brennerei). Die 10 kleinern Gewölbe nach dem Kirchhofe (oder Baumhofe) dienten zum Kreuzgange, aus welchem Thüren in die Hauptgemächer gingen; auch soll in der Küche der Eingang zu einem unterirdischen Gange sein.

Der zweite Stock hat noch kleine Fensteröffnungen zu den Zellen. Hier waren die Schlafgemächer der Nonnen.

G. C. F. Lisch.     


1) Nach den Mittheilungen des Herrn Pastors Masch zu Demern hat auch der Kreuzgang am Dom im nahen Ratzeburg die Eigenthümlichkeit, daß eine Reihe kleinerer Gewölbe neben den Hauptgewölben hinläuft.
2) Diese Mischung wird durch eine vom Herrn Hofapotheker Sarnow vorgenommene chemische Analyse verbürgt.
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Inventarium 1576.

Dass Closter Ambt Zerrentin.

I .

Die seite des Creutzgangs nach dem Sehe warttß ist gewelbet vnd aufgemauret. Daruber sein drei vndt dreissig Sparren, welche mit einem duppelten Zigeltach gedecket. Das Tach aber ist vndicht vnd bedarff besserung.

Vber diesem gewelbe ist ein gepflastert bodden von Maursteinen, daselbst ist vorhin das schlaffhaus gewesen, vnd wirdt itzo zum Kornhause gebrauchet.

Hierunter ist nach dem Bawhoffe wartts der Reuenter. Darin sein 4 Lufftenn mit altenn gemhaltenn vnd zubrochen Fensternn. - 2. Die Kuche. - 3. Vnsers seligen gnedigen Fursten vnd herrn - - Stube vnd Cammer. - 4. Das Brawhaus. - 5. Der Hertzogin Gemächer (drei).

II.

Die ander seite des Creutzganges ist auch gewelbet vnd gehet nach dem Bomgartenn; - - bedarf grosse besserung.

Die vbrigenn beiden seitenn des Creutzganges, vonn welchem die eine seite gantz vnd gar eingefallenn, hatt die darinn begebene Jungfraw Margareta Pentzenn ein, vnd ist die eine noch stehende seite tachloß vnd bawfellig vnd bedarff nötiger besserung.