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3.
Die Könige der Wenden.

D er Titel eines Königs der Wenden, Obotriten u. s. w. spukt in unserer ältesten Geschichte so unbestimmt umher, daß man ihn bald fast im Uebermaaße im Munde geführt, bald ganz verworfen hat. Einheimische Quellen aus der Wendenzeit besitzen wir nicht; man muß sich also nach unverdächtigen Zeugnissen aus den christlichen Nachbarländern umsehen. Und wirklich giebt es sichere Zeugnisse dafür, daß der Titel eines Königs meklenburgischen Fürsten des zwölften Jahrhunderts beigelegt ward. Bei dem mächtigen und ruhmreichen wendischen Fürsten Heinrich, 1105-1126, ist dies sicher der Fall gewesen. Sein Schützling und Zeitgenosse Helmold sagt nämlich I. cap. 36, §. 6:

"Super omnes hos imperavit Henricus, vocatusque est rex in omni Slavorum et Nordalbingorum provincia".

Vgl. Rudloff I, S. 90. und hiemit stimmt auch eine neu eröffnete Quelle, das von Wedekind herausgegebene Nekrologium Monasterii S. Michaelis, überein, indem dort des Fürsten Todestag, mit der Schrift vor Anfang des 13. Jahrh., eingezeichnet ist mit den Worten:

"Martius. XI kal. (sc. Aprilis). Heinricus rex Sclauorum".

Diese Quellen sind wahrlich unverdächtig und der Titel eines Königs der Slaven scheint außer allen Zweifel gesetzt zu sein. Daß auch Pribislav II. den Königstitel trug, beweiset die mittelalterliche Inschrift, welche der Herzog Heinrich der Friedfertige und sein Rath Nicolaus Marschalk 1522 in der Kapelle zu Althof fanden. Auch Arnold von Lübeck, ein kundiger Zeitgenosse, nennt ihn noch immer "regulum".

G. C. F. Lisch .