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11. Die Gründung der Stadt Laage 621 ).

Die einzige Werlesche Stadt, von der wir mit einiger Bestimmtheit sagen können, daß sie nicht mehr von Nikolaus von Werle gegründet ist, ist Laage, eine kleine Landstadt in der Nähe Rostocks. Rostock hat deshalb schon im Mittelalter


621) Schlie a. a. O. Bd. 1, S. 45 ff.; Bachmann a. a. O. S. 420; Beyer, Geschichte der Stadt Laage (M.J.B. 52, 53).
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mancherlei Beziehungen zu seiner kleinen Nachbarstadt gehabt. So stammte das Rostocker Ratsgeschlecht der von Laage, das im 13. und 14. Jahrhundert in Rostock eine mächtige Stellung innehatte und der Lagerstraße in Rostock den Namen gegeben hat, wie aus deren Familiennamen hervorgeht, aus Laage. Noch im Jahre 1331 besaß diese Rostocker Patrizierfamilie ein Haus in ihrer Heimatstadt 622 ). Auch die Kopmanns, gleichfalls ein Rostocker Ratsgeschlecht, waren in Laage begütert 623 ). Wie aus einer Urkunde des Jahres 1216 hervorgeht, lag der Ort, der uns in diesem Jahre mit dem Namen "Lavena" zuerst genannt wird, an einer wichtigen Handelsstraße, die von Demmin über Kalen nach Rostock führte 624 ). Die Stadt wurde jedoch erst um die Wende des 13. und 14. Jahrhunderts gegründet. Im Jahre 1309 wird uns ihre Existenz urkundlich bezeugt 625 ). Man hat bis jetzt gemeint, daß die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Laage bereits ins Jahr 1270 fällt; es ergibt sich jedoch gerade aus der Urkunde, durch die man das Vorhandensein der Stadt im Jahre 1270 als erwiesen annimmt, daß Laage im Jahre 1270 noch ein Dorf war 626 ). Denn in diesem Jahre wird den cives von Laage ein Moor verliehen, das sich zwischen dem Gebiet der cives von Spotendorf und Laage befindet. Indem man das Wort cives ohne weiteres als Bürger übersetzte, konnte man allerdings auch die Existenz einer Stadt Laage für das Jahr 1270 behaupten. Das Wort cives muß aber in dieser Urkunde mit Bauern übersetzt werden, weil die cives von Laage in der Urkunde mit denen von Spotendorf gleichgestellt werden. Diese aber sind alle Bauern gewesen, wie sich deutlich aus der Zeugenreihe der Urkunde ergibt, in der der Schulze Siegfried aus Spotendorf mit seinen cives als anwesend aufgeführt wird. Außerdem ist ja auch Spotendorf nie eine Stadt gewesen. Danach wird uns im Jahre 1270 einwandfrei von Laager Bauern berichtet, die ebenso, wie es bei den andern in der Urkunde genannten Bauernschaften geschah, von ihrem Schulzen vertreten sein werden. Die Stadt wurde danach erst nach dem Jahre 1270 gegründet. Nach dem slawischen Namen "Lawe oder Lavena" zu urteilen, wird es gewiß


622) Koppmann, Töllners Handlungsbuch S. XX.
623) M.U.B. V, 3312.
624) M.U.B. I, 223.
625) M.U.B. V, 3312.
626) M.U.B. II, 1190.
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einst ein slawisches Dorf in der Nähe der heutigen Stadt gegeben haben, vielleicht auch eine Burg gleichen Namens, deren Wall noch heute in einiger Entfernung von der Stadt erhalten zu sein scheint. Die Gründung der Stadt erfolgte durch Stadtrechtsverleihung an ein Dorf. Der Stadtplan läßt noch heute deutlich den alten Dorfgrundriß erkennen 627 ). Die Stadt besteht im Grunde nur aus einer einzigen gebogenen Straße, die sich in ihrem Hauptkrümmungspunkt zu einem nur kleinen, unregelmäßigen dreieckigen Platz, dem Markt, erweitert. Offenbar ist dies nicht der Grundriß einer Stadtanlage aus frischer Wurzel, sondern der eines Dorfes. Wahrscheinlich wird es sich dabei um das Dorf handeln, dessen Bauern uns im Jahre 1270 genannt werden, und das im Unterschied von jenem slawischen Dorf ein deutsches Kolonistendorf gewesen zu sein scheint. Dies Dorf wird, da uns im Jahre 1253 ein Laager Priester genannt wird 628 ), schon vor diesem Jahre angelegt sein. Daß es ein deutsches Dorf gewesen ist, erkennt man daraus, daß von 14 Bürgern, die uns im Jahre 1330 genannt werden 629 ), nur einer, wie aus seinem Namen "Went" hervorgeht, slawischer Abstammung gewesen ist, während die übrigen 13, wie ihre deutschen Namen beweisen, deutscher Nationalität waren. Danach scheint Laage aus einem deutschen Kolonistendorf entstanden zu sein.


627) Plan der Stadt bei Beyer (M.J.B. 52).
628) M.U.B. II, 721.
629) M.U.B. VIII, 5109.