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III.

Buchdruckerei

des

Raths Dr. Nicolaus Marschalk.


1.
Leben des Dr. Nicolaus Marschalcus Thurius.

S elten hat sich ein Mann, bei einer ziemlich bedeutenden Wirksamkeit für die Mitwelt und Nachwelt, so sehr widersprechende Urtheile über sich gefallen lassen müssen, als Nicolaus Marschalk. Er war einer der ersten, welche das Studium der griechischen Sprache nach dem Norden Deutschlands verpflanzten und welcher dasselbe hier durch Rede und Druckschriften in eigner Druckerei verbreitete. In seiner begründeten Vorliebe für die griechischen Studien und bei seinem Streben nach historischem Zusammenhange suchte er die Lücken der meklenburgischen Geschichte in der Urzeit durch Herbeiziehung der griechischen Geschichte zu ergänzen und bildete so aus dieser eine meklenburgische Urgeschichte, welche nur seine Hypothese war. Jahrhunderte hindurch sprach man ihm nach, bis man endlich nach dem Grunde der marschalkschen Hypothesen fragte, und als man diese endlich als - Hypothesen erkannte, scheute man sich nicht, ihn ganz zu verwerfen, statt daß man einfach seine Mythologie hätte der Vergessenheit übergeben und seine wahre Geschichte kritisch benutzen sollen, welche allerdings für die Zeit, daß er gleichzeitige Ereignisse niederschrieb, Werth hat, da er die Ereignisse seiner Zeit genau kannte. Es ist hier nicht der Zweck, eine ausführliche Lebensbeschreibung Marschalks zu geben; aber eine kritisch geordnete Uebersicht seiner Lebensumstände wird hier nöthig sein, um seine Wirksamkeit für die Gelehrsamkeit und die Aufnahme der Buchdruckerei in Meklenburg gründlicher beurtheilen zu können,

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um so mehr, da man ihn bis jetzt fast nur von der litterarhistorischen Seite kennt 1 ).

Nicolaus Marschalk war zu Roßla 2 ) in Thüringen, nach bisherigen willkührlichen Angaben ungefähr um das Jahr 1470, geboren, und stammte angeblich aus dem thüringischen Geschlechte der Marschall 3 ), welche Gosserstadt 4 ) besaßen; nach seiner Abkunft aus Thüringen legte er sich, in Folge seiner griechischen Studien, den gräcisirenden Beinamen Thurius bei 5 ).

Er bezog nach vollbrachten Schulstudien die Universität Erfurt, wo er im Jahre 1490 Magister der Philosophie 6 ), darauf Baccalaureus der Rechte ward 7 ) und den akademischen Lehrstuhl betrat, vor welchem er auch Spalatin zu denjenigen seiner Schüler zählte, die in der Folge seine Freunde wurden 8 ). Als der Kurfürst Friederich der Weise im Jahre 1502 die


1) Was bisher bekannt war, ist ziemlich genau zusammengestellt in: Schoettgenii Commentatio de vita Nicolai Marschalci Thurii, quam ob raritatem recudi curavit Joh. Phil. Schmidius, Rhostochii, 1752; Etwas, 1740, S. 324 flgd. und 1745, S. 60, und a. O.; Krey Andenken an die rostockschen Gelehrten, St. IV, S. 24; Krey Beitr. zur mekl. Kirchen= und Gelehrten=Geschichte, I, S. 298 und 315.
2) Als sein Geburtsort ist bisher Erfurt angegeben. Aber als er im J. 1490 magister in artibus zu Erfurt ward, schrieb man seinen Namen also in die akademische Matrikel:
          Magr. Nicolaus Marschalk de Rossla.
Wahrscheinlich ist dieser Ort der bekannte gräflich=stolbergische Ort Roßla in der goldenen Aue; außer diesem Roßla führen in Thüringen nur noch Ober= und Nieder=Roßla bei Weimar denselben Namen. Vgl. Neue Mitth. des thüring.=sächsischen Vereins, II, Heft 3 und 4, 1836, S. 611.
3) Sein Wappen hat im Großherzoglichen Archive noch nicht gefunden werden können. Unter den Holzschnitten in seinen Werken kommt einige Male ein gerüsteter Ritter zu Roß vor, auf dessen Turnierdecke ein links schauender Adler dargestellt ist; auch findet sich derselbe Adler in den Holzschnitten der Randverzierungen in seiner Historia aquatilium auf der Rückseite des Titels; diese Randleiste ist Tab. III, Nr. 6. abgebildet. Derselbe Adler steht auf der Flagge am Vordermaste des Schiffes in Instit. reip. lib. ult. cap. CX; auf der Flagge am Hauptmaste sind zwei Löwen übereinander, auf der Flagge am Hintermaste ein Kreuz auf einer zerplatzenden Bombe (wohl Holzschneiderzeichen). Wahrscheinlich ist der Adler Marschalks Wappen. Die Marschall auf Gosserstadt führten zwei Tuchscheeren im Wappen (vgl. Schöttgen a. a. O. S. 7). Die Sirene in Marschalks Drucken ist wohl Druckerzeichen.
4) Vgl. Schöttgen a. a. O. p. 7.
5) Marschalk selbst sagt in Comment. Annal.: "Turingi uaria habent nomina apud antiquos; dicuntur enim Thurii teste Donato," etc.
6) Vgl. Neue Mitth. des thür.=sächs. Vereins a. a. O.
7) Vgl. Schöttgen a. a. O. §. III.
8) Hierüber vgl. man einen Brief Marschalks an Spalatin, abgedruckt in v. Behr Rer. Mecl. lib. Praef. p XLV, und in Krey Beitr. I, S. 316. - Spalatin nennt sich selbst, bei Herausgabe einiger Gedichte Marschalks zu Erfurt im J. 1501: "puer amanuensis N. M. T." Vgl. Hummels Neue Bibliothek von seltenen Büchern, I, S.77. - Nach der wittenberger Universitäts=Matrikel ward Spalatinus ebenfalls im Wintersemester 1502-3 immatriculirt:
       Georius borkhardus de spalt.
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Universität Wittenberg gründete, war N. Marschalk einer der ersten, welche nach Wittenberg hinüberzogen, um hier die neue Universität bilden zu helfen 1 ). Wahrscheinlich ward er hier Doctor der Rechte und lehrte hier auch dieselben 2 ).

Der Kurfürst erkannte wohl die Fähigkeiten des vielseitig gebildeten jungen Mannes und ernannte ihn zum gemeinschaftlichen Gesandten 3 ) des sächsischen Hauses. Hiemit war der Herzog Georg von Sachsen aber nicht zufrieden; und da sich andere Irrungen entspannen, so wollte er das Ende nicht absehen: er verließ Wittenberg 4 ) wahrscheinlich im Anfange des Jahres 1505 und wandte sich nach Alt=Brandenburg, wo er sich im März d. J. häuslich niedergelassen hatte, um den Studien zu leben und sein weiteres Schicksal zu erwarten 5 ). Kaum war er in Brandenburg eingetroffen, als auch der Kurfürst Joachim von Brandenburg ihm mündlich und schriftlich Beschäftigung in seinen Diensten anbot und ihn namentlich für seine junge Universität Frankfurt zu gewinnen suchte 6 ).


1) N. Marschalk ist der elfte in der wittenberger Universitäts=Matrikel; vgl. Schöttgen a. a. O. §. III. Nach Mittheilungen des Hrn. Dr. Förstemann zu Halle ist er, als einer der ersten nach dem Rector und den Decanen, wohl schon am ersten Tage der Eröffnung der Matrikel, Lucä 1502, also eingeschrieben:
Nicolaus Marscalcus Thurius arcium magister et vtriusque iuris baccalaureus erfordiensis.
2) So viel ist gewiß, daß er bis kurz vor seiner Uebersiedelung nach Meklenburg in Wittenberg lebte und als Doctor nach Meklenburg kam.
3) Damals hielten sich die Fürsten sprachgelehrte und mit den Rechten, der Geschichte und der Politik vertraute und gewandte Männer, welche vorzugsweise als Gesandte und Unterhändler an fremde und verwandte Höfe verschickt wurden: zum "Verschicken in fremde Land"; man nannte sie, die häufig den Raths=Titel trugen, oratores. Verschickte; auch gebrauchte man dazu die "Räthe von Haus aus".
4) Ueber die Zeit von der Abreise Marschalks von Wittenberg bis zu seinem Eintritte in meklenburgische Dienste giebt vorzüglich der angeführte Brief Marschalks an Spalatin Aufklärung:
"officium communis oratoris a principe mihi illustrissimo Friderico datum, a principe Georgio patruele, qui in praesens dominium eius se contendit, differatur, subortis interim et aliis dissensionibus, quarum ego finem cum meo damno expectare nolui".
Auf frühere drückende Verhältnisse Marschalks in seiner Jugend spielt Ul. v. Hutten (1510) an in einer Elegie auf ihn Querel. I, p. 10:
Vtque malis olim tulit ipse simillima nostris,
Dum leget, in promptu causa doloris erit.
5) Der Brief an Spalatin ist datirt:
Brandeburgi die Marci a. dom. MDV.
In demselben sagt Marschalk:
"Vivit Thurius adhuc tuus et - - vescitur aura, Dei videlicet munere, totus incolumis, totus occupatus in otio litterarum suavissimo. - - Albim ego nunc, Spaltine iucundissime, reliqui ac prorsum posthabui".
6) In demselben Briefe erzählt Marschalk: (  ...  )
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Zu gleicher Zeit hatte ihm auch der Herzog Heinrich 1 ) von Meklenburg den Antrag machen lassen, bei ihm als Gesandter Dienste zu nehmen 2 ). Dies schien ihm ehrenvoller; wahrscheinlich trug aber auch die Bekanntschaft mit dem jungen Caspar von Schöneich, der im Jahre 1507 Kanzler des Herzogs Heinrich ward 3 ), dazu bei, daß er die meklenburgischen Dienste vorzog: denn beide waren in der Folgezeit immer vertraute Freunde.

Marschalk nahm also einen Dienst bei dem Herzoge Heinrich von Meklenburg an. Schon am 28. April 1505 ward ein Bote mit einem Briefe an ihn nach Alt=Brandenburg abgeschickt 4 ); und bald darauf muß er in seinen neuen Dienst nach Schwerin gezogen sein, da er am 21. August 1505 nach Alt=Brandenburg ging, um seine Bücher und sonstigen Mobilien nach Schwerin zu holen 5 ); am 15. Junius und 10.


(  ...  ) Postridie quam in urbem ipsam (Brandeburgum) veni, Marchiae princeps illustr. manu me sua, ut est humanissimus et adorator etiam studiosorum egregius, nedum studiorum, comprehendit, Francofurdiae suae academiam denarravit, me, si cupio, facturum ibi primum, qui iuvet et exsurgat, - - missis post ab absente etiam eam ob causam litteris".
1) Wahrscheinlich stammte die Zuneigung des Herzogs Heinrich zu Marschalk aus frühern Verhältnissen. Im J. 1494 verhandelte nämlich "Hermann Marschalk, Ritter", der in Diensten des Markgrafen Friederich von Brandenburg stand und zu Berlin lebte, mit dem Herzoge Magnus von Meklenburg, daß er bei diesem als Hofmeister dessen Sohnes, Herzogs Heinrich, in Dienste treten möge; wahrscheinlich kam dieses Verhältniß zu Stande. Leider ist auch Hermann Marschalks Siegel nicht zu erkennen; muthmaßlich dürfte Hermann Marschalk der Vater des Nicolaus Marschalk sein.
2) In dem Briefe an Spalatin heißt es:
"Oblata praeter id honesta mihi est conditio a Duce Megapolense illustr., ut oratorem agam apud regiam maiestatem, et alios regulos ac principes in provinciis abeundis, ternis ad minus equis principis sumtu stipendioque in annos meos satis largo. In his utrum potius eligendum adhuc delibero".
3) Caspar von Schöneich bekleidete in den Jahren 1503-1506 die Stelle, welche Marschalk zugedacht war, die eines Gesandten; da man aber vielleicht den nahen Tod seines "Vetters", des Canzlers Brandanus von Schöneich, welcher am 4. März 1507 begraben ward, voraussah, so mochte er wohl für den Todesfall seines Vetters an die Wiederbesetzung der Gesandtenstelle denken für den Fall, daß er selbst Kanzler werden würde. - Im Nov. 1505 übernahm Caspar von Schöneich noch eine Gesandtschaft an den Kaiser und in den nächsten Jahren noch andere Gesandtschaften.
4) In den herzoglichen Kammer=Rechnungen heißt es:
"1505. secunda post vocem Jucunditatis. XVI ßl. gegeuen einem Boten, yn myth briuen geschickt an Doctor niclao marschalck geyn olden Brandenborch".
5) Ebendaselbst: 1505. quinta post assumptionis.
"X gulden doctor Niclao Marschalck to hulpe gedan her to halende syne Bocke vnnd gerede to Schwerin".
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November 1505 erhielt er die ersten Zahlungen auf seine Besoldung 1 ).

Er ward nun "Rath" 2 ) des Herzogs Heinrich, d. h. nach unsern Begriffen wirklicher Geheimer=Rath, war der erste Staatsdiener nach dem Canzler (Minister) und diente dem Fürsten als Gelehrter und als Ritter 3 ). Caspar von Schöneich und Nicolaus Marschalk waren im ersten Viertheil des 16. Jahrhunderts längere Zeit die einzigen gelehrten Räthe am Hofe des Fürsten und wurden verhältnißmäßig am besten besoldet: Marschalk erhielt, so lange er am Hofe lebte, 100 Gulden Jahrgehalt und freie Zehrung für sich und seine Dienerschaft, Futter für 3 Pferde, Hofkleider und allerlei Emolumente, wie es in der Zeit Sitte war.

Schon im Herbste 1505 übernahm er Gesandschaften, indem er z. B. am 28. October 1505 mit Andern zu Schönberg mit der Stadt Lübeck unterhandelte und Martini 1505 mit dem Henning von Halberstadt nach Alt=Brandenburg ging, um dort die Streitigkeiten mit den lüneburgischen Herzogen über die Leibgedinge aus dem erloschenen Hause Meklenburg=Stargard beizulegen 4 ); auch übernahm er im Jahre 1505


1) Ebendaselbst:
"1505. in die Viti. V gulden doctor Niclao marschalk vp syn Zolth gegeuen tho gustrow".
und:
"1505. in vigilia Martini. X gulden doctor niclas marschalke vp syn Zolth to Szwerin gegeuen".
2) Nach einer erneuerten Bestallung vom J. 1512 sollte er sich
"Ratsweise in Unsern Geschefften gebrauchen lasszen".
In einem Notariats=Instrumente vom 8. Mai 1507 wird er:
"Juris utriusque doctor consiliariusque illustrissimorum principum dominorum Henrici et Erici fratrum ducum Magnopolensium"
genannt; vgl. Etwas 1743, S. 2.
3) So sagt er in einem undatirten Briefe, wahrscheinlich vom J. 1506, an den Herzog:
"wolt ich nicht gerne weniger dann dreye pherd haben vnnd alsdann selbst durch mich harnasch, auch dergleichen die meinen furen, - - alles nach meinem stande".
So sagt er in seiner Dedication des Auszuges seiner meklenb. Chronik an den Canzler C. v. Schöneich, daß sie geschehen sei, zum
"gedächtnus der freundlichen gemeinschaft in tapfern und etwa in ergötzlichen Handlungen und geschäften, so wir viel Jar bei unserm gnedigen Herrn gehabt".
4) Nach den Renterei=Rechnungen:
"1505. in vigil. Martini."
"XVIII gulden Ern Henninck Haluerstadt vnnd Doctor Niclao marschalke to teringe geyn olden Brandenborch der ansprake haluen, so myn g. here von Luneborch dheith to mynem g. h. van wegen der van Stargarden etlicher lifftuch haluen".
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mehrere andere Missionen in den Streitigkeiten mit der Stadt Lübeck. So ward er im J. 1506 nach Berlin und Magdeburg, nach Lüneburg und Hamburg und wieder nach Magdeburg in Reichsangelegenheiten gesandt; im J. 1507 unterhandelte er wiederholt mit den Städten Hamburg und Rostock und mit dem Hofe zu Berlin wegen des Hauses Stavenow, und im Jahre 1508 ging er mit Dietrich von Bevernest nach Dänemark zum Könige, und in verschiedenen Reisen nach Stendal, Leipzig, Erfurt, Lübeck und wiederholt nach Rostock 1 ). Während dieser Zeit wird ihm seine Besoldung regelmäßig ausgezahlt, so daß seine amtliche Wirksamkeit völlig klar zu Tage liegt 1 ).

Im Jahre 1509 war er schon verheirathet 2 ) und im Jahre 1506 war ihm ein Magister zum Gehülfen oder Secretair beigegeben 3 ).

Er war zuerst auf ein Jahr in Dienst genommen. Nach Ablauf desselben begehrte er, wie es aus einem undatirten Schreiben von ihm an den Herzog, welches jedoch am Ende des Jahres 1506 geschrieben sein muß, hervorgeht, eine Anstellung auf zehn Jahre, "alletzeit dem hofe zu volgen im lande und aus dem lande, auch in dorf vnd felde", wozu er sich freie Haltung von drei Pferden und den nöthigen Dienern wünschte. Dabei erbot er sich, obwohl er gar nicht dazu geneigt sei, jedoch noch lieber in Meklenburg, als anderswo, das Canzler=Amt zu übernehmen 4 ), wenn die Canzlei gehörig eingerichtet würde.

Marschalk veränderte jedoch bald seinen Wohnsitz, indem er nach Rostock zog. Welche Gründe dies veranlaßt haben mögen, ist nicht actenkundig; jedoch lassen sich Veranlassungen zu dieser Veränderung seines Wohnsitzes vermuthen: vielleicht war, bei der Einfachheit der Geschäfte in damaliger Zeit, wo der Canzler den ganzen Geschäftsbetrieb in sich vereinigte, wohl nicht hinreichend Arbeit für ihn am Hofe; der Herzog Heinrich strebte mit aller Macht darnach, der sinkenden Universität Rostock wieder aufzuhelfen, namentlich da seit Alberts Kranz Abgange


1) Alle diese Thatsachen sind den Renterei=Rechnungen von 1505 bis 1508 entnommen.
1) Alle diese Thatsachen sind den Renterei=Rechnungen von 1505 bis 1508 entnommen.
2) Nach den Renterei=Rechnungen:
"1509. sabbato post andreae."
"XXXV gulden gegeben doctor marschalk vff sin Solt, sulch gelt seiner Husfrawen to Szwerin veranworth".
3) Nach den Renterei=Rechnungen:
"1506 (im Anfange).
"VI gulden gegeuen doctor Niclao Marschalk vp syn zolth synem Magistro auerandtwoordt to Szwerin".
4) Im J. 1507 erhielt jedoch Caspar von Schöneich die Canzler=Stelle.
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die wichtige Stelle eines historischen Juristen und eines Diplomaten nicht wieder besetzt war, auch die griechische Sprache der Pflege bedurfte; endlich mochte der Herzog Heinrich es wohl gerathen finden, bei den Irrungen mit seinem Bruder und dessen thörichten Unternehmungen einen vertrauten Geschäftsmann in Rostock zu haben 1 ), wie denn die Herzoge fast zu allen Zeiten geschichts= und rechtsgelehrte Mitglieder der Universität, welche durch ihre Vermittelung auch die übrigen geistigen Kräfte der Universität benutzen konnten, zu Räthen gehabt haben; vielleicht forderten auch die häufigen Drucke, welche schon damals für den Staat veranstaltet wurden, den Aufenthalt eines geschäftskundigen fürstlichen Dieners zu Rostock 2 ). Marschalk mochte selbst seinen Aufenthalt zu Rostock wünschenswerth finden, um mehr den Wissenschaften leben zu können; auch spricht hiefür der Erfolg seiner Versetzung, indem er in Rostock gleich eine schriftstellerische Laufbahn begann.

Wann die Versetzung Marschalks nach Rostock statt gefunden habe, ist ebenfalls nicht mit voller Bestimmtheit nachzuweisen; wahrscheinlich wird sie im Jahre 1510 geschehen sein, wie es bisher angenommen ist. Im Herbste des Jahres 1510 ward er bei der Universität Rostock eingeschrieben 3 ), mit folgenden Worten:

"Dns. Nicolaus Marschalck juris utriusque Doctor honoratus per Universitatem".

Ulrich von Hutten, der sich bis zum Anfange des Winters 1510 zu Rostock aufhielt 4 ), widmete ihm eine seiner Elegien 5 ), in dem oben mitgetheilten Schreiben des Hermann


1) Auch ein fürstlicher Secretair, der bekannte Nicolaus Baumann, ward zu Marschalks Zeit nach Rostock versetzt.
2) Bisher hat die Meinung Francke's, A. u. N. M. IX, S. 99, als sei "Marschalk des Hoflebens müde geworden" und deshalb nach Rostock gezogen, als vornehmster Grund der Wohnungsveränderung Marschalks gegolten. Es haben aber gewiß wichtigere Gründe vorgewaltet. Dennoch ist es nicht zu leugnen, daß etwas Wahres an dieser Meinung sein mag. Die Sitten des Adels waren in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. in Meklenburg sehr verderbt und die Bessern und Einsichtsvollern hören nicht auf, darüber zu klagen; auch Marschalk zieht in seinen lnstit. reip. milit. IV, 2, wenn auch nur indirect durch Anführung von Stellen römischer Schriftsteller, gegen den Adel zu Felde. Merkwürdig ist dabei das Zusammentreffen der Ausgabe des Reineke Voss, in dessen Noten sich eine seltene Freimüthigkeit und Derbheit gegen Adel und Geistlichkeit kund giebt und schon deshalb ein Buch von hohem Werthe für die Sittengeschichte ist. Die ersten Ausgaben mit Noten wurden zu Marschalks Zeiten zu Rostock gedruckt und dem angeblichen Herausgeber, dem herzoglichen Secretair Nicolaus Baumann, ward auch Rostock zum Wohnsitz angewiesen.
3) Vgl. Etwas, 1739, S. 783.
4) Vgl. Krey Andenken VII, S. 30 und Anhang, S. 44.
5) Zwar ist Marschalk nicht unter den Sechzehnmännern der Universität (  ...  )
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Barckhusen vom 24. Julins 1510 scheint er schon damals zu Rostock gewohnt zu haben und im November 1510 machte er eine Gesandschaftsreise von Rostock nach Stargard 1 ). Dennoch tritt das Wirken Marschalks in den Jahren von 1510-1512 etwas in den Hintergrund. Das Verhältniß Marschalks zum Fürsten und zum Hofe blieb während seines Aufenthalts zu Rostock so, wie es früher gewesen war 2 ). Die beste Aufklärung 3 ) darüber giebt eine neue Bestallung vom Jahre 1512, welche also lautet: Bestallung des Raths Dr. Nicolaus Marschalk.

"Wir Heinrich vnnd Albrecht gebruder vonn gots gnaden Hertzogen zw Meckelnborch etc . Bekennen vffentlich mit dißem vnnßerm brieffe, Nachdeme sich der hochgelerte vnßer Radt vnnd lieber getrewer Niclaus Marschalck Doctor vorhin vff ein Jar vnns zu dinst gethaenn, das sich itzt vff negestkünftige ostern verlauffenn vnnd endigenn wirt, das wir enhe nach ausgange desszelbenn berurtenn Jars noch ein Jar, als vff schirstenn Ostern an pis vff ostern, wen man der weniger Zcal dreitzehenn schreybenn wurt, angenhomen vnnd alßo bestalt habenn, das er die Zceit langk zu Rostock mit haußweßen sein vnnd sich des Jars zu viermalen vff landt= vnnd ander tagen, ßo wir haldenn werdenn, vff vnnßer Costunge Ratsweiße zu vnßernn geschefftenn gebrauchen lasszen,


(  ...  ) Rostock, denen Hutten seine zwei Bücher der Klagen widmete; aber dieser richtete doch Quer. I, Elegia IX,
"ad Nicolaum Marschalcum Thurium, doctissimum virum".
Ulrich von Hutten sagt zu ihm (1510):
Utere sorte tua, cui nunc fortuna secunda est:
Quem levat ex longo parta labore quies,
Utque tibi domus est, vt blandi muneris vxor,
Ut grave sub tanto Principe nomen habes,
Dignum illis animum gere. etc.
Vgl. Krey Anhang, S. 50.
1) Nach den Renterei=Rechnungen:
"IIII gulden doctor marschalck zu zerung von Rostock gein Stargart. 1510. sabato post martini. Herzog Heinrich".
2) Im Jahre 1510 (Montag nach Vincula Petri) ward der Dr. juris Leonhard Mertz unter gleichen Bedingungen, wie Marschalk, zum Rath bestellt. Auch dieser erhielt freie Wohnung zu Rostock oder "so lange die Pest dort regierte" zu Wismar. - Im Jahre 1516 ward der Dr. jur. Peter Boye zu Rostock zum fürstlichen Rath angenommen. - Dies sind die fürstlichen Räthe neben Marschalk.
3) Von dem fortgesetzten guten Vernehmen mit dem Hofe zeugen auch die zahlreichen Vorreden und Dedicationen seiner Werke an die Herzoge und den Canzler Caspar von Schöneich.
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darkegen wir Ime zu beßoldung versprechenn, als wir auch hirmit thuenn, berurt Jar viertzigk reynisch gulden 1 ) vff zwene termyn, iders halben jars dar vonn zcwentzigk gulden, Ein drombt Rogkenn, Ein drombt Maltz, Einenn Ochsenn vnnd Einn Swyn genediglich zu gebenn vnnd vorreichen zu lasszenn. Wir habenn auch vorlasszen vnnd mit Ime abgeredt, ab vnns mergliche gescheffte furfallenn wurden, dor durch vnnser gelegenheyt erfurdern enhe mehr denn vier mal, wie berurt, adir sust zu andern gescheften, die weiter arbeyt vnnd Zceit, denn Landt vnnd ander tage zu besuchenn, bedorffenn wurden, das wir Ime sulch vbirmaß nach gebur vergleichenn, auch andern zu procurirn vbir sein wolgefall an enhe nicht synnen wollenn, vnd op nach außgang gemelts Jars vnns sulche beßoldung lenger zu gebenn adir im vns forder zu dienenn nicht geliebenn wurde, das ider teyl sulch dem andern eynn viertel Jar vor ausgang des berurten Jars vffsagen moge. Als vngeferlich. Des zu Vrkundt habenn wir vnnßer Ingesigil, des wir hirzu ßemptlich gebrauchenn, vff dießenn brieff drucken lasszen, der gegebenn ist zu Swerin am Szontage nach Dorothee virginis anno dom. etc . duodecimo."
"Dis bestellung ist vff dis dreyzende Jar ernewert, mit bewillung beider teil, das ich Caspar von Schoneich mit dieser meyner hantschrifft bezeuge."

Mit rückwärts aufgedrucktem fürstlichen Siegel.

Außer diesen Geschäften des räthlichen Beistandes und der Haltung von Landtagen und Rechtstagen, wurden ihm noch öfter Gesandtschaften aufgetragen; so ging er z. B. im Anfang des J. 1515 mit Steffen von Bülow nach Stettin, 1518 nach Lübeck, 1520 nach Wittstock, 1523 an den Kurfürsten von Sachsen und noch im Anfange des J. 1525 nach Petrikau (vgl. Rudloff III, 1, S. 68), und im J. 1521 gehörte er neben Claus von Lützow und Claus Trutmann zu den "heimgelassenen Räthen" oder fürstlichen Statt=


1) In den Jahren 1515-1520 hatte er nach den Renterei=Rechnungen dieselbe Besoldung, indem es öfter heißt:
"L marck doctor marschalk ein halben Jars Szolt".
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haltern, als die Herzoge zu dem denkwürdigen Reichstage nach Worms gezogen waren.

Bei der Universität blieb er, da er fürstlicher Diener war, außerordentlicher Professor und las hier nicht nur über Civil=Recht, canonisches Recht und Geschichte, sondern auch selbst über Naturgeschichte und Physik 1 ). Ja als im J. 1522 der Herzog Heinrich von der Universität verlangte, dem gelehrten Doctor zu erlauben, daß er über das Neue Testament griechisch und hebräisch lese, und die Universität ihm dafür jährlich 50 Mark aussetzen möge, gestattete ihm solches die Universität, bat jedoch den Fürsten, ihr die Zahlung einer Besoldung in den geldarmen Zeiten zu erlassen und den Dr. Marschalk für Honorar der Studenten Theologie lehren zu lassen. Dieses Schreiben der Universität giebt über den großen Umfang der Gelehrsamkeit Marschalks und sein Ansehen das hellste Licht 2 ).

"Dorchluchtige, hochgebarenn furste, gnediger here. Vnnsze fruntlike grothe vnnd stede bereitwillige denste syn I. f. g. voran bereith. G. H. Juwer f. g. breff an vnns van wegen des werdigen, achtbaren vnnd hochgelerten Herrnn Niclauszen Marschalk der rechten doctors gelanget hebbe wy synes Inholdens verstaenn, Bedankhen ock I. f. g. vpt vlitigeste myt hogeme demothe erer gnedliken thoneginge der wedderupheuinghe vnnd widere entholdinge I. f. g. loeffliken universiteten, De wile g. h. vann vnns wy gedachtem doctorenn


1) In dem öfter gedruckten rostocker Lections=Cataloge von 1520 heißt es:
"Lectiones et exercitatt. in utroque Jnre extraordinarie: - Dns. N. Marescalcus Thurius utr. J. D. leget hora duodecima convenientem in jure civili materiam juxta voluntatem studiosorum. Et aliis temporibus non occupatis, elucidabit Hystoriam aquatilium latine ac graece."
Vgl. Etwas 1738, S. 801, und Marschalks herausgegebene Schriften, in welchen auch allerlei Kenntnisse von Physik und Mechanik zu finden sind. Auch sagt Hutten von ihm:
Etiam forte vagas depingit in ordine terras,
Cumque mari siluas, flumina, rura, lacus,
Et gentes quavis coeli regione repostas,
Totque urbes graphico digerit in radio.
2) Es ist also nicht gegründet, was Krey in den Rost. Humanisten S. 50 sagt, daß Johannes Cornarius der erste gewesen sei, der auf der Universität griechisch gelehrt habe. Wenn Marschalk schon im J. 1515 griechisch drucken ließ und die griechischen Schriftsteller in seinen Werken bearbeitete, so läßt sich, auch ohne ein directes Zeugniß, schließen daß er seine Kenntniß der griechischen Sprache und Litteratur auch zu seinen Vorlesungen benutzt habe.
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gestadenn vnnd vorghunnen mochten, itzundes inn J. g. vniuersiteten to leszende in deme Nigen Testamente gotliker hilliger scrifft in twenn tunghen alsze grekesch vnnd jodesch, mit sampt anholdinghe der studentenn syne Lection to horende, vnnd darumme vann vnns myt vefftich marck jarliker vpheuinge to besorgende vnnd vann vnns de eme loffliken vorsprekende begert, Bidden demotich I. f. g. dar vp to wetende, dat itzund J. g. vniuersiteten vnnd ock vann etliken negest vorgangen Jarenn steruendes vnnd vnderganges der Neringe vmmeliggender steden haluen verneddert vnd geswakenn, wo sze ock noch jegenwardich kriges vnnd orleges haluen merkliken affbroke lidet, Worumme g. h. is vnnse demothige vnnd denstlike bede, I. f. g. will vpt dith maell dat geringe vnnd geswakede standt J. g. uniuersiteten gnedtlick bedenken vnd sulkes J. g. begeren vallen laten, Jedoch nichtesto mynder, wo gedachte Er Doctor Niclausz to lesende vor vnnse studenten vmme ere eigene gelt vnnd besoldinge gesynnet, wete wy vmme I. f. g., der wy togefallen vele groter to uergunnende vorpflichtet, nicht to weigernde, vnnd wuste wy sust anders I. f. g. wor myt to gefallen to wesende, syn wy myth godes hulpe, dem wy I. f. g. vpt luckszeligeste to szeligem regemente lange in suntheyt to entholdende beuelen, alle tidt denstlick genoget. Datum Rozstock vnder J. g. vniuersiteten Secret am dage Mauritii martiris Anno etc . XXII°."

I. F. G.

Gudtwilligere                                            
Rector, Doctores vnnd Meistere                            
des Rades I. F. G. Vniuersiteten                            
tho Rozstock.                                         

Dem dorchluchtighenn vnnd hoch=
gebarenn fürstenn vnnd heren Ernn
Hinrick, hertoghen tho Mekelnborgh, etc .
vnnsem gnedigestenn lieuenn hernn.

So wirkte Marschalk bis er im noch rüstigen Mannesalter zu Rostock am 12. Jul. 1525 starb. Der Herzog Heinrich ließ ihn in der Kirche zu Doberan bestatten und dort ihm,

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dem verdienten, gelehrten und rechts= und sprachkundigen Manne 1 ), ein ehrenvolles Denkmal setzen.

Marschalk war nach allen Nachrichten ein ausgezeichnet gelehrter und geschäftskundiger Mann, der nicht allein durch schriftliche Ausführungen wirkte, sondern auch durch das lebendige Wort thätig war und jeden Weg benutzte, nützliche und gründliche Kenntnisse zu verbreiten. Zu diesen Bemühungen gehört denn vorzüglich die Anlegung einer Buchdruckerei in seinem Hause.

Ulrich von Hutten singt nicht mit Unrecht von Marschalk:

Qua se Varna celer vicinos fundit in agros
    Et prope dux arcem Magnopolensis habet,
Marschalcus faciles studiorum pondere Musas
    Sustulit, hunc ego nil grande latere puto.
                    Ulr. Hutteni Querel. p. 260.

2.
Druckerei des herzoglichen Raths und Professors Dr. Nicolaus Marschalk Thurius.

Marschalk zeigte schon früh einen lebendigen Trieb zur Schriftstellerei und Buchdruckerei. Es sind mehrere Werke bekannt, welche er als Magister während seines Aufenthalts zu Erfurt (1490-1502) schrieb und drucken ließ. Es ist jetzt keinem Zweifel mehr unterworfen, daß Marschalk schon damals in seinem Hause eine eigne Druckerei hatte. Leider sind alle Drucke aus dieser Druckerei nicht datirt; sie müssen jedoch zwischen 1490-1502 fallen. Es liegt ein marschalkscher Druck 2 ) vor:

1) Epitaphia quaedam mire uetustatis: que uiri boni ac eruditi et antiquitatis amatores posteaqua in sancta et religiosa pro litteris peregrinatione statuas monumeta ac urnas adorauerut


1) "Nicolao Marescalco Thurio et literarum et linguarum omnium viro doctissimo, jurisprudentia insigniter claro, tanquam bene merito, Henricus Megalopyrgensium Dux gratiosissimus princeps monumenta posuit."
Vgl. Etwas 1740, S. 329.
2) Die folgenden ersten 5 Drucke sind aus der Bücher=Auction des Dr. Mehnert zu Leipzig grade zu der Zeit in den Besitz des Vereins gekommen, als dieser Bogen in die Druckerei geschickt werden sollte. Was aus denselben für das Leben Marschalks noch gewonnen werden kann, muß daher aus dem Nachfolgenden für das Voraufgehende entnommen werden.
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i qbus erant iscripta inde fideliter collegerunt: et ad amicos miserut.

1 B. gr. 4, ohne Sz. und Cust., mit Sign. a II und a III. - Auf der Rückseite des Titels ein Holzschnitt in marschalkschem Geschmack: ein Portikus, unter welchem eine Sibylle steht, welche auf die Inschrift des Bogens hinaufzeigt. Anfang des Textes:

In arcu Sibylla Romae sculpi fecit has litteras etc .

Schluß auf der vorletzten Seite:

Figurae urnarum in quibus Romani defunctorum olim cinerem religiose adseruabant.

Darunter eine antike Urne in Holzschnitt. Auf der letzten Seite steht ebenfalls eine antike Urne in Holzschnitt und darunter die Worte:

INPRESSVM ERPHORDIE INN AEDIBVS MARSCALCI.

Die Lettern sind unverkennbar die größern lateinischen Lettern Marschalks; auch hebräische und alte griechische Lettern sind S. 3 gebraucht. Die häufigen Ueberschriften sind roth gedruckt. Der Satz ist vortrefflich und besser als in allen Büchern, die Marschalk zu Rostock drucken ließ.

Es ist also keinem Zweifel mehr unterworfen, daß Marschalk schon zu Erfurt eine Hausdruckerei hatte.

Außer diesem Drucke sind noch die vier folgenden in den Besitz des Vereins gekommen; mehrere derselben sind noch im vorigen Jahrhundert in Erfurt gewesen. Alle aber stammen sicher aus derselben Druckerei, in welcher die Epitaphia gedruckt sind.

2) Εισαγωγη προττων γραμματων ελληνων
Elementale introductionu In Idioma Graecanicum.
Alphabetum graecum et eius lectura
De diuisione litterarum graecarum etc.

1 B. in gr. 4, ohne Sz., Cust. und Sign. Ein Hülfsbuch zum ersten Unterricht in der griechischen Sprache für Studirende. Die erste Seite nimmt Titel und Jnhaltsverzeichniß ein. Der griechische Text hat eine lateinische Interlinear=Version in rothem Druck. Auf der letzten Seite, mit rother Einfassung, im Holzschnitt ein Lehrer (Magister Marschalk?), in den Händen eine sehr lange Pergamentrolle haltend.

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3) Introductio ad litteras hebraicas Vtilissima
Alphabetum hebraicum et eius lectura
Vocalium hebraicarum characteres etc.

1 1/4 B. in gr. 4, ohne Sz., Cust. und Sign. Ein Hülfsbuch zum ersten Unterricht in der hebräischen Sprache für Studirende. Die erste Seite enthält nur Titel und Inhaltsverzeichniß.

Der hebräische Text hat durchgehends die lateinische Aussprache und im Verlauf auch noch eine lateinische Interlinearversion in rothem Druck. Schluß:

Titulus graece latine et hebraice in cruce domini etc.

τελος

4) DIOGENIS CYNICI PHILOSOPHI SECTA
Authore Bartholomaeo coloniese latine. Insignia Diogenis. Cratis phi cynici epistole elegatissimae.

Darunter ein Holzschnitt mit dem Diogenes vor der Tonne. 2 B. in gr. 4, ohne Sz. und Cust., mit Sign. A und B. Am Ende der letzten Seite steht: TELOS.

Diese 4 Bücher sind mit den großen lateinischen Typen Marschalks gedruckt; in den 3 ersten kommen auch griechische und hebräische Lettern vor.

Mit kleinern lateinischen Lettern ist gedruckt:

5) Interpretamentum leue in Psellum philosophu: et medicum de natura ciborum conmunium.
(Weiter enthält der Titel nichts.)

3 B. in gr. 4, ohne Sz. und Cust., mit Sign. a bis c. Die Rückseite des Titelblattes beginnt mit einer Dedications=Epistel, welche beginnt:

N M ingenuo puero Petro Eberbach.
S. D. P.

Die ersten Buchstaben N M bedeuten wohl ohne Zweifel: Nicolaus Marschalcus. Gegen das Ende dieser Epistel sagt er:

Ad hec ego nuper feriatus sub nouo nec inerti calchographo: ne sim asymbolus: quoddam veluti auctarium tibi Petre et pueris addidi empturientibus glossemata videlicet et teutonam preterquam in exotericis linguam: ne qd desyderet ~ . Vale bellule Petre.

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Am Ende: τελος

Außer diesen Werken ist in dem Auctions=Kataloge der Bibliothek des Dr. Mehnert zu Leipzig vom 15. Nov. 1838, S. 17, Nr. 342, noch angegeben:

6) Laus musarum ex Hesiodi Ascraei Theogenia, ejusd. Coeli. Lactantii aliorumque poetar. Erford. 1500.
        ("C. Marschalli typis excusum.")

Dieser Druck giebt also Druckort und Druckjahr an. Außerdem waren bisher folgende Drucke bekannt.

7) Nicolai Marscalci Thurii Carmen de Diua Anna.

8) Nicolai Marscalci Thurii Carmina de moribus archi grammateorum, hoc est scribarum.

Diese Gedichte gab Spalatin im J. 1501 heraus und begleitete sie mit einem:

Appendix: Georgii Burchardi Speltini pueri amanuensis N. M. T. interpretatio glossematon horum carminum, hoc est uocum difficilium explanatio 1 ), ad Petrum Erythropolitanum suum symmathetum, hoc est condiscipulum.

Am Ende steht:

Expressum Erphordie per Enricum Sertorium Blancopolitanum Anno millesimo quingentesimo primo ad calendas octobres 2 ).

4 1/2 B. in 4.

Marschalks Drucker war also damals Heinrich Schneider(?) aus Blankenburg.

9) (Nic. Marschalci Th.) Enchiridion praeclarum clarissimorum poetarum.

IV Bücher, in 4. "Es bestehet aus vier Büchern, und jedes Buch hält excerpirte Carmina in sich: Liber primus. Ex Orpheo. Ex Pythagora graece et iuxta latine etc . - - Man findet in diesem Buche das Bildniß eines jeden Poeten


1) Also schon damals besaß Marschalk die Vorliebe für seltene Ausdrücke, so daß sie einer eignen Erklärung bedurften.
2) Vgl. Hummel's Neue Bibliothek von seltenen und sehr seltenen Büchern, Nürnberg, 1776, I, S. 77, wo diese Drucke beschrieben werden. - Auch in Schoettgen Commentatio de vita Marschalci Th. §. V. wird dieses Drucks gedacht, welcher, einer Sammlung von Gedichten des Hesiod, Lactans, Ovid, u. A., zu Erfurt 1501 in 4 gedruckt, angehängt, auf der paulinischen Bibliothek zu Leipzig befindlich ist.
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"in groben und unförmlichen Holzschnitten, welche auch nicht schattirt sind." (Lesser.) Am Ende steht:

Erphordie. 1502 1 ).

10) (Nic. Marschalci Th.) Libellus de Orthographia 2 ).

In 4.

Bei der ersten Promotion der Baccalaureen auf der neuen Universität Wittenburg am 18. Januar 1503 hielt Marschalk eine Rede 3 ):

11) Oratio habita a Nicolao Marscalco Thurio Albiori acadaemia i Alemania ia nuperrima ad promotione primoru baccalaurioru numero qttuor et uigiti Anno a natali Christiano M.C.C.C.C.C. III. XV KAL. FEB.

Anfang der Rede mit der Sign. A II; Ende derselben Sign. B 5b.:

Impressum Albiori in Sassonia Anno a natali Christiano M.C.C.C.C.C.III. XV. K. A. L. FEB.

2 1/2 Bogen in 4; das letzte Blatt ist aber leer. Diese Rede ist der erste bekannte Wittenberger Druck. Dr. K. Ed. Förstemann meint zwar, der Drucker derselben sei der Baccalaureus Wolfgang (Molitor alias Stöckel) Monacensis, welcher sich im J. 1504 als Drucker zu Wittenberg genannt hat; - aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß Marschalk seine Hausdruckerei mit nach Wittenberg genommen hatte.

Bald nach seiner Ankunft in Wittenberg gab Marschalk im J. 1503 heraus:

12) Oratio in Petri Ravennatis Compendium Juris Civilis, impressum Albiburgi pridie nonas Septembris, Anno natali Christiano MDIII.

In 4 4 ).



1) Dieses Buch erwähnt Schmid in den Noten zu seiner neuen Auflage von Schoettgen Comm. de vita Marschalci p. 13 u. 16, nach Lesser in dessen Typographia iubilans Cap. III, §. 59, p. 91 u. §. 117, p. 213. Das Buch war mit Holzschnitten der griechischen und lateinischen Dichter geziert und befand sich auf der St. Blasien=Bibliothek zu Nordhausen. Vgl. auch Bauer Bibliotheca libror. rar. Vol. III, p. 31.
2) Dieses Buch sah Schoettgen, konnte aber keine genaue Beschreibung davon nehmen; vgl. Schoettgen a. a. O. §. V.
3) Vgl. Neue Mittheil. des thür.=sächs. Vereins. Bd. IV, Heft 2, 1839, S. 175-177.
4) Dieses Buch besaß Schoettgen (vgl. a. a. O. §. V.) selbst; es war nach seiner Meinung eines der ersten, welche zu Wittenberg gedruckt sind. Vgl. Etwas 1742, S. 684.
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Diese Vorliebe für Schriftstellerei und Wirksamkeit durch Buchdruckerei brachte Marschalk mit nach Meklenburg, und kaum hatte er durch seine Versetzung nach Rostock (1510-1511) Muße gewonnen und als Professor die moralische Verpflichtung übernommen, auch durch die Schrift zu wirken, so verwirklichte er seinen Lieblingsplan und legte in seinem Hause eine Buchdruckerei an. Diese Richtung seines Strebens brachte er ohne Zweifel mit aus Erfurt. Zwar bestanden in Rostock außer seiner Druckerei schon zwei andere, die der Michaelisbrüder und die des Hermann Barckhusen; aber jene besaß nur gothische und diese nur deutsche Lettern; es fehlte in Rostock bei der Universität an einer Druckerei, welche guten lateinischen 1 ) Satz lieferte und vor allen Dingen die griechische Sprache durch griechische Typen verbreiten konnte, und dabei fehlte es an einem Manne, der mit ausgebreiteter Gelehrsamkeit eine wissenschaftliche Correctur verstand.

Er berief daher einen erfurter Drucker, Günther Winter (Guntherus Hiems) 2 ), und richtete mit dessen Hülfe eine Druckerei in seinem Hause 3 ) ein.

Gleich bei Einrichtung seiner Druckerei hatte Marschalk einen Holzschneider, welcher im Anfange des J. 1516 unter dem Namen Melchior vorkommt 4 ). Nach einem Monogramm MS scheint derselbe im J. 1515 auch für Ludwig Dietz gearbeitet


1) Die lateinischen Lettern Marschalks sind denen des Thomas Anshelmi zu Pforzheim sehr ähnlich, aus dessen Druckerei die Ausgabe von "Rabani Mauri de laudibus sancte crucis" vom J. 1503 vorliegt, nur sind die anshelmischen Lettern etwas größer.
2) Dieser Drucker wird ein Mal genannt, indem Marschalks Annales Herulorum ac Vandalorum von 1521 mit den Worten schließen:
Impressum Rostochii, in aedibus Thuriis, a uiro sollerti Guntero, cognomento Hyeme, Erphordiano.
Marschalks (oder vielleicht Günther Winters) Druckerzeichen, welches fast hinter allen marschalkschen Drucken steht, ist eine gekrönte, zweischwänzige Sirene oder Meerjungfer auf einem queer getheilten Schilde, in den ältern Drucken von größerer Form: Tab. III, Nr. 3, in den jüngern Drucken von kleinerer Form: Tab. III, Nr. 5.
3) Fast alle marschalkschen Drucke schließen mit den Worten:
Impressum Rostochii in aedibus Thuriis.
4) In den fürstlichen Renterei=Rechnungen im Großherzogl. Archive von 1516 heißt es:
"1516. II gulden Melcher, docter Marschalgks knechte, vom eynem tittel zu schniten obber meiner g. hernn wappen am dienstage nach Lucie, Herz. Heinrich".
Diese Angabe ist eine der ersten über Typographie, welche in den fürstlichen Renterei=Rechnungen im Großherzogl. Archive vorkommt. Diese Rechnungen sind für die Geschichte der Buchdruckerei von den Jahren 1503-1552 genau durchgesehen; aber die ersten Ausgaben für Druckkosten finden sich erst im J. 1516.
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zu haben; vgl. unten 1 ). Die marschalkschen Holzschnitte sind jedoch noch steif und in den Verzierungen grotesk; unter L. Dietz nimmt, ungefähr im Jahre 1518, die Holzschneidekunst in Meklenburg einen hohen Aufschwung. Außerdem besorgte Marschalk für die Herzoge alle Geschäfte im Buchhandel und in der Buchbinderei 2 ).

Die Druckerei des Nicolaus Marschalk bestand ungefähr zehn Jahre: die ersten Drucke 3 ) sind aus dem Jahre 1514 und der letzte ist aus dem Jahre 1522; Marschalk starb im Jahre 1525.

Die Einrichtung der marschalkschen Druckerei zu Rostock ist ziemlich vollständig. Vorzüglich schön sind seine lateinischen Lettern 4 ) (Antiqua, Cicero und Petit), mit denen er alle seine bekannten Bücher , meistens in Folio, mit gutem Satz drucken ließ; in den ersten Jahren druckte er (z. B. das Decretum aureum 1514 und die Vergiliocentonae 1516) mit sehr gemischten und unregelmäßigen lateinischen Typen 5 ), von denen einige Buchstaben viel kleiner sind, als andere, die gleiche Größe mit den höchst gleichmäßigen und schönen Lettern haben, mit denen er seine Hauptwerke druckte. Ein großes Verdienst erwarb er sich durch Anschaffung griechischer


1) Dieser Melchior mit dem Monogramm MS ist vielleicht der Holzschneider Melchior Schwarzenberg aus Wittenberg, den N. Marschalk nachkommen ließ. Ein Formschneider MS lieferte späterhin treffliche Holzschnitte zu Wittenberg. Vgl. Heller Geschichte der Holzschneidekunst, S. 132. Das Holzschneiderzeichen aus dem J. 1515 ist Tab. IV. Nr. 2 abgebildet.
2) So heißt es öfter, z. B.:
"1516. VI gulden her johan Munnich geben vor Bucher dochtter marscalk gein rostock in den ostern hilgen dagen".
Dies ist wahrscheinlich die Bezahlung für Exemplare von Marschalks erstem Buche: Institutiones reip. mil. 1515.
Ferner:
"1516. VIII ßl. voranthwerth doctor Marschalgk sulthe myn g. h. H. H. zu rostock laßenn ein Bede=Buch einbinden".
Ferner:
"1516. III gulden doctor marschalgk vor zwei Bucher kauffte mein g. h. H. Heinrich em aff zu Schwerin, am Sonabende nach felic. in pinc.
Ferner:
"1517. XV gulden doctor marschalgk vonn wegen myns g. h. H. Albrechts, das doctor marschalgk syn gnadenn sulthe ein Buch zu schreibenn, am fridage nach convers. pauli zu Doberan."
Dies ist wahrscheinlich für die Dedication der sermones M. Cornelii de Snekis. 1517.
3) Die Ausgabe des Büchleins über die Sternberger Hostie in niederdeutscher Sprache vom J. 1510 ist sehr zweifelhaft; die erste lateinische Ausgabe dieser Hostiengeschichte ließ Marschalk im J. 1512 bei H. Barckhusen drucken. Vgl. S. 86.
4) Vgl. Tab. III, Nr. 1, 3 und 5.
5) Vgl. Tab. III, Nr. 2.
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Lettern, mit denen er einzelne griechische Wörter in den lateinischen Text drucken ließ; ganz griechische Werke hat Marschalk nicht gedruckt. Außerdem besaß er große gothische Missallettern 1 ). Auch mit deutschen Lettern 2 ) druckte er im Anfange, ehe Ludwig Dietz ihm den Rang ablief. Diese Drucke mit marschalkschen deutschen Lettern, welche noch sehr eckig, stumpf und unschön sind, sind höchst selten; vorzüglich sind bis jetzt nur einzelne Patentverordnungen und Bogen unzweifelhaft als aus seiner Druckerei stammend erkannt (vgl. die schweriner Indulgenzbriefe zum J. 1518); das einzige in deutscher Sprache und mit deutschen Lettern gedruckte Buch Marschalks ist sein Auszug aus den meklenburgischen Chroniken vom J. (1522). Durch die Verzierungen mit Holzschnitten, von denen einige schon ziemlich gut sind, gab er seinen Drucken einen großen Schmuck.

3.
Drucke von Dr. Nicolaus Marschalk.
1514.

1) MVNDINI, PA
duani, de omnibus cor=
poris humani mem
bris interiori
bus, anato
mia
cum figuris faberrimis, no
solum medicis, sed
philosophan
tib 9 etia
omnibus utilissimis.

Dieser Titel in rothem Druck steht in einem Holzschnitte, darstellend eine rein architektonisch ausgeführte Pforte im Geschmack der mit Thonverzierungen gebauten Pforten des 16. Jahrhunderts. Auf der Rückseite ist ein Holzschnitt mit einem docirenden Lehrer auf einem Katheder, vor dem, neben einem Schüler stehend, ein alter bärtiger Mann einen Leichnam auf eine Bank legt.


1) Vgl. Tab. III, Nr. 2.
2) Vgl. Tab. IV, Nr. 4.
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Auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock befindet sich ein defectes Exemplar, aus 6 Blättern bestehend. Es ist in Höhe von 4 und in Breite von fol. mit den neuern lateinischen Lettern von Marschalk gesetzt. Vor Cap. III und hinter Cap. IIII sind Holzschnitte mit anatomirten menschlichen Figuren.

Nach Panzer Annalen steht am Ende:

Impressum Rostochii MDXIV.,

ohne daß sich der Drucker genannt hat; ohne allen Zweifel ist nach den Lettern (wie Tab. III., Nr. 2) der Druck aber aus der Marschalkschen Druckerei.

2) Dionysii Periegesis de situ orbis; latine. Impressum Rostochii MDXIV.

In Fol. - Nach Panzer Ann. Ohne Drucker, jedoch nach den Studien Marschalks und den Buchdruckerverhältnissen in Rostock wohl sicher aus Marschalks Druckerei.

3) Magni Athanasii in Psalmos opusculum pulcherrimum (interprete Politiano).

Am Ende:

Impressum Rostochii MDXIV.

In 4. Nach Panzer Ann. Ohne Drucker, jedoch nach gleichzeitigen Drucken zu schließen, wohl aus Marschalks Druckerei.

4) Decretum aureum.

In 4, 26 Bl., ohne Seitenzahlen und Custoden, mit Titelblatt und Sign. AII bis FII, dem noch FIII angehängt ist. Das Wasserzeichen des guten und starken, aber etwas vergilbten Papiers hat ungefähr die Gestalt eines Landwehrkreuzes.

Bl. 1. Das ganze mäßig große Titelblatt wird von einem Holzschnitt eingenommen, welcher ein verschiedenartig ornamentirtes Portal darstellt, in dessen Thoröffnung die Worte

DECRE
TVM
aureum

stehen. Ueber jeder der beiden korinthischen Säulen, welche das Portal bilden, steht rechts vom Beschauer ein schwarzes, etwa einzölliges Teufelchen, welches in der Rechten eine Fahne hält, in der Linken einen schwarzen Wappenschild mit den Zügen eines menschlichen Antlitzes; das Teufelchen links steht auf dem rechten Fuße, hat den linken erhoben und stößt mit dem rechten Arm einen mächtigen Speer.

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Bl. 1b beginnt:
     Quoniam inter cetera q utilia sunt puidi legistis
     et canonistis etc.

enthält also die Vorrede, in welcher Johannes Diaconus Hispanus prof. juris canon. et civil. von der Nützlichkeit seiner epitomatorischen Arbeit spricht und den Inhalt derselben in Kurzem darlegt: der erste Theil sei in 101 Distinctionen getheilt, über welche das Nöthige gesagt werden soll; der zweite Theil sei in 36 casus getheilt, deren solutiones mitgetheilt werden sollen; der dritte Theil: de consecratione, enthalte 5 Unterabtheilungen.

Bl. 2 beginnt:
     De prima parte decreti quae continet distinctiones
     centum et unam.

Bl. 26a am Ende:
     Flosculi seu summarii totius decreti finis.
          Impressum Rhostochii: ad nonas
               Decembris: Anno a natali
                    Christiano
                  M.D. XIIII.

Bl. 26b. Die ganze letzte Seite nimmt ein Holzschnitt ein: Ein vorwärts gebeugter, alter, bärtiger Krieger mit Federbarett hält vor sich, von der Brust bis zu den Fußspitzen, einen ausgeschweiften Wappenschild mit einer zweigeschwänzten gekrönten Meerjungfer, welche mit jeder Hand einen der aufwärts gekrümmten, fischschwanzartigen, jedoch nicht geschuppten Schenkel hält.

Ein Exemplar dieses Drucks ist auf der königl. Bibliothek zu Berlin von dem Herrn Dr. Friedländer entdeckt, von dem auch die vorstehende Beschreibung stammt. Nach Holzschnitten, Lettern und Druckerzeichen ist dieser Druck ohne Zweifel aus der Druckerei des Marschalk hervorgegangen. Das Druckerzeichen mit der Sirene ist das größere (abgebildet Tab. III., Nr. 3) des Marschalk, welches er in den ersten Jahren seiner Druckerei gebrauchte und aus der Ausgabe der Institut. reip. von 1515 schon bekannt war; die Lettern sind die gemischten, kleinern (Tab. III., 2), deren er sich ebenfalls in den ersten Jahren, z. B. in der Ausgabe der Vergiliocentonae von 1516, bediente. Das Portal des Titelblatts ist ganz im Geschmack der marschalkschen Druckerei, wenn auch derselbe Holzschnitt noch nicht aus andern Drucken bekannt ist. Ein zweites Exemplar auf der Universitäts=Bibliothek zu Greifswald.

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1515.

5) INSTITUTIONUM REIPUBLICE MILITARIS AC CIVILIS LIBRI NOVEM NICOLAI, MARESCALCI, THURII, LL, AC CANONUM DOCTORIS.

Dieser in roth gedruckte Titel (Tab. III., Nr. 1 in Facsimile) steht in dem Holzschnitt eines mit Arabesken und Figuren reich verzierten Bogens, welcher auch auf spätern Titeln Marschalks vorkommt. Auf einer viereckigen Tafel in der Basis dieses Säulenbogens, welche in andern Drucken Marschalks leer ist, steht hier mit rothem Druck:

Respublica militaris ac civilis.

Die Rückseite des Titels und die folgenden 3 Seiten nimmt die mit Holzschnitten eingefaßte Dedication ein, welche Tab. III, Nr. 2 abgebildet ist:

Ad illustrem principe : ac dominum : D. Hinricum :
                    ducem Megapolen=
sem, Vandalorum principem, etc . Nicolai, Marescalci, Thurii, LL. ac Canonum doctoris in libros novem institutionum reip. militaris ac civilis prooemium foeliciter incipit.

Auf der Rückseite des dritten Blattes stehen die Holzschnitte: oben ein größerer, das Kniebild eines bekappten Kriegers ohne Harnisch darstellend mit Speer und Schwert; unten neben einander zwei kleinere Holzschnitte mit Wappenschilden, links ein Schild mit dem meklenburgischen Stierkopfe, rechts ein rhombisch gegatterter Schild.

Hierauf folgen 3 Blätter mit dem

Index eorum que in opere hoc continentur.

in kleinen lateinischen Typen.

Darauf folgt der Text in Fol., ohne Custoden und Seitenzahlen, auf 24 Doppelbogen und 1 Bogen mit den Signaturen A bis Z und et I und et II und 6 Doppelbogen mit den Signaturen M bis R. Die Anfangsbuchstaben der Capitel sind mit Verzierungen in Holz geschnitten.

Das achte und neunte Buch enthält viele Holzschnitte. Das achte Buch:

Liber octavus, de architectura machinarum, et uario armorum genere, et eorum antiquitate

enthält 11 auf beiden Seiten bedruckte Blätter Holzschnitte mit allen Arten von Kriegsmaschinen. Das neunte Buch:

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Liber nonus: ac vltimus: de bello nauali : ac operibus hydraulicis

enthält 7 Seiten Holzschnitte mit Darstellung von Schiffen, der Darstellung der Sternbilder der nördlichen Hemisphäre und allerlei Maschinen zu Wasserwerken, auch Apparate für Taucher.

Auf der vorletzten Seite, welche Tab. III. Nr. 3 getreu copirt ist, steht weiter nichts gedruckt, als:

Impressum foeliciter in celebri urbe Rhostochio, in aedibus Thuriis, Anno a natali Christiano, M, D, XV, ad Calendas Maias.

Hierunter das ältere, größere Druckerzeichen Marschalks im Holzschnitt (Tab. III Nr. 3), einen Knappen darstellend, welcher vor sich einen queer getheilten Schild hält, auf dem eine zweigeschwänzte, gekrönte Sirene steht, mit jeder Hand einen der Fischschwänze haltend.

Die letzte Seite nimmt ein Holzschnitt mit einem vollständig zum Turnier gerüsteten Ritter zu Roß ein; auf der Turnierdecke steht ein links schauender Adler, wie in der Randleiste Tab. III. Nr. 6, jeboch viel größer.

Exemplare befinden sich auf der Regierungs=Bibliothek zu Schwerin, zwei auf der Universitäts=Bibliothek zu Greifswald, defect auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock und in der Bibliothek des Vereins für meklenburgische Geschichte.

6) Der Herzoge Heinrich und Albrecht von Meklenburg Aufforderung an viele von der meklenburgischen Ritterschaft, ihre Schulden an die Geistlichkeit zu Lübeck nach dem geschlossenen Vergleiche abzutragen, d. d. Wismar Montag nach Oculi 1515.

Diese Aufforderung ist mit den Lettern gedruckt, welche nach den Indulgenzbriefen für die Kirche zu Schwerin vom J. 1518 (vgl. unten) ohne Zweifel der Druckerei des Nicolaus Marschalk angehören. Alle Lettern dieses Patents sind mit denen der folgenden Patente gleich; nur fehlt in der vorliegenden Aufforderung noch das verhältnißmäßig sehr große ch auf Einem Kegel (in der ersten Zeile von Nr. 4 in Tab. III lithographirt), welches die jüngern deutschen marschalkschen Drucke auf den ersten Blick charakterisirt. Auch sind die großen Anfangsbuchstaben des Titels und des Textes hier noch eingeschrieben, während sie in den folgenden öffentlichen Ausschreiben mit großen, leichten Holzschnitten gedruckt sind.

Dieses Patent scheint die älteste gedruckte Patentverordnung in Meklenburg zu sein. In der Mark

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Brandenburg ist die älteste gedruckte Staatsschrift vom J. 1527; in Berlin ward zuerst im J. 1540 gedruckt, vgl. Friedländer a. a. O. S. 6.

Exemplare im Großherzogl. Archive zu Schwerin.

1516.

7) Cebetis philosophi Thebani de fortunae istabili=

tate opus elegantissimum.

in einem Holzschnitte (wie Vergiliocent.).

Auf der Rückseite steht der Holzschnitt mit einem Professor auf dem Katheder, der in den marschalkschen Drucken öfter vorkommt.

Am Ende steht:

Explicata est Tabula Cebetis Thebani. Impressum Rhostochii in aedibus Thuriis ad Calendas Februarias MDXVI.

Im Ganzen 8 Bl. in kl. Fol., ohne Custoden und Sz., mit Sign. A-B. Mit den ältern gemischten Lettern Marschalks; das Wasserzeichen des Papiers ist ein p.

Am Rande sind viele griechische Wörter beigedruckt.

Vgl. Etwas 1739, S. 299, und 1740, S. 539; Krey Beitr. II, S. 246; Panzer Ann.

Ein Exemplar auf der Bibliothek der Marien=Kirche zu Rostock, dem ersten Bande der Opera Hieronymi, Straßburg 1516, hinten beigebunden.

8) (Joh. Oldendorp) Rationes siue argumenta quibus i iure utimur.

Dieser Titel steht in der Oeffnung desselben Bogens, der den Titel des Decretum aureum von 1514 füllt. Auf der Rückseite des Titelblattes steht:

Rationum seu argumentorum quibus in iure utimur breuis quedam et necessaria dilucidatio, cogesta nuper ex mete Baldi per Joanne Oldedorp ll. Licentiatum, afferens tot studioso munera, quot ex iure nodos dissoluit.

Die erste Seite beginnt:

Joannes Oldendorp Alberto Krantz Sacre Theologie magistro Et iuris pontificii doctori suo auunculo Salutem dicit.

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Die zweite Seite beginnt:

Joannes Oldendorp studiose legum iuuentuti Salutem dicit.

Am Ende steht:

Impressum Rhostochii, in aedibus Thuriis, Idibus Martii, Anno M.D.XVL.

In 4, 16 Bl. ohne Sz. und Cust., mit Sign. a bis d. Ein Exemplar auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock.

9) (Conradi Pegelii) Dialogus Theophili ac Archiae de poenitentia.

Dedication:

Ad illustrem principem ac dominum D. Magnum ducem Megapolensem, principem Vandalorum, comitem Suerinaeum, Rostochii ac Stargatiorum dominum, Chuenradus Pegel, Visimarianus, artium ingenuarum Magister.

Am Ende:

Impressum Rhostochii, in aedibus Thuriis, Idibus Martii anno M.D.XVI.

Abgedruckt in Schröders Pap. Mekl. II, S. 2858 flgd.; vgl. S. 2792; vgl. Etwas 1737, S. 464; Krey Andenken III, S. 10; Rudloff III, 1, S. 40.

10) Vergiliocentonae elegantissimae veteris ac noui testamenti Probae Falconiae mulieris clarissimae.

In Fol. - Der Titel steht in dem Holzschnitte, der auch den Titel von Mundini Paduani Anatomia 1514 schmückt.

Auf der Rückseite des Titels steht eine kurze Erklärung dessen,

               Qui sunt centones.
Cento opus significat ex locis uariis, sensibusque diuersis collectum, quasi pannus quidam ex coloribus multis uarisque consutus. - - - Hunc in modum Proba Adelphi proconsulis romani uxor, quae sub Honorio imperatore floruit, litteris graecis ac latinis erudita, actus Christi, et apostolorum ex Vergilio compilauit, quod opus et diuus Hieronymus probat.

Das Ganze umfaßt 3 Doppelbogen und 1 Blatt in Fol., ohne Custoden und Seitenzahlen, mit Signaturen A bis D.

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Am Ende steht:

Impressum, foeliciter, Rhostochii in aedibus Thuriis, Calendis Maiis, Anno M.D.XVI.

Darunter das Druckerzeichen: der Holzschnitt mit der kleinern Sirene (Tab. III, Nr. 5).

Ein Exemplar in der Bibliothek des Vereins für meklenb. Geschichte aus der Doubletten=Auction der königl. Bibliothek zu Kopenhagen.

(1516.)

11) Johannis Padi Camoenae.

Zu den wandernden Philologen im Anfange des 16. Jahrhunderts, welche, wie Conrad Celtes und Ulrich v. Hutten, auch eine Zeit lang zu Rostock lebten, gehört Johannes Padus. Er ward im J. 1514 vom Herzog Bugeslav X. von Pommern nach Greifswald geschickt, um hier humanistische Vorlesungen zu halten; wie Ulrich von Hutten mußte aber auch er Greifswald verlassen und ging nach Rostock, wo er ebenfalls von dem Professor Egbert von Harlem (Krey Andenken, Anhang S. 9) gastfreundlich aufgenommen ward. In der rostocker Universitäts=Matrikel kommt er im October 1515, wie in der greifswalder Matrikel, vor unter dem Namen: "Johannes Hadus Bremensis ab universitate honoratus". Zum Dank gegen seine Wohlthäter und zur fernern Empfehlung gab er, wie Ulrich von Hutten seine Querelae, lateinische Gedichte an die ihm wohlwollenden Gelehrten Rostocks unter dem Titel Camoenae heraus. Diese wurden zuerst von E. J. F. Mantzel in Miscellanea Mecklenburgica oder Mekl. Gelehrten=Lexicon Stück VII, Vorrede und S. 17, aus einem Manuscript bekannter gemacht, wobei Mantzel bemerkte: "So viel ich je erfahren, ist es nie gedruckt". Darauf wurden nach Mantzel viele Gedichte wiederholt abgedruckt in Krey rostockschen Humanisten S. 38 flgd.; vgl. Krey Andenken, Anhang S. 21. - Früher war mit diesen Gedichten jedoch schon Schröder bekannt, welcher im papistischen und evangelischen Meklenburg an verschiedenen Stellen Gedichte aus dieser Sammlung nach einem gedruckten Exemplare mittheilt und im pap. Mekl. II, S. 2334 Folgendes hierüber hinzufügt:

"Padi Camoenae, welche in dem mecklenb. gelehrten lexico und zwar auf den Titel des achten Stücks als ein niemahls gedrucktes Stück angegeben

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werden, aber würcklich ohne Benennung des Jahres und des Orts, vermuthlich aber zu Rostock gedrucket worden, welche aus dem alten gedruckten Exemplar alhie zum Theil eingerücket werden mögen".

Da nun der Druck dieser Gedichte nicht bezweifelt werden kann, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß er im J. 1516 1 ) in Marschalks Druckerei zu Rostock ausgeführt worden ist.

(1516.)

12) Holzschnitt mit dem meklenburgischen Wappen,

ein Blatt in 4 oder kl. Fol., offenbar aus dem Anfange des 16. Jahrh., mit einem Schilde, welcher den meklenburgischen Stierkopf enthält, der das Blatt fast ganz füllt. Die Zeichnung ist gut, der Holzschnitt kräftig. Ueber dem Schilde steht, in Holz geschnitten, mit großen Buchstaben:

Meckelnburgk,

anscheinend mit einem besondern Holzschnitte darüber gedruckt.

Dieser Holzschnitt ist wahrscheinlich derjenige, dessen die fürstlichen Kammer=Rechnungen vom J. 1516 folgendermaßen erwähnen:

"1516 am Dinstage nach Lucie. Herzog Heinrich."
"II gulden Melcher, doctor Marschalgs knechte, von einem tittel zw schniten obber myner g. heren wappen".

Ein Exemplar dieses Holzschnittes wird im Großherzogl. Archive zu Schwerin aufbewahrt.

In demselben Jahre ließ Marschalk auch die von ihm verfaßten Epitaphien für die Kirche zu Doberan in seiner Druckerei drucken; hierüber heißt es ebenfalls in den fürstlichen Kammer=Rechnungen:

"1516 am Dinstage post Inuocauit."
"XVI ßl. doctor marschalgk von den epitafien zw drucken, die ghein Dobrann komen".

In diesem Jahre wurden überhaupt die Fenster, Wappen, Epitaphien u. s. w. für die Kirche zu Doberan erneuert und neu gemacht; vgl. Jahrb. für mekl. Gesch. II, S. 175.


1) Die Installirung des fürstlichen Leibarztes Dr. Rembert Giltzheim zum rostocker Domherrn, welche er auch besingt, geschah am 27. Novbr. 1515; vgl. Jahrb. für mekl. Gesch. III, S. 87.
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1517.

13) Tabula christianae religionis utilissima.

Am Ende steht:

Rostochii in aedibus Thuriis. MDXVII, IV Id. Jan.

In 8. - Ein Exemplar befindet sich auf der Rathsbibliothek zu Lübeck. Vgl. Panzer Annal.

14) (Nicolai Marschalci Thurii) Historiae aquatilium liber tertius ac vltimus cum aquatilium figuris.
Impressum Rhostochii in edibus Thuriis, Anno a natali christiano. M.D.XVII ad Calendas Maias.

Ueber diesen Band Holzschnitte, welcher vor dem Texte dazu gedruckt ist, vgl. 1520, Nr. 18:

Historia aquatilium latine acgrece cum figuris.

Vgl. Panzer Annal.

15) Sermones Magistri Cornelii de Snekis sacrae Theologiae professoris ordinis fratrum praedicatorum denuo impressi cum additione plurium sermonum et introductionum super confraternitate de serto Rosaceo sacrosancte dei genetricis semperque virginis Mariae, quod rosarium beatae Mariae inscripsit.

In 4, LXXXII fol.

Es sind 21 Sermones super confraternitate de serto rosaceo, und Sermones duo contra ebrietatem et insolentiam bibendi. Corona super officio dicti serti Rosacei. Bullae apostolicae super confirmatione eiusdem fraternitatis. Sermones synodales eiusdem quinque.

Auf der Rückseite des Titels steht:

Epistola dedicatoria: Illustribus principibus ac dnis D. Hinrico et Alberto, Ducibus Megapolensibus, Frater Cornelius de Snekis, ordinis fratrum praedicatorum ac sacrae Theologiae humilis professor, Haereticae pravitatis inquisitor Se ipsum ad quaevis vota paratissimum mandatarium.

Am Ende steht:

Finis Sermonum venerabilis Magistri Cornelii de Snekis tam ad populum quam ad clerum

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profundae eruditionis et stimulorum ad pietatem devotionemque ut aiunt presertim ad venerandam colendamque Christiparam virginem in serto psalterioque Rosaceo plenissimorum. Impressi vero sunt Rhostochii in aedibus Thuriis Anno dui MDXVII. Octavo Idus Junii.

In 4. Ein Exemplar war auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock, ist jedoch jetzt nicht mehr aufzufinden.

Vgl. Krey Beitr. II, S. 246; Panzer Annal.; Fortsetzung des Etwas, 1747, S. 75.

Der Verfasser dieser "Bücher des Rosenkranzes" ist der Prior des Dominikaner=Klosters zu St. Johannis in Rostock, Vicarius der ostsächsischen Provinz des Dominikaner=Ordens, Inquisitor, Doctor und Professor der Theologie, Mag. Cornelius de Snekis 1 ). Er ward schon im J. 1483, als Prior des St. Johannis=Klosters, bei der Universität zu Rostock eingeschrieben, und blieb Prior ungefähr bis zur Säcularisirung seines Klosters im J. 1534. Bei derselben ging er im J. 1533 zunächst nach Wismar, wo das nächstgelegene Dominikaner=Kloster war, und von hier im J. 1534 nach Leuwarden in Friesland, wo er schon in demselben Jahre starb 2 ). Er ist in allen seinen Würden sicher eine wichtige Person, und lebte grade so lange in Meklenburg, als die systematischen Ketzer= und Hexen=Verfolgungen in der katholischen Zeit dauerten. - Er widmete sein streng katholisches Buch den Herzogen Heinrich und Albrecht von Meklenburg und ließ es durch den fürstlichen Rath Dr. Marschalcus Thurius, bei dem es gedruckt war, dem meklenburgischen Canzler Caspar von Schöneich überreichen, damit dieser es den Fürsten vorlege. Diese nahmen es wohlgefällig auf, kauften einige Exemplare und schenkten dem Verfasser eine Beisteuer; denn es heißt in den fürstlichen Kammer=Rechnungen vom J. 1517-1518:

"1517. II gulden dochtter marschalk for V bucher des Rossenkrantzes, am freitage nach pantaleonis. 1518. VI gulden geben doctter kornellius prior zu Rostock von wegen der bucher des Rossenkrantz, zo er hat lassen drucken, am myttwoch na martini 1518".


1) Eine Original=Urkunde von ihm vom Jahre 1532 im rostocker Archive beginnt: "Ick Cornelius van Sneke".
2) Vgl. Etwas 1739, S. 620; Schröder Evang. Mekl. I, S. 229, 243, 292, 293 und 299; Krey Andenken VII, S. 21; Beitr. I, S. 340, u. II, S. 246; Rudloff, III, 1, S. 82.
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Der Brief, durch welchen der Verfasser das Buch überreicht, folgt hier im Abdrucke:

          D. d. Rostock 31 Dec. (1517?).
Se ipsum ad quaeque possibilia pro viribus paratissimum mandatarium. Spectabilis domine Cancellarie. Quamquam nulla apud dominacionem Vestram merita habeam, que vel scribendi vel petendi aliquid ausum prebeant, cum re et facie ignotus sim, Vestra tamen apud omnes vulgatissima humanitas confidenciam attulit ampliorem, vt ad eandem in Vos aliquid perscribam et supplices simul porrigam preces. Et ne verborum prolixitate eandem Vestram dominacionem, in arduis vtique rebus pro officio occupatissimam, tedio afficiam, rem breuibus aperiam. Comportaui hiis diebus ad laudem et gloriam immemoriales beatissime virginis Marie opusculum quoddam per modum predicabilium sermonum de firmitate rosacei serti eiusdem gloriosissime opifere virginis Marie, quod illustribus principibus Megapolensibus pro dignissimis eorum meritis dedicaui. Vestram iam benignitatem obnixius exoro, dignetur opusculum illud, quod mitto dictis graciosis principibus, et presertim Illustrissimo domino Hinrico, videndum offerre et meam simul paruitatem eis=dem commendare. De reliquis dominus Doctor 1 ), presentium exhibitor, lacius informabit, quod faciendo arctius me constringet ad orandum pro eadem Vestra prestantissima dominacione, quam Deus in vtriusque hominis sanitate ad meam et multorum consolationem felicissime conseruare dignetur. Ex nostro conuentu Rostochiensi, vltima Decembris, manu festinanti, per

E. v. d.

Capellanum et oratorem vtinam deuotum apud Deum, fratrem Cornelium, priorem Rostochiensem ord. pred.


1) i. o. Doctos Nicolaus Marschalcus Thurius.
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Prestanti atque plurimum facundo viro et domino Casparo de Schoneich, illustrium ducum Megapolensium Cancellario dignissimo, domino suo obseruantissimo.

Darunter von des Canzlers Casper von Schöneich Hand:
       Doctor Cornelius von wegen des rosenkrantzes.
Besiegelt mit einem kleinen, runden Siegel, in welchem ein Schild mit drei aufrecht stehenden Eicheln steht; Umschrift:

Umschrift
16) Landtagsausschreiben der Herzoge Heinrich und Albrecht,

welches die Landstände auf den Freitag nach Kiliani oder den Freitag vor Margarete an die Brücke von Sagstorf zusammenberuft.

Dieses Patent ist mit den deutschen Lettern in Marschalks Druckerei gedruckt, mit welchen die schweriner Indulgenzbriefe im J. 1518 gedruckt sind; vgl. dieselben. Die Lettern sind abgenutzt, stumpf und eckig und kommen sehr selten vor. Der Eingang dieser Ladung ist Tab. III, Nr. 4. lithographirt. Vielleicht bezieht sich auf diesen Druck die Verzeichnung einer Ausgabe in den fürstlichen Kammerrechnungen:

"151 6/7. VI gulden dochter marscalk vor den drukken geben vf Jacobi zu Brandenborch".

Auf jeden Fall beweiset wiederum dieser Druck, daß kleinere Drucke für die Fürsten, wie Patentverordnungen u. dgl., auch in Marschalks Druckerei gedruckt wurden.

Wahrscheinlich ist dies das älteste gedruckte Landtagsausschreiben in Meklenburg.

Undatirte Exemplare liegen im Großherzoglichen Archive zu Schwerin. Ein zu Güstrow vom Mittwoch nach Viti (17. Junii) im J. 1517 datirtes Exemplar dieser Ladung an die Stadt Rostock liegt bei den Landtags=Acten im Raths=Archive zu Rostock und unterscheidet sich von den Ladungen an die Mitglieder von der Ritterschaft nur dadurch, daß diese allein und in Person, von der Stadt Rostock aber etliche aus der Mitte des Raths und zwei von der Gemeine geladen werden. Auf der Rückseite dieses Exemplars steht von der Hand des Stadt=Secretairs Hermann Barckhusen:

"principum von der dagfart to sakestorp 1517 myt den vth der meynheyt."

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1518.

17) Indulgenzbriefe für die Kirche zu Schwerin.

Nachdem der Ablaßkrämer und päpstliche Legat Arcimbold im J. 1516 sein Wesen in Meklenburg getrieben hatte, erschien am 6. Decbr. 1517 der päpstliche Legat Dominicus:

"Dominus Dominicus doctor et legatus apostolicus, nomine hospitalis sancti Spiritus in vrbe Roma de Saxea",

im Fürstenhofe zu Wismar vor dem Herzoge Heinrich und erwirkte die Erlaubniß, zum Besten des Hospitals zum Heil. Geist in Rom Ablaß in den meklenburgischen Landen zu ertheilen und auf drei Monate zu diesem Zwecke das Kreuz zu errichten:

"vbi dicto domino Legato aut eius substitutis erigere crucem placuerit, ita tamen quod in vno logo non vltra vnum mensem crux stare debeat",

jedoch unter der Bedingung, daß er, nach Abzug der Kosten, den dritten Theil der Aufkünfte zur Instauration der Franziskanerklöster zu Parchim und Güstrow und des Cistercienserklosters Dargun abgebe. Nic. Marschalk war als Notarius gegenwärtig und bezeugte amtlich diesen Vertrag 1 ). Gleich darauf, unbezweifelt am 7. Januar 1518, schrieb der Legat Dominicus aus Parchim an Marschalk folgenden Brief, in welchem er denselben um Verschaffung einer Erlaubniß der Administratoren des Stifts Stifts Schwerin zur Errichtung des Kreuzes in Bützow bat und ihm den Druck seiner Indulgenzbriefe empfahl:

Excellentissime domine doctor commendacione premissa salutem. Esset mihi gratissimum habere litteras admissiuas dominorum administratorum, quia vellem accedere ad ciuitatem Bützow pro cruce erigenda die dominica proxima futura et illi domini capittulares nolunt admittere sine litteris administratorum. Si ergo habetis tales literas, rogo vt per latorem presencium mihi destinetis. Ceterum si contingat


1) Marschalk unterschrieb den Vertrag:
"Nicolaus Marscalcus Moguntinen. dioc. publicus imperiali auctoritate notarius".
Sein Notariatszeichen ist: auf drei Stufen eine Säule, welche einen halben Mond trägt; in jedem der drei Winkel steht ein Stern; auf der untersten Stufe stehen die Buchstaben: N. M. T.
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vobis scribere versus Rostochium, estote memor mei quoad litteras imprimendas non aliud. Me excellentie vestre commendo et committo. In Parchim feria quinta immediate post festum epiphanie.

Vester orator doctor Dominicus commissarius. Excellentissimo vtriusque iuris doctori domino Nicolao Marchalco secretario ducali domino suo colendo.

Aus dieser Zeit stammt wohl der Abdruck der Indulgenzbriefe für die Kirche zu Schwerin, welcher noch im Archive zu Schwerin aufbewahrt wird. Er besteht aus 2 an einander geklebten Foliobogen (wahrscheinlich fehlt ein dritter) und enthält 4 alte Indulgenzbriefe der Päpste Honorius III., Bonifacius VIII. und Sixtus IV. Hierauf folgt:

Subscriptio Nicolai marscalci Thurii etc .

in welcher er die Uebereinstimmung des Drucks dieser Bullen mit den Originalien bezeugt. Dann folgt eine

Declaratio indulgentiarum Assisinatensium,

ein

Summarium indulgentiarum,

und endlich

Bulla noua priuilegiorum Julii,

eine Bulle des Papstes Julius vom 28. Sept. 1506.

Dieser Druck ist unbezweifelt aus der Officin Marschalks. Links am Druck entlang steht eine Randleiste von verschiedenen Holzschnitten und die vier Bullen beginnen mit großen verzierten Buchstaben in Holzschnitten, wie sie nur in Marschalks Drucken vorkommen. Die ersten Zeilen der vier alten Bullen und die vier Ueberschriften der neuern Erklärungen sind unbezweifelt mit marschalkschen Missallettern (Tab. III, Nr. 2.) gedruckt. Die vier alten Bullen sind mit deutschen Lettern (Tab. III, Nr. 5.) gesetzt, alle übrigen Bekanntmachungen, mit Ausnahme der Ueberschriften, unbezweifelt mit den kleinen lateinischen Lettern (Tab. III, Nr. 2.) Marschalks. Aus diesen Umständen, daß Holzschnitte, Initialen, Missallettern und lateinische Perlschrift unbezweifelt aus der Druckerei Marschalks, der auch die Bullen vidimirte, stammen, wird das Resultat gewonnen, daß in Marschalks Druckerei auch deutsche Lettern waren, eine Erkenntniß, die vor dieser Entdeckung fehlte, da die bekanntern marschalkschen Drucke alle mit lateinischen und griechischen Lettern gedruckt sind, mit Ausnahme des, kurz vor dem Drucke

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gegenwärtiger Abhandlung zu Greifswald entdeckten Auszugs aus den meklenburgischen Chroniken vom J. (1522).

Außer diesen Ablaßbriefen ist im Großherzogl. Archive zu Schwerin noch eine große Menge gedruckter Ablaßbriefe aus dem 15. und 16. Jahrhundert vorhanden, welche aber außerhalb Meklenburg, namentlich zu Lübeck gedruckt zu sein scheinen.

1520.

18) (Nicolai Marschalci Thurii) Historia aquatilium latine ac grece cum figuris. -

In Fol. Titel mit rothem Druck in einem Bogen eines Holzschnittes, der, bis auf Verzierungen mit Fractur=Schriftzügen, denen der neuern Zeit ähnlich, fast ganz schwarz ist.

Auf der Rückseite des Titels und der folgenden Seite, in verschiedenartige Holzschnitte mit Arabesken eingefaßt, steht die Dedication:

Ad Albertum ducem Megapolensem, Vandalorum principem etc. Nicolai Marescalci Thurii, LL. ac canonu doctoris in historiam aquatilium praefatio.

welche mit den Worten schließt:

Vale princeps illustris bellissime, Theriomenon historia reliqua mox fauente optio maximo uisurus. Ex aedib 9 nostris Rhostochii, ad Calendas maias, M. D. XIX.

Auf der Rückseite des zweiten Blattes steht zwischen Arabesken von Holzschnitten:

Encomion ad ducem eundem,

in welchem er von den Günstlingen des Herzogs redet,

Inter quos a bella quercu Caspar archigramateus Orator insignis, Lusatii decus et soli, Et tuus deniqz ille Marescalcus Thurius, Par amicorum iucundissimum, aurarios inter rarum, Quos Pyladem, si noris, et Orestem diceres. At Thurius annos prope bissenos a dulci alienus solo, Theriomena tibi dedicauit terrestrium, aeris et amnium etc.

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Hierauf folgen 2 Bl. mit dem

Index aquatilium in hoc opere,

welcher mit einem Holzschnitte mit dem meklenburgischen Wappen schließt.

Das erste Buch mit der Ueberschrift:

Historiae aquatilium liber primus.
De numero generum piscium et qui de eis scripsere.

ohne Seitenzahlen und Custoden, umfaßt 2 Doppelbogen in Fol. mit den Signaturen A u. B und 1 Bogen ohne Signatur.

Das zweite Buch mit der Ueberschrift:

Liber secundus.

welches die einzelnen Arten der Wasserthiere nach dem Alphabete beschreibt, ohne Seitenzahlen und Custoden, umfaßt 10 Doppelbogen in Fol. mit den Signaturen C bis M und 1 Bogen ohne Signatur. Die Anfangsbuchstaben der Abschnitte sind mit Arabesken in Holz geschnitten.

Das Werk schließt:

τελος.

Impressum Rhostochii, in aedibus Thuriis ad Calendas Martias, anno a natali christiano. M. D. XX.

Das dritte Buch enthält die Holzschnitte zu dem Werke. In dem vorliegenden Exemplare enthält dieses Buch 9 Bl. in Fol. ohne Titel, auf beiden Seiten mit Holzschnitten bedruckt. 4 Blätter haben die Signaturen H II , I, I II , k. Diese 9 Blätter enthalten 129 verschiedene Holzschnitte von allerlei Seethieren, unter welchen sich auch alle möglichen fabelhaften Seeungeheuer befinden; diese Bilder folgen nach dem Anfangsbuchstaben des Namens auf einander, welcher über jeden Holzschnitt mit lateinischer Schrift gedruckt ist. Unter dem Namen Siren findet sich auch die zweigeschwänzte Sirene (Tab. III, Nr. 5, jedoch ohne Einfassung), welche das Druckerzeichcn des Marschalk bildet. Je zwei und zwei Seiten haben die Columnentitel:

Liber           │          Septimus.

Unter dem letzten Bilde steht an der rechten Ecke gedruckt:

Impressum Rhostochii, in edibus Thuriis, Anno a natali christiano. M. D. XVII. ad Calendas Maias.

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Die letzte Seite enthält einen großen Holzschnitt mit der geschmückten babylonischen Hure, welche drei gezierte Männergestalten mit: Rinds= ,Schweins= und Affenkopf an Ketten hält; zu ihren Seiten schauen in die Scene zwei Männergestalten mit Löwen= und Eberkopf.

Das Titelblatt zum dritten Buche hat den Holzschnitt mit dem auf Säulen ruhenden, mit Arabesken reich verzierten Bogen, welcher auch zu dem bekanntern Werke der Annales Herulorum benutzt ist. In diesem Bogen steht der Titel:

Liber tercius ac vltimus cum aquatilium figuris. Et pro Septimo, lege tertius, usqad finem.

Die Rückseite des Titels enthält einen großen Holzschnitt mit einem vollständig zum Turnier gerüsteten Ritter zu Rosse; auf der Turnierdecke des Rosses steht als Wappen ein links hinschauender Adler.

Aus dem Druckjahr und dem Titel geht unleugbar hervor, daß Marschalk die Figuren schon vor dem Werke, im J. 1517, schneiden und drucken ließ und damals einen andern Zuschnitt, nämlich auf sieben Bücher machte, während bei der Ausführung nur drei zum Vorschein kamen. Nach dem Lections=Cataloge von 1520 las Marschalk auch über den Inhalt dieses Buches: Et aliis temporibus non occupatis elucidabit Hystoriam aquatilium latine et grece.

Auf der Regierungsbibliothek zu Schwerin sind 2 Exemplare dieses Werkes: das eine enthält die 3 Bücher vollständig, wie sie hier geschildert sind, das zweite enthält nur die beiden Bücher Text.

Zwei andere defecte Exemplare sind auf der Universitätsbibliothek zu Rostock, namentlich fehlen in diesen beiden die Holzschnitte.

Man vgl. Westphalen Mon. ined. I, praef. p. 87; Etwas 1740, S. 539; Krey Beitr. II, S. 248.

1521.

19) (Nicolai Marescalci Thurii) Annalium Herulorum ac Vandalorum libri septem.

Dieser Titel ist in roth in einen großen Holzschnitt gedruckt, welcher eine reich mit Arabesken und Figuren geschmückte Bogenhalle darstellt.

Auf den folgenden beiden Seiten, welche mit Holzschnittverzierung eingefaßt sind, steht die Dedication:

Ad Henricum, illustrem Megapolensem ducem etc., Nicolai, Marescalci, Thurii, in Annales Herulorum ac Vadalorum praefatio,

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welche also schließt:

Vale bellissime, Rhostochii ex museo nostro, ad Idus Junias. M.D.XXI.

Auf der Rückseite des zweiten, mit Holzschnitten eingefaßten Blattes stehen zwei Holzschnitte: oben das meklenburgische Wappen mit der gedruckten Unterschrift:

Arma Herulorum, siue Megapolensium;

unten das Brustbild eines Mannes mit Bart, Kappe und Ehrenkette, wohl das Bild des Marschalk selbst.

Dann folgen die 7 Bücher der meklenburgischen Geschichte ohne Unterbrechung; der erste Buchstabe eines jeden Capitels ist mit Verzierungen in Holz geschnitten.

Das Ganze umfaßt 12 Doppelbogen in Fol. mit den Sign. B bis M ohne Custoden und Seitenzahlen. Von dem zwölften Bogen sind 2 Blätter auf Titel und Dedication und 2 Blätter auf den Schluß vertheilt.

Am Schlusse steht, wie Tab. III, Nr. 5 lithographirt ist:

Impressum Rhostochii, in aedibus Thuriis, a uiro sollerti, Guntero, cognomento Hyeme, Erphordiano, Anno M.D.XXI. ad nonas Julias.

Darunter steht ein mit Randleisten eingefaßter Holzschnitt, darstellend einen queer getheilten Schild mit einer zweigeschwänzten gekrönten Sirene, welche mit jeder Hand einen der zwei gekrümmten Schwänze über der Queertheilung hält, das kleinere, jüngere Druckerzeichen Marschalks (Tab. III, Nr. 5).

Die letzte Seite füllt ein Holzschnitt: unter einer Bogenpforte das ganze Bild eines tatarischen Chans, welcher nach den im 16. Jahrhundert gemalten Bildern zu Doberan und Neustadt das Bild Niclots sein soll.

Zwei Exemplare bewahrt die Regierungs=Bibliothek zu Schwerin. Ein Exemplar besitzt der Verein für meklenburgische Geschichte: in diesem Exemplare sind die großen Buchstaben noch roth durchstrichen und die Anfangsbuchstaben der Capitel roth ausgemalt; ferner sind noch Exemplare auf den Universitäts=Bibliotheken zu Rostock und Greifswald.

20) (Nicolai Marescalci Thurii) Commentariolus Annalium Herulorum, siue Megapolensium.

2 Doppelbogen in Fol., von denen nur der zweite die Sign. B hat, ohne Custoden und Seitenzahlen.

Unter dem Titel ist ein Holzschnitt, darstellend die ganze Figur eines bekränzten Professors, vor einem Katheder stehend, mit einem Buche in der Hand.

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Die Rückseite des Titelblattes und vier Zeilen der ersten Textseite nimmt die Dedication 1 ) ein:

Auf der Regierungs=Bibliothek zu Schwerin befinden sich zwei Exemplare, auf der Universitäts=Bibliothek zu Greifswald ist ein Exemplar. In den Exemplaren des Vereins für meklenburgische Geschichte sind die Anfangsbuchstaben roth durchstrichen und die in Holz geschnittenen Initialen roth ausgemalt.

21) Abdruck eines kaiserlichen Paritormandats vom 2. Sept. 1521,

durch welches der Herzog Albrecht mit seinen Ansprüchen an das Land Meklenburg bei der Erbtheilung an das Reich verwiesen wird (vgl. Rudloff III, 1, S. 60-61). Dieses auf des Herzogs Heinrich Bitte erwirkte Mandat ließ dieser, zur Verbreitung desselben, in Marschalks Druckerei mit den deutschen Lettern (Tab. III, Nr. 4) drucken, mit welchen die ältesten Landtagsausschreiben und die schweriner Indulgenzbriefe gedruckt sind.

Abdrücke befinden sich im Großherzogl. Archive.

1522.

22) M. Antonii Sabellici de rerum et artium inventoribus poema.
Rostochii in aedibus Thuriis MDXXII.

In Fol. - Nach Panzer Ann.

23) (Nicolai Marescalci Thurii) Deflorationes antiquitatum ab origine mundi.

Dieser in roth gedruckte Titel steht in dem Bogen eines Holzschnittes, welcher mit Ausnahme einiger Schnörkel, die den heutigen Fracturzügen gleichen, ganz schwarz ist.

Die Rückseite des Titels ist leer. Auf den folgenden 3 Blättern steht eine

PRAEFATIO

Ad D. Joannem Rhodium, Vrbindaginaeum, Leuconiorum Legatum summum, Nicolai, Marescalci, Thurii, in Deflorationes Antiquitatum ab origine mundi praefatio.

Diese Vorrede schließt:

Ex Rhostochio, Anno M. D. XXII.


1) Dr. Stoientin, dem diese Schrift dedicirt ist, war herzogl. pommerscher Rath und ein ausgezeichneter Mann, der sich auf dem Reichstage zu Worms auch Luthers annahm.
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Auf der sechsten Seite steht ein:

INDEX

welcher mit den Worten schließt:

Liber quintus ac ultimus, de rebus Vandalicis ac Saxonicis, initioque de Germanorum excursionibus, ac obiter de religionum auspiciis, rebusque etiam nonnullis exoticis, ad annum MDXXII.

Darunter das Druckerzeichen mit der kleinern Sirene.

Der Text umfaßt 7 Doppelbogen in Fol. mit den Sign. A bis G, ohne Custoden und Seitenzahlen, und schließt mit den Worten:

Expressum Rhostochii in aedibus Thuriis, ad Calendas Martias Anno DXXII.

ohne Druckerzeichen darunter.

Zwei Exemplare auf der Regierungsbibliothek, ein Exemplar in der Bibliothek des Vereins für mekl. Geschichte zu Schwerin, ein Exemplar auf der Universitätsbibliothek zu Greifswald, ein Exemplar im Besitze des Professors Diemer zu Rostock.

24) Mons Stellarum.

Auf der Titelseite ein Holzschnitt, welcher arabeskenartig eine dichte Baum= und Blumengruppe darstellt; links vom Beschauer hängt im Gezweige ein befiederter Helm, rechts Köcher, Schwert und Schild; unten springt aus einem großen Blumenkelche ein geflügelter Engel hervor. Im Gezweige ist eine kleine, leere Nische, in welcher mit rothen Missallettern der Titel steht:

Res a judaeis scelestissimis gesta, in monte Stellarum.

Auf der Rückseite des Titelblattes steht:

               Res a judaeis perfidissimis in monte
Stellarum gesta, ad illustres principes Henricum, et Albertum germanos duces Megapoleses in=clytos, Vadalorum pricipes, a Nicolao, Marescalco, Thurio, uerissime scripta, obiterque miracula inde facta, et perfidia iudaeorum maxima.

Darunter das volle meklenburgische Wappen im Holzschnitt. Die erste Textseite beginnt mit der Ueberschrift:

MONS STELLARVM,

welche als Columnentitel auf zwei Seiten vertheilt durch das ganze Buch bleibt. Der Text selbst beginnt:

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Annus agiter ferme uigesimus, principes illustres, ex quo etc.

Der Text ist also derselbe, wie in der Barkhusenschen Ausgabe vom J. 1512, obgleich die Zeitbestimmung im Eingange im J. 1522 nicht mehr passend war.

Am Ende steht:

Expressum Rhostochii, in aedibus Thuriis, ad Calendas Aprilis. Anno M. D. XXII.

Darunter das kleine Druckerzeichen Marschalks mit der zweischwänzigen Meerjungfer (Tab. III, Nr. 5.).

In Fol., ohne Cust. und Sz., mit Sign. A bis DI und dem letzten, nicht signirten Blatte, jede Lage von 4 Fol. Blättern, im Ganzen 14 Blätter.

Die letzte Seite nimmt ein Holzschnitt ein, der den Goliath darstellt, wie vor ihm David mit der Schleuder steht; beide Figuren sind geharnischt.

Das Wasserzeichen ist ein gekrönter meklenburgischer Stierkopf (nicht das bekannte Ochsenkopfzeichen), wie es sich im Papier Marschalks in den letzten Jahren seiner typographischen Thätigkeit öfter findet; im Anfange derselben kommt der Ochsenkopf mit der Stange über der Stirne vor.

Vollständige Exemplare sind auf der Universitätsbibliothek zu Greifswald und auf der königl. Bibliothek zu Kopenhagen. Der Verein für meklenburgische Geschichte etc . besitzt aus der kopenhagener Doubletten=Auction ein defectes Exemplar (von AII bis C); es fehlt also Titel und Ende. - Diese Ausgabe ist wieder aufgelegt von Johannes Hübnerus, Hamburg, 1730. Vgl. auch Panzer Ann. und Etwas, 1740, S. 540 und 541.

Vgl. oben die Drucke von Barkhusen zum J. 1512.

25) Ein Ausztzog der Meckelburgischen Chronicken

ist der Titel mit Missallettern in rothem Druck in dem Holzschnitte, der die Titelseite des Mons Stellarum von 1522 füllt.

Auf der Rückseite des Titelblattes steht zwischen Randleisten und mit großer Initiale im Anfange:

Der Meckelburgische Chronicken ein lostbarlicher auszzogk von Doctore Nicolao Marescalco Thurio, deme Erbarn vehesten vnd gestrengen, hern Caspari von Schoeneychen, der durchleuchtigen hochgebornen fursten vnd herren, hern Heinriches, vnd hern Albrechts, gebruder, herzogen

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zu Meckelburg, fursten der wenden, grauen zu Swerin, der lande Rhostoch vnd Stargard herren, Canczler etc. zw geschrieben.

Darunter das volle meklenburgische Wappen im Holzschnitt.

Der Text beginnt (fol. 2a.) mit einer sehr großen Initiale in Holzschnitt:

Wie wol freudlicher lieber herr Caczler besuder Guner ettliche, weliche der alltheit der verflossen zeit nicht in allwege berichtet, vn viele auch zu wissen wenig achten. etc . (fol. 2a.) - - Szo hab ich auch ausz den Chronicken der Fursten=thumb zu Meckelborg, durch euwer (fol. 2b.) vnd des hochberumbten etwan hern Brand vo Schoneichen, euwers vettern, auch Meckelbergi=sche Canczler hulfe vnd rath hier vnd andere ortt befunden, das herkomme der selbtigen fursten, welche etwan die Heruli geheissen - - - zu samen bracht, vn ein auszzug der selbigen Cro=nicken gemacht, euch nicht als were das szo kost=lich von myr geachtet sunder ein gedechtnus vnser freuntliche gemeninschafft in tapphern vn etwan in ergeczlichen handelungen vn gescheffte szo wyr viel iar bey gedachten vnser gnedigen hern ge=habt zu geschriben mennickliche zu lesen etc.

(fol. 3a.).

Das Buch schließt:

"Der loblich furst herczog Albrecht ist noch ane gemahel etc."

Mit diesem " etc." hört das Buch plötzlich auf, ohne Druckort, Druckjahr, Druckernamen und Druckerzeichen.

Auf der letzten Seite steht der Holzschnitt mit dem geharnischten Ritter zu Roß, der auch am Ende der Instit. reipubl. milit. ac. civ. von 1515 steht.

In Fol., ohne Cust. und Sz., mit Sign. a bis cII, in in drittehalb Lagen, jede Lage von 4 Bl., im Ganzen 10 Blätter.

Diese bisher im Druck unbekannte meklenburgische Chronik, welche nur in einigen jüngern Abschriften existirte, befindet sich auf der Universitätsbibliothek zu Greifswald in

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einem Bande (Ex legato Ahlwardtiano ad Bibliothecam Academicam No. 3504) hinten angebunden, welcher mehrere Schriften, zuerst Auli Gelli noctium atticarum libri vndeviginti. Argentinae, 1517, dann Mathemalogium prime partis Andree Alexandri Ratisbonesis mathematici super noua et veterem loycam Aristotelis, Lipsigk, 1505, dann Marschalci instit. reip. und Annales Herulorum enthält.

Das Buch ist nach den genealogischen Nachrichten aus dem meklenburgischen Fürstenhause zwischen 1519 und 1524, auf jeden Fall aber nach der Herausgabe der Annales Herulorum von 1521, also wahrscheinlich im J. 1522 gedruckt und vielleicht das letzte Buch aus der Officin Marschalks. Es ist das einzige Buch, welches aus Marschalks Druckerei in deutscher Sprache und mit deutschen Lettern (Tab. III, Nr. 5) hervorgegangen ist; die Lettern sind nicht zu verkennen. So gut auch der marschalksche lateinische Satz ist, so schlecht ist sein deutscher Satz.

Sehr häufig sind große lateinische Anfangsbuchstaben statt deutscher genommen; das x ist immer lateinisch und ch auf Einem Kegel (wie in der ersten Zeile von Tab. III, Nr. 5) ist vorherrschend.