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1. Alterthümer vom sog. Dummerstorfer Pfahlbau.

Vergl. Jahrb. XLIV, O. 4, S. 3, LVIII, S. 203, und Meklenb. Anzeigen vom 3. September 1886 (Nr. 205) unter: * Schwerin, 3. September.)

Als ich diesen alten wendischen Packwerkbau im August 1884 zuerst in Augenschein nahm, sah ich in der Wand des ihn durchschneidenden Zarnowkanales einzelne Pfähle schon in einer Tiefe von nur 1/4 m unter der Oberfläche liegen, die eigentlichen Pfahllagen aber begannen erst 3/4 m tiefer. Diese Packung war an den von mir untersuchten Stellen in der Höhe des Wasserspiegels und unter demselben in mindestens zwei Schichten über einander so fest und dicht, daß der Kanal dort wie über Schwellen lief und man mit einem Stocke nicht zwischen den einzelnen Stämmen hindurch in den Grund stoßen konnte. Die noch unter Wasser befindlichen Balken bzw. Stämme waren noch völlig fest, die höher in der Uferwand sitzenden und namentlich die ausgegrabenen und nun am Ufer umherliegenden Stücke jedoch schon sehr morsch. In letztere hatte sich, soweit sie nicht schon völlig zerfallen waren, vielfach eine auf fast allen wendischen Burgbergen in hiesiger Gegend vorkommende kleine gelbe Ameisenart eingenistet. Die von mir untersuchten Stämme waren theils an den Seiten kantig zugehauen, einige auch unten zugespitzt, theils ganz unbehauen und noch mit der Rinde versehen. Auch bei einem zweiten dortigen Besuche im October 1889 beobachtete ich derartig bearbeitete Hölzer, z. B. Reste von einem acht= bis zwölfkantig zugehauenen Kiefernstamme von 20 bis 30 cm Durchmesser sowie Stücke von etwa 4 cm dicken Brettern, welche durch Spalten der Stämme hergestellt waren. An Baumarten bemerkte ich unter diesen Hölzern, soweit sie sich ohne Weiteres noch erkennen ließen, viel Birken und Kiefern (Pinus silvestris L.), aber auch Eichen. Die Dicke der von mir gesehenen Stämme betrug 1884 bis zu 50 cm, 1889 bis zu 30 cm Durchmesser. Ein Theil der Hölzer schien angekohlt zu sein, wie denn auch die am Kanalufer sowie auf der Balkenlage noch im Kanale ziemlich zahlreich umherliegenden Feldsteine zum größten Theile berußt und im Feuer gewesen waren. Unter den letzteren befand sich ein ca. 15 bis 20 cm im

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Durchmesser haltender, behauener, runder Granit, wohl ein zufällig in das Feuer gerathener Reibstein einer Quetschmühle (oder ein zum Backen oder dergleichen benutzter Glühstein?). Auch kleine weißgeglühte Feuersteinstücke sah ich mehrfach.

Von sonstigen Altsachen fand ich - von einer Anzahl durch die Moorerde gebräunter, fast sämmtlich zerschlagener Thierknochen, einigen Thierzähnen und etwas Holzkohle abgesehen - nur 50 bis 60 wendische Gefäßscherben und ein Stück (etwa 1/8) eines offenbar doppelkonischen Spinnwirtels. Die zum Theil berußten Scherben sind röthlich, gelblich, grau oder graubraun und bestehen sämmtlich aus gebranntem, mit Steingrus vermengtem Thon. Ihre Dicke wechselt zwischen 3 und 10 mm. Die Böden sind außen platt. Die Seitenwand geht innen allmählig schräge in den Boden über, außen aber setzt sie unten mit deutlicher Kante ab. Von den Randstücken ist eins oben wagerecht glatt abgeschnitten (wie Jahrb. XLVIII, S. 301 sub Nr. 14 b), während fünf einen zum Theil sehr stark nach außen gebogenen Rand mit abgeschrägter bezw. abgerundeter Vorderkante aufweisen. In der Sammlung der Rostocker Großen Stadtschule befindet sich zwischen einigen dort aufbewahrten Dummerstorfer Scherben auch ein nach innen gebogener Rand. Die Verzierung besteht überwiegend aus einfachen Horizontalrillen, doch kommen auch, namentlich auf den Randstücken, eingedrückte Wellenlinien sowie horizontale Kerbenreihen, und zwar fast immer in Verbindung mit den ersteren, vor. Das Spinnwirtelstück besteht aus grauem, hart gebranntem Thon und ist an der konischen Außenwandung mit flachen, schmalen Horizontalrillen verziert. Da das vorhandene Stück drei solche Rillen zeigt, so wird der etwa 20 mm hohe und in der Mitte 30 mm breite vollständige Wirtel mit sechs oder sieben derselben versehen gewesen sein. Das durch die Mitte gehende runde Loch hat glatte Wände und ist augenscheinlich überall gleichmäßig 8 mm weit gewesen.

In westlicher Richtung, nicht weit von dem erwähnten Packwerkbau entfernt, bemerkt man noch eine zweite, dem Aeußeren nach ihm täuschend ähnliche Erhöhung, und ebenso liegt eine solche auch noch östlich von Prisannewitz im Moore dicht am Südufer des Zarnowkanales. Erstere ist eine aus Sand und Kies bestehende runde Insel von 105 bis 110 Schritt Umfang, welche, allmählich zur Mitte hin ansteigend, sich etwas über den sie umgebenden Torfsumpf erhebt. Sie ist über dem Kies vollständig mit großen Findlingsblöcken und Feldsteinen bedeckt. Auf diesen Steinen lagert stellenweise eine 3 bis 4 cm dicke, fest gepreßte Torfschicht von Wasseralgen oder dergl. und darüber eine 30 bis 50 cm mächtige Schicht lockerer brauner

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Moorerde mit der Grasnarbe. Die großen Findlingsblöcke sind zum Theil nur eben mit Moos und Gras überwachsen, einige liegen sogar offen zu Tage. In der erwähnten lockeren Moorerde fand sich auch ein Birkenstamm von ca. 15 cm Durchmesser mit Rinde. Irgendwelche Anzeichen dafür, daß auch diese Insel einst bewohnt wurde, waren jedoch nicht zu finden. Die übrigens auch auf dem Meßtischblatt "Hohen=Sprenz" der königlich preußischen Landes=Aufnahme von 1880 (herausgegeben 1882) angegebene Prisannewitzer Erhöhung konnte seiner Zeit leider nicht näher untersucht werden, ist allem Anscheine nach aber von ganz ähnlicher Beschaffenheit, wie die soeben geschilderte. Danach ist anzunehmen, daß auch der Dummerstorfer Packbau eine derartige Sand= und Kies=Insel zur Grundlage hat, wie denn auch Geinitz in seinem XIV. Beitrag zur Geologie Meklenburgs 1 ) wohl mit Recht vermuthet, daß diese durch das Moor sich erstreckende Inselreihe eine Fortsetzung des Hohen=Sprenz=Prisannewitzer Wallbergzuges nach dem Groß=Potremser Wallbergrücken hin bildet.



1) E. Geinitz, XIV. Beitrag zur Geologie Meklenburgs. Mittheilungen über einige Wallberge (Osar) in Meklenburg (Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg, Jahrg. 47), Seite 19.