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II. 3.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, den 3. April 1837.

Vignette

D urch den Todesfall, welcher vor kurzem ganz Meklenburg in die tiefste Trauer versetzte, hat auch der Verein einen schweren Verlust erlitten: er ward eines Protectors beraubt, dessen Wohlwollen und Wohlthaten einen sehr grossen Antheil. an dem Bestehen und an dem gegenwärtigen blühenden Zustande des Vereins haben. Doch ist dieser Verlust nicht ohne Ersatz geblieben:

Se. königliche Hoheit der jetzt regierende Grossherzog von Meklenburg-Schwerin sind auch in Bezug auf den Verein an die Stelle des Heimgegangenen getreten, indem Allerhöchstdieselben das Protectorat des Vereins zu übernehmen, die ehrendste Anerkennung seiner Wirksamkeit auszusprechen und bereitwillige Mitwirkung für seine Zwecke zuzusichern geruhten. - Auch von einem der hohen Beförderer, Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten von Schaumburg-Lippe, ist dem Ausschusse ein sehr huldvolles Schreiben, begleitet von einem ansehnlichen Geldgeschenke, zugegangen. - Die Verbindung des Vereins mit dem Auslande hat sich dahin erweitert, dass mit der Königlichen schleswig-holstein-lauenburgischen Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer zu Kiel Correspondenz und Schriftenwechsel angeknüpft, und dass Herr Etatsrath und Professor Dr. Falck zu Kiel zum correspondirenden Mitgliede ernannt worden ist. - Von seinen bisherigen ordentlichen Mitgliedern hat der Verein 4 verloren (darunter Hofrath und Professor Dr. Norrmann in Rostock, gestorben am 13. Januar); dagegen sind 6 neue hinzugekommen, so dass ein reiner Zuwachs von 2 ordentlichen Mitgliedern für das verflossene Quartal sich ergiebt.

- Die Sammlungen erhielten folgende Bereicherungen:

I. zur Bibliothek wurden geschenkt:

1) vom Herrn Dr. von Hagenow zu Greifswald: dessen Schrift über die Runensteine zu Neustrelitz (in mehreren Exemplaren);
2) von demselben: dessen grosse Special- und Gräbercharte von Rügen. Beide Geschenke sind schon vor längerer Zeit eingesandt, aber versehentlich in keinem der früheren Quartalberichte aufgeführt worden.
3) vom Herrn Dr. von Duve zu Möllen: Hempel, inventarium diplomaticum historiae Saxoniae inferioris;
4) vom Herrn Freiherrn von Gloeden zu Bützow: Latomi Genealo-Chronicon Megapolitanum, eine alte Handschrift;
5) vom Herrn Professor Dr. Bachmann zu Rostock: Erster Bericht an die Mitglieder des sächsischen alterthumsforschenden Vereins zu Leipzig, 1825;
6) vom Herrn Dr. Schmidt d. A. zu Sonderburg in Holstein: Historisches Taschenbuch über die Entstehung der Apotheken sowohl im Allgemeinen, als in Dänemark (auch in Meklenburg), Flensburg, 1835.

Der Herr Verfasser, ein geborner Meklenburger, bittet zugleich um Beiträge zur Geschichte der Apotheken in Mecklenburg.

7) vom Herrn Syndikus Dr. Brandenburg zu Stralsund: dessen Geschichte des Magistrates der Stadt Stralsund, daselbst 1837;

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8) vom Herrn Hofbuchdrucker Bärensprung zu. Schwerin: dessen Versuch einer Geschichte des Theaters in Meklenburg, Schwerin 1837;
9) vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin: Andeutungen über die altgermanischen und slavischen Grabalterthümer Meklenburgs etc , Schwerin 1837.

Von dieser auch im freim. Abendblatt 1837 No. 943 und 944 abgedruckten Schrift hat der Ausschuss überdies noch 50 Exemplare zur Benutzung bei Aufgrabungen angekauft.

Ferner schenkte Herr Dr. Deecke zu Lübeck einen auf Pergament gedruckten Ablassbrief der Michaelisbrüder zu Rostock. Ausserdem wird sich der Verein durch die freundliche Vermittelung des Herrn Professors Dr. Bachmann zu Rostock demnächst um einen sehr mässigen Preis in den Besitz zweier sehr werthvoller und seltener alter Drucke (Lactantii Firmiani opera, Rostoch. 1476, und Sti. Bernhardi, abbatis Claraevallensis, Sermones super Cantica Canticorum, Rostoch. 1481) gesetzt sehen. Der Ausschuss hofft, dass seine dringend und mehrfach ausgesprochene Bitte um Einsendung oder Nachweisung vaterländischer typographischer Alterthümer auch nach andern Seiten hin einen so günstigen Erfolg haben werde. Schon durch die blosse Angabe. wo sich Exemplare derselben befinden, noch mehr durch Beschreibung des Anfanges, des Endes, der Buchdruckerzeichen, Holzschnitte, Wasserzeichen u. dgl. wird man sich den Ausschuss zum Danke verpflichten, zumal da eben jetzt ein geehrtes Mitglied mit einer Abhandlung über alte rostocker Drucke beschäftigt ist und es höchst wünschenswerth erscheinen muss, demselben möglichst vollständige Materialien für diese Arbeit zu Gebote gestellt zu sehen.

II. Zur Urkundensammlung schenkten:

1) Herr Geh. Archiv-Rath Hoefer zu Berlin: Abschrift einer Urkunde der Gräfin Adelheyd von Ratzeburg über eine Schenkung an das Kloster Riddagshusen;
2) Herr Dr. Deecke zu Lübeck: Abschrift einer Urkunde der Grafen von Danneberg und zweier Urkunden der Grafen von Schwerin aus dem 13. Jahrhundert über Freiheiten der Lübecker in Meklenburg;
3) Herr Dr. Burmeister zu Wismar: eine neu entdeckte Chronik aus den Jahren 1275 - 1277 über die Vormundschaftsführung der Fürstin Anastasia während der Abwesenheit ihres Gemahls Heinrichs des Pilgers. (Dieselbe ist in einer ausführlichen Bearbeitung für die Jahrbucher verheissen.)

III. Die Alterthümersammlung empfing:

A. Vorchristliches:

1) vom Herrn Pastor Loeper zu Kirch-Mulsow: ein Messer mit Griff aus Feuerstein geschlagen, gefunden i. J. 1836 auf dem dortigen Pfarracker an dem "Heidenholze" an einem Hügel unter einem grossen Steine;
2) vom Herrn Oberförster Hennemann auf dem Schelfwerder bei Schwerin: einen grossen Keil aus grauem Feuerstein, roh, aber sehr regelmässig geschlagen, und noch nicht geschliffen, gefunden beim Aufräumen eines Grabens auf dem Forstgehöfte daselbst;
3) vom Herrn Hofrath Dr. Crull zu Rostock: einen grossen, gehenkelten bräunlichen Aschenkrug, mit Kiessand und Glimmerfünkchen, gefunden voll Knochen bei Neu-Polchow unweit Laage, dabei eine zum Theil oxydirte Speerklinge von Erz und eine nicht durchbohrte Scheibe von Stein von ungefähr 1" Durchmesser.

B. Aus unbestimmter Zeit:

4) vom Herrn Bürgermeister Pries zu Waren: ein Beil aus Knochen, vorn ungefähr 5 Zoll lang, gefunden in einer Rumpelkammer auf einem ritterschaftlichen Gute;
5) von den Herren Klostervorstehern zu Dobbertin: einen Helm aus Bronze, unstreitig von hohem Alter, gefunden 8 Fuss tief unter der Oberfläche eines Moors auf der Feldmark Seelsdorf.

C. Mittelalterliches:

6) vom Herrn Oberbaurath Wünsch zu Schwerin: einen Steigbügel und eine Lanzenspitze aus Eisen, gefunden an der Fuhrt zwischen Kölpin- und Flesen-See bei Göhren;
7) vom Herrn Bürgermeister Pries zu Waren: ein grosses eisernes Spornrad, gefunden auf einer angeblichen Lagerstätte wallensteinscher Truppen;

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8) vom Herrn Plattirer Behrens zu Schwerin: ein Siegel Friderici dicti Egen, gefunden unter altem angekauften Metall.

Nachträglich ist hier noch ein schon früher gemachtes Geschenk des Herrn von Jasmund (durch Herrn Obermedicinalrath Dr. Brückner zu Ludwigslust) zu erwähnen, bestehend in der Zeichnung eines im Besitze des Ersteren befindlichen Gefässes von Bronze.

Der Ausschuss ist ferner durch mehrere Erörterungen und Nachrichten über Alterthümer erfreut worden, welche zum Theil im nächster Jahresberichte abgedruckt erscheinen sollen: namentlich lieferten

1) Herr Archivar Lisch: Beiträge zur Begräbnissurne von Malchin (vgl. Quartalber. II. 2);
2) Derselbe: Ueber das römische Grab von Hasenwinkel (vgl. Jahresb. I. S. 93 und 94);
3) Herr Dr. von Hagenow zu Greifswald: Ueber die verschiedenen Arten von vorchristlichen Gräbern in Vorpommern;
4) Herr Gerichtsrath Ahrens zu Schwaan: Ueber Alterthümer in der Gegend von Schwaan;
5) Herr Auditeur Grimm zu Wismar: Nachricht über einen Blocksberg zu Wietow bei Wismar;
6) Herr Rector Masch zu Schönberg: Ueber das Siegel des Jachgim Holloger (vgl. Jahresber. I. S. 16).

Weitere zahlreiche Unterstützungen und Mittheilungen sind insbesondere noch der Aufgrabungs-Deputation zu Theil geworden. Nicht nur haben diejenigen Vereine und Mitglieder, welche die von ihr entworfenen, bei Aufgrabungen von Seiten des Vereins zu berücksichtigenden "Andeutungen" und "Fragen" zur Begutachtung zugesandt waren, diesem Wunsche nunmehr alle und zum grossen Nutzen dieser Schriften entsprochen, so dass dieselben jetzt vollständig redigirt sind und, bis zu ihrem Abdruck in dem Jahresberichte abschriftlich, den Leitern von Aufgrabungen übergeben werden können, sondern es ist auch, in Folge früherer Aufforderungen (Quartalber. II. 2 .und freim. Abendbl. No. 941), die Aufmerksamkeit der Deputation auf einzelne zur näheren Untersuchung stark sich empfehlende Localitäten hingelenkt und mehr als ein freundliches Anerbieten, welches theils einen Ausbeute verheissenden Boden, theils die zur Ausbeutung erforderlichen Kräfte zur Disposition des Vereins stellt, gemacht worden. Von diesen Mittheilungen und Anerbietungen wird der am angemessensten und vortheilhaftesten erscheinende Gebrauch gemacht, und über den Erfolg zu seiner Zeit das Nähere berichtet werden. Die wirksamste Unterstützung aber für diesen Zweig seiner Bestrebungen hat der Verein durch ein allerhöchstes Rescript d. d. Schwerin am 31. März erhalten, wodurch dem Ausschuss die nachgesuchte Erlaubniss zur Veranstaltung von Aufgrabungen im Grossherzogl. Domanium huldreichst ertheilt und, mittelst eines angeschlossenen offenen Befehls an die Grossherzoglichen Beamten, den zu solchem Unternehmen vom Ausschuss Deputirten aller erforderliche Schutz zugesichert wird. - Folgende, durch den pommerschen Verein mitgetheilte Notiz des Herrn von Suckow zu Stralsund:

"In meinem Vaterlande Meklenburg-Schwerin finden sich die grossartigsten aller Heidendenkmäler, die ich gesehen habe: es sind dies ungeheure Steinkisten, kleine Pagoden; die ansehnlichsten sah ich auf dem Wege von Meyenburg in der Prignitz nach Plau",

stehe hier mit der Bitte an die in der bezeichneten Gegend wohnenden Mitglieder des Vereins, dass sie den genannten Denkmälern ihre besondere Aufmerksamkeit schenken, über das Vorhandensein derselben an einzelnen Orten, ihre Beschaffenheit und Gestalt etc. dem Ausschusse genaue Nachricht geben und diesen Bericht, wo möglich, mit Zeichnungen begleiten wollen.

IV. Die Münzensammlung erhielt:

1) einen Rosenobel (von 15 47/53) König Eduard's VI. von England, im Mai 1836 auf dem Kaltenhöfer Acker der Feldmark Prislich bei Grabow ausgepflügt, welcher Acker seit Jahrhunderten als Viehweide gelegen hatte, (durch Vermittelung des Herrn Gerichtsraths Stolberg zu Grabow angekauft);
2) 2 grosse silberne römische Münzen und 1 satyrische alte Denkmünze gegen das Papstthum (Geschenk des Herrn Gutsbesitzers Jahn auf Adamsdorff);

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3) 1 grosse silberne Denkmünze des Herzogs Adolph Friedrich I. von Meklenburg vom Jahre 1613 (Geschenk des Herrn Postsecretärs Krüger zu Hamburg);
4) 4 Münzen, gefunden unter dem Steinpflaster auf dem Hofe zu Redderstorf, (Geschenk des Herrn Majors von der Lühe auf Redderstorf);
5) 1 meklenburgischen Gulden: Dem Vaterlande, 1813 (angekauft);
6) 1 meklenb. Schilling von 1624, gefunden zu Zarrentin (Geschenk des Herrn Apothekers Stockfisch daselbst),
7) 1 alten güstrowschen Sechsling der Herzoge Magnus und Balthasar, 1477-1503 (Geschenk des Herrn Bauconducteurs Hermes zu Sachsenberg);
8) 1 alten güstrowschen Scharf (Geschenk des Herrn Schulraths Meyer zu Schwerin);
9) 15 verschiedene Münzen, unter denen die kleinere Begräbnissmünze auf den Herzog Augustus von Braunschweig-Lüneburg, postulirten Bischof von Ratzeburg, vom J. 1636, eine alte Münze der Herren von Werle, mehrere Bracteaten, (Geschenk des Herrn Obermünzmeisters Nübell zu Schwerin),
10) 1 Achtgroschenstück von 1754 (Geschenk des Herrn Superintendenten Eyller zu Wismar);
11) 3 Münzen, vom Herrn Bürgermeister Pries zu Waren;
12) 66 verschiedene Kupfer- und Silbermünzen aus Meklenburg und den angrenzenden Ländern (Geschenk des Herrn Dr. med. Reder zu Rostock).

- An schriftlichen Beiträgen zur Benutzung für die Jahrbucher wurden eingesandt:

1) Der Bauer im Fürstenthum Ratzeburg, vom Herrn Rector Masch zu Schönberg;
2) Miscellen zum II. Jahrgange der Jahrbücher, von den Herren Dr. Burmeister zu Wismar, Bibliothekar Hanka zu Prag, Archivar Lisch zu Schwerin und Archivar Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel;
3) Briefsammlung zu demselben, vom Geh. Archiv-Director Voigt zu Königsberg und Archivar Lisch;
4) Erklärung meklenburgischer Volksnamen aus den slavischen Mundarten, vom Herrn Dr. Burmeister zu Wismar.

Von dem letztgenannten Mitgliede ist auch der Prospectus einer "Sammlung und Erläuterung der slavischen Ortsnamen Meklenburgs", welche derselbe unter Mitwirkung des Vereins zu bearbeiten und herauszugeben wünscht, dem Ausschusse vorgelegt worden. Nähere Verhandlungen über diesen Gegenstand sollen der Generalversammlung vorbehalten bleiben.

Gewünscht werden:

1) eine Nachweisung über die in Rudloff Meckl. Gesch. II. S. 281 not. r. citirte Schutz- und Entschädigungs-Versicherung für die Stadt Wismar vom Jahre 1337, und wo möglich eine Abschrift derselben: wahrscheinlich hatte Rudloff eine Abschrift und Beschreibung im Privatbesitze;
2) von correspondirenden Mitgliedern des altmärkischen Vereins für vaterl. Geschichte und Industrie: Nachrichten über Gegenstände aller Art, welche die historischen Verhältnisse der Altmark betreffen, für diesen Verein.

Herr Archivar Lisch hat angezeigt, dass sowohl die Lithographieen des Friderico-Francisceum, als auch die Erläuterungen dazu nunmehr ganz vollendet seien und in der diessjährigen Ostermesse ausgegeben werden. Er fordert zur weitern Unterzeichnung für dieses kostspielige Unternehmen der Buchhandlung Breitkopf und Härtel zu Leipzig auf und erbietet sich zur Annahme von Subscriptionen.

A. Bartsch.                
als zweiter Secretär des Vereins.

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