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Kegelgrab (?) von Stülow (bei Doberan).
(Katalog=Nummer Br. 513-539.)

Das ansteigende Gelände südlich von Doberan ist reich besetzt mit stattlichen bronzezeitlichen Gräbern. Im Quellholze, dann bei Reddelich, Glashagen, Bollbrücke, Hohenfelde, im Ivendorfer Forste und bei Retschow finden sich zum Theil noch jetzt die charakteristischen Hügel, zum Theil liegen ältere Berichte darüber vor. Aufgegraben sind wenige. Ueber Gräber von Bollbrücke mit interessanten Grabanlagen, aber geringer Ausbeute ist Jahrb. 48, S. 320 flgd. berichtet; ein Grab bei Hohenfelde hat einige Bronzeschwerter ergeben, doch ist kein Fundbericht vorhanden. Es ist daher als eine wirkliche Bereicherung der vorgeschichtlichen Landeskunde zu begrüßen, daß vor einigen Jahren bei Stülow ein Grab aufgedeckt wurde, das neben einer beträcht=

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lichen Anzahl von Fundstücken auch genügenden Aufschluß über die Grabanlagen ergeben hat.

Links von dem Bache in einer Linie zwischen der Weggabelung und dem Dorfe Stülow, etwa 500 m von ersterer entfernt, lag im Acker des Erbpächters Westendorf (Hufe X) eine scharf hervortretende Kuppe, der sog. "Voßberg", die im Herbst 1898 abgefahren wurde. Man stieß hierbei auf Steinsetzungen, die Westendorf zu einer Meldung bei dem Großherzoglichen Amte in Doberan veranlaßten. Daraufhin hat zunächst am 22. und 23. November j. J. eine Ausgrabung unter Leitung des Herrn Geheimen Archivrath Dr. Grotefend und des Verfassers stattgefunden, und es hat sodann Herr Gymnasialprofessor Dr. Meyer in Doberan die Aufsicht über weitere bei Fortgang der Erdarbeiten zu Tage tretenden Vorkommnisse übernommen und die betreffenden Gräber unter Mitwirkung des Herrn Oberlehrer Algenstädt ausgegraben. Ueber die Gesammtanlage der Gräber läßt sich leider kein vollständiges Bild geben, da die Abgrabungen schon weit fortgeschritten waren, als das erste Einzelgrab entdeckt wurde und auch die weitere Untersuchung von diesen Abtragungen abhängig war; so ist keine Klarheit arüber zu erhalten gewesen, ob der abgetragene Theil des Hügels wirklich über allen Gräbern gelegen hat und als Auftragung anzusehen ist oder ob diese zum Theil in den gewachsenen Boden hinein gegraben sind ohne Erdauftrag.

Unter dem Boden fanden sich an verschiedenen Stellen eine Anzahl Steine, die zum Theil dicht neben einander standen und offenbar einen zusammengehörenden Steinkranz gebildet hatten, der eine Anzahl Gräber nach außen abschloß. Angenommen, daß der Kranz auch an den Stellen, wo sich jetzt Lücken finden, regelmäßig verlaufen ist, ergiebt sich ein Durchmesser des Grabraumes von 19 m, eine Größe, die mehreren der hier besprochenen Gräber (Radelübbe, Brahlstorf, Retzow, Hallalit) ziemlich entspricht.

Am nächsten der Mitte, von dieser etwa 3 m nach Norden entfernt, lag ein Grab, das wir nach Aufbau und Ausstattung als Hauptgrab bezeichnen müssen und darum hier zunächst behandeln.

Erstes Grab (= Grab III des Katalogs; ausgegraben von Meyer). Steinsetzung von 2,80 m Lange (ostwestlich), 1,30 m Breite, 1,10 m Höhe; der Grabraum 1,90 m lang, 0,90 m breit. Der Boden war, wie bei allen Gräbern, abgedämmt. Die Steine, aus denen dieses Grab errichtet war, waren wesentlich größer (zum Theil wirkliche Blöcke) und sehr

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sorgsam geschichtet, die Seitenwände des Grabraumes bestanden aus Steinplatten, über dem Steinhügel war eine kalkhaltige Lehmschicht, wie bei dem zweiten Grabe. Der Leichnam war noch gut erhalten, sehr im Gegensatz zu den andern Gräbern, wo er meist ganz vergangen ist; es erklärt sich das wohl durch die Verschiedenheit des Bodens; dieses Grab lag in reinem Sande, die andern meist in kalkigem Lehmboden. Er lag wie in allen Stülower Gräbern, wo man es nachweisen konnte, mit dem Kopfe am Ostende, als nach Westen blickend, eine sehr bemerkenswerthe Abweichung von der sonst üblichen Bestattungsweise.

Deutlich erkennbar war die Lage der Beigaben, die aber nur zum Theil am Körper selbst gesessen haben können, zum Theil sicher beigelegt sind.

Am Kopfe fand sich ein Halskragen, dessen Lage durch die Grünfärbung des Unterkiefers bestimmt ist, nahe den Grabwänden rechts und links Armringe, in denen noch die Armknochen stecken; durch das Grab verstreut, wohl besonders in der Brustgegend Tutuli, zwei Doppelknöpfe der Rest einer Fibel.

Am Kopfende lagen außerdem zwei goldene, spiralige Ringe und zwei große Bronzeringe. Daß Schmuckgegenstände in den Gräbern nicht immer in situ liegen, sondern gelegentlich als besondere Gaben dem Beerdigten beigelegt wurden, ist bekannt;

Lageskizze
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vgl. z. B. das vierte Grab des Kannensbergs von Friedrichsruhe (Jahrb. 47, S. 267), wo zwei Handringe und zwei Handbergen zu Füßen lagen; die Lage der Sachen wie hier in Stülow neben dem Kopfe ist eine ungewöhnliche. Thongefäße fehlten merkwürdigerweise hier ebenso wie in allen andern Stülower Gräbern. Die Gegenstände sind:

1. Ein Halskragen ("Diadem"), in vier Stücken; von genau derselben Form, und soweit die rauhe und tiefe Patina ein Urtheil zuläßt, auch derselben Ornamentirung wie der oben S. 129 abgebildete von Alt=Sammit.

2. Vier Reste einer kleinen Fibel mit Spiralplatten von 1,5 cm Durchmesser, der Bügel ist dünn, lang gestreckt und gedreht; von der Nadel sind nicht genug Stücke zur Bestimmung erhalten, doch ist kaum eine andere Form denkbar, wie die häufigste unserer Kegelgräber, die oben S. 95 zu dem Grabe von Alt=Meteln abgebildete.

3. Elf Tutuli (einer davon in kaum erkennbaren Resten), alle von der oben S. 98 zu Radelübbe abgebildeten Form, aber verschieden groß; die Größe wechselt von 1 bis 2,5 cm, der Durchmesser von 2 bis 3,75 cm.

4. 5. Zwei Doppelknöpfe, gleich den oben S. 151 bei Dobbin besprochenen, 3 und 2,25 cm hoch.

6. Ein Handring, auf der rechten Seite liegend. Klein, die Enden über einander gebogen, nach außen und innen nicht gewölbt. Ornamente sind unter der dicken Patina nicht zu finden. Durchmesser 5 cm, Höhe 1 cm.

7. Ein Handring, zur linken Seite; in drei Stücke zerbrochen, runder Querschnitt; verziert mit zarten Horizontallinien, die nicht genau zu erkennen sind. Durchmesser 6 und 5 cm.

Die oberhalb des Kopfes liegenden Gegenstände waren:

8. 9. Zwei Armringe, sehr schön, nach den Enden leicht verjüngt, nach innen leicht, nach außen etwas stärker gewölbt. Sehr fein ornamentirt: in der Mitte eine Linie, an der kleine Streifen von Schrägstrichen zusammenstoßen, an den Rändern je zwei leicht erhöhte Säume mit Schrägstrichen. Durchmesser 8,25 und 8 cm, Höhe 1 cm.

Die Abfassung der Handringe durch Säume ist bei uns sehr selten (vgl. S. Müller 108); wir haben Beispiele von Pisede und Lehsen, das Dreiecksornament erinnert an die oben S. 99 bei Perlin besprochene Form.

10. 11. Zwei goldene Spiralringe zu je 8 Gramm, aus Doppeldraht, der an den Enden zusammenschließt; 3 bzw.

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2 3/4 Windungen; 2,35 bzw. 2 ein Durchmesser. Da derartige Ringe bei uns wiederholt in der Handgegend gefunden sind (z. B. in Ruchow Jahrb. 5B S. 31), habe ich sie unbedenklich für Fingerringe gehalten, will aber nicht unerwähnt lassen, daß man sie auch als Haarschmuck aufgefaßt hat und daß dazu die Lagerung in unserem Grabe gut passen würde; vgl. zu der Frage Olshausen, Zeitschr. f. Ethn. 1886, Verhandlungen S. 492.

Das Grab enthält also den typischen weiblichen Schmuck der dritten Periode, wie ihn unter den hier besprochenen Funden am reichsten das Grab von Boldebuck zeigte. Neu und interessant ist, daß er hier gefunden ist in einer Lage, wie die Beerdigte ihn getragen hat, während in den bisher bekannten Fällen einer reicheren Ausstattung, wo man die Bestattungsart nachweisen konnte, die Schmuckgarnitur gesondertdem verbrannten Leichnam beigegeben war.

Zweites Grab (= Grab II des Katalogs; ausgegraben unter Leitung Grotefends). Etwa 12 m südwestlich vom ersten Grabe, 70 cm unter der Grasnarbe eine Steinschichtung von 2,10 m Länge (ostwestlich) und 1 m Breite, bestehend aus größeren Randsteinen (bis 40 cm) und darüber gehäuften Geschiebesteinen; auf dem Boden ein Steinpflaster. Es fiel auf, daß über den Steinen eine feste, stark kalkhaltige Erdschicht lag, sehr wahrscheinlich eine Abdeckung der Anlage nach außen durch einen Erdmantel, wie wir es ähnlich im Verlaufe unseres Berichtes bei Radelübbe (s. oben S. 96) und Karow (s. oben S. 127) gehabt haben.

Der Grabraum, erkennbar an dem Steinpflaster, war etwa 1,50 m lang und 50 cm breit. Es fand sich darin keine Spur von Knochen; in der Mitte lag ein Handring und östlich davon ein Tutulus. Der Handring ist klein, mit rundlichem Querschnitt, verbogen, Ornamente nicht erkennbar; Durchmesser 4,5 und 4 cm. Der Tutulus hat die übliche Form, ist 2 cm hoch, 3 ein Durchmesser. Beide Stücke gleichen den entsprechenden des ersten Grabes. Die Form des Grabes und die Lagerung der Beigaben (Tutulus als Brustschmuck, der Handring an den gekreuzten Händen eines nach Westen blickenden Leichnams) machen Beerdigung wahrscheinlicher; jedenfalls war es ein Frauengrab.

Drittes Grab (= Grab II des Katalogs; ausgegraben unter Leitung des Verfassers). In einer Entfernung von nur 1,5 m von dem zweiten Grabe nach Südosten eine zweite, ausgedehntere Steinsetzung, 3,60 m lang (ostwestlich), 1,50 m breit, 0,70 m hoch. Die Ränder wurden auch hier durch größere (bis

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40 cm hohe), aufrecht stehende Steine gebildet, über denen kleinere gehäuft waren. Anscheinend ging auch eine Steinschicht quer durch den Grabraum und theilte diesen in zwei, nicht ganz gleiche Abtheitungen. Der Boden der Grabkammern war durch sorgsam neben einander gelegte Steine gedämmt.

Die westliche (kleinere) Hälfte der beiden Abtheilungen war ganz leer; die östliche enthielt einen beerdigten Leichnam, der sehr stark vergangen, dessen Lage aber durch Knochenreste deutlich erkennbar war; der Kopf lag im Osten, er blickte also, ebenso wie es bei Grab I sicher war und wir es bei Grab II vermuthet haben, nach Westen. Zahlreiche Holztheile zwischen den Steinen rühren offenbar von einem Sarge oder doch von einer Bretter= oder Bohlenlage her, in der der Todte gebettet war. Dieser war sichtlich in seiner Ausstattung beigesetzt. Reste von kleinen bronzenen Gegenständen, ganz verwittert und in ihrer Form nicht erkennbar, lagen am Ostende und gehören vielleicht einem Kopfschmucke an, wie ihn z. B. der Beerdigte des Grabes 9 von Friedrichsruhe (Jahrb. 47, S. 283) trug: kleine, auf Fäden aufgereihte Spiralröhrchen. 60 cm weiter, also etwa in der Brustgegend, ein ebenfalls stark vergangenes Messer mit pferdekopfartigem Griff; dann in der Gegend des Gürtels eine Klinge, mit drei Nieten, die Spitze nach unten, mit erhaltener lederner Scheide, offenbar ein am Gürtel befestigter Dolch, daneben die Reste einer Gewandnadel (Fibel).

Die einzelnen Gegenstände sind:

1. Messer mit Pferdekopf, 6 cm lang, 1 cm hoch. Ueber frühere Funde vgl. Jahrb. 47, S. 262, wo noch drei Beispiele für das Vorkommen solcher Messer in Kegelgräbern M. III gegeben sind (vgl. auch oben S. 165).

Messer

2. Bronzereste, unter denen Reste einer Fibel zu erkennen sind. Erhalten zwei Spiralscheiben von 1,25 cm Durchmesser und einige Stücke des dünnen gedrehten Bügels und der Nadel. Die Form war wohl dieselbe wie in Grab I, also gleich oben S. 95.

3. Dolch; spitze Griffzunge; drei Nieten, Mittelgrat. Die Griffzunge ist spitzer und der Klingenansatz schärfer als bei der schon wiederholt besprochenen sonst gleichen Form (oben S. 102 Pogreß u. s. w.), Länge 19, Breite 3,5 cm. Interessant ist, daß die Scheide erhalten ist, Leder mit ledernen Streifen gleich den

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Schwertscheiden von Friedrichsruhe und von Sylt (Compterendu de Stockholm I, S. 520).

Nach dem Nachweis dänischer Gräber, wo man die Vertheilung der Fundstücke auf Männer= und Frauengräber durchzuführen gelernt hat, ist das Grab eher einem Manne (das Messer ist ein Rasiermesser, vgl. S. Müller 85) zuzuschreiben.

Viertes Grab. (Ausgegraben, wie auch alle folgenden von Meyer.) Nahe bei 2; etwas südöstlich davon. Steinsetzung von 1,82 in Länge (südost=nordwestlich), 1,10 m Breite, 0,80 m Höhe; der Grabraum 1,30 m lang, 0,60 m breit. Am östlichen Ende standen sehr große Steine (60-40-30 cm); von dem Leichnam sind eine Anzahl zerbrannter Knochen am westlichen Ende gefunden, dazwischen Reste von Fibeln und Ringen. Die Gegenstände sind:

1. Eine Fidel, zerbrochen, aber fast ganz erhalten. Spiralscheiben, dünner, gedrehter Bügel; Nadel mit zwei Querbalken, also die bekannte Form, die wir schon in zwei Fällen auch hier bei Stülow vermuthet haben. Länge etwa 9, Länge der Nadel 8, Durchmesser der Scheiben 1,25 cm.

2. Zwei kleine Spiralscheiben, anscheinend von einer Zweiten Fibel stammend. Da Fibeln in Männer und Frauengräbern vorkommen, ist nicht zu bestimmen, wohin wir dieses Grab zu rechnen haben. Die Grabform ist die oben S. 96 besprochene des Körpergrabes mit Leichenbrand.

Fünftes Grab. 1,10 m unter der Oberfläche. Etwa 1,5 m südwestlich vom vierten, mit seinem westlichen Ende an den Steinkranz stoßend. Länge (ostwestlich) 2,85m, Breite 1,50 m, Höhe 0,87 m, der Grabraum 1,90 m lang, 0,85 m breit. Der Grabraum wurde umschlossen von aufrecht stehenden Steinblöcken, die z. B. Ausmessungen von 50 cm Höhe, 60 cm Länge, 35 cm Dicke (ein anderer 40 × 50 × 25 cm) zeigten; die größten Steine standen im östlichen Theile, am Kopfende. Die Erde im Grabraum war mit verwesten Stoffen (Holz?) stark durchzogen. In der Mitte des Grabes lag, die Spitze nach Westen, ein Schwert, unter dem Schwertgriff ein Bronzering. Vom Leichnam ist nichts erhalten. Der Bau des Grabraums und die Lage der Beigaben weisen auf Beerdigung.

1. Ein Griffzungenschwert mit breitem Mittelgrate; unvollständig; erhalten vier Stücke. Länge etwa 50cm, größte Breite 3,5 cm.

2. Ein Handring, in zwei Stücken, zart; außen mit scharfer Mittelkante, innen leicht gewölbt, nach den Enden zu sich etwas ver=

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jüngend. Verzierungen nicht erkennbar. Durchmesser 6 und 5, Höhe 0,75 cm.

Der ganze östliche und südöstliche Theil des durch den Steinkranz abgegrenzten Theils war leer; die Gräber lagen also dicht zusammengedrängt am westlichen Ende. Sie machen nicht den Eindruck einer einheitlichen Anlage, besonders das an den Rand des Kranzes gedrängte Grab 5 macht es wahrscheinlich, daß nicht erst nachträglich die Gräber mit einem Steinkranze umgeben sind, sondern daß sie zum Theil wenigstens in den durch die Umfassungssteine gegebenen Raum hineingezwängt sind. Warum blieb der östliche Theil leer? Sollten hier Todtenopfer stattgefunden haben, wie wir auch sonst in Kegelgräbern auf leeren Räumen Reste von Brand finden, und sollte hier, wie es Sitte der Homerischen Zeit ist, die Ceremonie nach Westen gerichtet vor sich gegangen sein? sind doch auch die Stülower Bronzezeitleute nach Westen blickend beigesetzt. Erst später sind dann wohl Grabraum und Opferstätte mit einem gemeinsamen Hügel überdeckt.

Mit dieser Auffassung vereinbart sich leicht eine zweite Gruppe von Gräbern, die an die bisher behandelten angrenzen; an die Steinumfassung schließt sich nämlich eine zweite in Form eines Kreissegmentes mit etwa 15 m Basis (auch hier vorausgesetzt, daß die Lücken gleichmäßig zu ergänzen sind) und 10 m Höhe am südwestlichen Theile der ersten Fläche. In diesem Raume, der sich am einfachsten als Erweiterung der zu eng gewordenen ursprünglichen Anlage erklärt, lagen noch drei, in ihrer Bauart den besprochenen gleichende Gräber.

Sechstes und siebentes Grab. 4 m südlsch von Grab 5 lagen unmittelbar nebeneinander (mit den Längsseiten) zwei ganz gleich gebaute Gräber von 2,80 m Länge (ostwestlich), 1 m Breite, 0,70 m Höhe; der Grabraum 1,80 m lang, 0,60 m breit; sie sind errichtet aus ganz kleinen Steinen, und wie das erste Grab innen mit Sand gefüllt. In Grab 6 war der Leichnam in seiner Lage erkennbar; er trug die Arme gekreuzt auf der Brust; in der Mitte des Grabes, offenbar auf der Brust des Leichname, lag ein Bronzeschwert, neben dem Schwertgriff steckte ein Armband von Golddraht in der Erde und an der rechten Seitenwand fanden sich zwei Theile einer Fibel, außerdem ein kleiner Tutulus. Die Ausrüstung erinnert an das Grab von Blengow. Die Stücke sind:

1. Ein Griffzungenschwert, in drei Stücken. Der Griff ist leicht ausgeschweift und hat drei Nieten, der Griffansatz vier Nietlöcher. Die Klinge ist schlank, mit leicht gewölbtem Mittelgrate.

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Ganze Länge 64, Länge des Griffs 10, größte Breite 3,25 cm. Erhalten sind Reste der hölzernen Scheide und der dazu gehörenden ledernen Riemen.

2. Ein Armband: 2 3/4 Windungen doppelten Golddrahts mit geschlossenen Enden; 42 Gramm schwer. Unsere Sammlung besitzt erst einen ähnlichen Handring von Sukorn in der Priegnitz (Jahrb. 18, S. 254) nahe der Grenze, und dieser ist in einer Schmuckdose gefunden; die andern Handringe, die in Männergräbern gefunden sind (Stülow, Peckatel, Friedrichsruhe, vielleicht auch Cremmin), sind massiv. Vgl. S. Müller 5.

Armband

3. Ein Tutulus von der oft erwähnten Form, aber flacher; Höhe 1,5, Durchmesser 5 cm.

4. Reste einer Fibel (?); eine Nadel von 13 cm Länge und der Rest einer Spiralscheibe; näheres nicht erkennbar.

Das Nebengrab (7) war vollständig leer.

Achtes Grab. Annähernd 5 m südöstlich von Grab 7; wie die beiden letzten aus kleinen Steinen geschichtet. Auffallend lang (3,25 m ostwestlich), 1,55 m breit, 0,82 hoch; der Grabraum 2,50 m lang, 0,60 breit. Die Erde war mit vielen schwarzen Streifen durchzogen und stark mit Kohle durchsetzt. Am Ostende lag ein Doppelknopf und eine Nadel. Es ist möglich, daß hier Leichenbrand vorliegt und auch dieses Grab in die Gruppe der Körpergräber mit Leichenbrand gehört.

1. Die Nadel; in fünf Stücken, 15,25 cm lang, mit rundlichem, etwas gedrücktem Kopfe. Der Kopf in Folge starker Oxydation nicht genauer erkennbar, aber wahrscheinlich gleich dem der Radel von Friedrichsruhe, Glockenberg Grab A, Jahrb. 47, S. 272.

2. Ein Doppelknopf, gleich denen des ersten Grabes, stark verwittert.

Beide Sachen kommen in Männer= und Frauengräbern vor, also ist dieses Grab nicht bestimmbar.

Die sieben Gräber mit Beigaben würden also enthalten: beerdigte Leichen in fünf Fällen, davon drei männliche, zwei weibliche; verbrannte in einem Falle sicher, in einem wahrscheinlich, beide Male läßt sich das Geschlecht des Bestatteten nicht bestimmen.

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Die Beerdigung überwiegt also beträchtlich und zwar bei beiden Geschlechtern in gleicher Weise.

In ihrer Gesammtheit schließen sich die Stülower Gräber an die bekannten von Friedrichsruhe u. s. w. an und bilden hervorragende Vertreter der Grabstätten der Periode M. III.