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I. 1.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgsche
Geschichte und Alterthumskunde.


Schwerin, den 7. Julius 1835.

Vignette

A m 22. April fand die angekündigte erste General - Versammlung des Vereins statt, in welcher derselbe feierlich eröffnet ward. Am 6. Julius hielt der geschäftsführende Ausschuss seine ebenfalls öffentlich angekündigte Quartal-Hauptversammlung, an welcher, den Statuten gemäss, auch andere Mitglieder des Vereins Theil nahmen. Gegenwärtiger Bericht hat nun zuerst von der Gestaltung der äussern Verhältnisse und sodann von der Wirksamkeit des Vereins während des durch jene beiden Versammlungen bezeichneten Zeitraums Kunde zu geben.

Der Verein zählt jetzt 124 ordentliche Mitglieder. Es ist mit Zuversicht zu hoffen, dass diese Zahl sich hoch bedeutend steigern werde, wie bisher das Verzeichniss eines stetig fortschreitenden Wachsthums sich zu erfreuen gehabt hat. - Ehrenmitglieder besitzt der Verein zur Zeit 6, welche durch die General - Versammlung proclamirt worden sind: nämlich die Herren Geheimeraths - Präsident von Brandenstein Exc. und Geheimerath Krüger zu Schwerin, Minister von Plessen Exc. zu Ludwigslust, Landrath von Oertzen auf Kittendorf, Minister von Oertzen Exc. zu Neustrelitz und Minister von Kamptz Exc. zu Berlin. - Die Ernennung correspondirender Mitglieder ist bis zur nächsten Quartal - Versammlung verschoben worden.

Der geschäftsführende Ausschuss, wie er von der General -Versammlung, thei1s durch Bestätigung früherer vorläufiger Wahlen, theils durch Neuwahl, definitiv zusammengesetzt worden ist, besteht aus folgenden Mitgliedern:

Regierungsrath von Lützow, Präsident,
Regierungsrath von Oertzen, Vice-Präsident,
Archivar Lisch, erster Secretär,
Pastor Bartsch, zweiter Secretär,
Canzleirath Faull, Rechnungsführer,
Hofbuchdrucker Bärensprung, Bibliothekar,
Geschichtsmaler Schumacher, Antiquar,
Schulrath Meyer, \
Legations-Secretär Dr. Prosch,  │ Repräsentanten der Gesammtheit
Oberlehrer Reitz,  │ der Vereinsmitglieder.
Hofrath Holm, /

Einem von dem Ansschusse gefassten Beschlüsse zufolge hält derselbe, ausser den Quartal - Versammlungen und ungerechnet die von Zeit zu Zeit etwa nöthig werdenden ausserordentlichen Versammlungen, regelmässige Monatssitzungen, welche vorzugsweise zur Lesung der eingegangenen Arbeiten, behufs eines umsichtigen und unparteiischen Verfahrens bei der Auswahl von Materialien für die Jahrbücher des Vereins, bestimmt sind.

Die Diplome für die Mitglieder, wiewohl die Form derselben in den Berathungen des Ausschusses längst besprochen und bestimmt, auch die lithegraphische Ausführung schon beschafft ward, haben doch bis jetzt noch nicht ausgefertigt werden können, weil das grosse Siegel des Vereins noch nicht vollendet ist. Ueber des letztern Form hat sich der Ausschuss, nach vergleichender Prüfung mehrerer von Mitgliedern eingesandter Zeichnungen,

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ebenfalls bereits entschieden; die mühsame und schwierige Ausarbeitung des Stempels aber wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Indessen wird dieselbe ohne Zweifel bis zur nächsten Quartal-Versammlung zu Ende gebracht sein, und dürfen daher die Mitglieder ihrem Diplome zugleich mit dem zweiten Quartalberichte entgegensehen. Letzterer wird dann auch eine deutende Beschreibung des Siegels enthalten.

Da zu den dringendsten Bedürfnissen des Vereins offenbar der Besitz eines Locals, sowohl für die General- und Ausschuss-Versammlungen, als auch zur Aufbewahrung der von dem Verein zu erwerbenden Schrift- und Bildwerke, gehörte: so richtete der Ausschuss auf die Erwerbung eines solchen gleich anfangs seine Aufmerksamkeit. Die in dieser Hinsicht gethanen Schritte haben zu einem höchst erfreulichen Resultate geführt, und sieht sich der Verein durch die Gnade seines erhabenen Protectors, des allerdurchlauchtigsten Grossherzogs von Mecklenburg-Schwerin, in den Besitz eines geräumigen und würdigen Locals im hiesigen Schlosse gesetzt.

Von einem nicht minder günstigen Erfolge gekrönt worden ist die Bemühung des Ausschusses, seinen Mitgliedern die freie Benutzung des Grossherzoglichen Geheimen- und Haupt - Archivs zu Schwerin für die Zwecke des Vereins zu erwirken. Durch ein allerhöchstes Rescript d. 19. Junius ist die erbetene Erlaubniss den derzeitigen Mitgliedern des Ausschusses huldvoll gewährt worden. Es steht zu wünschen und zu erwarten, dass diesem von oben her gegebenen Beispiele schöner Liberalität die Besitzer anderer Archive in unserm Lande folgen und durch Hinwegräumung allzu ängstlich gezogener Schranken, durch Gestattung freierer Benutzung ihrer Urkundenschätze der vaterländischen Geschichtschreibung Hülfsmittel gewähren werden, deren sie bisher nur allzu oft und zu ihrem grossen Schaden entbehren musste. - -

Was die bisherige Wirksamkeit des Vereins zur Erstrebung der ihm vorgesetzten Zwecke, seine Thätigkeit auf dem Gebiete der vaterländischen Vorzeit anbelangt, so sind hier zunächst einige wissenschaftliche Arbeiten zu erwähnen, welche theils dem Ausschusse bereits zugesandt, theils zu seiner Disposition gestellt worden sind. Ausser einer in der General-Versammlung vorgetragenen Abhandlung des Archivars Lisch, welche sich mit der näheren Bestimmung der Lage Rethra's beschäftigt, sind diese Beiträge zur Bearbeitung der Landesgeschichte folgende:

1) Geschichte der Comthurei Craak und der Priorei Eixen, Johanniter-Ordens, vom Archivar Lisch zu Schwerin;
2) Gustav Adolph's von Schweden Anwesenheit in Meklenburg im J. 1620, aus einem Tagebuche Herzog Adolph Friedrich's, vom Kammerherrn von Lützow zu Schwerin;
3) Aeltere Geschichte der Schaubühne in Meklenburg-Schwerin, vom Hofbuchdrucker Bärensprung zu Schwerin;
4) Geschichte von Ludwigslust, vom Pastor Goss zu Brenz;
5) Verzeichniss von Münzen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert, im Fürstenthum Ratzeburg gefunden, mit einer numerischen Uebersicht nach Land und Werth derselben, vom Rector Masch zu Schönberg;
6) Nachrichten von Handschriften mittelhochdeutscher Gedichte in Meklenburg, vom Archivar Lisch;
7) Geschichte der Johanniter-Comthureien Mirow und Nemerow, und der deutschen Ordensritter in Meklenburg, von demselben.

Von diesen Schriften sind No. 1 und 2 bereits in den Lesesitzungen des Ausschusses vorgetragen worden.

Ausserdem haben noch andere Mitglieder theils grössere Abhandlungen, mit deren Ausarbeitung sie beschäftigt sind, theils kleinere Aufsätze und Miscellen zur Benutzung für die Denkschriften des Vereins demnächst einzusenden verheissen. - Bei so ansehnlichem Vorrath von Material und bei so guten Aussichten auf Vermehrung desselben sieht sich der Verein im Stande, das in den Statuten bedigungsweise gegebene Versprechen der jährlichen Lieferung eines Bandes von Denkschriften schon im ersten Jahre seines Bestehens zu erfüllen, und es ist von der Quartal - Versammlung beschlossen worden, dass der erste Band Denkschriften wo möglich schon zu Ostern k. J., jedenfalls aber

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zur nächsten General - Versammlung erscheinen soll. Da diesem Beschlüsse gemäss die Auswahl der für diesen Band zu bestimmenden Beiträge bald getroffen werden muss, auch mit dem Beginne des Drucks nicht gar lange mehr gezögert werden darf: so ergeht an alle diejenigen, welche dem Ausschusse noch Arbeiten mitzutheilen haben, die Aufforderung, dass sie die Einsendung derselben möglichst beschleunigen wollen, damit sie bei Auswahl und Anordnung der Materialien für den ersten Band der Jahrbücher mit berücksichtigt werden können.

Es sind ferner mehrere Fragen und Wünsche in Bezug auf die Bearbeitung interessanter Theile der vaterländischen Geschichte beim Ausschusse angeregt worden, welcher dieselben, um auch das Interesse sämmtlicher Mitglieder für sie anzuregen und zu ihrer Erledigung aufzufordern, hiedurch öffentlich mittheilt:

1) Auch nach den Untersuchungen J. Grimm's in seinem Werke "Reinhard Fuchs, Berlin 1834" findet sich der geistreiche Literator Ludwig Wachler veranlasst, in seinen "Vorlesungen über deutsche National-Literatur" 2. Ausgabe, S. 146, in Beziehung auf Nicolaus Baumann zu sagen:

"das Dasein dieses Mannes leidet wohl keinen Zweifel, obgleich die urkundlichen Beläge dafür in unsichere Ueberlieferungszeugnisse übergegangen sind; aber die Zeitbestimmung seines Lebens und Verhältnisses zum Reineke Fuchs enthält manche nicht unerhebliche Widersprüche".

Es werden Nachforschungen gewünscht über das Vorhandensein urkundlicher Beläge in unserm Vaterlande, welche den ausgesprochenen Zweifel vollends zu heben vermögen. (Schulrath Meyer.)

2) Die Gewinnung inländischen Eisens aus dem Rasenerz, welches sich im südlichen Meklenburg in zum Theil sehr ausgedehnten Lagern findet, hat so ganz und gar aufgehört, dass diese Angelegenheit nur noch ein geschichtliches Interesse anzusprechen vermag. Es wird daher gewünscht: dass die Gewinnung, die Verarbeitung und der Vertrieb inländischen Eisens in früherer Zeit zum Gegenstand einer Ermittelung, wie weit diese historisches Interesse gewährt, gemacht werde. Die Literatur beschränkt sich auf einen Aufsatz in der "Neuen Monatsschrift von und für Meklenburg" 1793 pag. 248 ff., und auf einige Notizen in "Siemssen's Vorläufige Nachricht von den Mineralien Meklenburgs, Schwerin 1792". Zunächst möchten sich vielleicht die traditionellen Angaben in diesen Aufsätzen zu urkundlicher Gewissheit erheben lassen. (Schulrath Meyer.)

Der Ausschuss fügt den Wunsch hinzu: dass sich Bearbeiter einer aktenmässigen Geschichte des ehemaligen A1aunwerks, der Saline in Sülz, des Braunkohlenwerkes bei Konow, des Gypswerkes bei Lübtheen und ähnlicher Anstalten finden mögen.

Ferner werden gewünscht:

3) ein vollständiges Verzeichnis der meklenburgichen Geschichtswerke (für den Ausschuss);

4) Mittheilungen über die Geschichte der geistlichen Ritterorden in Meklenburg, namentlich über das Vorkommen der Tempelherren in diesem Lande (an den Archivar Lisch);

5) Mittheilungen von Nachrichten über alt- und mittelhoch- deutsche Handschriften und Fragmente derselben (an den Archivar Lisch);

6) Beiträge für die älteste Geschichte des Theaters in Meklenburg-Schwerin bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts incl. (an den Hofbuchdrucker Bärensprung);

7) Beiträge und Materialien zu einer Geschichte des Bisthums Schwerin (an den Pastor Bartsch).

Aehnlichen Anfragen und Wünschen, die von einzelnen Mitgliedern an ihn gerichtet werden möchten, wird der Ausschuss nicht bloss selbst nach Kräften zu entsprechen suchen, sondern auch durch die Quartalberichte dieselben der allgemeinen Berücksichtigung empfehlen. -

In Bezug auf den zweiten Hauptgegenstand seiner Bestrebungen, die Samm1ung von Schrift- und Bildwerken, welche in Beziehung zu der vaterändischen Vorzeit stehen, ist der Verein ebenfalls nicht unthätig geblieben. Der Ausschuss hat sich mit dem vom Rector Masch zu Schönberg gemachten Vorschlage, eine Sammlung handschriftlicher Urkunden durch und für den Verein zu veranstalten und in der Folge die Herausgabe eines Codex

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diplomaticus zu fördern, zunächst in vorläufiger Berathnng beschäftigt, und die Ausführung des ersten Theils dieses Vorschlags in einer der nächsten Quartal -Versammlungen näher zu besprechen beschlossen. Es sind ferner von einzelnen Mitgliedern Urkundensammlungen in Schwerin, freilich ohne erhebliche Ausbeute, untersucht und zum Theil Verzeichnisse derselben für dasArchiv des Vereins eingereicht worden; ebenso ist ein Verzeichniss güstrowscher Diplomatarien durch den Archivar Lisch, und Meldung von einem alten, im Verwahrsam des Magistrats zu Parchim befindlichen sogenannten Stadtbuche durch den Director Zehlicke daselbst eingegangen. Da dem Verein sehr daran gelegen sein muss, von wichtigen Schriftdenkmälern der vaterländischen Geschichte, wenn er nicht sie selbst oder Abschriften derselben in seinen Besitz bringen kann, wenigstens das Vorhandensein, den Aufbewahrungsort und den allgemeinen Inhalt zu kennen, zu wissen, wo sich Material für Meklenburgs Geschichte finde und von welcher Beschaffenheit es sei: so spricht derAusschuss nicht bloss für die erwähnten Bemühungen und Mittheilungen seinen Dank, sondern auch die dringende Bitte aus, dass es allen Mitgliedern, denen zur Erwerbung eines solchen Verdienstes um den Verein Gelegenheit sich bietet, gefallen möge, Nachrichten vou einzelnen vaterländischen Urkunden, Verzeichnisse von Urkundensammlungen, diplomatarische Notizen aller Art ihm zugehen zn lassen. - Was die Sammlung historischer Druckschriften betrifft, verdankt der Verein der Gnade des allerdurchlauchtigsten Grossherzogs von Meklenburg- Schwerin den Besitz des Friderico - Francisceum's, herausgegeben von H. R. Schröter, 1. - 3. Heft, und dem freigebigen Eifer einzelner seiner Mitglieder und geneigter Behörden 30 und einige zum Theil ältere Chroniken und andere Werke.

Auch mit der Sammlung von Bildwerken hat bereits der Anfang gemacht werden können. Zur Beschaffung von Ausgrabungen, zum Ankauf von Alterthümern hat es bisher an Gelegenheit und an Mitteln gefehlt: was wir besitzen, ist geschenkt worden. Hievon verdient, ausser einer von Sr. K. H. dem Grossherzoge Friederich Franz übersandten silbernen Jubiläumsmedaille, besondere Erwähnung: ein altes Siegel, Geschenk des Doctors Reder in Rostock; ferner eine Münzensammlung, vom Rector Masch zu Schönberg, zu der oben sub No. 5 angeführten Schrift gehörig; zwei Münzen, vom Advocat Diederichs in Güstrow; einige Grabalterthümer, vom Archivar Lisch in Schwerin. Eine Classificirung und Beschreibung dieser und später eingehender Stücke, mit etwa nöthig erscheinenden historisch - kritischen und diplomatischen Bemerkungen, wird der Jahresbericht geben. Den freundlichen Geschenkgebern aber stattet der Ausschuss hiemit seinen Dank ab; zugleich jedoch sieht er sich veranlasst, auch hier an den Dank eine Bitte zu knüpfen: dass nämlich alle Mitglieder die Vermehrung der Sammlungen des Vereins sich bestens empfohlen sein lassen wollen, dass sie in ihren Umgebungen fiir die Auffindung, Erhaltung und Rettung von Alterthümern nach Kräften thätig sein, Nachrichten von einzelnen Antiquitäten oder von Sammlungen derselben, so wie von günstigen Gelegenheiten zur Acquisition solcher Gegenstände, von Stellen, die für eine Ausgrabung glückliche Erfolge versprechen u. dgl. dem Ausschusse mittheilen mögen. Ueberhaupt wird das Gedeihen des Vereins vor allem durch den Eifer und die Regsamkeit seiner Mitglieder bedingt, und mit der wachsenden Lebhaftigkeit des Verkehrs der Mitglieder unter einander und mit dem Ausschusse immer fester verbürgt sein. Der Ausschuss seinerseits wird nichts versäumen, was solchen Verkehr zu fördern vermag, und seine Bereitwilligkeit, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Thätigkeit der einzelnen Mitglieder für die Zwecke des Vereins zu unterstützen, darf ebenso gewiss wie seine Erkenntlichkeit für jede Mittheilung von Resultaten solcher Thätigkeit vorausgesetzt werden.

A. Bartsch.                
als zweiter Secretär des Vereins.

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