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Steinkistengrab von Basedow.

(Katalog=Nummer St. 95. 96.)

Die Landschaft südlich vom Malchiner See ist seit Langem ein ergiebiges Gebiet für Steinzeitliche Funde gewesen; von Rothenmoor, Sagel und besonders Molzow stammen wichtige Grabfunde. Bei der Anlage der Chaussee Malchin-Dahmen sind nun auch auf Basedower Gebiet eine unerwartet große Anzahl von Grabstätten z. Th. angeschnitten, z. Th. zerstört, und es hat sich herausgestellt, daß der ganze Basedower "Thiergarten", die Waldung südlich vom See bis zur Scheide, voller Grabhügel ist. Die Basedower Gräber gehören sehr verschiedenen Zeiten an; fast alle vorgeschichtlichen Perioden sind vertreten.

Aus der Steinzeit finden sich nicht weniger als drei verschiedene Typen: zwei Steinkammern, von denen die eine sicher, die andere wahrscheinlich schon längst ausgebeutet sind, im Park; ein Steinkistengrab im "Thiergarten" und ein Flachgrab am Wege nach Malchin. Verfasser hat, dank der entgegenkommenden Unterstützung des Herrn Grafen Hahn auf Basedow, wiederholt, vom 16. bis 18. Juli und am 30. Dezember 1898, die vorgeschichtlichen Vorkommnisse in und bei Basedow untersucht.

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Ueber das Steinkistengrab sei hier bemerkt: Das Grab lag nahe der Rothenmoorer Scheide im sog. "dicken Busch", rechts von dem alten Landwege, der jetzt chaussirt ist, im Walde; es bildete äußerlich einen flachen, rundlichen Hügel, wie sie in jenem Walde in großer Zahl vorhanden sind und bei denen bisher ein künstlicher Ursprung nicht vermuthet ward. Arbeiter, welche nach Steinen für die Chaussee suchten, fanden in dem Hügel unmittelbar unter der Oberfläche eine bedeutende Steinschichtung von etwa 1,5 m Höhe und unter dieser die Steinkiste. Die Steine waren zu einer rundlichen Erhöhung über der Kiste gehäuft. Diese selbst bildete ein Rechteck von 1 m Höhe, 1,75 m Länge und 1 m Breite (innen) mit nordsüdlicher Längenachse; Sie steht anscheinend auf dem Boden einer natürlichen flachen Erhebung. Die Wände der Kiste waren aus flachen Platten aus Granit oder Sandstein von durchschnittlich 1 m Höhe errichtet, drei Seiten wurden von je einer, die vierte von zwei gebildet, darüber lag eine einzige Platte aus weißem Sandstein, 2,30 m lang, 1,80 m breit, 0,25 m dick. Die Deckplatte zeigt kleine rundliche Vertiefungen, die bekannten "Schalen" der Hünengräber. Die Arbeiter hoben diese Deckplatte auf und räumten die Kiste aus, ehe Sie ihren Fund meldeten. Unsere Kenntniß über den Inhalt beruht also leider nur auf ihren Aussagen. Danach war die Kiste ganz mit Sand gefüllt; in einer Ecke an der Nordseite der Kiste lagen zwei Haufen von Gebeinen, der eine anscheinend quer über dem andern, davor einThongefäß. Steinsachen sind nicht beobachtet. In der ausgeworfenen Erde ist später eine steinerne Pfeilspitze einfachster Form gefunden. Die Mitte der Kiste war leer. Gebeine und Thongefäß befinden sich jetzt im Großherzoglichen Museum. Die Gebeine gehören zwei Personen an, einer sehr kräftig gebauten und einer zarteren. Die Schädelkapseln sind erhalten. Eine fachmännische Untersuchung hat bisher nicht stattgefunden.

Nach dem Berichte sind die Beerdigten an den Wänden sitzend oder hockend, jedenfalls nicht ausgestreckt liegend, bestattet und ihnen Beigaben zu Füßen gelegt. Das Thongefäß (nur zu 3/4 erhalten) hat die Form einer kugeligen Flasche. (Abb. 6.) Der Thon ist ziemlich gut geschlemmt und gut gebrannt; die Oberfläche ganz hell graubraun und glänzend. Schmale Standfläche, rundlicher Leib, scharf ansetzender gerader Hals; zwei kleine Henkel am Halsansatze. Höhe 18,5, Durchmesser der Standfläche 5, der Mündung etwa 8, Höhe des Halses 6,5, größter Umfang (6 von unten) 47 cm. Die Gefäßform ist uns

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nicht fremd; wir haben schon drei Stücke aus ganz ähnlichen Gräbern: 1. Neukalen (3205) aus einem "kleinen Hünengrabe", welches

Abbildung 6.
Abbildung 6.

1852 geöffnet wurde und außer der Urne ebenfalls nur Gebeine enthielt (Jahrb. 21, S. 229). Diese Urne gleicht der besprochenen, auch in der Farbe, nur ist sie etwas flachkugeliger. 2. Molzow (741); aus einem Hünenbett mit Steinkisten, geöffnet 1840; verziert mit Perpendikulärlinien, daneben eine zweite Urne und Gebeine, s. Jahrb. 6 B, S. 134, abgeb. Jahrb. 10, S. 255; 13, S. 79. 3. Molzow (2090), aus einer mit einem Steinringe umgebenen Steinkiste, geöffnet 1844.

Die Urne ist der vorigen gleich, auch hier fanden sich nur Gebeine, S. Jahrb. 10, S. 264. Die drei Fundstätten dieser Urnen liegen nicht weit von einander, die Fundverhältnisse sind in allen Fällen dieselben. Wir dürfen also diese Urnenform als eine Charakterform unserer Steinkistengräber ansehen. Einige gleiche Gefäße befinden sich in dem Museum von Neubrandenburg, stammend von dem benachbarten Neuenkirchen, wo sie mit Keilen und Feuersteinmessern zusammen in einem Moderbruch gefunden sind, an einer Stelle, wo man einen Pfahlbau vermuthet. Auch in Dänemark gehören sie den Steinkistengräbern an (Petersen, a. a. O., S. 151); desgl. in Pommern (Gr.=Rambin: Walter, Lemcke=Festschrift, S. 8-12. Lebahn: Schumann, Zeitschrift für Ethnologie, 1889, Verhandlungen S. 217).

Eine Urne von verwandter Form stammt aus einem Hünenbett von Helm, in dem keine Steinkammer beobachtet ist, wohl aber Sandsteinplatten, wie sie die Steinkisten zu bilden pflegen, gefunden sind; S. Jahrb. 5 B, S. 22; 10, S. 255 und 63, S. 80 (mit Abbildung). Etwas weiter entfernt ist eine Urne aus einem Hünenbette mit Steinkammer von Remlin (s. Jahrb. 9, S. 362 und 10, S. 259, auch Jahrb. 63, S. 79), welche der Amphorenform sich nähert. Ohne Zweifel ist dieser (Remliner) Typus älter als der Molzower u. s. w., welcher wohl aus ihm hervorgegangen ist.

Steinkistengräber lösen, wie schon oben mehrmals erwähnt, die Steinkammergräber ab. Das Grab ist ein typisches Steinkistengrab; doch scheint in dem vorliegenden Falle die Form der in Steinkammern üblichen Beisetzung noch beibehalten zu sein.

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Neu für meklenburgische Hünengräber ist die Ueberdeckung mit einer Steinhäufung, eine Sitte, die erst in der Bronzezeit allgemein wird.