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Bernhard II. 1190-1197.

Diese erbitterten Kämpfe des hartnäckigen Welfen mit Adolf von Holstein, des alten Herzogs mit dem neuen, die diese Gegenden überhaupt in zwei Heerlager teilten, führten auch eine tiefe Spaltung im Ratzeburgischen Grafenhause herbei. Fortan bietet sich uns das wenig erquickliche Schauspiel eines heftigen Kampfes zwischen Vater und Sohn. Aus der Ehe Bernhards I. mit Margarete von Pommern waren drei Söhne hervorgegangen, von denen die beiden älteren, Valrad und Heinrich, das Kriegshandwerk erlernten, um dereinst ihrem Vater in der Grafschaft zu folgen, während der jüngste, Bernhard, nach der Sitte der damaligen Zeit, in den geistlichen Stand trat. Er wurde Kanonikus am Moritz-Dom zu Magdeburg 186 ) und ist offenbar identisch mit dem in Magdeburger Urkunden von 1185 bis 1189 mehrfach als Zeugen genannten Kanonikus Bernhard. 187 ) Als nun Volrad in den mannigfachen Kriegszügen seines Vaters gegen die Slaven, an denen er sich ebenso wie sein Bruder Heinrich aufs eifrigste beteiligte, 188 ) in einer Schlacht bei dem Versuch, seinen Vater zu schützen, selbst den Tod gefunden hatte 189 ) und auch Heinrich gestorben


186) Arn. V, 7: "Deroardus vero ad clericatum promotus in Magdeburch stipendium optinuit in ecclesia majori."
187) Cod. Anh. I, 642, 645, 668. Siehe auch M. U.-B. X, 7153 Anm.
188) Arn. ebenda: ,,qui adulti facti sunt strenui nec a paterna felicitate degeneraverunt."
189) Siehe die Grabschrift bei Arn. ebenda und v. Kobbes Auslegung S. 287. Auch darin hat v. .Kobbe wohl recht, daß dies bei einem der Einfälle geschah, den die Slaven auf Geheiß. König Knuds unternahmen, siehe oben S. 47.
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war, 190 ) da wandte sich sein Vater an Heinrich den Löwen mit der Bitte, sich für seinen jüngsten Sohn beim Papste zu verwenden, damit ihn dieser seines Mönchsgelübdes entbinde. Der Herzog, dem selbstdaran liegen mußte, daß die ihm ergebene Ratzeburger Dynastie fortgesetzt wurde, wandte sich an Clemens III., der denn auch dem jungen Grafen den Dispens erteilte. 191 ) Seit dieser Zeit nahm nun der jüngere Bernhard, da sein Vater schon alt war, tätigen Anteil an der Verwaltung der Grafschaft. 192 ) Als jetzt Adolf von Holstein sich den Eingang in seine Grafschaft zu erzwingen versuchte, da schloß sich ihm auch Graf Bernhard aus Furcht, seines Landes verlustig zu gehen, an. Er hatte trotz seiner geistlichen Erziehung das Wesen der Politik nur zu wohl verstanden. Ein Gefühl der Dankbarkeit gegen Herzog Heinrich, dem allein er den päpstlichen Dispens und damit seine Stellung verdankte, kannte er nicht. "Im Namen des Kaisers" trat er zu dem neuen Herzog über 193 ) und hatte damit die ganze Grafschaft in Händen, da Bernhard I. Heinrich dem Löwen die Treue hielt. So setzte sich auch die alte Feindschaft zwischen Adolf von Holstein und Bernhard I. von Ratzeburg fort. Denn diese beiden ehemaligen Waffengefährten lebten in bitterer Feindschaft, seitdem Bernhard dem Herzog Heinrich geholfen hatte, des Holsteiners Land zu unterwerfen. Und später, bei Adolfs III. Rückkehr, hatte Bernhard einen Teil der Vertriebenen gastlich aufgenommen. 194 )

Nachdem nun Herzog Bernhard und sein Neffe Adolf III. in seine Grafschaft zurückgeführt hatten, zogen sie wieder nach Hause, indem sie ihren Proviant den beiden Grafen, Adolf und dem jüngeren Bernhard, zur Belagerung Lübecks, das allein noch im Besitz des Welfen war, 195 ) zurückließen. Gegen diese beiden


190) Daß der im M. U.-B. I, 87 beschriebene Stein bei Wittenburg auf diesen Heinrich Bezug nimmt, ist sehr unwahrscheinlich.
191) v. Kobbe S. 214 verlegt diese Dispensation in die Zeit Urbans III. und vermutet offenbar dahinter einen Schachzug des Papstes gegen den Kaiser. Das ist nicht richtig, da Bernhard 1189 noch Domherr in Magdeburg ist. Auch wäre ja Ratzeburg im Falle des Aussterbens des Grafenhauses nicht an den Kaiser, sondern an Herzog Bernhard gefallen.
192) "Deficiente patre Dernardo" fagt Arn. ebenda S. 155, und S. 153 spricht er mit Bezug auf Bernhard II. von "terra sua".
193) Arn. ebenda S. 153. Adolf III. v. Holstein mochte eine solche Weisung Heinrichs VI. von seiner Zusammenkunft mit ihm in Schwaben mitgebracht haben.
194) Arn. III, 1.
195) Arn. V, 8. Vergl. Toeche a. a. O. S. 212 Anm. 1.
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schickte Heinrich nun - es war im Jahre 1191 196 ) - ein Entsatzheer unter Konrad von Rode, dem Statthalter Stades, und dem älteren Grafen Bernhard. Nachdem diese beiden bei Lauenburg heimlich über die Elbe gegangen waren, veranlaßten sie die Leute des jüngeren Bernhard, die bei Herrnburg, nahe Lübeck, standen, sich nach Ratzeburg zurückzuziehen und hoben so im Süden der Stadt die Belagerung auf. Am folgenden Morgen kam es jedoch zum Kampfe mit den Holsten 197 ) an der Schwartau, wo Konrad von Rode und Bernhard d. Ä. in die Flucht geschlagen und gezwungen wurden, sich nach Lübeck zurückzuziehen. Nun kehrte der jüngere Bernhard von Ratzeburg zurück und lagerte sich, noch verstärkt durch Leute des Grafen Adolf, der selbst krank zu Segeberg lag, wieder im Süden vor Lübeck. Sobald dies die Leute des Herzogs merkten, versuchten sie bei Nacht nach Norden durchzudringen, um auf einem anderen Wege wieder zur Elbe zu gelangen. Doch wurde ihre Absicht von dem jüngeren Bernhard durchschaut, der ihnen, durch die Wakenitz noch von ihnen getrennt, folgte und sie bei Boizenburg traf. Hier kam es zur Schlacht, und die welfische Partei erlitt abermals eine schwere Niederlage, so daß jetzt Adolf von Holstein, der auf diese freudige Botschaft hin gesund geworden war, daran denken konnte, sich Stades, der letzten Hauptstütze des Welfen, zu bemächtigen. Dies gelang ihm auch mit Hülfe Stadescher Gefangener, die ihm erzählten, daß man in der Stadt der Herrschaft des Löwen überdrüssig sei, in kurzer Zeit. 198 ) Bald folgte Lübeck. Beide Grafen zeichnete der Kaiser für ihr energisches Vorgehen mehrfach durch Geschenke aus. 199 )

Diese Erfolge der beiden Grafen bewirkten, daß jetzt endlich auch Herzog Bernhard seine Untätigkeit aufgab. Am 22. Februar 1192 200 ) rückte er mit einem starken Heere vor die Lauenburg, in der sich noch immer die vor drei Jahren hineingelegte Besatzung hielt, aufs eifrigste unterstützt von dem Holsteiner und dem jungen Ratzeburger Grafen, so daß man die Übergabe täglich erwartete. Doch erlitt hier der Herzog infolge seiner Sorglosigkeit eine schwere


196) Toeche ebenda.
197) Daß es die Holsten sind, schließe ich aus der Situation.
198) Diese Vorgänge nach Arn. V, 9 u. 10.
199) Arn. V, 12 Schluß. Vor allem wurde der Holsteiner mit den Einkünften Lübecks belehnt.
200) Lappenberg, Arn.-Ausg. S. 171, und nach ihm v. Heinemann a. a. O. I, 279 setzen diese Ereignisse ins Jahr 1193; siehe dagegen Toeche S. 548/49, dem Loreck a. a. O. S. 266 folgt, und Weiland, S. W. S. 234 Anm. 7.
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Niederlage. Denn während Adolf von Holstein abwesend war und Graf Bernhard die Burg "Darsith" 201 ) belagerte, rückte ein welfisches Entsatzheer unter Graf Bernhard von Wölpe und Helmold von Schwerin deran und überwältigte das Heer des Herzogs, der sie zunächst gar nicht beachtet hatte und nun von dem plötzlichen Angriff völlig überrascht wurde. Mit knapper Not entging er selber der Gefangenschaft, während sein ganzes Heer gefangen genommen wurde und seine Gattin sich nach Ratzeburg flüchten mußte. 202 )

Natürlich wurde diese Zeit der allgemeinen Kämpfe und Unsicherheit auch benutzt, um Städte und Dörfer zu plündern und Beute zu machen. So waren auch - es scheint im Jahre 1193 gewesen zu sein - eines Tages Leute Helmolds von Schwerin, Bernhards von Wölpe und Bernhards I. von Ratzeburg auf eigene Faust in die Stadt Bardowiek eingedrungen, hatten die Domherren ausgeraubt, die Kirche zerstört und in jeder Hinsicht wie Räuber und Strauchdiebe gehaust. Die Klagen über diesen Plünderzug drangen selbst bis zum Papst, der nun, die drei Grafen aufforderte, die Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen und den Schaden zu ersetzen. 203 )

Von irgendwelchem Einfluß des Herzogs Bernhard auf die Geschicke dieser Gegenden ist nicht das geringste zu spüren. Völlig selbständig handeln die Grafen hier. So schließt zugleich mit Markgraf Otto II. von Brandenburg und Adols III. von Holstein auch Bernhard von Ratzeburg im Jahre 1193 ein Bündnis mit Bischof Waldemar von Schleswig, der bereits das Herzogtum in Schleswig usurpiert und Dithmarschen vom Bremer Erzbischof


201) Vergl. über sie Lappenberg, Arn.-Ausg. S. 172 Anm. 1. Loreck S. 266 nennt sie Barsich, Toeche S. 214 Barsisch. - Nach v. Kobbe S. 228 Anm. 27 ist es das erst in neuerer Zeit zu Grunde gegangene Dorf Börste b. Gülzow i. Lauenburg.
202) Arn. V, 16 u. S.W. S. 234 Nr. 337. - Ratzeburg scheint in dieser Zeit dauernd in Besitz des jüngeren Bernhard gewesen zu sein.
203) Siehe das Schreiben Coelestins III. vom 8. Febr. 1194 bei Sudendorf, Regg. d. Herzöge von Braunschw. u. Lünebg. VII, 305, 1 u. Jaffé, Regg. Pontific. II, 17075. Diese Aufforderung bezieht sich natürlich nur auf den älteren Grafen v. Ratzeburg, nicht auch, wie Pflugk-Hartung, Acta Pontific. I, S. 366 Anm. 4 meint, auf Bernhard II.; denn dieser gehörte ja zur Gegenpartei. - Daß ein solcher Beutezug nicht vereinzelt dastand, zeigen Loreck S. 255/8 und die mehrfachen Versuche, in dieser Zeit einen Landfrieden zustande zu bringen. - Übrigens scheint mir hierher auch der bei Lor. S. 294 abgedruckte Brief aus dem Hildesheimer Formelbuch zu gehören, in dem Lor. S. 257/8 mit Unrecht für B. de W. - Bernhard v. Wölpe -, B. de R. - Bernhard v. Ratzeburg
(  ...  )
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erobert hatte und nun hoffte, mit ihrer Hülfe sich auf den dänischen Königsthron schwingen zu können. Das geschah teils wohl aus Tatendurst und Eroberungslust, teils auch aus Gegensatz zu König Knud, der mit Heinrich dem Löwen in Verbindung stand. 204 ) Ob dann auch Graf Bernhard sich an dem Zuge Adolfs, der ihn bis Schleswig führte, beteiligte, erfahren wir nicht. Dies Bündnis der Grafen mit Bischof Waldemar und dessen ehrgeizige Pläne scheiterten jedoch daran, daß ihn Knud bei einer Zusammenkunft hinterlistig gefangennahm. 205 ) Im folgenden Jahre zog nun Knud nach Holstein, um sich für den Einfall Adolfs zu rächen. Zwar wurde diesmal noch der Streit auf friedlichem Wege beigelegt, indem der Graf die Gnade des Königs mit einer Buße von 400 Mark erkaufte; doch zeigt bereits diese "erste Heerfahrt der Dänen ins Holstenland" die Tendenz, die dann sieben Jahre später zur Eroberung ganz Nordalbingiens führte. 206 )

Nachdem dann im März desselben Jahres zu Tilleda am Kyffhäuser die Aussöhnung zwischen Heinrich dem Löwen und dem Kaiser Heinrich stattgefunden und die Gegensätze hüben und drüben sich gemildert hatten, scheint sich auch im Ratzeburgischen Grafenhause eine Annäderung zwischen Vater und Sohn vollzogen zu haben. Der ältere Bernhard hatte die letzte Zeit in der Nähe des Welfen, teils wohl auf dessen Kriegszügen, teils in Braunschweig verbracht. 207 ) Als er nun sein Ende herannahen fühlte, ließ er sich nach Ratzeburg bringen und fand hier gastliche Aufnahme im Kloster, dessen Vogt er war und das er ja oft genug mit starkem Arm gegen die Slaven geschützt hatte. Und wenn auch der jüngere Bernhard, eingedenk der langen Feindschaft, ihn in seine Burg nicht aufgenommen hatte, so teilte er sich doch mit seiner Mutter in die Pflege des kranken Vaters. Und hier im Kloster zu Ratzeburg beschloß der ältere Graf Bernhard seine


(  ...  ) - lesen will. Mit dem zerstörten "castrum" des Herzogs Bernhard braucht doch nicht Lauenburg gemeint zu sein. Der Ratzeburger Graf hätte nur vom Ratzeburger Bischof gebannt werden können, nicht vom Hildesheimer, um den es sich hier doch offenbar handelt.
204) Arn. V, 17 deutet zwar eine solche Verbindung nur an, wenn er S. 173 von dem heranrückenden Knud sagt: "sive, ut quibusdam placuit, ad subveniendum duci Heinrico"; doch hebt er vorher S. 172 selbst hervor, daß die Grafen dies Bündnis als Freunde des Kaisers schließen.
205) Vergl. über diese Episode des Bischofs Waldemar neben Arn. vor allem Using. a. a. O. S. 63/66 u. Toeche S. 303.
206) Arn. V, 17 Schluß. S.W. S. 235 ad 1194.
207) Arn. V, 7 S. 154.
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Tage, wie es scheint, im Jahre 1195, also im selben Jahre wie sein großer Herzog, dem er in mannigfachen Kämpfen beigestanden hatte. 208 )

Nicht lange überlebte ihn sein Sohn. Noch zwei Zeugnisse von dessen Tätigkeit besitzen wir für die Zeit nach jenem fehlgeschlagenen Bündnis mit Bischof Waldemar von Schleswig. Im Jahre 1194 ist er Zeuge in einer Urkunde Isfrieds von Ratzeburg, der durch Schiedsrichter eine Trennung zwischen den Stiftsgütern des Bischofs und des Domkapitels vornehmen läßt. 209 ) Es scheint danach, daß er mit diesem, trotzdem Isfried ein eifriger Anhänger Heinrichs des Löwen war, in einem besseren Verhältnis gestanden hat als sein Vater, von dem der Bischof zur Zeit der Entzweiung Bernhards und des Herzogs wegen seiner Freundschaft mit dem letzteren mancherlei Bedrückungen zu ertragen gehabt hatte. 210 ) Zum letztenmal finden wir Bernhards II. Namen in einer Urkunde Kaiser Heinrichs VI., der auf seinem ersten großen Reichstag zu Gelnhausen am 24 Oktober 1195 bestimmt, daß die Grafschaft Stade zu 2/3 an den Erzbischof Hartwig II. von Bremen, zu 1/3 an den Grafen Adolf III. von Holstein fallen soll. 211 ) Ein bis zwei Jahre später ist auch er zu Ratzeburg einer Krankheit erlegen. 212 ) Jedenfalls lebte er im Jahre 1198 nicht mehr. In diesem Jahre unternahm nämlich König Knud einen Zug gegen


208) Das letzte urkundliche Zeugnis über Bernhard I. ist jenes in Anm. 203 erwähnte Schreiben des Papstes Coelestin III. vom Jahre 1194. - Auch Lappenberg, Arn. -Ausg. S 154 Anm. 1 setzt seinen Tod in den Anfang d. J. 1195, und ebenso auf 1195 Mooyer, Zeitschr. d. Vereins f. Gesch. u Altertumsk. Westfalens Bd. VIII, 104.
209) M. U.-B. I, 154. Wenn er ausdrücklich hier als Dernardus junior comes de Raceburgh bezeichnet wird, so darf man auch dies für ein indirektes Zeugnis ansehen, daß damals sein Vater noch lebte.
210) Arn. II, 7.
211) Cod. Dipl. Anh. I, 698. Stumpf RK 4967.
212) Ganz allgemein - ich nenne nur v. Kobbe S. 233 u. Pflugk-Hartung a. a. O. S. 366 Anm. - wird sein Tod ins Jahr 1198 gesetzt. Allein, er muß spätestens 1197 erfolgt sein. Das ergibt eine Berechnung nach ArnoIds Angaben S. 155. Denn nimmt man für die "aliquot anni", die ihn sein Sohn überlebte, auch nur das Mindeste, zwei Jahre, an, so kommen wir damit ins Jahr 1199. Nun wird aber die Witwe Bernhards II. erst nach dem Tode ihres Sohnes, als kein Erbe mehr vorhanden war, sich mit Adolf v. DasseI wiedervermählt haben. Und bereits im Jahre 1200 erscheint dieser als Inhaber der Grafschaft, s. unten. - Mooyer a. a. O. S. 104 setzt Bernhards II. Tod sogar ins Jahr 1200. Allein, er kennt diese Stelle bei Arn. offenbar garnicht und hat Dahlm., Gesch. v. Dänem. I, 336 mißverstanden; der "Stiefsohn Adolfs v. Dassel" ist Bernhard III.
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Otto II. von Brandenburg, der versucht hatte, sich die Pommern zu unterwerfen. Da traten ihm, bevor der Markgraf herankam, die Ranen, Obodriten und Polaben - mit diesem Ausdruck scheint Arnold jetzt nur die slavischen Bewohner der Grafschaft Ratzeburg zu bezeichnen - entgegen. Im folgenden Winter machte dann wieder der Markgraf zusammen mit Adolf von Holstein einen Einfall ins Slavenland. Und im Sommer 1199 rückte Knud bis zur Eider vor, um sich an dem Holsteiner zu rächen. Doch verlief auch dieser Zug noch, da Adolf von einer großen Anzahl mächtiger Herren unterstützt wurde, ergebnislos. 213 ) Da bei all diesen Kämpfen der Name Bernhards nicht mehr genannt wird, so wird man anzunehmen haben, daß er bereits gestorden war. 214 )


213) Arn. VI, 9-11.
214) Ganz irrig folgert v. Kobbe a. a. O. S. 239 u. Anm. 6 eine Teilnahme Bernhards an dem Zuge von 1198 aus Arnolds Erwähnung der Polaben. Er übersieht eben, daß offenbar nur ein Teil der Bewohner der Grafschaft Ratzeburg hier gemeint ist. Überhaupt hat er die Situation hier nicht richtig verstanden, wenn er annimmt, daß die Ranen, Obodriten und Polaben auf Seiten des Dänenkönigs stehen. Denn "occurrere" wird von Arnold stets im feindlichen Sinne gebraucht. Und offenbar sind jene drei Wendenstämme gemeint, wenn er gleich darauf - VI, 9 - erzählt: "Cumque eis marchio occurrisset in multitudine militum et Sclavorum."