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B. Aus der Zeit der Kegelgräber.

a. Gesammelter Inhalt einzelner Gräber:

Kegelgräber bei Gallentin.

Etwa zwei Meilen von Schwerin entfernt, unweit der nach Wismar führenden Chaussee, in der Nähe von Zickhusen, Neu=Lübsdorf und Gallentin und mit seinem östlichen Ende den schweriner See berührend, liegt ein sehr schön bestandener, größtentheils Laubholz enthaltender Wald, welcher gewöhnlich von dem einen der genannten benachbarten Orte das gallentiner Holz heißt. In diesem befinden sich (der Ausschuß verdankt die Anzeige hievon dem Herrn Ober=Baurath Wünsch zu Schwerin, Mitgliede des Vereins) eine ziemliche Anzahl kegelförmiger Erhebungen, welche leicht die Vermuthung erweckten, daß sie vorchristliche Gräber sein möchten. Um hierüber zur Gewißheit zu gelangen und event. durch eine Aufgrabung die von dem Steinbedarf der nahen Chaussee und der Anwohner schon vielfach berührten und noch ferner bedrohten Gräber für die genauere Kenntniß des vaterländischen Alterthums nutzbar zu machen und ihren etwanigen Inhalt dem Vereine zu retten, begab sich der Herausgeber am 3ten Julius d. J. in Begleitung des Herrn Ober=Bauraths Wünsch, welcher die Güte hatte, sein Fuhrwerk zu dieser Reise herzugeben, und eines andern Mitgliedes, des Herrn Advocaten Schwerdtfeger zu Schwerin, an Ort und Stelle. Diese beide Herren leisteten ihm bei diesem Unternehmen eine eben so eifrige wie geschickte Assistenz, und nicht minder zu rühmen ist die Liberalität des Herrn Pensionärs Schubart zu Gallentin, welcher den Aufgrabern in Wald und Haus die uneigennützigste Gastfreiheit angedeihen ließ, so wie die Gefälligkeit des Herrn Forst =Inspectors Mecklenburg zu Zickhusen, welche ebenfalls sehr vieles zur Förderung des Geschäftes beigetragen hat.

Mit den erforderlichen Arbeitern und Geräthschaften versehen und unter der Leitung eines der Localität vollkommen kundigen Mannes unternahm man zuerst eine allgemeine Besichtigung der fraglichen Hügel. Die meisten derselben waren, wiewohl mit Gehölz und Gebüsch bestanden, noch von so scharf ausgeprägter, kegelförmiger Gestalt, daß sich ihre Natur und Bestimmung nicht bezweifeln ließ. Die untersuchten Hügel liegen, der Mehrzahl nach, in zwei Gruppen, einer nördlichen am Rande des Waldes und einer südlichen in den sogenannten "gepflanzten Eichen", auf einem ringsum ebenen oder doch nur sehr schwach abgedachten Boden, auf welchen sie offenbar

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künstlich aufgetragen sind. Aeußere Steinringe fanden sich bei keinem; doch sollen dergleichen, nach Aussage der Arbeiter, bei mehreren allerdings früher vorhanden gewesen, aber zum Bau der Chaussee hinweggenommen und verbraucht worden sein. 1 ) Dagegen fühlten sich bei mehreren durch die vorläufige Untersuchung mit einer Eisenstange Steine im Innern leicht heraus.

Man schritt nun zur Aufdeckung einzelner dieser Kegelhügel, und zwar zunächst zur gleichzeitigen zweier ganz nahe an einander, in der nördlichen Gruppe gelegenen, die sich zwar durch nichts weiter vorzugsweise empfahlen, als daß der eine gar nicht, der andere mit wenigen, weit auseinanderstehenden Bäumen bewachsen war, wodurch sie leichtere Arbeit verhießen. Doch ward diese von der andern Seite wieder erschwert durch den strengen, harten Lehm, aus welchem sie bestanden. Nichts destoweniger ward nach Anleitung der von dem Verein ausgegangenen Instruction die Abgrabung bewerkstelligt. In dem einen, kleineren traf man nahe unter der Oberfläche der Lehmdecke auf ein dichtes, gewölbartiges Lager von Feldsteinen verschiedener Größe. Nachdem diese vorsichtig hinweggeräumt und auch die darunter befindliche Erde sorgfältig ausgekehrt war, wobei sich aber nicht das Geringste von Interesse fand, erreichte man den Urboden. Hier zeigte sich, über die ganze Basis des Kegels in gleichmäßiger Stärke ausgebreitet, eine dünne Schicht von Kohlen; die Holzsubstanz ließ sich, da der Lehm innig damit vermischt war, nicht mehr unterscheiden. Von Knochen und dgl. zeigte sich nirgends eine Spur, selbst als man versuchsweise noch ziemlich tief unter die Kohlenschicht und den Urboden hineingegraben hatte. - Auch die Aufdeckung des zweiten, größern Hügels hatte keinen Erfolg: doch drang man freilich auch nicht nach allen Seiten bedeutend tief in denselben ein, da außer der hier fast steinharten Lehmmasse auch viele alte Baumwurzeln das Graben fast ganz unmöglich machten und selbst den Gebrauch der Hacke sehr erschwerten.


1) Nicht bloß der Kunststraßenfleiß, auch - die Schatzgräberei hat sich an diesen Denkmälern versucht, wie sich wenigstens bei einem derselben mit Bestimmtheit ermitteln ließ. Ein kleinerer Kegelhügel nämlich fand sich bis unter den Urboden hinunter geöffnet und ausgeleert, und nicht bloß versicherten die Arbeiter, daß dies nächtlicher Weile von "Schatzgräbern" geschehen sei, sondern es lag auch noch rings um den Hügel ein doppelter Kreis von Kreuzdorn, bekanntlich der Zauberwall, durch welchen bei Geschäften der Art das Hinzutreten des Teufels verhindert werden soll. Daß die so Verschanzten dennoch nichts gefunden haben werden, was Schatzgräber zu suchen pflegen, läßt sich mit ziemlicher Gewißheit behaupten; ob sie etwas von der Art fanden, was don Alterthumsforscher interessirt, ließ sich nicht ermitteln. Es fanden sich weder Scherben noch Knochen oder dgl.; nur eine große Menge kleiner Feldsteine, die wohl die innere Pflasterdecke des Grabes gebildet haben, lag zerstreut umher.
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Desto günstigere Resultate lieferten 3 andere Grabhügel der südlichen Gruppe, welche durch die fortgesetzten Nachgrabungen dieses und des folgenden Tages geöffnet wurden.

α. Gallentiner Kegelgrab No. 1.

Dieser Grabhügel war auf einen von Osten nach Westen gehenden Abhang aufgeschüttet, so daß sein westlicher Rand sich nur wenig über den Urboden erhob, während er von Osten her viel steiler und höher aus der Ebene emporstieg. Die größte Höhe des Gipfels, d. h. seine Erhebung über eine mit dem östlichsten (tiefsten) Rande der Basis horizontal liegende Linie, betrug 7'. Auch die Durchmesser der Basis differirten um einige Fuß: von Osten nach Westen hatte die Durchschnittlinie eine Länge von 40', von Süden nach Norden eine Länge von 35'. Der ganze Aufwurf bestand, wie der Boden umher, aus ziemlich sandigem Lehm. Ringsteine oder sonstige äußere Steinbedeckungen fanden sich nicht. Der untere Umkreis und auch des Gipfels Ränder waren mit jungen Buchen und Gebüsch bewachsen; die Mitte war frei, nur mit Rasen bedeckt.

Die Aufdeckung ward durch Abgrabung des Gipfels in der Richtung von Osten nach Westen bewerkstelligt. Als man etwa 2 1/2' der Höhe abgetragen hatte, stießen die Arbeiter an einer Stelle, welche etwa ein Drittheil der Länge der ganzen Durchschnittfläche von deren östlichem Rande entfernt war, auf einen ziemlich großen, platten Stein, der sich bald als Decke einer Steinkiste auswies. Diese hatte einen andern Stein von gleicher Größe zum Fundamente, auf welchem die 4 regelmäßig gesetzten Wände ruhten, die aus einigen größern aufrechtstehenden Steinen mit mehreren zur Ausfüllung der Lücken dazwischen gestellten kleineren bestanden und deren Ränder von dem darüber gelegten Decksteine genau gedeckt wurden. Die größten Steine (Deck= und Grundstein und 3 der Seitensteine) hatten 2' größte Länge und Breite, und waren theils natürlich abgeplattet, theils offenbar gespalten; die kleinern hatten die Form gewöhnlicher Feldsteine; alle bestanden aus Granit. Der Grundstein lag etwa 3' über der entsprechenden Stelle des Urbodens. Als die Decke abgehoben war, zeigten sich sogleich deutlich die Ränder mehrerer Urnen. Beim Hinwegnehmen einer der Seitenwände gewahrte man in der nachstürzenden Erde

1 dünnes, kleines Scheermesser aus Bronze, wie sie gewöhnlich in Kegelgräbern gefunden werden, und

Scherben einer großen Urne von rothbrauner, grobkörniger Masse und dickem Bruch,

zu welcher das erwähnte Messer wohl gehörte; ihren weitern

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Inhalt hatte, so viel sich erkennen ließ, bloß Asche und Erde gebildet. Außer dieser zerfallenen fanden sich in der Kiste noch 5 andere Urnen, in zwei Reihen von Osten nach Westen. dicht neben einanderstehend; die Zwischenräume zwischen ihnen selbst, so wie zwischen ihnen und den Wänden der Kiste waren genau mit Erde ausgefüllt, so daß es schien, die Urnen seien absichtlich in Erde verpackt worden, da gegen ein zufälliges Eindringen der über und neben der Kiste liegenden Erde das genaue Aneinanderschließen der Wände und der Decke wohl geschützt haben mußte. Uebrigens war diese Erde innerhalb der Kiste ganz dieselbe, wie außerhalb. Der Boden der Urnen ruhte unmittelbar auf dem Grundsteine. Folgendes ist die nähere Beschreibung der Urnen dieser Kiste und ihres Inhalts 1 ):

1) eine röthlich gebrannte, mit Glimmerfünkchen durchsprengte Urne von einfacher Gestalt, ohne große Ausbauchung, 9" hoch, in der Mündung 7", im Bauche 11", in der Basis 3" im Durchmesser haltend, mit einem großen Henkel; die Wand ist dick. In ihr fand sich nichts als eine an manchen Stellen sehr klebrige Erdmasse.

2) ein kleines, dünnes, schönes Gefäß, im ganzen Bauche abgerundet, mit einem auf der Rundung senkrecht stehenden kurzen Halse, aus einer schwärzlichen, mit Glimmerfünkchen durchsprengten Masse, ungefähr 7" hoch, 8" im Bauche und etwas über 4" in der Mündung im Durchmesser haltend; der obere Theil des Bauches ist dicht gereifelt, am Halse steht ein großer Henkel. Zugedeckt war das Gefäß mit einer einfachen, überfassenden Schale. Die Scherben dieser Urne sind äußerst dünne, nur 1/8" dick und sehr gleichmäßig: ihre Verfertigung aus bloßer Hand wäre wunderbarer, als jede Geschicklichkeit auf der Töpferscheibe. Die Schale war von grober Masse und im Bruche gegen 1/2" dick. Der Inhalt bestand aus Erde und Asche, worunter einzelne Knochen, meistentheils sehr dünne Schädelknochen.

3-5) drei eigenthümlich, fast völlig eiförmig gestaltete Urnen, 8 bis 9" hoch, 6 bis 7" im größten Durchmesser,


1) Diese nähere Beschreibung ist hier, wie bei den folgenden Gräbern, zwar erst das Resultat einer spätern, in Schwerin vorgenommenen Untersuchung, da man bei der Aufgrabung die nicht von selbst auseinanderfallenden Urnen nicht leerte, sondern durch Binden etc. . in ihrem Zusammenhange möglichst zu erhalten suchte, um sie hinterher an gesicherterm Orte, nachdem die Masse mehr erhartet und die Form durch Zeichnung gerettet wäre, ihrer Beschaffenheit und ihrem Inhalte nach genauer untersuchen zu können. Doch scheint es angemessen, hier alles, was die einzelnen Kisten betrifft, gleich zusammenzufassen.
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4 bis 5" in der Basis und ungefähr ebenso viel in der Mündung im Durchmesser haltend, von einer sehr dicken, grobkörnigen, rothbraunen Masse. Die eine war noch mit einem dünnen, einpassenden Deckel, wie eine Scheibe, 4" im Durchmesser und 1/2" dick, zugedeckt. Außerdem fanden sich noch 2/3 eines zweiten Deckels, der jedoch, ohne den einpassenden Rand, 1" dick und oben knopfförmig abgerundet, unten aber ausgehöhlt ist. Alle drei enthielten nichts als viele äußerst zarte Gebeine, offenbar von sehr jungen Kindern.

Dicht neben dieser ersten Kiste, etwas weiter südöstlich, fand sich eine zweite, ebenso gebaut und ebenso hoch über dem Urboden liegend, wie jene. In derselben standen

6. 7) zwei grobkörnige, dicke Urnen, von derselben eiförmigen Gestalt und ungefähr von gleicher Größe, wie die unter 3-5 angeführten. Die eine, um ein Weniges kleinere enthielt Erde und Asche, die zweite eine große Menge Knochenstücke.

Als man sich hierauf weiter nach Westen wandte, traf man genau in der Mitte des Grabes eine dritte Steinkiste. Sie lag um einen reichlichen halben Fuß tiefer, als die beiden andern: im Uebrigen war sie vollkommen ebenso construirt, wie jene. Darin standen

8) eine ziemlich abgerundete Urne aus schwärzlicher Masse, 7" hoch, 3 1/2" in der Basis, 8" im Bauche und 6" in der Mündung haltend, mit einem großen Henkel. Sie war mit Asche und fettiger, schmieriger, zäher Erde angefüllt.

9) eine Urne von seltener Form, mit dem aufliegenden Deckel wie ein vollkommener Cylinder, gleich einer hohen Büchse, gestaltet, überall von gleichem horizontalen Durchmesser, nämlich 5"; das Ganze ist 9" hoch, wovon auf den Deckel gegen 1 1/2" gehen. Die Masse ist schwärzlich, das Gefäß ohne Verzierung und Henkel; der Deckel ist von gleicher Masse und wie eine umgekehrte kleine Schaale mit senkrechten Wänden gestaltet. Diese Urne enthielt sehr zarte Gebeine, z. B. Gelenkwirbel von 1" Durchmesser, und sehr dünne Zahnwurzeln. Ziemlich nach oben lag ein bronzener Ring, 1" im Durchmesser, von dünnem runden Erzdrath, nicht geschlossen, sondern an beiden Enden übergreifend. Weiter nach unten lag die Hälfte eines ähnlichen, dünnen Ringes. Beide waren stark oxydirt.

β. Gallentiner Kegelgrab No. 2.

Etwa 30 Schritte östlich von dem eben beschriebenen lag ein kleinerer, niedriger Hügel von 30' Durchmesser in der

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Basis und 3' größter Höhe über dem Urboden. Er war mit Rasen und wenigem Gestrüpp bewachsen und zeigte dieselbe Erdmischung, wie der Boden umher und wie jener andere Hügel. Bei seiner am folgenden Tage vorgenommenen Eröffnung fand sich gleich nahe am östlichen Rande eine äußerst regelmäßig gesetzte, nur mit wenig Erde bedeckte Steinkiste. Die Decke bildeten zwei flache, über einandergelegte Steine, deren Fuge noch durch kleinere platte Stücke verstopft war. Jede der vier Seitenwände bestand aus einer fast gleichseitigen Granitplatte von etwa 4 □' Flächeninhalt und 2 bis 3" Dicke; diese, wie auch die Decksteine schienen gespalten; von Behauensein zeigte sich keine sichere Spur. Eine ähnliche Platte, wie die Wandsteine, bildete den Boden der Kiste. Auf ihm ruhte, rings umher bis zu den Wänden mit Erde umgeben,

10) eine große Urne von eigenthümlicher, schöner Form, weit und scharf ausgebaucht, sich allmälig nach oben verengend, 7" hoch, ungefähr 4" in der Basis, etwas über 12" im Bauche, 6" in der Mündung im Durchmesser haltend. Das Gefäß hatte zwei starke, eckige, kleine Henkel, ungefähr 2" hoch und breit. Die Masse ist fein, schwärzlich, mit Glimmerfünkchen vermengt; die Wände sind dünne. Zugedeckt war diese Urne mit einer umgestülpten, überfassenden, einfachen Schale, 3" hoch, 3 1/2" in der Basis, 7" in der Mündung im Durchmesser haltend, von einer mehr braunen, mit Glimmerfünkchen vermischten Masse. Unter den Henkeln hatte die Urne nicht tief eingegrabene Linearverzierungen: nach oben geöffnete Halbkreise und darunter abwechselnd schräge rechts und links laufende Parallellinien, beide Reihen von Verzierungen durch horizontale Kreise begrenzt. Angefüllt war sie fast ganz mit angebrannten Knochen, unter denen dicke Schädelfragmente sich bemerklich machten. Oben zwischen den Knochen fanden sich, im Andreaskreuze über der größern Knochenmasse liegend, zwei dünne Nadeln aus Erz mit leichtem edlen Rost, jede ungefähr 6" lang: die eine mit drei eingefeilten kleinen Knöpfen von der Dicke der Nadel, ganz wie Frid. Franc. Tab. XXIV, Fig. 11; die andere oben knieförmig gebogen und am Ende mit einem großen concaven Knopf aus dünnem Erzblech. Tiefer in der Urne lagen drei Bruchstücke von zwei andern bronzenen, mehr oxydirten Nadeln; die Fragmente sind verbogen und schon im Bruche oxydirt. Ein diesen ganz ähnliches, ebenfalls stark oxydirtes Bruchstück einer Nadel hatte sich schon vor der Aufdeckung der Steinkiste in der Erde außerhalb derselben gefunden; wahrscheinlich wird dieses zu einer der letztgenannten Nadeln innerhalb der Urne gehört haben.

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Außer dieser einen Steinkiste mit ihrem eben beschriebenen Inhalte fand sich in diesem Hügel, ungeachtet der genauesten Untersuchung, nichts.

γ. Gallentiner Kegelgrab No. 3.

In nördlicher Richtung von dem Grabe No. 1, ungefähr 200 Schritte von demselben entfernt, liegt ein anderer Kegelhügel, der größte der bei dieser Aufgrabung berührten. Die Durchmesser seiner Basis halten 50', die Höhe über dem Urboden beträgt etwa 8'. Nach der südlichen und östlichen Seite flacht er sich, vermuthlich in Folge von Abschwemmungen und früherer Bearbeitung, mehr wellenförmig und allmäliger ab, als nach den beiden andern Seiten. Größtentheils ist er mit Gehölz und zum Theil ziemlich mächtigen Buchen besetzt. Auch hier besteht Aufwurf und Boden aus etwas sandigem Lehm. Der ganze Hügel zeigte sich dicht unter der Erdoberfläche mit kleinen und mittelgroßen Feldsteinen gepflastert. Unter dieser Steindecke fand sich hart am östlichen Rande des Hügels, nur wenig über dem Urboden, eine Steinkiste, die aber nicht aus platten, gespaltenen, sondern aus gewöhnlichen Feldsteinen von runder, kantiger u. a. Form und von verschiedener Größe aufgebaut war; auch die Decke ward durch einige größere Steine dieser Art mit zwischengelegten kleineren gebildet; der Boden bestand aus einem größeren, etwas platten Steine. Die ganze Kiste hatte ein viel roheres, unregelmäßigeres Aussehen, als die in den beiden andern Gräbern entdeckten, und bestand mehr aus einer gewölbartigen Anhäufung von Steinen. In derselben hatten zwei Urnen gestanden, von welchen aber die eine beim Aufdecken der Kiste schon gänzlich auseinandergefallen war. Nach den Scherben zu urtheilen war sie ganz gleich der zweiten gewesen, die als eine dicke Urne fast ganz von derselben Gestalt und Größe, wie oben 3-5, und von grobkörniger, bräunlicher Masse sich auswies. Den Inhalt beider bildeten nebst Asche und Erde ziemlich starke Knochenstücke.

Ein hereinbrechendes Regenwetter hinderte für dies Mal weitere Nachforschungen. Gewiß aber sind in diesem Hügel noch mehr Steinkisten vorhanden, und er sowohl, wie die übrigen noch gar nicht zur Untersuchung gekommenen Kegelhügel dieses Gehölzes verdienen wohl eine fernere Nachgrabung.

In keinem dieser drei Gräber fand sich eine Spur von Brandstätten oder auch nur von Kohlen.

Wenn man übrigens Gräber von der Größe und dem Inhalte, wie die gallentiner, mit andern größern Gräbern, z. B. dem zu Ruchow aufgedeckten, vergleicht, in welche

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letztere sich immer Waffen, wie eherne Schwerter, Speere, frameae, Handbergen u. dgl. fanden: so scheint daraus hervorzugehen, daß die Kegelgräber von bedeutender Höhe Kriegern und Helden des Volkes angehört haben.