zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 65 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

III.

Die Straßennamen Wismars.

Von
Dr. F. Techen.
~~~~~~~

N icht, wie es uns geläufig ist, durch Beschluß und Erlaß der Obrigkeiten sind in Vorzeiten die Straßen zu ihren Namen gekommen, und noch viel weniger haben sie ihre Benennung der Willkür Einzelner zu verdanken - denn Unternehmer, die ganze Straßenzüge erbauten, gabs ehedem nicht, und also konnten sie auch nicht ihren Namen an die Hinterseite anschlagen lassen und ihren Willen derhalben in der Zeitung bekannt geben 1 ) -: vielmehr haben hier recht eigentlich Volksgeist und Volksmund gewaltet. Vielfach lag die Sache so, daß, sobald das Bedürfnis einer Benennung hervortrat, der Name mehr als Einem sozusagen auf der Zunge schweben mußte, namentlich da, wo mehrere desselben Berufs alter Sitte gemäß zusammen wohnten, wie Krämer, Böttcher, Gerber, Weber, Altböter. Da konnte kein Bedenken sein: Krämer=Straße, Böttcher=Straße, Gerber=Straße waren flugs gebildet und in aller Munde. Derselben Art sind Papen=Straße (d. h. Pfaffen=Straße), Beginen=Straße (erst später durchgedrungen), Büttel=Straße (nach dem dort angesiedelten Büttel) und Bau=Straße (wenigstens wenn man die lateinischen Benennungen ansieht; der deutsche Ausdruck kann nur als Straße gedeutet werden, von wo aus Ackerbau betrieben wird. Bauleute sind Ackerbürger). Aehnlich, wenn eine Straße nach einem Hauptorte der Nachbarschaft hin führte. Da brauchte Niemand Alt=Wismarsche Straße, Lübsche Straße, Meklenburger Straße in Umlauf zu setzen, und diese Namen sind fast die einzigen, die, begünstigt noch durch die Stadterweiterung, ein Recht über größere Strecken erhielten. Die Burg=Straße (jetzt Schatterau),


1) Vgl. unten unter Thurm=Straße.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 66 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

die man sich als einst beim Schmiedethor (s. da) ausmündend vorstellen muß, gieng auf die älteste fürstliche Burg zu. 1 ) Auch bei manchen Oertlichkeiten und hervorragenden Gebäuden konnte kein Zweifel statthaben. Markt und Kirchhöfe, Kirchen, Klöster, Schulen, Mühle, Fürstenhof, Rathhaus, Brücken, Thore, Gruben gaben die Namen von selbst an die Hand, freilich nicht alle mit gleicher Folge und Sicherheit. Geblieben sind außer Märkten und Kirchhöfen "hinterm Chor" (ehemals setzte man in Schriftstücken "St. Nicolai" hinzu), Mühlen=Straße, 2 ) "hinterm Rathhause", Schweinsbrücke, "vor dem Pölerthore", Schütting=Straße (nach dem Krämer=Schüttinge), die Grube oder Frische Grube, deren Endtheile man späterhin als Mühlen=Grube und Runde Grube abschied. "Bei der Klosterkirche" ist neueren Ursprungs. "Bei den Minderbrüdern", später Mönchen=Straße, hat mit der Umwandlung des Klosters in die Große Schule auch den Namen gewandelt: es ist jetzt die Schul=Straße. Ebenso haben "gegenüber dem Meklenburger Hofe", "gegenüber dem Tribunal", "vor dem Fürstenhofe" einander abgelöst. "Hinter den Minderbrüdern" ist jetzt die ABC=Straße, eine Benennung durchaus aus Volksmund nach den ersten der Buchstaben, mit denen die auf dem Grundstücke des Klosters 1574 und 1580 erbauten Buden gekennzeichnet waren. Hillen=Brücke, Radolfs=Brücke, Breite Brücke, Wage=Brücke sind vergessen oder haben neuen Namen das Feld geräumt. "Hinter den Schulen" oder "hinter der Schule", "hinter der alten Schule" konnte sich nicht halten, als dies Gebäude, die Alte Schule, die ehemals den beiden Kirchspielen St. Marien und St. Jürgens diente, zu Wohnungen eingerichtet war. Das hohe Haus, nach dem "hinter dem Rathhause" einst Hogehus genannt ward, lag an der Ecke der Krämer=Straße, es war eine Zeit lang im Besitze des Bürgermeisters Dietr. Wilde, später einmal übel berüchtigt. Von den Gruben ist die Faule Grube, ehedem die Vogts=Grube, vor fünfundzwanzig Jahren, man sicht nicht ein warum, in Wilhelms=Straße umgetauft worden. Salze Grube und heil. Geistes=Grube sind


1) Wie ein Theil des Spiegelbergs zu der Bezeichnung "up der borch" gekommen ist, das mag der Himmel wissen.
2) Im Lateinischen ist an Stelle des ältern richtigen platea molendini hernach pl. molendinorum getreten, obgleich die Straße nur auf Eine Mühle, die Gruben=Mühle, hinführte. Ähnlich heißt es stets pl. urbium, pl. Regum statt des richtigen, nie bezeugten pl. urbis, Regis. Augenscheinlich liegen Analogiebildungen in Anhalt an pl. institorum, dolificum, cerdonum vor. So noch das neuerdings gebildete Bleicherweg.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 67 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

schon früh abgetreten, jene die Breite Straße, diese die Neustadt. Die Kuhle verdankt einem von der Metelstorfer Leitung gespeisten Brunnen ihren Namen, und man kann nur zweifeln, ob es ursprünglich vielleicht ein Ausbruch war. Nach dem anscheinend an der Ecke der Dankwarts=Straße belegen gewesenen Bliden=Hause 1 ), worin die Wurfgeschütze geborgen wurden, ist die Bliden=Straße genannt, die man mit Blei in Verbindung gebracht hat, als man von Bliden nichts mehr wußte, und seit lange ungehörig mit ie zu schreiben beliebt. Speicher=Straße und Keller=Straße sind offenbar nach einer Mehrzahl daran belegener Speicher und Wohnkeller benannt. Schwibbogen erklärt sich selbst. - Durchgängig jüngeren Datums sind Benennungen nach Gestalt und Eigenheiten, wie Schild, Breite Straße, Hohe Straße, früher auch im Sack. Der Name Dreck=Straße für die Schatterau ist nur kurze Zeit üblich gewesen und auch Schopenstele für das hintere, nach der Klosterkirche hin abbiegende Stück dieser Straße, das wohl einem Schöpfkellen=Stiele vergleichbar ist, früh in Vergessenheit gerathen. Grüne Straße, nach dem grünen Hofe benannt, gehört nicht hierher, wohl aber der Name Hege, den man freilich nicht von der jüngeren entstellten Namensform aus zu deuten unternehmen darf. Hege ist bekanntlich ein Zaun, eine Bezeichnung, die auf unsere enge Straße wohl anwendbar scheint, zumal wenn man sich ihrer Entstehung erinnert. Anfangs dehnte sich nämlich der Markt westwärts und nordwärts bis an die äußeren Häuserreihen von Hege und "hinterm Rathhause" aus, bevor für die hier ihre Waaren feilhaltenden Geschäftsleute feste Stände oder Buden errichtet wurden, die anscheinend im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts erstanden und nachweislich seit 1319 von der Kämmerei vermiethet wurden. 2 ) Sie waren einheitlich gebaut und architektonisch reich und schön gestaltet. Langgestreckt, nicht zu hoch und sehr schmal, waren diese Reihen einer Hege ähnlich genug, namentlich an der Seite, der das Rathhaus nicht vorgelagert war, und wo die neue Straße enger ausfiel als die andere. Noch größere Enge und Lichtlosigkeit wird den verhältnismäßig jungen Namen "im Düstern" veranlaßt haben,


1) Schröder begründet in seiner Ausführlichen Beschreibung S. 604 die richtige Ableitung und führt aus verlorenen Stadtbüchern an: 1302 domus machinarum in platea Dancmari. 1320 hereditas sita in Bustrate contra aream, super qua erat domus machinarum. 1343 area sita ante valvam Magnopolensem, ubi quondam erat domus machinarum, bliden.
2) Vgl. Crull, Jahrb. 41, S. 134. 56, S. 29 f.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 68 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

wie die Verstecktheit eines hierzu gehörigen Winkels den Namen Hasenlager. 1 )

Nicht so leicht und glatt machte sich die Benennung nach hervorragenden Personen, die, wie wir annehmen müssen, in den betreffenden Straßen ihren Wohnsitz hatten. Da muß ebenso, wie in anderen Fällen, wo der Name von irgend welchen Zufälligkeiten hervorgerufen ist, vorausgesetzt werden, daß jemand mit seinem Einfalle, mochte er gut oder schlecht sein, das Glück hatte, Beifall zu finden. Das brauchte nicht ohne Weiteres zu geschehen. Einfall konnte gegen Einfall stehn, mehrere Namen eine Zeit lang neben einander herlaufen, bis endlich einer durchdrang. Mit vielen Orts= und Personennamen ist es grade so hergegangen, und Oekelnamen entstehn noch jeden Tag auf diese Weise.

Einmal läßt sich der Weg urkundlich verfolgen, der zurückzulegen war, ehe ein solcher Name mundgerecht war, ohne daß dabei eine Konkurrenz aufgetaucht wäre. Die erste Erwähnung im ältesten Stadtbuche zeigt handgreiflich eine Verlegenheit, worauf noch zurückzukommen sein wird. Der Stadtschreiber hat keinen Namen zur Hand, er umschreibt deshalb "die große Straße, auf der man an die Grube hinuntersteigt"; wenig später sagt er "die Straße gegenüber Bozen Hause". Hernach werden (worauf unter andern Umständen kein Gewicht zu legen wäre, da Bezeichnungen dieser Art auch neben den Straßennamen, weil vor der neuen Anordnung des Stadtbuchs unentbehrlich, die geläufigsten sind) des öftern Grundstücke als neben dem Erbe des Degenhard Boz belegen bezeichnet: sein auch begegnendes Häuschen in der Schulstraße bei dem Beginenhause wird ein Hinterhaus gewesen sein. Dann erst setzt sich der Name fest, um nur noch in der Form Abweichungen zu unterliegen, verderbt zu werden: Boostrate, Bostrate im vierzehnten Jahrhundert, im folgenden Boestrate, meist aber Botesstrate, gegen Ende desselben Jahrhunderts schon mehrfach Borstrate. Daneben halten sich die richtigeren Formen. Jetzt herrscht seit lange Borstraße, plattdeutsch allerdings noch weiter zu Burstrat verunstaltet. Gleichartig sind Dankwarts=Straße und Blücherstraße, auch diese Namen von der Länge der Zeit mehrfach angegriffen und verändert. Die erste ursprünglich Dangmar= oder Dangmerstrate geschrieben, dann 1448 zuerst Danquardstrate, seit dem sechszehnten Jahrhunderte meist


1) Einen andern Ursprung hat Dr. Brehmer in seinem Aufsatze über die Lübischen Straßennamen (Zeitschr. f. lüb. Gesch. 6, S. 1-48) für die dortige Hasenpforte ermittelt.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 69 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Danckqwerthstrate, Danckwerstrate (auch etwas anders), daneben aber oft Danckwerderstrate, Danckwerterstrate und sogar Danckmeisterstrate. Der Name muß etwas Verfängliches haben, selbst noch in unserer Zeit des Schulzwanges und der Bildung zeugen die Straßenschilder dafür. Möglich wäre, daß der Schmied Tangmar, der bald nach 1250 ein Haus in der Neustadt erwarb, der Straße zu ihrem Namen verholfen hätte, wenigstens liegt die Schmiede in der Dankwarts= Straße im Bereiche der Neustadt (im ursprünglichen Sinne des Worts) und kommt ihr Name nicht früher vor. Aber nur von einer Möglichkeit darf man sprechen. Mehr Wahrscheinlichkeit dürfte die Annahme haben, daß die Blücher=Straße, in den letzten beiden Jahrhunderten vorübergehend Blüffel=Straße benannt, einem Herman Blücher, der vor 1429 in St. Nicolai eine Kapelle hatte, oder doch seiner Familie ihren Namen verdankte; dieser ist vor 1475 nicht zu belegen. Die Königs=Straße hat einen verwickelten Namenstausch durchgemacht. Johannis=Straße kommt erst i. J. 1572 auf. Andere derartige Namen haben sich früh verloren. Schürstrate (so noch jetzt plattdeutsch), nach der Familie Schüre, ist volksetymologisch in Scheuer=Straße verballhornt. Kröpelinen=Straße ist jetzt Bademutter=Straße, Wilden=Straße "im Düstern", Ladewigs=Straße, später Hahnrei, jetzt Zeughaus=Straße. Noch andere solche Namen tauchen nur auf, um sofort wieder zu verschwinden, und nur einem glücklichen Zufalle ist es zu danken, wenn wir herausbringen können, was gemeint ist. Ich nenne Friesen=Straße, Haker=Straße, strata Werneri Zetlud. Wieder bei andern ist nur ein Ansatz genommen, der Name aber nicht fertig geworden. Ich verweise auf die Uebersicht unter Dammenhusen, Krevet, Krukow, Plückeböter. Ebenso wenig haben sich Personennamen an Straßenecken und Brücken gehalten. Ich nenne Buxtehuden ort (ort heißt Ecke), Salomons ort, Wessels ort, Winterpols ort, Hillen=Brücke und Radolfs=Brücke. Auch Harolds=Thor kann hier angeführt werden. Selbstverständlich wurden die auf großen Grundstücken angelegten Gänge, die aus Hamburg und Lübek wohlbekannt sind und auch hierorts nicht ganz fehlten, nach den Eigenthümern benannt. Es sind aber nur wenige mit Namen überliefert: transitus Sassen, Heynonis Gyren, gangh Langemowe, Warnekengang.

In all diesen Fällen können wir die Entstehung der Namen, wenn wir sie uns auch nicht immer zu erklären vermögen, so doch verstehn. Anderer Namen Ursprung liegt für uns ganz im Dunkeln, obwohl nach mancher frühem Vorkommen und

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 70 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

andauerndem Bestande es an einem stark und sicher wirkenden Anlasse nicht gefehlt haben kann. Hier und da mag ein Merkmal eines Hauses, ein Volkswitz gewirkt haben, manchmal auch Analogie, da einige dieser Namen mehren Städten gemeinsam sind. Die bedeutendste Straße dieser Gattung heißt von Anfang an Spiegelberg (Spegelberch, mons speculi), ein Name, der sich auch in Sternberg und Wittenburg findet, während es in Soest ein Haus tho deme spegele gab. Noch räthselhafter klingt die Schatterau, anfangs Schaterowe, Schetterowe, früher und geraume Zeit neben dem neueren Namen her Burg=Straße geheißen, vorübergehend auch Dreckstraße genannt. Den Namen zu deuten, unterfange ich mich nicht, kann aber einen Hinweis auf ein gleichlautendes Wort nicht unterdrücken. Das ist scatrouwe, ein wiederholt behandeltes Wort, 1 ) das im Streite um die ursprüngliche Sprache des Sachsenspiegels seine Rolle spielt. Es bedeutet Lanzenruhe, Waffenruhe, Stillstand. Eine Verbindung etwa zu erdenken, überlasse ich reicherer Phantasie, die daran anknüpfen könnte, daß auf dem nahen Markte mehr denn einmal turnirt ist. Eine Hunde=Straße gibt es auch in Lübek, Greifswald, Stettin, Barth, Demmin. Was die Hunde mit diesen Straßen zu thun gehabt haben mögen, ist aber ebenso wenig aufgeklärt, wie auf einem andern Gebiete Ursprung und Wesen des Hundekorns und auf unserm die Beziehung zwischen dem Geschlechte der Schweine und der Schweinebrücke (nach der die gleichnamige Straße heißt) oder der Anlaß zur Benennung der Diebs=Straße. Dunkel ist auch der Name Stur, im Sture, womit ursprünglich der Theil der ABC=Straße zwischen Weber=Straße und Gerber=Straße, hernach die ganze Straße bezeichnet ward. Volkswitz liegt offensichtlich beim Glatten Aale und bei der Kyverwyverstrate (Straße der keifischen Weiber) zu Grunde. Für Krönkenhagen ist die älteste belegte Form Kromekenhagen. Ob eine Verbindung mit Peter Kromeke, der um 1290 begegnet, oder einem Namensvetter bestanden hat, wird kaum je auszumachen und darauf um so weniger zu bauen sein, als auch in Rostock und Stralsund 2 ) eine gleichnamige Straße bekannt ist und auch ein gleichlautender Gutsname vorkommt. Unwahrscheinlich ist die Ableitung von krumm, worauf man in Anbetracht der Windung der Straße und des lautlichen Anklangs verfallen könnte. Sie


1) Walther, Jahrb. für niederd. Sprachforschung 18, S. 61 ff. Roethe, die Reimvorreden des Sachsenspiegels S. 75.
2) Vgl. Francke, die Stralsunder Straßennamen, hans. Geschichtsblätter 9, S. XXXI-LI, S. XLII.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 71 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

würde auch für Rostock nicht zutreffen. Kaum weiter kommt man mit Negenchören, einer zum Theile engen, zum Theile nur einseitig bebauten Gasse hinter dem Marienthurme. Der Name steht fest und davon läßt sich nichts abdingen. Zuerst 1431 juxta novem choros. Rund vierzig Jahre später nehmen die Schreiber der kleinen Wachtregister ihren Gang in de negen kore, de negen kore up; auch novem chori wird verzeichnet. Im Jahre 1485 wird ein Haus genannt belegen in den neghenkaren, mit einem Ablaute, der nur gegenüber dem jetzt im Plattdeutschen gebräuchlichen Negenküren das echte o sicherer stellt, indem man gleichzeitig für godes gades, für loven laven, für vlote vlate schrieb. In Falsterbo auf der Südspitze Schonens kennen wir aus dem Jahre 1497 die Bude eines deutschen Paternosterers mit dem Kennnamen to den negenkoeren, in Stralsund eine Straße in den seven koren (in der Nähe einer Kirche). Auf dem Greifswalder Stadtfelde ist ein Feldstück neghenmorgen bekannt, das jetzt 41 Morgen hält. Ich bin des Glaubens, daß ein in seinem Anlasse nicht mehr erkennbarer Volkswitz (etwa in Beziehung auf die Engelchöre) vorliegt. Leider läßt sich die Zahl der Buden, die im Mittelalter dort lagen, nicht ermitteln und nur sagen, daß um 1475 dort hauptsächlich Frauen wohnten und 1677 zwölf Buden gezählt wurden. Unerklärt lassen muß ich den Lohberg (nachweisbar seit 1444), insofern als sich keine Andeutung dafür erhalten hat, daß dort je Lohe gelagert ist: wir wissen nur von einem Steinhofe in dortiger Gegend. 1 ) Uebrigens wird die Oertlichkeit in einigen Registern um das Jahr 1475 als Heide bezeichnet, ein Name, den wir nochmals an anderer Stelle antreffen und der dort gehaftet hat, nur daß er ursprünglich auf die Strecke zwischen Beginen=Straße und Speicher=Straße beschränkt gewesen zu sein scheint, während die Fortsetzung damals "hinter dem heil. Geiste" benannt wird. Der Name selbst bedarf keiner Deutung. Spät erst erscheint Rosmarin=Straße, wofür anfangs eine Umschreibung gebraucht, hernach Enge Straße und vielleicht auch das schon erwähnte Kyverwyverstrate gesagt ward. Da die östliche Seite ehemals gänzlich von einem zum Schabbeltschen Hause (jetzt der Kochschen Brauerei) gehörigen Garten begrenzt war, so könnte es nahe liegend scheinen, an eine Besetzung mit ros marinus zu denken, wenn diese Pflanze durchwinterte, was sie schwerlich thut. In meiner Jugend war am Straßenschilde Rostmarien=Straße zu lesen. Haben wir beim


1) Grund hat der gleiche Name in Lübek (Zeitschr. f. lüb. Gesch. 6, S. 30).
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 72 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Schopensiele die Beobachtung gemacht, daß der Straßenname sich später an ein daran gelegenes Grundstück heftete, so ergieng es umgekehrt mit dem Salzfäßchen, wie wir jetzt den schmalen Durchgang vom Markte nach der Hege, der Schüttings=Straße gegenüber, nennen. Wenigstens ist mir die von befreundeter Seite ausgesprochene Vermuthung höchst einleuchtend, daß man ursprünglich das an die alten Buden südwarts desselben dem Markte zu angebaute Häuschen (Markt Nr. 9) so genannt habe, indem dies in der That mit seinem an die höhere Mauer angelehnten Pultdache einem Salzfasse, wie man sie vordem in der Küche hatte, ähnlich genug sieht. Auch haben wir als willkommene Hülfe eine Aufzeichnung aus dem Jahre 1594, wonach die Kohlenmesser, deren an der Hege gelegene Amtswohnung 1858 in die heutige Hauptwache einbezogen ist, im soltvatken getrunken haben. Uebrigens begegnet siebzig Jahre früher ein anderes Salzfäßchen am Marien=Kirchhofe, und in entsprechender Weise war gemäß dem Concepte des Alten Stadtbuchs das Haus Hege 10 die Puderbüchse geheißen, nach der Form seines Giebels, wie alte Leute ihn noch gekannt haben.

Bei unbedeutenden und vielleicht wenig angebauten Straßen dauerte es oft eine ganze Weile, bevor ein Name erfunden ward und durchdrang. Da hatte dann der Stadtschreiber - das ist die Person, der am meisten an einer scharfen Bestimmung liegen mußte und die uns das meiste vermittelt, was wir von den Straßennamen der Vorzeit wissen - da hatte dann der Stadtschreiber über dem Stadtbuche seine Noth und mußte manchmal viel Worte daran wenden. Die platea magna qua descenditur ad fossam ist uns schon begegnet, und es sollen hier nur wenige dergleichen angeführt, im Uebrigen aber auf die beigefügte Uebersicht verwiesen werden. Die umständlichste Umschreibung ist bei einem Hause an der Beginen=Straße gebraucht, das lag in platea Lubicensi super acie parve platee cum itur ad conventum bagginarum Crucowen - noch etwas umständlicher als die Prinz August von Württemberg=Straße in Berlin, aber doch nicht so schön. Auch die Rosmarin=Straße hat Mühe verursacht. Von ihr überliefert Schröder folgende (z. Th. von ihm übersetzte) Umschreibung: parva platea qua itur ad s. Nicolaum, welche führet nach der rothen Brücke. Am häufigsten scheinen die kleinen auf den Marien=Kirchhof führenden Straßen dem Stadtschreiber zu schaffen gemacht zu haben, der dabei bald kürzern, bald längern Athem holte. Und doch ist es ihm nicht immer geglückt, sowohl bei diesen wie auch bei andern, der Nachwelt klar zu

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 73 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

machen, was er meinte. Oft behalf man sich mit einer Angabe der Gegend, da gerade eine Straße zu nennen nicht nothwendig war. So finden wir vielfach beim heil. Geiste, gegenüber dem heil. Geiste, hinter dem heil. Geiste und Aehnliches. Es kommen aber auch bloße Andeutungen vor, wobei das Weitere den besonderen Umständen überlassen blieb, die spätern Geschlechtern das Räthsel nicht lösen helfen. Beispiele sind: hinter der Wedem und beim Kirchhofe, wie wir in gleicher Unbekümmertheit auch ein paar Mal einen Pfarrer von Wismar antreffen. In den Wachtregistern allerdings behebt auch uns der Zusammenhang den Zweifel über Einzeichnungen wie bei den Mönchen (statt bei den schwarzen Mönchen), bei der Grube (statt Vogts=Grube), Schild (wo der Ziegenmarkt gemeint ist). Uebrigens wird sich die tägliche Rede eine gleiche Kürze erlaubt und das Vorbild dafür abgegeben haben. Mag nun die eben beredete Unbestimmtheit ein Uebelstand gewesen sein, oder nicht, so war ihr Vorkommen unvermeidlich, solange die Benennung der Straßen dem Volke überlassen war. Es waren mit diesem Zustande aber noch zwei andere Eigenthümlichkeiten verknüpft, die fortfallen, wo die Obrigkeit die Sorge dafür übernimmt. Einmal eine Unsicherheit an den Enden und Scheiden, die noch im Alten Stadtbuche hier und da zu Tage tritt, wie beim Hopfenmarkt, beim Schilde, beim Ziegenmarkt, wozu jedesmal die anliegenden Straßen konkurriren. Desgleichen konnte die Heide mindestens zum Theile als Böttcher=Straße bezeichnet werden, die Keller=Straße auch als Grüne Straße, und die Altwismar=Straße ließ man mit der Lübschen zusammenstoßen, die Bau=Straße, insbesondere die kurze Bau=Straße, begriff auch die später "vorm Meklenburger Thore", jetzt "hinter dem Schilde" geheißene Fortsetzung. Namentlich in der Nähe der Thore ließ man, ähnlich wie wir es in der Gegend von Kirchen und Klöstern oder sonst hervorragenden Baulichkeiten beobachtet haben, die zuständigen Straßennamen häufig fallen und sagte lieber "vor dem Altwismar=Thor", "vor dem Meklenburger Thor", "vor dem Neuen Thor", und diese Begriffe dehnte man ziemlich weit und sogar in Querstraßen hinein aus, sodaß z. B. "vorm Pöler Thor" bis an die Grube reichen und in den Spiegelberg hineingreifen konnte. Daß unter dem Namen der Neustadt anfangs alle in diesem Stadttheile belegenen Grundstücke gefaßt werden konnten, ist eine andere Sache und sehr begreiflich.

Die andere Eigenthümlichkeit ist die, daß die Namen im Laufe der Zeit wiederholt gewechselt wurden. So hieß, von

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 74 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

neuern Formen und Entstellungen abzusehen, die Bademutter=Straße einst Kröpelinen=Straße, die Altböter=Straße Juden=Straße, die Schatterau Burg=Straße, danach eine Weile auch Dreck=Straße, ein Stück Schopenstele, die Neustadt heil. Geistes=Grube, danach heil. Geistes=Straße. Für "im Düstern" gebrauchte man die Namen Wilden=Straße, Alfstraße, Hasenlager, um der derberen Benennungen zu schweigen. Der Ziegenmarkt war der Reihe nach bei der Radolfs=Brücke, beim Sode oder Pipensode, bei der Breiten Brücke, Schild, "gegenüber den Anker=Schmieden" benannt. Derartiges ließe sich noch Manches beibringen, falls Vollständigkeit nöthig wäre. Merkwürdiger ist ein Umtausch von Namen, der gleichfalls nachweisbar ist. Die Königs=Straße war ehedem die Kleine Hohe Straße, und das mit einem so ansehnlichen Namen (natürlich nach einem Personennamen) jetzt bezeichnete Endchen hieß sachgemäßer die Kleine Grützmacher=Straße. Den Vorgang hat man sich so zu denken, daß Hohe Straße als Name erst neben Königs=Straße trat und dann den älteren Namen verdrängte, daß dieser aber nicht ganz vergessen, sondern namentlich im Stadtbuche auf das anstoßende, von Häusern entblößte Stückchen übertragen ward, wobei das Eckgrundstück und Pertinenzien eine Rolle gespielt haben mögen. Klarer liegt der andere Fall bei der Schütting=Straße, die es lange nicht zu einem festen Namen bringen konnte und wo erst der fünfte gehaftet hat. Die erste dafür begegnende Bezeichnung ist Kleine Hege. Als hernach Riemenschneider=Straße aufkam und mehr gefiel, gerieth man, wie es scheint im 16. Jahrhundert, ob der Großen und Kleinen Hege in Verlegenheit, da man beides auf die Hege beziehen zu sollen glaubte, und schwankte, welchem Theile dieser man den einen oder den andern Namen zulegen wollte. Daher fand Dr. Anton Scheffel die widerstreitendsten Bezeichnungen vor und meinte die anfangs in seinem Alten Stadtbuche gewählten Ueberschriften grote Hege in lütke Hege und lütke Hege in grote Hege umwandeln zu müssen. Auch würde es ohne die Wachtregister kaum möglich gewesen sein, die echte Bedeutung des Namens der Kleinen Hege zu ermitteln. Ferner, was mit der Verlegung des Meklenburger Thors zusammenhängt, wird das unterste Ende der Dankwarts=Straße im Neuen Stadtbuche "vor dem Meklenburger Thor" benannt, während dieser Namen auf dem Paulischen Plane zum Alten Stadtbuche der Straße eignet, die wir "hinter dem Schilde" zu nennen gewohnt sind. Und endlich liegt eine gewisse Aehnlichkeit noch darin vor, daß die Staven=Straße des Alten Stadtbuchs

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 75 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

im Neuen den unterdes beliebter gewordenen Namen Badstaven erhalten hat und der andere somit frei gewordene dem südlich vom Badstaven belegenen Durchgange von der Bau=Straße zur Wall=Straße zugewendet ist.

Es versteht sich, daß unter solchen Umständen, zumal bei den Verlusten, die das hiesige Archiv erlitten hat, manches im Dunkeln bleiben muß. Einige Schuld fällt dabei auch auf eine gewisse Unbekümmertheit, mit der unleugbar zuweilen die Eintragungen im Stadtbuche gemacht sind. Die Aufgabe des Schreibers war freilich nicht immer leicht. In Folge des Rückganges der Stadt wurden viele Grundstücke wüst und zu Gärten, es vereinigten sich zahlreiche in einer und derselben Hand, und um die Gebühren zu ersparen unterließen auch die neuen Besitzer (die Eximirten aus Prinzip) oft lange, die Umschreibung zu erwirken. Außerdem war der Schreiber nicht immer befähigt, die sich hieraus ergebenden Schwierigkeiten zu überwinden und versah sein Amt nicht mit der Peinlichkeit, die seit Einführung der neuen Stadtbuchordnung (1838) mit Recht verlangt wird. So sind im Alten Stadtbuche Grundstücke zu finden, die seit hundertundfunfzig, ja seit zweihundert Jahren, also seit ihrer ersten Verzeichnung, nicht umgeschrieben sind, und andererseits hat man ins Neue Stadtbuch Grundstücke eintragen müssen, über die im Alten nichts vorzufinden war. Und da man leider ohne durchschlagenden Grund im Neuen Stadtbuche in Anschluß an den Stadtplan Glashoffs eine durchaus neue Anordnung der Grundstücke gewählt hat, so ist es in knifflichen Fällen nur unter Aufwendung beträchtlicher Zeit möglich, die Continuität der Eintragungen und die Identitat der Grundstücke festzustellen. Auf welche Schwierigkeiten man dabei stoßen kann, dafür nur Ein Beispiel. "Im Sack" ist eine längst vergessene Bezeichnung. Die Karte vor dem Alten Stadtbuche weist allerdings durch mehr als halb verloschene Ziffern das unterste Ende der Dankwarts=Straße als Sack nach: ganz zutreffend, denn bis 1688 war es eine Sackgasse, aber auf diesen Plan und seine Einzeichnungen ist nicht durchaus Verlaß, wenigstens ist die Ladewigs=Straße falsch eingetragen. Die im Alten Stadtbuche als "im Sack auf der Westseite" (eine Ostseite fehlt) eingetragenen drei Grundstücke aber haben seit 150 bis 200 Jahren offene Folien. Zum Glücke ist wie alle längeren Straßen die kreuzende Baustraße in verschiedene Stücke zerlegt und das letzte vom Sack an gerechnet. Danach mußte bei der Nachforschung das Augenmerk auf die Grundstücke der Baustraße in der Nähe des Sacks gerichtet werden. Dankwarts=Straße

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 76 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 63 (ich citire stets nach Polizeinummern) fand sich unschwer an der Ecke der Baustraße (vor dem Sacke). Das daran stoßende (dem Meklenburger Thore zu) war (als einziges zwischen unausgefüllten Folien) als in der "Baustraße vom Sack an" an der Nordseite belegen bezeichnet, die folgenden waren bei ihrer Eintragung ins Neue Stadtbuch im Alten nicht aufgefunden. In der "Baustraße vom Sack an" auf der Südseite war im Alten Stadtbuch als Nr. 1 bezeichnet Dankwarts=Straße Nr. 58, als Nr. 2 ebd. Nr. 56, als folgende Nummern unsere hinterm Schilde Nr. 1, 3, 5, 7 (die Polizeinummern sind so angeordnet, daß immer eine Seite der Straße die geraden, und die andere die ungeraden hat). Es ergibt sich, daß "Baustraße vom Sack an" jetzt im Wesentlichen "hinterm Schilde" ist und daß bei Grundstücken in kleinen Querstraßen damit gerechnet werden muß, daß unter Umständen von der Hauptstraße ein Abstecher dahin gemacht wird. Auch ist nicht immer die beabsichtigte Folge der Grundstücke von Nord nach Süd oder von Ost nach West eingehalten, wenigstens habe ich bei der Hege Eckgrundstücke verwechselt gefunden. Das sind natürlich Ausnahmen, aber sie kommen vor.

An der Festigung der Straßennamen, um die es gemäß den letzten Ausführungen ehedem schwach bestellt war, ist das eigentliche Verdienst dem bereits genannten Dr. Anton Scheffel zuzusprechen, der die Idee faßte und durchführte, neben den in alter Weise (nach Art der jetzigen Protokolle) chronologisch weiter zu führenden Stadtbüchern eine topographisch angeordnete auszügliche Uebersicht anzulegen, das Alte Stadtbuch. Konnte sich bis dahin der Schreiber der jeweils üblichen oder in ältern Schriften gebrauchten Namen zwanglos bei seinen dem Datum nach an einander gereihten Stadtbucheintragungen bedienen, so ward durch Scheffel ein für allemal ein festes Gerippe geschaffen, wo jedes Grundstück seinen gegebenen Platz hatte und nur die Namen der neuen Eigenthümer oder sonst Berechtigten einzufügen waren. Dabei mußten wohl oder übel die von Scheffel in den Ueberschriften fixirten Namen Stand halten. Freilich sind auch seither noch im Munde der Leute neue Namen aufgebracht und durchgedrungen und sowohl in den Plan Glashoffs wie in die Neuen Stadtbücher aufgenommen und dadurch mit dem amtlichen Siegel versehen, aber doch in geringerer Zahl. Erst durch den Anschlag der Namen an die Straßenecken ist solchen Neuerungen ein Riegel vorgeschoben, der voraussichtlich halten wird, wobei doch angemerkt zu werden verdient, daß die Namen des Stadt=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 77 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

buchs und der Polizei nicht durchaus übereinstimmen. In der Orthographie hat man aber Schreiber und Maler gewähren lassen. Den neuern Anschlägen kann man dabei das Zeugnis geben, daß sie besser gerathen sind als ihre Vorgänger. Eins jedoch will ich nicht mit Stillschweigen übergehn, was allerdings die letzten Generationen nicht verschuldet haben, sondern nur weiter schleppen. Es ist im Grunde eine ausbündige Dummheit. Man hatte die Schmiede=Straße und die Kleinschmiede=Straße. Was Kleinschmiede sind, nämlich Schlosser, Messerschmiede und Nagelschmiede, war vergessen. Die eine Straße war klein und eng, die andere groß und weit nach hiesigen Begriffen. Ein nur nach einer Seite hin zum Ausdruck gebrachter Unterschied wollte nicht genügend erscheinen, und deshalb bildete man nicht etwa kleine Schmiede=Straße und große Schmiede=Straße, was zwar nicht richtig (übrigens hier und da vorkommt, auch Kleinschmiede=Straße und Grobschmiede=Straße wäre angegangen), was aber erträglich gewesen sein würde, sondern man setzte neben die Kleinschmiede=Straße die Großschmiede=Straße. Das ist der einzige Fall, wo ich mich nicht habe entschließen können in der angeschlossenen Uebersicht der üblichen und amtlichen Ordnung zu folgen, ohne daß ich zu Hoffen wage, hierin bei den zuständigen Instanzen Beifall und Nachfolge zu finden. Sonst wäre noch der Wunsch erlaubt, auch das entstellte Hegede durch das echte und im Plattdeutschen noch lebendige Hege wieder ersetzt und Scheuer=Straße ebenfalls in Anschluß an die Volkssprache zu Schür=Straße berichtigt zu sehn. Die erste Beschlußfassung E. E. Raths über neue Straßennamen ist 1871 erfolgt. Angeschlagen sind die Namen zuerst 1803 und zwar auf Veranlassung des Herzogs Friedrich Franz. 1 ) Die Nummertafeln sind 1865 angebracht.


1) Friederich Franz, von Gottes Gnaden Herzog zu Mecklenburg etc. . Unsern gnädigsten Gruß zuvor. Ehrnveste Ehrsame liebe Getreue!
Wir finden nöthig, daß in den grössern Städten Unserer Lande zur Erleichterung der Nachweisungen, in Sonderheit zu bequemerer Zurechtfindung für Fremde die Namen der Gassen und Plätze, gleichwie solches in andern grossen Städten gebräuchlich ist, an den Ecken der Häuser mit leserlicher Innschrift auf dünnen Blechen bezeichnet werden; Befehlen euch demnach, nachdem eben diese Verfügung hieselbst und zu Rostock von Uns getroffen worden, hiedurch gnädigst: solche zur gemeinnützlichen Bequemlichkeit gereichende Polizei=Einrichtung vermöge der Euch zustehenden Sorgfalt für das gemeine Wesen auf öffentliche Kosten auch dorten obrigkeitlich zu veranstalten und ins Werk zu setzen, auch wie solches geschehen, binnen zwei Monaten zu berichten. An dem ge= (  ...  )
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 78 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die beigegebene alphabetische nebersicht soll das erste Vorkommen jedes Namens verzeichnen und seine Geschichte verfolgen, soweit es möglich ist, im ganzen ohne Rücksicht auf orthographische Quisquilien. Das späteste Zeugnis für eine Namensform ist weit schwerer festzustellen und auch von minderer Wichtigkeit, darum sind Angaben darüber nur ausnahmsweise gemacht, wie ich mich überhaupt möglichster Kürze befleißigt habe. Wo andere Nachweise fehlen, ist aus Stillschweigen zu schließen, daß ich die jetzt übliche Namensform einstweilen zu frühest aus dem Neuen Stadtbuche belegen kann. Die ältern Bezeichnungen sind der Regel nach unter den modernen Namen eingereiht, aber mit Verweisungen an ihrer Stelle dem Alphabete nach verzeichnet. Nicht mehr gebrauchte und nicht localisirbare Namen sind, soweit sie nicht von vornherein als vergangenen Zeiten angehörig erkennbar sind, in Klammern geschlossen; ebenso sind unsichere Nachweise älterer Namen eingeklammert. Mehrdeutige Bezeichnungen wie "beim heil. Geiste", "bei den Predigerbrüdern" konnten nicht etwa unter Lübsche Straße oder Neustadt, Meklenburger Straße oder Kleinschmiede=Straße vermerkt werden, wenn auch bei der Schulstraße in dieser Hinsicht eine Ausnahme gerechtfertigt schien. Voran geht eine nicht durchaus vollständige Zusammenstellung von Umschreibungen, die sich nach Bedürfnis aus der Uebersicht ergänzen läßt. Angehängt sind Uebersichten über die Thore, Berchfrite, Brücken.

An Quellen ist bis auf einen unbedeutenden Rest, in dem sich Wesentliches nicht erwarten ließ, das gesamte Material des Wismarschen Rathsarchivs bis zum Jahre 1500 herangezogen und außerdem sind die Stadtbücher und die Auszüge daraus ausgenutzt, soweit sie erhalten sind, endlich die ältern Wasserleitungsakten und die paar Pläne. Was ich sonst habe anführen können, danke ich zum Theile dem Zufalle, das Beste aber meinem väterlichen Freunde Dr. Crull, der mich auch im Einzelnen berathen hat.

Zur Erklärung der meist abgekürzt gegebenen Anführungen diene Folgendes. Was gedruckt ist, ist nach den Drucken citirt.


(  ...  ) schiehet Unser gnädigster Wille und Meinung, und Wir verbleiben euch mit Gnaden gewogen. Gegeben auf Unsrer Vestung Schwerin den 24. Septbr. 1803. FF. H. z. M. An den Magistrat zu Wismar. Von der Post den 3. Octbr. 1803. Bericht über die Ausführung vom 5. Decbr., abgesendet am 6. Decbr. 1803.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 79 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

A ist Stadtbuch A,

B ist Stadtbuch B,

II, IX, XII ist Stadtbuch II, IX, XII, über die Meklb. Urk.=Buch I, S. XLVIII ff., Auskunft gibt. Die ersten beiden sind nach Seiten, II ist nach Folien angeführt. Von den letzten sind lediglich ein paar Blätter erhalten.

A. Stb. heißt Altes Stadtbuch, s. S. 74. 76. Im Concept beendet 1677, im Mundum 1680.

N. Stb. heißt Neues Stadtbuch, s. S. 75.

geistl. Stbchschr. bedeutet die im Jahre 1535 verfertigten und bis zum Jahre 1583 vervollständigten Auszüge der geistliches Gut betreffenden Stadtbuchschriften (sonst auch citirt als: geistl. Renten=Reg.).

Die Stbch.=Auszüge des 16. Jahrhunderts oder die Elmhoffs sind wenig umfangreich.

Verzeichnis 1601 bedeutet: Vertzeichnus - aller - Haubtsummen vnd - Zinsen, so den - Gottesheusern - bey der Chemmerey - verschrieben.

lib. miss. heißt liber missarum, dessen vollständiger Titel Jahrb. 43, S. 169 Anm. angegeben ist.

Zb. heißt Zeugebuch oder kleines Stadtbuch (I, nach Folien citirt, begreift mit Lücken die Jahre 1328-1431; II, nach Seiten citirt, die Jahre 1433-1490).

lib. proscr., liber proscriptorum von 1353 bis 1429.

Ger. Inv., gerichtliches Inventar über Nachlässe und gepfändete Güter 1438-1548.

Wachtreg. f. hansische Geschichtsblätter 19, S. 87.

Reg. C s. ebd. S. 87, Anm. 1.

Urtheilsbuch C bedeutet die dritte Abtheilung des ersten 1547 beginnenden Gerichtsprotokollbuches.

Cop. Mar.=Gertr.=Brüdersch. heißt Copiar der Marien=Gertruden=Brüderschaft (um 1575).

Reg. par. Mar., parrochiae Mariae registrum, Uebersicht über die Einnahmen von S. Marien, angelegt 1518.

S. M[arien]=Geb[äude]=Reg[ister], Kirchenrechnungen von S. Marien.

Schröder A. B., Schröder Ausführl. Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar. Handschrift. S. Mekl. Urk.=Buch I, S. XLVIII oder Jahrb. 43, S. 166.

Schröder P. M., Schröder Kirchengeschichte des pavistischen Mecklenburg.

M. U.=B., Meklenburgisches Urkunden=Buch.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 80 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Paulis Plan, Plan der Stadt von dem "seiner guten Wißenschafft in Mathesi wegen ehrenwehrten" Subrector Andr. Pauli (1653-1675) entworfen (vor dem Alten Stadtbuche).

Wasserleitungskarte, Stadtplan mit dem Netze der Wasserleitung (mit Andeutung der Fassaden der Häuser). Original (auf Pergament) und Copie im Besitze von Dr. Crull. Beide mögen der Zeit von 1700 bis 1750 angehören. In der Copie sind die Namenseintragungen fast alle wohl um 1800 nachgezogen, einzelne aber erst damals eingezeichnet.

Glashoffs Index, Glashoffs Index über die auf seinem großen Stadtplane verzeichneten Grundstücke. 1833.

Uebersicht über die Straßennamen.

platea magna, qua descenditur ad fossam (A, S. 18), Bor=Straße.

in pl. I.ubicensi super acie parve platee cum itur ad conventum bagginarum Crucowen (M. U.=B. 4456), Beginen=Straße.

parva pl. antiquae macellae carnium dicta (Schröder A. B. 1325).

parva pl. qua itur ad predicatores (geistl. Stbchschr. f. 12 r ), Kleinschmiede=Straße.

super acie parve platee in pl. I.ubicensi cum itur ad cimiterium sce. Marie (II, f. 37 r ), Johannis=Straße.

parva pl. cum itur ad ecclesiam sce. Marie (II, f. 4 r . 12 v ).

p. pl. juxta cimiterium sce. Marie (M. U.=B. 4662).

p. pl. cum itur versus cimiterium sce. Marie apud Plvckeboteren (II, f. 60 r ).

in pl. Dangmari super acie parve platee retro dotem bte. virginis (II, f. 15 r ), Grüne=Straße.

acies parve platee circa forum equorum (II, f 64 r ), Schatterau?

juxta consistorium super acie parve platee (II, f. 60 r ).

p. pl. qua itur ad s. Nicolaum, welche führet nach der rothen brücke (Schröder A. B. 1325), Rosmarin=Straße.

p. pl. cum itur versus valvam fabrorum (II, f. 13 v . 18 v ), Schatterau.

p. pl. penes monasterium fratrum ordinis predicatorum (XII), Kleinschmiede=Straße.

p. pl. retro Hinricum Dammenhusen (II, f. 26 v ), Schatterau.

area . . . in pl. Dangmari super acie parve platee que Cancro pertinebat (II, f. 23 r ).

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 81 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

p. pl. apud Pluckeboteren (H, f. 13 r . 16 v ). Vgl. oben.

p. pl. infra Johem. Stetyn et Johem. Walmerstorp (II, f. 48 r ).

arta platea qua itur de cimiterio bti. Nicolai versus Spegelbergh (1435, Urk.), alzeme gheyt van deme Speghelberghe na der groven (1463, Urk.), Blücher=Straße.

in pl. dolificum super acie arte platee (II, f. 66 v Büttel=Straße.

pl. arta, qua itur ad fratres predicatores (Zb. I, f. 197 r . 205 r ), Kleinschmiede=Straße.

arcta pl. retro dotem bte. Marie virginis (Schröder A. B. 1363), Grüne Straße.

a. pl. retro Radolphum Hate prope Beyendorpe (Zb. I, f. 199 v ).

in der engen straten, alse me geyt van vnser Leven fruwen kerkhave (geistl. Stbschr. fol. 62 v , 1467), Johannis=Straße?

arta illa platea qua itur de cimiterio bti. Nicolai versus barvotos (Bürgersprachen), Rosmarin=Straße.

nova platea bei dem Garten des heil. Geistes (M. U.=B. 2263), Speicher=Straße?

pl. qua itur de ponte Radolfi ad pontem Hillen (Schröder A. B. 1325, ohne Zeit und Sonstiges).

pl. qua itur de macellis panum ad ecclesiam b. Marie virginis (Schröder A. B. 1362), Sargmacher=Straße.

in angulo quo itur de foro ad dominam nostram (B 222), Sargmacher=Straße.

pl. apud domum Jacobi de Slawestorp ad murum protendens (M. U.=B. 2291), bei der Klosterkirche.

strata que vadit ad murum (M. U.=B. 2321).

super acie contra aciem Conradi Lubekeruar, cum itur ad fratres minores (II, f. 51 r ), Schul=Straße?

pl. que tendit sursum a domo dni. Henrici de Brakele versus ecclesiam bti. Georgii (M. U.=B. 1883), Hohe Straße.

strata in qua Hasso de Gauvecov moratur (B 226).

str. Verneri Citelut (B 230).

vicus, qui protenditur de pl. Lubicensi ad cimiterium bte. Virginis (M. U.=B. 2144), Johannis=Straße.

domus angularis sita in pl. Tagmari super vico, quo itur ad ecclesiam bte. Virginis (B 172), Sargmacher=Straße.

v. quo itur ad dominam nostram (B 194).

hereditas in vico, ubi moratur domina Edhela (B 153).

v. retro hereditatem dni. Hassonis de Crucowe (B 182).

in vico apud domum Wlfardi (B 178).

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 82 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

ABC=Straße: retro fratres 1279 (B 18), retro fratres minores [1280] (B 23), retro minores 1326 (M. U.=B. 4731), retro barvotes 1435 (geistl. Stbchschr. f. 45 r ), retro chorum minorum apud Seeveneeken 1358. 1371 (geistl. Stbchschr. f. 8 v . 11 r ; hereditas Andree Soveneken in pl. molendinorum 1373 f. 12 v ). hereditas im st ue r 1461 (geistl. Stbchschr. f. 61 r ). Um 1475 wird in den Wachtregistern der untere Theil bis an die Weber=Straße retro minores, achter den grauen monken, nur in Einem Stur genannt; den weiteren Theil benennen sie übereinstimmend in den Stur, in dem Sture. 1677 im Stüer oder ABC (A. Stb.). Erst in den siebziger und achtziger Jahren des sechszehnten Jahrhunderts wurden an der Westseite die Buden gebaut, die vermöge ihrer Bezeichnung nach dem Abc der Straße zu ihrem neuen Namen verholfen haben. Vgl. Crain, zur Geschichte des Grauen Klosters S. 10 f.

Aleffsstrate s. Düstern.

Altböter=Straße: pl. Judeorum 1342 (M. U =B. 6195), Jodenstrate um 1475 (Wachtregister; auch noch 1573), oltboterstrate um 1470 (Ger. Inv. f. 84 r ; um 1475 ebenfalls in einem Wachtregister). Oltböter ist Altschuster, Flickschuster. In Rostock hat man aus Altböter=Straße Altbettelmönch=Straße gemacht.

Alt=Küter=Straße s. Küter=Straße.

Alt=Weber=Straße s. Weber=Straße.

Alt=Wismar=Straße: pl. Antique Wismarie zwischen 1250 und 1258 (A 8), auch antiqua pl. Wismarie (A 17) und mit den Abwechslungen, denen der Name Wismar ausgesetzt ist. Olde-Wismerstrate 1490 (Urk.). Im dreizehnten und Anfang des vierzehnten Jahrhunderts des öftern einfach pl. Wismarie oder ähnlich (z. B. A 88, B 11, hier besonders häufig). Alt=Wismarsche Straße (A. Stb.). Man ließ sie ehedem mit der Lübschen Straße zusammenstoßen. Vgl. Hinter dem Rathhause.

bei der Ankerschmiede s. Ziegenmarkt.

Bademutter=Straße: pl. Krøpelini 1323 (II f. 16 r apud dnm. Johem. Cropelyn. f. 56 v lapidea hereditas des H. Joh. Kröpelin neben H. Hinr. Ricquerstorp). pl. Crøpelynes (Zb. I f. 185 v ). Noch 1569 Kroplinsche Str. (geistl. Stbchschr. f. 118 r ). pl. bademo. 1365 (Schröder P. M. S. 1425, M. U.=B. 9319 mit Anm.). pl. obstetricum 1443 ! (Zb. II S. 32). bademomenstrate um 1440

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 83 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Ger. Inv. f. 6 r ). In den Wachtregistern um 1475 beide Namen neben einander, bademmolenstr. 1580 (geistl. Stbchschr. f. 129 r ). Bademomen olim Kröpelinsche Straß (A. Stb.). Daß beide Straßen identisch sind, ergeben die Wachtregister mit Sicherheit, und es hat Dr. Crull nur an einer Gelegenheit gefehlt, den M. U.=B. 5840n. ausgesprochenen Zweifel daran für unbegründet zu erklären. Irrthümlich nehmen vier Wachtregister die Nordseite mit der Schul=Straße zusammen unter dem Namen monnekestrate. Bademutter ist Hebamme.

Badstaven: nova stuba, de stafen, in de stavenstrate um 1475 (Wachtregister). Stavenstraß (A. Stb., Schröder A. B. 1324). Nach einer Badestube benannt. Vgl. S. 74 f.

Bahnhof=Straße 1881, Aug. 25. Früher "hinter der Mauer". Der Mühle und Grube gegenüberliegende Theil hieß bis dahin die Wüste Stätte. Als woste stede werden in den geistl. Stbchschr. mehrere Plätze bezeichnet, ohne daß es zu einem Namen gediehen wäre. Hubert Noppen woste stede bi der Groven, die 1571 in den geistl. Stbchschr. vorkommt, lag weit ab, zwischen der Königs=Straße und der Runden Grube (A. Stb.). Auch in Greifswald hatte man einen wüsten Platz, jetzt Rubenow=Platz (Pyl, Gesch. der Greifswalder Kirchen I, S. 125).

beim Bauhofe s. Bauhof=Straße.

Bauhof=Straße: ex opposito stabuli civitatis 1294 (M. U.=B. 2266). hereditas et 10 bode in pl. cerdonum econtra stabulum consulum 1412 (geistl. Stbchschr. f. 29 r ). bey der hern stalle 1412 (Stadtbuchauszug Elmhofs). beim Hern stall (A. Stb.). Hinter dem Herrenstalle. Vgl. in pl. fabrorum prope stabulum consulum 1328 (M. U.=B. 4990). Der unterste Theil wird im A. Stb. "beim Bauhofe" benannt, teghen dem holthave, oder nur holthoff um 1475 (Wachtregg.). Der Bauhof lag neben dem Wasserthurm bei der Einmündung der Grube. 1876, Aug. 24 wurden beide Theile unter dem neuen Namen vereinigt.

Bau=Straße: platea colonum 1290 (B 160) in buntem Wechsel mit pl. colonorum, worin es B 184(1292) geändert und wonach es ebd. in pl. culture verbessert ist. Diese letzte genaue Uebersetzung des deutschen Namens hat keinen Beifall gefunden, bwenstrata 1295 oder 1296 (M. U.=B. 2320), bustrate und pl. que dicitur b%strate 1296 (B 229. 233), buwstrate 1463 (Urk.), buustrate neben buuwestrate

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 84 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Bau=Straße)
um 1475 (Wachtregister). Das A. Stb. überliefert für den der Lübschen Straße zunächst liegenden Theil als älteren Namen kleine Baustraß (1535; gleichzeitig lutke bowstrate Ger. Inv. f. 177 v ) und benennt den Theil von der Papen=Straße an als kurtze Baustraß. Ehemals und noch im Alten Stadtbuche belegte man die nunmehr "Hinter dem Schilde" geheißene Fortsetzung mit demselben Namen. So schon 1653 korthe bauwstraße (Acten zur Wasserleitung) und 1540 "vor deme Mekelenborger dor in der bowstraten" (Ger. Inv. f. 233 r ). Vgl. Fuhrleute=Straße und S. 65.

Beginen=Straße: hereditas in vico apud baginas (Wurtzins für die Hausfrau Radolfs von Krukow) 1292 (B 184). Vgl. M. U.=B. 1660. (vicus retro hereditatem dni. Hassonis de Crucowe 1292, B 182). in pl. Lubhicensi super acie parve platee, cum itur ad conventum bagginarum Crucowen 1323 (M. U.=B. 4456). pl. begwinarum 1424. 1430 (Bürgersprachen, bei Burmeister S. 53. 58; an erster Stelle nachgetragen). bagginenstrate 1475 (Wachtreg.). begwinenstrate 1.515 (Urk.). Beginenstraß (A. Stb.).

Berg=Straße 1899, Decbr. 19.

Bleicherweg 1882, Mai 31.

Bliden=Straße: pl. bliden 1385 (geistl. Stbchschr. f. 15 v ), pl. machinarum 1401 (ebd. f. 21 r ). blidenstrate 1426 (lib. proscript. S. 104). Die korte blidestrate (1499, Urk.) mag das dem Fürstenhofe zu liegende Stück meinen, sicher thut das die kleyne blidenstr. um 1560 (Cop. der Mar.=Gertr.=Brüdersch. f. 24 v ). Nach dem A. Stb. ward dies Stück auch Pfaffenstraß genannt (unter Berufung auf eine Schrift von 1605, Jubilate). blyenstraße 1653 (Acten zur Wasserleitung). Auch in Stralsund (jetzt aber Blei=Straße. Hans. Gesch.=Bl. 9, S. XXXIII). Vgl. S. 67.

(Blojer=Str.) nennt Schröder A. B. 1325, ohne über ihre Lage etwas angeben zu können.

Blücher=Straße: arta platea qua itur de cimiterio bti. Nicolai versus Spegelbergh 1435 (Urk.). alzeme gheyt van deme Speghelberghe na der groven 1463 (Urk.). Blucherstrate um 1475 (Wachtreg.). Blücherstraß (A. Stb.). Blüffelstr. (Schröder A. B. 1322). Richtig im Neuen Stadtbuche, während der Index Glashoffs die verderbte Form bietet, die aus dem Adreßkalender erst im Jahre 1891 verschwunden, aber kürzlich noch neu angeschlagen ist. Vgl. S. 69.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 85 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Bor=Straße: pl. magna qua descenditur ad fossam kurz vor 1258 (A 18). pl. erga domum Bozzonis um 1260 (A 27). Boostrata 1327 (II f. 66 v ), Bostrate 1327 (II f. 72 r ), Boestrate 1421 (Urk.), platea Botesstrate 1404 (lib. miss. f. 27 v pl. Botes 1414 (Zb. I f. 211 r ) und so vorwiegend im 15. Jahrh., Borstrate um 1475 (einige Wachtreg.), Bohrstr. 1565 (geistl. Stbchschr. f. 113 r ), Beerstraße 1565 (lib. miss. f. 122 r ), Bothstrate um 1575 (Cop. der Mar.=Gertr.=Brüdersch. f. 138 r ), Borthstrate 1581 (geistl. Stbchschr. f. 129 v ), Bordestraße 1653 (Acten zur Wasserleitung), Bohrstraße olim Bohttstrasse (A. Stb.), Bortestraß (wenn nicht das e ein Abkürzungszeichen sein soll, A. Stb. f. 79). Plattdeutsch: Burstrat, dem entsprechend schon um 1750 eine Copie der Wasserleitungskarte Bauer=Straße hat. Vgl. bei der Wage, Wagebrücke. Vgl. S. 68.

Bostrate s. Bor=Straße.

Böttcher=Straße: pl. dolificum bald nach 1260 (A 27), bodekariorum um 1265 (A 35), doleatorum 1287 (B 138), doliatorum 1288 (B 141 und oft), boddekerstrate 1475 (Wachtreg.), Böddekerstrasse, Bötticherstr. (A. Stb.). In den Wachtregg. heißt das Stück zwischen Beginen=Straße und Speicher=Straße: Heide. Das A. Stb. läßt die Grenze zweifelhaft. Stb. B bezeugt mehrfach Böttcher in dieser Straße.

bei der Breiten Brücke s. Ziegenmarkt und am Platz.

Breite Straße: salsa fovea zw. 1250 und 1258 (M. U.=B. 649), salsa fossa 1258 (A 20) und später oft. soltegrove um 1260 (Einlage zu A 20), salsata fossa um 1270 (A 69), solttengruve 1295 (B 225). fossa piscatorum 1307 (M. U.=B. 6671n.), vyschergrove 1346 (M. U.=B. 6671). Vgl. die Anm. zu M. U.=B. 6671; nur wird an den Ziegenmarkt nicht zu denken sein. Zu warnen ist vor der leicht sich anbietenden Annahme eines directen Zusammenhangs zw. den Namen Fischer=Grube und Fischer=Reihe. pl. ampla supra fossam salsam 1374 (M. U.=B. 10587). brede strate 1400 (lib. proscr. S. 49). An der Identität der Straßen ist nicht zu zweifeln. Man vgl. folgende von Schröder A. B. S. 1314 und S. 1316 mitgetheilte Stadtbuchauszüge: hereditas tendens a salsa fovea usque ad recentem (1317), domus frumenticea . . inter foveas recentem et salsam sita (1337), hereditas sita super acie salse fosse in opposito fori humuli (1319); dazu noch:

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 86 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Breite=Straße)
hereditas sicut a platea dolificum usque super salsa fossa 1325 (H f. 39 r ). Ueber die Benennung des Stückes zwischen Speicher=Straße und Neustadt ist das A. Stb. nicht ganz sicher (vgl. Ziegenmarkt). Vgl. S. 67 und unter Hillen=Brücke (S. 114 f.).

(bei den Brotscharren): apud macellos panum 1274 (B 98). pl. qua itur de macellis panum ad ecclesiam b. Marie virginis 1316 (Schröder A. B. 1362). juxta novas macellas panum 1325 (II f. 39 v ). Vgl. M. U.=B. 4672. Wohl an der Südseite des Marktes.

(bei der Burg): ante castrum bald nach 1260 (M. U.=B. 888), prope c. um 1288 (B 142), area nova juxta novum murum prope c. 1296 (M. U.=B. 2406). Die Lage dieser Burg ist nicht auszumachen. Sie dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit in der Gegend der Eisengießerei zu suchen sein. Unerklärlich aber ist die in einem der Wachtregister für das zwischen Fischer=Straße und Pöler Thor liegende Stück des Spiegelbergs angewendete Bezeichnung up der borch.

Burgstraße s. Schatterau.

Bustrate s. Bau=Straße.

Büttel=Straße: parva pl. preconum 1323 (H f. 19 v . in pl. dolificum super acie arte platee 1327 (II f. 66 ). in pl. doleatorum sive acie platee bedellorum 1368 (M. U.=B. 9834). bodelstrate 1446 (Urk.). Zu Schröders Zeit auch als Enge Straße (A. B. 1322).

Buxtehuden ort um 1475 in einem Wachtreg., anscheinend zwischen Meklenburger Straße und Dankwarts=Straße zu suchen, in S. Jürgens Kirchspiel.

hinter dem Chor: retro chorum ecclesie bti. Nicolai 1293 (M. U.=B. 2220), retro chorum sancti Nicolai 1357 (geistl. Stbchtchr. f. 8 r ), achter s. Niclas chore 1548 (geistl. Stbchschr. f. 100 r ). hinterm cohr oder furm Pohler thor, auch hinter st. Niclaus cohr (A. Stb.). In den Wachtregg.: Poler dor.

pl. que Cancro pertinebat s. Krevets=Straße.

pl. carbonistarum s. Kohlenmesser=Straße.

pl. carnificum s. Knochenhauer=Straße.

pl. colonum s. Bau=Straße.

Dahlmanus=Straße 1881, Decbr. 1.

parva pl. . . . retro Hinricum Dammenhusen s. Schatterau.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 87 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Dankwarts=Straße: pl. Danckmari bald nach 1260 (A 25). Der Name wird recht verschieden geschrieben: Dancgmari, Dancmari, Dhangmari, Damgmari (B 226), Thangmari, Tangmari, Dagmari, Tagmari, Dangmeri (1431, Urk.; regelmäßig im 15. Jahrh.). Dangmerstrate 1419 (Urk.). Danquardstrate 1448 (Ger. Inv. f. 32 v ) und ebenso 1486 (Zb. II S. 249), Danckquardesstrate 1487 (Urk.), Danckqwerthstrate 1520 (urkundl. Notiz), Danckwerstr., Danckquarstr., Danckwarsstr., Danckworstr. (16. Jahrh., Jahrb. 55, S. 104). Danckwerther oder Dangnerstr. (A. Stb.). Dankwadestr. 1475 (in einem Wachtreg.). Danckmeisterstrate 1558 (angeführt im A. Stb.). in platea Dangmari ante valvam Magnopolensem 1368 (Zb. I f. 184 v ). Winterpols ort, anscheinend in der Gegend des Schildes zwischen Dankwarts= und Meklenburger Straße (einige Wachtregg.; acies Johis. W. in pl. Dangmeri 1439, geistl. Stbchschr. f. 48 r ; her Johan Wynterpols boden up dem schilde [1448], Ger. Inv. f. 31 v ). Das unterste Ende hieß ehemals "im Sack", und heißt im Stadtbuche "vor dem Meklenburger Thor"). Vgl. S. 75 f.

Diebs=Straße: pl. furum 1429 (geistl. Stbchschr. f. 39 r ), devestrate 1475 (Wachtreg.; in einem verschrieben jodeuestr.). Diebestraß (A. Stb., auch noch N. Stb.). Diebes=Str. (Glashoffs Index). Auch in Rostock und Lübek (Zeitschr. f. Lüb. Gesch. 6, S. 37 unter Petristegel). In Stralsund Gr. und Kl. Diebsteig (hans. Gesch.=Bl. 9, S. XXXIV).

Dreck=Straße s. Schatterau.

im Düstern: her Dyrk Wilden boden in der erskernen 1446 (Ger. Inv. f. 17 r , ob u oder n nicht unterscheidbar; kerne ist eine Nebenform von kerve), plathea Wilden um 1475 (Wachtreg.), gleichzeitig de kerne, in der kernnen, in de kernen (ebenfalls einige Wachtregg.), by der vulen groven up dem orde by der Aleffsstraten edder erskerne anders genomet 1551 (Urtheilsbuch C f. XI r ), erskarn 1564 (angeführt im Reg. zum A. Stb.), im Düstern 1653 (Acten zur Wasserleitung. A. Stb.). Arnstcarbestrasse um 1750 (Wasserleitungskarte). 1408 erwarb H. Dietr. Wilde von Nic. Düsterhus Besitz an der Neustadt mit Armen=Wohnungen (Schröder P. M. 1747). Die Ausbuchtung in der Mitte heißt im N. Stb. Hasenleger. Ob dieser Name schon früher darauf gieng, wie es nach einem Wachtreg. scheint, oder sich auf das Ganze erstreckte, erhellt nicht.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 88 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(im Düstern)
hasenleger um 1475 (ein Wachtreg.), hasenlager 1633 (Anführung des A. Stb.), Schröder A. B. 1323. Arschkerbe, erschkarne auch in Lübek und Stralsund (Zeitschr. für Lüb. Gesch. 6, S. 39 unter Sack II; hans. Gesch.=Bl. 9, S. XL).

hereditas in vico , ubi moratur domina Edhela 1290 (B 153).

(Enge Straße) 1397 (lib. proscr. S. 44). In einem Wachtreg. eine Nebenstraße der Bau=Straße der Mauer zu. Vgl. Büttel=Straße, Kleinschmiede=Straße, Rosmarin=Straße.

Englische Grube: bey dem zeughause . . . der marcktvoigt habe ihm gesagte dass hier vordem die englische grube gewesen (Raths=Protokolle 1747, S. 186). Zeughaus=Straße? In Lübek eine bekannte Straße.

im Erskarn s. Düstern.

Faule Grube s. Wilhels=Straße.

Fischer=Grube s. Breite Straße.

bi der visscher muren um 1475, in der Gegend des Großen Wasserthors (Wachtregg.).

Fischer=Reihe: ante novam valvam penes curiam lignorum 1450 (geistl. Stbchschr. f. 56 r ). na dem pipensode 1475 (ein Wachtreg., andere nova valva). vorm nien dhore 1498 (geistl. Stbchschr. f. 73 r ). fürm neuenthor, sonst auch beim pipensode (A. Stb.). Der Name galt erst von der Neustadt an. Vgl. Breite Straße.

Fischer=Straße: pl. piscatorum 1428 (geistl. Stbchschr. f. 38 r ), fisscherstrate 1475 (Wachtregg.), apud murum (ein Wachtreg.).

(bei den Fleischscharren): hereditas apud antiquos macellos carnium 1272 (B 4), retro macellas carnium 1324 (M. U.=B. 4528, ein Vergleich mit 4601 erweist es als die Hege, was wir nach unsern sonstigen Kenntnissen hätten annehmen müssen), econtra macellos carnificum 1412 (geistl. Stbchschr. f. 29 v ). in atie oppositi ! macellarum 1482 (ebd. f. 66 r ). Schröder führt noch an "parva platea antiquae macelle carnium dicta", ohne Weiteres zu geben (A. B. 1325).

retro fratres s. ABC=Straße.

(Friesen=Straße) . Schröder, der allein sie anführt (A. B. 1325), wußte nicht, wo sie zu suchen sei.

Frische Grube s. Grube.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 89 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Fuhrleute=Straße): pl. vectorum 1409 und 1415 (geistl. Stbchschr. f. 26 v . 32 r ). Schröder (A. B. 1325) wußte sie auch nicht zu localisiren. Wohl Bau=Straße.

vor dem Fürstenhofe: apud curiam dni. nostri Magnopolensis 1326 (II, f. 55 v econtra curia[m] dni. Magnopolensis 1394 (Zb. I, f. 199 r ). gegen dem Meckelburger hofe (A. Stb.). gegen dem Tribunal (Schröder A. B. 1325).

Garten=Straß e 1899, Decbr. 19.

strata in qua Hasso de Gauvecov (st. Gawetzow) moratur 1295 (B 226).

(beim heil. Geiste): erga domum sancti Spiritus um 1265 (A 31), apud sanctum Spiritum um 1270 (A 39, des öftern in B), ex opposito domus sancti Spiritus um 1290 (B 209). Es wird sich fast ausnahmelos um die Lübsche Straße handeln. - retro sanctum Spiritum, super ortum domus sci. Spiritus s. Heide, pl. sci. Spiritus, h. Geistes Grube s. Neustadt.

Georgen=Kirchhof: apud btm. Georgium vor 1270 (A 37), retro turrim sci. Georgii 1287 (B 137; könnte auch Bau=Straße sein), retro ecclesiam bti. Georgii um 1290 (B 167), econtra cimiterium bti. Georgii 1425 (Zb I, f. 218 v ).

Gerber=Straße: strata cerdorum bald nach 1260 (A 29), pl. cerdonum 1272 (B 3), pl. loren 1282 (B 44), pl. serdonum 1290 (B 158), pl. lore, loere 1297 (B 241. 243), pl. sardonum 1322 (II, f. 2 r ), gherverstrate 1475 (Wachtreg.), gerwerstrate 1483 (Cop. des mind. Kalandes f. 74 v ), garverstraß (A. Stb.). Gerber sind dort vielfach nachweisbar.

(beim Gewölbe): acies et bode econtra testudinem ante aquas 1406 (geistl. Stbchschr. f. 23 v ). by deme welfte 1423 (lib. proscr. S. 97). up dem welfte oder over dem welfte oder welffte in den Wachtregg.

transitus Heynonis Gyren 1434 (Zb. II, S. 15).

Glatter Aal: im gladen ale, by deme gladen ale 1454 (geistl. Stbchschr. f. 57 v . Buch des Großen Kalandes f. 46 r . apud transitum um 1475 (ein Wachtreg.). Auch in Rostock. Vgl. S. 70.

mons Golberge um 1270 (M. U.=B. 885).

bei den Grauen Mönchen s. Schul=Straße.

hinter den Grauen Mönchen s. ABC=Straße.

Großschmiede=Straße s. Schmiede=Straße.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 90 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Grube: recens fossa um 1255 (A 11), fovea r. 1258 (M. U.=B. 813), fossa um 1260 (M. U.=B. 890), fovea 1295 (B 223), grove 1326 (M. U.=B. 4706), prope grovas 1464 (Urk.), grova recens 1468 (Urk.), bi der fersschen ghroven 1475 (Wachtreg.). Oft waren bei der Länge der Grube genauere Bezeichnungen wünschenswerth, was im Laufe der Zeit zur Unterscheidung in Frische, Mühlen= und Runde Grube geführt hat; seit wann, ist nicht zu sagen. Noch 1498 jeghen deme welfte by der verschen groven (Urk.). fossa molendinorum 1379 (geistl. Stbchschr. f. 14), fossa molendini 1398 (Zb. I, f. 205 ! ), fossatum molendini 1444 (Stadtbuchauszüge des 16. Jahrh.), molengrowe [zw. 1455 und 1460] (Ger. Inv. f. 54 r ), der molre grove 1478 (Urk.), apud molendinum 1500 (Urk.), bey der grube mühle (A. Stb.). runde grube 1653 (Acten zur Wasserleitung. A. Stb.). teghen dem benhus und porticus (dieser=likhus, südl. Halle von S. Nicolai) 1475 (Wachtregg.), gegen St. Nicolai kirchoff (A. Stb.). teghen der wessche oder nur wessche 1475 (Wachtregg.), bey der wasche (A. Stb.). Vgl. Gewölbe, Wage, Wippe, Ziegenmarkt, die z. Th. hier einbezogen werden könnten. - Fischer= und Salze Grube s. Breite Straße. heil. Geistes=Grube s. Neustadt. Vogts= und Faule Grube s. Wilhelms=Straße. Englische Grube.

Grüne Straße: retro dotem sce. Marie 1282 (B 46). in pl. Dangmari super acie parve platee retro dotem bte. Virginis 1323 (II, f. 15 r ). ghrone strate 1475 (Wachtregg.), pl. viridis 1480 (Zb. II, S. 180). Benannt nach dem Grünen Hofe. Vgl. M. U.=B. 5563 mit Anm. Zeugnisse über dessen Lage: area . . in pl. clericorum apud gronenhove 1345 (geistl. Stbchschr. f. 5 r ). in viridi curia et bodis . . achter unser Leven [vrouwen] wedeme 1433 (ebd. f. 42 v ). curia viridis in arcta platea retro dotem b. Marie virginis 1434 (Schröder A. B. 1363). de grůne hoff myt sinen boden . . uppe der papenstraten orde 1434 (Urk.). Grüne Str. nach dem A. Stb. 1602 für "hinter der Alten Schule" (Keller=Straße) gebraucht.

Grützmacher=Straße: pl. pultificum 1408 (geistl. Stbchschr. f. 25 r ), ghruttemakerstrate 1475 (Wachtregg.). grosse Grützmacher-Str. (A. Stb.).

Kleine Grützmacher=Straße s. Königs=Straße.

Hahnrei s. Zeughaus=Straße.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 91 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Hakerstrate) 1475 in einem Wachtreg., in einem andern: na Hakers berchfrede. Beim jetzigen Meklenburger Thore.

Harolds=Thor s. Pöler Thor.

Hasenleger s. Düstern.

arta platea retro Radolphum Hate prope Beyendorpe 1395 (Zb. I, f. 199 ).

Hege: hereditas angularis in platea Lubicensi apud forum 1292 (B 184), um 1295 (B 205. 212). hega 1325 (M. U.=B. 4601), heegha 1349 (Zb. I, 116 r ), major hega 1399 (geistl. Stbchschr. f. 20 v ), magna hega 1404 (ebd. f. 22 r ), grote hege 1516 (geistl. Stbchschr. f. 86 v ). Im 16. Jahrh. bezog man auch lutke hege auf die Hege und gebrauchte dafür kleyne hege, und in Folge davon notirt das A. Stb. beides und bezieht das eine auf den obern, das andere auf den untern Theil der Straße, wobei es aber hin und her schwankt und nicht zu einem klaren Ergebnisse kommt. Die S. 74 ausgesprochene Ansicht hätte etwas weniger bestimmt formulirt werden sollen. In den Wachtregistern wird der Name entweder als heghe, hega oder als hegha major gegeben. Daß darunter aber beide Theile zu verstehen sind, geht stricte nur aus einem einzigen hervor, das nach einander verzeichnet hega major, arta, hega major. Demnach fehlt es für die kleine Hege hier an Raum. Die arta ist die Schüttings=Straße. lutke hege kommt in den Wachtregg. nicht vor. Der Name "hinter den Fleischscharren" hätte hierher gezogen werden können. Uebrigens geht die Ostseite in den Wachtregg. unter der Bezeichnung "by dem markede", 1653 in Acten zur Wasserleitung: lowenbuden. Ich notire noch: nove et antique bode civitatis site inter forum et hegham apud currus caulium 1414 (Auszug aus einer Stbchschr. im Verzeichnis 1601 f. 16 r ). in domo angulari vulgariter de heghe versus plateam Lubicensem 1448 (Urk.). Der Name erscheint noch bei Schröder (A. B. 1323) richtig und wird im Plattdeutschen auch heutzutage so gesprochen; in Wasserleitungsacten zum Jahre 1653 begegnet schon das entstellte Hegede, das im N. Stb. den amtlichen Stempel erhalten hat, während das A. Stb. das Richtige bot und nur beiläufig hegde verzeichnete (aus dem Jahre 1541). Auch in Rostock. Vgl. S. 67.

Heide: area protendens a nova platea super ortum domus sci. Spiritus 1294 (M. U.=B. 2263). In den Wachtregistern heißt die Straße westlich von der Speicher=Straße (zum

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 92 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Heide)
Kirchspiele St. Jürgens gehörig) achter dem hilghen Gheste oder retro sanctum Spiritum, während das Ende zwischen Beginen=Straße und Speicher=Straße (zum Kirchspiele St. Marien gehörig) by der beide oder up der beide oder heyda benannt wird. 4 boden in der boddeker straten bi der heiden und Jochim Burowen belegen 1518 (geistl. Stbchschr. f. 87 v ). Das A. Stb. vollzieht die Scheidung von der Böttcher=Straße nicht mit voller Sicherheit, vgl. dort unter Beginen=Straße, Böttcher=Straße, Speicher=Straße.

hinter dem Herrenstalle s. Bauhof=Straße.

(Hillen=Brücke): hereditas . . . apud pontem Hillonis 1272 (A 87), hereditas apud Hillenbrugge 1286 (B 134), hereditas . . . ante Hillenbrugge 1325 (II f. 47 r ), zuletzt in dieser Art 1380 (geistl. Stbchschr. f. 14 v ). Undatirt ist die Anführung Schröders "pl. qua itur de ponte Radolfi ad pontem Hillen" (A. B. 1325). Vgl. die Ausführung bei der Zusammenstellung der Brücken (S. 114 f.).

Hogehus s. hinter dem Rathhause.

Hohe Straße, große: pl. que tendit sursum a domo dni. Henrici de Brakele versus ecclesiam bti. Georgii [1287] (M. U.=B. 1883). alta pl. qua itur de cimiterio bti. Georgii versus plateam Lubicensem 1421 (Bürgersprache, bei Burmeister S. 48 f.). alta pl. apud scm. Georgium 1430 (ebd. S. 58). hoge strate 1441 (Urk.). hoge strate by sunte Jwrghen 1448 (Ger. Inv. f. 30 r ). pl. alta 1457 (geistl. Stbchschr. f. 58 v ). Hogestraet in St. Georgi (A. Stb.).

Hohe Straße, kleine: pl. Regum 1443 (Stbch.=Auszug des 16. Jhs.), hoge strate by dem vatere um 1465 (Ger. Inv. f. 79 v ), hoghe strate um 1475 (einige Wachtregg.), pl. Regum um 1475 (andere Wachtregg.), hogestraße in s. Niclauß kirspel 1477 (Stadtbuchauszug Elmhoffs). Hogestraß in St. Nicolai olim de Konigsstraß (A. Stb. mit Beziehung auf eine Schrift von 1605 Matthaei). Vgl. S. 74.

Holzhof s. Bauhof.

Hopfenmarkt: forum in der Nähe der salsa fossa 1286 (B 136). forum humuli 1319 (Stbch.=Auszug bei Schröder A. B. 1314). hoppenmarcket 1508 (geistl. Stbchschr. f. 81 r ). Das A. Stb. konnte auf keiner festen Abgrenzung gegen Bademutter=Straße und Krämer=Straße fußen. Vgl. M. U.=B. 10663. Auch in Rostock.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 93 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Hunde=Straße: hundestrata 1323 (M. U.=B. 4415), pl. canum 1324 (II f. 21 v ), hunstrata 1327 (II f. 64 r ), pl. canina 1343 (geistl. Stbchschr. f. 4 v ), hundesstrate 1516 (Ger. Inv. f. 116 r ). Auch in Lübek, Greifswald, Stettin, Barth, Demmin. S. Pyl, Gesch. der Greifswalder Kirchen I, S. 102.

Johannis=Straße: vicus qui protenditur de pl. Lubicensi ad cimiterium bte. Virginis 1292 (M. U.=B. 2144). Auch die spätern Umschreibungen - alle in Beziehung zu St. Marien oder St. Marien=Kirchhof - sind nicht bestimmter; in den Wachtreg. fehlt die Straße oder Name und Abgrenzung. Johannis=Str. 1572 (St. Marien Geb.=Reg.).

Juden=Straße s. Altböter=Straße.

beim Kayser, gegen dem Kayser s. Ulmen=Straße.

Katersteig oder Katthagen benennt man den neuen Durchgang von der Meklenburger Straße nach der Linden=Straße (bei der preußischen Barmherzigkeit).

Keller=Straße: retro scolas 1289 (B 152), apud scolas 1289 (B 153), achter der schole 1475 (Wachtregg.), hinter der alten schule 1569 (Anführung des A. Stb.), so auch noch Schröder. Nach dem A. Stb. wäre die Str. auch unter dem Namen Grüne Straße einbegriffen worden (z. B. 1602). Hinter der küsterey um 1750 (Wasserleitungskarte). Keller=Straße um 1800 (neuere Eintragung in die Copie der Wasserleitungskarte). Vgl. S. 66.

Kerbe s. Düstern.

(beim Kirchhofe): cimiterium 1273 f. 1277 (B 9. 16. 51). Welcher gemeint sein mag, ist uns verborgen.

(Kyverwyverstrate) 1578 f. (St. Nicolai=Gebäude=Register). Wahrscheinlich die Rosmarin=Straße.

Kleinschmiede= Straße: parva pl. qua itur ad predicatores 1372 (geistl. Stbchschr. f. 12 r ), pl. arta qua itur ad fratres pr. 1393 (Zb. I, f. 197 r ), parva pl. versus pr. 1399 (geistl. Stbchschr. f. 20 v ), p. pl. econtra pr. 1416 (geistl. Stbchschr. f. 33 v ), pl. cleensmede 1440 (ebd. f. 49 v ), pl. parva fabrorum 1468 (Reg. C), arta platea um 1475 (fast alle Wachtregg.), mestmakerstr., mesmakerstr., meskenstr., klensmedestr., klinsmedestr. um 1475 (einzelne Wachtregg.), in de[r] lutken smedestraten 1537 (Ger. Inv. f. 194 v ). Kleine Schmiede=Straße(Glashoffs Index). Einzelne Messerschmiede und Schlosser sind dort im M.=A. nachzuweisen, Nagelschmiede noch im 19. Jahrh. Vgl. S. 77.

Klivenhoff s. Wilhelms=Straße.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 94 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

bei der Klosterkirche: pl. apud domum Jacobi de Slawestorp ad murum protendens 1294 (M. U.=B. 2291), (apud pro-dicatores 1294, B 209, juxta fratres predicatores 1295, B 223), circa predicatores versus aquilonem 1324 (II, f. 35 v ), achter den monken, retro predicatores, by der monke kerkhave um 1475 (einzelne Wachtregg), parva pl. penes monasterium fratrum ordinis predicatorum 1504 (XII), wyntstrate 1518 (reg. parr. sce. Mar. f. XV. A. Stb., Schröder A. B. 1325), beim Schwarzen Kloster (N. Stb). Die eingeklammerten Bezeichnungen sind unsicher. Vgl. auch Kleinschmiede=Straße.

(Knochenhauer=Straße): pl. carnificum 1328 (M. U.=B. 4922, S. 544). Weiter nicht genannt.

(Kohlenmesser=Straße?): pl. carbonistarum nur von Schröder (A. B. 1325) angeführt, der selbst nichts Näheres wußte. Daß meine Uebersetzung sprachlich ihre Bedenken hat, verhehle ich nicht.

Königs=Straße: hereditatem penes fossam recentem . . . necnon tres bodas sitas retro prescriptam hereditatem cum tribus cellariis in pl. pultificum 1494 (Schröder P. M. 2554). In den Wachtregistern wahrscheinlich unter den Namen ghruttemakerstrate einbegriffen, von der sie in andern Stellen gar nicht zu unterscheiden ist. kleine grutmacherstr., kleine Grützmacherstr. (A. Stb.). Unter pl. Regum ist die kl. Hohe=Straße zu verstehn (s. da). Auch in Rostock und Lübek. Vgl. S. 74.

lutke korfmakerstrate s. Schüttings=Straße.

(Krevets=Straße): area . . . in pl. Dangmari super acie parve platee, que Cancro pertinebat 1324 (II f. 23 r ). Die porta Cancri (M. U.=B. 4831) kann nichts damit zu thun haben.

Krämer=Straße: pl. institorum bald nach 1260 (A 27), kremerstrate 1467 (Urk.), kramerstrate um 1540 (Randnotiz zu geistl. Stadtbchschr. f. 57 r ). Krämer sind dort nachweisbar. Es ist anzumerken, daß im Plattdeutschen Kremerstrat mit demjenigen e gesprochen wird, das sonst nur da erscheint, wo es aus ei geworden ist oder damit dialektisch in Beziehung steht, also wie Lehm; Hege mit dem andern wie in nehmen, legen. Der Unterschied, den Jakob Grimm (Gramm. I, 3. Aufl., S. 220) bemerkt, wird bei uns zu Lande nicht empfunden.

Krönkenhagen: Kr oe mekenhagen 1410 (Stbch.=Auszug Elmhoffs), Kromekenhagen 1411. 1472 (geistl. Stbchschr. f. 28 r , Urk.),

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 95 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Kromkehagen, Kromkenhagen, Kromenhaghen um 1475 (Wachtregg.), Krunkenhaghen 1500 (Urk.), Krömckenhagen auch Krönichenhagen (A. Stb.). Auch in Rostock. Vgl. S. 70.

pl. Kropelines s. Bademutter=Straße.

vicus retro hereditatem dni. Hassonis de Crucowe 1292 (B 182) wohl die Beginen=Straße.

an der Kuhle: die Kuhle um 1750 (Copie der Wasserleitungskarte). Fehlt im A. Stb. Die Anwohner hatten Wasser aus der K. in dabei aufgestellte Kufen und Balgen geschöpft und gleichsam eine eigne Wäsche angelegt. Dagegen ergieng 1803 ein Verbot, weil der Wasserkunst dadurch Wasser entzogen werde (Wismarsche Zeitung d. J. Nr. 63). Das Wasser entsprang der Metelstorfer Leitung. Uebrigens schon 1560 dath huß in der Mekelenburger straten am orde na dem Meckelborger dore yegen dem sode (Reg. par. Mar. f. 99 v ). Vgl. Küter=Straße.

to den kuterboden s. Küter=Straße.

beim Küterhofe s. bi de rackemuren.

(Küter=Straße): antiqua pl. kuterum 1277 (B 48), granarium apud murum in fine platee antiq. fartorum 1281 (B 39), pl. fartorum 1287 (B 142). Ein in der Anordnung allein stehendes und nicht datirbares, schwerlich aber von 1475 weit abstehendes Wachtreg. läßt auf einander folgen: by der monke kerkhave, to sik by de muren, wedder to den kuterboden. Hiermit sind alle Stellen angegeben. In der Gegend des alten Schlachthauses, das jetzt von beiden Zugängen des Katthagens umfaßt wird. Vgl. an der Kuhle.

pl. Ladewiges s. Zeughaus=Straße.

(Lange Straße): pl. longa, einzige Anführung bei Schröder (A. B. 1325), der sie nicht zu bestimmen wußte.

in dem ganghe Langemowe 1448 (Ger. Inv. f. 28 r ).

Linden=Straße: 1887, Nov. 22. Die Strecke, die etwa beim alten Meklenburger Thore begann und über Katthagen um einiges hinausreichte, hieß ehedem die preußische Barmherzigkeit, nach den alten Linden, die bei der Schleifung der Festungswerke i. J. 1717 von den Preußen geschont waren, während die Dänen deren ganze Schiffe voll nach Kopenhagen überführten. Schröder, A. B. 1088. Vgl. Kurtze Beschreibung, S. 276, 525 (im Neudrucke S. 272, 519), Crain, Beiträge S. 31. Diese ehrwürdigen Linden sind inzwischen bis auf ein paar abseits stehende weggeräumt.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 96 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Lohberg: supra Loberge 1437 (geistl. Stbchschr. f. 46 r ), up dem Loberger vor dem steinhove 1469 (Verzeichnis der Schlüsselbewahrer), up der heide um 1475 (wenige Wachtregg., eins verbessert up dem Loberghe, das die meisten bieten), jegen deme steynhafe 1545 (Ger. Inv. f. 254 r ). Vgl. S. 71.

Lübsche Straße: pl. Lubicensis bald nach 1260 (A 29), Lubekerstrate 1285 (B 122; einzige Stelle). Wann der uralte und in der Kürzung noch übliche Name Lubesche strate zuerst belegt ist, habe ich nicht notirt.

(bei S. Marien): unter "retro dominam nostram scam. Mariam" um 1270 (A 70) scheint die Dankwarts=Straße verstanden werden zu müssen, vicus quo itur ad dominam nostram 1293 (B 194). Vgl. Johannis=Straße und Negenchören.

Marien=Kirchhof: cimiterium bte. Marie 1272 (B 2), juxta btam. Virginem 1295 od. 1296 (B 226), erga dotem bte. Virginis 1290 (B 166), ein Stück: by der sclole (st. schole) in einem Wachtreg. Für die nördliche Ecke der Ostseite wird im A. Stb. der Name "die scheven hören" angeführt.

retro dotem sce. Marie s. Grüne Straße.

Markt: forum um 1255 (A 9). Theile: ex opposito consistorii 1295 (B 215), contra consistorium 1323 (II, f. 8 r ), retro mediastinum 1457 (geistl. Stbchschr. f. 58 r ), achter dem kake 1562 (ebd. f. 109 r ). Wahrscheinlich auch soltfätchen (s. Salzfäßchen). Vgl. Pferdemarkt, Hopfenmarkt, Ziegenmarkt.

(bei der Mauer): apud plancas 1294 (M. U.=B. 2263), strata que vadit ad murum 1295 oder 1296 (M. U.=B. 2321). Unter "apud murum" um 1475 (in einem Wachtreg.) ist die Fischer=Straße zu verstehn. Vgl. Fischer=Mauer, bi de rackemuren, bei der Klosterkirche.

hinter der Mauer s. Bahnhofs=Straße, Thurm=Straße, Ulmen=Straße, Wall=Straße, Wasser=Straße.

gegen dem Meckelburger hofe s. vor dem Fürstenhofe.

Meklenburger=Straße: pl. Magnopolensis bald nach 1250 (A 4), pl. Mekelenborg um 1260 (A 22), Mekelingeburgestrate 1280 (B 31), pl. Makelenburgensis 1285 (B 128), pl. Mekelburgh 1290 (B 160), Mechelburgc 1295 oder 1296 (B 228), Mekelenburgensis 1297 (M. U.=B. 2440), Meckelbürger Strasse (A. Stb.).

tegen dem messe s. am Platz.

>Mestmaker Str. s. Kleinschmiede=Straße.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 97 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(pl. militum Christi) nur von Schröder (A. B. 1325) angeführt, ohne daß er Näheres zu geben wußte, pl. militum 1385 (geistl. Stbchschr. f. 15 v ).

apud (fratres) minores s. Schul=Straße, vgl. Mönchen=Kirchhof.

retro (fratres) minores s. ABC=Straße und Schul=Straße.

Mönchen=Kirchhof: ehemals bei den Minderbrüdern (s. Schul=Straße), by der monke kerkhave (in einem Wachtreg.) meint den Kh. des Schwarzen Klosters s. bei der Klosterkirche.

Mönchen=Straße s. Schul=Straße.

Mühlen=Grube s. Grube.

Mühlen=Straße: pl. molendini 1272 (A 87), molenstrate 1272 (B 3), molestrate 1280 (B 25), strata molendinorum 1295 (B 227; später fast regelmäßig). Vereinzelt: pl. molendinatorum 1460 (geistl. Stbchschr. f. 60 v ). Vgl. S. 66.

Negenchören: econtra cimiterium bte. Marie virginis juxta novem choros 1431 (Zb. I, f. 231 v ), in de neghen kore, de 9 kore up, novem chori um 1475 (Wachtregg., in den ersten Stellen im Accusativ), in den negen koren 1480 ? (Rückseite einer Urk.), in de[n] neghen karen 1485 (Zb. II, S. 238), negen cöhr (A. Stb.), plattdeutsch: negenküren. In Falsterbo werden 1497 Buden genannt to den negen koeren. In Stralsund gab es: in den seven koren (hans. Gesch.=Bl. 9, S. XLVIII f.). Vgl. S. 71.

vor dem Neuen Thore s. Fischer=Reihe.

Neustadt: fossa sancti Spiritus 1289 (M. U.=B. 1994). fovea sci. Sp. 1326 (II, f. 58 r zuletzt 1327 (II, f. 64 r ). area super salsa fossa et granarium super f. sci. Sp. (B 189), granarium et curia . . que jacet infra foveas domus s. Sp. et advocati (1322, Schröder A. B. 1314), granarium cum curia adjacente super fossa advocati et sci. Sp. 1324 (II, f. 31 v ). platea sancti Spiritus 1346. 1379 (geistl. Stbchschr. f. 5 r . 14 v ). 1396 (Zb. I, f. 200 r , während dasselbe Grundstück i. J. 1393 ebd. f. 197 v supra nova civitate angeführt wird), nova civitas bald nach 1250 (A 4) und in der Folge häufig, aber wohl fast ein Jahrhundert lang im eigentlichen Sinne gebraucht und erst dann auf die jetzt so genannte Straße an der Grenze der Neustadt beschränkt, nova civitas 1330 f. 1387. 1401 (M. U.=B. 5189 n. 5202. geistl. Stbchschr. f. 16 r . 21 r ). Vgl. Crull, Jahrb. 41, S. 130 Anm. M. U.=B. 650 n. Es ist zu beachten, daß von den in Betracht kommenden Straßen (Lübsche Straße, Dankwarts=Straße, Meklenburger Straße,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 98 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Neustadt)
Breite Straße, Grüne Straße, Keller=Straße scheiden aus, weil sie auch zur Altstadt gehören) vier allerdings schon vorher genannt oder beschrieben sind (Wilhelms=Straße 1270, Hohe Straße 1287, Baustraße 1290, Papen=Straße 1318), nicht dagegen vorkommen Bliden=Straße (1385), Zeughaus Straße (1408), Badstaven (1475). up der nyenstad 1459 (Urkunde), acies von S. Jacobs super novam civitatem retro sanctum Spiritum 1470 (Wachstafeln). Nienstadt (A. Stb.).

Nicolai=Kirchhof: apud scm. Nicolaum 1272 (A 88) und öfter, aber seiten sicher zu bestimmen, cimiterium bti. Nicolai 1279 (B 22). (prope oder circa dotem sei. Nicolai 1292. 1324, B 176, II f. 32 r kann auch Spiegelberg sein). kerkhof to sunte Nicolaus oder nur achter sunte Nicolaus um 1475 (Wachtregg.).

beim Nothstalle s. Schatterau.

pl. obstetricum s. Bademutter=Straße.

Papen= Straße: pl. clericorum 1318 (M. U.=B. 4012). sacerdotum 1379 (geistl. Stbchschr. f. 14 v papenstrate 1434 (Urk.), pl. presbiterorum 1468 (Urk.), presterstrate 1500 (Urk.). Der Name deckte theilweise mehr. Vgl. Bliden=Straße. Wegen der Fortsetzung nach der Stadtmauer hin, s. rackemur. Geistliche sind hier vielfach nachzuweisen. Auch in Greifswald (Pyl, Gesch. der Gr. Kirchen I, S. 96 f.) und Stralsund (hans. Gesch.=Bl. 9, S. XLV).

(Pferde=Markt): perdhemarket 1273 (M. U.=B. 1270), forum equinum 1325 (II f. 43 v ), f. equorum 1327 (II f. 64 r , zuletzt 1441 (geistl. Stbchschr. f. 51 r ). Vgl. M. U.=B. 11082 n. Schröder (A. B. 1338) dachte ihn sich, wenn ich ihn recht verstehe, als den zw. Rathskeller und Hirschapotheke liegenden Theil des Marktes und erschloß die Lage "aus alten Urkunden, in welchen man von einem consistorio oder Rathhause am Pferdemarkt etwas findet". Diese Urkunden können wir leider nicht mehr verificiren; jedoch ist dasselbe Grundstück, das 1327 als acies parve platee circa f. e. auftritt (II f. 64 r ), kurz vorher (II f. 60 r ) als juxta consistorium super acie parve platee bezeichnet. Ferner wird 1378 das Erbe Heinr. Wessels angegeben als gelegen apud kornehus et forum equorum (M. U.=B. 11082), Schröder aber überliefert zum Jahre 1332 granarium Joh. Stalkopers quod situm juxta lapideam domum frumenticeam circa aciem parve platee cum itur

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 99 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

versus valvam fabrorum (A. B. 1317) und Besitz des Joh. Stalköpere ist nochmals am forum equorum apud cuprifabrum bezeugt 1325 (II. f. 43 v ). Auch lag nach II f. 73 v (1327) das Erbe des Joh. v. Kalsow que cuprifabro pertinebat am f. e. Endlich finden wir noch im Jahre 1440 das Erbe des Schusters Herm. Lyndeman econtra f. e. penes Johem. Losen (IX), im Jahre 1459 aber 6 bode acies et horreum Jois. Loßen penes smedehuseken, das mit der valva fabrorum aufs engste verbunden gewesen sein muß (geistl. Stbchschr. f. 60 r ). Sonach mag es nicht für unwahrscheinlich befunden werden, daß der Pferdemarkt hinter der Wasserkunst der Meklenburger= und Schmiede=Straße zu lag. Denn daß jene kleine Straße nur die Schatterau sein kann, erscheint zweifellos. Hiermit gelangen wir noch zu einer ndern Erkenntnis, daß nämlich die bisher durch keinen Beweis gestützte Behauptung Schröders (Kurtze Beschreibung S. 279), ein älteres Rathhaus (es muß aber entgegen der Schröderschen Ansicht das 1350 in Flammen aufgegangene gewesen sein) habe östlich vom jetzigen gelegen, doch ihren Grund hat. Und damit würde sich der sonst so auffällige Umstand erklären, daß die Häuser an der Ostseite des Marktes nach hinten so wenig Zubehör haben.

Pipensot s. Ziegenmarkt und Platz.

am Platz: (teghen dem messe um 1475, ein Wachtreg.). "ostwerts furm Neuenthor" oder "beim hintersten Piepensode", auch wohl "bey der Breitenbrugge strandwerts" (1609) A. Stb. Platz um 1750 (Copie der Wasserleitungskarte).

parva platea apud Pl uslash ckeboteren 1323 (II f. 13 r . 16 v ), p. pl. cum itur versus cimiterium sce. Marie apud P. 1326 (II f. 60 r ). Vgl. Jahrb. 29, S. 81 f.

vor dem Pöler Thor: ante portam Haroldi bald nach 1250 (M. U.=B. 652), ante portam Hadheleri Haroldes 1273 (B 11), ante portam Haroldi 1279 (B 18) und so oft, zuletzt 1359 (M.U.=B. 8643), nach Schröder (A. B. 1319) vereinzelt noch 1412, in einem Wachtreg. 1475 irrthümlich statt Helleporte. ante valvam Polensem 1388 (geistl. Stbchschr. f. 17 r ). vor dem Polredore vor 1460 (Ger. Inv. f. 56 v ). In einem Wachtreg. bis an die Schweinsbrücke gerechnet, ein Gebrauch, den noch das A. Stb. vorfand.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 100 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

apud predicatores oder ähnlich s. bei der Klosterkirche. Es kann auch einen Theil der Meklenburger Straße oder der Kleinschmiede=Straße bezeichnen.

bi de rakkemuren um 1475 in einem Wachtreg. die Gegend bei der Stadtmauer Ausgangs der Papen=Straße bezeichnend, die im N. Stb. als erster Gang von der Bau=Straße zur Mauer (jetzt zur Wall=Straße) auftritt. Im Paulischen Plane: beim Küterhofe. Noch im 19. Jahrh. war dort die Wohnung des Schinders (racker). Möglicherweise könnte auch "by der rackkerige in der borch" 1541 (Ger. Inv. f. 237 r ) hierher zielen, wenn unter borch berchvrit zu verstehn wäre. Rackerei ehemals auch in Stralsund (hans. Gesch.=Bl. 9, S. XLVII).

apud pontem Radolfi 1291 (B 162), in fine recentis fosse ap. p. R. 1291 (M. U.=B. 2094), noch öfter erwähnt, zuletzt 1294 (B 202). Undatirt ist die Anführung Schröders: pl. qua itur de ponte Radolfi ad pontem Hillen (A. B. 1325), womit wahrscheinlich der Ziegenmarkt gemeint sein wird. Vgl. S. 113 f.

beim Rathhause, gegenüber dem Rh. wird meist am Markte zu suchen sein.

hinterm Rathhause: retro consistorium 1293 (B 194), retro pretorium 1356 (geistl. Stbchschr. f. 8 r ). Ob die hereditas Hans Holstendorps prope altam domum (1433, geistl. Stbchschr. f. 42 v ) hinterm Rh. oder in der Krämer=Straße gelegen gewesen, entzieht sich der Kenntnis: dies hohe Haus, dat hoge huß (1464 vom Bgm. Dietr. Wilde erworben) war eben das Eckhaus. In der Folge ward aber die in Rede stehende Straße danach benannt: Hoghehus um 1475 (Wachtregg.). Gleichzeitig jedoch (in einem Wachtreg.) und noch weit später (z. B. 1580 hereditas Zacharias Snor - jetzt Nr. 17 - in der Olde-Wismarschen straten by der stadt nigen huße - jetzt Nr. 15 -, geistl. Stbchschr. f. 128 v ), vermuthlich erst recht in der Vorzeit gieng sie unter dem Namen Olde-Wismerstrate mit. Außerdem muß noch "bi dat market" und "prope apotecam" (in zwei einzelnen Wachtregg.) darauf bezogen werden. Alt-Wismarsche hinterm rathhause olim daß hohe haus (A. Stb.). In einer der Ueberschriften für die Südseite des Marktes ist im A. Stb. fälschlich angegeben "heisset auch hinterm rathhause" wo es heißen sollte "hinterm kaack".

Riemenschneider=Straße s. Schüttings=Straße.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 101 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Ritter=Straße): pl. militum 1385 (geistl. Stbchschr. f. 15 v ). Schröder citirt: pl. militum Christi (A. B. 1325), ohne Näheres zu wissen.

Rosmarin=Straße: arta illa platea qua itur de cimiterio bti. Nicolai versus barvotos 1421 (Bürgersprachen, bei Burmeister S. 48), de enghe strate oder de egghe str. oder arta um 1475 (Wachtregg.), engestrass (A. Stb.). Schröder führt ohne nähere Angaben an: parva pl. qua itur ad s. Nicolaum welche führet nach der rothen brücke (A.B. 1325). Rosmarienstr. um 1750 (Wasserleitungskarte). Wahrscheinlich gemeint mit Kyverwyverstrate, die 1578 f. in St. Nicolai=Gebäude=Register vorkommt. Vgl. S. 71.

Runde Grube s. Grube.

(im Sack) A. Stb., Stadtplan Andr. Paulis, Schröder (A. B. 1321), Copie der Wasserleitungskarte. Es ist das unterste Ende der Dankwarts=Straße, im Stadtbuche jetzt "vor dem Meklenburger Thor". Die Bezeichnung stammt aus der Zeit, als der jetzige Ausgang geschlossen und das Thor sich mehr östlich befand. Ehedem auch in Lübek (Zeitschr. f. Lüb. Gesch. 6, S. 39). Vgl. S. 75 f.

(Salomons orth) in einem Wachtreg. die ersten Häuser vom Krönkenhagen bezeichnend.

Salze Grube s. Breite Straße.

>Salzfäßchen: soltfätchen (A. Stb.). Vgl. S. 72.

Sargmacher=Straße: domus angularis sita in pl. Tagmari super vico quo itur ad ecclesiam bte. Virginis 1291 (B 172). hereditas in angulo quo itur de foro ad dominam nostram 1296 (B 222). (pl. qua itur de macellis panum ad ecclesiam b. Marie virginis 1316, Schröder A. B. 1362). in acie in pl. Dangmari apud parvam plateam qua itur ad ecclesiam bte. Marie virginis 1345 (M. U.=B. 6502). pl. sarckmaker 1367 (geistl. Stbchschr. f. 10 v , zarkmakerstrate 1371 (M. U.=B. 10182). Verderbt: pl. Serckmari 1423 (geistl. Stbchschr. f. 36 r ).

transitus Sassen s. Schatterau.

Schatterau: Hinr. Dammenhusen emit . . hereditatem . . in pl. fabrorum super acie qua itur ad valvam fabrorum 1319 (Schröder A. B. 1320). parva pl. cum itur versus valvam fabrorum 1323 (II f. 13 r ). parva pl. . . . retro Hinr. Dammenhusen 1324 (II f. 26 v ). parva pl. qua itur versus smededor 1338 (Schröder A. B. 1317). pl. parva

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 102 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Schatterau)
qua itur ad smedehuse 1400 (geistl. Stbchschr. f. 20 v ). pl. qua itur nha dem smedehuseken 1401. (ebd. f. 21 r ), pl. urbium 1444 (Stb.=Auszug des 16. Jahrh.; noch um 1550). borchstrate 1466 (Wachstafeln; nach dem A. Stb. noch 1609 angewendet), de schaterowe um 1465 (Ger. Inv. f. 78 r ), de schetterouue, schetterowe um 1475, auch 1537 (in zwei Wachtregg., Ger. Inv. f. 191 r ), in der schattrow 1503 (geistl. Stbchschr. f. 77 v uff der schatterowen ordte 1586 (lib. miss. f. 127 r ). Das hintere Stück wird in Wachtregg., die von der Schmiede=Straße ausgehn, transitus Sassen, de schopenstele, transitus benannt, und vermöge des A. Stb. läßt sich feststellen, daß damit in der That die einem Braukellenstiele vergleichbare Abzweigung der Windpforte zu gemeint ist, indem dort die hintere Pertinenz zu Meklenburger Straße Nr. 20 - einem Theile des Poftgrundstückes -, ehemals eine Scheune, als schopenstele bezeichnet ist. Uebrigens wird "prope secretum", "apud secretum" (B 92. 161 um 1290) auf die Gegend um das "smedehuseken" zielen, dessen Lage in der Stadtmauer etwa beim Eingange der jetzigen Berg=Straße für das 15. Jahrh. mit ziemlicher Sicherheit nachweisbar ist. In früheren Zeiten hieß es auch necessarium fabrorum. Dreck=Straße (Register zum A. Stb, Schröder A. B. 1322.) Vgl. S. 70.

Scheuer=Straße: schurstrate 1410 (geistl. Stbchschr. f. 27 r ), schuerstrate 1424 (Zb. I f. 218 r ). Scheurstraße 1555 (lib. miss. f. 118 v ). Schürstrasse (A. Stb.). In zwei Wachtregg. irrthümlich noch als Borstrate. Die Grundstücke an der Ecke der Grube zu mögen auch als bei der Wage oder Wagebrücke gelegen bezeichnet sein.. Vgl. S. 69, 77.

am Schilde: Reynerus de schilde 1359 (Zb. I f. 160 r ), econtra clipeum 1413 (geistl. Stbchschr. f. 29 v ), by deme schilde undatirt (roth. Buch der Krämer S. 46), up dem schilde [1448] (Ger. Inv. f. 31 r ), auffm schilde 1562 (lib. miss. f. 120 r . Schild (A. Stb.). Begreift im N. Stb. auch "hinter dem Schilde". Auch in Rostock und früher in Lübek (Zeitschr. f. Lüb. Gesch. 6, S. 40). Vgl. Ziegenmarkt. Vgl. S. 67.

hinter dem Schilde: hinter den Schill um 1750 (Wasserleitungskarte). Im A. Stb. unter dem Namen: [Kurtze] Bau=Straße, auf dem Paulischen Plane: fürm Meckelburger Thor, im N. Stb. unter "am Schild" einbegriffen. Vgl. S. 74, 76.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 103 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

beim Schmiedehäuschen s. Schatterau.

Schmiede=Straße: pl. fabrorum bald nach 1260 (A. 27), fabrarum um 1272 (A 73), fabrum 1284 (B 113). apud fabros 1280 (B 32). Smedestrasze um 1375 (M. U.=B. 3714 n.), smedestrate 1395 (lib. proscr. S. 43). Smiedestraß (A. Stb.). Großschmiede=Straße (Schröder A. B. 1315, N. Stb.), die Grodt Schm[idt]=Straße um 1750 (Wasserleitungskarte). Große Schmiede=Straße (Glashoffs Index). Vgl. S. 77.

de schopenstele s. Schatterau.

hinter der Schule s. Keller=Straße.

Schul=Straße: apud fratres um 1258 (A 19), ap. fr. minores 1284 (B 112), juxta minores 1295 oder 1296 (B 228), hereditas super acie . . . cum itur ad fratres minores 1326 (II f. 51'), pl. monachorum 1373 (geistl. Stbchschr. f. 12 v econtra minores 1411 (ebd. f. 28 r ), (juxta barvotes 1436, ebd. f. 45 r , (by den grawen monken 1449, Ger. Inv. f. 38 r ), achter den monken, retro minores um 1475 (wenige Wachtregg), monnekestr. (andere, aber den Namen zu früh, schon bei der Bademutter=Straße setzend). Schul=Straße olim Münch=Straße (A. Stb.). Die Ecke am Krönkenhagen heißt in ein paar Wachtregg. Wessels orth. Vgl. S. 66.

Schürstrate s. Scheuer=Straße.

Schüttings=Straße: Buden in hega apud Arnoldum Remensnider 1392 (geistl. Stbchschr. f. 18). (parva hege 1408, ebd. f. 25 r ). arta platea que dicitur de remensniderstrate 1452 (roth. Buch der Krämer S. 16 f.). de remensniderstrate. In den Wachtregistern entweder remensniderstrate oder arta. Vgl. unter Hege. in der lutken korfmakerstraten efte de lutke hege prope cimiterium ecclesie bte. Virginis 1484 (Buch des gr. Kalandes f. 47 r ), huseken oder bode . . in der remensniderstraten negst dem kramerschuttinge 1583 (geistl. Stbchschr. f. 131 r ). Schütting oder Riemensneiderstraß (A. Stb.). Der Krämer=Schütting (jetzt Nr. 2) kommt nach dem A. Stb. schon 1532 vor als kremerkrug. In diesem Haufe scheint eine geistl. Stiftung für das Krämer=Amt im Jahre 1415 fundirt zu sein (rothes Buch S. 21) und im. Jahre 1497 mußte das Amt daran bauen (ebd. S. 29). Toffelmacher-Strasse um 1750 (Wasserleitungskarte). - Welche Bewandtnis es mit der

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 104 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(Schütting=Straße)
acies platee Dangquardi et parve hege qua itur ad b. Virginem (1429, geistl. Stbchschr. f. 38 v ) hat, lasse ich dahin gestellt. Vgl. S. 74.

Schützenweg 1897 Dec. 14.

beim Schwarzen Kloster, bei den Schwarzen Mönchen s. b. d. Klosterkirche. Vgl. Kleinschmiede=Straße. Auch Stücke der Meklenburger=Straße können gemeint sein.

Schweinsbrücke: boven der zwinebruggen 1400 (Urk.), swienbrügge (A. Stb.). Eine swynebruge, aber nicht als Straßenname, findet sich auch in Greifswald (Pomm. Geschichts=Denkmäler II S. 172). Vgl. S. 70.

Schwibbogen: econtra swibagen oder swigbogen 1444 (Stbchauszug des 16. Jahrhunderts, geistl. Stbchschr. f. 52 v ). Auch in Rostock.

prope secretum s. Schatterau.

smedehüseken s. Schatterau.

Speicher=Straße: spikerstrate 1357 (geistl. Stbchschr. f. 8). Ob gemeint in area protendens a nova platea super ortum domus sci. Spiritus 1294 (M. U.=B. 2263) pl. granariorum 1416 (Verzeichnis 1601 f. 17 v , geistl. Stbchschr. f. 35 r ).

Spiegelberg: mons speculi um 1250 (A 6) und in der Folge oft, m. speculum 1296 (B 234, sonst nicht), spegelberg 1275 (B 105). Auch in Wittenburg und Sternberg. In Soest wird im Jahe 1378 ein Haus "tho dem spegele" benannt (Hans. Geschichtsblätter 27 S. 119 Anm.). Das zwischen der Fischer=Straße und dem Pöler Thor liegende Stück heißt in einem Wachtreg. "up der borch", das dem Gr. Wasserthore zunächst belegene ante helleporten 1408 (geistl. Stbchschr. f. 25 v , entsprechend noch im A. Stb.). Wenn, was wahrscheinlich ist, die Wedem von S. Nicolai sich stets bis dahin erstreckte, so gehören auch Bezeichnungen wie prope dotem sci. Nicolai (1292, 1296: B 176. 234) und circa dotem sci. N. (1324, II f. 32 r ) hierher. Vgl. S. 70.

Staven=Straße heißt im N. Stb. die südlich vom Badstaven diesem parallel laufende Verbindungsstraße zwischen Bau=Straße und Wall=Straße (im Glashoffschen Index: Stamer=Straße, auf dem Dolbergschen Plane: Staben=Straße). Im Jahre 1900 bebaut und mit der Promenade in Verbindung gesetzt. Die alte, echte Staven=Straße s. unter Badstaven.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 105 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

parva platea infra Johem. Stetyn et Johem. Walmerstorp 1326 (II f. 48 r ).

gegenüber dem Steinhofe s. Lohberg.

Stur s. ABC=Straße.

Thurm=Straße * ) 1894, Jan. 16. Früher "hinter der Mauer".

(Tittentaster=Straße) 1621, Octbr. 1 soll durch ein Gitter geschlossen werden (Notiz Dr. Crulls), ein kleiner Durchgang vom Markt nach der Diebes=Straße, jetz geschlossen, Schröder (A. B. 1325). In das Grundstück von "Stadt Hamburg" einbezogen. Ehemals auch in Lübek (Zeitschr. f. Lüb. Gesch. 6, S. 27, dunkler Krambuden).

Toffelmacher=Straß e s. Schüttings=Straße.

(Tredemölen-Str.) nur von Schröder (A. B. 1325) genannt, ohne daß er Näheres wußte.

gegen dem Tribunal s. vor dem Fürstenhofe.

Ulmen=Straße 1876, Mai 24. Das Stück zwischen der Lübschen und der Zeughaus=Straße heißt im A. Stb. gegen dem Kayser, beim Kayser nach dem mittelsten der drei 1699 in die Luft geflogenen Pulverthürme (Schröder, Kurtze Beschreibung S. 645, Neudruck S. 615). Später "hinter der Mauer".

pl. vectorum s. Fuhrleute=Straße.

Vogts=Grube s. Wilhelms=Straße.

(bei der Wage): juxta wagham 1324 (II f. 32 v to der olden wage um 1475 (Wachtreg.). Die Wage befand sich über der Grube neben der Wagebrücke.

apud waghebr uslash gge 1322 (II f. 3 r ), penes wagebrugge 1444 (Stbchauszug des 16. Jahrh.). Brücke über die Grube zwischen der Bor= und der Scheuer=Straße.

Wall=Straße 1876, Mai 24. Früher "hinter der Mauer". 1901, Jan. 22. ist davon die Neue Wall=Straße abgetrennt.

(Warneken=Gang) , welcher als eine Gasse in Schoßregg. bezeichnet wird mit vielen Wohnungen (1600. 1619). Joch. W.,Wollenweber (Dankwarts=Straße 37/39 wohnhaft) hatte die Wohnungen für seine Knappen erbaut. Nach dem A. Stb. (bei der Papen=Straße). J. W. ward 1541 Meister, 1566 Beisitzer im Amte.

bei der Wäsche s. Grube.

Wasser=Straße 1876, Mai 24. Früher "hinter der Mauer" Eine ältere, nicht localisirbare Wasser=Straße führt Schröder an (A. B. 1325).


*) Die Rückseite hat Herr Bauunternehmer Scharff "Heinrich Scharff Straße" benannt.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 106 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite


pl. textorum 1273 (B 13), weverstrate 1400 (Urk). Ob auch pl. antiquorum textorum 1273 (B 10) hierauf zielt?

(hinter der Wedem): retro dotem 1324 (II f. 32 r ), welche gemeint sei, ergibt sich nicht.

Wessels ort s. Schul=Straße.

Wilden=Straße s. Düstern.

Wilhelms=Straße: fossa advocati um 1270 (M. U.=B. 883), fovea advocati 1326 (II f. 57 v ), voghedes grove 1318 (M. U.=B. 3977). pur diese Benennung citirt das A. Stb. noch eine Schrift vom Jahre 1582. - by des voghedes groven anders ghenomet de vule grove 1400 (Urk.). by der vulen grove 1406 (Urk.), fossa putrida 1462 (Zb. II S. 99), f. fetida 1465 (Zb. II S. 112), (feda fons 1455, geistl. Stbchschr. f. 58 r ). In den Wachtregg.: apud fossam, bi der groven. Alte Leute haben Schröder erzählt, sie sei ca. 1620 noch einigermaßen im Stande gewesen; gepflastert ist sie 1690 (Schröder A. B. 1314). Wilhelms=Straße seit 1875, Febr. 11. Eine merkwürdige Uebereinstimmung zeigt sich darin, daß in Hamburg die Grafen= oder Vogts=Twiete später Fuhlentwiete genannt ist (Koppmann, kl. Beiträge II S. 34). In der Gegend des Düstern führt das A. Stb. einen Platz an "der klivenhoff" genannt. In der ältesten Zeit sind mehrfach Holzhöfe an dieser Gr. bezeugt.

Wind=Straße s. bei der Klosterkirche.

Winterpols ort s. Dankwarts=Straße.

(Wippe): hereditas . . . juxta wippam 1411 (geistl. Stbchschr. s. 28 r ). Krahn beim Ausflusse der Grube. Davon Wippebrücke, jetzt entstellt: Witt Brügg, Weiße Brücke. Also an der Runden Grube.

platea Wysmer s. Alt=Wismar=Straße.

vicus apud domum Wlfardi 1292 (B 178).

Wüste Stätte s. Bahnhofs=Straße.

strata Verneri Citelvt 1296 (B 230).

Zeughaus=Straße: pl. Ladewici 1408 (geistl. Stbchschr. f. 24 v ), pl. Ladewiges 1425 (Zb. I f. 218 r ), Ladewigstrate 1449 (geistl. Stbchschr. f. 56 r ). Die Wachtregg. haben theils hanreigerstrate, hanreggerstrat, hanrēstrate, theils und zwar die meisten pl. Ladowici. Hahnreyerstrasse (A. Stb.). Nach Schröder (A. B. 1323) auch im Düstern. Hahnrei bis 1871, Juni 10, wo auf Betreiben

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 107 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

des weil. Adv. Gabr. Lembke die Straße ihren neuen Namen erhielt. Vgl. englische Grube.

Ziegenmarkt: (apud pontem Radolfi um 1290, A 93). aput fontem 1357 (M. U.=B. 8427, S. 240). econtra pipensodt 1422 (geistl. Stbchschr. f 36 r , beim piepensade 1650 nach dem A. Stb.). apud bredebrugge 1435 (geistl. Stbchschr. f. 44 v ). penes amplam pontem 1489 (ebd. f. 68 r ; das A. Stb. citirt: bey der bredenbrugge 1569). by dem schilde econtra fontem 1461 (geistl. Stbchschr. f. 61 r ). In den Wachtregg. meist "schilt", vereinzelt "teghen den ankkersmeden" und pipensot. kegen der anckerschmiede 1653 (Acten zur Wasserleitung). A. Stb.: bey der Anckersmiede, heist auch bey der Bredenbrugge, heist auch beim Piepensade. Zehgenmarck um 1750 (Wasserleitungskarte). Ein Ziegenmarkt auch in Rostock. pipensot ist ein von Röhren aus gespeister Soot. Auch die Bezeichnung pl. qua itur de ponte Radolfi ad pontem Hillen (Schröder A. B. 1325) wird hierauf zu beziehen sein. Vgl. S. 113 f.


Anhang.

A Thore, B Berchfrite, C Brücken.


A Thore.

Alt=Wismar=Thor: Johannes Cocus custos porte Antique Wismarie . . . pro palude que jacet ante portam Wismarie Antique apud fossatam 1278 (M. U.=B. 1458). valva A. W. um 1290 (B 88). porta Wismer 1287 (B 139). valva Wismariensis 1393 (Zb. I f. 197 r ). Das alte Thor ward 1813, Aug. 30, von den Franzosen eingeäschert. (Crain) Wismars Schicksale S. 27. Francke, Mecklenburgs Noth u. Kampf S. 269 f.

curia sita ultra moor extra valvam Hardighes 1316 (Schröder A. B. 1320). einzige Anführung; nicht zu bestimmen.

Haroldi valva s. Pöler Thor.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 108 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Helleporte s. Gr. Wasser=Thor.

von der Heringspforten , vor welcher ao. 1413 ein holtzhof gewesen . . (Schröder A. B. 1320). Wohl in der Gegend des Heringhauses zu suchen, also beim Einflusse der Grube dem Wasser=Thurme zu. porta vulgariter dicta Herinkporte 1414 (Lübeker Urkb. V, S. 526).

via trans foveam advocati ad portandum wordinge juxta portam Cancri 1327 (M. U.=B. 4831). Vielleicht das Neue Thor. Krevets=Straße kann nichts damit zu thun haben.

Lübsches Thor: porta Lubicensis 1284 (B 111), valva L. um 1300 (A 41). Im Jahre 1456 bewohnt (chronistische Aufzeichnung, Einlage zu Schröder A. B. 1402). pons ante valvam L. 1330 (M. U.=B. 5143). Der an Stelle des 1699 durch die Explosion der benachbarten Pulverthürme vernichteten ansehnlichen Thors (Schröder, Kurtze Beschreibung S. 647, Neudruck S. 616. Vgl. auch die älteren Stadtansichten) errichtete Durchgang ward im Jahre 1869 abgebrochen.

Meklenburger Thor: valva Magnipolensis 1272 (A 79), v. Mekelburg 1273 (B 7), porta Mekelenburgh im letzten Viertel des 13. Jahrhs. (M. U.=B. 1264). velbr[uslash]gge Magnopolensis valve 1330 (M. U.=B. 5143). Im Jahre 1483 und 1489 wird dat nige doer vorme Mekelenborger dore urkundlich erwähnt, nach alten Abbildungen ein thurmartiger Bau. Zum Jahre 1602 schreibt Friedr. Gerschow: weil . . . wohl 5 thore hinter einander, dass man den thorwechter [von außen her] nicht erwecken möge. Jahrb. 58, S. 87. Das neue am Ausgange der Dankwarts=Straße errichtete Thor hatte die Inschrift: nos tegIt eXCeLsVs nos serVat DeXtra IehoVa et portas fIrMat roborat atqVe seras, wonach es im Jahre 1693 erbaut ist (Schröder A. B. 1320). Dagegen bietet eine andere noch erhaltene Inschrifttafel 1688. Dies Thor ist im Jahre 1869 gefallen, die letzten Reste des alten (am Ausgange der Meklenburger Straße) im Jahre 1894.

valva Monachorum 1307 (M. U.=B. 4415 n.), wirtt ao. 1316 in einer schrifft gedacht nach dem Webercamp (Stbchauszug Elmhoffs), zuletzt 1339 (M. U.=B. 4415 n. 2312 n). Wohl die Windpforte.

Neues Thor: nova valva 1450 (geistl. Stbchschr. f. 56 r ). Wenn Schröder (A. B. 1320) von einem neuen Stadtthor in der

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 109 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Breiten=Straße . . . 1440 zu berichten weiß, so hat er wahrscheinlich einen Irrthum in eben diese Schrift hineingetragen, vorm nien dhore 1498 (ebd. f. 73 r ). Ausgangs der Breiten=Straße. Vgl. Krevets=Thor. Die Windpforte gieng im letzten Jahrh. unter demselben Namen.

Pöler Thor: porta Haroldi bald nach 1250 (M. U.=B. 652), p. Hadheleri Haroldes 1273 (B 11), domus frumenti . . . apud molendinum prope Haroldes dore 1276 (B 109), granarium et horreum . . . inter portam Haroldi et molendinum 1291 (B 170), valva Haroldi um 1300 (A 42). propugnaculum pontis ante valvam Haroldi 1327 (M. U.=B. 4831). Noch 1359 (M. U.=B. 8643) nach Schröder (A. B. 1319) noch 1412. valva Polensis 1388 (geistl. Stbchschr. f. 17 r ). Abgebrochen 1870. dat nighe dore vor deme Polre dore vor der velbrugghe ward 1498 erbaut, nachdem lange vorher die Fundamente dazu gelegt waren (Kopmans Chronik, Jahrb. 47, S. 80).

Valva fabrorum: hereditas in pl. fabrorum super acie qua itur ad valvam fabrorum 1319 (Schröder A. B. 1320). ager situs super Weverkamp ante valvam fabrorum 1323 (ebd.). Zuletzt 1342 (M.U.=B. 6195). Etwa, wo jetzt die Berg=Straße ausmündet. Vgl. unter Schatterau.

(Wasser=Thor): porta aque in ponte Stephani 1327 (M. U.=B. 4831). ad ampliandum propugnaculum waterporte 1330 (M. U.=B. 5143). pratum extra valvas aquarum 1392 (geistl. Stbchschr. f. 18 r ). Nicht bestimmbar, vielleicht allerdings das Gr. Wasserthor. buten deme waterdore 1465 (Lottregister) wird auf das Neue Thor zu beziehen sein. Vgl. S. 114.

Großes Wasserthor: Helleporte 1408 (geistl. Stbchschr. f. 25 v ) und wiederholt im 15. Jahrh., in Abschriften des 16. Jahrh. auch Hellenporte und Helporte (Jahrb. 55, S. 97). im Ger. Inv. f. 236 r vor der hellen dor (1541). Hellepfort vel potius Hillenpfort (A. Stb unter Berufung auf eine Schrift vom Jahre 1617). Das dem Thore in den 70er Jahren des 19. Jahrh. zugedachte Schicksal, abgebrochen zu werden, ist glücklicher Weise abgewendet worden. Es ist das einzige erhaltene Thorgebäude. Wenn der Name nicht durch Volksetymologie corrumpirt ist, wird er als Höllenpforte zu deuten sein. Vgl. unter Hillen=Brücke (S. 113 f.).

Windpforte. Vgl. valva monachorum und Wind=Straße. Geöffnet im Jahre 1851. Auch Neues Thor genannt.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 110 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ein Verzeichnis derer, die im Jahre 1469 die Schlüssel zu den Thoren und Pforten in Verwahrung hatten, zählt der Reihe nach folgende Thore und Pforten auf. Abweichungen eines der Zeit nach nahestehenden undatirten (nach 1473) gleichartigen Verzeichnisses in der andern Kolumne.

to dem Mekelnborger
to dem Lubicen dore to der Lubsken porte. Hiermit beginnend.
to dem ersten hecke to der Vulen grove
to dem Nyen dore
to den molenstene . . . to II porten 1 ) to der porten by dem welfte . . . to II porten.
to dem hecke to dem hecke under dem welfte.
vor Weytgaten porten to der porten vor der Weygatsken dore.
up dem Loberger II d[ore] de porten twisken dem welfte unde dem steenhave.
to dem stenhave
to der Heleporten to der Helleporten.
achter h. Reyneke van Leyden de porte daer by, de lutte
to dem Poler dore
bii der groven molen to der singelen.
vor dem Olden-Wismer dore

Aller guten Dinge sind drei, und so ist noch ein drittes gleichzeitiges Verzeichnis in einem Rechnungsbuche erhalten, von dem ich das Wesentliche mittheile. Dies geht aber in anderer Richtung, to der Helleporten. - to der porten negest dem stenhave. - to der porten 2 ) Oldendorpes doren. - to den II porten tusken den welfte unde den molenstene. - neg[est] den welffte to dem molensteyne ward. - to den


1) Diese Stelle muß vollständig ausgeschrieben werden: to dem Nyen dore: Stobelow unde Hevensteker. item I slotele habet N. D., item Jasper Malchow den andern. item I to den molenstene N. D. unde Peter Rybe. item Kegeben unde Bruseke Peter Rybe II to II porten. - to dem Nigen dore: de Stabeloweske unde Hans Hevensteker. to der porten by dem welfte: Hermen Katte heft to II porten de slotel unde Hinrik Karstens heft I slotel to der por[ten].
2) Die letzte Silbe ist unsicher, es ist aber nicht die vermißte Präposition.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 111 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

waterporten. - to dem Nien dore. - to dem hecke up [der] vulen groven. - to der porten achter den holthave negest den Lub[schen] dore. - to den Lub[schen] dore. - to den Mekelnborger [dore]. - to dem Olden Wisserdore. - vor den Poller dore.

B berchvrede.

item. I berchfrede, dor want de prame swen inne.

item. dat smedehuseken, dar mot I up slapen.

item. I clen berchfrede, dar want Hovyngesche inne.

item. I berchfrede: Curd Scroder habet, dorde, gud gemak.

item. de verde: Engele, de verde, schone gemak.

item. de veffte, dar want Crud ! de swen.

item. de soste, heff Budsow, IIII mr.

item. Warendorp, IIII mr.

item. Wilken Haker habet, hir lach wachte to unde gaff IIII mr.

item. de IX: Jacop Ludke, de hadde wachtegeld.

item. de X, dar want Anckelam inne.

item. de XI: Peter Swarte.

item. de XII: Boldeke habet.

item. de XIII: heff Hemmelryke.

item. de XIIII: heff Smach[t]hagen bove.

item. de XV habet Balow unde ward de gaten.

(item. I clen berchfrede, dar want de Lunynk inne: XVI.) Diese Reihe ist gestrichen.

item. I berchfrede, dar want Regensten inne: XVII. Hennynk Malde: XVIII.

item. de XIX: blynde Clawes.

item. up der Fulen groven: XX. de grever unde ballastdreger.

item. de XXI: Hans Gerwen. Lunyk dar bii.

item. Stubbe de XXII.
Swarte up dem dore.

item. de XXIII: Peter Plate.

item. de XXIIII: Duskow.

item. de XXV: de ballastdregere.

item. de XXVI: Ryder; de maket de gaten reyne.

item. de XXVII: Vos.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 112 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

item. XXVIII, woste.

item. de XXIX: Hinrik Molre.

item. den swen byn Poler dore.

item. Vlege.

item. Bouwer: XXX.

item. XXXI: Ilow.

item. XXXII: Wemors, non.

item. XXXIII: Wullenpunt.

item. XXXIIII: La[b]bun.

item. XXXV: koherde.

Dies Verzeichnis wird um 1470 angesetzt werden können. Es beginnt zwischen dem Alt=Wismarthore und der Windpforte und geht rechts herum in der Richtung auf das Meklenburger Thor zu. Da auf dem Merianschen Plane nach den Beobachtungen, die Dr. Crull noch an der Stadtmauer machen konnte, die Berchfrite zwischen dem Pöler= und dem Alt=Wismarthore annähernd genau verzeichnet sind, so würde, wenn wir Vlege auf ein Vorwerk vor das Pölerthor setzen, der Kuhhirt auf das zunächst vor dem A.=Wismar=Thore liegende Berchfrit kommen und, da dies Thor nicht verzeichnet ist, das erste Bfr. der noch stehende Gefangenthurm sein. Das Schmiedehäuschen muß in der Gegend des Ausgangs der Bergstraße gesucht werden (vgl. unter Schatterau * ). Das Folgende ist uncontrollirbar. Wilken Haker jedoch hatte aller Wahrscheinlichkeit nach das Bfr. beim jetzigen Meklenburger Thore inne (vgl. Hakerstrate). Das 20. Bfr. ist bestimmt. Das Thor zwischen dem 22. und 23. Bfr. wird das Neue Thor sein. Das Gr. Wasserthor ist übergangen, wie die meisten Hauptthore. Die Vertheilung der Bfr. auf die Strecken zwischen den Thoren scheint also ziemlich gleichmäßig gewesen zu sein und nur der von Natur stärkste Theil zwischen Alt=Wismar=Thor und Klosterkirche etwa minder befestigt gewesen zu sein. Eine Auszählung in Anhalt des Merianschen Plans (der an der eben erwähnten Stelle durchaus


*) Dazu stimmt auch eine chronistische Aufzeichnung über den im Jahre 1452 ausgebrochenen großen Brand vor dem olde Wismarschen dore (d. h. binnen der Stadt). "in dem schmedehüseken uppe der muhren hadde eine herdsche, de darinne wahnde, dragen eine molde vol asche uppe den bohne" u. s. w. "unde brende um manniges bruwhuß wente bey der heren stall dale" u. s. w. (Einlage zu Schröder A. B. 1373.) Ein noch etwas früheres Zeugnis über die Ausnutzung der Berchfrite zu Wohnzwecken bietet das Ger. Inv. f. 31 r für das Jahr [1448]. Vgl. unter den Straßennamen rackemur.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 113 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

phantastisch ist) ist nicht möglich. Schröder (K. B. 274) weiß nur von 28 Weichhäusern. Das propugnaculum pontis ante valvam Haroldi (1327, M. U.=B. 4831) gehört nicht in die Reihe und das 1408 vor dem Alt=Wismarthore urkundlich bezeugte berchvrit ist gemäß einer andern Anführung die Kritzower=Burg.

C Die Brücken.

Da die Daten meist bei den Straßennamen gegeben sind, genügt eine Uebersicht mit Verweisung. Sicher bestimmt oder bestimmbar sind, wenn wir die Grube abwärts gehn: die Schweinsbrücke (s. da, zuerst im Jahre 1400), die rothe Brücke, das Brückchen vor der Rosmarin=Straße (s. da, Name aus Schröders Zeit?), die Wagebrücke (bei der Bor=Straße, zuerst 1322), Radolfs=Brücke (um 1290, s. da, auch unter Ziegenmarkt), später Breite Brücke benannt (s. Ziegenmarkt, zuerst 1435). Die Wippe=Brücke (s. Wippe) außerhalb der Stadt ist mir im Ma. nicht vorgekommen. Die Steffens=Brücke (porta aque in ponte Stephani 1327, M. U.=B. 4831) schwebt für uns ziemlich in der Luft. Fallbrücken sind 1327 oder 1330 vor dem Pölerthor, dem Meklenburger= und Lübschen=Thor bezeugt. Wegen der Hillen=Brücke aber vernothwendigt sich noch eine längere Auseinandersetzung. Die ältesten Belege, soweit sie sich auf Grundstücke innerhalb der Stadt beziehen, sind auf S. 92 mitgetheilt. Außerdem prata ante Hillenbr uslash gge 1328 (M. U.=B. 4922, S. 543); sortes sunt . . . extra Hillenbrůgghe VII 1345 (M. U.=B. 6525). Da die Witwe eines Bürgers Hille für das Jahr 1281 als auf dem Spiegelberge wohnhaft bezeugt ist (B 41) und das Große Wasserthor namentlich im 15. Jahrh. (zuerst 1408) Helleporte heißt, so war es zu verlockend dies zu combiniren, als daß man dem Reize hätte widerstehn können (Crain, Beiträge S. 13), und auch ich bin bis vor kurzem des Glaubens gewesen, daß das richtig sein werde. Indessen überwiegen die aus der Sache entspringenden Bedenken. Thor und Brücke wollen sich nicht räumlich vereinigen lassen, und nur in der Verzweiflung kann man sich entschließen anzunehmen, daß das Thor erst nach dem Eingehn der etwa an seiner Stelle gelegen gewesenen Brücke erbaut und benannt sei. Ist nun aus diesem Grunde einerseits die Lage der Hillen=Brücke Ausgangs des Spiegelbergs unwahrscheinlich, so kann sie andererseits nicht über die Grube geführt haben,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 114 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

was schon wegen jener von Schröder glücklicherweise angeführten Straße unmöglich ist. Während aber die Hauptbrücken über die Grube alle ihre festen Namen haben, vermissen wir den einer Brücke über die Salze Grube (jetzt Fischerreihe und Breite Straße). Man kann allerdings über deren untern Lauf zweifeln, ob sie geradeaus in der Richtung der Straße gegangen sei, oder sich über den Ziegenmarkt erstreckend, sich mit der Runden Grube vereinigt habe. Wahrscheinlicher jedoch ist die erste Annahme, indem im andern Falle die Grube kaum salzig gewesen wäre und schwerlich die Harolds=Brücke (später die Breite Brücke) Platz gefunden hätte. Hatte aber die Salze Grube die angenommene Richtung, so kann eine Brücke darüber in der Gegend der Neustadt nicht gut gefehlt haben, selbst wenn diese in ihrem untern Theile wirklich Grube gewesen sein sollte, als welche sie genannt wird. (Vgl. Crull, Jahrb. 41, S. 139 Anm.) Auf diese Brücke würde dann der in Frage stehende Name zu beziehen sein, die Straße aber, die sie und die Radolfs=Brücke verband, für den Ziegenmarkt gebucht werden müssen. Hierzu stimmt gut, daß ziemlich gleichzeitig die Namen Salze Grube und Hillen=Brücke verschwinden, daß, seit die Salze Grube Breite Straße heißt, die Brücke nicht mehr erwähnt wird. Die Herrenlötte vor der Hillen Brücke, die ersichtlich dieselben sind, die 1465 buten deme waterdore achten nettestaken, im 16. Jahrh. (1538. 1542. 1546. 1555) aber kurzweg nettestaken benannt werden, würden auf der Koppel gelegen gewesen sein müssen, wo noch heutzutage die Fischer ihre Netze trocknen und in Stand setzen. Gegen die irre führende Combination endlich mit Hille auf dem Spiegelberge und der Hellenporte wäre noch der Einwand zu erheben, daß alle alten Zeugnisse übereinstimmend Helleporte oder Hellenporte oder Helporte geben und einzig aus dem Jahre 1617 im Alten Stadtbuche Hillenpforte überliefert ist. Und dieser Einwand ist, dünkt mich, auch nicht ungewichtig.


Berichtigung: Die Knochenhauer=Straße (pl. carnificum) ist zu streichen. Es handelt sich a. a. O. augenscheinlich um die Fleischhauer=Straße in Lübeck.

Vignette