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IV.

Wismars Schwedische Regimenter
im Nordischen Kriege

von

Georg Tessin.

 

Vignette
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Die Stadt Wismar war im Westfälischen Frieden mit der Insel Poel und dem Amt Neukloster an Schweden abgetreten worden. Sie ist bis 1803 schwedisch geblieben und wurde dann erst von Mecklenburg zunächst als Pfandbesitz zurückgekauft. Ihre größte Bedeutung für Schweden hatte sie während des Nordischen Krieges. Schweden besaß zu Beginn dieses Krieges ja nicht nur Vorpommern mit Stettin und Stralsund, sondern auch das frühere Erzbistum und spätere Herzogtum Bremen mit der starken Festung Stade und das Fürstentum Verden. So lag die Bedeutung Wismars als schwedische Festung darin, zwischen Pommern und Bremen eine gesicherte Verbindung zu schaffen. Die Bedeutung der Stadt als Festung erlosch, als nach dem Nordischen Kriege Bremen und Verden an Hannover verloren gingen. Die Festung war nach der Einnahme durch die verbündeten Hannoveraner, Dänen und Preußen geschleift worden und wurde nicht wieder aufgebaut, aber noch heute erinnern die Namen früherer Befestungsanlagen an Wismars große Schwedenzeit im Nordischen Kriege, als die Stadt erst nach tapferer 10monatiger Verteidigung am 19. April 1716 kapitulierte. Sie hatte sich von allen deutschen Festungen Schwedens am längsten gehalten.

Über die Blockade Wismars 1711/12 und die Belagerung in den Jahren 1715/16 unterrichtet ausgezeichnet das vom dänischen Generalstab seit 1899 herausgegebene Werk "Bidrag til den Store Nordiske Krigs Historie", besonders Band 3: "Felttogene i Nordtyskland og Baahuslen i Östersöen og Kattegatt 1710 -1712", Kopenhagen 1906 und Band 7: "Erobringen af Sverigs Tyske Provinser, 1715 -1716", Kopenhagen 1922 1 ). Seitdem ist aber im Geh. und Hauptarchiv


1) Bearbeitet von Oberst, sp. Generalleutnant A. P. Tuxen und kommandeur T. L. With-Seidelin.
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zu Schwerin ein Bestand gefunden worden, der geeignet ist, diese Angaben nach mancher Richtung hin zu ergänzen. Unter den abgegebenen Akten des Domanialamtes Wismar befinden sich nämlich die Akten der früheren schwedischen Rentkammer in Wismar, die gerade aus der Zeit des Nordischen Krieges recht umfangreich sind. Sie enthalten fast Jahr für Jahr die Musterrollen der Regimenter der wismarschen Garnison neben vielen Nachrichten, die sich auf Verproviantierung und Ausrüstung der Festung beziehen. Den Regimentern Schwedens, die während des Krieges Wismar verteidigten, ist der nach folgende Aufsatz gewidmet. Denn es dürfte auch für die Mecklenburger nicht uninteressant sein, welche Regimenter damals in Wismar standen. Die deutschen Regimenter der Garnison Wismar waren zum nicht geringen Teil aus Mecklenburgern geworben.

Kriegsgeschichte Wismars
im Nordischen Kriege

Zur besseren Übersicht sei der Geschichte der schwedischen Regimenter eine kurze Übersicht der Ereignisse des Nordischen Krieges vorangestellt, an denen Wismar mittelbar oder unmittelbar beteiligt war. In Schweden war im Jahr 1697 Karl XII. im jugendlichen Alter von 15 Jahren zur Regierung gekommen. Diese Gelegenheit wollten die benachbarten Staaten ausnutzen, um Schweden aus der gewaltigen Machtstellung zu verdrängen, die es seit dem Dreißigjährigen Kriege in allen Randstaaten der Ostsee innehatte. Friedrich IV. von Dänemark strebte nach dem Gottorper Teil Schleswigs, den Karls Schwager und Freund, der junge Herzog Friedrich, besaß, und nach schonen, das früher dänisch gewesen war. Peter der Große von Rußland wollte sein Reich bis an die Ostsee ausdehnen und mußte dazu Ingermanland erobern, das schwedisch war. Der sächsische Kurfürst Friedrich August I. war gleichzeitig König von Polen und dachte daran, Livland mit seiner Hauptstadt Riga zu erobern. Diesen drei Mächten stand die schwedische Großmacht gegenüber mit einem seit Jahrzehnten geschulten Heer und unter einem König, der gleichzeitig entschlossener Feldherr war. Im Jahre 1699 kam es zum förmlichen Bündnis zwischen den drei Mächten. Dem Angriff der

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Dänen auf Holstein-Gottorp begegnete Karl XII. im Mai 1700 durch einen Einmarsch seiner deutschen Regimenter in Südholstein, durch eine Landung auf Seeland und Bedrohung der Hauptstadt Kopenhagen. Am 18. August mußte der dänische König Frieden schließen. Die Russen wurden wenige Monate darauf, am 21. November 1700, in der Schlacht bei Narwa entscheidend geschlagen. Dann wandte sich Karl XII. mit seinen schwedischen Kerntruppen, Regimentern aus dem Baltenlande und einem aus den deutschen Provinzen herangezogenen Korps gegen Polen. Bei Klissow wurde das polnisch-sächsische Heer im Juli 1702 geschlagen. 1706 konnte Karl XII. in Sachsen selber einmarschieren und seinen Truppen dort Winterquartiere anweisen. Der in Alt-Ranstädt geschlossene Friede wurde jedoch nicht gehalten. Karl XII. wandte sich gegen Rußland und trat den berühmten Marsch in die Ukraine an, aber bei Pultawa wurde am 8. Juli 1709 die schwedische Armee von Peter dem Großen entscheidend geschlagen. Karl flüchtete in die Türkei und versuchte fünf Jahre, die Türken zu einem Krieg gegen Rußland zu bewegen. Die Zeit seiner Abwesenheit benutzten die Dänen 1709 zum Angriff auf schonen. Sie wurden aber schon am 10. März nächsten Jahres von den in aller Eile aufgestellten schwedischen Regimentern unter Steenbock in der Schlacht bei Helsingborg geschlagen und vom schwedischen Boden vertrieben. Ein weiterer Angriff auf Schweden im nächsten Jahre konnte nur von Seeland ausgehen. Dort aber herrschte die Pest, und eine Kriegführung war unmöglich. So entschlossen sich die Feinde Schwedens zum Angriff auf die deutschen Besitzungen. Stettin und Stralsund wurden belagert, Wismar zunächst nur blockiert. Ein Erfolg war dem großen verbündeten Heer nicht beschieden. Dagegen gelang es den Dänen am 7. September 1712 mit der Festung Stade das Herzogtum Bremen zu erobern, Peter der Große hatte inzwischen die schwedischen Festungen im Baltenlande, Riga, Reval, Kexholm und Wiborg, erobert und sich jetzt auch mit Teilen seiner Armee nach Deutschland gewandt. Noch einmal brachte Schweden es nach der Niederlage bei Poltawa fertig, unter rücksichtsloser Ausnutzung aller vorhandenen Kräfte eine neue Armee aufzustellen, die unter dem Sieger von Helsinborg, dem General Steenbock, im September 1712 auf Rügen landete. Am 20. Dezember 1712 schlug Stenbock auf mecklenburgischem Boden bei Gadebusch die isolierte dänische Armee, bevor die Sachsen und Russen herangekommen waren.

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Auf dem Weitermarsch nach Holstein wurde er aber selbst bei Tönning eingeschlossen und mußte im Mai kapitulieren. Am 29. September 1713 wurde das belagerte Stettin von dem Kommandanten an Preußen und Gottorp als neutrale Mächte überlassen. Zum erneuten Kampf kam es wieder, als Karl XII, von der Türkei aus am 22. November 1714 heimlich in der Nacht in Stralsund ankam. Er dachte an keinen Frieden. Jetzt schlossen sich auch Preußen und Hannover dem gegen Schweden gerichteten Bündnis an, und die beiden noch gebliebenen Festungen Wismar und Stralsund wurden erneut belagert. Die Macht der Verbündeten war zu groß. Am 23. Dezember 1715 mußte Stralsund kapitulieren, am 19. April 1716 kapitulierte endlich auch Wismar. Die weiteren Kämpfe des Nordischen Krieges spielten sich in Schweden und Finnland, aber nicht mehr auf deutschem Boden ab.

Wismar wurde in den Nordischen Krieg zunächst 1700 hineingezogen. Die Stadt und die Randgebiete von Poel und Neukloster bildeten im Frühjahr dieses Jahres die Aufmarschbasis für das zum Einmarsch nach Holstein bestimmte schwedische Korps.

Während des Feldzuges von 1711/12 wurde die Festung zunächst nur von einem dänischen Einschließungskorps unter Generalleutnant Schönfeld seit dem 17. August 1711 zerniert, ohne daß dieses Korps wirklich in der Lage gewesen wäre, die Blockade der Festung durchzuführen. Noch weniger war dies möglich, als seit dem 1. Oktober Generalleutnant Rantzau das Kommando der Einschließungstruppen übernahm und diese fast nur noch aus Reiterei bestanden. Am 5. Dezember 1711 griff der Verteidiger der Festung, Generalmajor Schoultz sogar mit seinen sämtlichen vorhandenen Kräften das dänische Lager bei Lübow an. Dieser Angriff wurde zum Verhängnis. Die Dänen sammelten sich schneller als gedacht, und der Rückzug der Festungsbesatzung artete zur regellosen Flucht aus. Nur die Bassewitzschen Dragoner und 87 Infanteristen entkamen in die Stadt, den übrigen wurde der Rückweg abgeschnitten. 478 Gefallene und über 2000 Gefangene waren der Verlust der Besatzung, die mit den verbleibenden nur 450 diensttauglichen Mannschaften nicht einmal die wichtigsten Werke besetzen konnte. Da die Feinde aber nur über Reiterei verfügten, konnte die Festung trotzdem nicht genommen werden. Auch ein Bombardement von Wismar, das

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vom 29. Dezember bis zum 2. Januar dauerte, blieb ohne Wirkung. Es konnte wegen Munitionsmangels am nächsten Tage nicht fortgesetzt werden, Auch fehlte es an Infanterie, die Breschen zu stürmen. Dazu erhielt die Festung in diesen Tagen Verstärkung durch das von See zugeführte schwedische Regiment Croneberg. Als am 19. Januar 1712 die dänische Armee, nach Aufgabe der Belagerung von Stralsund, südlich von Wismar nach Holstein zurückmarschierte, schloß sich das Rantzausche Korps ihr an.

Erneut wurde Wismar am 14. Juli 1712 von Rantzau eingeschlossen, aber mit noch geringerem Erfolg als im Vorjahre. Die schwedischen Dragoner konnten in die blockierte Festung ein- und ausreiten. Vor der anmarschierenden Armee Stenbocks ging Rantzau mit seinem kleinen Korps am 7. November nach Holstein zurück.

Die härteste Belagerung machte Wismar in den Jahren 1716/16 durch. Am 26. Juni 1715 wurde die Festung von einem dänischen Korps von 14 Eskadronen, 4 Bataillonen unter Generalleutnant Leegard eingeschlossen. Hierzu kamen 12 Eskadronen, 2 Bataillone Preußen unter Generalmajor von der Albe und im Oktober noch 6 Eskadronen, 2 Bataillone Hannoveraner unter Generalmajor Pentz. Diesmal war die Einschließung vollständig. Am 13. November muß Generalmajor Schoultz auch die bisher noch besetzte Insel Poel räumen lassen. Noch einmal gelang es den Schweden am 29. Dezember, ein Regiment Infanterie (Skaraborg), das ursprünglich für Stralsund bestimmt war, auf dem Seewege in die Festung zu werfen und größere Mengen Verpflegung zu landen. Dann aber wurde die Hungerblockade immer härter. Den Oberbefehl über das Einschließungskorps hatte nach dem Falle von Stralsund der dänische General Dewitz übernommen. Als am 10. April 1716 die Wismarsche Bucht durch eine von Ufer zu Ufer reichende Palisadenreihe mit dazwischen verankerten Flößen gesperrt und auch die Verbindung zu der kleinen Festung Walfisch unterbrochen war, war das Schicksal Wismars besiegelt. Am 19. April kapitulierte Schoultz nach tapferer Verteidigung. Für 89 Offiziere und 1000 Nationalschweden der Besatzung wurde freier Abzug nach Schweden bewilligt, der Rest der Besatzung wurde gefangen.

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Infanterie.

A. Eingeteilte Regimenter.

Die schwedische Armee des Nordischen Krieges setzte sich aus zwei verschiedenen Gruppen zusammen. Es gab wie überall in der damaligen Zeit geworbene Regimenter. Den Kern des Heeres bildeten aber die eingeteilten Regimenter. Durch das Einteilungswerk unterschied sich Schwedens Armee stark von den Staaten des übrigen Europa. Es war auf diese Weise gelungen, eine nationale schwedische Armee zu schaffen, die von den Zufällen der Werbung und der häufigen Unzuverlässigkeit geworbener Regimenter frei war. Zwar gab es auch in anderen Staaten um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert vereinzelt Milizregimenter oder Landesausnahmsbataillone. Die Kriegstüchtigkeit dieser Truppen war jedoch sehr gering. Sie sollten dort, wo sie aufgestellt waren, im wesentlichen zur Verteidigung der engeren Heimat dienen und kamen für Verwendung im Felde nicht in Frage. Praktisch kam es aber bei all den deutschen Staaten, die diese Einrichtung hatten, meist darauf hinaus, daß die besten Mannschaften dieser Miliz, ohne viel zu fragen, unter die aktiven geworbenen Regimenter gesteckt wurden, wenn diese Bedarf an Rekruten hatten. Die Folge war, daß auch die Rekrutierung der Milizregimenter z. B. in Mecklenburg recht schwierig war und ihre Zuverlässigkeit sehr gering. Die einzelnen Domanialämter (der Bereich der Ritterschaft kam schon gar nicht in Frage) mußten bei dieser Gelegenheit, wenn ihnen die Stellung von Mannschaften für die Landmiliz befohlen war, Taugenichtse und Landstreicher los zu werden. So ist in den deutschen Staaten der Versuch, durch Aufstellung von Landmiliz das Heer zu verstärken, durchweg gescheitert, und man ging wieder zum System der geworbenen Regimenter über.

Im Gegensatz hierzu gehörten die eingeteilten Regimenter Schwedens zu den besten und zuverlässigsten Truppen der schwedischen Armee 2 ). In Schweden waren die Reste der altgermanischen allgemeinen Wehrpflicht, die auf


2) Über das Folgende s. insbesondere Bidrag til den store Nordiske Krigs Historie (sp. Abgekürzt NKH.) I, S. 167/171, II, S. 144/48 und Oscar Fredrik, Nägra Bidrag till Sveriges Krigshistoria aren 1711, 1712 och 1713, Stockholm 1892, Teil II, S. 1 - 9, 18 - 22.
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dem ganzen Bauernstand lag, lange erhalten geblieben. Die Könige hatten früher mit Zustimmung der Stände und dann nach Durchführung der Souveränität ohne sie das Recht gehabt, durch Ausschreibung nach Bevölkerungs- oder Hofzahl nationale Regimenter zu bilden. Diese Ausschreibung wurde im immer höheren Grade im Bauernstand unpopulär. Die Adelsgüter wurden frei und die Bürde für die Bauern der Krone immer drückender. So begannen die einzelnen Provinzen des Reiches diese Last, die die Aushebung mit sich brachte, abzulösen, indem sie sich verpflichteten, eine bestimmte Anzahl von Mannschaften ständig bereit zu halten. Auf diese Weise kam es zur Bildung der ersten stehenden Regimenter. Karl XI. setzte es nach manchen Widerständen durch, daß einmal die Bauern des Adels in gleicher Weise wie die Bauern der Krone von der Ausschreibung betroffen wurden, und dann wurde festgesetzt, daß der König diese Ausschreibung im Kriege ohne Zustimmung der Stände durchführen konnte. Unter diesen Umständen gingen immer mehr Landschaften dazu über, mit dem König bestimmte Verträge abzuschließen, die man "Knechthaltungskontrakte" nannte. Bis zum Tode Karl XI. 1697 hatten alle schwedischen und finnischen Landschaften, mit Ausnahme von Österbotten, derartige Verträge abgeschlossen.

Die ganze Einrichtung erhielt den Namen Rotering, denn das Land wurde in Roter eingeteilt, d. h. in Gebiete, die eine Anzahl von Bauerngütern zusammenfaßten. Diese Gebiete mußten in Gemeinschaft einen Knecht, d. h. einen Infanteristen werben, erhalten und bekleiden. Die einzelnen auf diese Weise geworbenen Landsknechte erhielten ein "torp", d. h. eine Kate mit Gartenland. Bewaffnung und Löhnung im Falle der Einberufung bezahlte die Krone. Die Kriegstüchtigkeit wurde dauernd geprüft und Befehlshaber für die einzelnen Kompanien schon im Frieden bestellt.

Jede Landschaft und bei größeren Landschaften jedes Lehn stellte auf diese Weise ein Regiment, das ihren Namen trug. Ebenso erhielten die Kompanien den Namen ihres Distrikts. Im ganzen wurden auf diese Weise 14 schwedische und 7 finnische eingeteilte Regimenter unterhalten. Die normale Regimentsstärke an Mannschaften betrug 1200 Mann, die in Friedenszeiten in 8 Kompanien eingeteilt waren. Nur die drei smaländischen Regimenter hatten 1100 Mann zu 8 Kompanien und das Regiment Nerike-Wermland 1674 Mann zu 10

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Kompanien. Auch die finnischen Regimenter wichen etwas von der Regel ab. Mit Ausnahme der Regimenter Upland, Westerbotten und Calmar-Lehn kamen die 14 schwedischen eingeteilten Regimenter ganz oder teilweise während des Nordischen Krieges in Wismar zur Verwendung.

Im Kriege erwies sich die Zahl der Offiziere als zu gering. Im Juni 1700 wurden daher bei allen im Ausland verwandten Regimentern die Zahl der Kompanien auf 12 erhöht, ohne daß die Anzahl der Mannschaften vermehrt wurde. Eine Vermehrung erhielt vielmehr nur die Primaplana, d. h. die auf der ersten Seite der Musterrolle verzeichneten Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute. Die Mannschaften des gleichen Gebietes standen in den einzelnen Korporalschaften zusammen. Fiel ein Mann im Felde durch Tod oder Desertion (die bei den schwedischen Regimentern sehr selten vorkam) aus, so blieb sein Platz in der Musterrolle und in der Korporalschaft solange offen (vakant), bis aus der Heimat von seinem Stellungsbezirk (Rote) ein Ersatzmann gestellt war.

Obwohl diese Verträge zwischen Krone und Landschaften über die Einführung des Rotering gerade die willkürliche Aushebung ausschließen sollten, kam es schon im ersten Kriegsjahre zur Aufstellung weiterer Regimenter. Der König befahl, daß je 3 Stellungsbezirke sich zusammentun und gemeinsam einen weiteren Mann stellen sollten. Die so ausgeschriebenen Truppen erhielten den Namen Tremänningar (Drei-Männer-Regimenter). 1702 wurden dann noch Fyrmänningar (Vier-Männer-Regimenter) und Femmänningar (Fünf-Männer-Regimenter) auf die gleiche Weise aufgeboten, indem in den Gebieten, in denen die eingeteilten Regimenter zu Hause geblieben waren, von je 4 und in den übrigen von je 5 Stellungsbezirken ein weiterer Mann gestellt werden mußte. Diese Regimenter fanden jedoch im wesentlichen in Schweden Verwendung, an der Verteidigung Wismars war keins beteiligt.

Nach der damals üblichen Weise waren die höheren Offiziere des Regiments (Oberst, Oberstleutnant, Major) gleichzeitig die Chefs der ersten 3 Kompanien und wurden bei diesen geführt. Zum Unterstab des Regiments gehörten dagegen der Regimentsquartiermeister, der Regimentsauditeur und der Regimentsschreiber, ferner 1 Regimentspriester, 2 Bataillonspriester, der Regimentsfeldscher mit 3 Gesellen,

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der Regimentsweibel oder, wie er später hieß, Regimentsprofoß mit 3 gemeinen Profossen. Die Regimentsmusik bestand aus 4 Hautboisten (1 Dulsianbläser und 3 Schalmeibläsern). Der Regimentsquartiermeister hatte gleichzeitig häufig die Adjutantengeschäfte zu versehen, der Regimentsauditeur war Gerichtsherr des Regiments, der Feldscher besorgte mit seinen Feldschergesellen die kranken und Verwundeten, der Regimentsweibel und seine Gesellen hatten außer dem Vollzug von Strafen auch die Gefangenen zu bewachen und die Aufsicht über den Troß. Der vollständige Unterstab eines schwedischen Regiments bestand also aus 18 Köpfen. Bei Beginn des Krieges war er bei einigen Regimentern etwas schwächer, da noch nicht alle Stabspersonen ernannt waren.

Die Primaplana einer Kompanie bezeichnet die Offiziere und Unteroffiziere, die in den Musterrollen auf dem ersten Blatt (prima plana) geführt wurden. An Offizieren hatte die Kompanie den Kapitän oder Kompaniechef, den Leutnant und den Fähnrich. Die 6 Unteroffiziere waren Feldwebel, Sergeant, Musterschreiber, Führer, Fourier und Rüstmeister. Der Musterschreiber hatte die gesamten schriftlichen Geschäfte der Kompanie zu erledigen und vor allen Dingen die Musterrolle genau zu führen, monatlich zu vergleichen und den Musterkommissaren vorzulegen. Der Führer hatte die Aufsicht über die Kompaniebagage, der Fourier hatte für die Verpflegung zu sorgen und dem Rüstmeister lag die Sorge für die Waffen ob. Außerdem zählten zur Primaplana einer Kompanie die Spielleute (2 Trommler und 1 Pfeifer). Die Primaplana betrug also bei jeder Kompanie 12 Köpfe. Nur die 1700 aufgestellten 4 Verdoppelungskompanien hatten 11 Mann Primaplana, da der Pfeifer fehlte.

Zu den Mannschaften zählten auch die Korporale, deren jede Kompanie 6 hatte. Die Kompanie war entsprechend in 6 Korporalschaften eingeteilt. Bei Ausbruch des Nordischen Krieges bestanden die beiden ersten Korporalschaften noch aus Pikenieren, die mit langen Piken ausgerüstet waren, und die übrigen 4 Korporalschaften aus Musketieren. Die Ausrüstung mit Piken fiel bei den Garnisonregimentern weg, die nur Musketiere hatten. Die Aufstellung der Kompanie erfolgte in Rotten zu 6 Gliedern.

Der planmäßige Stand der eingeteilten schwedischen Regimenter betrug also 18 Köpfe Stab und 8 Kompanien zu 12 Mann Primaplana und 150 Mann, also 1314 Köpfe. Nur die

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3 smaländischen Regimenter hatten 8 Kompanien zu 12 Mann Primaplana und 138 Mann, mit Regimentsstab also 1218 Köpfe. Bei Aufstellung der 4 Verdoppelungskompanien bei jedem Feldregiment im Sommer 1700 wurde nur die Primaplana vermehrt. Der Bestand blieb sonst unverändert. Das Regiment zählte jetzt 18 Köpfe Stab und 12 Kompanien zu 12 Mann Primaplana, also 100 Korporale und Mannschaften, also zusammen 1362 Köpfe. Die smaländischen Regimenter hatten nur 11 - 12 Mann Primaplana und 91 - 92 Mann und dadurch 1258 Köpfe. Die Regimenter in Schweden blieben auf dem Friedensstand von 8 Kompanien, und auch die nach der Schlacht bei Pultawa dort wieder aufgestellten Regimenter erhielten wieder die Stärke von 1311 oder 1258 Köpfen in 8 Kompanien. Auch wurde hier ein Drittel der Mannschaft wieder mit Piken ausgerüstet. Bei den nach Wismar 1711 und 1716 überführten Regimentern Skaraborg und Croneberg werden jedoch keine Pikeniere mehr genannt. Sie wären auch für den Dienst in der Festung nicht zu verwenden gewesen.

1.

Regt. Janköping-Lehn 3 )

Das Regiment war in Smaland eingeteilt und bereits im Sommer 1697 als Garnison nach Wismar überführt 4 ). Hier wurde das Regiment im August gemustert. Kommandant war Oberst Baron Berendt Wörner. Das Regiment hatte mit 1100 eingeteilten Mannschaften einen etwas geringeren Stand als die meisten schwedischen eingeteilten Regimenter und zählte (ohne Stab):

8 Kompanien zu 3 Offizieren, 6 Unteroffizieren, 3 Spielleuten, 138 Mann (zusammen 150 Köpfe), insgesamt 1200 Köpfe.

Das Regiment blieb auch während des holsteinischen Feldzuges in seiner Garnison. Es war bis auf einige Mann stets nahezu vollzählig. An Stelle Wörners erscheint seit dem 1. Mai 1700 der Oberst Lorentz Clerck als Kommandeur in den Musterrollen. Am 3. Juni 1700 wurde das Regiment nach


3) Schweriner Archiv, Schwed. Rentkammer (sp. abgekürzt Rentk.) Regt. Janköping.
4) Die Angabe NKH. I, 177, daß das Regt. 1698 überführt wurde, trifft nicht zu, es wird seit August 1697 in Wismar gemustert.
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der in Schweden üblichen Weise ohne Vermehrung der Mannschaften auf den Feldetat von 12 Kompanien gesetzt. Die neuen Kompanien hießen 1. bis 4. Verdoppelungskompanie. So zählte das Regiment jetzt (ohne Unterstab):

12 Kompanien zu 3 Offizieren, 6 Unteroffizieren, 3 (2) Spielleuten, 92 (91) Mann (zusammen 104, bei den Verdoppelungskompanien 102 Köpfe), insgesamt 1240 Köpfe.

Am 1. Mai 1702 wurde das Regiment in Wismar zum letzten Male gemustert. Am 13. Mai erhielt es Befehl, zu dem sich in Pommern bildenden Korps Gyllenstierna zu stoßen. Auf dem Marsch stand es am 26. Mai bei Güstrow und am 30. bei Ivenack und Penzlin 5 ). Nur 45 Kranke blieben in Wismar und wurden hier bis Juli 1703 geführt.

Das Regiment focht in den nächsten Jahren in der Armee des Königs in Polen und wurde bei Pultawa gefangen. Schon Mitte November 1709 war es in Schweden aus den Bezirken wieder aufgestellt und konnte mit 5 Kompanien am 10. März 1710 an der Schlacht bei Helsingborg teilnehmen. 5 Kompanien wurden im Dezember 1711 und die übrigen 3 im Sommer 1712 unter Stenbock nach Pommern überführt. Das Regiment gehörte dann bis zur Kapitulation am 23. Dezember 1715 zur Besatzung von Stralsund 6 ).

2.

Regt. Croneberg-Lehn 7 ).

Auch dieses Regiment war in Smaland aufgestellt. Es wurde im Oktober 1699 nach Pommern überführt und kam mit 2 Kompanien nach Barth und mit 6 Kompanien nach Demmin. Am 5. Januar 1700 marschierte es entsprechend in zwei Kolonnen über Ribnitz und Neukalen nach Wismar 7 ). Hier wurde es vom Februar bis April gemustert. Kommandeur war Oberst Gustav Heidenfeld. Der Stand war mit 1200 Köpfen der gleiche wie beim Regiment Jankoping. Es hatte also auch den niedrigeren Stand der Småländer Regimenter. Am 24. Mai brach das Regiment im Verbande der nach Hol-


5) Schw. Archiv Invasionen (sp. Abgekürzt Inv.) Vol. 70
6) I. Mankell, Uppgister rörande Svenska Krigsmagtens styrka, sammansätning och fördelning, 1865. Insbes. Nr. 462 - 486. NKH. II, 231, 426, III, 88, VI, 288, 310, VII, 68, 167.
7) Schw. Arch. Rentk. Regt. Croneberg.
7) Schw. Arch. Rentk. Regt. Croneberg.
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stein bestimmten Truppen von Wismar auf und nahm dann im Sommer an den Operationen des Korps Gyllenstierna in Holstein teil 8 ). Nach dem Frieden von Craventhal marschierte das Regiment zunächst nach Pommern in die alten Quartiere zurück. Aber schon am 24./25. November 1700 ging es, zur Verstärkung der Garnison in Wismar bestimmt, mit 4 Kompanien aus Damgarten bei Schwaan und 8 Kompanien aus Demmin bei Rühn über die Warnow 9 ). In Wismar ward das Regiment dann auch im Dezember 1700 und Januar 1701 gemustert. Es hatte ebenso wie Janköping im Sommer den Feldetat von 12 Kompanien (1240 Köpfe) angenommen. Infolge der Verluste im holsteinischen Feldzug hatte es im Dezember 110 Vakante. Das Regiment lag während dieser beiden Monate nicht in Wismar selbst, sondern in Poel und Neukloster. Nachdem das angestammte wismarsche Garnisonregiment von Holstein zurückgekommen war, ging das Regiment Croneberg im Januar 1701 wieder nach Pommern zurück 10 ).

Von hier brach es 1702 im Korps Gyllenstierna nach Polen auf, kämpfte dann in der Armee des Königs und wurde mit dieser bei Poltawa vernichtet. Die Neuaufstellung erfolgte in der Heimat bereits bis Mitte Oktober, so daß das Regiment am 10. März 1710 an der Schlacht bei Helsingborg teilnehmen konnte 11 ). Im Dezember 1711 wurde das Regiment auf der schwedischen Flotte eingeschifft, die zum Entsatz von Stralsund und Wismar bestimmt war. Da aber die wismarsche Garnison durch den mißglückten Ausfall vom 5. Dezember über zwei Drittel der Mannschaft verloren hatte, wurde das Regiment in den ersten Tagen des Januar 1712 dorthin überführt und zur Festungsbesatzung bestimmt 12 ).

Das Regiment zählte wieder wie zu Beginn des Krieges 8 Kompanien und 1200 Köpfe. Kommandant war der Oberst Nils Hestkov. Der wirkliche Stand des Regiments war jedoch geringer und betrug Anfang 1712 1057 Köpfe. Das Regiment wurde in Wismar nie komplett. Am 7. Dezember 1713 fehlten 216 Mann und am 15. Oktober 1714 228 Mann an der Sollstärke. Die dienstbare Stärke des Regiments verminderte sich noch durch zahlreiche Kranke, so daß bei der letzt-


8) NKH. I, 318.
9) Inv. Vol. 67.
10) Inv. Vol. 70.
11) Mankell a. a. O. NKH II, 231, 426.
12) NKH. III, 318, 341.
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genannten Musterung die Präsenzstärke ohne Stab 743 Mann betrug, zu denen noch 59 nach dem Walfisch kommandierte Unteroffiziere und Mannschaften traten. Das Kommando des Regiments hatte an Stelle des schon seit Monaten nach Schweden beurlaubten Obersten seit Januar 1715 der Oberst Swen Lagerberg 13 ). Unter dessen Führung nahm das Regiment an der tapferen Verteidigung von Wismar teil. Im Dezember 1715 hatten seine 8 Kompanien mit dem Stab einen Stand von 88 Köpfen, von denen 55 Mann krank und 2 Offiziere und 86 Mann auf den Walfisch kommandiert waren. Am 20. April 1716 zählte es 22 Offiziere, 777 Mann. Nach der am 19. April 1716 abgeschlossenen Kapitulation wurden 23 Offiziere, 541 Unteroffiziere und Mannschaften nach Schweden überführt 14 ).

Der Rest, etwa 200 Mann, wurde kriegsgefangen.

Die Uniform des Regiments war 1712 grau mit gelbem Futter. Den Grund hatte dieses Abweichen von der traditionellen blauen Farbe in den Schwierigkeiten bei der Wiederaufstellung von 1709 gehabt 15 ).

3.

Regt. Ostgiötha 16 ).

Das Regiment war in Ostgotland eingeteilt und bei den ersten Anzeichen eines Zwistes mit Dänemark zum Schutz Holstein-Gottorps und der deutschen Besitzungen Schwedens im Oktober 1699 nach Pommern überführt. Hier hatte es wohl in Stralsund gestanden und war am 5. Januar 1700 über Tribsees nach Wismar aufgebrochen 17 ). In Wismar wurde es von Februar bis April gemustert. Sein Kommandeur war Oberst Gustaf Ulfsparre Johansson. Der Etat des Regiments betrug ohne Stab:

8 Kompanien zu 3 Offizieren, 6 Unteroffizieren, 3 Spielleuten, 150 Mann (zusammen 162 Köpfe) = insgesamt 1296 Köpfe.


13) Da die Ernennungsdaten in den Wismarschen Akten nicht erhalten sind, ist durchweg der Monat angegeben, an dem der neue Kommandeur in den Musterrollen erscheint.
14) NKH. VII, 311. Standesliste Clüsserort 11. 5 1716 nennt 30 Offz., 12 Stab, 559 Mann.
15) NKH. II, 240, III, 345.
16) Rentk. Regt. Ostgiötha.
17) Inv. Vol. 67.
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Das Regiment hatte nur einen "Vakanten", sonst war es vollzählig. Einige Kranke befanden sich in Wismar und Stralsund. Am 24. Mai brach es mit der Armee nach Holstein auf und operierte dort bis zum Frieden von Craventhal gegen die Dänen. Auf dem Rückmarsch nach Holstein berührte es Wismar, ohne dort längere Zeit zu stehen, und ging nach Pommern zurück 18 ).

Aus Pommern brach das Regiment im Jahre 1702 mit der Heeresabteilung Gyllenstiernas nach Polen auf. Dort stieß es später zur Armee des Königs und wurde bei Pultawa vernichtet. In der Heimat wurde es neu aufgestellt und konnte schon am 10. März 1710 an der Schlacht bei Helsingborg unter Stenbock teilnehmen. Mit diesem ging es auch im Sommer 1712 nach Pommern hinüber, kämpfte bei Gadebusch und mußte in Holstein am 16. Mai 1713 bei Oldenswert kapitulieren 19 ).

In Wismar fanden sich an Kranken und Verwundeten aus der Schlacht bei Gadebusch im Januar 1713 23 Mann in den Lazaretten und 93, die dem Regiment Hestkov (2) zugeteilt waren. Im Juni waren es noch 99 Mann, von denen 89 die Kompanie Knorring des Feldstaatsregiments bildeten (s. u. 23) 20 ).

4.

Regt. Södermanland 21 ).

Das Regiment Södermanland war ebenfalls im Oktober 1699 bereits von Schweden nach Pommern überführt worden. Am 5. Januar 1700 brach es von Anklam über Demmin nach Wismar auf und wurde hier im Februar und März gemustert 22 ). Einige Kompanien (Oberst und Youngh) standen auf Poel, die Kompanie Bettendorf lag in Woltersdorf. Kommandeur war Oberst Arfwed Axel Mardefeld. Der Etat des Regiments war der gleiche wie der des Regiments Ostgiötha: 8 Kompanien zu 1296 Köpfen ohne Stab. Auch bei diesem Regiment fehlten bei der Musterung nur 2 Mann. Einige Kranke befanden sich in Anklam. Der Aufbruch von


18) NKH. I, 318. Schw. Arch. Inv. Vol. 67.
19) Mankell a. a. O. NKH. II, 231, 426, IV, 88, 104, 180, 368, V, 246.
20) Rentk. Abrechnungsbeläge (sp. abgekürzt Abr.) 1713. Verwundete von 8 Kompanien.
21) Rentk. Regt. Södermanland.
22) Inv. Vol. 67.
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Wismar erfolgte schon früher als der des Hauptkorps. Das Regiment marschierte im Anfang April über Zittow - Banzkow - Wehningen nach dem Herzogtum Bremen ab, um den bremischen Truppen den Übergang über die Elbe zu erleichtern 22 ). Nach dem Frieden von Craventhal ging das Regiment im September 1700 nach Pommern zurück. Während des Feldzuges war das Regiment in der in Schweden üblichen Weise auf Feldetat gesetzt und hatte 4 neue (Verdoppelungs-) Kompanien erhalten, ohne daß der Bestand an Mannschaften sich verändert hätte. So bestand das Regiment jetzt aus:

12 Kompanien zu 3 Offizieren, 6 Unteroffizieren, 3 Spielleuten, 100 Mann (zusammen 112 Köpfe) = 1344 Köpfen.

Ende November 1700 marschierten 6 Kompanien des Regiments unter dem Oberstleutnant Gabriel Lilliebök vorübergehend von Demmin zur Verstärkung der Garnison nach Wismar und überschritten am 25. November bei Eickhof die Warnow 22 ). In Wismar wurden sie im Dezember gemustert. Infolge des vorangegangenen Feldzuges fehlten diesen 6 Kompanien 37 Mann an der Sollstärke. Noch im Dezember gingen sie nach Pommern zurück, da das geworbene Liewensche Regiment (13) aus Holstein in seine Garnison Wismar zurückkehrte.

Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin hatte seine gesamte Infanterie, in 2 Regimenter Schwerin und Buchwald formiert, im Frühjahr 1701 an die Generalstaaten der Niederlande vermietet, in deren Diensten sie bis 1713 am spanischen Erbfolgekrieg teilnahmen. Bis zur Bildung neuer Truppen durch Werbung mußte immerhin geraume Zeit vergehen. Um sein Land nicht schutzlos zu lassen, mietete er in der damals üblichen Weise mit Vertrag vom 30. April 1701 von dem Herzog Friedrich von Holstein-Gottorp, dem Schwager und Freund Karls XII., 600 Mann Schweden zum Schutze seines Landes und nahm diese in eigene Verpflegung. Gestellt wurde das Oberstenbataillon des Regiments Mardefeld, das bisher in Anklam gelegen hatte, in folgender Stärke:

  6 Kompanien (Oberst, Major, Kapt. Kruse, Palmstruck, Wendel, Bettendorf) mit 18 Offizieren, 30 Unteroffizieren,
  6 Musterschreibern, 600 Mann, zusammen 654 Köpfe,
  Unterstab 13 Köpfe,
  --------------
  667 Köpfe.

22) Inv. Vol. 67.
22) Inv. Vol. 67.
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Die Übernahme des Bataillons in mecklenburgische Dienste erfolgte am 1. September 1701 in Demmin: 2 Kompanien (Major und Wendel) kamen nach Güstrow, 2 1/2 (Oberst, Kruse und 1/2 Palmstruck) nach Schwerin und 1 1/2 (1/2 Palmstruck und Bettendorf) nach Wittenburg und Gadebusch in Garnison. Die letzteren wurden zu Beginn 1702 zu je 50 Mann auf Grabow, Parchim und Boizenburg verteilt 23 ). Im Mai 1702 wurde das Bataillon nach Pommern zurückbeordert und aus den mecklenburgischen Diensten entlassen, um zum Korps Gyllenstiernas zu stoßen, das sich in Pommern sammelte und an den Operationen in Polen teilnahm.

Bei Pultawa geriet auch dieses Regiment in russische Gefangenschaft. Es wurde bis Mitte Dezember 1709 in Schweden neu aufgestellt und konnte schon im nächsten Frühjahr an der Schlacht bei Helsingborg teilnehmen. Im Dezember 1711 wurde es zur Verstärkung der Besatzung von Stralsund nach Pommern überführt, focht im Korps Stenbocks bei Gadebusch und wurde ebenfalls in die Kapitulation von Oldenswert verwickelt 24 ).

An Verwundeten aus der Schlacht bei Gadebusch und an Kranken von Stenbocks Heer finden sich im Januar 1713 in den Lazaretten 21 und beim Regt. Buhrenschiöld (12) 54 Mann des Regiments. Im Juni bildeten 86 Mann die Leibkompanie des Feldstaatsregiments (23) 25 ).

5.

Regt. Skaraborg-Lehn 26 )

Das Regiment war in Westgotland eingeteilt und ebenfalls im Oktober 1699 nach Pommern überführt worden. Am 4. Januar 1700 marschierte es über Damgarten nach Wismar und wurde


23) Schw. Arch. Militaria, Übernahme fremd. Truppen, Vol. 1. - Außerdem übernahm Mecklenburg 3 Komp. Reiter (396 Portitionen, 495 Rationen) des Nordschonenschen Reiterregiments Generalmajor Ridderhielm unter Major Bornemann, Rittm. Starckhufvet und Schurmann, von denen die ersten beiden ins Schwerinsche, die letzte ins Güstrowsche kamen. Am 15. November 1701 gingen sie auf Bitte des Herzogs wieder nach Pommern zurück.
24) Mankell a. a. O. NKH. II, 231, 426, III, 318, IV, 89, 104, 180, 368, V, 246.
25) Rentk. Abr. 1713. Verwundete von 8 Kompanien.
26) Rentk. Regt. Skaraborg.
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in das Amt Neukloster und die wismarschen Dörfer verlegt 27 ). Hier wurde es von Februar bis April gemustert. 6 Kompanien lagen in Neukloster, die Kompanie des Oberstleutnants in Benz und die des Kapt. Leyoncreutz in Bantow. Oberst war Baron Nils Stromberg. Der Etat war der gleiche wie der des Regiments Ostgiötha. Das Regiment zählte daher in seinen 8 Kompanien ohne Stab 1296 Köpfe. Am Sollstand fehlten nur 2 Mann. Kranke lagen in Stralsund und Neukloster. Anfang April marschierte das Regiment zusammen mit dem Regiment Södermannland zur Verstärkung der Truppen in Bremen über Zittow - Banzkow - Wehningen an die Elbe ab 27 ). Nach dem Frieden von Craventhal ging das Regiment Skaraborg nach Pommern zurück.

Dort stieß es 1702 zu dem Korps Gyllenstiernas, das sich in Pommern bildete und dann an den Operationen Karls XII. in Polen teilnahm. Pultawa war auch sein Untergang. Bis Weihnachten 1709 wurde auch dies Regiment in der Heimat wieder errichtet. Es blieb jedoch bis 1715 in Schweden 28 ). Kommandeur des Regiments war nach der Wiedererrichtung Oberst Christof Georg Witting. Zur Unterstützung der stark bedrängten Festung Stralsund sollte das Regiment 1715 dorthin überführt werden und war bereits am 12. September in Karlskrona an Bord von 10 Kriegsschiffen eingeschifft worden, dann einige Tage später auf 19 Transportschiffe verteilt. Die Flotte kam aber durch Gegenwind nur bis Nystad. Erst im Dezember konnte dann Vizeadmiral Taube mit 4 Kriegsschiffen und 7 Transportschiffen auslaufen. Diese faßten aber außer Munition und anderen Kriegsbedürfnissen nur 700 Mann. Der Oberstleutnant Stael von Holstein mußte daher mit 551 Mann des Regiments zurückbleiben. Als Taube am 27. Dezember vor Rügen ankerte, hatte Stralsund bereits kapituliert. Es blieb also die beste Lösung, das Regiment nach Wismar zu überführen, dessen Besatzung sich noch hielt. Zwei Tage später kam Tube in der Wismarschen Bucht an. Um das Regiment an Land zu bringen, mußte erst eine Rinne durch das Eis geschlagen werden, das bis zum Walfisch reichte. Die Bürgerschaft war bei den knappen Lebensmitteln über diese verstärkte Einquartierung wenig erfreut, zumal die mitgebrachten Lebensmittel für die Truppen bestimmt waren 29 ).


27) Inv. Vol. 67.
27) Inv. Vol. 67.
28) Mankell a. a. O. NKH. II, 231, 487, III, 64, 234.
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Generalmajor Schoultz gibt in einem Brief von 31. Dezember die Stärke des Regiments mit 704 Köpfen an 30 ). Das stimmt überein mit der Musterliste des Regiments vom 24. Januar 1716. Diese nennt 15 Mann Stab, 16 Offiziere, 33 Unteroffiziere und Spielleute, 643 Korporale und Mannschaften, also 707 Köpfe. Davon waren allerdings 120 krank und 22 auf den Walfisch kommandiert. Da die H Hälfte der Kompanien in Schweden zurückgeblieben war und es namentlich an Offizieren fehlte, bildeten jeweils zwei halbe Kompanien eine kombinierte. Die erste Kompanie bildete die 1. bis 3., die zweite die 4. bis 6. Korporalschaft. Korporale und Mannschaften führten in der Musterrolle die Nummern 1 bis 150 ihrer alten Kompanien. Die Nummern der in Schweden gebliebenen Mannschaft blieben offen.

Um dem fühlbaren Offiziermangel abzuhelfen und kleinere, für den Krieg besser verwendbare Kompanien zu gewinnen, wurden aber schon von Februar ab 11 Offiziere, 18 Unteroffiziere des Regiments Welling (15) und 3 Offiziere sowie 1 Unteroffizier anderer Regimenter dem Regiment Skaraborg zugeteilt. Dadurch konnten die 4 kombinierten Kompanien wieder in 8 Kompanien mit einer Durchschnittsstärke von 90 Köpfen aufgelöst werden. Im März 1716 hatte das Regiment ohne die ihm zugeteilten Offiziere und Unteroffiziere eine Stärke von 697 Köpfen, von denen 104 krank waren. Am 20. April 1716 zählte es 14 Offiziere, 650 Mann. Am 19. April 1716 mußte Wismar kapitulieren. Die Besatzung wurde kriegsgefangen mit Ausnahme von 89 Offizieren und 1000 nationalschwedischen Mannschaften, die nach Schweden überführt werden sollten. Hierzu gehörten 15 Offiziere, 27 Unteroffiziere und Spielleute und 371 Mann des Regiments Skaraborg, also 403 Köpfe 31 ). Die in Gefangenschaft zurückbleibenden 231 Mann waren größtenteils krank, denn am 16. April hatte das Regiment allein an Mannschaften 203 Kranke gehabt 32 ).


(  ...  ) NKH. VII, 263. Die Angabe, daß 4 Kompanien zurückblieben, stimmt nicht. Das Regiment hatte 8 Kompanien, von denen jeweils die halbe Mannschaft nach Wismar kam.
30) NKH. VII, 265.
31) NKH. VII, 311. Die Standesliste Clüsserort 11.5.1716 nennt 23 Offz., 11 Stab, 403 Mann.
32) NKH. VII, 309.
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6.

Regt. Elfsborg-Lehn.

Dies Regiment war nach dem Einteilungswerk in Westgotland beheimatet und war während des Nordischen Krieges zunächst in Schweden zurückgeblieben. Am 10. März 1710 hatte es an der Schlacht bei Helsingborg teilgenommen. Im Dezember 1711 wurde das Regiment zur Verstärkung der Garnison von Stralsund nach Pommern überführt und nahm später in der Armee Stenbocks an der Schlacht bei Gadebusch und dem Marsch nach Holstein teil 33 ).

An Verwundeten und Kranken lagen im Januar 1713 in den Lazaretten und Häusern 29 Mann des Regiments. Weitere 173 waren dem dortigen Regiment Buhrenschiöld (12) zugeteilt. Bei Aufstellung des Regiments Klingstedt finden sich noch 169 wieder Genesene in der Kompanie Rutwein und Franck dieses Regiments (s. Nr. 23). Sie gehörten 8 Kompanien (Leib-, Obstl., Major, Ahs, Reedwegen, Giessene, Södra Kind, Norra Kind) an 34 ).

7.

Regt. Westgiötha-Dahl

Dies Regiment stammte teils aus Westgotland, teils aus Dalekarlien. Es hatte in Schweden gestanden und wurde erst im Herbst 1712 mit der Armee Stenbocks nach Pommern überführt. Nach der Schlacht bei Gadebusch und der Kapitulation bei Oldenswert 35 ) sammelten sich bis zum Januar 1713 in Wismar 82 Mann in den Lazaretten und 13 beim Regiment Buhrenschiöld (12), die im Juni nach Abgang von Genesenen zur Armee und Toten noch 84 Mann zählten und die Kompanie Schoultz des Regiments Klingstedt (s. Nr. 23) bildeten. Sie gehörten zu 8 Kompanien (Leib-, Obstl., Major, Kühling, Kallanden, Toßbo, Wadbo, Sun och Nordahl). Im Gegensatz zu den anderen eingeteilten Regimentern wurde dieses Regiment häufig nach seinem Chef Generalmajor Patkul genannt, da es ausnahmsweise einen General als Chef hatte 36 ).


33) NKH. II, 216, III, 318, IV, 88, 104, 180, 368, V, 246.
34) Rentk. Abr. 1713. Die Namen der Kompanien sind sehr verschieden geschrieben.
35) NKH. II, 216, IV, 88, 104, 180, 368, V, 246.
36) Rentk. Abr. 1713.
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8.

Dahlregiment.

Das in Dalekarlien beheimatete Regiment hatte in der Armee des Königs am Feldzug in Seeland, in den Ostseeprovinzen und in Polen teilgenommen. Bei Pultawa war es 1709 verloren gegangen und dann in seiner Heimat neu aufgestellt worden. 1712 wurde es nach Pommern überführt und nahm unter Stenbock an der Schlacht bei Gadebusch und dem Marsch nach Holstein teil. Nach der Kapitulation Oldenswert am 16. Mai 1713 kam das Regiment in Gefangenschaft 37 ).

Bis Januar 1713 sammelten sich an Verwundeten und Kranken 165 in den Lazaretten und 163 beim Regiment Fürstenberg (13). Sie bildeten nach Aufstellung des Regiments Klingstedt (s. u. Nr. 23), noch 193 Mann stark, dessen Kompanien Freitag und Uggla. Diese Verwundeten stammten aus 8 Kompanien des Regiments (Leib-, Oberstl., Major, Rättwyck, Gagnes, Mora, Wästerdahl, Orsa), von denen die letzten 5 die Kapitäne Roth, Duglas, Cronsted, Siwersparr und Wasenberg zu Chefs gehabt hatten 38 ).

9.

Regt. Wermland.

Das Regiment, nach Seinem Einteilungsdistrikt auch Nerike und Wermland genannt, hatte gegenüber den übrigen eingeteilten Regimentern einen erhöhten Stand (1674 Mann). 2 Bataillone hatten unter dem König im Baltenland und Polen gefochten und waren bei Pultawa verloren gegangen. Ein Bataillon war in Schweden geblieben, hier wurde das Regiment 1709 wieder aufgestellt und unter Stenbock 1712 zum Teil nach Pommern überführt. In Stenbocks Armee focht es bei Gadebusch und nahm am Zug nach Holstein teil 39 ).

Von den 6 Kompanien des Regiments in Deutschland (Leib-, Major, Orebro, Carlstadt, Christinihamm, Naaß) fanden sich bis Januar 1713 an Kranken und Verwundeten in den Lazaretten von Wismar 44 und beim Bataillon Löwenhaupt (14) 72 Mann ein. Im Juni bildeten sie, noch 86 Mann, die Majorkompanie des Feldstaatsregiments (23) 40 ).


37) Mankell a. a. O. NKH. II, 231, IV, 88, 104, 180, 368, V, 246.
38) Rentk. Abr. 1713.
39) Mankell a. a. O. NKH. II, 216, 231, IV, 17, 88, 104, 180, 368, V, 246.
40) Rentk. Abr. 1713. Das Regiment war nur mit 6 Kompanien nach Pommern überführt.
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10.

Regt. Westmanland.

Das Regiment Westmanland hatte in der Armee des Königs in den Ostseeländern und in Polen gefochten und war bei Pultawa vernichtet worden. In der Heimat wieder aufgestellt, konnte es schon am 10. März 1710 an der Schlacht bei Helsingborg teilnehmen. Im Dezember 1711 wurde es zur Verstärkung der Stralsunder Garnison nach Pommern überführt, kämpfte unter Stenbock am 20. Dezember 1712 bei Gadebusch und wurde bei Oldenswert gefangen 41 ). In Wismar fanden sich vom Regiment bis zum Januar 1713 Verwundete und Kranke von 8 Kompanien (Leib-, Oberstl., Major, Berg, Stromsholm, Kungsöhr, Wäßby, Sahlberg) ein, 54 lagen in den Lazaretten, 105 waren beim Regiment Hestkov (2) eingeteilt. Im Juni waren es noch 150, die auf die Leib-, Oberstl. und Kapt.-Franck-Kompanie des Feldstaatsregiments (23, s. d.) verteilt wurden 42 ).

11.

Regt. Helsinge.

Das in Helsingland beheimatete Regiment hatte bis 1709 in den Ostseeprovinzen gefochten und war dann unter Löwenhaupt zur Armee des Königs nach Polen marschiert und nach der Schlacht bei Pultawa gefangen worden. In der Heimat wiedererrichtet, wurde es 1712 unter Stenbock nach Pommern überführt, focht bei Gadebusch und kam durch die Kapitulation von Oldenswert ebenfalls in Gefangenschaft 43 ). An Verwundeten aus der Schlacht bei Gadebusch und Kranken vom Heere Stenbocks lagen im Januar 1713 112 Mann in den Lazaretten, weitere 123 Mann waren beim Regiment Hestkov (2) eingestellt. Im Juni waren sie durch Abgänge zum Heer und an Verstorbenen auf 152 zusammengeschmolzen, die in die Kompanien Rosenmüller und Ackerfeld des Feldstaatsregiments (23, s. d.) eingeteilt wurden. Sie entstammten allen 8 Kompanien des Regiments (Leib-, Oberstl., Major, Alsta, Arbro, Ofwansio, Dielsbo, Järfsio) 44 ).


41) Mankell a. a. O. NKH. II, 231, 426, III, 318, IV, 89, 104, 180, 368, V, 246.
42) Rentk. Abr. 1713.
43) Mankell a. a. O. NKH. II, 231, IV, 88, 104, 180, 368, V, 246.
44) Rentk. Abr. 1713.
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B. Geworbene Regimenter 45 ).

Eingeteilte Regimenter besaß Schweden nur in den alten schwedischen und finnischen Gebieten. In Schonen, den Ostseeprovinzen und in Schwedens deutschen Besitzungen standen geworbene Regimenter. Zu ihrer Unterhaltung mußten die betreffenden Provinzen Gelder aufbringen, mit denen sie ergänzt und verpflegt wurden. Ihre Nationalität war verschieden, es fanden sich in jedem Regiment ebenso wie damals überall in Europa Soldaten der verschiedensten Herkunft zusammen. Trotzdem überwog natürlich bei den Regimentern, die eine feste Garnison hatten, die Anzahl der Mannschaften derjenigen Landschaft, in der sie standen. Diese geworbenen Regimenter waren im Gegensatz zu den im Frieden in ihre heimatlichen Dörfer entlassenen Mannschaften der eingeteilten Regimenter ständig unter Waffen und bildeten die Besatzung der Festungen, mit denen Schweden seine Herrschaft in den Randstaaten der Ostsee sicherte. Während die eingeteilten Regimenter nur für schwedische Kriege verwandt wurden, sind geworbene Regimenter entsprechend dem Brauch der Zeit auch für fremde Kriege, z. B. an die Niederlande gegen Frankreich vermietet worden.

Eine besondere Stellung unter den geworbenen Regimentern nahm die Garde ein, die nur aus Schweden bestand und ihre Garnison in Stockholm hatte. In den erst kürzlich erworbenen zeitweise dänischen Gebieten standen zur Besetzung von Malmö, Landskrona und Göteborg sowie kleinerer Plätze drei geworbene Regimenter: das schwedische Leibregiment, das deutsche Leibregiment und das Garnisonregiment Malmö. Pommern hatte 1700 drei Regimenter in Stettin und Stralsund (darunter das Leibregiment der Königin-Witwe), Wismar zwei und das Herzogtum Bremen anderthalb Regimenter. Von diesen war ein Teil vorübergehend an Holstein-Gottorp zur Besatzung und zum Ausbau der Festung Tönning überlassen. In den Ostseeprovinzen standen zunächst 4 geworbene Regimenter in Narwa, Dorpat, Pernau und Riga.

Diese geworbenen Regimenter waren z. T. seit langem in ihren Standorten und hatten dadurch einen guten Stamm tüchtiger Soldaten. Die Ergänzung machte in Friedenszeiten keine


45) S. auch NKH. I, 171 f., II, 140/156, 211/15, III, 72/74.
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großen Schwierigkeiten, und die Anforderungen an Alter und körperliche Tüchtigkeit konnten im Gegensatz zu den schlechter zahlenden Kleinstaaten Norddeutschlands recht hoch sein. Auch die Dersertionen, die einen Krebsschaden aller geworbenen Regimenter bildeten, hielten sich daher in mäßigem Rahmen. Gefangene Mannschaften suchten sich sogar nach Möglichkeit zu ranzionieren und wieder zu ihren Regimentern zu kommen.

Während des Nordisten Krieges wurden die drei in Schweden geworbenen Regimenter nach Pommern und Wismar überführt. Auch wurden in den Ostseeprovinzen, in Polen und Sachsen neue Regimenter, z. T. unter Verwendung von sächsischen Kriegsgefangenen, errichtet. Die Zuverlässigkeit dieser Regimenter war jedoch sehr gering und die Desertionen sehr zahlreich. Ähnlich war es bei einem Regiment, das in Frankfurt am Main aus französischen Kriegsgefangenen des Spanischen Erbfolgekrieges durch Vereinbarung mit den Reichsständen errichtet wurde. Die Aufstellung solcher Regimenter erfolgte durch Kapitulationen, d. h. durch Vertrag mit dem zukünftigen Obersten des Regiments.

Die Dienstzeit der Mannschaften war entweder unbestimmt oder auf gewisse Jahre bemessen. Gerade die letzte Art der Annahme von Mannschaften war bei den alten geworbenen Regimentern Schwedens sehr häufig, und es konnte vorkommen, daß die Kapitulation, wie man sie nannte, während des Krieges ablief, ältere und unbrauchbare Mannschaften wurden bei den meist jährlich abgehaltenen Generalmusterungen durch die Musterkommissare "kassiert" und waren zu ersetzen. Die neugeworbenen Mannschaften mußten vor ihrer Einstellung dem Kommandanten der Festung präsentiert werden, erhielten ein bestimmtes Handgeld und traten dann in die Rotte der Abgegangenen ein.

In Wismar fanden während des Krieges verschiedene geworbene Regimenter, nicht nur die beiden dort beheimateten, Verwendung. Im Gegensatz zu den eingeteilten Regimentern, die die Namen der Landschaften führten, führten die geworbenen Regimenter die Namen ihrer Chefs. Diese waren nicht ohne weiteres mit dem Kommandeur identisch, sondern häufig Generäle. Dann führte ein Oberst oder Oberstleutnant das tatsächliche Kommando, während der Regimentschef allerdings für sein Regiment verantwortlich blieb.

Beim Wechsel der Chefs wechselten auch die Regimenter ihre

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Namen. Als zweite Bezeichnung führten jedoch viele außerdem noch den Namen ihrer Garnison, z. B. Wismarsches Gouverneurregiment. Ebenso führten die Kompanien im Gegensatze zu denen der eingeteilten Regimenter, die nach Aushebungsbezirken bezeichnet waren, ausschließlich die Namen ihrer Kompaniechefs. Hier behielt auch der zum Stabsoffizier beförderte Offizier seine Kompanie, während er sie bei den eingeteilten Regimentern abgeben und eine der drei festen Stabskompanien übernehmen mußte.

Von diesen geworbenen Regimentern hatten die in Deutschland stehenden einen gleichmäßigen Etat. Der Unterstab war wesentlich stärker, es gehörten dazu der Regimentsquartiermeister, der Regimentspriester, der Regimentsauditeur, Sekretär, Adjutant, Regimentsschreiber, 2 Musterschreiber, 1 Gerichtsschreiber, der Regimentsfeldscher, 4 Barbiergesellen, der Regimentstambour, 1 Regimentspfeifer, 4 Schalmeienbläser, 1 Gerichtswebel, 1 Gewaltiger, 3 Profosse, der Stockmeister, Steckenknecht und Scharfrichter, im ganzen also 28 Personen. Die größere Zahl der Gerichtspersonen war wohl eine Folge der in diesen aus geworbenen Mannschaften bestehenden Regimentern häufigeren Vergehen. In Wirklichkeit waren jedoch bei den Regimentern nicht alle Stellen ständig besetzt. Gerichtswebel, Stockmeister, Steckenknecht, Scharfrichter und Regimentspfeifer fehlen z. B. bei den beiden wismarschen Regimentern ständig.

Die Primaplana der Kompanie bestand nur aus 10 Personen, nämlich den 3 Offizieren, dem Feldwebel, Sergeanten, Führer, Fourier, Kapitän d'armes (bei den schwedischen Regimentern Rüstmeister genannt) und 2 Tambours. Es fehlte also gegenüber den eingeteilten Regimentern der Musterschreiber und der Pfeifer.

Die Kompanien bestanden aus 6 Korporalen und 94 Mann, also 100 Köpfen. Das Regiment war in 12 Kompanien eingeteilt und hatte also ohne den Regimentsstab 1320 Köpfe, mit diesem 1348.

Das schwedische Leibregiment zu Fuß (12) (und auch das in Schweden stehende deutsche Leibregiment und das Regiment Malmö) hatten nur 12 Mann Regimentsstab und 8 Kompanien. Die Primaplana bestand hier, wie bei den schwedischen eingeteilten Regimentern, aus 12 Mann, die Kompanie aus 6 Korporalen, 132 Köpfen. Das Regiment hatte also in seinen

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8 Kompanien je 150 Mann, also 1200 Mann und 12 Mann Stab 46 ).

Einen ganz abweichenden Stand hatte das in Frankfurt geworbene Regiment Bretholtz (21). Es sollte nach der Kapitulation außer Stab und Primaplana 8 Kompanien zu 125 Mann und nach einem späteren Befehl 8 Kompanien zu 150 Mann und dazu 110 Mann Stab und Primaplana und 100 Troßknechte, also 1410 Köpfe, erhalten 47 ).

Ebenfalls 8 Kompanien hatte das Elbinger Regiment Ekeblad (20).

Die Mannschaften und Korporale führten Musketen und Säbel, die Unteroffiziere das Kurzgewehr (Sponton) neben dem Säbel. Pikeniere gab es bei den geworbenen Regimentern nicht, da diese im wesentlichen zum Dienst in den Festungen bestimmt waren. Dagegen werden beim Regiment Vellingk 1715 und beim Regiment Königin-Witwe schon 1706 Grenadiere genannt. Bei den anderen Regimentern, insbesondere bei den beiden wismarschen, scheinen sie nicht bestanden zu haben. Es waren 8 bis 9 Mann für die Kompanie, für das ganze Regiment 100 und 8 Unteroffiziere. Ihre Ausrüstung bestand außer der des Musketiers in Handgranaten, die mit Lunten angezündet wurden. Am Bandelier trugen sie deshalb auch "Luntenverberger". Es waren die besten Leute der Kompanie. Sie stehen in der Musterrolle an den ersten Plätzen. Die Aufstellung war auch bei den deutschen Regimentern sechsgliedrig. Im ersten Glied der Rotte stand der Korporal oder sonst ein Gefreiter.

12.

Schwedisches Leibregiment zu Fuß 48 ).

Das Regiment war eins der drei in Schweden stehenden geworbenen Regimenter und ergänzte sich durch Werbung von Nationalschweden. Es bildete die Besatzung von Göteborg und kleinerer Festungen in Bahus-Lehn. Die Stärke des Regiments betrug planmäßig außer einem Stab von 12 Köpfen

8 Kompanien zu 3 Offizieren, 6 Unteroffizieren, 3 Spielleuten, 6 Korporalen, 132 Mann (150 Köpfe), insgesamt 1200 Köpfe.


46) Rentk. Schwed. Leibregt.
47) Rentk. Regt. Bretholtz.
48) Rentk. Schwed. Leibregt.
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Als im Sommer 1709 die Regimenter der pommerschen Garnisonen und Wismars zum Korps Krassows nach Polen beordert wurden, kamen die drei in Schweden liegenden geworbenen Regimenter nach Norddeutschland, das deutsche Leibregiment und das Garnisonregiment Malmö nach Pommern und das schwedische Leibregiment nach Wismar 49 ). Die Überführung erfolgte im Juni. Kommandeur des schwedischen Leibregiments war der Oberst Baron Nils Posse. In Wismar blieb das Regiment im ganzen weiteren Verlauf des Krieges. Es hatte zunächst stets seinen vollen Stand und zählte noch im Dezember 1711 während der ersten Belagerung einschließlich der Offiziere 1184 Köpfe. Durch königliche Order vom 23. Mai 1711 war Posse Landeshauptmann in Gotland geworden, und der Oberstleutnant im Leibregiment der Königin, Hindrick Buhrenschiöld, hatte als Oberst das Regiment erhalten, konnte es aber, da die Order erst im September ankam, infolge der Einschließung nicht mehr erreichen. Daher führte der Oberstleutnant Palmfelt das Regiment während der Belagerung. Bei dem Ausfall der Garnison am 5. Dezember 1711 und dem Angriff auf das dänische Lager bei Lübow zeigte das Regiment eine ausgezeichnete Haltung. Während die beiden wismarschen Regimenter Fürstenberg und Löwenhaupt sehr schnell die Flucht ergriffen, formierte das Leibregiment zwei Karrees und beantwortete die Aufforderung zur Übergabe mit Salven. Die Karrees wurden überritten und ein furchtbares Blutbad unter dem Regiment angerichtet, da die Schweden kein Quartier nehmen wollten. Der Oberstleutnant Palmfelt und 9 Offiziere fielen an der Spitze des Regiments 50 ). Etwa 100 Mann müssen gefallen sein, 629 wurden gefangen und von ihnen die 104 am schwersten Verwundeten wieder nach Wismar hineingeschickt, da die Dänen keine Möglichkeit hatten, sie zu verpflegen. Mit diesen Verwundeten hatte das Regiment jetzt nur noch einen Stand von 524 Köpfen in Wismar und schmolz bis Dezember 1712 sogar bis auf 479 Mann zusammen, da es keine Rekruten aus Schweden bekommen konnte und Deutsche zunächst nicht anwerben sollte.

Nach der Schlacht bei Gadebusch konnte es aus den Gefangenen 2 Korporale, 51 Mann wieder einstellen, die vorher im Regiment gestanden hatten und nach dem Gefecht bei Lübow in


49) NKH. II, 213.
50) NKH. III, 326.
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dänische Regimenter gesteckt waren. Aus den Gefangenen "warb" das Regiment weitere 84 Mann an, durch freie Werbung erhielt es 183, und an der Trave konnten am 24. April 1713 noch 2 Offiziere 130 Mann des Regiments gegen dänische Gefangene eingetauscht werden 51 ). So erreichte das Regiment bis zum 10. Mai 1713 wieder einen Stand von 840 Unteroffizieren und Mannschaften.

Im März 1715 erhielt Oberst Prinz Casimir Wilhelm von Hessen-Homburg das Regiment und sollte es auf 12 Kompanien, 1400 Mann, bringen 52 ). In den wismarschen Stärkelisten ist jedoch von den 4 neuen Kompanien oder auch nur von dafür in Aussicht genommenen Offizieren nie die Rede. Das Regiment behielt seinen alten Sollstand von 8 Kompanien und hatte im Juli 1715 nur noch 731 Unteroffiziere und Mannschaften. Während der harten Belagerung Wismars im Winter 1715/16 schmolz der Stand des Regiments bis zum 20. April auf 24 Offiziere, 568 Unteroffiziere und Mannschaften zusammen. Nach der Kapitulation der Festung gehörten 16 Offiziere, 88 Unteroffiziere und Mannschaften zu den 1000 Nationalschweden, die in die Heimat entlassen wurden 53 ). Der Rest des Regiments wurde kriegsgefangen.

Die Uniform bestand nach den Montierungsrollen 1715 aus blauen Rocken mit gelben Aufschlägen und gelbem Futter, zinnernen Knöpfen, weißgelben Schnüren, blauen Hosen und gelben (oder weißen?) Strümpfen.

Das Regiment setzte sich in Friedenszeiten ausschließlich aus Schweden zusammen. Infolge der später erlaubten deutschen Werbung und der Einstellung dänischer Kriegsgefangener bestand die kriegstaugliche Mannschaft von 752 Köpfen bei der Generalmusterung im Januar 1715, für die Angaben gemacht sind, aus 480 Schweden, 74 Dänen, 22 Norwegern, 10 Balten, 8 Polen, 3 Russen, 4 Franzosen, 1 Ungarn und 1 Brabanter sowie aus 149 Deutschen (darunter 11 Mecklenburger, 15 Wismarer, unter diesen besonders die jugendlichen Tambours, 31 Holsteiner, 6 Pommern). Außer den Schweden und einigen Norddeutschen hatten die meisten anderen (im ganzen 230) vorher in dänischen Diensten gestanden.


51) Rentk. Abr. 1712.
52) NKH. VI, 323.
53) NKH. VII, 311. Nach der Standestabelle v. 11.5.1716 aus Clüsserort sind es 17 Offz., 8 Stab, 127 Mann.
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13.

Wismars Gouverneurregiment 54 ).

Das 12 Kompanien starke Regiment des Generalmajors Baron Jürgen von Mellin hatte 1689 seinen Standort in Stettin gehabt. 1691 waren bereits vier und 1693 zwei seiner Kompanien den Sommer über vorübergehend zu Befestigungsarbeiten in Wismar 55 ). Als der nunmehrige Generalleutnant Mellin 1693 an Stelle Buchwalds Gouverneur von Wismar wurde, nahm er sein Regiment mit. Es traf im November in Wismar ein 56 ). Zum Unterschied von dem bisherigen Regiment Buchwalds, das der Oberst v. Kemphen erhielt, nannte man Mellins Regiment, das in der Folge stets dem Gouverneur der Festung zum Chef behielt, "Gouverneurregiment", wenn es nicht nach dem Namen des Chefs bezeichnet wurde. Es hatte wie alle deutschen Regimenter außer dem Stab einen Stand von

12 Kompanien zu 3 Offizieren, 5 Unteroffizieren, 2 Spielleuten, 6 Korporalen, 94 Mann (zusammen 110 Köpfe), insgesamt 1320 Köpfe.

Nachdem Mellin als Gouverneur von Wismar 1696 (Sept.) durch den Generalleutnant Baron Niels Gyllenstierna abgelöst und Generalgouverneur von Pommern geworden war, erhielt Gyllenstierna das Regiment. Ihm folgte nach seiner Beförderung zum Generalgouverneur des Herzogtums Bremen im Oktober 1698 als Gouverneur von Wismar und Chef des Regiments Generalleutnant Baron Bernhard von Liewen.

Ende Juli 1699 marschierte das Regiment auf Befehl des Königs nach Holstein, da sich die Verhältnisse zwischen dem Schwager Karls XII., dem Herzog Friedrich IV. von Holstein-Gottorp, und dem Dänenkönige zuspitzten 57 ). Bei Beginn der Feindseligkeiten stand etwa die Hälfte des Regiments in Friedrichstadt und wurde hier am 13. April 1700 angegriffen. Die Stadt wurde gestürmt, etwa 500 Mann des Regiments gerieten in dänische Gefangenschaft, 2 Fahnen wurden von den Dänen erbeutet. Nach diesem Verlust war der Rest des Regiments in der gottorpischen Hauptfeste Tönning nur noch 15 Offiziere und 592 Mann stark 58 ). Die Belagerung Tönnings mußte nach


54) Rentk. Wism. Gouverneurregt. (Mellin - Gyllenstierna - Liewen - Ridderhielm - Wangelin - Fersen - Fürstenberg - Taube).
55) Inv. Vol. 167.
56) Inv. Vol. 167.
57) NKH. I, 177 und Inv. Vol. 167.
58) NKH. I, 283/312.
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fünfwöchiger Dauer am 2. Juni von den Dänen wieder aufgegeben werden, da ein schwedisch-lüneburgisch-holländisches Korps zur Unterstützung der Gottorper in Holstein einmarschiert war. Der Friede von Craventhal beendete die Feindseligkeiten am 18. August. Das Regiment Liewen erhielt Befehl zum Rückmarsch nach Wismar, wo es im Januar 1701 wieder eintraf 59 ).

Schon am 1. Juli 1700 hatten sich, während das Regiment noch in Tönning stand, in Wismar bereits wieder 25 Unteroffiziere und 103 Mann des Regiments angefunden, die sich teils mit eigenem Gelde losgekauft hatten, teils unter Lebensgefahr aus der dänischen Gefangenschaft entflohen waren. In Boizenburg stand seit 1696 ein Kommando von zuletzt 1 Offizier, 3 Unteroffizieren und 33 Mann aus allen Kompanien des Regiments, um als neutrale Truppen des niedersächsischen Kreises diese Mecklenburg-Güstrower Festung bis zum Abschluß des Hamburger Vergleichs vor einer vorzeitigen Besetzung durch Mecklenburg-Schwerin zu sichern. Nach Abschluß des Vergleichs Kehrten sie 1701 nach Wismar zurück.

Durch die Ranzionierten und die nach dem Craventhaler Frieden ausgetauschten Mannschaften konnte sich das Regiment in Wismar bis zum Juli 1701 wieder auf den vollen Stand ergänzen. Auf der kleinen Festung Walfisch war regelmäßig ein kleines Kommando von 26 Unteroffizieren und Mannschaften des Regiments. Da Liewen bei der Armee in Polen vor Thorn seinen Tod fand, wurde das Regiment seit dem Juli 1702 als vakantes Gouverneur-Regiment (oder als des gewesenen Gen. Liewen Regiment) bezeichnet, bis es im Mai 1704 in dem Generalleutnant Baron Hans Isaac Ridderhielm einen neuen Chef und Wismar einen neuen Gouverneur erhielt. Es blieb in den folgenden Jahren in Wismar stehen und war stets nahezu komplett. Für das in Polen stehende Sparresche Regiment (19) mußte es im Juni 1704 im ganzen 276 Mann und am 1. April 1707 an das gleiche, jetzt unter Horn stehende Regiment weitere 258 Mann aller Kompanien abgeben. Diese Kompanien wurden darauf je ein Jahr voll verpflegt. Von den Überschüssen, die sich daraus ergaben, hatten die Kompaniechefs innerhalb dieser Zeit ihre Kompanien durch Neuwerbung wieder aufzufüllen.

Am 8. Mai 1708 marschierte ein Bataillon von 5 Kompanien (550 Köpfen) des Regiments nach Hamburg, wo


59) Inv. Vol. 67.
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Unruhen in der Bevölkerung ausgebrochen waren und schwedische, hannoversche und preußische Truppen als niedersächsische Kreistruppen zur Wiederherstellung der Ordnung eingesetzt wurden. Anfang Juli traf das durch Oberstleutnant Lewenhaupt geführte Bataillon wieder in Wismar ein 60 ).

Im nächsten Jahre (1709) wurde das ganze Regiment Ridderhielm mobil gemacht. Zelte und Kochkessel wurden in Hamburg und Lübeck in Auftrag gegeben, Regiments- und Medikamenten-Wagen beschafft, 168 Pferde zum Transport der Wagen angekauft und 43 Kutscher angeworben. Die fehlenden Stabspersonen wurden ernannt. Am 8. Mai konnte das Regiment nach Pommern ausmarschieren. Es hatte in den Kompanien einen Stand von 37 Offizieren, 60 Unteroffizieren, 24 Spielleuten, 72 Korporalen und 1110 Mann, war also mit 1303 Mann in seinen 12 Kompanien nahezu komplett. Es stieß zum Krassowschen Korps, das in Polen operierte. Ein Bataillon des Regiments lag im Juli in der Festung Posen. Die Pest wütete stark unter den Truppen Krassows. Auch Desertionen brachten zahlreiche Abgänge. Schon im Juni fehlten 95, im Juli 149, im August 198 und im September 223 Mann an der Ausmarschstärke. Nach der Niederlage der Hauptarmee bei Pultawa räumte auch Krassow mit seinem Korps Polen und ging nach Pommern zurück. Von Stettin marschierte das Regiment Ende Oktober über Waren, Plau, Goldberg, Sternberg wieder nach Wismar, wo es am 6. November eintraf 61 ). Ohne Offiziere hatte es nur noch 930 Köpfe. Es fehlten also 354 Mann, im Januar 1711 sogar 413. Bereits im November schlug der Vizegouverneur von Wismar vor, das nochweit stärker mitgenommene Regiment Bretholtz (21) aufzulösen und unter das Ridderhielmsche Regiment zu stecken. Am 10. Januar 1710 wurde dieser Vorschlag ausgeführt und die Mannschaft des Bretholtzischen Regiments mit 1 Unteroffizier, 1 Tambour und 355 Mann dem Regiment Ridderhielm einverleibt, das dadurch mit 1233 Unteroffizieren und Mannschaften wieder annähernd den Sollstand erhielt. Die übriggebliebenen 104 Bagagepferde wurden am 14. Januar an das Dragonerregiment Marschalck abgegeben 62 ).

Generalleutnant Ridderhielm war am 13. August 1709 in Wismar gestorben. Die Ernennung eines neuen Regiments-


60) Inv. Vol. 73.
61) Inv. Vol. 71.
62) S. auch rentk. Abr. 1709/10.
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chefs war schwierig, da der König nach der Schlacht bei Pultawa in der Türkei weilte und Befehle von ihm nur mit großer Verzögerung und oft überholt in Schweden eintrafen. Seit dem Mai 1710 führen die Musterlisten des Regiments als neuen Kommandeur den Oberst Hinrich Jochim Wangelin auf. Während der Zeit seines Kommandos hatte das Regiment den Namen Gouverneur-Regiment verloren und hieß Ordinäres Wismarsches Infanterieregiment des Obersten Wangelin. Gouverneur war nämlich Generalleutnant Mauritz Vellingk, der sein in Stade und Holstein stehendes Regiment beibehielt. 1711 wurde der Generalmajor Reinhold Johan Fersen zum Gouverneur in Wismar ernannt, aber nur im April dieses Jahres als Chef des Regiments geführt. Da er in Schweden blieb und zum königlichen Rat ernannt wurde, bezeichnete man das Regiment jetzt als "Vakantes Wismarsches Gouverneurregiment". So auch, als nunmehr seit dem November 1711 Oberst Andres v. Fürstenberg als Kommandeur des Regiments geführt wurde. Er war schon am 23. Mai 1711 durch königliche Order aus Bender ernannt worden, konnte aber wegen der im August erfolgenden Einschließung Wismars durch die Dänen sein Kommando zunächst nicht antreten.

Im September 1711 fehlten dem Regiment an seinem Sollstand von 1320 Köpfen nur 4 Mann. Von den Mannschaften waren 67 auf dem Walfisch, 60 auf Poel, 28 in Pommern und 56 krank, 9 Mann auf Kommando oder im Arrest. Der dienstbare Stand in Wismar betrug zu Beginn der Belagerung daher 1096 Köpfe. Schwere Verluste erlitt das Regiment bei dem Ausfall aus Wismar und dem Gefecht bei Lübow am 5. Dezember. 820 Mann wurden gefangen 63 ). Die schwerer Verwundeten sandte der Feind nach Wismar zurück, da er sie selbst nicht pflegen konnte. Nach einer Liste vom 31. Dezember 1711 waren noch 741 Mann des Regiments in dänischer Gefangenschaft, 75 waren bei dem Ausfall gefallen. Die ganze Stärke des Regiments betrug nur noch 405 Unteroffiziere und Mannschaften. Die 12 Kompanien hatten eine Stärke von nur 25 bis 42 Mann. Auch nach der Aufhebung der Belagerung von Wismar blieb der Stand des Regiments unter Fürstenberg im ganzen Jahre 1712 gering. Im Dezember hatte es nur 459 Unteroffiziere und Mannschaften. Als nach der Schlacht bei Gadebusch die dänischen Gefangenen in Wismar eingebracht


63) NKH. III, 327.
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wurden, benutzte man diese Gelegenheit in der damals üblichen Weise zur Komplettierung des Regiments. Zunächst fanden sich unter den Dänen 184 Mann, die früher beim Regiment gestanden hatten, bei Lübow gefangen waren und dänische Dienste angenommen hatten. Weitere 409 Mann wurden aus den dänischen Kriegsgefangenen im Januar 1713 "angeworben" 64 ). Weitere Werbungen kamen hinzu, so daß das Regiment Anfang März mit 1230 Unteroffizieren und Mannschaften seinen Sollstand von 1284 annähernd erreicht hatte. Um so unzuverlässiger war aber die innere Zusammensetzung geworden. Auch die Bekleidung sah bunt aus. Die Schweden trugen ihre blauen Rocke, die angeworbenen dänischen Rekruten aber teils rote, teils weiße Leibröcke und Surtouts. Eine einheitliche Bekleidung mußte daher beschleunigt durchgeführt werden.

Aus Timurtasch bei Adrianopel ernannte der König am 13. Mai 1713 den Generalleutnant Baron Gustaf Adam Taube zum Gouverneur von Wismar und zum Chef des seit Fersens Abgang vakanten Regiments, das unter Fürstenberg stets den Namen "Vakantes Gouverneurregiment" weiter geführt hatte. Taube blieb jedoch in Schweden, und Fürstenberg behielt weiter das Kommando des Regiments und blieb auch Chef der Leibkompanie. Am 24. April 1713 waren an der Trave noch 2 Offiziere 37 Mann des Regiments gegen die in Wismar befindlichen dänischen Gefangenen ausgewechselt worden 64 ).

Fürstenberg führte das Regiment während der zweiten Belagerung von Wismar. Anfang Juli 1715 zählte es 1021 Unteroffiziere und Mannschaften. Im Laufe der Belagerung schmolz es bis zum 20. April 1716 auf 22 Offiziere und 767 Mann zusammen. Das ganze Regiment wurde kriegsgefangen. Nur 2 Offiziere gehörten zu den 1000 eingeborenen Schweden, die in die Heimat entlassen wurden.

Die Uniform des Regiments bestand 1713 aus einem blauen "Surtoutrock" mit gelbem Futter, gelben Aufschlägen und Kragen, weißen Zinnknöpfen, blauem Kamisol, blauen Tuchhosen, gelben wollenen Strümpfen, Schuhen und Hut. Die Unteroffiziere hatten blaues Futter in den Rocken und keine farbigen Aufschläge. Am Hut hatten sie eine silberne Tresse. Die Röcke der Spielleute glichen denen der Mannschaften, waren aber mit Schleifen verziert. Die frühere Bekleidung hatte aus


64) Rentk. Abr. 1712.
64) Rentk. Abr. 1712.
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Mänteln und Leibröcken bestanden. Die Mäntel waren zum Teil zu den Surtouts umgearbeitet worden. Sonst hatte wegen Schwierigkeiten der Geldbeschaffung die Uniformierung nur unvollständig durchgeführt werden können. Auf die Kamisols mußte verzichtet werden. An ihrer Stelle wurde die Brust herunter eine blaue lakene Klappe mit Zinnknöpfen an den Rock gesetzt. Außer den vorgeschriebenen blauen Hosen fanden sich auch solche von rotem und grauem Tuch, neben den gelben Wollstrümpfen auch Strümpfe aus grauem und braunem Laken. Einheitlich war also in Wirklichkeit nur noch der Surtoutrock.

Die Zusammensetzung des Regiments war entsprechend seinem Standort überwiegend norddeutsch. Die Mecklenburger stellten das stärkste landsmannschaftliche Kontingent. Von den 1282 Mann des Regiments waren im September 1703 234 Nordländer und Balten (111 Schweden, 24 Dänen, 9 Norweger, 57 Finnen, 33 Balten), 1016 Deutsche (912 Nord- und Ostdeutsche, 94 Mitteldeutsche und 10 Süddeutsche) und 32 Mann von verschiedener Nationalität (Polen, Böhmen, Ungarn, Russen, Franzosen, Holländer, Schotten, einer aus Konstantinopel). Von den Norddeutschen waren allein 312 Mecklenburger und 51 Wismarer, ferner 219 aus Schwedisch-Pommern und 28 aus dem Herzogtum Bremen.

14.

Wismars Garnisonregiment 65 ).

Ursprünglich war dieses Regiment das Regiment des wismarschen Gouverneurs gewesen. 1684 ist Generalleutnant Baron Otto Johann von Grothusen Chef des Regiments und Gouverneur von Wismar. Als er Kommandant der freien Stadt Hamburg wurde, folgte ihm 1690 Generalleutnant Friedrich von Buchwald als Gouverneur und Chef. 1690, 1691 und 1692 marschierte jedesmal ein Bataillon des Regiments in Stärke von 4 Kompanien im schwedischen Auxiliarkorps an den Rhein gegen die Franzosen 66 ). Buchwald starb am 3. Juni 1693. Sein Nachfolger Mellin behielt sein pommersches Regiment, das jetzt auf den Etat der wismarschen Rentkammer kam. Das bisherige Gouverneurregiment Buchwalds erhielt


65) Rentk. Wism. Garn.-Regt.(Grothusen - Buchwald - Kemphen -Stenbock - Palmquist - Sperling - Löwenhaupt - Stackelberg.)
66) Inf. Vol. 65, 66.
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im September der Oberst und Generalquartiermeister Jacob von Kemphen. Zum Unterschied von dem neuen Gouverneurregiment Mellins wurde es jetzt "Wismarsches Kommandanten- oder Garnison-Regiment" genannt, wenn es nicht mit dem Namen des Chefs bezeichnet wurde. Da die Stadt Wismar nur ein Regiment unterhalten konnte, kam es auf den Etat des Herzogtums Bremen, und 6 Kompanien des Regiments marschierten im November und Dezember 1693 dorthin ab. Seitdem stand nur ein Bataillon des Regiments in Wismar. Während der Streitigkeiten um die Erbfolge im Herzogtum Güstrow lagen regelmäßig von 1697 bis zum Hamburger Vergleich 23 Mann der 6 Kompanien des wismarschen Bataillons in Boizenburg, 1697 auch eine kombinierte Kompanie als Kreistruppe in der Hauptstadt Güstrow selbst. Auf Kemphen folgte als Oberst und Kommandant im Juli 1697 Magnus Stenbock, der spätere schwedische Armeeführer, auf diesen 1699 der Oberst Magnus Palmquist.

Von dem in Bremen stehenden Bataillon hatte Schweden 1695 ein Bataillon von 5 Kompanien (540 Köpfe) an den jungen Herzog Friedrich IV. von Holstein-Gottorp überlassen, der später Karls XII. Schwester Sophie heiratete. Das Bataillon galt in der Folge stets als holsteinisches, wenn es auch bis 1710 von der Stader Kammer bezahlt wurde. Es erhielt den Namen "Leibbataillon der Herzogin" 67 ). Eine kleine Abteilung des Regiments mußte sich nach Ausbruch der Streitigkeiten mit Dänemark am 23. April 1700 auf Schloß Gottorp ergeben. Der Hauptteil des Bataillons nahm an der Verteidigung Tönnings gegen die Dänen teil 68 ). Die Festung hielt sich, bis am 2. Juni die Belagerung aufgegeben wurde. Auch in den folgenden Friedensjahren blieb das Leibbataillon der Herzogin in Tönning. Erst 1711 wurde es in das bedrohte Stade gerufen, fuhr auf kleinen Schiffen von Tönning in die Elbe und entkam den Dänen glücklich am 5. Juli in die Oste hinein 69 ). Seit diesem Tage trat es wieder in schwedische Verpflegung und in den Verband des Regiments (jetzt Löpenhaupt) zurück.

Eine einzelne Kompanie des bremischen Bataillons hatte offenbar in diesen Jahren weiterhin im Herzogtum Bremen gestanden, wahrscheinlich auf dem Ottersberg.


67) NKH. I, 160/164.
68) NKH. I, 290/307.
69) NKH. III, 205.
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Das wismarsche Bataillon Palmquist hatte im Herbst 1702 48 Mann zur Artillerie des Feldheeres nach Pommern gestellt, die bis zum April des nächsten Jahres durch Rekruten ersetzt wurden. Chef des Regiments wurde nach Palmquist (Sept. 1706) der bisherige Oberstleutnant Baron Carl Gustav Sperling. Unter ihm wurde am 8. Mai 1708 ein Bataillon von 5 Kompanien (550 Mann) unter Oberstleutnant von Nolcken als niedersächsische Kreistruppe in das unruhige Hamburg gesandt. Es kehrte Ende Juni schon wieder nach Wismar zurück 70 ). Sperling starb am 2. November 1708. Das Regiment blieb vakant, bis am 11. Oktober 1709 Oberst Graf Carl Julius Löwenhaupt zum Chef des Regiments ernannt wurde.

Nachdem das Bataillon aus holsteinischen Diensten nach Stade zurückgekehrt war, übernahm der zum Oberkommandanten der Festung ernannte Löwenhaupt durch Tausch eine dortige Kompanie, so daß das Stader Bataillon jetzt Leibbataillon wurde. Bei der Kapitulation Stades am 7. September 1712 wurde es kriegsgefangen (11 Offiziere, 241 Mann) 71 ).

Das wismarsche Bataillon hatte unter Major Rosenacker an der Verteidigung der Stadt während der ersten Belagerung teilgenommen und bei dem großen Ausfall der Garnison am 5. Dezember 1711 nicht weniger als 29 Tote und 450 Gefangene verloren, wovon 39 Verwundete von den Dänen wieder nach Wismar hineingesandt wurden. Das Bataillon behielt in Wismar nur 148 Mann und hatte auch im Dezember 1712 bloß 219 Unteroffiziere und Mannschaften. Erst nach der Schlacht bei Gadebusch konnte es aus den alten, unter die Dänen gesteckten Leuten des Bataillons (44), die jetzt wieder eingestellt wurden, und aus angeworbenen Dänen ergänzt werden. An der Trave wurden am 24. April 1713 weitere 8 Offiziere und 61 Mann des Regiments gegen dänische Gefangene eingetauscht. Im März hatte das Bataillon 606 Mann 72 ), im Juni war das wismarsche Bataillon bis auf 14 Mann komplett. 47 Mann des Leibbataillons aus Stade, die auch aus der Gefangenschaft freigekommen waren, und 45 Mann des Stader Bataillons Vellingk waren bis zum Mai dem Regiment zugeteilt und bil-


70) Inv. Vol. 73.
71) NKH. III, 451, 474.
72) Rentk. Abr. 1712/13.
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deten dann eine eigene "Stader Kompanie" unter Kapitän Rüttwin, dann die ersteren eine kleine selbständige Kompanie von 38 Mann unter Kapitän Vellingk auf Poel.

Am 25. August 1714 erhielt das Regiment an Stelle des verabschiedeten Löwenhaupt den Generalmajor Carl Adam Stackelberg zum Chef und wurde im Oktober 1714, da die wismarsche Garnison zu stark angeschwollen war, nach Stralsund verlegt. Dort ging das Regiment am 23. Dezember 1715 durch die Kapitulation der Festung verloren 73 ).

Die Uniform des Regiments sollte nach den Vorschlägen vom Frühjahr 1713 aus blauen Röcken, Westen und Hosen bestehen. Die Röcke waren zum Teil aus den alten Mänteln anzufertigen. Mutter, Kragen und Aufschläge waren rot.

Die Zusammensetzung des wismarschen Bataillons war im September 1703 überwiegend deutsch. Neben 504 Deutschen standen 99 Schweden, 4 Finnen, 14 Kur- und Livländer, 7 Dänen, 3 Polen und 2 Franzosen. Von den Deutschen stellte Mecklenburg mit 212 (einschl. 44 Wismarer) das größte Kontingent, dann folgten Herzogtum Bremen mit 72, Pommern mit 37 und Lübeck mit 30. Von den übrigen waren 125 Norddeutsche, 24 Mitteldeutsche und 4 Süddeutsche. Der Standort des Regiments war also für seine Zusammensetzung entscheidend.

15.

Stades Garnisonregiment 74 ).

Das Stader Garnisonregiment hatte bereits 1691 den späteren Generalgouverneur Baron Mauritz Vellingk zum Chef gehabt und in diesem und im nächsten Jahre je 4 Kompanien den Sommer über nach Wismar zu Fortifikationsarbeiten gestellt 75 ). Im Sommer 1699 wurden 6 Kompanien des Regiments an Holstein-Gottorp überlassen. Sie nahmen im Jahre 1700 an der erfolgreichen Verteidigung der Festung Tönning teil. Später standen 3 Kompanien in Husum, 2 in Tondern und 1 in Apenrade. 1711 sollte bei dem drohenden dänischen Angriff auf die deutschen Provinzen Schwedens dieses Bataillon nach dem Herzogtum Bremen überführt werden. Es


76) NKH, I, 177, 294.


73) NKH. VI, 306, 310, VII, 68, 166.
74) Rentk. Regt. Vellingk.
75) Inv. Vol. 66.
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kam jedoch nicht mehr durch und blieb in Tönning 77 ). Durch den Einmarsch der Armee Stenbocks in Eiderstedt im Februar 1713 wurde auch Tönning in den Krieg hineingezogen. In die Kapitulation der Armee bei Oldenswert am 16. Mai 1713 war die Festung Tönning nicht eingeschlossen. Sie blieb im Jahre 1713 von den Dänen blockiert und kapitulierte am 7. Februar 1714 gegen freien Abmarsch der ganz außerordentlich zusammengeschmolzenen Besatzung nach Eutin 78 ).

Das andere Bataillon des Regiments Vellingk hatte weiterhin die Besatzung von Stade gebildet und war bei Übergabe dieser Festung am 7. September 1712 in Kriegsgefangenschaft geraten 79 ). Von diesem Bataillon sammelten sich beim Regiment Löwenhaupt (14) aus den bei Gadebusch gefangenen Mannschaften, die unter dänische Regimenter gesteckt waren, aus Ranzionierten und an der Trave ausgetauschten bis zum Mai 1713 45 Mann in Wismar. Sie kamen dann zu einer Kompanie Rüttwin, die aus Stader Truppen auf Poel zusammengestellt war, und später zum Feldstaatsregiment Klingstedt, zuletzt zu dem daraus gebildeten Bataillon Wrangel. Beim Abmarsch der Feldstaatstruppen nach Stralsund im Oktober 1714 blieben sie in Wismar und bildeten mit dem aus Eutin eingetroffenen Bataillon den Stamm für die Neubildung des Regiments 80 ).

Das Bataillon aus Holstein war am 19. September 1714 aus Gottorper Diensten entlassen und in Wismar eingetroffen. Es hatte nur noch 10 Offiziere, 44 Unteroffiziere und Mannschaften in seinen 6 Kompanien! Dazu kamen jetzt 3 Offiziere 52 Mann vom Bataillon Wrangel. Das ganze "Regiment" hatte daher bei der Musterung am 15. Oktober 1714 nur 13 Offiziere 96 Mann von allen 12 Kompanien. 11 Offiziere waren kommandiert, zum größten Teil beim Feldstaatsregiment in Stralsund, oder beurlaubt. Kommandeur des Regiments, das Vellingk als Chef behielt, war der Oberst von Rosen und nach dessen Tode Oberst Wrangel, der aber nicht beim Regiment weilte, sondern Kommandeur des Feldstaatsregiments in Stralsund war. Bis zum Juli 1715 stieg der Stand des Regiments auf 20 Offiziere 164 Mann an. Im Februar 1716 wurden während der Belagerung von Wismar 11 Offi-


77) NKH. III, 204, 205.
78) NKH. V, 93, 170.
79) NKH. III, 451, 474.
80) Rentk. Wism. Garn.-Regt., Feldstaatsregt.
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ziere und 11 Unteroffiziere zu dem mit wenigen Offizieren in Wismar angekommenen Regiment Skaraborg (5) kommandiert, das dadurch seine 4 kombinierten Kompanien wieder in 8 auseinanderziehen konnte. Am 20. April 1716 hatte das Regiment nur noch 18 Offiziere, 78 Mann. Es geriet durch die Kapitulation Wismars bis auf 12 Offiziere, die nach Schweden reisen durften, in Kriegsgefangenschaft.

Die Uniform bestand seit 1710 aus blauem Rock mit karmoisinen Aufschlägen, rotem Futter, zinnernen Knöpfen, blauem Kamisol, kalbledernen Hosen, blauem, rot gefüttertem Mantel mit rot-weißer Schnur, Hut und weißwollenen Strümpfen. 8 Offiziere und Unteroffiziere des Regiments und 100 Mann (für jede Kompanie 8 - 9) hatten mit weißem Kamelgarn bordierte Grenadiermützen erhalten.

Bei der Generalmusterung im Januar 1715 waren von den 131 Mann des gebliebenen Stammes aller 12 Kompanien 11 Schweden, 19 Balten, 3 Finnen und 81 Deutsche (darunter 30 aus Bremen), die restlichen 17 verteilen sich auf Dänemark, Norwegen, Polen, Flandern, Frankreich, England, Irland und Konstantinopel. 15 Mann hatten vorher in dänischen Diensten gestanden.

16.

Bremisches Infanterieregiment.

Das Regiment des Generalgouverneurs von Bremen, Generalleutnants Nils Gyllenstierna, hatte 1700 nur ein Bataillon von 6 Kompanien gehabt. Im Laufe des Krieges erhielt es ein zweites Bataillon. 1711 wurde es bis auf eine Kompanie, die in Ottersberg stand, nach Pommern verlegt und kam mit 3 Kompanien nach Stralsund, mit dem Rest nach Stettin. Das Kommando hatte jetzt Oberst Ludwig Franz Wullwart. Die in Bremen gebliebene Kompanie des Kapitäns Bergen wurde am 7. September 1712 bei der Kapitulation von Stande kriegsgefangen. Die in Stettin stehenden Kompanien kamen nach der Kapitulation dieser Festung am 29. September 1713 ebenfalls nach Stralsund und wurden hier bei der Kapitulation im Dezember 1715 kriegsgefangen 81 ).

In Wismar hatte das Regiment 1711 auf dem Durchmarsch vorübergehend gestanden. Ende April kam der Oberst Wull-


81) NKH. I, 172, III, 219, 261, 440, 442, 451, 474, VI, 289, 310, VII, 68, 166.
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wart mit 550 Mann dort an und in den ersten Maitagen folgte ihm Major Kruse mit 3 Kompanien, 250 Mann, die vorher als Truppen des niedersächsischen Kreises in Hamburg gestanden hatten. Am 23. Juli marschierte das Regiment nach Pommern ab 82 ).

Von der in Stade gefangenen Kompanie wurden 3 Mann aus den eingebrachten Gefangenen nach der Schlacht bei Gadebusch übernommen und 14 Mann am 24. April 1713 an der Trave gegen dänische Gefangene ausgetauscht. Mit den Feldstaatstruppen gingen sie im Oktober 1714 nach Pommern weiter 83 ).

17.

Leibregiment Königin-Witwe 84 ).

Das Leibregiment der verwitweten Königin von Schweden hatte unter dem Oberst Carl Leonhardt Müller von der Lühne bis Oktober 1693 teils in Wismar und teils im Herzogtum Bremen gestanden. Im Oktober 1693 kam es im Austausch gegen das Regiment des neuen Gouverneurs von Wismar (Mellin) auf den pommerschen Etat und marschierte mit 8 Kompanien aus Wismar und 4 aus Verden nach Stettin ab. 1694 und 1695 arbeiteten noch einmal den Sommer über je 2 Kompanien des Regiments an den wismarschen Befestigungswerken. 1700 nahm es an dem holsteinischen Feldzug teil, berührte Wismar aber nicht 85 ). 1708 wird Oberst Johann Christof Stuart als Chef des Regiments genannt. Als Stettin am 29. September 1713 kapitulieren mußte, blieb das Regiment im Gottorper Sold und Eid bis Januar 1714 als neutrale Besatzung in der sequestrierten Festung. Dann wurde es durch Gottorper Truppen abgelöst und kam nach Stralsund. Hier wurde das Regiment, jetzt unter Kommando des Obersten Johann Reinhardt Trautvetter, durch die Kapitulation vom 23. Dezember 1715 kriegsgefangen 86 ).

Während des Nordischen Krieges hatte ein ursprünglich nach Holstein bestimmtes Bataillon des Regiments der verwitweten


82) Inv. Vol. 73. Danach scheint das Regiment selbst 12 Kompanien, der Major Kruse weitere 3 (vielleicht aus Kommandierten bestehende) Kompanien gehabt zu haben.
83) Rentk. Abr. 1713.
84) Rentk. Regt. Königin-Witwe.
85) Inv. Vol. 67.
86) NKH. III, 73, 442, V, 109, VI, 289, 310, VII, 68, 167.
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Königin von Schweden, dessen Kommandant damals Generalleutnant Müller von der Lühne war, von Februar bis Mai 1706 vorübergehend im Amte Neukloster gelegen. Das Kommando dieses Bataillons hatte der spätere Kommandant des Regiments, Stuart, als Oberstleutnant geführt 87 ).

18.

Stralsunds Garnisonregiment 88 ).

Der Chef dieses 12 Kompanien starken Regiments war 1689 der Oberst Peter Macklier gewesen. Es hatte schon 1692 vier und 1693 und 1694 je zwei Kompanien den Sommer über nach Wismar als Besatzung gestellt 89 ). 1700 wird der Oberst Johann Klinkowström als Chef genannt und 1706 der Oberst Baron Martin Schoultz von Ascheraden. Im Februar 1706 wurden dann vorübergehend 6 Kompanien des Regiments (Leibkompanie, Major Grubbenhielm, Kapitän Taube, Hertel, Wulffrad und Bruyn) nach Poel in Quartiere gelegt. Sie blieben dort bis Ende Mai und gingen dann nach Pommern zurück 90 ). Schoultz wurde im Mai 1711 Vizegouverneur der Festung Wismar und leitete die Verteidigung während der Blockade von 1711/12. Er benutzte diese Stellung, um bei der nur lockeren Einschließung und der günstigen Lage Wismars zu den großen Werbeplätzen Hamburg und Lübeck hier Rekruten für sein Stralsunder Regiment werben zu lassen. Die ersten Mannschaften dieser "Freikompanie", wie sie auch genannt wurde, ließen sich im August 1711 anwerben. Bis zum April des nächsten Jahres stieg die Zahl dieser Rekruten auf 4 Unteroffiziere und 126 Mann. Am 14. April wurden nach Aufhebung der Blockade 50 Mann nach Stralsund geschickt, einige waren wieder desertiert, 60 blieben weiter in Wismar. Ein Bataillon des Regiments stieß im Herbst 1712 zur Feldarmee Stenbocks und nahm an der Schlacht bei Gadebusch und der Kapitulation von Oldenswert teil 91 ). Darauf sammelten sich in Wismar außer den Rekruten im Frühjahr 1713 auch 28 zurückgebliebene oder entlassene Kranke des Regiments an.


87) Inv. Vol. 71.
88) Rentk. Regt. Schoultz.
89) Inv. Vol. 66.
90) Inv. Vol. 71.
91) NKH. IV, 104, 180, V, 247. Unter den Verwundeten in Wismar werden Leute der 4 Kompanien Major, Kaptn. Friggenschiöld, Wolfrath und Bruun genannt.
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So konnten am 22. Mai 1713 abermals 51 Mann nach Stralsund gesandt werden. In Wismar blieben 3 Unteroffiziere und 39 Mann zurück, die sich durch Anwerbung bis zum Dezember 1714 wieder auf 65 Köpfe verstärkten. Diese Rekrutenabteilung wurde dann am 13. Dezember 1714 zum Regiment in Stralsund gesandt. Dort ging das Regiment am 23. Dezember 1715 durch Kapitulation verloren 92 ). Schoultz wurde für die tapfere Verteidigung von Wismar 1715/16 vom König zum Generalleutnant ernannt 93 ).

19.

Pommersches Infanterieregiment.

Das Regiment hatte seine Garnison ebenfalls in Stralsund. Chef war 1690 der pommersche Generalgouverneur und Feldmarschall Graf Nicolaus Bielke gewesen. 1693 hatten 2 Kompanien des Regiments den Sommer über mit an den Befestigungswerken von Wismar gearbeitet 94 ). Zu Beginn des Nordischen Krieges war der nunmehrige Generalgouverneur von Pommern, Feldmarschall Graf Jürgen Mellin, Chef des Regiments. Es wurde 1702 zu dem sich in Pommern formierenden Korps Gyllenstiernas bestimmt und marschierte mit diesem nach Polen. Als Regimentschef wird 1703 der Oberst Sparre und 1705 Oberst Horn genannt. 1709 kam das Regiment unter Krassow aus Polen zurück und wurde nach Stettin gelegt. Hier mußte es am 29. September 1713 kapitulieren. Die Festung wurde von neutralen preußischen und Gottorper Truppen in "Sequester" genommen und sollte auf Grund des Hauptrezesses von Schwedt erst nach abgeschlossenem Frieden an Schweden zurückfallen. Da Holstein-Gottorper Truppen zunächst nicht zur Verfügung standen, wurde das Hornsche Regiment zunächst in Gottorper Eid genommen und erst im Januar 1714 durch Holsteiner abgelöst. Es ging nach Stralsund und wurde bei der Kapitulation dieser Festung kriegsgefangen 95 ).

Zu Wismar hat das Regiment nur insoweit in Beziehung gestanden, als es während des polnischen Feldzuges zweimal


92) NKH. VI, 288, 310, VII, 68, 167.
93) NKH. VII, 312.
94) Inv. Vol. 67.
95) Mankell a. a. O. NKH. III, 74, 443, V, 109, VI, 289, 310, VII, 68, 167.
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durch die in Pommern, Wismar und Bremen stehenden Regimenter aufgefüllt wurde. Auch das wismarsche Regiment des Gouverneurs Ridderhielm (13) gab im Juni 1704 276 und im April 1707 258 Mann an das pommersche Infanterieregiment ab.

20.

Elbings Garnisonregiment.

Das Regiment unter Kommando des Obersten Graf Clas Johansson Ekeblad war im Winter 1703/04 als Besatzung für die von den Schweden eroberte Festung Elbing errichtet worden. Auch von den Offizieren der wismarschen Garnison waren einige jüngere Offiziere zu diesem Regiment übergetreten und zur See nach Elbing abgegangen. Später kam das Regiment zum Korps Krassows, ging mit diesem 1709 nach Pommern zurück und wurde nach Stralsund in Garnison gelegt. 1712 trat es zur Feldarmee Stenbocks über, focht unter diesem bei Gadebusch und wurde auch in die Kapitulation von Oldenswert verwickelt 96 ).

Das Regiment hatte im Gegensatz zu den geworbenen deutschen Regimentern einen Stand von 8 Kompanien. Von allen 8 Kompanien (Leib-, Oberstleutnant, Major, Kapt. Usendorf, Sybrand, Völschen, Lochmann, Zuchmeister) fanden sich bis Januar 1713 Kranke und Verwundete aus der Schlacht bei Gadebusch in Wismar ein. 24 lagen in den Lazaretten, 54 waren dem Regiment Fürstenberg (13) zugeteilt. Sie kamen, noch 67 Mann, im Juni des Jahres zur Kompanie Sybrand des Feldstaatsregiments (23) 97 ).

21.

Fremdländisches Infanterieregiment 98 ).

Dieses Regiment, das in der schwedischen Armee neben dem Namen des Chefs auch "Fremlingar", d. h. Fremdländer genannt wurde, ist eins der seltsamsten Regimenter der schwedischen Armee. Am 19. Dezember 1706 schloß der König Karl XII. In Alt-Ranstädt eine Kapitulation mit dem Obersten Carl Bretholz ab, nach der dieser die Aufstellung eines


96) Mankell 478, 481, 484, NKH. III, 74, 261, IV, 89, 104, 180, V, 247.
97) Rentk. Abr. 1713.
98) Rentk. Regt. Bretholz. Mankell 484.
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Regiments zu Fuß von 8 Kompanien zu je 125 Mann übernahm. Der Stab des Regiments sollte bestehen aus: Oberst, Oberstleutnant, Major, Regimentsquartiermeister, 2 Priestern, Auditeur, Adjutant, Regimentsfeldscher, 8 Gesellen, 1 Regimentsweibel, 6 Hautboisten, 8 Profossen, also 32 Personen; die Primaplanen aus 3 Offizieren, 5 Unteroffizieren, 1 Musterschreiber und 2 Trommlern, also aus 11 Köpfen. Dazu kamen für das Regiment 110 Troßknechte. An Werbegeld sollten 36 Taler für den Mann gezahlt werden, der vollständig bekleidet und ausgerüstet zur Musterung gestellt werden mußte. Geworben werden durften Deutsche und Franzosen, auch Schweizer, aber keine Sachsen, da die schwedische Armee damals selbst in Sachsen stand. Die Bestellung des Regiments hatte bis Ende Mai 1707 an einem noch zu bestimmenden Ort zu geschehen.

Die Zeit verschob sich, da die Werbung doch mehr Schwierigkeifen machte, als zunächst angenommen war. Bretholz warb in Frankfurt am Main unter den zahlreichen französischen Kriegsgefangenen, die sich nach den Siegen des Prinzen Eugen und Marlboroughs in den Rheinlanden befanden und dort zur Last fielen, da an einen Austausch zunächst nicht zu denken war. So überließ man sie gerne den Schweden. Da die französischen Regimenter weit mehr Offiziere hatten als die deutschen und schwedischen, erhielt Bretholz am 12. Februar die Erlaubnis zur "besseren Facilitierung der Werbung" für jede Kompanie doppelte Offiziere, Feldwebel, Sergeanten und Fouriere anzunehmen. Dann wurde am 15. August der Auftrag dahin erweitert, daß 200 Mann über die erste Kapitulation geworben werden sollten. Infolgedessen zählte das Regiment außer dem Stab und den 100 Troßknechten jetzt: 8 Kompanien zu je 6 Offizieren (Premierkapitän, Sekondkapitän, Premierleutnant, Sekondleutnant, Premierfähnrich, Sekondfähnrich), 9 Unteroffizieren (Premierfeldwebel, Sekondfeldwebel, Premiersergeant, Sekondsergeant, Premierführer, Sekondführer, Musterschreiber, Fourier, Captain d'armes), 2 Tambours (also 17 Köpfen der Primaplana), 6 Korporalen und 134 Mann (zus. 167 Köpfen) = insgesamt 1336 Köpfe.

Zum Sammelplatz des Regiments wurde Wismar bestimmt. Dort trafen die ersten 100 Mann am 7. April 1707 ein. Am 11. Oktober sollte das Regiment endlich gemustert werden. Bei dem Versuch dazu stellten sich aber soviel Mängel und soviel Unordnung in den eingeteilten Kompanien heraus, daß die Musterung um einen Monat verschoben werden mußte und erst

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in den Tagen zwischen dem 1. und 8. November stattfand. Schon vor dieser Zeit war im Regiment wie es bei seiner Zusammensetzung aus größtenteils gepreßten Kriegsgefangenen nicht anders zu erwarten war, eine derartig starke Desertion eingerissen, daß die auf Grund des Befehls vom 14. August nachgeworbenen 200 unter die ersten 1000 Mann gesteckt werden mußten und das Regiment zunächst nur 8 Kompanien zu 142 Köpfen, also 1136 Mann, musterte. Am 3. Februar 1708 konnten dann die in Frankfurt nachgeworbenen 200 Mann, größtenteils ebenfalls Franzosen, zur Musterung gestellt werden und das Regiment in Zukunft den Sollstand von 1336 Köpfen ohne Stab führen. Während des ganzen Jahres blieb das Regiment in Wismar und annähernd komplett.

Im Mai 1709 zählte es 51 Offiziere, 1187 Unteroffiziere und Mannschaften. Am 8. Mai marschierte das Regiment zum Krassowschen Korps ins Feld nach Posen 99 ). Dieser Marsch wurde ihm zum Verhängnis. In der stets bewachten Festung Wismar war eine Desertion schwierig gewesen, im Felde bot sich Gelegenheit genug. Schon im Juni und Juli desertierte bei der Leibkompanie ein Viertel der Mannschaft. Bei den andern Kompanien wird es ebenso gewesen sein. Es nützte daher auch nichts, daß das Regiment am 1. September von einem (offenbar polnischen?) Regiment des Obersten Tarlow etwa 280 Mann überwiesen erhielt (je Kompanie 34 - 37). Der Heimweg wurde zur Katastrophe. Die Leibkompanie verlor im September mit 67 Mann fast die Hälfte des Bestandes. Die Kompanie Berch hatte während des Feldzuges 124 Desertierte, 7 "Strangulierte" (also hatte auch der Profoß gute Arbeit gehabt), 13 Gestorbene und 9 Kassierte, d. h. wegen Unbrauchbarkeit verabschiedete gehabt. Im Oktober stand das Regiment in Stettin und lieferte dort bereits einen Teil der erhaltenen Feldausrüstung ab. Anfang November traf es wieder in Wismar ein 99 ). Es hatte in den Kompanien nur noch 46 Offiziere und 507 Mann. 680 Mann und unter Einrechnung der vom Regiment Tarlow übernommenen sogar 960 Mann waren also im Feldzuge verloren, größtenteils durch Desertion.

Ein Weiterbestand dieses unzuverlässigen Regiments war zwecklos. Es aufzufüllen hätte große Mittel erfordert. Dazu kam, daß das Regiment im Gegensatz zu den schwedischen sehr


99) Inv. Vol. 71.
99) Inv. Vol. 71.
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zahlreiche Offiziere hatte und seine Unterhaltung dadurch sehr teuer wurde. 1 Unteroffizier, 1 Tambour und 355 Mann des Regiments wurden am 10. Januar 1710 in das ebenfalls in Wismar stehende vakante Ridderhielmsche Regiment (13) untergesteckt, die Offiziere, 52 Unteroffiziere und 36 Korporale verabschiedet oder später in andere Regimenter übernommen 100 ).

Die Uniform des Regiments bestand aus einem blauen Rock mit "aurora" Unterfutter, Messingknöpfen, blauen Aufschlägen und Kragen, blauem Kamisol, blauen Tuchhosen, aurora Strümpfen, schwarzem Hut mit weißer Borte und großem weißen Knopf, blauem Mantel mit aurora Boy gefüttert, juchtenledernen Schuhen und schwarzem Halstuch. Die Korporale hatten zur Unterscheidung doppelte Knopflöcher, die mit aurora Kamelhaargarn ausgemacht waren. Die Tambours trugen dazu noch an den Seiten und auf dem Rücken rotwollene Steifen am Pierock (statt des Mantels), und ihr Rock war an allen Nähten mit drei Finger breiter wollener Schnur reich verbrämt. Um den Hut hatten sie ebenfalls eine rot-weiße Schnur. Röcke und Mäntel der Unteroffiziere waren blau gefüttert. Am Rock trugen sie vorn herunter eine silberne Platte. Taschen, Kragen, Aufschläge und Rücken waren mit starker silberner Tresse eingefaßt. Für den Ausmarsch sollten sie lederne Stiefeletten (Gamaschen) erhalten.

Die Ausrüstung der Unteroffiziere bestand aus einem Degen, der an einem büffelledernen Gehänge mit Messingschnalle getragen wurde, und dem Kurzgewehr (Sponton). Die Trommler führten keine Waffe und trugen die Trommel an einem Trommelriemen von Büffelleder, der mit rotem Juchten eingefaßt war. Die Mannschaften hatten einen Degen am büffelledernen Gehänge, eine Flintenmuskete mit Bajonett und einen Bandolierriemen aus Büffelleder mit rotjuchtener Patronentasche, Pulver- und Fetthorn und 3 Räumnadeln.

Die Fahnen waren von aurora und dunkelblauem Taft mit verschlungenem C und Krone, die der Leibkompanie weiß und dunkelblau. Jede Kompanie hatte eine Fahne. Zur Feldausrüstung des Regiments gehörten 1 Feldscherwagen, 2 Munitionswagen, 12 Proviantwagen, 18 Krankenwagen, alle vierspännig, und 36 Packpferde für die Zelte.

Die Zusammensetzung dieses Ausländerregiments war bunt. Von 1326 Mann des Regiments, deren Heimat bei


100) Rentk. Abr. 1710.
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den Musterungen in den Jahren 1707 und 1708 genannt wird, waren 521 Franzosen, 100 Italiener, 39 Wallonen, Flamen und Holländer, 66 Engländer, Iren und Schotten, 23 Schweizer, 8 Spanier und Portugiesen, 19 Polen, Böhmen, Kroaten und Ungarn, nur 25 Skandinavier und Balten (darunter 10 Schweden!) und 524 Deutsche (darunter dem Werbeplatze entsprechend sehr viel Rheinländer, Pfälzer und Hessen (161), und 85 Süddeutsche). Schwedische Untertanen waren unter den Deutschen 22 Pommern, 3 Wismarer, 10 Bremer und 23 Zweibrücker. Trotzdem das Regiment sich in Wismar sammelte, waren (außer den Wismarern) nur 18 Mecklenburger darunter.

Ebenso bunt wie die Zusammensetzung des Regiments war die des Offizierkorps. Die Offiziere stammten aus allen Teilen Europas, sie hatten teils schon den verschiedensten Herren gedient, zum Teil schon als Gemeiner angefangen, zum Teil auch nur als Volontär an Kriegszügen bisher teilgenommen.

22.

Rheinisches Regiment.

In dem Herzogtum Zweibrücken, dem Stammlande Karls XII. stand während des Nordischen Krieges außer dem Regiment des Generalgouverneurs noch ein Infanterieregiment, das unter Oberst Carl Magnus Baron Leutrum am Spanischen Erbfolgekriege in englischem Sold teilgenommen hatte. Am 13. Januar 1712 hatte Leutrum mit dem Generalgouverneur von Bremen, Vellingk, eine Kapitulation abgeschlossen und stand nun in Zweibrücken. Von dort sollte das Regiment, das 12 Kompanien und damit offenbar den Stand der andern deutschen Regimenter hatte, 1714 nach Pommern marschieren. Aber alle Versuche, dem Regiment einen "transitum innoxium" nach Reichsbestimmungen zu gewähren, schlugen fehl. Dänemark, Hannover und Preußen sperrten ihre Grenzen Ohne Durchmarsch durch deren Gebiete konnte das Regiment nicht nach Pommern kommen. Und doch ließ sich die Überführung des Regiments nicht verhindern. Es wurde in Zweibrücken aufgelöst, und als Handwerker verkleidet durchwanderten Offiziere und Mannschaften in kleinen Trupps, mit hessischen Pässen versehen, die feindlichen Lande 101 ). Ende September 1714 fanden sich die ersten 64 Mann in Wismar ein. Von dort wurden sie in 17 Transporten von 13 - 50 Mann


101) NKH. VI, 300/302.
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nach Stralsund weitergeleitet, nachdem sie sich in Wismar einige Tage von den Strapazen des Marsches erholt hatten. Die Transporte begannen am 10. November, der letzte ging am 13. April 1715 nach Stralsund ab. Es war bei diesen Schwierigkeiten selbstverständlich, daß von einem geworbenen Regiment nur die zuverlässigsten Mannschaften durchkamen, die andern gingen unterwegs verloren. Sie mußten durch Neuwerbung ersetzt werden, die hauptsächlich in Hamburg erfolgte. Die Annahme der Neugeworbenen geschah dann in Wismar. Es passierten durch Wismar in diesem halben Jahr vom alten Stamm des Regiments (12 Kompanien: Oberst, Oberstleutnant, Major Schleicher, Kapt. Jung-Schleicher, Alt-Schleicher, Bobenhausen, Klopzinsky, Schwartzen, Wöllwart, Sent, Reinfort, Engelbrecht) außer den Offizieren 8 Stabspersonen, 28 Unteroffiziere, 6 Spielleute, 12 Korporale, 161 Mann, also 215 Köpfe und an neugeworbenen Rekruten 319, im ganzen also 534 Mann. Andere waren direkt nach Stralsund durchgekommen 102 ). In Stralsund wurde das Regiment durch die Kapitulation von 1715 kriegsgefangen 103 ).

C. Feldstaatstruppen.

23.

Regt. Klingstedt, später Batl. Wrangel und Numers 104 ).

Außer den eingeteilten und geworbenen Regimentern findet sich in Wismar ein Regiment, das aus beiden Teilen der schwedischen Armee zusammengesetzt war, das "Feldstaatsregiment" des Obersten Klingstedt. Nach der Schlacht bei Gadebusch waren etwa 2000 Kranke und Verwundete von der Armee Stenbock im Dezember 1712 nach Wismar eingebracht worden. Ein Teil konnte schon am 29. Dezember, weitere im Januar 1713 der Armee wieder folgen, ein Teil starb in Wismars Lazaretten. Im Januar 1713 lagen nach den Verpflegungslisten 465 Mann Infanterie in den Lazaretten und Bürgerhäusern. Die leichter Verwundeten und Kranken waren den einzelnen wismarschen Regimentern zugeteilt:


102) Rentk. Abr. 1714/1715.
103) NKH. VI, 310, VII, 68, 167.
104) Rentk. Abr. 1713, Akten Feldstaatsregt. Klingstedt und Batl. Wrangel und Numers.
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dem Regt. Fürstenberg 217 (Dahl 163, Ekeblad 54)
dem Batl. Löwenhaupt 72 (Wermland)
dem Regt. Hestkov 326 (darunter: Ostgiötha 93, Westmanland 105, Helsinge 123)
dem Regt. Buhrenskiöld 240 (Elfsborg 173, Westgiötha-Dahl 13, Södermanland 54)
der Komp. Schultz 28 (Schoultz)
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883

Die am besten Wiederhergestellten wurden nach Grevesmühlen geschickt, andere nach Poel. Der Rest bildete mit den in den Lazaretten Liegenden zwei Kommandos in Wismar, so daß am 1. April 1713 an Feldstaatstruppen, ohne die jetzt stets bei der wismarschen Rekrutenkompanie des Regiments Schoultz geführten Verwundeten dieses Regiments, erscheinen:

Kommando bei Grevesmühlen, Kapt. Uggla, 207 Mann (von 7 Regt.)
Kommando auf Poel, Kapt. Ahlbeck, 163 Mann (von 8 Regt.)
Kommando in Wismar, Oberstl. Fuchs, 428 Mann (Dahl 195, Södermanland 45, Westmanland 81, Wermland 63, Ekeblad 44, dar. 166 krank)
Kommando in Wismar, Oberstl. Sterncranz, 439 Mann (Ostgiötha 93, Helsinge 140, Elfsborg 114, Westgiötha 93, dar. 145 krank)
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1237

Anfang Juni standen bei Grevesmühlen 209, auf Poel 231 (inkl. einer aus den Ranzionierten der in Stade gefangenen Bataillone Vellingk und Löwenhaupt, der Kompanie Wöllwart und bremischer Landmiliz gebildeten "Stader Kompanie"), unter Kapitän Freytag (statt Fuchs) 396 und unter Kapitän Knorring (statt Sterncranz) 436 Mann, insgesamt also 1272 Mann.

Aus diesen Mannschaften der Feldarmee wurde am 17. Juni 1713 unter dem Obersten Hinrick Klingstedt ein Regiment von 12 Kompanien gebildet, das schon am gleichen Tage mit auf Wache zog. Die Offiziere hatte zum großen Teile der in Wismar liegende Rest des Regiments Vellingk gestellt. Offiziere und Unteroffiziere wurden möglichst so verteilt, daß jede Kompanie 3 Offiziere, 6 Unteroffiziere und 3 Spielleute erhielt.

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Sonst blieben jetzt die Kontingente der einzelnen Regimenter möglichst geschlossen. Die Kompanien des Regiments hatten ohne Offiziere:

Oberst Hinr. Klingstedt 99 (dar. Södermanland 81, Westmanland 14)
Oberstl. Lorenz v. Numers 95 (dar. Westmanland 88)
Major Hindr. Joh. Brackel 92 (dar. Westmanland 79)
Kapt. Herman Sybrand 116 (dar. Ekeblad 67, Vellingk 40, Wöllwart 4, brem. Landmiliz 3)
Kapt. William Ruthven 97 (dar. Elfsborg 95)
Kapt. Johann Friedr. Freitag 92 (dar. Dahl. 90)
Kapt. Hans Hinr. Knorring 95 (dar. Ostgiötha 89)
Kapt. Gustav Franc 95 (dar. Westmanland 46, Elfsborg 48)
Kapt. Rosenmüller, später Arnoldt Hoinken 93 (dar. Elfsborg 22, Helsinge 59)
Kapt. Zacharias Ackerfeldt 93 (dar. Helsinge 90)
Kapt. Hilleband Uggla 94 (dar. Dahl 91)
Kapt. Martin Hindr. Schoultz 92 (dar. Westgiötha 80, Ostgiötha 10)
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1152

Im Oktober 1713 hatte das Regiment in der gleichen Formation ohne Offiziere 1139, in Januar 1714 1138 und im April 1084 Mann. Anfang Juni wurde das Regiment dann in 2 selbständige Bataillone aufgeteilt. Nach den Oktoberlisten von 1714 hatten die beiden Bataillone folgende Zusammensetzung:

     Bataillon Wrangel:
Oberstl. Hendr. Gustaf Wrangel (bish. Klingstedt) 90 Södermanland, Westmanland
Major Hind. Johann Brakel 85 Wermland
Kapt. Carl August Derenthal (bish. Ruthven) 76 Elfsborg
Kapt. William Ruthven (bish. Sybrand) 125 Vellingk, Ekeblad, Wöllwart
Kapt. Zacharias Ackerfeld 76 Helsinge
Kapt. Arnold H. Hoinken 81 Helsinge, Elfsborg
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533 Utffz. U, Mannschaften.
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     Bataillon Numers:
Oberstl. Lorenz v. Numers 89 Westmanland
Major Herman Sybrand (bish. Schoultz) 86 Westgiötha, Ostgiötha
Kapt. Johann Friedr. Freitag 89 Dahl
Kapt. Christoffer Freytag (bish. Knorring) 84 Ostgiötha
Kapt. Gustav Franc 89 Westmanland, Elfsborg
Kapt. Joh. Matthias Jacobsen (bish. Uggla) 83 Dahl
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520 Utffz. U, Mannschaften.

Da die wismarsche Garnison für den Fall der Belagerung zu stark war, um mit der vorhandenen Verpflegung zu reichen, sandte Generalmajor Schoultz im Oktober 1714 außer dem Regiment Stackelberg und 300 Reitern auch die beiden Feldstaatsbataillone, allerdings ohne die Stader Mannschaft von Vellingk, nach Stralsund. Dort bildeten die beiden Bataillone seit Juni wieder ein Regiment Wrangel und wurden bei der Kapitulation der Festung kriegsgefangen 105 ).

Zusammenfassung.

In Wismar und dem schwedischen Landgebiet in Mecklenburg standen also während des Nordischen Krieges an schwedischer Infanterie:

      1699:
Wism. Gouv.-Regt. Liewen (13) 12 Kp. Juli nach Holstein
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
Regt. Janköping, Mörner (1) 8 Kp.
      1700:
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
Regt. Janköping, Mörner, sp. Clerck (1) 8 sp. 12 Kp.
Regt. Croneberg, Heidenfeld (2) 8 Kp. Januar bis April auf dem Marsch von Pommern nach Holstein
Regt. Ostgiötha, Ulfsparre (3) 8 Kp. Januar bis April auf dem Marsch von Pommern nach Holstein
Regt. Södermanland, Mardefeld (4) 8 Kp Januar bis April auf dem Marsch von Pommern nach Holstein
Regt. Skaraborg, Stromberg (5) 8 Kp. Januar bis April auf dem Marsch von Pommern nach Holstein

105) NKH. V, 51, VI, 307, 310, VII, 68, 167.
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Regt. Croneberg, Heidenfeld (2) 12 Kp. Nov. aus Pommern
Regt. Södermanland, Mardefeld (4) 6 Kp. Nov. aus Pommern, Dez. zurück
      1701:
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
Regt. Janköping, Clerck (1) 12 Kp.
Regt. Croneberg, Heidenfeld (2) 12 Kp. Jan. nach Pommern
Wism. Gouv.-Regt. Liewen (13) 12 Kp. Jan. aus Holstein
      1702:
Wism. Gouv.-Regt. Liewen (13) 12 Kp.
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
Regt. Janköping, Clerck (1) 12 Kp. Mai nach Pommern.
      1703:
Wism. Gouv.-Regt. Liewen (13) 12 Kp.
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
      1704:
Wism. Gouv.-Regt. Liewen, sp. Ridderhielm (13) 12 Kp.
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
Rekruten v. Pomm. Inf.-Regt., Sparre (19) - Mai/Juni
      1705:
Wism.Gouv.-Regt. Ridderhielm (13) 12 Kp.
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
      1706:
Wism.Gouv.-Regt. Ridderhielm (13) 12 Kp.
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
Leibregt. Königinwitwe, Müller (17) 6 Kp. Febr. Aus Pommern, Mai zurück
Strals. Garn.-Regt., Schoultz (18) 6 Kp. Febr. Aus Pommern, Mai zurück
      1707:
Wism.Gouv.-Regt. Ridderhielm (13) 12 Kp.
Wism. Garn.-Regt. Palmquist (14) 6 Kp.
Fremdl. Inf.-Regt. Bretholz (21) 8 Kp. Nov. gemustert
Rekruten v. Pomm. Inf.-Regt., Horn (19) - März/April
      1708:
Wism.Gouv.-Regt. Ridderhielm (13) 12 Kp. Mai/Juni 5 Kp. nach Hamburg
Wism. Garn.-Regt. Sperling (14) 6 Kp. Mai/Juni 5 Kp. nach Hamburg
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      1709:
Wism.Gouv.-Regt. Ridderhielm (13) 12 Kp. Mai/Nov. in Polen
Wism. Garn.-Regt. vac. Sperling, sp. Löwenhaupt (14) 6 Kp.
Fremdl. Inf.-Regt. Bretholz (21) 8 Kp. Mai/Nov. in Polen
Schwed. Leibregt., Posse (12) 8 Kp. Juni aus Schweden
      1710:
Vak. Wism. Gouv.-Regt., sp. Wism. Inf.-Regt. Wangelin (13) 12 Kp.
Wism.Garn.-Regt. Löwenhaupt (14) 6 Kp.
Fremdl. Inf.-Regt. Bretholz (21) 8 Kp. Jan. aufgelöst
Schwed. Leibregt., Posse (12) 8 Kp.
      1711:
Wism. Inf.-Regt. Wangelin, sp. Wism. Gouv.-Regt. Fersen, sp. Fürstenberg (13) 12 Kp.
Wism.Garn.-Regt. Löwenhaupt (14) 6 Kp.
Schwed. Leibregt., Posse, sp. Buhrenschiöld (12) 8 Kp.
Brem. Inf.-Regt. Wullwart (16) 12 Kp. April aus Bremen, Juni nach Pommern
Freikomp. (Rekruten) Strals. Garn.-Regt. Schoultz (18) 1 Kp. seit Aug. geworben.
      1712:
Vak. Wism. Inf.-Regt. Fürstenberg (13) 12 Kp.
Wism.Garn.-Regt. Löwenhaupt (14) 6 Kp.
Schwed. Leibregt., Buhrenschiöld (12) 8 Kp.
Regt. Croneberg, Hestkov (2) 8 Kp. Jan. aus Schweden
Freikomp. (Rekruten) Strals. Garn.-Regt. Schoultz (18) 1 Kp.
      1713:
Vak. Wism. Inf.-Regt., sp. Taube, Fürstenberg (13) 12 Kp.
Wism.Garn.-Regt. Löwenhaupt (14) 6 Kp.
Schwed. Leibregt., Buhrenschiöld (12) 8 Kp.
Regt. Croneberg, Hestkov (2) 8 Kp.
Freikomp. (Rekruten) Strals. Garn.-Regt. Schoultz (18) 1 Kp.
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Stader Komp. aus 6 Kp. Vellingk (15), 6 Kp. Löwenhaupt (14) u. 1 Kp. Wullwart (16), sp. Nur Löwenhaupt 1 Kp. Mai errichtet
Feldstaatsregt., Klingstedt (23) 12 Kp. Juni errichtet
      1714:
Wism. Gouv.-Regt. Taube, Fürstenberg (13) 12 Kp.
Wism.Garn.-Regt. Löwenhaupt, sp. Stackelberg (14), mit Stader Kompanie 7 Kp. Okt. nach Pommern
Schwed. Leibregt., Buhrenschiöld (12) 8 Kp.
Regt. Croneberg, Hestkov (2) 8 Kp.
Freikomp. (Rekruten) Strals. Garn.-Regt. Schoultz (18) 1 Kp. Dez. nach Pommern
Feldstaatsregt., Klingstedt, sp.
Feldstaatsbatl. Wrangel(23) 6 Kp. Okt. nach Pommern
Feldstaatsbatl. Numers (23) 6 Kp. desgl.
Stades Garn.-Regt. Vellingk (15), Reste von 6 Holst. und 6 Stader Kp., eff. ca. 1 Kp. Sept. aus Holstein
Rhein. Inf.-Regt. Leutrum (22), Durchmarsch und Werbung - seit September
      1715:
Wism. Gouv.-Regt. Taube, Fürstenberg (13) 12 Kp.
Schwed. Leibregt., Buhrenschiöld, sp. Prinz Hessen-Homburg (12) 8 Kp.
Regt. Croneberg, Lagerberg (2) 8 Kp.
Stades Garn.-Regt. Vellingk (15), Reste von 12 Kp., c. 1 Kp.
Rhein. Inf.-Regt. Leutrum (22), Werbekommando - April nach Pommern
      1716:
Wism. Gouv.-Regt. Taube, Fürstenberg (13) 12 Kp.
Schwed. Leibregt., Prinz Hessen-Homburg (12) 8 Kp.
Regt. Croneberg, Lagerberg (2) 8 Kp.
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Regt. Skaraborg, Witting (5) 8 Kp. Jan. aus Schweden
Stades Garn.-Regt. Vellingk (15), Reste von 12 Kp., c. 1 Kp.

Die größte Stärke hatte die Garnison also im September 1714 mit 49 Kompanien, die geringste im Mai 1709 nach dem Ausmarsch der Regimenter nach Polen mit nur 6 Kompanien. Während der ersten Belagerung 1711/12 betrug die Stärke 27 bis 35, während der zweiten 1715/16 dann 29 bis 37 Kompanien Infanterie.

(Schluß folgt.)

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