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C. Aus der Zeit der Wendenbegräbnisse.

a. Gesammelter Inhalt ganzer Begräbnißplätze.

Wendenkirchhof von Helm (bei Wittenburg).

Am 9. Aug. d. J. kam einer meiner, bei den bisherigen Ausgrabungen stets sehr thätig gewesenen Arbeiter und brachte

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mir die Scherben einer, seiner Behauptung nach, vollständig von ihm vorgefundenen Urne nebst ihrem Inhalte. Die zahlreichen Scherben hatten eine sehr große, mit Kiessand und goldfarbigen Glimmerfünkchen durchknetete, braungelbe Urne gebildet, wie sie in Begräbnißplätzen aus der Uebergangszeit vom Germanenthum zum Wendenthum gefunden werden. Sie war mit Knochen gefüllt gewesen. Unter diesen fanden sich blauweiße Glasflüsse, vom Feuer geschmolzen und zum Theil an Knochen angeschmolzen, und zwei kleine Stücken oxydirter Bronze.

Dabei erzählte er: "Von helmer Tagelöhnern habe er er=fahren, daß sie bei Ziehung eines Grabens auf dem helmer Felde Töpfe gefunden hätten und zwar in bedeutender Anzahl, fast neben einander, die aber alle entzwei gegangen seien. Des=halb habe er vom wittenburger Holze, wo er beim Stämme=roden beschäftigt gewesen sei, sich sogleich dorthin begeben; in dem Graben eines neu angelegten Weges habe er nach vielem Suchen die gegenwärtige Urne mit dem aber schon zerdrückten Rande aus dem Ufer hervorschimmern sehen, und habe er sie mit bloßen Händen im gegenwärtigen Zustande herausgekratzt.Umstellt sei sie mit Steinen gewesen, und habe zur Grundlage und zum Deckel ebenfalls breite, dünne Steine gehabt".

Am 19. August begab ich mich gleich nach Mittag an Ort und Stelle und fand, so wie ich auf dem Wege von Wittenburg nach Helm über die Scheide trat, in einer Niederung schon zu beiden Seiten des neu angelegten Weges auf dem Aufwurfe des Kegelgrabens Scherben von Urnen, entdeckte dann sogleich rechts im Holze, nur 30 Schritte vom Wege, ein Riesenbette, etwa 50 Fuß lang und 20 Fuß breit, rings mit mächtigen Steinen umgeben. Den ersten Eckstein hatte man vor Jahren auszugraben versucht; in dem Auswurfe lagen über 1/2'' dicke Scherben einer grobkörnigen Urne und Scherben von einem enghalsigen, schwärzlichen Gefäße von feinerer Masse. Etwa 50 Schritte weiter vorwärts, rechts unmittelbar am Wege und höher, liegt ein anderes Riesenbette über 180 Fuß lang, aber nur gegen 12 Fuß breit, anscheinend unberührt und besonders gut am östlichen Ende erhalten. Der Raum zwischen beiden Riesenbetten und umher scheint ebenfalls viele Urnen zu enthalten; denn im Grabenauswurfe des Weges lagen viele Scherben von sehr dickscherbigen, bräunlichen Urnen. Nun erhebt sich einige hundert Schritt die Gegend dicht vor Helm zu dem sogenannten Heidberge, auf dem und besonders auf der Abdachung nach Helm zu eine Fläche, von wenigstens 200 Schritte lang und über

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100 Schritte breit, durch die der neue Weg sich zieht, voller Urnen, kaum einen Fuß tief unter der Erde, ist. Knochen, Kohlen, Scherben bedecken die Grabenufer; kleine Steinhügel stehen zu Tage, unter denen die Urnen sehr flach stehen sollen; aber auch die Erde, wo oben keine Steine sich zeigen, soll voll davon sein. Soviel wir an Scherben in den Taschen fortbringen konnten, steckten wir nebst einigen Knochen ein; ganze Körbe voll hätte ich sammeln können. Es sind Scherben von Urnen jeder Art (alle ohne Verzierungen), von dickscherbigen, grobkörnigsten an bis zu den feinsten schwarzen Gefäßen. Dabei fand sich auch das kleine Fragment einer kleinen, viereckigen eisernen Schnalle. Ein helmer Bauer, dessen Hufe an diesen Platz stößt, sagte mir: "er habe bei früheren Bauten auf drei Stellen, die er mir zeigte, hier Steine weg=geholt und dabei Töpfe gefunden, aber als unbrauchbar die Scherben weggeworfen. Sein Vater habe ihm aber schon in seiner Jugend gesagt, daß dies ein Heidenkirchhof sei. Uebrigens habe er gehört, daß der Herr Landmesser Hermes, der jetzt zu Helm sei, zwei ganze Töpfe bei Anlegung dieses Weges gerettet habe". - Ich ließ den Hrn. Hermes bitten, diese mir für den Verein zu überlassen, worauf er selber kam und erklärte, nur die Scherben zu haben, die ich in seiner Wohnung auch finden könne. Zugleich machte er mir die Anzeige: "jenseits Helm im sogenannten Kahlbruche sei beim Urbarmachen des Bodens und beim Pflügen im vorigen Herbste ebenfalls eine Menge Topfscherben zu Tage gekommen". Da noch Korn darauf war, so konnte ich den Ort nicht untersuchen.

Einige tausend Schritte aber westnordwestlich von Helm, nach der wittenburger Scheide hin, am sogenannten Piepenmoor, entdeckte ich ein Riesenbette von etwa 36 Fuß Länge und 20 Fuß Breite, mit sehr großen Steinen umgeben, zum Theil über 6 Fuß lang, 4 Fuß breit und dick, von denen aber einzelne schon vor Jahren zum Baue des Küsterhauses in Wittenburg weggenommen sein sollten.

Auf dem Rückwege bei nochmaliger Besichtigung des Heidberges wollte es mir scheinen, als wenn am nördlichen Abhange desselben auch ein kleines Kegelgrab vorhanden sei.

Ohne Zweifel ist der hier beschriebene Theil der Feldmark Helm ein großer Begräbnißplatz, auf welchem sich Begräbnisse aus allen Perioden der heidnischen Vorzeit finden 1 ).

Wittenburg, den 21. August 1838.

J. Ritter.     


1) Ueber einen zweiten Begräbnißplatz bei Helm vgl. Nachrichten über Grabalterthümer.
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In Folge dieser Nachrichten ward Herr Hülfsprediger Ritter von dem Ausschusse ersucht, an dieser so große Ausbeute verheißenden Stelle Aufgrabungen vorzunehmen. Er entsprach freundlichst diesem Wunsche, und die folgenden Mittheilungen aus seiner Feder berichten über den Erfolg seiner zu drei verschiedenen Zeiten unternommenen Arbeiten.

Erste Aufgrabung.

Die Aufgrabung des Heidenkirchhofes am Heidberge bei Helm begann am südlichen Fuße des Hügels nach Helm zu. Die laufenden Zahlen bezeichnen die Urnen, wie sie im Verlaufe der Arbeit sich zeigten, wobei zugleich ihr Inhalt angegeben wird, der an Ort und Stelle ausgeleert wurde:

1.

Eine schon zerbrochene braune Urne, mit Verzierungen aus je 6 bis 7 parallelen Strichen neben einander, welche sich horizontal und senkrecht durchschneiden; die Parallellinien scheinen mit einem Instrumente von parallel gestellten Stäben eingeritzt zu sein. Unter wenigen Knochen lag ein Stück Eisendraht, fast 2 Linien dick, 1 1/2 Zoll lang und an einem Ende etwas gebogen.

2.

Nordöstlich davon eine braune Urne von grober Masse, 14" hoch, 7'' weit im Halse, 11 1/2" im Bauche, 5" in der Basis. Darüber war ein Deckel, wie eine Schale, oben flach und 4 1/2" breit mit einem 6" breiten, auf die Urne passenden Rande. Die Scherben sind mit sehr grobem Feldspath durchknetet und im Boden 3/4" dick. Außer vielen Knochen war nichts darin.

3.

Etwa 10 Fuß östlich davon stand eine feinere braune, auswendig rauhe Urne von gleicher Form, aber mit einer Verzierung unter dem Rande; es ist nämlich ein 5"' breites Band 2"' dick aufgelegt, worauf ovale Eindrücke von oben nach unten 3"' lang und 2"' breit gemacht sind; der Raum zwischen 2 Eindrücken ist 1 1/2 bis 2"'. Auch über dieser Urne war ein Deckel von feinerer Masse. Inhalt: wenige Knochen.

20 Fuß südöstlich fand sich in der Erde ohne Urne ein Haufen Knochen zwischen Modererde; darunter ein in 2 Theile zerbrochener eiserner Ring von 2" im äußeren Durchmesser; der Eisendraht hat etwa 4"' Dicke. Daran scheinen runde Eisenplatten zu hängen; der Rost aber ist sehr stark, so daß außer dem Ringe nichts zu erkennen ist.

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4.

Weiter östlich stand eine schwarze Urne mit Glimmerfünkchen, 9" hoch, 5 1/2" am Rande, 11'' im Bauche, 3 3/4" in der Basis weit. Unter den Knochen lag ein in 3 Stücke zerbrochener eiserner Ring, 1 3/4" im äußeren Durchmesser haltend, aus 2"' dickem Eisendraht, woran Knochen festgerostet sind, und Stücke einer eisernen Heftel, wie Frid. Franc. Tab. XXXIV. Fig. 13, ebenfalls sehr gerostet.

5.

Südlich davon fand sich eine braune Urne von 12" Höhe, im Rande 9'', im Bauche 12" und in der Basis 5" breit. Inhalt: nur Knochen.

6.

Mehr nördlich eine braune Urne mit Verzierung von je 4 Strichen, die rechtwinklig, aber schräge zusammentreffen, und darüber eingedrückten runden Punkten. Inhalt: bloß Knochen.

7.

Nordwestlich stand eine braune Urne von 11" Höhe, am Rande 7'' breit, der 4" hohe Hals verengt sich bis auf 6", im Bauche 12", in der Basis 5" haltend. In der Urne lag über den Knochen ein Geräth von folgender Beschaffenheit: Zwei glocken= oder halbkugelförmige Schalen aus dünnem Blech von Kupfer, 2" 8"' im Durchmesser und 1" in der Höhe, beide gleich verziert mit je 5 parallelen Strichen, die in einer Breite von 2 1/2"' um den Rand und eben so 2 mal über die Höhe der Halbkugel laufen, wo sie in der Mitte sich im rechten Winkel treffen, liegen mit ihrem Rande auf einer runden eisernen Scheibe, die 2"' Dicke und 2" 9''' Durchmesser hat, so daß der Rand etwas, jedoch kaum merklich, vor den Schalen vorsteht. Mitten durch die Scheibe und beide Schalen geht ein eiserner, 1 1/2 bis 2"' dicker Stift, auf der Höhe der Schalen nach außen breit umgenietet 1 ). Dieser Stift scheint


1) Diese beiden durch einen eisernen Stift verbundenen Halbkugeln von Bronze sind im J. 1838 auch auf einem Begräbnißplatze zu Kl. Wieblitz in der Altmark unter ganz gleichen Umständen, namentlich unter vorherrschendem Vorkommen von Eisen, gefunden; nur die Eisenplatte zwischen beiden Halbkugeln ward dort nicht bemerkt, auch waren die beiden Halbkugeln etwas zusammengebogen. Die Bestimmung dieses Geräths hat auch bei diesem Funde nicht erkannt werden können. (Vgl. zweiter Jahresbericht des altmärkischen Vereins 1839, S. 81 und Fig. 3.) Die Beisetzung der Urnen in den ebenen Boden war auch dort beobachtet; auffallend ist es dabei, daß die Urnen dort, wie zu Helm, noch nicht alle Eigenthümlichkeiten der Urnen der Wendenkirchhöfe haben, indem ihre Gestalt sehr verschiedenartig ist und (  ...  )
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nach einer Seite hin eine Verlängerung gehabt zu haben. Der Zweck dieses Geräths ist durchaus dunkel. Fast scheint es, als wäre die eiserne Scheibe in der Mitte die Hauptsache, da sie viel schwerer ist, als die Halbkugeln. Vielleicht ist es Spielzeug, eine Wurfscheibe oder ein Nadelknopf. Beide Schalen sind matt oxydirt; das Eisen ist stark gerostet. Das Innere dieses Gefäßes war mit gleichem Sande gefüllt, wie er in und außer der Urne sich fand. - Noch fand sich in der Nähe ein kleines spiralförmig gewundenes Kupferband von anderthalb Windungen, 1/3" in der Windung im Durchmesser, matt oxydirt. Unter der großen Menge Knochen, worunter auch Zähne, lagen mehrere Stücke Eisen, unter denen eine Spange 2 1/4'' lang, an beiden Enden hakenförmig umgebogen. Die übrigen zusammengehörigen Stücke sind Eisendraht. Ueberall sind Knochen angerostet.

8.

Oestlich davon stand eine fast gleiche Urne, nur daß sie mit einem Henkel versehen ist und daß der Hals oben 5", unten 7 1/2" weit ist und die Basis 4'' hält. Ueber dieser Urne war eine Schale mit sehr breitem Rande, in der oberen Fläche 4 1/2" breit. Inhalt: nichts als Knochen.

9.

Von der Urne Nr. 4 östlich, der Form nach zu ihr gehörend, stand eine schwarzbraune Urne von 8" Höhe, 4 1/4" im Rande, 8" im Bauche und 2 2/3" in der Basis haltend, ohne Verzierung, aber mit 2 Henkeln. Inhalt: wenige Knochen.

Im October 1838.

J. Ritter.     

Zweite Aufgrabung.

10.

Eine braune, glatte, zweigehenkelte Urne, 12" hoch, 7 1/2'' im Bauche, 6" in der Oeffnung und 5" in der Basis haltend.


(  ...  ) ihr Aeußeres des schwarzen Ueberzuges entbehrt. Der Hr. Professor Danneil zu Salzwedel vermuthet daher, daß diese Urnen einer germanischen Bevölkerung angehört haben mögen. Stammen auch die schwarzen und weitgeöffneten Urnen mit den durch ein gezahntes Rad gemachten Verzierungen gewiß aus der letzten Zeit des Wendenthums, so muß man doch annehmen, daß der lange Zeitraum der wendischen Bevölkerung durch mehrere Culturepochen bezeichnet wird. Das Hauptkennzeichen für die Zeit, aus welcher die Urnen stammen, bleibt der Inhalt der Urnen. Mag man auch die Urnen nach verschiedenen Ansichten andern Völkern zuschreiben, so bleibt doch der Unterschied zwischen Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit im Norden Deutschlands unbestreitbar.
(Anmerkung des Herrn Archivars Lisch.)
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Die Henkel sind 6/8" weit, so daß bequem ein Finger hindurch geht. Inhalt: nur Sand, Knochen, Asche.

11.

Diese Urne, 11 Fuß westlich davon stehend, ist der vorigen ganz ähnlich, hält aber 10" im Bauche und 5 1/2'' in der Basis. Der obere Theil fehlte. Inhalt: nur Sand, Knochen, Asche.

12.

Eine rothbraune, glatte und dünne Urne mit einem Henkel, der unmittelbar am oberen Rande anfängt, oval, 6/8 bis 1 1/8" weit ist und unterhalb dessen an beiden Seiten zwei runde Eindrücke als Verzierungen sind. Die Urne ist 9" hoch, hält 8" im Bauche, 6" im Halse, 2 6/8'' in der Basis. Inhalt: nur Sand, Asche und Knochen von einem Kinde.

13.

Eine große, dicke, braune Urne, an Gestalt wie No. 7, aber 15" hoch. Inhalt: Sand, Knochen, Asche.

14.

Eine braune Urne, wie die vorige, aber nur 14" hoch. Inhalt: Sand, Knochen, Asche.

15.

Eine grobe, außen rauhe, braune Urne, ganz wie No. 8. Inhalt: Sand und Knochen.

16.

Eine braune, außen an der oberen Hälfte rauhe, zweigehenkelte Urne, 13" hoch, 11'' im Bauche, 5'' im Halse und 5" in der Basis haltend. Darüber war ein, ganz wie bei No. 3 gestalteter, schalenförmiger Deckel von feinerer Masse. Inhalt: Sand, Knochen und ein etwas gebogenes, 2 1/2'' langes, in der Mitte 1/2'' breites, nach den Enden sich zuspitzendes und hier hakenförmig umgebogenes Stück Eisenblech; der eine Haken ist etwas breiter. ("Hakenfibel, Spange".) 1 )


1) Diese Geräthe, offenbar eine Art Spangen oder Hefteln, sind in der Litteratur zuerst erwähnt in dem Jahresber. des altmärk. Vereins, II, S. 79 und von Danneil Hakenfibeln genannt. Sie sind freilich im Friderico=Francisceum nicht abgebildet, werden aber in der Großherzogl. Alterthümer=Sammlung aufbewahrt in Exemplaren aus Bronze und Eisen. Auch im Wendenkirchhofe von Camin wurden sie gefunden (Jahresber. II, S. 59 flgd.).          (Anmerkung des Herrn Archivars Lisch.)
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17.

Eine schwarze, starke, zweigehenkelte Urne, 9'' hoch, 9" im Bauche, 4" im Halse, 4 3/8" in der Basis haltend. Unter dem Halse läuft ein 1 3/8'' breites Band mäanderförmiger Striche, dann ein gleich breites unverziertes Band umher und von da gehen 4 Bänder mit mäandrischen Strichen bis zur Basis hinab, nämlich eines unter jedem Henkel und eines zwischen diesen. Inhalt: Sand, Knochen und ein 1 3/4" langes Stück Eisendraht mit 2 Knöpfen übereinander.

2 Leichen in Särgen.

Mitten auf dem mit Urnen besetzten Boden zeigte sich die Erde tiefer als sonst (nämlich über 3 1/2') gemischt in den Urboden zu ziehen. Deshalb ließ ich nachgraben und traf zuerst auf eine männliche Leiche, in einem Sarge bestattet, mit dem Kopfe nach Osten, seitwärts mit dem Gesichte nach Süden gelegt. Die in reinem weißen Sande, 5' tief unter der Oberfläche, 2" noch unter dem Urboden, beigesetzte Leiche maß volle 6', die Gebeine waren fast alle deutlich erkennbar, sehr stark, und an den Zähnen sowohl in den Ober= als Unterkiefern fehlte keiner; sie waren alle glänzend weiß. Der Sarg, durch schwarze Streifen im Sande und durch kleine Stücke, welche ihn als aus Tannenholz bestehend bezeichneten, genau abgegrenzt, maß 6 1/2' in der Länge und war am Kopfende 22'', am Fußende 16" breit. Grade 6' westlich von dieser Stelle traf ich auf eine zweite Leiche, eben so tief, und, wie die Gebeine zeigten, von einer Frau. Der Körper hatte 5' Länge ; der Kopf lag nach Westen, mit dem Gesichte nach Süden; alle Knochen waren mehr vergangen; von Zähnen keine Spur; aber auf dem Hinterkopfe war das Haar 2" breit nestartig im Kreise gewunden und lag platt auf; es war dunkelblond. Der Sarg war 5 1/2' lang, am Kopfe 20'', an den Füßen 14" breit. Den Leichen war ein Stein von doppelter Faustgröße auf die Brust gelegt 1 ). - An Alterthümern fand sich nichts.

18.

Eine schwarze, nicht verzierte Urne, 10" hoch, 9" im


1) Meine Ansicht darüber ist: durch die tiefe Lage in dem weißen Quarzsande sind die Leichen gegen schnelle Verwesung geschützt. Wahrscheinlich sind sie aus der ersten Zeit des Christenthums, als das Verbrennen der Leichen verboten war. Aus Mangel an einem christlichen Kirchhofe, oder wahrscheinlicher aus alter Anhänglichkeit an die alten heiligen Oerter wurden sie hier von den Ihrigen auf ihrem Familienbegräbnißplatze beigesetzt. Wäre dies der Fall, so würde das Factum dafür zeugen, daß dieser Grabplatz der letzten, also der slavischen Bevölkerung Meklenburgs angehöre.
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Bauche, 4'' im Halse und 4 1/2" in der Basis haltend. Inhalt: Sand, Knochen und Asche.

19.

Eine starke, schwarze, unverzierte, gehenkelte Urne, hoch 9 1/2", im Bauche 10", im Halse 5", in der Basis 4'' haltend. Inhalt: über den Knochen ein Stück starkes Eisenblech, 5 3/4'' lang, an einem Ende spitz zulaufend und hakenförmig umgebogen, nach dem andern Ende allmälig bis zu 1" breit werdend, auf dem letzten halben Zolle aber nach beiden Seiten bis zu 1 3/4" Breite ausgebogen abgeründet und hier noch zwei eiserne Niete haltend. Bei genauerer Betrachtung scheint es mit der in Urne 16 gefundenen Heftel zu ähnlichem Gebrauche bestimmt zu sein, da bei ungleicher Größe doch die Form ähnlich ist. Es ist wahrscheinlich eine Hakenfibel (sogenannte Knippe), wie die Schlösser an den Büchern.

Am 26. April 1839.

J. Ritter.     

Dritte Aufgrabung.

20.

Eine braune Urne mit ziemlich großem Henkel, 7" hoch, 6" im Bauche, 4" im Halse, der sich bis zur Oeffnung auf 5" erweitert, und 3 1/2'' in der Basis haltend (ähnlich der im Frid. Franc. XXXV, 7 abgebildeten). Inhalt: Knochen und Sand.

21.

Eine schwarze ganz zerdrückte Urne, einige Knochen enthaltend.

22.

Eine braune Urne, 13" hoch, 14" im Bauche weit, der 4 5/8" lange Hals von 9 bis 4" sich verengend und dann bis zu 5 1/2'' an der Mündung sich erweiternd, in der Basis 4 7/8'' haltend. Dicht unter dem Halse ist eine 5/8'' breit aufgelegte Verzierung, fast einem umgekehrten V gleich, 3 7/8'' weit, 1 6/8" hoch. In der Urne waren unter den Knochen 2 kleine Stücke Kupferblech, außerhalb der Urne 2 Bruchstücke sehr dünnen, fast 3/8" breiten, ringförmig gebogenen Kupfers. - Darüber ist ein Deckel 3" hoch, 6 1/2" breit mit scharf eingebogenem Rande; die Basis hält 2'' im Durchmesser.

23.

Eine schwarze Urne, ganz zertrümmert, ohne Inhalt.

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24.

Eine braune Urne, 8 1/2" hoch, 9" im Bauche, 4'' im Halse und 3 7/8" in der Basis haltend. Darüber war eine Schale als Deckel. Inhalt: Knochen und Sand.

25.

Eine braune, ganz zerdrückte Urne, ohne Inhalt.

26.

Eine Urne, hell und dunkelbraun gestreift, 8" hoch, 8'' im Bauche, 4'' im Halse, 3 1/2'' in der Basis haltend. Inhalt: Knochen und Sand.

27.

Eine braune Urne mit 4 Henkeln, 10" hoch, 11 1/2 im Bauche, 6" im Halse, 3 6/8" in der Basis haltend. Inhalt: unter den Knochen eine Ringschnalle mit breiter Zunge, aus 1/6'' dickem Eisendraht, im äußeren Durchmesser 1 3/8'' weit; es ist die Länge von 7/8" ausgebrochen, welche fehlt.

28.

Eine braune Urne, zertrümmert. Inhalt: Knochen.

29.

Eine braune Urne mit 2 Henkeln, 9 1/2'' hoch, 10'' im Bauche, 4 1/2" im Halse, 3 3/4'' in der Basis haltend und ohne Inhalt.

30.

Eine schwarzbraune Urne, 9" hoch, 9" im Bauche und 2 3/4" in der Basis haltend. Der Hals ist 4" lang, fast senkrecht stehend; er verengt sich von 4 bis zu 3 1/2" und wird an der Oeffnung wieder 4 3/4" weit. Inhalt: Knochen von einem Kinde.

31.

Eine braune Urne, 12" hoch, 10 1/2" im Bauche, 3 1/2" in der Basis und 4" in dem 4" langen Halse haltend; ähnlich No. 22. Inhalt: Knochen und Sand. Darüber war ebenfalls ein Deckel.

Am 1. Julius 1839.

J. Ritter.