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II. 1.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, den 4. October 1836.

Vignette

A n den Jahresbericht, * ) welcher die ausführliche Geschichte des Vereins bis zum Schlusse der diesjährigen Generalversammlung lieferte und nebst den Jahrbüchern nunmehr in den Händen aller Mitglieder sich befinden wird, wie denn auch beide Schriften vereint den Weg des Buchhandels schon betreten haben, knüpfen sich die folgenden kurzen Mittheilungen über dasjenige an, was bis zur gestrigen Quartalversammlung Neues erlebt, erworben und geleistet worden ist. Der Personalbestand zunächst erhielt wiederum einen nicht unerheblichen Zuwachs: zwar ist ein ordentliches Mitglied, Herr Geheime Medicinalrath Dr. von Hieronymi zu Neustrelitz, gestorben (am 3. August); dagegen aber hat der Verein in Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten zu Schaumburg-Lippe einen hohen Beförderer und fünf andere Männer als ordentliche Mitglieder gewonnen. - Auch die Verbindung mit auswärtigen Vereinen hat sich neuerdings erweitert und verstärkt. Namentlich ist von dem thüringisch-sächsischen Verein für Erforschung des vaterländischen Alterthums der diesseits gewünschte Briefwechsel und Schriftenaustausch angenommen und der eben vollendete zweite Band seiner "Neuen Mittheilungen" eingesandt worden. Da dieser Verein zum Zweck hat, Mittelpunct für die geschichtlichen und antiquarischen Forschungen Deutschlands zu. sein, so hat derselbe um häufige und schnelle Zusendung von Nachrichten gebeten, um sie möglichst bald veröffentlichen zu können, und wird diesem Wunsche von Seiten unseres Vereins gern gewillfahret werden. Die schleswig-holstein-lauenburgische Gesellschaft ist, obwohl der Schriftentausch schon früher von beiden Seiten bestimmt und begonnen ward, so freundlich gewesen, ihre Tendenz unserem Vereine näher auseinanderzusetzen und um freundnachbarlichen Verkehr zu bitten, unter Beifügung von 6 Exemplaren der Schrift: "Ueber Alterthumsgegenstände von F. v. Warnstedt", welche zur Instruction der Dirigenten von Aufgrabungen. höchst zweckmässig verwandt


*) Es haben sich in denselben leider mehrere Druckfehler eingeschlichen, von denen vorzüglich folgende eine Berichtigung verlangen:

S. 61 im Verzeichnisse der correspondirenden Mitglieder zu Hannover ist statt Pentz zu lesen Pertz.

S. 80 im Bibliothekverzeichnisse Nro. 127. 128. steht Manasse falsch st. Manesse.

Die Bibliotheknummern 66 - 88 und 136, 137 sind nicht vom Herrn Regierungsrath v. Lützow, sondern vom Herrn Dr. Friedländer zu Berlin geschenkt worden.
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werden können. Endlich hat auch der voigtländische alterthumsforschende Verein, unter Mitteilung seiner Zeitschrift, der "Variscia", den unsrigen freundlich begrüsst und um rege wissenschaftliche Verbindung gebeten, zu welcher der meklenburgische Verein mit Freuden die Hände bieten wird.

- - Sammlungen. Ausser den erwähnten Geschenken von Vereinen, zu welchen noch "Achter und Neunter Jahresbericht der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde", nebst den "Baltischen Studien, Jahrgang 3. Heft 2.", kommen, erhielt die Bibliothek sehr zahlreiche und werthvolle Gaben an Büchern und Schriften von den Herren Geh. Archivrath Hoefer in Berlin, Dr. Friedländer daselbst, Consistorialrath Dr. Mohnicke in Stralsund, Landrath von Oertzen auf Kittendorf, Advocat Diederichs in Güstrow, Dr. Karsten in Rostock, Professor Homeyer in Berlin, Rector Masch in Schönberg und Archivar Lisch in Schwerin.

Die Alterthümersammlung empfing

I. an vorchristlichen Alterthümern:

1) vom Herrn Oberbaurath Wünsch zu Schwerin: zwei Keile aus Feuerstein, gefunden bei der Regulirung der Elde-Stör-Schifffahrt.
2) von der Frau Professorin Schröter zu Langensee: den bleiernen Abguss eines menschlichen knieenden Bildes aus Erz, welches im Original in der Grossherzogl. Alterthumssammlung zu Ludwigslust befindlich (vgl. Friderico -Francisceum Tab. XXXI. Fig. 1) und in einer Urne bei Kl. Schmölen, Amts Dömitz, gefunden ist.
3) vom Herrn Archivar Lisch in Schwerin: Urnenscherben, von demselben im Pfarrgarten zu Prillwitz bei Strelitz aufgesammelt. Der Boden des Dorfes Prillwitz, namentlich des fürstlichen und des Pfarrgartens, ist dadurch im hohen Grade merkwürdig, dass sich fast keine Stelle findet, wo man nicht mit geringer Mühe Urnenscherben entdeckte, so viel die Gärten auch bearbeitet und gereinigt sind.. Herr Archivar Lisch fand gleich an der ersten besten Stelle die eingereichten Scherben. Es ist dringend zu wünschen, dass der Herr Pastor Horn zu Prillwitz alle Scherben sorgsam sammle und insbesondere die mit Verzierungen versehenen, so wie Stücke vom Boden und von den Ausbauchungen und solche, welche Ränder zeigen, dem Verein einliefere, indem sich durch Vergleichung derselben allerdings wohl ein Resultat gewinnen liesse.
4) vom Herrn Landrath von Levetzow auf Lelkendorff: den Inhalt von drei auf der Feldmark Lelkendorff bei Neukalden aufgedeckten Gräbern, bestehend aus 1 Scheermesser, 1 Haarpincette, 1 Armring, 1 langen Nadel und 3 kleinen Ringen, Alles aus Erzcomposition und oxydirt. Die ausführlicheren, gleichfalls von Herrn von Levetzow mitgetheilten Nachrichten über den Fund müssen einem andern Orte vorbehalten bleiben.

II. an mittelalterlichem Geräth:

1) vom Herrn Maler Langschmidt zu Schwerin: 1 Degen mit schmaler Klinge ganz von Eisen, an der Stelle des Schlosses zu Grabow gefunden.
2) vom Herrn Oberbaurath Wünsch zu Schwerin: 1 Schlachtschwert von Eisen mit breiter Klinge, welche halb abgebrochen ist, gefunden bei Vertiefung des Eldeflusses zwischen Plau und Lübz.
3) von einem ungenannten Geber: 2 verschiedene Sporen von Eisen mit grossen Rädern.

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4) vom Herrn Pastor Hörn zu Prillwitz: ein schaufelartiges räthselhaftes Werkzeug von Eisen, gefunden zu Prillwitz.
5) vom Herrn Archivar Lisch in Schwerin: Scherben von dicken Glasgefässen, von demselben im J. 1830 auf der Burgstätte zu Prillwitz gesammelt. (Ein kleines Gefäss von derselben Art, wie diese Scherben, ist vor einiger Zeit beim Schlosse zu Güstrow in der Wiese gefunden und im Besitze der dortigen Domschule.)

III. an Zeichnungen: durch Herrn Dr. Friedländer zu Berlin (von dessen Vater) Arnold's Originalzeichnung des Brustbildes der hochseligen Erbprinzessin Helena Paulowna für seinen Kupferstich, nach dem Pastellgemälde von Schröder.

IV. an seltenen Naturalien:

1) vom Herrn Oberbaurath Wünsch zu Schwerin: ein Geweih von einem Elenthier, im Störflusse bei der Schiffbarmachung desselben gefunden.
2) vom Herrn Amtshauptmann Ratich zu Wittenburg: einen Feuerstein mit einer wohl erhaltenen seltenen Muschelversteinerung, gefunden auf der Feldmark des Dorfes Salem, Amts Neukalden.

An die Münzen-Sammlung des Vereins schenkten: Herr Cand. theol. Dethloff zu Schwerin 5 Silbermünzen und 1 Kupfermünze; Herr Maler Langschmidt zu Schwerin eine Kupfermünze des römischen Kaisers Alexander Severus (etwa vom J. 227 p. C.), auf dem Felde von Cremmin bei Grabow ausgepflügt. Herr Ober-Medicinalrath Dr. Flemming zu Sachsenberg 13 Münzen und Medaillen, Herr Regierungsrath von Oertzen zu Schwerin 4 alte Münzen, und Herr Landrath von Oertzen auf Lelkendorff 10 Münzen; welche unter dem Fundamente eines alten Bauerhauses gefunden worden sind.

Nach dem von der General-Versammlung gefassten Beschlusse hat der Ausschuß nunmehr die Deputation für Aufgrabungen durch die Ernennung folgender Mitglieder constituirt: Pastor Bartsch, Archivar Lisch und Geschichtsmaler Schumacher. Die Deputation hat bereits die Vorarbeiten für ihre demnächstige Wirksamkeit begonnen, und der Ausschuss fordert in ihrem Namen und im Interesse des Vereins alle Mitglieder auf: dass sie Nachrichten über das Vorhandensein von Grabhügeln in irgend einer Gegend Meklenburgs, Mittheilungen über frühere Auffindungen von Gräbern und Ausgrabungen derselben, Vorschläge und Andeutungen aller Art, welche das Feld dieser Deputation berühren und ihre Zwecke fördern können, derselben nichts vorenthalten wollen.

Auf den Vortrag des Herrn Archivars Lisch macht der Ausschuss den Mitgliedern bekannt, dass derselbe von Serenissimo zum Aufseher der meklenburgischen Alterthumssammlung zu Ludwigslust bestellt ist und dabei die Vollendung und die Erläuterung des Friderico-Franciscei übernommen hat welches von Professor Schröter angelegt worden. Das Werk nähert sich seiner Vollendung und wird hoffentlich im nächsten Jahre vollständig erscheinen. Beim Mangel aller Vorarbeiten der früheren Bearbeiter, des Prof. Schröter zu Rostock und des Prof. Grautoff zu Lübeck, wünscht Herr Archivar Lisch dringend, dass sämmtliche Mitglieder, welche mit jener Sammlung durch Aufgrabungen und Einsendungen einmal in Berührung gestanden, alles, was sie an Nachrichten, über einzelne Alterthümer derselben besitzen, ihm mittheilen mögen (von Herrn Hauptmann Zinck ist diess bereits geschehen), und der Ausschuss empfiehlt diese Bitte aufs angelegentlichste zu recht vielseitiger und baldiger Berücksichtigung. Ueberhaupt legt der Ausschuss es allen Mitgliedern

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dringend ans Herz, alle noch etwa zerstreut aufbewahrten Alterthümer nach ihrer Neigung entweder an die Grossherzogl. Sammlung zu Ludwigslust, oder an die Sammlung des Vereins einzusenden, da unzählige Erfahrungen es beweisen , dass alle zerstreut und isolirt gehegten Alterthümer über kurz oder lang, bei aller Liebe des Besitzers zu denselben, dennoch dem gewissen Untergange entgegengehen.

- - Für die Vereinsschriften gingen folgende urkundliche Beiträge ein:

1) vom Herrn Archivar Dr. Lappenberg zu Hamburg: Abschrift von 16 Urkunden aus den Jahren 1299 - 1447 aus dem Hamburger Archive mit Bewilligung eines hohen Senates mitgetheilt;
2) vom Herrn Dr. Dittmer zu Lübeck: Regesten von 47 Urkunden aus dem Archiv des St. Johannisklosters und des heil. Geist-Hospitals zu Lübeck, meklenburgische Güter betreffend.

Ausserdem lieferte Herr Elbzoll-Verwalter Hauptmann Zinck zu Dömitz: Fortgesetzte Nachrichten über die von demselben für Serenissimum geleiteten Aufgrabungen von Grabhügeln. - Verheissen ist vom Herrn Consistorialrath Dr. Mohnicke zu Stralsund eine Abhandlung über die vormaligen Tribseeschen Archidiaconen des Bisthums Schwerin. - Gewünscht wird Nachricht über

ein Remissorium über den Sachsenspiegel in niederdeutscher Sprache,

welches nach Homeyer's Verzeichniss deutscher Rechtsbücher Nr. 375 im Stadtarchive zu Röbel befindlich sein soll.

A. Bartsch.                
als zweiter Secretär des Vereins.

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