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5.
Die letzten Wenden in Meklenburg auf der Jabelhaide.

I n den Jahrb. I, S. 6, Note 4, flgd. sind Nachrichten über die letzten Wenden beigebracht. Der Gegenstand ist von hohem Interesse und verdiente eine Erforschung an Ort und Stelle: Sitten und Sagen werden ohne Zweifel noch für eine wendische Bevölkerung sprechen. - An schriftlichen Denkmälern scheint es bisher fast ganz zu fehlen; daher werden seltene Andeutungen als Nachträge nicht unwillkommen sein.

Im Anfange des 16. Jahrhunderts war die wendische Sprache auf der Jabelheide noch nicht verschwunden. Nic. Marschalk Thurius sagt nämlich in seinem Comment. in libr. gest. Obetrit. bei Westph. Mon. II, p. 1510 (ungefähr im J. 1521):

"qui Gabellarum saltus incolunt, tam re, quam sermone adhuc Sarmathae, nihil de moribus mutavere;"

man vgl. noch N. Marschalk Th. in Annal. Herul. cap. IV, 1, in Westph. Mon. II. p. 175.

Außer diesem Ausspruche ist bis jetzt nichts weiter aufgefunden, als eine Andeutung in den Rechnungen der fürstlichen Kammer, wo es unter Ausgaben an das Hofgesinde heißt:

   "1512.
" 1/2 gulden dem Jungenn der die trome sleit der wende".

Im Jahre 1514 wird jedoch Kleidung gegeben

"dem wendt trumsleger".

Ob auf diese Weise aus dem Volksnamen der in Meklenburg oft vorkommende Eigenname Wendt entstanden sein mag?

Ueber die benachbarten Wenden in den Aemtern Danneberg und Lüchow giebt es zur Vergleichung ausführlichere Nachrichten.

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Besonders bemerkenswerth ist ein Brief des Predigers Clemens Wendel zu Hitzacker an den Baumeister Büring zu Boitzenburg vom J. 1536 aus dem Großherzogl. Archive zu Schwerin 1 ), welcher auch einen interessanten Beitrag zur Sittengeschichte giebt.

Eine gründliche Abhandlung über die Lüneburger Wenden findet sich in Spiel's Neuem vaterländischen Archiv, 1822, II, S. 217, flgd; über die Grenzen der überelbischen Wenden vgl. man v. Wersebe Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstrut etc. ., 1829, S. 248 und 252 flgd.; die topographische Eintheilung des wendischen Bezirks am linken Ufer der Niederelbe ist behandelt und mit geschichtlichen Angaben ausgestattet von Wedekind in den Noten zu einigen Geschichtschreibern des deutschen Mittelalters, II, s. 176 und 405, flgd.; über die Sitten der lüneburger Wenden finden sich neuere Beiträge in Schlegel's Kirchen= und Reformationsgeschichte von Norddeutschland, 1832, III, S. 144 und 648 flgd., nach welchen sich noch in unserm Jahrzehend Ueberreste der wendischen Sprache im Lüneburgischen erhalten haben.

G. C. F. Lisch .     



1) Mitgetheilt in der Briefsammlung Nr. 4.