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IV.

Archivrat Carl Friedrich Evers
in Schwerin
im Verkehr mit Johann Bernoulli (III)
in Berlin

von

Geheimen Hofrat Professor
Dr. Wilhelm Stieda, Leipzig.

Vignette
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J ohann Bernoulli 1 ), der älteste Sohn des gleichnamigen Professors der Mathematik in Basel 2 ), kam im Jahre 1764 in dem jugendlichen Alter von 20 Jahren als Mitglied der von Friedrich dem Großen reorganisierten Akademie der Wissenschaften nach Berlin. Seinen Vater hatten in den 40er Jahren Leonhard Euler und Maupertuis vergeblich in die nordische Residenz zu ziehen sich bemüht 3 ). Er hatte, ein Schweizer, der an seiner Heimat mit unzerreißbaren Banden hing, es vorgezogen, in der Vaterstadt zu bleiben, wo er eine angesehene und allgemein anerkannte Persönlichkeit war 4 ). Wohl aber gönnte er seinem Sohne eine äußerlich glänzendere Zukunft, zumal, solange der Vater lebte, in Basel für ihn kein Platz war, und hatte dem Könige selbst den hoffnungsvollen Jüngling angetragen. Henri de Catt, der Vorleser des Königs 5 ), durch den dieser vielfach mit der Akademie verkehrte, ebenfalls ein Schweizer, hatte seine Hand dabei mit im Spiele gehabt und in höchster Verehrung für das Genie des Vaters dem jugendlichen Landsmanne gerne die Wege geebnet.

Johann Bernoulli, ein sicher und gewandt auftretender junger Mann von bester Erziehung, hatte sich in der Residenz des großen Monarchen einzuleben verstanden. Er behauptete seine Stellung in Ehren, wurde nach dem Tode von Castillon senior (1708-91)


1) 1744-1807. Näheres über ihn in meiner im Drucke befindlichen Arbeit über Johann Bernoulli in den Schriften der Berliner Akademie der Wissenschaften.
2) 1710-1790. Peter Merian, Die Mathematiker Bernoulli, Basel 1860.
3) Gedenkbuch der Familie Bernoulli, Basel 1922, S. 119.
4) Seine Autobiographie und andere seine Persönlichkeit charakterisierende Nachrichten siehe im Gedenkbuch der Familie Bernoulli S. 110 ff.
5) Über ihn vgl. Reinhold Koser, Unterhaltungen mit Friedrich dem Großen, Memoiren und Tagebücher von Heinr. de Catt, Leipzig 1884, in der Einleitung; Denina, La Prusse literaire, Berlin 1890, 1, S. 327 bis 328. De Catt 14. Juni 1725-27. November 1795.
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Direktor der mathematischen Klasse in der Akademie und hinterließ, als er 63jährig starb, ein ruhmvolles Andenken. Nicht eigentlich beobachtender Astronom, hat er gleichwohl für diesen Wissenszweig manches geleistet, wenn er auch in der Geschichte der Astronomie keinen hervorragenden Platz einnimmt 6 ). Bekannter als durch seine fachwissenschaftlichen Studien ist er durch seine schriftstellerischen Leistungen, die sich nicht auf dem Gebiete der Mathematik bewegen. Er hat die auf eigenen Reisen gemachten Beobachtungen in Büchern herausgegeben, so 1774/75 die "Lettres sur différents sujets, écrites pendant le cours d'un voyage par l'Allemagne, la Suisse, la France méridionale et l'Italie" und 1779/80 die "Reisen durch Brandenburg, Pommern, Preußen, Curland, Rußland und Pohlen in den Jahren 1777 und 1778" Außerdem aber redigierte er mehrere periodische Journale: von 1781 bis 1787 eine "Sammlung kurzer Reisebeschreibungen", von der jährlich einige Hefte, im ganzen 18 Bände, schließlich ans Licht getreten sind, und von 1785 bis 1788 ein "Archiv zur neuern Geschichte, Geographie, Natur- und Menschenkunde". Auch stellte er 1786 bis 1791 eine Beschreibung Indiens auf Grund vorhandener Berichte zusammen, die in einer französischen und einer deutschen Ausgabe erschienen ist.

Wie es den Anschein hat, war es nicht nur der Drang zur Tätigkeit, der ihn dazu trieb, in seinen Mußestunden neben der amtlichen Arbeit sich derartigen literarischen Unternehmungen zu widmen, sondern auch der Wunsch, mit ihrem Ertrage seinem schmalen Einkommen aufzuhelfen. Friedrich der Große bezahlte die Mitglieder seiner Akademie nicht gerade üppig, so daß derjenige, der nicht über eigenes Vermögen verfügte und eine größere Familie zu ernähren hatte, leicht in Ungelegenheit geraten konnte. Um einen sicheren und flotten Absatz seiner Geisteskinder zu erzielen, wählte Bernoulli den damals vielfach eingeschlagenen Weg der Subskription. Er suchte schon vor dem Erscheinen seiner Druckwerke Pränumeranten und bedurfte zu diesem Zwecke an verschiedenen Orten der Hilfskräfte, die für ihn die Geschäfte besorgten, das Geld einsammelten und die eintreffenden Hefte verteilten.

So kamen Bernoulli und Carl Friedrich Evers zufammen. Ob der Herausgeber auf den letzteren als eine besonders geeignete Persönlichkeit, in Mecklenburg Propaganda für seine Periodika zu machen, hingewiesen war, oder ob Evers sich auf die durch die


6) Weder Mädler, Gesch. der Himmelskunde 1, S 475, noch Wolf, Geschichte der Astronomie, wissen von ihm viel zu berichten.
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Zeitungen gehende Ankündigung gemeldet hatte, läßt sich nicht mehr genau bestimmen. Nach dem ersten Briefe Evers' (Nr. l) hat sein Vetter, der Doktor Siemerling in Berlin, den Herrn Professor Bernoulli auf ihn aufmerksam gemacht. Doch könnte ja eine vorherige Anfrage von Evers und eine Bitte um Vermittlung vorausgegangen sein.

Carl Friedrich Evers ist am 10. Juni 1729 in Schwerin als Sohn von Johann Wilhelm Evers und der Margarethe Elisabeth Siemerling geboren. Nach beendetem Studium 7 ) wurde er zunächst Advokat, folgte jedoch im Jahre 1754 einem Rufe als Sekretär in das Geheime und Haupt-Archiv. Nach vierjährigem Dienste wurde er 1758 Archivar, 1767 Geheimer Archivar unter Beförderung zum Hofrat und 19 Jahre später zum Geheimen Archivrat ernannt (Nr. 14). Er ist dann im Alter von noch nicht völlig 74 Jahren am 14. April 1803 in Schwerin gestorben 8 ). Evers hat nicht nur als Archivbeamter sich in hervorragender Weise betätigt, er hat auch als Schriftsteller von sich reden gemacht. Sein bedeutendstes Werk ist wohl die Mecklenburgische Münzverfassung, die in zwei Teilen 1798 und 1799, ausgegeben ist 9 ). Der erste Teil behandelt die Geschichte des Münzwesens, während der zweite ein, wie ich glaube, sorgfältiges Münzverzeichnis bietet. Von ihm rührt ferner die "Betrachtung über eine in Rostock geprägte alte Münze in Grundlage der dieser Stadt ertheilten Landesherrl. Münz-Begnadigungsbriefe und urkundlichen Siegel nebst Anzeige einiger gefundenen Wendischen Münzen" 10 ) her, von der er Bernoulli selbst Mitteilung macht (Nr. 11 und Nr. 14). Er hat sich aber auch als guter Jurist und Kenner des Lehnrechts hervorgetan in der Schrift "Von der Mecklenburgischen Landtags-Resolution, die Einlösung der adjudicirten Lehn-Stücke betreffend" 11 ) und in dem Buch "Das Mecklenburgische Erb-Jungfrauenrecht, besonders die Frage betreffend, ob das zu den väterlichen Lehngütern gehörige Kirchen-Patronat den Erb-Jungfrauen oder den nächsten Agnaten zustehe" 12 ). Endlich wird die in den Gelehrten Beiträgen zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten 13 ) abgedruckte "Ausführliche Geschichte der von Jakob Varmeyer an dem königlichen Obristen und Kommandanten von Rostock, Heinrich Ludewig von


7) In der Rostocker Matrikel ist er nicht nachzuweisen.
8) Mitteilung des Herrn Archivdirektors Dr. Stuhr.
9) Schwerin 1798/99.
10) Schwerin, Wismar und Bützow 1785.
11) Schwerin 1782.
12) Rostock und Leipzig 1801.
13) Jahrgang 1777 Stück 51/52 und Jahrgang 1778 Stück 1/2.
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Hatzfeld begangenen Mordthat", die mit einem E. unterzeichnet ist, von Bachmann 14 ) Carl Friedrich Evers zugeschrieben.

Ein solcher Mann verdient wohl, daß einige der von ihm herrührenden Briefe, die sich im Nachlaß von Johann Bernoulli erhalten haben 15 ), an die Öffentlichkeit gebracht werden. Die 14 Briefe aus den Jahren 1780 - 86, also vor mehr als 150 Jahren geschrieben, legen ein wohltuendes Zeugnis von der Gewissenhaftigkeit und Gelehrsamkeit ihres Verfassers ab. Sie sind auch kultur- und sittengeschichtlich bemerkenswert, sofern sie erweisen, wie ein hochstehender Mann, der gesellschaftlich und amtlich mit den tonangebenden Kreisen in beständiger Fühlung ist, sich mit allen Problemen abfindet, die ihm bei seinen Bemühungen, Subskribenten für Bernoulli zu gewinnen, aufstoßen. Ein offenbar liebenswürdiger und wohlwollender Charakter spricht aus ihnen, dessen Stimme wir gerne hören und dessen Bemerkungen über seine Zeitgenossen wir schmunzelnd quittieren. Sie sind auch gut stilisiert und man liest sie mit Vergnügen. Als guter Deutscher erweist er sich, wenn er gleich im ersten Briefe auf das an ihn in französischer Sprache gerichtete Anschreiben Bernoullis deutsch "in seiner Muttersprache" antwortet und tapfer zum Ausdruck bringt, daß er auch in den folgenden Schreiben bei ihr bleiben will.

Der Abdruck erfolgt hier nachstehend genau nach dem Original, an dem etwas zu ändern nicht geboten schien. Die jedesmal gleichlautende, sich wiederholende Anrede ist nur beim ersten Briefe mitgeteilt, bei den folgenden als selbstverständlich weggelassen worden.

Dank der umsichtigen Sorgfalt, mit der der Herr Archivrat sich des Werbegeschäfts annimmt, ist die Zahl der Subskribenten auf die Bernoullische Sammlung der Reisebeschreibungen 16 ) in Mecklenburg recht hoch gewesen. Der erste Band der Sammlung weist in der ihn eröffnenden Subskriptionsliste für Schwerin nicht weniger als 17, in Bützow und Rostock je 1, in Ludwigslust 3 Namen auf. Ein Nachtrag in einem späteren Bande nennt noch für Rostock und Schwerin je 1, nämlich die Buchhandlung Koppe und den Regierungssekretär Blume. Evers selbst jedoch gibt (Nr. 6) die Zahl der von ihm gewonnenen Subskribenten auf 25 an, war aber mit diesem Erfolg nicht ganz zufrieden. Sicher war es seinem Einflusse und seinem Eifer zuzuschreiben, daß vor allem die allerhöchsten Herrschaften sich entschlossen zu subskribieren.


14) Die landeskundliche Literatur über die Großherzogtümer Mecklenburg, 1889, S. 442, Nr. 5090 m.
15) Landesbibliothek in Gotha.
16) Das Gedenkbuch der Bernoulli geht S. 173 ff. näher auf die Sammlung ein.
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Bei den spezifisch mathematischen Werken, den aus dem Nachlasse des hervorragenden Mathematikers Lambert von Bernoulli herausgegebenen Abhandlungen, mußte freilich das Interesse erlahmen. Nur drei Liebhaber hatte er für dieses Buch finden können, je einen in Bützow, Güstrow und Rostock. Begütigend meint Evers, daß für derartige, fachliche Kenntnisse voraussetzende Bücher das mecklenburgische Publikum noch nicht genügend vorgebildet wäre. Wahrscheinlich würde selbst heute die Neigung, sich in solche Werke zu vertiefen, nicht größer sein, und zwar nicht in Mecklenburg allein.

Daß die Erfahrungen, die gelegentlich bei Subskriptionen und Vorausbezahlung von angekündigten Büchern, indem die Werke nie erschienen, auf die man sich verpflichtet hatte, in Mecklenburg abschreckend gewirkt hätten, ist kaum anzunehmen. Die wohlbekannten Namen des Herausgebers und des Vermittlers werden Bürgschaft genug gewesen sein dafür, daß man nicht für leere Versprechungen sein gutes Geld hingab. Wie es ihm mit den von einem Kriegsrat Brochmann angekündigten Briefen ergangen war, erzählt er selbst dem Professor Bernoulli und bittet ihn sogar, ihm bei der Rückzahlung des gezahlten Betrages behilflich zu sein. Indes wird Evers wohl nichts erreicht haben, denn ich kann die Sammlung in Heinsius Bücherlexikon nicht nachweisen.

Eher ist es denkbar, daß der jährliche Abonnementspreis von einem Dukaten, obwohl er nicht gerade ein hoher genannt werden muß, für die Mittellosigkeit weiter Kreise der Bevölkerung nicht erschwinglich war. Hierauf wirft die Begründung von Lesegesellchaften Licht, in denen das Buch umlief. Sie sind offenbar im 18. Jahrhundert aufgekommen und waren damals vielleicht verbreiteter als heute, sowohl in kleineren als in größeren Städten oder gar auf dem platten Lande.

Große Freude bereitet dem Herrn Archivrat die goldene Medaille, die er im Namen des Herzogs in Anerkennung der ihm von Bernoulli übersandten Schriften dem Berliner Professor überreichen darf (Nr. 2). Die in dem fünften Everschen Briefe in Klammern stehenden Ausführungen hat Bernoulli schleunigst, ohne des Verfassers Zustimmung dazu eingeholt zu haben, in dem nächsten Hefte der Reisebeschreibungen veröffentlicht. Den Namen des Verfassers hat er dabei nicht genannt. Daran knüpft eine weitere Ausführung von anderer Seite, die die von Evers vertretene Ansicht bekämpft. Doch macht auch bei dieser Gelegenheit der Angreifende sich ebenso wenig namhaft. Evers geht dann in seinem Briefe vom 3. September 1781 darauf ein und liefert einen

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neuen Aufsatz zur Geschichte des Kirchenkastens von Angermünde (Nr. 6). Dieser Aufsatz hat im Band 4 der Bernoullischen Sammlung 17 ) Aufnahme gefunden und wird daher nachstehend nicht mit abgedruckt. Evers Namen bleibt jedoch dabei verschwiegen. Der Herausgeber teilt lediglich mit, daß ihm der Aufsatz von einem Freunde in Mecklenburg zugegangen sei.

Dem Wunsche Bernoullis nach Beiträgen aus Mecklenburg für seine Sammlung konnte Evers insoweit entsprechen, als er jemanden fand, der sich geneigt zeigte, einige Irrtümer, die in des Thomas Nugents Reisen durch Deutschland, besonders Mecklenburg 18 ), enthalten waren, zurechtzustellen. Es war der Geheime Kammerrat Jakob Fr. Joachim von Bülow auf Klaber im Amte Güstrow 19 ), der ihm diesen Gefallen tat. Ursprünglich hatte Evers den Geheimen Kanzleirat Aepinus 20 ) in Rostock für diesen Zweck ins Auge gefaßt, aber gleich selbst einschränkend hinzugefügt, daß er wegen Überhäufung mit Amtsgeschäften wohl nicht dazu in der Lage sein würde (Nr. 6). Da seine Ahnung sich erfüllte und Aepinus offenbar die Aufforderung, Zusätze zum Nugent zu liefern, abgelehnt hat, wandte sich Evers im Interesse seines Vaterlandes wie auch wahrscheinlich, um Bernoulli einen Gefallen zu tun, an Herrn von Bülow. Dessen Zurechtstellungen sind dann im Band 6 der Bernoullischen Sammlung 21 ) gedruckt worden. Andere Beiträge aus Mecklenburg scheint Evers, obwohl er im September 1781 einen neuen interessanten Beitrag in Aussicht stellte (Nr. 7), nicht beschafft zu haben.


17) S. 406-415.
18) Aus dem Englischen von Frz, Chr. Lor. Karsten, Berlin 1781/82.
19) Stirbt 20. Oktober 1798.
20) A. I. Daniel Aepinus, 1718-84, studierte in Rostock und Jena und wurde 1775 Geheimer Kanzleirat in Rostock; Krey, Andenken an die hiesigen Gelehrten, Erstes Stück (1814), S. 5.
21) 1782 S. 383.
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1. C F. Evers in Schwerin an Johann Bernoulli in Berlin.
Schwerin 1780, August 13.

Wohlgeborner Herr Doctor!
Höchst zu verehrender Herr!

Hätte mein Vetter, der Herr Doctor Siemerling, nicht schon längstens auf meine ganze Liebe und Hochachtung die gegründeste Ansprache gehabt, so würde er solche lediglich schon dadurch verdienen, daß er mir die schäzbarste Gewogenheit Ew. Wohlgeboren und eine Gelegenheit verschaft hat, Denenselben meine unbegränzte Verehrung und Bereitwilligkeit, wie wohl nicht so vollenkommen als ich es wünsche, bethätigen zu können. Zwar muß ich schon gleich besorgen, daß Ew. Wohlgeb. über einen so langen Verzug meiner schuldigsten Antwort unzufrieden seyn mögten: allein die Absicht, von dem nächsten Erfolg meiner Ausrichtung Deroselben Befehle zugleich zu berichten, wird mein bisheriges Stillschweigen in etwas rechtfertigen.

Noch an demselben Tage des Empfangs Ew. Wohlgeb. gewogentlichen Schreibens, nemlich den 22ten v. M., habe ich den Anschluß nebst den Büchern, Abriß und Avertissement mit einem unterthänigsten Begleitungs-Schreiben meinem gnädigsten Herrn 1 ) übersandt. Eine persönliche Ueberreichung war nicht möglich, weil Höchstdieselben sich stets in Ludewigs Lust aufhalten und sehr selten in Schwerin kommen. Höchstdieselben sind ein zu großer Freund gelehrter Producte und deren berühmten Verfasser, als daß die unverzüglichste Erwiederung einer hohen unmittelbaren Dancksagung bezweifeln könnte, wiedrigenfalls wäre es der Unaufmerksamkeit höchst Ihrer Cabinets-Bedienten lediglich beizumessen.

Das für mich beigeschlossene Exemplar der Astronomischen Briefe 2 ) und der Abriß sollen in meiner Bücher-Sammlung als ein Denckmal Ew. Wohlgeb. großen Gewogenheit gegen mich aufbehalten bleiben und sie werden mich stets an die angenemste Pflicht, solche einigermaßen zu verdienen, erinnern; es konnte mir also der Auftrag in betref Dero vorhabenden Sammlung kurzer Reise-Beschreibungen nicht anders als sehr angenem seyn. Auf verschiedene Art habe ich versucht, den Prospect derselben in meinem Vaterlande bekannt zu machen. Erstlich ließ ich solchen alhie unter den Gelehrten und Freunden einer guten Lecture zur Subscription coursiren, zweitens besorgte ich eine hinlängliche Nachricht davon in den hiesigen, durch ganz Mecklenburg sich verbreitenden Intelligenz-Blättern und politischen Zeitungen 3 ) und drittens habe auswärts einige Sub-Collecteurs bestellet. Dennoch muß ich Ew. Wohlgeb. offenherzig gestehen, daß der Erfolg meiner


1) Herzog Friedrich, 1717-1785, seit 1756 regierender Herzog.
2) Astronomische Briefe 1781.
3) Wilhelm Stieda, Die Anfänge der periodischen Presse in Mecklenburg im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels 19 (1897), S. 89 ff.
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Erwartung bis jetzt noch nicht entsprochen habe. Nur 12 Liebhaber haben sich hieselbst zu Praenumeration unterschrieben, bei Auswärtigen kan ich mich zur Zeit noch keines Absazes rühmen, vieleicht ist Deroselben den Buchführern gemachte Offerte in etwas Ursache davon, weil mancher wahrscheinlich von denselben es besseren Preises erwartet als durch den Weg der Praenumeration. Dem sey aber wie ihm wolle: so werde mit dem grösten Vergnügen mich bestreben, die Zahl der Praenumeranten möglichst zu vermehren. Inzwischen erbitte Ew. Wohlgeb. fernern Befehl, ob ich den Praenumerations=Preis sogleich abfordern und übersenden solle, oder ob damit bis zum erfolgten Abdrucke und Auslieferung des ersten Bandes Anstand zu nehmen? In beiden Fällen werde eine pünctliche Folge leisten und auch dadurch vergewissern, das ich mit vollenkommenster Verehrung Zeitlebens beharre

Ew. Wohlgebornen
          unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

N.S. Ew. Wohlgeb. haben mich mit einem französischen Schreiben beehret und ich erdreiste mich in meiner Mutter-Sprache zu antworten, nicht aus der Ursache, daß mir jene unbekannt seyn sollte, sondern weil es mir in vielen Jahren an der Gelegenheit, mich darinn schriftlich auszudrücken, mithin auch an der Uebung gefehlet hat. Ist Ew. Wohlgeb. die französische Sprache bequemer: so bitte es mir zur Gewogenheit aus, in betref der erbetenen Antwort keine Abänderung zu machen. Im Lesen ist mir selbige so bekannt als die deutsche.

Schwerin den 13ten August 1780.

2. An denselben. Schwerin 1780, September 21.

Es ist zwar die in meiner Ew. Wohlgebornen hoffentlich behändigten Antwort vom 13ten August geäußerte Vermuthung wegen einer höchst unmittelbaren Dancksagung für Dero meinem gnädigsten Herrn übersandte astronomische Wercke nicht völlig eingetroffen: so bin dennoch von Deroselben edlen Denkungs-Art zu sehr überzeuget, als daß ich einige Unzufriedenheit über diesen durch ganz unerwartete Hindernisse veranlaßten Verzug bei Ihnen besorgen dürfte. Ew. Wohlgeb. nicht allein hievon, sondern auch, daß Serenissimo dero schäzbares Geschenck und Attention vorzüglich angenem gewesen, die vollenkommenste Versicherung zu ertheilen, dieses ist es, wozu ich eben jezo von dem Durchlauchtigsten regierenden Herzog den besondern Auftrag, aber auch zugleich den hohen Befehl, angeschlossene goldene Medaille als ein geringes Merckmal Ihrer ganz vorzüglichen Hochachtung gegen die großen Verdienste Ew. Wohlgeb. denenselben zum geneigten Andencken zu übermitteln, erhalten habe.

Gewiß kein Geschäfte hätte mir je angenehmer seyn können als eben dieses, und ich würde mich recht glücklich schäzen, wenn

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Ew. Wohlgeb. von dero Zufriedenheit darüber und von der Fortdauer deroselben Gewogenheit, nicht weniger wie ich mich laut meiner vorigen Anfrage wegen der Praenumerations-Gelder auf die zu edirende Reise-Beschreibung, und wan der erste Theil derselben etwa die Presse verlassen mögte?, hochgeneigt mich belehren wollten, da ich den nicht verfehlen würde, die bestimmte Zahl der hiesigen Praenumeranten, zu deren Vermehrung ich noch einige Hofnung habe, schuldigst anzuzeigen, sowie ich mit unbegränzter Hochachtung beharre

Ew. Wohlgeb. unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 21. September 1780.

N.S. Dürfte ich wohl mit der Bitte zur Besorgung des Anschlusses beschwerlich fallen?

3. An denselben. Schwerin 1780, Dezember 7.

Ew. Wohlgeb. beide gewogentliche Schreiben vom 31ten August und 30ten September habe richtig erhalten, wiewohl den ersten noch einen Tag später als den zweiten, und ich habe nicht ermangelt, den Einschluß an Serenissimum Höchstdenenselben alsobald behändigen zu lassen.

Schon eher würde mir die Freiheit genommen haben, die hiesigen Praenumerations-Gelder auf dero Sammlung kurzer Reise-Beschreibungen einzufordern und schuldigst zu übersenden, woferne theils die Hofnung zu mehrern Praenumeranten und die Entfernung meiner Sub-Collecteurs, deren einer zu Ludewigs-Lust doch nur einen Beitrag liefern können, dieses Geschäfte nicht in etwas verzögert hätten. Jezo entlädige mich dieser meiner Pflicht, indem ich hierdurch 23 Species Dukaten für 23 Exemplare nebst dem anbefohlenen Verzeichnisse der Praenumeranten überliefere und dagegen, außer einer geneigten Antwort wegen des Empfanges, zu seiner Zeit die Exemplare vollständig und unbeschädigt ganz gehorsamst erbitte. Wie gerne hätte ich diese geringe Zahl auf eine weit ansehnlichere Summe vergrößert! es ist mir aber bei so wenigen Liebhabern einer angemessenen und nützlichen Lectür, auch bei der Abneigung gegen Praenumerations-Wercke in hiesiger Gegend unmöglich gewesen. Ew. Wohlgebornen wollen also den besten Willen für die That annehmen.

Aber werde ich auch wohl von Ihnen Verzeihung gewärtigen können, wen ich mich erdreiste, den Einschluß an den Herrn Doctor Siemerling zur Beförderung gehorsamst zu empfehlen?

Gewiß ich hätte diesen Schritt nicht gewagt, wen ich von seinem dasigen Aufenthalte und Logis noch völlig versichert wäre. Inzwischen und da auch von seiner Abreise keine Nachricht erhalten, will ich es hoffen, wiedrigenfalls würde zu einer zweiten noch unverschämteren Bitte mich fast gezwungen finden.

Die Anlage mit dem darinn befindlichen Gelde betrifft einige Exemplare von den in Berlin herausgekommenen Briefen zur Er-

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innerung an merckwürdige Zeiten und rühmliche Personen aus dem wichtigen Zeitlaufe von 1740 bis 1780, 2 Theile, um deren Absaz mein Vetter mich ersucht hat und welche der Verleger für 1 Rthlr. 24 sl. abstehen will. Sollte nun der Herr Dr. Siemerling nicht mehr daselbst oder in der Nähe sich aufhalten und der Verleger, wie ich hoffe, Ew. Wohlgeb. bekannt wäre: so wünschte, daß dieselben den Einschluß entsiegeln, die sieben Exemplare für mich erstehen und ehestens übersenden mögten.

Ich schmeichle mich einer gewogentlichen Nachsicht wegen eines solchen Ihnen vieleicht unbequemen Auftrags und versichere dagegen, daß mir keine Beschäftigungen so angenem und dringend seyn werden als eben diejenigen, wodurch ich überzeugend beweisen kan, mit welcher unwandelbaren Verehrung beharre

Ew. Wohlgebornen
          unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 7ten December 1780.

4. An denselben. Schwerin 1781, März 15.

Wen ich Ew. Wohlgeb. ganz gehorsamst versichere, daß die übersandten 23 Exemplare des ersten Bandes deroselben Sammlung kurzer Reise-Beschreibungen an die Behörden richtig abgegeben worden: so erkenne mich zugleich höchstens verbunden, sowohl für die beiden übrigen Exemplare, wovon eines meinem Subcollecteur zutheil geworden, als auch besonders für die durch Bemerckung meines Namens in dem Praenumeranten-Verzeichnisse mir erwiesene unverdiente Ehre.

Wären alle Stunden meines Lebens für mich so vergnügt als diejenigen, welche in diesem so allgemein beliebten Wercke zu verdancken habe, mit Schaudern würde ich an das lezte Ziel meines Lebens dencken. Eine Auswahl unter der Sammlung der Reise-Beschreibungen zu treffen, dieses überlasse um so lieber andern, als ich den Verdacht einer Schmeichelei, auch bei der reinsten Wahrheit, nicht gerne auf mich laden mögte. Sollte ich indeß bei diesem ersten Bande etwas bemercken müssen: so würde es vieleicht auf eine Beschuldigung meiner eigenen Unvorsichtigkeit ausfallen. Ich lese in dem Verzeichnisse der Praenumeranten: Se. Hoch fürstl. Durchlaucht der regierende Herzog Friederich z. M. und ferner Ihre Herzog liche Durchlaucht die regierende Herzoginn Louise Friederike z. M. Sollte in meinem übersandten Verzeichnisse nicht bei beiden das Wort herzoglich stehen, so wäre freilich der Fehler nur mir beizumessen, welchen, womöglich, abzuändern bitte.

Den bis zum 1ten April verlängerten Praenumerationstermin habe sogleich durch die hiesigen Intelligenzblätter wieder bekannt gemacht. Allein ebensowenig ist die vorige Zahl dadurch vermehret als wenig die dasigen Astronomischen Wercke das in diesem Fache noch zu unerfahrene Mecklenburgische Publicum

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interessiren; nur zu deroselben lettres astronomiques habe einen einzigen Freund gefunden, wofür der Herr Doctor Siemerling 8 Gr. N. 2 / 3 an dieselben abliefern wird, und welches mit den Exemplaren des zweiten Bandes dero Reise-Beschreibungen gehorsamst erwarte. Ist es aber wohl zu bewundern, daß wir mit den Sternen so unbekannt sind, da wir sogar die Oberfläche unsers eigenen Vaterlandes nicht weiter als mit dem Pfluge berühren, mindestens die beendigte genaue Landes-Vermessung noch in keiner Landkarte im ganzen nuzbar gemacht haben. Berlin muß uns auch hierinn zuvorkommen. Die fürtrefliche von der Academie der Wissenschaften schon anno 1764 edirte Karte 4 ) macht dem Lande Mecklenburg Ehre, und dieselbe des Herrn Grafen von Schmettow 5 ), wovon bis jezt zwei Blätter dem Publicum überliefert sind, ist in betref des saubern Stiches und des großen Maßstabes für das kleine Fürstenthum Stargard, eine der prächtigsten und übertrift alle Erwartung. Aber wäre es nicht möglich gewesen, dem Grundrisse auf den 9 Blättern eine solche Stellung zu geben, daß aus der Zusammensetzung derselben ein regelmäßiges Ganzes, ich meine ein Oblongum entstanden? Hätten die inneren Abtheilungen nicht durch Farben unterschieden werden können und war es nur der Absicht des Herrn Grafen angemessen, dieses Land gleich einer Insel im Weltmehre darzustellen? da doch bei Bestimmung der Landes-Gränzen beiderseitige daran gelegene Grundstücke und Gegenden auf der Karte unentbehrlich sind.

Verzeihen Ew. Wohlgeb. der Ausschweiffung eines unberufenen Beurtheilers; vieleicht habe ich mich dabei von dem eigentlichen Gesichtspunkte des Herrn Verfassers zu weit entfernt; nie werde aber die Gränzen meiner Pflicht und aufrichtigsten Verehrung überschreiten, mit welcher unverbrüchlich beharre

Ew. Wohlgebornen
          unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 15ten März 1781.

5. An denselben. Schwerin 1781, Juni 11.

Von dem nachfolgenden Briefe ist die eingeklammerte Stelle [ ] gedruckt in Johann Bernoullis Sammlung kurzer Reise-Beschreibungen 3 (1781) S. 400-401.

Einem der hiesigen Praenumeranten auf Ew. Wohlgeb. Sammlung kurzer Reisebeschreibungen ist der erste Band derselben von


4) Mappa Ducatus Megapolitani nova ad statum hodiernum in tres partes earundemque praefecturas distincta auctoritate publica quondam adornata nunc vero exactior Auspic. Academ. Reg. Scient. Berol. Anno 1764. - Bachmann a. a. O. S. 11 und 134.
5) F. W. C. Graf von Schmettau, Karte des Herzogtums Mecklenburg mit verschiedenen seinen Provinzen usw. Berlin 1794. - Bachmann a. a. O. S. 11 und 137.
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Händen gekommen und er wünschet statt dessen ein anderes Exemplar der zwoten Auflage wieder zu erhalten; ich nehme mir also die Freiheit, um gewogentliche Uebersendung dessen nebst Bestimmung des Preises entweder in Gold oder N. ²/3 dafür, bei Gelegenheit des dritten Bandes, womit zugleich der Herr Regierungs Secretair Blume den seinigen erwartet, ganz gehorsamst zu bitten.

Der zweite Band enthält recht viel schönes, [besonders aber war mir die Nachricht pag. 256 von einem in der Angermündischen Kirche als eine besondere Seltenheit aufbehaltenen Kasten, worinn des Herzogs Hans Lösegeld soll gelegen haben, auffallend, weil ich mich sogleich aus meiner vaterländischen Geschichte erinnerte, daß derselbe der Herzog Johann oder Hans von Mecklenburg-Stargard gewesen, welcher auf Veranlassung des Churfürsten Friedrich des ersten von Brandenburg durch den Grafen zu Ruppin und Lindow im Jahr 1418 oder 1419 zu Koblanck im Stargardischen überfallen, gefangen genommen und nach Tangermünde gebracht worden, woselbst er bis 1427 in schweren Fesseln gehalten und nebst anderen harten Bedingungen eine große Summe Geldes (zu dessen Aufbewahrung hat also wohl der Kasten gedienet) zum Lösegeld zahlen müssen. (Franck, Alt- und Neu-Meckleburg Lib. VII pag. 163 sq. et 211).] Jedoch vieleicht komme ich zu spät mit dieser Kleinigkeit und vermuthlich haben Ew. Wohlgeb. solches schon selbst aus der Brandenburgischen Geschichte wahrgenommen.

Das Post-Porto von Lenzen bis hierher beträgt aufs Jahr zwischen 5 und 6 Mark schwer Geld; bei den nicht allein hieselbst, sondern zum größten Theil hin und wieder in Mecklenburg wohnhaften Praenumeranten würde es mit Weittläufftigkeit verknüpft, besonders aber in betref der herzogl. Familie bedencklich seyn, wen ich denselben jedesmahl einen oder einige Schillinge Porto abfordern sollte, um so mehr nehme deroselben gefälliges Anerbieten, diesen kleinen Verlag zu seiner Zeit berechnen zu dürfen, dancknehmigst an, vieleicht aber würden Ew. Wohlgeb., mindestens in Rücksicht der Münzsorte, gewinnen, wen die Rackete bis hieher völlig frei gemacht werden könnten.

Mit vollenkommenster Hochachtung habe die Ehre zu beharren

Ew. Wohlgebornen
          unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

N. S. Meine verbindlichste Empfehlung an den Herrn Dr. Siemerling bitte gelegentlich zu vermelden, auch daß ich zu dem dritten Theile der Briefe zur Erinnerung etc. mir baldige Hofnung machte, ob ich gleich selbige in dem allgemeinen Franckfurt- und Leipziger-Meß-Catalogo d. J. nicht bemerkt gefunden 5a ).

Schwerin den 11ten Juny 1781.


5a) Briefe zur Erinnerung an merkwürdige Zeiten und rühmliche Personen aus dem wichtigen Zeitlaufe von 1744-1778. Berl. 1778. Verfasser war Johann Friedrich Borchmann.
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6. An denselben. Schwerin 1781, September 3.

Eine Anlage zu diesem Briefe ist gedruckt in Bernoullis Sammlung kurzer Reisebeschreibungen 4 (1781) S. 406-15 und daher hier nicht wiederholt.

Nebst Ew. Wohlgeb. gewogentl. Schreiben vom 12ten v. M. habe die Exemplare des dritten Bandes, wie auch zwei derselben des ersten richtig erhalten. Der Herr Archiv Secretair Schmidt hatte seinen ersten Band an einen Freund geliehen, welcher solchen nach einiger Zeit nicht wieder liefern konnte, daher er mich um Verschaffung eines andern an dessen Stelle ersuchte. Kurz vor dem Empfang dessen fand der vermißte Band sich wieder an, und dieses hatte zur Folge, daß der Freund nunmehro dieses Werck gleichfalls zu halten und zu continuiren sich entschloß. Er hat mir für alle vier Theile anliegenden Holländischen Ducaten behändiget und erwartet dagegen den 2. 3. und 4ten Band, nach erfolgtem Abdrucke des lezteren. Ich machte ihm den Einwurf, daß die Praenumerations-Zeit schon verflossen wäre, allein er glaubte, Ew. Wohlgeb. würden sich damit begnügen, weil dadurch der Defect gehoben, und dieselben die einigen Provinzen offerirte Prolongation bis zum 1sten October ihm gleichfalls zu gute kommen lassen würden, mithin fielen die notirten 40 sl. für den übersandten ersten Band aus meiner Berechnung. Hierüber und besonders, wen mehrere dergleichen einzelne Praenumeranten sich ergeben sollten, erbitte dero Befehl, ob ich, wie jezo, das Geld sogleich mit der Post (dieses Porto bis Lenzen bezahle ex propriis) übersenden oder bis zur Praenumeration für den folgenden Jahrgang damit warten oder auch solches jemanden hieselbst zustellen solle.

Folgende Stelle Ew. Wohlgeb. Schreibens: Es ist schlimm, das das Porto so hoch kömmt . . indessen muß ich mir wohl diesen Abgang gefallen lassen, wen es nicht anders seyn kan und da ich mich schon dazu verbunden habe etc., sezet mich, ich gestehe es aufrichtig, in Verlegenheit, weil ich, nach meiner Situation von den theils hieselbst theils auch in Ludewigslust, Lübeck, Neu-Strelitz, Rostock und Stavenbagen zerstreut wohnenden Praenumeranten das Postporto, welches man hieselbst sonsten in allen dergleichen Fällen niemahlen bezahlet, einzufordern mich fast ohne Unannemlichkeiten außer Stande finde, in betref der fürstlichen Familie aber aus erheblichen Ursachen solches gar nicht gerathen finde. Dieses ist mein erstes Geschäfte von der Art, womit ich mich bis hieher noch nie befasset habe, außer dem Porto von Lenzen bis Schwerin, welches gemeiniglich 24 sl. M. V. jedes Mahl beträget und der Correspondence mit den Interessenten habe ich beinahe so viele Kosten als die Praenumeration eines Jahrganges beträget. Nicht Gewinnsucht, sondern lediglich die Achtung gegen Ew. Wohlgeb. und die Liebe gegen den Herrn Dr. Siemerling hat mich zur Übernahme dessen bewogen. Ew. Wohlgeb. verheißen in dero ersten Ankündigung auf 10 Exemplare das 11 te frei und in der Nachricht

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bei dem dritten Bande auf 6 Exemplare das 7te oder dem Abzug des siebenden Theiles des Geldes und dabei das freie Porto nicht allein bis an die Gränze sondern auch bis Leipzig, Dresden, Nürnberg, Basel, Münster, Hamburg und andere Oerter mehr. Schwerin ist kaum 24 Meilen von Berlin, meine Zahl der Praenumeranten beläuft sich jezo (ich weiß nicht, ob solche in der Folge zu- oder abnehmen wird, Todes- oder andere Fälle lassen dieses eher als jenes vermuthen) auf 25. Zwey überschüssige Exemplare habe dagegen von dero Gewogenheit oder vielmehr nur eines, weil das andere einem Subcollecteür für 10 Exemplare gebühret . . . jedoch genug hievon, dero endlicher Entschluß wird mich vergewissern, ob dieselben obige Verheißungen auf mich anwenden, und im Falle des Abzuges trage ich die Kosten von Lenzen bis hieher und so weiter.

Ew. Wohlgeb. wünschen einige gute Aufsätze für dero allgemein beliebte Sammlung, wenigstens Anmerckungen und Ergänzungen des weil. Herrn Nugent's Reise. Freilich würde dieses meinen Landesleuten Ehre machen, auch manche Örter und Seltenheiten Mecklenburgs gemeinkündiger darstellen; aber zur Zeit wüste ich doch von meinen Bekannten oder andern noch keinen, der im ersten Falle hiesige Gegenden mit einem forschenden Blicke durchgereiset, weniger aber beurtheilende Diarien von seinen Reisen entworfen hätte. Indeß will ich mich darnach umsehen und, sollte ich brauchbare Entdeckungen machen, davon benachrichtigen. Nugents Reisen lassen sich, soviel ich aus dem übersezten ersten Theile schließe, ziemlich lesen, sie sind freilich hin und wieder, wie die mehresten der Art, mit unbedeutenden Kleinigkeiten überladen und enthalten wenig für jeden Leser Intressantes, auch manches Fehlerhafte, daher der Übersezer solche zum Theil in den Anmerckungen berichtigt hat. Ich kenne einen unter meinen Freunden und Korrespondenten, auch Nugent hat ihn schon selbst, der reinen Wahrheit gemäß, als einen Mann von großer Gelehrsamkeit und dem besten Herzen geschildert, es ist der Geheime Kanzelei-Rath Aepinus zu Rostock, welcher gewiß am fähigsten wäre, die besten Anmerckungen darüber zu entwerfen, nur sorge ich, daß seine vielen Amts- und anderen Geschäfte ihm keine Muße dazu lassen werden. Versuchen will ich es doch bei der ersten Gelegenheit, ob ich ihn dazu bereden kan, vieleicht übernimmt er diese Arbeit oder bringet einen andern dazu in Vorschlag.

Nun noch etwas von meiner vorherigen brieflichen Anecdote in Betref des Angermündischen Kirchen-Kastens. Es war ein flüchtiger und der Zeit ganz unreifer Gedanke, dem ich, gefraget, keinen Plaz in dem dritten Bande dero Sammlung würde zugestanden haben. Geschehene Dinge sind nun nicht zu ändern; vieleicht wird ein anderer dadurch gereizet, den Zweifels-Knoten zu entwickeln. Finden Sie bei meiner Erklärung Bedencklichkeiten, so würde ich gerne denselben von Ew. Wohlgeboren meinen ganzen, wiewohl

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geringfügigen Beifall geben, den zu dergleichen Controversen habe so wenig Zeit als Neigung, aber - - - Nun über dieses Aber habe in der Anlage etwas ausführlicher gehandelt. Machen Ew. Wohlgeb. damit, was Ihnen beliebt, ist es ganz untauglich, so wird es doch wenigstens zu Vidibus gut seyn. Sind wir nun gleich im obigen Falle nicht von gleicher Meinung, so schmeichele mich dennoch der Fortdauer dero Gewogenheit, wogegen ich mit unverbrüchlicher Hochachtung mich nenne

Ew. Wohlgebornen
          unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 3ten September 1781.

N.S. In voriger Woche sind unser durchlauchtiger Prinz Friedrich Franz mit ihrer Frau Gemahlin 6 ), dem Herrn Geheimen Rath und Oberhofmarschall Baron von Lützow 7 ) von hier nach Berlin und Pozdam gereiset, um das dasige Sehenswürdige in Augenschein zu nehmen. Vieleicht sind sie noch dorten. Eine gute Gelegenheit etwas ohne Kosten herrüber zu senden, deren sich allenfalls Herr Dr. Siemerling, wo er schon wieder da ist, zu Nuze machen könnte. Ich weiß nicht, wie es mit dem mir schon lange versprochenen dritten Theil eines Buches stehen möge, und ob derselbe endlich die Presse verlassen habe, oder gar nicht erscheinen werde.

7. An denselben. Schwerin 1781, Dezember 24.

Ew. Wohlgeboren können nicht mißvergnügter über den langen Verzug meiner Antwort und der einzusendenden Praenumerations Gelder für den zweiten Jahrgang dero Sammlung kurzer Reise-


6) Friedrich Franz, der Erbprinz, 1756-1837, als Großherzog Friedrich Franz I., der Sohn des Erbprinzen Ludwig, der seinem Bruder, dem regierenden Herzog Friedrich, im Tode vorausgegangen war. Er wurde am 24. April 1785 Herzog von Mecklenburg und nahm am 14. Juni 1815 die großherzogliche Würde an. Seine Gemahlin war Louise, Prinzessin von Sachsen-Gotha-Roda, die Tochter des Prinzen Johann August von Sachsen-Gotha-Roda, 1756-1808, seit 31. März 1775 vermählt.
7) August von Lützow, geb. 11. Juni 1757 als Sohn des Oberstallmeisters von Lützow in Schwerin. L. von Hirschfeld, "Von einem deutschen Fürstenhof" (Wismar 1896), Band 1, S. 72, läßt ihn seit Herbst 1783 die Stelle eines Kavaliers der Gemahlin des Erbprinzen Friedrich Franz einnehmen, während er doch schon nach dem vorliegenden Briefe 1781 deren Oberhofmarschall war. Seit 1782 war er außerordentlicher Gesandter der Herzogl. Mecklenburg. Regierung in Berlin und wurde mit dem Regierungsantritt Friedrich Franz I. Oberhofmeister. Er verband beide Stellungen, indem er am Berliner Hof nur die Wintermonate zubrachte und für den Sommer nach Ludwigslust zurückkehrte und dann die Funktionen seines Hofamts versah. Über seine für Mecklenburg bedeutsame Wirksamkeit siehe v. Hirschfeld a. a. O. S. 72 ffg.
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Beschreibungen seyn als ich selbst bin. Jch habe mich seit dem Empfange des lezten Bandes durch eine Missive hieselbst und verschiedene Briefe an meine auswärtigen Freunde alle mir ersinnliche Mühe gegeben, die Zahl der Liebhaber zu diesem schäzbaren Wercke nicht allein zu erhalten, sondern auch zu vermehren, aber ist es Mangel am Gelde oder Abneigung gegen alle Pränumerationen . . . Wunsch und Hofnung ist mir dabei fehlgeschlagen, vielmehr ist jene durch den Todt des Herrn Regierungsraths zur Nedden 8 ) und Aufsage des Herrn Cammerjunckers von Ranzow und Hofraths Hertel sogar auf 3 vermindert, so daß zur Zeit noch 22 Praenumeranten übrig geblieben. Zwar habe ich mich auch in Güstrow um Subscribenten beworben, aber bis jezt von da noch keine Antwort erhalten. Sollte ein oder der andere sich dazu angeben, so werde nicht verfehlen, ungesäumt davon zu benachrichtigen. Die Praenumeration auf 22 Exemplare des künftigen Jahrganges und auf eines für mich (mein Subcollecteur hat für seinen Antheil Geld gewählet und abgezogen) beträgt laut anliegender hoffentlich mit dero gewogentlichen Offerte übereinstimmende Berechnung, deductis deducend., 54 Rth. 29 sl. oder resp. 11 Spec. Ducaten, 5 Louisd'or und 9 sl. Pr. Cour., welche hiebei erfolgen. Die Ducaten sind in dieser Gegend nicht coursirend, mithin sehr selten, ich habe also, um nur Geld zu erhalten, von einigen N. ²/3tel und von andern schwer. Cour. annehmen und zum Theil mit Verlust gegen Louisd'or umsezen müssen. Bei dieser Gelegenheit übersende zugleich den Bogen Z aus dem zweiten Bande hiebei, welcher in dem Exemplar des Herrn Hofrat Plate gedoppelt gewesen, wogegen aber der Bogen A fehlet. Diesen Defect hat einer aus seiner Lese-Gesellschaft erst spät wahrgenommen, er erbittet sich also mit nächster Gelegenheit den mangelnden Bogen A dagegen gehorsamst zurück.

Ferner empfangen Ew. Wohlgeboren hiedurch einige Anmerckungen über Nugent's Reisen durch Deutschland, warum dieselben vor dem mich gewogentlich ersucht haben. Sie sind von dem Verfasser der in diesem Jahr edirten und gewiß mit vieler Mühe ausgearbeiteten Geschichte der adlichen Familie von Bülow 9 ), ich meine von dem Herrn Geheimen Kammerrath von Bülow zu Neu-


8) Verfasser der Historisch-diplom. Untersuchung vom Zustande und der Verfassung der Mecklenburg. Municipalstadt Rostock seit ihrer Erbauung im 12. Jahrhundert bis ums Jahr 1379. Entgegengesetzt der s. g. historisch-diplomatischen Abhandlung vom Ursprung der Stadt Rostock Gerechtsame, Rostock 1764.
9) Jak. Fr. Joachim von Bülow, Historisch-genealogische und kritische Beschreibung des freiherrlichen und gräflichen Geschlechts von Bülow mit Kupfern und vielen Urkunden versehen. Neubrandenburg 1780. In Büschings Wöchentl. Anzeigen 1782 S. 27 besprochen. Seine Anmerkungen zu Nugent's Reisen sind gedruckt Samml. kurz. Reisebeschr. 6 (1782) S. 383 ff.
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Streliz, mit welchem ich jener Geschichte und noch eines andern Werckes wegen Amtes halber in Correspondence stehe. Ich hatte ihn, weil Nugent viel von dem Strelizschen Hofe in seinen Reisen erzählet, darum ersucht. Sie sind nun zwar mit einer in etwas flüchtigen und zum Theil unleserlichen Hand abgefast und es ist sein eigenhändiges Concept, jedoch kommen hin und wieder Berichtigungen vor, welche einige Aufmercksamkeit verdienen. Er überläst mir die Freiheit, darinn nach Belieben auszustreichen, oder zu verbessern, und ich stelle Ew. Wohlgeb. nicht allein dieses, sondern auch, ob Sie davon in dero Sammlung Gebrauch machen wollen und können, völlig anheim, nur weiß ich nicht, was derselbe bei folgender Stelle aus seinem Schreiben an mich: Will der Herr Bernoulli für meine Arbeit einen Jahrgang schencken, so mögte mein Ehrgeiz nicht, aber mein Geldgeiz Nahrung erlangen, auf alle Fälle sende ich hiebei den Werth eines Dukatens -"i. e. 2 Rthlr. 16 sl. schwer. Cour." dencken und entschließen werden. Dieser Werth ist unter den 22 Ducaten eben nicht zu meinem Vortheil berechnet. Er hat mir nicht geschrieben, daß im Fall Ew. Wohlgeb. solche Anmerckungen abdrucken lassen wollten, es unter seinem Namen geschehen könne, meiner unmaßgeblichen Meinung nach wäre statt dessen in dem Vorbericht etwa anzuzeigen, daß selbige von einem vornehmen und der Sache völlig kündigen Bedienten am Herzogl.-Mecklenburg-Strelizschen Hofe eingesandt worden. Vieleicht habe ich in kurzem das Vergnügen, einen andern interessanteren Beitrag zu dero Sammlung zu übermachen, weßfalls ich mich jezo noch nicht näher erklären kan. Wegen des Transports dieses Wercks in der Folge bitte jedesmahl die bis Lenzen franquirten Pakete von da auf Ludewigslust, mit einem blossen Couvert um den Brief an mich, an den dasigen Herzogl. Mundschenck und Postmeister Herrn Cornelius zu addressiren, welcher alsdan die herrschaftlichen und einige andere Exemplare herrausnehmen, die übrigen aber mir übersenden wird, als wodurch mir einige Erleichterung des sonst gedoppelten Porto zuwächst.

Die Anzeige der von Ew. Wohlgeb. zu edirenden Lambertschen 10 ) Wercke habe auf dero Verlangen gleichfalls nicht nur bei allen Gelehrten hieselbst coursiren lassen, sonder auch einige davon an meine Bekannte in Rostock, Büzow, Ludewigslust etc. gesandt, jedoch, leider, nicht mehr als zwei Subscribenten, nemlich den Herrn Geheimen Kanzelei Rath A. J. D. Aepinus in Rostock und den Herrn Professor M. F. L. C. Karstens 11 ) in Büzow


10) Johann Heinrich Lambert, 1728-77, Mathematiker, Astronom, Physiker und Philosoph. A.D.B. 17 S. 552.
11) Franz Lorenz Christian Karsten, 1751-1829, ord. Professor der Kameralwissenschaften und Ökon. in Bützow und in Rostock. - Wilh. Stieda, Die Nationalökon. als Universitätswissenschaft, 1906, S. 38.
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auf alle drei Theile derselben gleichsam erpressen können, ein Beweis, wie wenig meine Landesleute jenen weiland großen Gelehrten kennen oder vielmehr, wie wenig Geld man zu dergleichen Wercken übrig hat. Sobald der erste Theil den beiden Freunden wird überliefert seyn, will jeder seinen dafür bestimmten Ducaten zahlen.

Wie stehet es mit dem von dem Herrn Kriegsrath Borchmann längstens versprochenen dritten Theil der Briefe zur Erinnerung an merckwürdige Zeiten? Jch will ja nicht hoffen, daß er es, wie der Herr Baron von Crohn 12 ) und andere seines Gleichen, machen werde, welche sich mit den Praenumerationen bene gethan, aber die versprochenen Wercke nie geliefert haben. Wie ich aus deroselben Schreiben ersehe, so hat er schon die Hälfte der diesseitigen Praenumeration auf 7 Exemplare, welche ich zum Theil aus meiner Tasche vorgeschossen, von Herrn Dr. Siemerling in Empfang genommen. Ich bitte recht sehr, die andere Hälfte so lange zurückzubehalten, bis er den verheißenen Theil würcklich an dieselben abgeliefert hat, und sollte er damit gegen Ostern noch nicht fertig seyn, so wäre wohl der beste Weg, auch den Vorschuß ihm abzufordern, damit ich und einige meiner Praenumeranten das unsrige wieder erhielten.

Bloß der unschätzbaren Gewogenheit Ew. Wohlgeb. darf ich es zurechnen, daß dieselben meiner fernern Erörterung von dem Herzoge Hans einen Plaz in dero 4ten Bande gegönnet und noch dazu mit einer so schmeichelhaften, um so weniger aber verdienten Einleitung begleitet haben. Vieleicht reizet dieser schöne Kranz einen Kenner, den schlechten Wein genau zu prüfen und statt dessen, dem Publicum einen besseren vorzusetzen. Gut wen nur die Geschichte dadurch aufgekläret wird, werde demselben den ersten Beifall zurufen. In bemercktem 4ten Bande ist mir unter andern auch und vermuthlich allen Lesern die pag. 121 angebrachte Note von der statlichen Reuterei auf den gehörnten Thieren sehr belustigend gewesen. Ich gäbe etwas darum, die Original-Urkunde selbst zu sehen, und ob die Worte oxen würcklich darinn stehen, es ahndet mir aber, daß der Abschreiber (wo es kein bloßer Druckfehler ist) von der Urkunden-Schrift und alten platten Sprache wohl eben keine genauen Kenntnisse möge gehabt haben, mithin ein x für ein r oder oxen für orsen gelesen, weil ihm das erste, nicht aber das lezte verständlich gewesen. Tausendfältig habe ich dieses sowohl in Original-Urkunden des hiesigen Herzoglichen Archivs als in Abdrücken, jenes aber nie, vorgefunden, welches den ein zum Kriege völlig abgerichtetes, auch zuweilen geharnischtes Pferd, equum bellicum et feudalem, bedeutet. Haltausii, Gloss. German. med. aevi sub voce: ors. item ors-


12) Fr. Wilh. Frz. von Krohne, stirbt 1787, Verfasser des allgemeinen deutschen Adelslexikons, von dem jedoch nur 2 Teile (A-M), Lübeck und Hamburg 1774-1776, erschienen sind.
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dienst, und so fiele freilich bei einem Feldzuge alles comische weg. Jedoch dieses sey nur meinem Gönner, nicht dem Publikum, in der unverbrüchlichsten Hochachtung gesaget, mit welcher nebst Anwünschung des vollenkommensten Wohlergehens und der dauerhaftesten Gesundheit in dem bevorstehenden und folgenden Jahren lebenswierig beharre

Ew. Wohlgeb. unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 24ten December 1781.

8. An denselben. Schwerin 1782, Februar 2.

Ew. Wohlgeb. gewogentliches Schreiben vom 1sten v. M. nebst 23 Exemplaren des 5ten Bandes dero Sammlung kurzer Reisebeschreibungen und 2 Exemplare des ersten Bandes der Lambertschen Briefe habe richtig erhalten und nichtes kan mir angenemer seyn als deroselben Zufriedenheit mit meiner deßfalls verwandten, obgleich der Erwartung nicht völlig entsprechenden Bemühung.

Jezo erfolgen hiebei ein Spec. Ducaten und 1 Rth 34 sl. Pr. Cour., welche nach anliegender Berechnung deduct. deducend. die Praenumeration zweier schon bekannter Liebhaber für drei Bände der Lambertschen Schriften 13 ) und des Herrn Magistri Friedrich Neumann zu Güstrow für den jezigen Jahrgang deroselben Sammlung kurzer Reisebeschreibungen betragen. Zwar sollte noch ein Spec. Ducaten dabei seyn, allein nach dero ausdrücklicher Bewilligung habe selbigen zurückbehalten, um ihn dem Herrn Geheimen Cammerrath von Bülow zu Neu-Streliz für seine Anmerkungen über Nugents Reisen entweder gelegentlich zu übersenden oder auch als seine Praenumeration für den dritten Jahrgang bis dahin bei mir zu asserviren.

Ich gestehe aufrichtig, daß mir anfänglich dieses meines Gönners Antrag in etwas auffallend war, zumahl ich ihn aus unserer häuffigen Correspondence von einer solchen Seite nicht kannte; allein er hat mich durch folgende Stelle seines jüngsten Schreibens: "Ich kan es beinahe rathen, daß sie sich wohl ein wenig darüber gewundert haben, daß ich nach einem Ducaten so begierig war, allein, liebster Freund, das hatte eine andere Ursache. Schenckte er mir einen Jahrgang, so konnte ich diesem mir unbekannten berühmten Manne mit guter Manier auch wieder mit meinem Buche (i. e. seiner Familien Geschichte, woran ich einen kleinen Antheil hab, deren Praenumeration einen Louisd'or betragen) unter die Augen gehen und das habe ich auch gethan" völlig befriedigt. Wen beider dero Wercke die Presse werden verlassen haben, so erwarte durch die nunmehr beliebte Addresse an Herrn Mundschenck und Postmeister zu Ludewigslust, Cornelius,


13) J. H. Lambert, Abhandlungen, Berl. 1782, herausgegeben von Bernoulli, und Joh. Heinr. Lamberts deutscher Briefwechsel, Berlin 1781, 5 Bände, herausgegeben von Bernoulli.
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außer den gewöhnlichen 23 Exemplaren des 6ten Bandes, noch ein Eremplar des 5. und 6ten dero Sammlung kurzer Reisebeschreibungen für den aufs neue beigetretenen Herrn Mag. Neumann zu Güstrow, wie auch 2 Exemplare der Continuation Lambertscher Schriften.

Die Nachricht, daß des Herrn Kriegsraths Borchmann Auflage des längst versprochenen dritten Theils seiner Briefe etc. Schulden halber in Berlin mit Arrest beleget sey, ist mir eben nicht angenem. So habe ich auch einstens einen Spec. Ducaten für das Adels Lexicon des berüchtigten Avanturier von Krohn eingebüßet und dergleichen Vorfälle sind dan wohl die Haupt Ursache, daß Bücherfreunde sich so ungerne zu Praenumerationen verstehen wollen. Ew. Wohlgeb. gewogentlichen Vorschlag, daß ich, um die Hälfte des denenselben bezahlten Preises für sieben Exemplare jenes Theils womöglich wieder zu erhalten, denenselben eine Art von Vollmacht übersenden sollte, habe nun zwar durch Anlage dancknehmig befolget, allein woferne solches mit einigen Weiterungen oder Kosten verknüpfet seyn sollte: so wäre es auf meiner Seite Zudringlichkeit, damit beschwerlich zu fallen, viel lieber will diese Kleinigkeit ausopfern, sowie ich es den überhaupt in Ew. Wohlgeb. freien Willkür stelle, ob, wan und welchen Gebrauch dieselben davon machen wollen, welches den, wen noch Hofnung wäre, daß der Arrest gehoben und der Abdruck beendigt werden könnte, ohne dem unnöthig seyn dürfte, allenfalls bleibet doch mindestens die andere Hälfte jener Praenumeration bis zu unserer künftigen Berechnung in dero Verwahrsam. Übrigens werde lebenswierig mit unbegränzter Hochachtung beharren

Ew. Wohlgeb. unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 4ten Februar 1782. 14 )

9. An denselben. Schwerin 1782, April 4.

Indem ich den richtigen Empfang der Exemplare des 6ten Bandes Ew. Wohlgeb. Auszüge kurzer Reisebeschreibungen und des Lambertschen Wercks hiedurch ganz gehorsamst versichere, so bedaure zugleich recht sehr, daß dieselben wegen der Borchmannischen Affaire so viele Mühe gehabt haben. Diese Kleinigkeit verdienet solche gewiß nicht, ich bitte also ganz gehorsamst, woferne die Exemplare gegen den bei Ihnen aufbehaltenen Nachschuß, allenfalls mit einer kleinen Zulage, nicht können in Empfang genommen werden, diese Sache nur auf sich selbst beruhen zu lassen.

Der Herr Geheime Kammerrath von Bülow hätte Ihnen doch wohl billig etwas mehr als ein bloßes Equivalent, mithin ein Exemplar auf Postpapier von seiner Familien-Nachricht offeriren


14) Es folgt eine kurze Abrechnung über je 1 Spec. Ducat. Praenumeration des Geh. Kanzleirats Aepinus zu Rostock u. des Professors Karsten zu Bützow auf die Lambertschen Schriften u. des Mag. Friedrich Neumann auf den 2. Jg. der Reise-Beschreibung.
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sollen, zumahl er dero Sammlung nicht allein mit seinen ein wenig zu eilfertig entworfenen Anmerckungen über Nugents Reisen, sondern auch so gar mit den Kleinigkeiten zur Berichtigung einiger Stellen in jener Familien-Nachricht überladen hat. Das deßfalls von ihm erhaltene Schreiben ließ mich dieses erwarten, allein er ist ein Kameralist und freilich muß die Sparsamkeit sein Haupt-Grundsatz im Dienste seyn, ob er aber auch in seinen eigenen Geschäften und besonders im gegenwärtigen Falle Gebrauch davon machen müssen, dieses lasse dahingestellt seyn. Übrigens schäze ihn als einen rechtschaffenen, geschickten und sehr fleißigen Cavalier.

Die Absicht unserer durchlauchtigsten Prinzessin Ulrique Sophie, deroselben allgemein beliebte Sammlung kurzer Reisebeschreibungen gleichfalls zu besizen, und der Befehl, selbige für Höchstdieselben zu verschreiben, dieses ist die Haupt-Veranlassung des jezigen Briefes. Wen ich also nach Abzug des gewogentlich zugestandenen 7ten Theils einen Spec. Ducaten und 2 Rthlr. 7 sl. Pr. Cour. (den Ducaten zu 3 Rthlr. Pr. Cour. gerechnet) als das Pretium für die vier Bände des vorigen und die Praenumeration für dieselben des jezigen Jahres hie beischließe, so hoffe Ew. Wohlgeb. werden dagegen die oben edirten 6 Bände mit nächster Post über Lenzen gerade auf Schwerin jezo ohne Addresse auf Ludewigslust (in der Folge bleibet es jedoch dabei) zu übersenden und in Betref der beiden übrigen hoc anno noch zu erwartenden Bände, die vorige Zahl der Exemplare noch mit einem für die durchlauchtige Prinzessinn zu vermehren, allenfalls auch einen Empfang- und Praenumerations-Schein darüber beizufügen die Gefälligkeit haben, wogegen ich mit unbegränzter Hochschäzung beharre

Ew. Wohlgeb. unterthänigster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 4. April 1782.

10. An denselben. Schwerin 1784, März 8.

Mit Mißvergnügen seze endlich die Feder an. Briefe, Missiven und in den hiesigen Intelligenz-Blättern wiederholte Empfehlungen dero beiden Wercke - alles hat meiner Erwartung nicht entsprochen und ist ganz vergebens gewesen. Statt daß die Zahl der Mecklenburgischen Liebhaber dazu sich vermehren sollen, so hat selbige im Gegentheil mercklich abgenommen. Ich beziehe mich deßfalls auf beiliegendes Verzeichniß. Ist meine Berechnung, wie ich hoffe, richtig, so beträgt die ganze Summe der Praenumerations-Gelder für dieses Jahr deduc. deducendis 29 Rthlr. 19 sl. in Louisd'or und 3 Rthlr. 39 sl. Pr. Cour. oder 9 Spec. Ducaten und 1 1/2 Louisd'or, welche hiebei erfolgen und von deren richtigen Empfang mich gelegentlich zu vergewissern bitte.

Laut dero Briefes vom 27ten Juny v. J. assignirten dieselben 3 Rthlr. an den Herrn Geheimen Cammerrath von Bülow zu Neu-

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Streliz für ein erhaltenes Exemplar seiner Familien-Nachricht. Er verlangte solche der Zeit nicht, hat dagegen den diesjährigen Ducaten für die neue Sammlung zurückbehalten; wegen des Überrestes werden sich also Ew. Wohlgeb. mit ihm weiter zu berechnen die Gefälligkeit haben.

In den Büschingschen wöchentlichen Anzeigen waren die beiden Mecklenburgischen Land-Charten und zwar die Strelizsche mit dieser französischen Aufschrift: Carte de Duché de Mecklenbourg-Streliz, presenté à S. A. S. Monseigneur le Duc Adolph Fréderic par Fréderic Struve 1782, jede zu 4 Gr. aufgeführet 15 ). Die Preise derselben mögen nachher wohl etwas verhöhet seyn; ich habe also auf der Anlage den Rückstand von 2 Gr. mit in Rechnung gebracht. Werden die übrigen Lambertschen Bände bald zu erwarten seyn? Sollten selbige und die committirten wenigen Exemplare der Indischen Erdbeschreibung mit der neuen Sammlung nicht zugleich die Presse verlassen, so ersuche beide nicht über Lenzen, sonder nach der in einem deroselben Avertissement gegebenen Offerte über Lübeck und bis dahin postfrei zu senden, weil der Herr Mundschenck Cornelius zu Ludewigslust an diesen Wercken keinen Theil nimmt. Wen aber Ew. Wohlgeb. dahin keine Absendung hätten und dieser Cours Ihnen lästig fiele, so bleibt es, wie allemahl in betreff der Sammlung beim Alten. Meine Ursache dazu ist, weil von hier bis Lenzen ein Weg von höchstens 7 Meilen, drei Stationes, nach Lübeck aber nur 2 gerechnet werden.

Bald hätte ich schon jezo das bei Ew. Wohlgeb. in deposito stehende halbe Praenumerations-Quantum von 2 Rthlr. 22 Gr. für 7 Exemplare der Borchmannschen Briefe mit in Abrechnung gebracht, weil dieser unartige Mann wohl sein Wort nie erfüllen und ebensowenig die schon empfangene andere Hälfte restituiren wird. Allein da Ew. Wohlgeb. Mens. Aug. v. J. brieflich anzeigten, daß der dritte Theil wircklich unter der Presse und wohl in der Oster-Messe 1784 herrauskommen würde, so habe damit noch Anstand genommen. Sollte er aber auch dan damit zurückbleiben und dadurch alle Hofnung zum Empfange vereiteln, so bitte ganz geborsamst, die Kleinigkeit demnächst in einem Packet der neuen Sammlung oder der andern Wercke zu übersenden und, wen es nicht zu viele Mühe verursachte, in einem besonderen P. S. ostensible mich


15) In Büschings Wöchentlichen Anzeigen 1782 S. 136 ist nur die Struvesche Karte von Mecklenburg-Strelitz, die bei Herrn Schropp (Berlin?) 4 Gr. kostete, unter dem französischen Titel, den Evers im Briefe angibt, besprochen.Von einer Mecklenburg-Schwerinschen Landkarte, die zu dem gleichen Preise zu haben gewesen wäre, ist weder an dieser Stelle noch in den Jahrgängen 1783 und 1784 die Rede. Bei der Erwähnung der Schmettauschen Landkarte (Jahrg. 1782 S. 240), sofern sie sich auf den Strelitzer Anteil bezieht, ist ebenfalls kein Preis angegeben.
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zu benachrichtigen, daß der Herr Kriegsrath Borchmann daselbst, als der Herausgeber der Briefe zur Erinnerung an merckwürdige Zeiten und rühmliche Personen aus dem Zeitlaufe von 1748 bis 1780, schon im Jahre 1781 die Hälfte der von mir übersandten Praenumeration auf 7 Exemplare des dritten Theils jenes Wercks à Exemplar 40 sl. in Golde wircklich empfangen, und daß mein. dasiger Commissionair bei seiner Abreise die andere Hälfte bis zur Ablieferung besagten Theils bei Ew. Wohlgeb. deponiret hätte, daß aber der Verfasser bis jezt das Werck nicht abdrucken lassen, auch wohl in der Folge nie liefern würde, daher Sie mir, weil der halbe Vorschuß von dem Kriegs Rathe Borchmann seiner bekannten Dürftigkeit wegen auf keine Weise wieder zu erhalten, die übrige Hälfte, um solche den Praenumeranten zu restituiren, zurück senden müssen. Zu meiner Legitimation bei vier Interessenten muß ich mit diesem Gesuche beschwerlich fallen, auf die übrigen drei Exemplare ist nur subscribiret, ich habe den Vorschuß gethan, ich werde also auch den Verlust alleine tragen müssen.

Machen die Montgolvieschen Luftbälle 16 ) in Berlin und bei dasiger Academie so viel Aufsehen als in Frankreich? Von Ew. Wohlgeb. als dem competentesten Richter in diesem Fache wünschte ich gerne deßfalls und des künftigen Nuzens davon gelegentlich jedoch nur in wenigen Zeilen belehret zu seyn. Voltaire ließ einstens sein Micromegas mit einem Bewohner des Saturns eine Sternreise durch Beihülfe der Sonnenstralen bis zu uns verrichten; bald wird man den neu entdeckten Planeten vermittelst der brennbaren Luft in der Nähe betrachten können.

Haben Ew. Wohlgeb. die Recensionen der von dem Herrn Regierungsrath und ersten Archivar Spieß 17 ) zu Plassenburg herausgegebenen Archivalischen Nebenarbeiten in Büschings wöchentlichen Anzeigen 1783 44tes Stück und in den Leipziger gelehrten Zeitungen de d. a. 102tes Stück gelesen? Glauben Sie den auch, daß der ohnedem als ein geschickter Mann bekannte Herr Spieß nicht anders, als durch unhöfliche Herabwürdigung einiger seines Amtes konnte nach Würden gerühmet werden? Wie wen man öffentlich durch den Druck anzeigte, daß der Herr Büsching, weil er dieses oder jenes Werck geschrieben, kein Ober-Consistorialrath von der gemeinen Art, sondern ein gelehrter und arbeitsamer Mann sey, oder noch kraftvoller, daß der Leipziger Recensent ein rühmliches Original für viele academische Lehrer wäre, die eher den Namen der Küster oder Universitäts-Aufwärter als wahrer Professoren verdienten? Gewiß viele von der Geistlichkeit und


16) Josef Michel Montgolfier, 1740-1810, konstruierte 1783 einen durch erwärmte Luft zum Steigen gebrachten Luftballon. Sein Bruder Jaques Etienne, 1745-99, nahm an allen seinen Unternehmungen teil.
17) Spieß, Philipp Ernst, 1734-1794, Geschichtsforscher und Archivar, gab archivalische Nebenarbeiten und Nachrichten vermischten Inhalts mit Urkunden heraus. Halle 1783/85, 2 Teile. A.D.B. 35 S. 183.
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Lehrern auf hohen Schulen würden es dem Lobredner sehr übel deuten, mindestens verbreitete sich ein heftiger Feder-Krieg von Mecklenburg bis in Sachsen, als der weil. unglückliche oder, wohl passender, unwürdige Consistorialrath Fiedler 18 ) so etwas von einem Theil der Mecklenburgischen Prediger geschrieben hatte. Dieses werden jene Herren von den zur Gedult gewöhnten Archivarien wohl eben nicht zu gewärtigen haben. In allen Ständen sind leider untaugliche Mitglieder, keine sind aber dem Publicum weniger bekannt als Archivarien. Von diesen können nur Minister und Collegia, denen sie zur Hand arbeiten, gegründet urtheilen, ihre Geschäfte bleiben allen übrigen verborgen und müßen es auch, weil die strengste Verschwiegenheit ihre erste Pflicht ist. Ich weiß gewiß, mancher Archivar übertrifft viele andere Gelehrte, die durch die Presse Bekantschaft und Ruhm erworben haben, sowohl an wahrer Gelehrsamkeit als Fleiß, ob er gleich nie eine Zeile abdrucken lassen, weil vieleicht Neigung, überhäufte Amtsgeschäfte oder gewisse Rücksichten ihn davon abhalten. Ich habe immer eine bessere Meinung von einem Manne, der sich ganz seinem Amte widmet als von demjenigen, welcher sich mit Nebendingen viel beschäftiget, von diesem vermuthe vielmehr, daß ihn entweder sein Dienst nicht genug beschäftigen könne oder auch, daß er denselbigen vernachlässigt. Wen ein Leipziger Anonymus sich zuviel herausnimmt, so verdient er Mitleiden oder Verachtung, aber daß der verehrungswürdigste und berühmte O. C. R. Büsching 19 ) zu einer Recensenten Licenz sich herabläst, das war mir doch in etwas auffallend.

Gehöret dieses den auch zu unserm Collectur-Geschäfte? werden Sie vieleicht fragen. Freilich nicht, aber nicht immer einerlei zu schreiben, so fiel mir dieses eben zur Veränderung bei und ich konnte mich nicht enthalten Ew. Wohlgeb. meine etwanige Gedancken darüber bloß unter uns mitzutheilen. Der Recensenten Ruhm oder Tadel wird jedem Archivar sehr gleichgültig seyn, wen nur sein Landesherr, das Ministerium und Männer, wie Ew. Wohlgeb. seine Fähigkeiten und Diensteifer nicht verkennen, dessen bin ich bisher versichert gewesen und ich werde mich stets bestreben, diese Achtung besonders auch gegen dieselben in unverbrüchlicher Hochachtung zu verdienen, mit welcher Zeitlebens zu beharren die Ehre habe

Ew. Wohlgeb.
     ganz gehorsamster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 8ten März 1784.


18) Ferdinand Ambrosius Fidler oder Fiedler, 1737-1780, ursprünglich Katholik, trat in Hamburg zur evangelischen Religion über, Hofprediger in Ludwigslust, 1773 wirklicher Konsistorialrat und dritter Professor der Theologie in Bützow, Superintendent von Doberan, verließ diese Stelle verschiedener unwürdiger Handlungen wegen und starb in Altona.
19) Anton Friedrich Büsching, 1724-93. A.D.B. 3, S. 644.
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Praenumerationes 20 )
I. auf den ersten Jahrgang der neuen Sammlung
kurzer Reisebeschreibungen
1. des Herzogs Friederich zu Mecklenburg Durchlaucht 2 Exemplare 2 Spec. Dukaten
2. der Herzoginn Louise Friederique zu Mecklenburg Durchlaucht 1 Exemplar 1 " "
3. des Prinzen Friedrich Franz zu Mecklenburg Durchlaucht 1 Exemplar 1 " "
4. der Prinzessin Friederich zu Mecklenburg Durchlaucht 1 Ex. 1 " "
5. der Prinzessinn Ulrique Sophie zu Mecklenburg Durchl.1 Ex. 1 " "
6. des Herrn Geheimen Raths und Oberhofmarschalls Baron von Lützow 1 Ex. 1 " "
7. des Herrn Oberhauptmann von Kamz zu Stavenhagen 1 Ex. 1 " "
8. des Herrn Geheimen Cammerraths von Bülow zu N.-Streliz 1 Ex. 1 " "
9. des Herrn Justizraths Schmidt 1 Ex. 1 " "
10. des Herrn Revisionsraths Cahns 1 Ex. 1 " "
11. des Herrn Regierungs-Secretär Blume 1 Ex. 1 " "
12. für mich 1 Ex. 1 " "

P. M. Von den vorherigen Praenumeranten sind der Archiv-Secretär Schmidt und der Magister Neumann gestorben; der Rittmeister von Plessen, der Regierungs-Archivar Scheibel und der Marsch(all) Secretär Neumann aber ausgetreten. Von diesen erbitten sich den zu den bisherigen 12 Theilen versprochenen Supplement- und Register-Band für den bestimmten Preis von 24 sl.

1. der weiland Magister Neumanns Erben 1 Exemplar 24 sl
2. der Herr Regierungs-Archivar Scheibel 1 Ex. 24 "
3. der Marsch(all) Secretär Neumann 1 Ex. 24 "

die übrigen haben solchen nicht verlangt.

Summa 13 Ex. der neuen Sammlung und 3 Supplementbände
13 Spec. Duc. und 1 Rth. 24 sl. Louisd'or.
Beides beträgt in Louisd'or, den Ducaten zu 2 Rthlr. 40 sl. gerechnet
38 Rth. 16 sl Louisd'or
II. auf Tiefenthalers Indische Erdbeschreibung
1. der Herr Regierungs-Secretär Blume auf ein deutsches Exemplar in Quart 5 Rthlr. Louisd'or

Summa 43 Rthlr. 16 sl. "

20) Vgl. Samml. kurz. Reisebeschreib. (1781), 1.Band.
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2. der Herr Geheime Cammerrath von Bülow zu N-Streliz auf ein deutsches Exemplar in Octav 1 Rthlr. 20 sl. Pr. Cour.
3. der Herr Marschall Secretär Neumann dito 1   " 20 sl. "
3. für mich dito 1   " 20 sl. "

Summa 4 Rthlr. 12 sl. Pr. Cour.

Hievon gehet an bewilligte Collectur-Gebühr ab

1. von 38 Rth. 16 sl. Louisd'or der siebente Theil, beträgt 5 Rth. 23 sl., bleiben also 32 Rth. 41 sl. Louisd'or
2. von 5 Lousd'or der 8te Theil beträgt 30 sl., bleiben also 4   " 18 sl. "

Summa 37 Rth. 11 sl. Louisd'or

Von jenen 37 Rth. 11 sl. Louisd'or kommen noch in Abzug

a. die Praenumeration des Herrn Geheimen Cammerraths von Bülow auf die neue Sammlung pro hoc anno, welche er auf Abschlag seiner Forderung zurückbehalten hat, nemlich 1 Spec. Ducaten oder 2 Rth. 40 sl. Louisd'or

b. des Herrn Sekretär Blume Praenumeration auf die Indische Erdbeschreibung in Quart, welche ich schon im vorigen Jahre übersandt habe 5 Rth.

Summa 7 Rth. 40 sl. Louisd'or

Bleiben also übrig 29 Rthlr. 19 sl Louisd'or.

Hierauf erfolgen hiebeit 9 Spec. Ducaten à Stück 2 Rth 40 sl., betragen 25 Rth. 24 sl. Louisd'or und 1 1/2 Louisd'or, welche auch auf den Rest von 3 Rthlr. 43 sl Louisd'or und die obigen 3 Rth. 39 sl. Pr. Cour. (der Louisd'or zu 16 Mark Pr. Cour. gerechnet) enthalten.

Schwerin den 8. März 1784. C. F. Evers.

11. An denselben. Schwerin 1785, Oktober 31.

Von dem richtigen Empfang der 15 Exemplare dero kurzen Reisebeschreibungen und des ersten Bandes Tiefenthalers Beschreibung von Indien in Quart 21 ) gebe hiedurch nicht nur die Versicherung, sondern übermittele zugleich des Herrn Regierungs-Secretärs Blumen Praenumeration von 3 Rthlr. 16 sl. resp. in Gold und Chur-Sächsischer Conventions-Münze. Diese leztere ist


21) Description historique et geographique de l'Inde, qui presente en trois volumes enrichis de 68 cartes et autres planches 1) la geographie de l'Indoustan, par le père Jos. Tieffenthaler etc. Berlin 1786-91.
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nun freilich bei uns gar nicht coursirend, noch bekannt, und kaum habe ich in Schwerin 32 sl. davon auftreiben können. Indeß gilt nach dem Sächsischen Courant-Fuße der Louisd'or 5 Rthlr., mithin ist mit einem halben Louisd'or und 8 sl. dasiger Münze das übrige ergänzt. Mit dem nächsten Paket erbitte einen Praenumerations- Schein darüber und erwarte zu seiner Zeit von dero Gefälligkeit den Rückstand der praenumerirten Wercke als 1.) 15 Exemplare des 16ten Theils der Reisebeschreibungen, 2.) 16 Exemplare des Supplement- und Register-Bandes zu diesem Wercke, auf das 16te Exemplar haben bekanntlich die ausgetretenen Neumannschen Erben in Güstrow praenumeriret, 3.) 1 Exemplar des 2. und 3ten Bandes der Indischen Beschreibung in Quart und 3 Exemplare derselben deutschen Edition in Octav und endlich 3 Exemplare des zweiten Bandes der Lambertschen logicalischen Wercke.

Von meiner unlängst durch Sereniss. höchste Genehmigung und Veranstaltung des Kupferstichs zum Druck beförderten Betrachtung über eine in Rostock geprägte alte Münze in Grundlage der dieser Stadt ertheilten Landesherrlichen Münzbegnadigungs-Briefe und urkundlichen Siegel nebst Anzeige einiger gefundenen Wendischen Münzen in Quart 22 ) würde ich es mir zur besonderen Ehre schäzen Ew. Wohlgeb. mit einem Exemplar aufzuwarten, allein da dergleichen hiesige Alterthümer dieselben wohl wenig oder gar nicht interessiren, diese kleine Piece auch kaum das Porto werth seyn dürfte, so habe damit Anstand nehmen, allenfalls eine bequemere Gelegenheit dazu erwarten wollen.

Hätte ich nun keine andere Veranlassung dazu gebabt als das ehemalige Sentiment des gelehrten Herrn O. C. R. Büsching von den Archivarien, welche entweder keine Zeit noch Lust haben für die Ewigkeit oder Käsebuden zu schreiben - das schriftstellerische Schicksal ist in diesem Puncte oft sehr problematisch -; so würde gewiß noch lange in der Classe der ungeschickten Archiv-Handlanger geblieben seyn, aber auch diese Abhandlung, vieleicht auch meine Mitwirckung bei Herrn Hofrath Rudloff 23 ) gründlichen Handbuche der Mecklenburgischen Geschichte, sind zu unbedeutend, als daß ich mich dadurch bei den Herren Recensenten in bessern Credit sezzen könnte.

Dero fernerer Gewogenheit mich empfehlend beharre mit vollenkommster Hochschäzung

Ew. Wohlgeb.
     ganz gehorsamster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 31. October 1785.


22) Schwerin, Wismar, Bützow 1785, siehe oben in der Einleitung.
23) Friedrich August Rudloff, Pragmatisches Handbuch der Mecklenburgischen Geschichte T. 1 und 2, Schwerin, Wismar, Bützow 1780-94, T. 3 Rostock und Schwerin 1821/22, ein Sohn des Landsyndikus Ernst August R., 1751-1822, wurde 1817 von Kaiser Franz I. von Österreich in den erblichen Adelsstand erhoben. A.D.B. 29 S. 472.
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12. An denselben. Schwerin 1786, Januar 22.

Theils Mangel der Zeit, theils auch eine besondere Ursache verhindert mich, jezo hiebei zu schreiben. Nehmen Sie also diese von mir verlangte kleine Abhandlung als ein Zeichen meiner unbegränzten Hochachtung an, mit welcher lebenswierig beharren werde.

Ew. Wohlgeb.
     ganz gehorsamster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 22ten Januar 1786.

13. An denselben. Schwerin 1786, Januar 26.

Die jüngst übersandten Exemplare des 16ten Bandes Ew. Wohlgeb. Sammlung kurzer Reisebeschreibungen habe richtig erhalten, dagegen hoffe ich, daß meine in voriger Woche mit Gelegenheit übermachte Abhandlung von einer Rostockschen Münze denenselben gleichfalls in einem offenen Couvert - man wollte solche von mir wegen der strengen Preußischen Post- oderAccise-Ordnung nicht versiegelt annehmen - werde behändigt seyn. Hierinn habe ich dero Befehl befolget, ob ich gleich gar wohl weiß, daß dergleichen locale Kleinigkeiten Ew. Wohlgeb. wenig oder gar nicht interessiren können, noch weniger aber wird der Herr O. C. R. Büsching es werth achten, davon in seinen wöchentlichen Nachrichten eine Zeile einfließen zu lassen. Wäre auch sonsten nichtes daran zu tadeln - eine offenbar gewagte Voraussezzung -, so müste Ihnen doch der ganz gleichlautende Ausdruck am Schlusse des Vorberichts und im Eingange der Abhandlung anstößig seyn, und dieses mit Recht. Leztere war schon lange zuvor für den Abdruck mundirt, als ich die Kupferplatte zur Vignette und den Münzen erhielt. Bei beiden waren kleine Fehler begangen, welche den sonst unnöthigen Vorbericht veranlaßten. Ich entwarf solchen in Eile, ohne die Abhandlung selbst wieder anzusehen, hatte die wörtliche Einkleidung und den Eingang derselben längst vergessen und so entstand dieser Fehler ohne mein Wissen und Willen.

Die Resultate darinn über die Fragen von wem und wan mögen gegründet seyn oder nicht, so ist dieses doch zuverlässig, daß die Münze eine Mecklenburg-Rostocksche sey, aber von einer andern, in dem meiner Aufsicht anvertrauten Herzogl. Cabinet aufbehaltenen alten und nicht weniger seltenen Münze vermag ich noch weniger mit Überzeugung zu sagen. Erlauben Sie mir, daß ich sie beschreibe. Es ist ein kleiner silberner Solidus, dünne und 61/2 Aß an Gewicht. Auf der einen Seite stehet eine männliche Person in einem bis an die Knie reichenden und umgürteten Kleide, mit einer auf beiden Seiten umgebogenen Haube auf dem Haupte, vieleicht aber zutreffender im bloßen Haupte und an jeder Seite mit einer Haar-Locke, in der rechten Hand ein breites, oben

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stumpfes Schwert, in der lincken aber einen langen Stab, an dessen obern nicht ausgeprägtem Ende ein Ring ist, haltend. Die andere Seite stellet einen vorwärts sehenden Ochsenkopf mit großen punctirten Hörnern dar, ohne alle Nebenzeichen, mithin ohne Krone, Halsfell und Nasenring. Keine Schrift oder Legende ist darauf geprägt. Fehlen mir gleich alle Data, diese Münze, besonders den Avers, zu erklären, weniger das Wan und von wem sie geprägt worden, zu bestimmen, so war ich doch zuvor der Meinung, daß es eine Mecklenburgische seyn müße. Aber seitdem ich die Geschichte der Stadt Cottbus in dem 15ten Bande der Reisebeschreibungen gelesen und darinn S. 16 und 17 gewahr werde, daß die ehemahligen Herren dieser Stadt auch einen OchsenKopf - S. 119 sagt dagegen der Verfasser, daß sie beständig einen Krebs im Wapen gehabt - auf ihren Münzen geführt haben, so werde auch sogar in Betreff der Frage, wo, zweifelhaft und weiß nicht, ob ich sie den Herren von Mecklenburg oder Cottbus, oder gar einem dritten zueignen solle. Wie wen nun Ew. Wohlgeb. in Cottbus Bekanntschaft hätten und eine nähere Nachforschung veranlassen könnten, ob man noch dorten dergleichen Münzen nicht nur mit dem Ochsenkopf - diese Wapen Figur haben außer Mecklenburg mehrere Länder und Städte beliebet -, sondern auch besonders mit dem beschriebenen Manne aufbehielte, ob man gewiß wüßte, daß sie herrschaftlich Cottbusche und ob historische Beweisthümer davon vorhanden wären?, so würden dieselben meine Münzliebhaberei nicht allein befriedigen, sondern auch selbst der deutschen Münz-Kunde einen wahren Dienft leisten. Vieleicht sind Sie glücklich darinn und dan werde mit Vergnügen dero Belehrung entgegensehen, der ich mit unverbrüchlicher Hochschäzung beharre

Ew. Wohlgeb.
     ganz gehorsamster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 26ten Januar 1786.

14. An denselben. Schwerin 1786, März 2.

Kan ich Ew. Wohlgeb. Beifall in betreff meiner kleinen Münz-Abhandlung zwar für nichts weiter als eine Folge dero unverdienten Gewogenheit gegen mich ansehen, so ist selbiger mir doch höchst schäzbar. Ich weiß gar wohl, daß die Diplomatik und Numismatik, zumahl wen sie sich auf kleine Länder beschräncken, nur wenige Liebhaber finden, ich würde mich auch zu dessen Abdruck kaum entschlossen haben, wen Se. Durchlaucht 24 ), durch Dero vordringende Gnade ich vor kurzem zum Geheimen Archiv-Rath ernannt worden, nicht Höchst Selbst die Kupfer-Platte dazu ver-


24) Friedrich Franz I., seit 1785 regierender Herzog von Mecklenburg.
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fertigen und mir überliefern lassen. Für die freundschaftliche Bemühung und Nachfrage zu Cottbus wegen der zweifelhaften Münze mit dem Stier-Kopf bin ich Ew. Wohlgeb. recht sehr verpflichtet. Ist nun gleich dadurch das Räthsel nicht aufgelöst, so bin ich nunmehr doch vergewissert, daß es keine Cottbusche Präge sey und werde sie also nach wie vor für eine Mecklenburgische halten, ob als gleich zur Zeit nicht ausfindig machen kan, wan und von welchem hiesigen Fürsten sie geprägt seyn möge.

Die 3te Lieferung der Beschreibung von Hindustan in Quart und 3 Exemplare des zweiten Theils der Edition in Octav habe richtig erhalten, aber eben dieses veranlaßt mich, daß ich Ew. Wohlgeb. mit meinem Schreiben schon jezt wieder beschwerlich fallen muß. Dieselben bemercken in den beiliegenden Avertissement, daß Sie befürchten, es würden manche Käuffer des ersten Theils ihn haben binden lassen, ohne das Ende der Vorrede zu lesen. Hieraus darf ich doch wohl mit Zuverlässigkeit die Folge machen, daß der erste Theil schon seit einiger Zeit den Praenumeranten abgeliefert sey, und dennoch habe ich so wenig ein als die committirten drei Exemplare davon erhalten, vielmehr noch in meinem Briefe vom 31ten Oktober v. J. solche als rückständig angeführt. Seit der Zeit ist mir von Ew. Wohlgeb. nichts weiter übersandt, Sie entschuldigen dagegen in dero gütigen Antwort vom 17ten December den bisherigen Verzug der von mir erwarteten Wercke. Wahrscheinlich muß daselbst bey Versendung jenes ersten Theils ein Versehen vorgegangen und die 3 Exemplare für mich vergessen seyn Von Ew. Wohlgeb. Gewogenheit erbitte selbige also mit dem ehesten und ich werde die beiden Exemplare des zweiten Theils für meine Committenten so lange bei mir behalten, biß ich ihnen das ganze Werck, wie wohl ohne die nachzutragende dritte Karte, abliefern kann.

Ich beharre mit unbegränzter Verehrung

Ew. Wohlgeb.
     ganz gehorsamster Diener
                    C. F. Evers.

Schwerin den 2ten März 1786.

Vignette