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5) Der Burgwall von Neu=Nieköhr (Walkendorf).
(Katalog=Nummer E 549 - 551, 622 - 626.)

Der schöne Burgwall auf der Scheide der Güter Neu=Nieköhr und Walkendorf, eine Meile westlich von Gnoien, die sog. "Moltkeburg", ist bereits im Jahrb. 39, S. 161 f., von Herrn Pastor Dr. Krüger in Kalkhorst, damals in Boddin, eingehend besprochen

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worden. Seitdem ist die Zerstörung des Walles auf dem zu Neu=Nieköhr gehörigen Theile weiter fortgeschritten, und neben dem Einschnitte auf der Nordostseite ist jetzt auch die Nordseite durch regelmäßige Abgrabungen berührt. Dadurch ist das Innere der Anlage zum Theil freigelegt und eine vortreffliche Gelegenheit zur Untersuchung derselben geschaffen, welche auch der Schreiber dieser Zeilen benutzt hat, indem er im Auftrage der Großherzoglichen Commission zur Erhaltung der Landesdenkmäler mit der liebenswürdigsten Beihülfe des Herrn Kortüm auf Neu=Nieköhr am 30. März d. J. den Bestand aufgenommen hat.

Der Wall erhebt sich in einer Höhe von ursprünglich etwa 7 Metern über die Wiesenfläche; er steigt in einem Böschungswinkel von 24 Grad etwa 17 Meter auf und bildet dann eine Wallkrone von etwa 9 Metern, die sich langsam zu der inneren Fläche des Walles senkt. Den Gesammt=Flächeninhalt zu 548 □Ruthen angenommen (nach den Gutskarten), ergiebt sich 1 ) für die innere Fläche ein Inhalt von 2464 □Metern; die Gesammt=Erdmasse beträgt gegen 53 000 Kubikmeter.

Das sind Zahlen, welche die Größe des Werkes am besten bezeichnen. Soweit erkennbar, ist der ganze Wall aufgetragen; eine Festigung desselben durch Pfahl= oder Faschinenwerk ist nicht beobachtet. Die Schichtung ist, wie die sehr klaren Querschnitte an verschiedenen Stellen zeigen, eine durchaus gleichmäßige von unten bis oben; das Material besteht aus Lehm mit Sand und etwas Kies gemischt. Spätere Aufhöhungen treten nirgends hervor; das Ganze scheint auf einmal entstanden. Damit stimmt, wie wir sehen werden, der archäologische Befund durchaus überein. Nach Spuren einer Benutzung in nachwendischer Zeit (Mittelalter) habe ich vergebens gesucht. Ich habe an verschiedenen Stellen die Oberfläche durchgraben lassen, und stets erschienen gleich wendische Scherben; alle bisher gefundenen Altsachen können wendisch sein. Wenn nach den Mittheilungen des Herrn Pastor Krüger (Funde von Mauersteinen) trotzdem eine Benutzung des Walles im Mittelalter unzweifelhaft ist (worauf auch der Wallgraben weist), so glaube ich nicht, daß dieselbe eine lange dauernde gewesen ist; eine "Ritterburg" hat der Wall schwerlich getragen.

Da die jetzigen Abgrabungen an verschiedenen Stellen schöne Profile geschaffen haben, läßt sich das Pfahlwerk in den unteren Schichten jetzt genauer betrachten. Die Zweifel, welche Lisch (a. a. O., S. 166) gegen einen "verdeckten Gang" äußerte, werden dadurch


1) Die folgenden Berechnungen verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Gymnasiallehrer Mulsow.
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hinfällig. Es handelt sich, wie deutlich hervortritt, um einen Gang, der, auf dem ursprünglichen Niveau angelegt, sich, wie es scheint, den ganzen Wall entlang unter der Wallkrone hinzieht; wenigstens ist er bisher überall, wo weit genug (12 bis 15 Meter vom äußeren Rande) hineingegraben ist, erreicht worden. Der Gang besteht aus senkrechten Pfosten aus Eichenholz von 1,70 Meter Höhe und 30 cm Stärke, die etwa 1,70 Meter auseinander standen; die darüber lagernden starken Deckbalken sind oben dreikantig zugespitzt, offenbar zum Zwecke der Entlastung, und werden durch seitliche Streben außen gestützt; dem entsprechend scheint im Innern des Ganges eine Verklammerung durch kleine Querhölzer angebracht gewesen zu sein; wenigstens weisen darauf Zapflöcher in den Tragpfosten und einige einzeln gefundene behauene Holzstücke.

Burgwall

Auf der Höhe des Walles stößt man auf zahlreiche Gruben mit schwarzer Erde (Kohle und Asche); diese sind besonders häufig im inneren Raum, erscheinen aber auch schon auf der Wallkrone; bei der jetzigen Abgrabung im Norden heben sie sich scharf an der gelben Lehmwand ab; sie gehen etwa 1 1/2 Meter unter die jetzige Oberfläche und sind gefüllt mit Kulturresten (Scherben, Thierknochen u. s. w.); lose Steinsetzungen darin bezeichnen die Herdstelle. Es handelt sich hier offenbar um Wohngruben. Reste der Schutzwände dieser Gruben habe ich nicht gefunden, doch spricht Krüger von gebrannten Lehmstücken, die Lisch ohne Zweifel mit Recht als "Klehmstakenstücke" (Lehmbewurf der Flechthütten) auffaßt.

Reste der alten Bewohnung finden sich auf dem Walle überall, am zahlreichsten begreiflicher Weise in den oberen (jüngsten) Schichten. Bei der Sammlung und Aufbewahrung derselben ist zwischen den verschiedenen Schichten in der Art geschieden, daß die dem Kerne des Walles entstammenden, in der weißgelben Lehmschicht steckenden von den in der schwarzen Aschen= und Humusschicht befindlichen gesondert sind. Diese Sonderung ließ sich nicht nur bei den heute noch unberührten Schichten durchführen, sondern auch bei den über das Feld hin zerstreuten, indem die Erdarten schon durch ihre Färbung sich unverkennbar unterscheiden; bei letzteren ist natürlich eine Vermengung einzelner Stücke nicht ausgeschlossen.

Betrachten wir zuerst die Einschlüsse des Wallkerns, so gingen dieselben bis in die tiefsten Schichten hinein, und zwar so gleichmäßig, daß auch hierdurch eine gleichzeitige Aufschüttung des ganzen Walles wahrscheinlich wird. Es waren nur Scherben, die sehr vereinzelt in der Erdmasse steckten, meist kleinere Stücke.

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Sie sind sämmtlich von gröberer Mischung, innen grau oder schwärzlich, schwach gebrannt und ganz überwiegend ohne Töpferscheibe gearbeitet. Die Rundung der Wandung weist auf niedrige derbe Töpfe in der Art des Bobziner (oben Abbildung 9, S. 194). Sie schließen oben entweder glatt ab (ohne Rand) oder bilden eine wulstartige Verdickung. Die Verzierung ist ganz überwiegend die Wellenlinie, und zwar mit einem mehr=(drei=bis sechs =) zinkigen Instrument gezogen von links nach rechts, von der flachsten bis zur steilsten Form. Bei einigen erscheint mit der Wellenlinie zusammen der Kehlstreifen vereinzelt und unregelmäßig, einmal senkrecht gleich Abbildung 29, S. 199, ferner kleine schräge Punkteindrücke.

Von diesen Scherben unterscheiden sich die der schwarzen Schichten ganz wesentlich. Leider ist es nicht gelungen, ein ganzes Gefäß zu retten, doch sind von einem wenigstens so viele Scherben vorhanden, daß die Form erkennbar ist. Dasselbe steigt von einer 8 cm breiten Grundfläche auf und biegt sich in 2/3 Höhe leicht nach innen; 5 cm vom Rande beginnt der leicht eingezogene, oben glatt und mit scharfen Kanten endende Hals. Bei dem Halsansatz läuft ein Doppelwulst mit kleinen Schrägkerben um das Gefäß, und der Körper desselben ist bis zum Fuße mit regelmäßigen Kehlstreifen bedeckt; die Wandfläche ist eingezogen und eingefalzt; sie trägt das (erhabene) Bodenzeichen eines Sternes mit 4 cm langen Balken. Die Höhe wird gegen 20 cm betragen haben; Drehscheibenarbeit, feine Thonmischung, hellbraune Oberfläche. - In der Art dieses Gefäßes, welches die oben schon mehrfach charakterisirten Züge jüngerer Keramik trägt, sind sämmtliche übrigen Scherben; der Rand ist fast immer nach außen gebogen und scharf abgestrichen. In der Verzierung überwiegt der Kehlstreifen in regelmäßiger Anordnung, mehrmals leistenartig. Die Wellenlinie erscheint nur neben den Kehlstreifen, fast nur einfach und ganz regelmäßig. Die anderen Verzierungen (Einkerbungen, umlaufende Punktlinien) sind ganz vereinzelt; einmal größere gitterförmige Stempeleindrücke, ähnlich Abbildung 34, S. 200.

In der schwarzen Schicht sind höchst wahrscheinlich auch sämmtliche andere bisher bekannt gewordenen Moltkeburg=Alterthümer gefunden worden. Diese werden zum Theil auf dem Hofe Neu=Nieköhr aufbewahrt, zum Theil befinden sie sich durch gefällige Ueberweisung des Herrn Kortüm im Großherzoglichen Museum in Schwerin. Die letzteren sind in der folgenden Aufzählung durch ein (M) bezeichnet.

1) Eine gerade eiserne Axt von 16 cm Länge. Das ovale Schaftloch befindet sich ganz am Ende und hat eine Länge von 4 cm, einen Durchmesser von 4, resp. 4 1/2 cm; auf beiden Seiten des

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Schaftloches befinden sich kleine stumpfdreieckige Erhöhungen. Die Schneide ist leicht nach unten gebogen und 6 1/2 cm lang.

2) Eine gerade eiserne Axt von 15 cm Länge; das starke ovale Schaftloch ganz am Ende 4 cm lang, 5 resp. 4 cm breit, mit denselben Erhöhungen wie 1. Die Schneide ist stark nach unten gebogen (11 cm lang), endet aber nicht spitz, sondern breit. Hinten ist die Axt hammerartig breit. Ein sehr ähnliches Exemplar ist in einem Urnenfelde der jüngsten römischen Provinzialzeit bei Tolkwade (Schleswig) gefunden, s. Mestorf, Urnenfriedhöfe in Schleswig=Holstein, 5, 8; ein anderes s. Rygh, antiquités norvégiennes, Figur 559 abgebildet, doch tritt dort die dreieckige Erhöhung am Schaftloch viel stärker hervor.

3) (M) Eine gerade eiserne Axt von 11 cm Länge, fast gleich 2, aber ohne die Erhöhung am Schaftloch, auch ist die Schneide unten noch breiter; das Schaftloch 3 1/2 resp. 3 cm breit, 3 cm dick, die Schneide 7 cm lang und unten noch 3 cm breit. Die Axt lag in einer schwarzen Aschenschicht zwischen oder auf einem Steindamme (Herdfläche). Die Form erinnert an das römische Werkbeil und seine spätere Entwickelung, wie es sich neben der Francisca in fränkischen Gräbern gelegentlich zeigt (z. B. Lindenschmit, Alterthümer 1, H. 2, 7, F. 18 aus Reihengräbern bei Nackenheim und Handbuch der deutschen Alterthumskunde 1, S. 194). Daß auch unsere Exemplare als Werkzeuge, nicht als Waffen aufzufassen sind, beweist außer den Fundverhältnissen die hammerartige Erweiterung an der Rückseite. Von Meklenburg waren Axtfunde auf Burgwällen bisher nicht bekannt, anderwärts, z. B. in der Lausitz, sind mehrere gemacht, wenn auch mit etwas abweichenden Formen (s. z. B. Jentsch, Niederlausitzer Mittheilungen 3, S. 10).

4) Ein eisernes Messer mit vierkantigem Griff und leicht gebogenem Rücken. Länge 22 cm, davon 11 1/2 cm auf den Griff gehen; Stärke des Griffs 0,75 cm.

5) (M) Ein kleines eisernes Messer, sehr zierlich; flacher, nach außen dünner werdender Griff; die Schneide scharf absetzend, der Rücken leicht gebogen, Spitze etwas nach oben. Länge 11 1/2 cm, davon 5 1/2 auf den Griff gehen; größte Stärke der Klinge (in der Mitte) 1 1/2 cm.

6) Eine eiserne Scheere mit absetzendem, federndem, rundlichem Griffende und schmalem Bügel. Länge der Schenkel 16 cm, davon 8 1/2 auf die Schneide gehen; Durchmesser des Endrings 2 1/2 und 2 cm. Aehnliche Scheeren sind in wendischen Ansiedelungen in Dudinghausen und Wendorf gefunden; im Norden findet sich die nämliche Form (s. Rygh, antiquités norvégiennes, Figur 443) in der letzten

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Heidenzeit. Von den älteren römischen Scheeren unterscheidet sich diese Form durch den schmalen Bügel und das runde Griffende; dies letztere kommt, soweit ich sehen kann, zuerst in der mittleren Periode der römischen Provinzial=Industrie (im Allgemeinen dem dritten Jahrhundert entsprechend) vor, z. B. in Reichersdorf bei Guben (s. Weigel in den Niederlausitzer Mittheilungen 3, S. 18) scheint aber den fränkischen Reihengräbern fremd zu sein (Lindenschmit, Handbuch der deutschen Alterthümer 1, S. 321).

7) (M) Ein eiserner Schlüssel einfachster Form; stumpfwinklig gebogenes Eisenstück mit hufartiger Endung, an der anderen Seite kleine Oese.

8) und 9) Zwei eiserne Hufeisen; flach und breit mit eingeschlagenen länglichen Nagellöchern; beide haben ein kurzes und breites Fußende, das eine außerdem nach oben einen spitz abschließenden, stumpfwinklig ansetzenden Stollen; dasselbe gleicht genau dem in Lindenschmits Alterthümern u. h. V. 4, S. 28, Figur 9 abgebildeten von der Saalburg bei Homburg. Nach den Mittheilungen über die Fundverhältnisse, die Herr Baumeister Jacobi in den Protokollen der Generalversammlung der deutschen Geschichtsvereine in Metz (1889) S. 68 f. gegeben hat, kann der römische Ursprung derselben nicht mehr zweifelhaft sein, und es ist dann trotz Lindenschmits Bedenken (Handbuch der deutschen Alterthümer 1, S. 295) kein Grund, sie der "Merovingerzeit" absprechen zu wollen. Von den Franken werden die Wenden sie erhalten haben.

Einige früher gefundene Pferdegebisse sind leider bisher nicht wieder zu beschaffen gewesen, ebenso ein Kamm aus Horn.

10) Ein Spindelstein aus Thon, ganz gleich dem oben Figur 35 abgebildeten aus Dudinghausen.

11) (M) Ein Spindelstein von derselben Form, aber kleiner und einfacher.

Eine eiserne Pflugschaar gehört wohl einer jüngeren Zeit an.

Unserem Burgwall seine Stelle in der alten Landesgeschichte zu geben, ist bisher nicht gelungen. Wenn Lisch (a. a. O., S. 166) vermuthete, daß die Burg am Ende des 12. Jahrhunderts, in der Zeit der Kämpfe der Dänen mit den Wenden, zerstört sei, so steht dieser Annahme der archäologische Befund nicht im Wege, die große Mehrzahl der Kulturreste gehört in die letzte Heidenzeit. Daß der Wall eine Hauptburg der Circipaner gewesen ist, muß bei seiner Größe angenommen werden; er ist auch der einzige größere Wall im nordwestlichen Theile dieses Landes, in dem sich, nach unserer bisherigen Kenntniß, das Wendenthum am zähesten gehalten hat, und

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seine Lage in der Nähe des Kreuzungspunktes der wichtigen Straßen Demmin=Laage und Tribsees=Güstrow machen ihn zum Hauptort besonders geeignet. Die nordischen Quellen, auf die wir für die Geschichte des ausgehenden 12. Jahrhunderts angewiesen sind, nennen nur wenige Punkte. Die Burgwälle, die für die Züge Waldemars 1171 und Knuts 1184 die wichtigsten wurden, hat Lisch in Teterow resp. Behren=Lübchin lokalisirt (s. Jahrb. 26, S. 181 f., und 23, S. 300 f.); 1171 ging der Zug von Tribsees direct durch "unermeßliche Wälder" auf sein Ziel, ließ also unsere Stelle rechts liegen, bei dem zweiten Zuge ging der Zug von Tribsees zu einer urbs Lubekinca; von hier wollte der König nach Demmin, aber die Völker zerstreuten sich zu Plünderungszügen. Die Stelle bei Saxo Grammaticus heißt (Histor. Dan., 16, S. 982 der Müllerschen Ausgabe); autumno domi peracto [sc. König Knut] . . . , Tribusanam provinciam ditioni suae parentem peragrat. Post haec Circipanensium devexam paludem paternae militiae aemulatione permensus ad urbem Lubekincam pervenit. Qua praeterita dum Diminum petere statuisset in abundantem potione vicum incidit etc. Das Weitere ist für unsern Zweck nicht von Belang; vergl. darüber Quandt in den Baltischen Studien 10, S. 160, und Wigger, Jahrb. 28, S. 270.

Diese urbs Lubekinca glaubte Lisch in dem Bärnim, einem ausgedehnten flachen Walle zwischen Behren=Lübchin und Grammow zu finden. Ueberbleibsel, welche den wendischen Ursprung des Bärnim sicher feststellen, sind bisher nicht gefunden. Nun liegt in unmittelbarer Nähe unseres Burgwalles von Neu=Nieköhr ein zweites Lübchin (Holz=Lübchin), ein Kilometer entfernt. Dieses Lübchin ist schon im 13. Jahrhundert mit seinem Namen nachweisbar. Im Jahre 1273 bestimmt Nicolaus von Werle die Grenzen des Dorfes Vorwerk folgendermaßen (Meklenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 1266): a villa Ganzsekendorf per medium amnem usque ad limites Lubechin, deinde ad fossatum Lunowe, . . . . demum usque ad antiquam viam, ubi limites dominorum de Werle et Rostock sequestrantur. Hier handelt es sich um Holz=Lübchin. In der Urkunde Johanns von Meklenburg, d. Lübchin 1. März 1238 (Meklenburgisches Urkundenbuch 1, Nr. 479), die Lisch a. a. O. heranzieht und aus welcher das Vorhandensein einer Burg mit einem deutschen Vogt (advocatus) und Kapellan hervorgeht, fehlt die nähere Bezeichnung, es ist also kein Zwang vorhanden, sie auf Behren=Lübchin zu beziehen; und wenn einige Jahrzehnte später Holz=Lübchin einfach als Lubechin bezeichnet wird, so spricht nichts dagegen, daß dieses das ursprüngliche Lübchin ist. Dann ist die

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urbs Lubekinca der Burgwall von Neu=Nieköhr. Wir fassen die Stelle bei Saxo dann folgendermaßen: Knut rückte vor Burg Lübchin, konnte sie nicht erobern (euphemistisch qua praeterita) und suchte nun die Straße nach Demmin zu erreichen. Diese Straße ist die schon mehrmals herangezogene via regia von Laage nach Demmin, wahrscheinlich identisch mit der antiqua via an der südlichen Grenze von Vorwerk in der Urkunde von 1273. Er mußte aber zufrieden sein mit Plünderungszügen bei Gnoien und Umgebung (nicht Güstrow) und zog sich dann über das Trebelmoor wieder zurück. Ob der Name Dehn=Horst, den die Originalzeichnung der Schmettauschen Karte neben anderen ungefähr an der Stelle unseres Burgwalls hat eine Erinnerung an jenen Dänenzug bewahrt, lasse ich dahingestellt.