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VIII.

Weitere Beiträge

zur

Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg.

Von

Dr. Ad. Hofmeister,
Custos der Universitäts=Bibliothek in Rostock.

~~~~~~~~~~~~~~~~~

D ie folgenden Zeilen sind eine Nachlese zu den zusammenfassenden Darstellungen der Meklenburgischen Buchdruckergeschichte, welche Lisch in diesen Jahrbüchern Bd. IV und Wiechmann in Bd. XXII gegeben haben, sowie zu meinen eigenen Beiträgen in Bd. XLIV, zu denen sich jetzt noch die sehr dankenswerthe Beschreibung zweier bisher unbekannter Rostocker Drucke durch Herrn G.=D. Dr. Schmidt in Halberstadt in Bd. LIII, S. 339 ff. gesellt. Die Zahl der Nachträge und Berichtigungen, welche mir seit 1879 zugeflossen sind, ist recht erheblich, doch hat ein großer Theil davon bereits in dem von mir bearbeiteten, vor vier Jahren erschienenen Schlußbande von Wiechmann's "Meklenburgs altniedersächsische Literatur" finden können, weshalb ein Hinweis auf dieses Werk genügen mag. Ein anderer Theil hat das Material geliefert zu einem Vortrage über die Anfänge des Rostocker Büchergewerbes, der in Nr. 36 der "Meklenburgischen Anzeigen" von 1887 zur Veröffentlichung gelangte. 1 ) Da Artikel in Tages=


1) Daraus abgedruckt im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 1887, Nr. 59 und 61.
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zeitungen erfahrungsgemäß nach wenigen Jahren schon fast unerreichbar zu sein pflegen, werden die Hauptergebnisse hier nochmals an geeigneter Stelle Erwähnung finden. In der Anordnung nachstehender Mittheilungen bleibe ich bei der seit Lisch hierfür üblichen Reihenfolge. Neu hinzukommendes ist durch einen Stern vor der Nummer kenntlich gemacht.

I.
Drucke der Michaelis=Brüder.

Lisch wirft Jahrb. IV, S. 39, die Frage auf, von wo her die Buchdruckerkunst nach Rostock eingewandert sei und citirt dabei Ebert, der auf Brüssel hinweist. Lisch bezweifelt dies mit Recht und macht darauf aufmerksam, daß die frühesten Lettern der Michaelisbrüder den alten Kölner Drucken sehr nahe stehen, was auch Ebert schon andeutet. Es liegt ja am allernächsten, an eine schon vor 1476 im Betriebe befindliche Druckerei der Brüder vom gemeinsamen Leben zu denken, welche das Material und wenigstens einen des Buchdrucks kundigen Bruder geliefert haben könnte. Eine solche ist indessen mit Sicherheit nur zu Marienthal im Rheingau nachzuweisen 1 ) und anscheinend von geringerer Bedeutung gewesen, auch zeigen die dort gebrauchten Schriften keinerlei Aehnlichkeit mit denen der Michaelisbrüder. Die Druckerei im Fraterhause zu Brüssel tritt erst im selben Jahre wie die zu Rostock in Thätigkeit, kommt also hier nicht in Frage, zumal ein urkundlicher Beweis für sie noch immer fehlt.

Mehr hätte schon die von J. P. A. Madden in seinen Lettres d'un bibliographe 2 ) in die Bibliographie eingeführte Druckerei der Brüder vom gemeinsamen Leben im Hause "zum Weidenbach" ("ad latum rivum") zu Köln für sich, die schon seit 1463 in großem Maßstabe betrieben sein muß, wenn Madden's langjährige, mit außerordentlicher Sorgfalt angestellte Untersuchungen ein unbestreitbares Resultat ergäben. Lange Zeit wurde dies angenommen und auch Schreiber dieses theilte diese Meinung, aber in allerneuester Zeit hat A. Wyß 3 ) gegen die von Madden


1) Falk, die Presse zu Marienthal im Rheingau. Mainz 1882. - Kelchner, die Marienthaler Drucke der Stadt=Bibliothek zu Frankfurt am Main. Frankfurt a M. 1883.
2) Série I - VI. Paris 1868 - 1886. Hierfür kommen hauptsächlich nur Série I - IV in Betracht.
3) Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Jahrgang 7 (1888), S. 271 ff.
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beigebrachten handschriftlichen Beweise sehr schwer wiegende Bedenken geltend gemacht und damit das Fundament des kunstvollen Baues, der sich darauf gründete, arg erschüttert. Soviel bleibt indeß bestehen, daß die Lettern des ersten in Rostock gedruckten Buches, des Lactantius von 1476, große Aehnlichkeit zeigen mit Schriftsorten, welche Madden der Druckerei im Hause Weidenbach zuschreibt. Besondere Hervorhebung verdient noch eine feine Beobachtung Maddens, 1 ) wonach im Worte Rostockce n mit Querstrich in der Schlußschrift des Lactantius (und fügen wir hinzu, im ganzen Texte) das R an das eigenthümlich gestaltete R einer Reihe von Incunabeldrucken erinnert, welche M. dem Johann Mentelin in Straßburg, dem sie früher beigelegt zu werden pflegten, ab= und der erwähnten Officin zuspricht. 2 ) Vielleicht kann diese Bemerkung einmal auf den richtigen Weg führen, während wir jetzt bedauerlicher Weise zu keinem sicheren Ergebniß zu gelangen vermögen. Was sich über die 1481 im Bernhardus Clarevallensis zuerst angewandten, sowie über die jüngsten etwa seit 1526 gebrauchten Schriftsorten und die mit diesen zugleich aufkommende Devise RVMPERE LJVOR EDAX sagen ließ, findet sich bei Wiechmann=Hofmeister, Meklenburgs altniedersächsische Litteratur, Theil 3, S. 101 und 201, Anm. 5. Es folgen nun die einzelnen Drucke.

1. Sententia determinatiua Beati Ancelmi. (Jahrb. XIV, S. 386.)
2. Tractatus de preparatione ad missam . . . Johannis Bonauenture. (Jahrb. XIV, S. 387.)
3. Sancti Anscarii oratiunculae. (Jahrb. XIV. S. 386.)

Alle drei Schriften sind bis auf weiteres, insofern sie den Erzeugnissen der Rostocker Michaelisbrüder eingereiht werden sollen, mindestens mit einem Fragezeichen zu versehen, die dritte wohl ohne Bedenken zu streichen. Nr. 1 und 2 sind zwar als mit den Lettern des Lactantius gedruckt von dem früheren Besitzer, dem unlängst erst verstorbenen Senator Culemann in Hannover, und von Dr. C. L. Grotefend ebendaselbst bestimmt worden, jedoch nur nach dem lithographirten Facsimile weniger Zeilen, welches sich Jahrb. IV, Taf. I, 5 findet; über Nr. 3 äußern sich beide Herren: "kleinere, noch nicht bekannt gemachte Schrift, doch genau im Schnitt so gehalten, als die größere Schrift von Bernardi Cl. Sermones."


1) Lettres d'un bibliographe IV, pag. 56, Anm. 1.
2) Ebendaselbst S. 40 ff.
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Eigene Vergleichung mit unzweifelhaften Drucken der Michaelisbrüder war leider nicht möglich, da Herr Senator Culemann schon vor Jahren sich nicht mehr im Besitz der fraglichen Werke befand.

Mit vollem Recht fordert man jetzt, daß bei Schriftvergleichungen, wenn irgend möglich, nur Original neben Original gehalten werden soll; nur wenn das nicht zu bewerkstelligen ist, mögen mechanisch gewonnene Nachbildungen, welche ja jetzt durch Lichtdruck in vorzüglicher Weise hergestellt werden können, dafür eintreten, wenn Gewähr geboten ist, daß die Maaße des Originals genau innegehalten sind. Selbst dann können Untersuchungen, welche sich nur oder hauptsächlich auf Schriftvergleichung stützen, in allen Fällen, wo es sich nicht um ganz charakteristische Formen handelt, blos zu relativ sicheren Ergebnissen führen. Die Druckerei der Rostocker Brüder vom gemeinsamen Leben bietet dafür ein ganz schlagendes Beispiel. Die älteren Lettern Bartholomäus Gothan's sind mit denen des Rostocker Bernardus Clarevallensis geradezu identisch 1 ), die des Lübecker Druckers mit dem Mohnkopf=Zeichen einer diesen nahestehenden und neben ihnen vorkommenden Type so ähnlich, daß selbst ein Sachverständiger wie Deecke dazu gelangte, auch in Lübeck eine Druckerei der Michaelis=Brüder anzunehmen und den genannten Drucker, der jetzt als Matthäus Brandis sicher gestellt ist, 2 ) für deren Geschäftsführer zu halten. Wo demnach eine Unterstützung durch andere Umstände fehlt, wird wohl immer Raum für Zweifel bleiben. Hätte die Buchdruckergeschichte Lübecks eine Neubearbeitung vor der Rostocks erfahren, so wäre gewiß die Mehrzahl der undatirten Drucke, die wir jetzt als beati possidentes für uns in Anspruch nehmen dürfen, mit annähernd gleichem Recht dort eingereiht worden.

*4. Missale. (Jahrb. V, S. 184, XLIV, S. 50.)

Außer dem Stralsunder und dem Rostocker Exemplar sind bisher nur Fragmente dieses Druckes bekannt geworden, welche das ehemalige Vorhandensein durchaus auf Pergament gedruckter Exemplare bezeugen. Sowohl die Universitäts=Bibtiothek und das Rathsarchiv zu Rostock, wie das Großherzogliche Geheime= und Hauptarchiv zu Schwerin besitzen solche aus Aktenumschlägen und Buchdeckeln vom Ende des 16. Jahrhunderts stammende Blätter, das Rathsarchiv zu Rostock auch solche aus dem Plenarium


1) Wiechmann=Hofmeister Th. 3, S. 101.
2) W. Seelmann im Centralblatt für Bibliothekswesen, Jahrg. 1 (1884), S. 19 ff.; vgl. auch Wiechmann=Hofmeister Th. 3. 6. 106.
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(Jahrb. IV, S. 47). Das erste der Schweriner Bruchstücke, fol. xix, zeigt im ersten Worte der Vorderseite, daß das betreffende Pergament=Exemplar erst nach dem Rostocker Papier=Exemplar gedruckt ist, da der Druckfehler des letzteren vīrs in ersterem in vrīs (vestris) berichtigt ist. Zu beachten und den allmählichen Fortschritt in der Kunst des Buchdrucks und Letternschnitts zeigend ist der Umstand, daß in den Lagen A - H, Bl. 1 - =64, die Ueberschriften u. s. w. der einzelnen Abschnitte in die leergelassenen Lücken roth eingeschrieben, von da ab roth gedruckt sind. Bis Lage O (Bl. 103) sind alle Initialen mit der Hand eingemalt, weiterhin treten daneben auch rothgedruckte, zum Theil von sehr schöner Zeichnung, auf Das Schweriner Plenarium zeigt zwar rothgedruckte Ueberschriften u. s. w. im Texte, doch keinen rothgedruckten Anfangsbuchstaben.

Außer dieser augenscheinlich ersten Ausgabe, welche wir mit A bezeichnen wollen, finden sich noch zwar geringe, aber sicher zu bestimmende Reste einer zweiten, B. Zwei ganze Blätter haben sich in den Deckeln des 1561 angelegten Statutenbuchs der Theologischen Facultät der Universität Rostock erhalten, ein ganz kleines Bruchstück im Großherzoglichen Archiv zu Schwerin. Alle drei sind auf Pergament gedruckt. Die ganzen Blätter tragen die Zahlen Cxiij und Cxx, das Bruchstück die Signatur x iij. Der Text stimmt wörtlich mit der Ausgabe A, doch treffen, da in B Abkürzungen weit sparsamer Verwendung finden als in A, die Blattzahlen nicht mehr überein und diese Differenz vergrößert sich nach dem Ende hin, sodaß der Text des Bruchstückes x iij in A auf fol. 164 zu finden ist, - y i. Ausgabe A verwendet als Signaturen große Buchstaben (P, X), B kleine (p, x); die Initialen sind auch in den letzten Lagen von A noch meist mit der Hand eingemalt, in B überwiegend gedruckt, auch finden sich bereits solche, weiß auf schwarzem Grunde, die auf eine weit spätere Zeit hindeuten. Abweichungen in der Orthographie sind gleichfalls nicht selten, z. B. A.: michi, tocius - B.: mihi, totius. Wir gehen wohl nicht irre, wenn wir das gänzliche Verschwinden dieser neuen Ausgabe des Meßbuchs ebenso wie des Ordinarius (Jahrb. IV, 174) und der Agende (Jahrb. XLIV, 51) in der gleichen Ursache, absichtlicher Vernichtung, suchen.

Das Schweriner Archiv bewahrt neben den genannten Fragmenten noch ein Papierblatt aus einem Drucke der Michaelis=Brüder auf, welches am Rande als Bl. Clv bezeichnet ist und in 2 Spalten à 43 Zeilen gleichfalls liturgische Vorschriften für Himmelfahrt, den 2. Pfingsttag, Peter= und Paulstag, Heimsuchung

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Mariä, Theilung der Apostel enthält, aber, obwohl sonst in gleichem Format, zu keinem der hier besprochenen drei Werke gehört, auch bisher noch nicht näher bestimmt werden konnte.

5. Lactantii opera. Rostochii 1476. (Jahrb.IV, S. 44.)

Madden erwähnt hiervon 1 ) eine Ausgabe mit schwarzgedruckter Schlußschrift, von welcher er angiebt, daß das R in Rostockcen eine etwas andere Form habe (vgl. oben S. 183) und daß in derselben richtig facundia stehe statt des Druckfehlers facunda in dem rothgedruckten Colophon. Hier muß ein Irrthum stecken, denn die beiden Exemplare der Rostocker Universitäts=Bibliothek haben ganz richtig facundia. Es ist mir bisher nicht gelungen, in den Bibliotheken Deutschlands, Dänemarks und Schwedens ein Exemplar dieser Variante aufzutreiben, auch Madden selbst vermochte keine Auskunft über den Verbleib des von ihm benutzten Exemplars zu geben.

6. Ciber horarum canonicarum ecclesiac Cubicensis. 1478. (Jahrb. IV, 49.)

Lisch hat dies Werk, welches früher unbezweifelt als Lübecker Druck galt, auf Grund schriftlicher Mittheilung Deecke's, die auch seiner Beschreibung zu Grunde liegt, und besonders bewogen durch den Anhang, die "plena additio ordinis Zwerinensis", unter die Drucke der Michaelis=Brüder eingereiht, wobei es seitdem geblieben ist. Durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. Curtius, des jetzigen Direktors der Lübecker Stadtbibliothek, in den Stand gesetzt, eine nochmalige genaue Vergleichung vorzunehmen, kann ich nicht umhin, dasselbe aus der Liste der Rostocker Drucke zu streichen und es wieder dahin zu verweisen, wohin es schon v. Seelen setzte, 2 ) und wohin es naturgemäß gehört, nach Lübeck, zwar nicht in die Druckerei von Lucas Brandis, aber in die von Bartholomäus Gothan. Deecke hat sich eben von der Gleichheit der Lettern irre führen lassen. Es sind allerdings dieselben, welche in vielen Drucken der Michaelis=Brüder vorkommen, doch finden sie sich hier erst seit 1481 bezeugt, während das in Rede stehende Buch schon am 15. Juli 1478 gedruckt vorlag. Für Gothan entscheidend sind außerdem noch die auf Bl. 137 a den ersten Theil


1) Lettres d'un bibliographe, IV, S. 56, Anm. 1.
2) Nachricht von dem Ursprung und Fortgang der Buchdruckerey in Lübeck, S. 10. - Selecta litteraria ed. 2, pag. 595 (verdruckt 695).
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beschließenden, Jahrb. IV, S. 50 mitgetheilten Verse, eine Verherrlichung der Buchdruckerkunst und ihrer Erfindung in Deutschland enthaltend, zu denen sich Parallelen fast in jedem Gothan'schen Drucke finden. Das darunter befindliche siegelähnliche Zeichen, drei Buchstaben weiß auf schwarzem Grunde darstellend, welche Deecke JKS las und etwas kühn durch Jussu Krummendickii Sculptum deutete, zeigt klärlich nichts weiter als Jh'S - Jhesus. Auch die Beigabe der Abweichungen des Schweriner Rituals vom Lübecker ist ausdrücklich motivirt. Es heißt da (Bl. 478 a):

"Ex quo Lubicensis et Swerinensis ordines frequentius pari ambulant passu, potest idem iisdem diocesibus horarum canonicarum deservire liber, digestis ac trabeatis rite quibusdam articulis diversitatum. Quapropter sequitur ordo Swerinensis pedetentim exaratus et hactenus servatus, prout a reverendo in Christo patre et domino, domino Hermanno, Episcopo Swerinensi, anno domini Millesimo quadringentesimo trigesimo secundo est ordinatus et publicatus, saltem in his, ubi differt a Lubicensi. Ubi vero concordat cum Lubicensi, nulla fiet rememoratio, sed legatur liber premissus ut habetur in forma." Hierdurch gewann das Werk, welches jedenfalls sehr große Kosten verursacht hatte, einen weiteren Absatzkreis, was ja nur im Interesse des Lübecker Domkapitels liegen mußte.

Im Uebrigen ist es sehr merkwürdig, daß von v. Seelen an bis auf Deecke und Lisch alle, welche dies Buch erwähnen, sich bezüglich der Zeitbestimmung nur auf das Chronicon Slavicum stützen, während eine ziemlich gleichzeitige Eintragung auf dem Vorsetzblatte, welche den Benutzern des Buches einen vierzigtägigen Ablaß zusichert und die oben gegebene genaue Zeitbestimmung enthält, unbeachtet geblieben ist.

*7. Passio Domini textualis. Ohne Jahr.

Diesen bisher noch nicht für die Rostocker Pressen in Anspruch genommenen Druck beschreibt Bodemann in dem Prachtwerk "Die xylographischen und typographischen Incunabeln der Königl. Bibliothek zu Hannover", Hannover 1866, auf S. 117 unter Nr. 231 wie folgt:

"Passio Domini textualis; [Rostock, Fratres vit. comm. c. 1480]; folio; 35 Bl. in 2 Col. à 38 Z., ohne Blattz. und Sign., goth. Schrift.

Bl. 1 a : vacat. - Bl. 1 b : Incipit passio domini textualis │ putilis. juxta │cordantiam quattuor │ evangelistarū.

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cū lucidissima interp │ tatōne doctorρ . Dehine sequit. fasci │ culus ecclesiastice icrarchie. ubi habe │ tur diversus modus faciendi sermo │ nes. et utilia alia multa. Thema. │ (A) pprehendent. VII muli │ eres virū unū (etc.) - Am Schluß, Bl. 35 b , Col. 2, Z. 30: poterit devotōne p currat et meditatur domini passionem. Hec ille. │ Deo gratias.

Einer der seltenen Drucke aus der Rostocker Officin der Fratres vit. comm. ad S. Michaelem. Dieselbe Typensorte, womit auch das Buch: "Sententia determinat. beati Anselmi" gedruckt ist (in der Inkun.=Samml. des Senator Culemann in Hannover); die Wasserzeichen des Papiers zum Theil dieselben wie bei den Drucken Nr. 12 und 217 aus derselben Officin.

Vergl. Hain, Nr. 12440. - Fehlt bei Panzer, Brunet u. a. Bibliogr."

Da wir die oben unter Nr. 1 aufgeführte Sententia determinativa Ancelmi einstweilen mit einem Fragezeichen versehen haben, so können wir mit diesem Buch nicht anders verfahren. Es fällt dabei noch besonders ins Gewicht, daß sich Bodemann nicht auf den ihm doch zur Hand befindlichen Lactantius selbst bezieht.

*8. Lateinische Bücheranzeige. 148?=149?.

Ein einseitig bedrucktes Quartblatt mit 28 Zeilen Text. Lettern des Berdardus Clarevallensis. Anfang: Oniuersis et singulis hanc cedulaz visuris et le │ cturis liqueat ... Schluß: Et habebitur venditor │ largissimus.: Abgedruckt im Centralblatt für Bibliothekswesen III (1886), S. 35, 36, in deutscher Uebersetzung in den Mecklenburgischen Anzeigen 1887, Nr. 36 und im Buchhändler=Börsenblatt 1887, Nr. 61. Diese in mehr als einer Hinsicht merkwürdige Anzeige könnte vielleicht von dem zum Pfingstmarkt 1492 in Rostock weilenden Buchführer Thomas Smyt herrühren. Ein Exemplar im Besitz der Universitäts=Bibliothek zu Rostock, ein zweites, ebendaher stammend, in dem der Bibliothek des Börsenvereins deutscher Buchhändler in Leipzig.

*9. Niederdeutsche Bücheranzeige. Nach 1494.

Eine genauere Untersuchung des Inhalts dieser von Nyerup in Meusels Magazin III (1791), S. 61 ff., veröffentlichten Anzeige hatte mich schon dahin geführt, sie für Rostock in Anspruch zu nehmen. Dank der Freundlichkeit des Direktors der Großen Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen, Herrn Justizrath Bruun, bin ich im Stande, meine Vermuthung zu bekräftigen. Die Anzeige,

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ein einseitig bedrucktes Folioblatt mit 4 Zeilen Ueberschrift und 31 Zeilen Text, zeigt in der Ueberschrift die größere, im Text die kleinere Type der Schweriner Agende von 1521, gleich den Missaltypen und denen des Bernardus Clarevallensis. Die im Bernardus nicht nachzuweisenden Ligaturen de und he finden sich in der Agende und in den Auctoritates ex Arestotile (Jahrb. XLIV, S. 55).

Anfang: witlik sy allen luden dat hir sind to kope desse nagheschreuene boke │ in dudesch . . .

Schluß: Item de zelentrocst.

Nyerup's Abdruck (dieser hat meiner Wiedergabe in den Mecklenburgischen Anzeigen 1887, Nr. 36 zu Grunde gelegen) ist verhältnißmäßig korrekt; ein neuer nach dem Original findet sich im Centralblatt für Bibliothekswesen, Jahrg. 6 (1889), S. 110 ff.

Die Zeit des Druckes ist annähernd bestimmt durch das Erscheinungsjahr der Lübecker Bibel, also nach 1494.

*10. Latinum Ideo │ ma magistri Laurentij │ Coruini Nouoforensis │ ab innumeris fere men │ dis quibus antehac scate │ bat penitus exemptum │ (Holzschnitt: Das dänische Wappen.) Impressum Symbol 1519 Symbol Rostochij.

16 Bll. 4to, ohne Blz. mit Signaturen Aij - Dij. - 34 Zeilen. - Druck der Michaelis=Brüder in Rostock.

Genau beschrieben nach dem Exemplar der Großen Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen bei Chr. Brunn, Den danske Literatur fra Bogtrykkerkunstens Indførelse i Danmark til 1550 (Aarsberetninger og Meddelelser fra det store kongelige Bibliothek. Kjøbenhavn 1864 ff.). Bd. 1, S. 277 f.

*11. Eet Register paa │ alle (Epistle oc (Euangelia som │ lessis oc predickis i then hel │ lige kircke . . . .

38 Bll. kl. 4to ohne Blz. mit Sign. Aij - Hv. - 24 Zeilen. - Ohne Ort und Jahr, doch Druck der Michaelis=Brüder zu Rostock.

Gr. Königl. Bibliothek zu Kopenhagen.

Brunn, Den danske Literatur Bd. 1, S. 330.

Findet sich meist als Anhang zu dem 1524 von Melchior Lotther gedruckten Neuen Testament in dänischer Sprache, also wohl ziemlich gleichzeitig.

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*12.EEn Cristelig vnder │ wyszningh paa the │ thy Gudz budord, │ Then menige Cristen kir= │ kis tro ock loffue. ... 1526.

Kleiner Holzschnitt auf dem Titelblatt; am Ende das Rostocker Wappen. Uebersetzung von Luthers "Sermon von der Betrachtung des heyligen leydens Christi", - Wittenberg 1519, und desselben Betbüchlein, Wittenberg 1520.

72 Bll. 8 vo ohne Blz. mit Sign. Aiij - Jv. - 21 Zeilen. - Ohne Nennung des Druckers (diesmal sehr erklärlich), doch unzweifelhaft der Presse der Brüder vom gemeinsamen Leben entstammend. Die Widmung an Oluf Niels Rosenkrands ist datirt vom 15. Julii 1526. Der Uebersetzer ist der Carmeliter=Prior Paulus Eliä (Povel Eliesen).

Gr. Königl. Bibliothek zu Kopenhagen.

Bruun a. a. O. S. 339 ff.

13. Antwort auf des Ketzers Hans Michelsen von Malmö Brief. 1527. Jahrb. IV, 58. - V, 186.)

Genau beschrieben bei Bruun a. a. O. Bd. 1, S. 343 ff. Bruun kennt drei Exemplare der Schrift. Der Titel ist vollständig. Die von Mohnike Jahrb. 5, S. 186, vermißten Worte "Kurze und gehörige Antwort" stehen im Dänischen am Ende des Titels (eet kort och tilbørligt swar).

14. Dauids psal= │ tere paa danske wdsat │ aff B. Francisco Wormordo │ Carmelita ... 1528. (Jahrb. IV, S. 59, V, S. 187.)

Genau beschrieben bei Bruun, Den danske Literatur etc. Bd. 1, S. 351 ff. Die Quittung des Rectors Martin Hilleman über den Empfang von 108 Gulden für den Druck ebenda S. 357.

15. (Urbanus Rhegius) The tolff article │ aff wor christelige tro │ ... 1528. (Jahrb. IV, S. 61, V, S. 187.)

Genau beschrieben bei Bruun a. a. O. Bd. 1, S. 348 ff.

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16. Emsers Neues Testament. 1532. (Jahrb. IV, 23. - XLIV, 53. - Wiechmann I, 143. - III, 199 ff.)

Ein für die Geschichte dieses Werkes, welches der Druckerei der Michaelis=Brüder verhängnißvoll wurde, sehr wichtiges Dokument, der Befehl Herzog Heinrichs zur strengsten Unterdrückung desselben, hat sich im Rathsarchiv zu Rostock vorgefunden. Er lautet:

"Heinrich von gots gnaden Hertzogk zu Megkelnburgk Furst zu Whendenn etc. .

Vnsern gunstigen grus Zuuor, Ersamen lieben getrewen, an vns ist von gleublichen orthern angelangt, wie die Fratres zu Sant Micheln bey euch, ein new Testament, im Druck haben, willens, dasselb wans gefertigt, außgehen zulassen etc. ., Vnd obwol solchs, wo es beim Text allein pleib, nicht viel schadens bringen kunth, solle eß doch mit sunderlichen glossen, annotaten, vnd mancherleien zusetzen, dermassen vergifftet sein, Das eß, bey denen, die eß leßen, nicht allein keinen nützparlichen frucht, besunder mirgklichen, vorderblichen Schaden pringen mocht, D'weyl vns dan, als der Oberigkeiten, solchs gantz beschwerlich, vnd ghar vnleidtlich, Demnach begern wir, wollet denselben brudern, ernstlichen, vnd bey verlust irer Whonungen, ßo sie bey euch haben, Vnd aller freyheiten, vnd anders, das sie in vnsern Furstentumben vnd Landen haben mochten, beuelhen, das sie von stundt ahn, mit dem angetzeigten Drucke, in rhw stehen, vnd ahn berurtem Testament, nichts meher drucken, noch wans gedruckt were, außgehen lossen, hetten dasselb widderumb ahn sich zupringen, Damit kunfftige Irthumb, ßo daraus vnuormeidlichen volgen mochten, verhut werden etc. . Vnd inen solchs alles vffs aller ernsthafftigst beuelhen, In dem thut ihr vnser gentzlich zuuerlossige meynung in gnaden vnd allem guthen kegen euch gunstigklich zubedenckenn, Datum Gustrow ahm achtzehenden tage des Monats Decembris Anno d n mit Querstrich i etc. XXIX."

Adresse:

"Denn Ersamenn vnsern lieben getrewen Burgermeistern vnd Rathmannenn vnserer Stadt Rostock."

Besiegeltes Original auf Papier.

Daß der Hamburger Dominikaner Augustin von Ghetelen bei der Herstellung des Textes betheiligt gewesen ist, macht W. Sillem in der Monatsschrift für die evang.=luth. Kirche im hamburgischen Staate, Jahrg. 5 (1885), S. 341 sehr glaubhaft.

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II.
Hermann Barckhusen.

Die Jahrb. IV, S. 63 ff. gegebenen Nachweise über die Persönlichkeit und die Lebensumstände Hermann Barckhusens finden eine werthvolle Ergänzung durch die Matrikel der Universität Rostock, in der Hermannus Berkhusen de Warberg unter dem 4. Mai 1480 verzeichnet steht. Hierdurch kommt außer einer Zeitbestimmung, welche einen ungefähren Schluß auf das Alter zuläßt, endlich auch Klarheit in das a. a. O. S. 71 vorgeführte Namengewirre, indem Hermann von Emden ausscheidet und nur Hermann Barckhusen, der Sohn Peter Barckhusens, von Warburg, übrig bleibt. Hermann von Emden, der Verleger des Hamburger Ordo missalis von 1509, ist offenbar eine ganz andere Person. In dem Verzeichniß der Promovirten findet sich Barckhusen nicht, es ist daher fraglich, ob der Titel "Mester" und "Magister", mit dem er in verschiedenen Schreiben angeredet wird, wirklich die akademische Würde bedeutet. Im Jahre 1500 hatte Barckhusen seine Stellung als Rathssecretär bereits inne, wie eine Eintragung im Missivbuch über die Jahre 1499 und 1500 im Rathsarchiv zu Rostock nachweist, in welcher der Rath bezeugt, daß sein Secretarius Hermann Barkhusen eine Vollmacht ausgestellt habe, die den Ueberbringer ermächtigt, von dem Lübecker Bürger Hans Smedes "eyn kleyn vüren vateken myt boken vnde anderer ware," das er ihm auf der Frankfurter Messe anvertraut hatte, entgegenzunehmen (Bl. 17 b). Er muß 1528 oder Anfang 1529 verstorben sein, wie aus den weiterhin mitgetheilten Daten über Ludwig Dietz hervorgeht.

Drucke:

1. Gerardi de Zutphania tractatus de spiritualibus ascensionibus. s. a. (Jahrb. XIV, S. 387).
2. [Matthiae Farinatoris] Liber moralitatum. 1482. (Jahrb. XIV, S. 387.)

Beide Drucke sind auf Culemanns Autorität hin in die Reihe der Erzeugnisse von Barckhusens Presse aufgenommen. Möhlmann bestreitet Jahrb. XXI, S. 153 diese Annahme und mit vollem Recht, wie die Vergleichung eines der Bibliothek der Ritter= und Landschaft zu Rostock gehörigen Exemplares des Gerardus de Zutphania mit beglaubigten Drucken Barckhusens klar darthut, während die Schriftproben in Jahrb. IV die Verwechselung entschuldbar erscheinen lassen. Der Druckort beider Schriften, wie der mit den gleichen Typen hergestellten Meditationes de vita et beneficiis Jesu Christi (Hain, Nr. 10992) scheint Cöln zu sein, auch Jakob von Pfortzheim in Basel führt eine sehr ähnliche Letter.

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3. Verdener Brevier von 1506. (Jahrb. XXI, S. 155.)

Zu der Vorgeschichte des von Möhlmann a. a. O. veröffentlichten Vertrags über ein Verdener Brevier gehört noch ein Absatz in einem Schreiben an Barckhusen vom 22. Mai 1505 (Rathsarchiv zu Rostock):

"In ywer Sake der prenterye dede Jk bernhardo [van dem Berge, dem Diener Barckhusens] myne dreue mede an vnsern heren den Deken tho Verden, So ys he vnde vnse andern heren tho yw wol gheneget So Jk des van deme suluesten heren Deken In desser vnde ok anderen synen saken wedderschryfft by bernharde Erlangede So he yw wyder wol vnderrichten wert Hyrmede gode beuolen tho langer tijd In salyger wolfard. Screuen Tho Luneborgh Anno xv quinto die sabbati post benedicti.

Johannes S dc Thunen doctor L[egum]
prepositus Verdensis."          

Ein Exemplar dieses Breviers ist bisher nicht zum Vorschein gekommen; 1516 wurde eine neue Auflage bei Jakob von Pfortzheim in Basel gedruckt. (Jahrb. XXI, S. 161.) Ob das undatirte Promptuarium in officio Misse, dessen C. L. Grotefend in der Geschichte der Buchdruckereien in den Hannoverschen und Braunschweigischen Landen (Hannover 1840, 4to), und danach J. Franck in der Allgem. Deutschen Biographie Bd. 19, S. 351 (s. v. Johs. Luce) gedenkt, hierher zu ziehen ist, muß einstweilen fraglich bleiben.

Die Lettern, mit denen Barckhusen, beziehungsweise Dietz, zuerst im Jahre 1509 das Lübische Recht druckte und welche dann Dietz noch lange Zeit benutzte, erinnern in hohem Grade an die des Johannes Luce in Lüneburg, wie sie bei Grotefend Tafel 1 abgebildet sind. Ohne mich selbst des Fehlers schuldig machen zu wollen, auf Grund mehr oder weniger getreuer Facsimiles - Originaldrucke von Luce sind mir bisher noch nicht zu Händen gekommen, auch nur zwei bekannt - die Identität der Schriften zu behaupten, möchte ich doch auf die mehrfach hervortretenden Beziehungen Barckhusens zu Lüneburg hindeuten.

*4. Exercitium veteris artis per magistrum Gherardum Frilden.
In insigni uniuersitate Rozstochiensi Anno etc. 1507.

Bl. 1 a : EXercitium veteris artis │ in optimum ordinem re │ positum p Egregium et venerabilē virū │ d n mit Querstrich m  magistrū

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Gherardū frilden sa │ cre theologie pfessorē r Ordinariū pncipale Studij Rozstochiensis │ Ita sententiā Auerois fideli │ ter tenens ad' christiane fi │ dei non deroget sed pre │ clara adminicula │ subministret.

Auf der Rückseite des Titelblattes befindet sich das im Etwas 1740, S. 653 ff. abgedruckte Gedicht Tileman Heverlinghs "ad studiosos discipulos Rozstochienses "

Bl. 2 a folgt die Vorrede des Verfassers:

Ad ingeniosos adolescentes ingenuarum artium studiosos in │ vniuersitate Rozstochiensi Gherardi frilden lubicensis earū= │dem artium ac sacre theologie pfessoris epistola exhortatoria.

Er äußert sich darin mit Beziehung auf Barthold Mollers Donat vom Jahre 1505 über die Veranlassung zur Abfassung dieser Logik:

Hanc ingenue fateor me pro magna parte accepisse ex illa utriusque editionis Donati optima elucidatioue, quam vobis contradidit vir mihi amicissimus, non minus eloquentia quam humanarum divinarumque literarum insignis. Dignum quippe existimavi, ut qui in illa elucidatione (vobis re vera utili et necessaria) non infirma grammaticae fundamenta accepistis, mea etiam opera prima dialecticae semina utcunqne enucleata caperetis. ... Habetis itaque in hoc opere praecipuorum librorum illius dialecticae quam veterem appellant explanationem, praesertim sub ea forma, qua procedere soliti sunt majores nostri, qui laudatissimam facultatem artium in alma nostra universitate Rozstochiensi etiam longe ante nostra tempora salubriter gubernaverunt Als Quellen seiner Darstellung zählt er auf die Isagoge Porphirii in cathegorias Aristotelis, die Kategorien und die Hermeneutika des Aristoteles selbst, die Supplemente des Gilbertus Porretanus, Thomas von Aquino, Albertus Magnus und Averroes, doch hält er es für nöthig, sich wegen der Benutzung dieses Ungläubigen zu entschuldigen.

Bl. 3 u. 4 a werden vom Register eingenommen, 4 b leer. Der Text beginnt Bl. 5 a : (Q) Uestiones in Isagogen │ porphirij. Cathegorias │ arestotilis.  periherme │ nias eiusdez. quas con │ suetudo exercitium veteris artis │ appellat, incipiunt feliciter.

136 Bll. kl. fol. ohne Blz. mit Sign. 2. 3. ai=ziij. letztes Blatt weiß. 59 Zeilen, 2 Spalten. Schluß Bl. 135 b :

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Magno dei munere cōsummate ft' │ he questiones in totam logicam ve= │ terem collecte in insigni vniuersitate │ Rozstochiensi. Anno salutis septi │ mo sup' millesimum quingentesimū │ Uiuito felix candide lector.

Druck von Hermann Barckhusen.

Etwas 1740, S. 653 ff. - Ad. Martini, Beiträge zur Kenntniß der Bibliothek des Klosters St. Michaelis in Lüneburg. Lüneburg 1827. S. 74, Nr. 101. - Krabbe, Universität Rostock, S. 263, Anm. **.

Kgl. Universitäts=Bibliothek zu Göttingen (früher in der Bibliothek des Michaelisklosters zu Lüneburg).

Mit diesem, soweit mir bisher zu ermitteln möglich war, einzigen erhaltenen Exemplar sind zusammengebunden eine Anzahl Kollegienhefte philosophischen Inhalts auf 242 Blättern, welche Herbord von Holle, immatrikulirt am 20. Juni 1514 als frater Harbardus de Holle ordinis Benedicti, bei den Magistern Hermann Schulte, Heinrich Witick, Alexander Bruen (Brown, immatrikulirt als Alexander Bruen de Schotia am 21. April 1509, Bacc. W.=S. 1510/11, Mag. W.=S. 1513/14) und Johannes van dem Mere im Winter=Semester 1514/15 nachgeschrieben hat. Herbord von Holle wurde W.=S. 1515/16 Baccalarius, später, von 1532 - 1555, der erste lutherische Abt des Klosters zu St. Michael in Lüneburg (Allg. Deutsche Biographie, Bd. 5, S. 547 unter Eberhard [v. Holle], Bischof von Lübeck, nach freundlicher Mittheilung des Herrn Direktor Dr. Krause in Rostock).

*5. Theodoricus Ulsenius, Viaticum. Um 1509.

Theodoricus Ulsenius Phrisius Medicus
Uniuersis Litterarum Patronis in comm=
unem Peregrinationem Uiaticum Sacrat

(Nicht schlecht ausgeführter Holzschnitt, einen nach rechts [her] hinschreitenden Pilgrim darstellend; im Hintergrunde eine befestigte Stadt mit vielen Thürmen und spitzen Giebeln. 1 ) Rechts davon ein entlaubter Baum. H. 144, Br. 108 mm.)

Bl. 1 b leer.

Bl. 2 a : Peregrini Elegus.

Sum peregrin9 ego bonus is cui patria cure ē
Hec nam terra fouet commoba nulla mihi
etc.


1) Ob Rostock? Mit einiger Phantasie könnte man es glauben.
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Bl. 4 a , Schluß:

Imbecillus aget fortem simplexqz petulcum
Quo saliat Ceruo fortior ille Leui

4 Bll. 4to. - 30 Z. - Ohne Blz., Sign. u. Cust. - Rückseite des 1. u. 4. Bl. leer.

S. l. & a., aber mit den Lettern des Bogerschen Etherologium gedruckt.

Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel, dem dortigen Exemplar des Bogerschen Etherologium anliegend.

Ueber den herzoglichen Leibarzt und Poeta laureatus Dietrich Uelsen handelt Blanck, die meckl. Aerzte, S.4 - Jahrb. XXXIX, S. 53 ff, XLVII, S. 141 ff. Zahlreichen Schriften von Zeitgenossen gab er Geleitsgedichte mit auf den Weg, wie ja auch Tilemann Heverling sich in dieser Art von Gelegenheitsdichtungen auszeichnete. So finden wir solche Verse von Ulsenius ("In finem Pseudoprophetie Lumen") an einer undatirten Ausgabe des Processes gegen Savonarola, andere in einer gleichfalls undatirten Ausgabe von De insania Democriti philosophi facetum epistolium Hipocratis medici ("Praesumpte philosophorum insipientie"). Von größeren Schriften sind uns indeß nur De pharmacandi comprobata ratione libri duo, Nürnberg 1496, neu abgedruckt in des G. Pictorius Sermonum convivalium libri X, Basileae 1559, 8 vo , und Vaticinium in cpidemicam scabiem, Nürnberg 1496, neu herausgegeben von C. H. Fuchs, Göttingen 1850, 8 vo , bekannt geworden.

*6. Historia de venerabili sacramento in Gustrow. 1510.

H Historia de venerabili
sacramēto in Gustrow.

(Leidlich ausgeführter Holzschnitt, das Innere einer Kirche darstellend. Der Geistliche steht am Altar und hält in der Rechten die Monstranz, in der Linken die 5 Theile der blutigen Hostien in einem Schaugefäße. Davor vier Knieende, 2 Männer, 1 Frau, 1 Kind. H. 102, Br. 85 mm.)

Bl. 1 b . Carmē Elegiacū cuius
dam versificatoris in maxima positi egri=
tudine v'tuteqz venerabilis sacramēti,
curā recipientρ , cū ammonitiōe q' qsqz
morbo vel aduersitate vexat9 votiua do=
mino Ihesu sub panis specie sacramen=
taliter velato prebeat obsequia.
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(Folgt ein Gedicht in 10 Distichen.)

Bl. 2 a . Vignette In preconium beate vginis et marti ris Cecilie patrone Gustrouie n mit Querstrich , Camne n mit Querstrich . (sic.) Dioces'.

Folgt ein Gedicht in 11 Distichen. Die 10 ersten ergeben akrostichisch die Worte

Johannes Calle me fecit 1 )

Das letzte lautet:

Huc qui languetis omnes properate fideles
Curam quam cupitis ocius accipite

Inhalts=Uebersicht:

Bl. 2 b . H Historia de venerabili │ sacramento in opido Gustrow Caminens'. │ Diocesis per quandā

mulierē christianā vni iudee │ Mechtildi nomine vxori iudei Eleazaris p trigin= │ ta marcis. et restitutōe muliebris pallij heu vendito. │ Et qliter hostia hmōi a pfidis iudeis extitit pūcta │ et stilis et cultris. ita vt mirificus sacer ille cruor co= │ piose efflueret. cruciata in ignēqz crudeliter proiecta │ sub terra in synagoga illor/ sepulta. Et post ml'tos la │ bores mirabiliter inuenta. De cōuersione et peniten │ cia vnius iudee cū tribus pueris suis Et dicto Elea │ zaro cū vxore sua Mechtilde in facto hmōi principa │ li. Nec non singulor│ iudeorū ibidem cōbustiōe prout in │ sequentibus positionibus capitulorū legenti pleni9 │ exponetur Acta sunt hec in Gustrow dicte diocesis │ sub papa Benedicto istius nomīs duodecimo Code │ wico Bauaro quarto Impatore et Johāne de wer │ le inferioris Sclauie principe post d n mit Querstrich icam incarna= │ tionem. Anno d n mit Querstrich i Cricesimo post trecentesimū quo │ iamdudum Capella sancti cruoris extitit edificata. │ Nunc vero post translationē venerabilis sacramenti │ ad instanciā Illustriū necnō magnificorū principū │ d n mit Querstrich or/ Hinrici et Alberti fratrū ducū magnopole n mit Querstrich . │ p n mit Querstrich te etiā Illustri principe d n mit Querstrich o Hinrico seniore duce │ Brunszwicce n mit Querstrich . cum multis alijs proceribus ad ec= │ clesiam collegiatā sancte Cecilie ibidē venerabiliter │ collocati. extūc eadem capella in monasteriū ordinis │ fratrum


1) Jahrb. XII, 339 wird ein Johannes Tagge, decretorum baccalaurius, officialis prepositure Gustrowensis 1503 erwähnt. Die Urkunde nach Lisch in kleiner, sehr undeutlicher und stark abbrevirter Schrift. - Ein Jo. Talle ist weiter genannt Jahrb. L, 282. Beide wohl mit dem obigen identisch.
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minorum de obseruantia. ex voluntate sum= │ mi pontificis Julij pape secūdi prout hodie cernitur │ est mutata. Anno domini millesimo quingentesimo │ decimo. prima mensis Maij.

Bl. 3 a . Vorrede des Verfassers:

S Aune rem gestam miraculis et prodigijs ingē │ tibus plenam patres vtriusqz status christia= │ ne milicie verbis simplicib9 : nō quidē rethorū │ floribus redimitam. prout ex antiquis scripturarum │ monimentis de hac materia mentionē faciētib9 me= │ lius exerpere potui scripturus, non Jouis aut Mi= │ nerue vel alicuius alterius infidelium numinis sicut │ antiquorū mos fuit, sed misericordis dei qui celum │ terramqz regit: a quo cuncta bona procedunt et omni │ bus datur esse et viuere vt verus christicola supernū │ implorans auxilium. Memorqz verbi illius vie vi= │ te et veritatis ita dicentis Sine me nichil potestis fa │ cere. Johīs. xv. et sacri flaminis benignam exorans │ clemenciam sic statui exordiri. │

Intima rorifluo madefac mea pectora. plectro
Carminis. in laudes o bone christe tuas
Tempore quo funt gesta: quibusqz auctoribus acta
Que canimus: scriptis lector ab hisce petas

Vignette Inuectiua breuis in Judeos

Perfide Judee: fidei temerarius hostis
  Q m mit Querstrich sis: puncta 1 ) docet hostia sacra tibi
Impellente tuam tete execante furore
   Mentem: damnasti quē cruce: pungis acu
Sacra hoc vela docent: testatur id hostia sancta
   Fluxerat vnde sacer mirificusqz cruor
Quattuor errorem damnant hunc grāmata prauū
   In te: confirmant Christigenāqz fidem
Sunt E S U D illa tua que mysteria pandunt
   Qn Ego Sum Uerus ijs ais alme Deus
Hic noua Hierusalem noua signa recenset alūnis (Bl. 3 b )
   Sincere fidei Christicolasqz docet

Hierauf folgt in neun Capiteln die Erzählung nach Kirchberg (Westphalen, Theil IV, pag. 833) bis zur feierlichen Ueberführung der gefundenen Hostie in den Dom. Den Beschluß macht auf Bl. 11 b und 12 a :


1) Verdruckt puucta.
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      Vignette : Elegia Magistri
          Henrico Rptjer ad
Sacrosanctos Christi milites de impia
Judeor/ in Christuz Sub specie
panis blasphemia: Deqz deuotius ve
nerando Salutari hostie sacramento

in 14 Distichen.

Die Rückseite des 12. Blattes zeigt einen sehr gut ausgeführten Holzschnitt: Das Heilige Blut wird in feierlicher Procession unter Vorantragung von Kreuz und Fahne von der Geistlichkeit und reichgekleideten Begleitern (die Herzöge und ihre Umgebung?) in die Domkirche gebracht. Höhe 101 mm, Breite 87 mm.

12 Bll. 4to. - Ohne Blz. u. Cust., m. Sign. b auf Bl. 5. - 32 Zeilen. - S. l. & a. Lettern von Bogers Etherologium.

Herzogliche Bibliothek zu Wolfenbüttel. 1 )

Der Druck gehört in die zu jener Zeit anscheinend sehr verbreitete Heiligen Bluts=Litteratur, welche wohl hauptsächlich dazu bestimmt war, von den Wallfahrern zur Erinnerung mit heimgenommen zu werden und neuen Zuzug zu befördern. Im gleichen Jahre soll Barckhusen auch eine deutsche Schrift Nikolaus Marschalk's über das Heilige Blut zu Sternberg gedruckt haben, doch ist eine solche nicht nachweisbar (vgl. Jahrb. IV, S. 86 ff.). Bisher war überhaupt nur eine einzige derartige Schrift in deutscher Sprache bekannt, die sicher der Presse von Stephan Arndes in Lübeck entstammt. 2 ) Erst in allerneuester Zeit sind noch zwei andere zum Vorschein gekommen, welche, obgleich sie nicht Rostocker Druckereien angehören, doch hier kurze Erwähnung verdienen. Die wichtigere davon führt den Titel:


2) Jahrb. XLIV. S. 45. - Wiechmann I, S. 30. - III, S. 188.
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Sterneberch. [Holzschnitt] Uā den bosen ioden volget hyr eyn gheschicht │ Dar to van den suluē eyn merklik ghedycht

Der Holzschnitt, 92 X 100 mm, stellt das Innere eines Zimmers dar. In der Mitte ein Tisch mit vier Füßen, mit einem Tuche gedeckt und mit verschiedenem Eßgeschirr, auch einer Kanne besetzt. Rechts sitzen drei Juden, im Hintergrunde rechts stehen zwei in lebhaftem Gespräch. Um die linke Hälfte des Tisches, von der das Tischtuch zurückgeschoben ist, drängen sich sechs Personen, darunter eine Frau. Die drei vornstehenden Männer stechen mit spitzen Messern in zwei auf krausen Tüchern liegende Hostien.

Bl. 1 b : Int iaer vnses herē Dusent veer hundert twe │ vnde negentich. an deme dage sunte Seueri vnde │ Seuerini etc. .

Bl. 4 b , Schluß: ipfa die veneris. ante iude et Simonis de yoden │ worden ghebrant. Finis*

4 Bll. 4to mit 32 Zeilen. Ohne Ort und Jahr, doch Druck des Matthäus Brandis in Lübeck etwa vom Anfang des Jahres 1493.

Das Original, aus der Bibliothek von Jul. Krone stammend, befand sich im Besitz des Antiquariats von Gilhofer und Ranschburg in Wien (Antiq. Katalog Nr. 25, 1889), wo zugleich eine sehr gelungene photolithographische Nachbildung erschienen ist. Die Schrift, welche außer der auch aus anderen Quellen hinlänglich bekannten Urgicht (Jahrb. XII, S. 258 ff.) noch ein Gedicht von 19 5zeiligen Strophen enthält, das aus lateinischen und niederdeutschen Versen wunderlich genug zusammengesetzt ist, giebt anscheinend die Urgicht in reinerer Form wieder, als sie bisher bekannt war, wofür besonders die jüdischen Namen sprechen, welche viel weniger entstellt sind als in allen anderen Ueberlieferungen. So erscheint hier Sytan Kaszeryges yn Francken (auch Syran. Katheryge. Drie Franken) als Siran katzenger (Kitzinger?) der francke, mêster Leyspe als Meyer Caspe u. a.

Die ersten beiden Strophen des Schlußgedichts lauten:

Humana mens confunditur
dorch greselike geschefte
Sensusque qui obtunditur
cor metet et concutitur
ok wandelt sik de krefte.
In factis actis Sternebarch
nu kort in dessen tyden
Fac Christe tui nominis
memoriam per homines
betrachten dyn dware lydent.

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Die andere, von der das einzige bekannte Exemplar, früher den Karthäusern zu Klein=Basel gehörig, jetzt in der Universitäts=Bibliothek zu Basel aufbewahrt wird, führt den Titel

Die geschicht der J ue den tzum Sternberg │ ym lande zů Mecklenburg die sye began= │ gen haben mit dem heiligisten Sacrament

Der darunter befindliche Holzschnitt, 94 X 131 mm groß, entspricht vollkommen der bei Wiechmann I, S. 30 und Jahrb. XLIV, S. 45 von dem Titelblatt des Stephan Arndes'schen niederdeutschen Druckes gegebenen Beschreibung; auch der Text erscheint als eine freie Uebertragung einer fast gleichlautenden Vorlage. Die Namensformen stimmen genau dazu. Bl. 4 a ist die Zahl der verbrannten Männer irrig auf 22 angegeben statt auf 25, wie alle übrigen Quellen haben.

Bl. 1 b : (A) Cler meniglich sey zu wissen der grosz myßbruch vndt that │ So de aller hochwirdigsten vnd heiligisten Sacramēt │ dem zarten fronleichnam vnsers lieben herren Jhesu cristi │ durch die verstopten vnd blynden Juden zum Sternberg ym lannd zů Meecklenburg dises sweyundneuntzigisten │ Jares beschehen ist etc. .

Bl. 4 b Schluß: Got stelle seyn genad ynd seiner genaden gemahel lannd │ vnd leute yn ewigen fryde Amen.

4 Bll. 4to mit 34 Zeilen. Ohne Ort und Jahr, doch anscheinend Druck von Johannes Bergmann von Olpe zu Basel um 1494. - Hain 9466.

*7) Historia compassionis beatae virginis. 1510. (?)

Es läßt sich nicht mit voller Sicherheit erkennen, ob es sich in dem nachstehenden Briefe des Rostocker Rathsarchivs um einen eigenen Druck Barckhusens oder um ein rein buchhändlerisches Geschäft handelt. Unter dem 10. Oct. 1510 schreibt der Stralsunder Syndikus Dr. Caspar Hoyger "Deme erßamen Hermanne Barchußen, Statscrifer der Stadt Rostok, synem beßunderen frunde vnd ghunre" nach Erledigung der Rathsgeschäfte folgendes:

"Ick hebbe ok upp hute dunredach nha Dionisii entfanghen etlike vorstaten historien Compassionis beate virginis ouerst derhalfen nen ghelt van eren Johan [Graffhorst] entfanghen ße ok kene wiße juwen scrifften nha de ghemelten historien ßo ilende nha Stettin tho schickende Juwe vorighe scriffte derhalfen an my ghedan hedde de vorman upp deme weghe verloren vnde my langhe nha der tydt doch dorch ander fromede lude syn vorhantreket

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konde yk jw sust denst vnd goden willen ertoghen dede yk gherne myt sunderer dankbarhet vor jw scarp richte bok my junghist gheschencket Hir mede gade ewich salich vnd langhe sundt besalen. Datum Sundis altera die Dionisii eodem momento quo recepi litteras vna cum historia vestra."

Ein Buch der Medelidinge Mariae (vgl. darüber Jahrb. I, S. 82, Anm. 2) erschien in mehreren Auflagen bei Stephan Arndes in Lübeck, für Rostock ist ein solches in deutscher oder lateinischer Fassung bisher nicht bekannt, wenngleich nicht unwahrscheinlich. Die Schlußworte "historia vestra" legen es nahe, an einen Druck Barckhusens, nicht an einen bloßen Commissionsartikel zu denken. Die Erwähnung der Bamberger Halsgerichts=Ordnung (das "scarp richte bok") ergiebt als Zeit das Jahr 1510.

Der Stralsunder Syndikus Dr. Caspar Hoyger wurde am 23. April 1478 als Jasperus Hoyer de Lubeck in Rostock immatrikulirt, wurde im Winter=Semester 1480/81 Baccalarius und zwei Jahre darauf Magister. Später erwarb er noch den Grad eines Doctor legum und bekleidete im Sommer 1506 das Rektorat der Universität. Sein Weggang wird Jahrb. XVI, S. 194 beklagt. Wohl zu unterscheiden von ihm ist der Doctor decretorum Caspar Hoyer, welchen Bartholomäus Sastrow im Jahre 1546 zu Rom aufsucht. (Mohnike, Barth. Sastrowen Herkommen etc. . I, S. 318 ff.) Offenbar ist es dieser, der im Jahre 1557 als Dompropst und Archidiakon zu St. Jakobi in Rostock vorkommt. Die Bemerkung Jahrb. XVI, S. 24, er sei ein alter Mann und bereits 1506 Rektor der Universität gewesen, erweist sich schon durch den Unterschied der akademischen Grade als irrig, selbst wenn man ihm ein Alter von beinahe 100 Jahren zugestehen wollte. Vielleicht ist er ein Bruderssohn des erstgenannten; der Vorname Caspar ist in der in Lübeck und Holstein zahlreich vertretenen und angesehenen Familie häufig im Gebrauch.

*8. Mandat der Herzoge Heinrich und Albrecht gegen die Vehmgerichte, d. d. Schwerin 17. Jan. 1512.

Im Rathsarchiv zu Rostock wird folgendes Schreiben der Herzoge Heinrich und Albrecht vom 19. Oct. 1511 im besiegelten Originale aufbewahrt, welches von einem neuen Drucke Barckhusens Kunde giebt:

"Heinrich vnd Albrecht gebruder von
gots gnadenn Hertzogen zu Meckelnborch etc.

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Vnnshernn gunstigenn grus zuuorn Lieber getrewer Wir begern mit gutlichem vleis, willest vns Sechtzig brieffe nach laut hirynngelegter Copien Szo wir der Westphalischenn gerichte halbenn außzugehen vnnd anzuschlaen lasßen gedencken, reyniglich vnd vffs fürderlichste druckenn lasßen, Vnd vns die alßo gedruckt bey diesem Vnßerm zuschigkenn, die wir dir gütlich vorgenugen, vnnd sulchs dor zu kegen dir inn gnaden irkennenn wollenn Datum Stargardt Am Szontage nach Luce Ewangeliste Anno etc. . vndecimo."

Adresse:

"Vnßerm liebenn getrewenn
Hermanno Bergkhußen Stat
Schreyber zu Rostock."

Bemerkung von anderer (Barckhusens ?) Hand:

"Der FF upp de nottelen to drucken."

Vielfache Nachforschungen nach diesem Mandate waren ohne Erfolg, bis es schließlich den Bemühungen meines Freundes Dr. K. Koppmann, dem ich alle hier gegebenen Nachweise aus dem Rathsarchiv verdanke, gelang, ein Exemplar davon aufzufinden. Da es selbst im Schweriner Archiv zu fehlen scheint und auch inhaltlich von hohem Werthe ist, mag hier ein vollständiger Abdruck folgen.

" W y Hinrick vnde Albrecht gebrodere van gots gnadē hertogē to Meckelnborch Forsten │ to Wenden Greuen to Sweryn der lande Rozstock vnde Stargerde heren, Entbeden allen vnd jtzliken vnsen prelaten. gudenmannen. vogeden. Amptluden. Borgemesterē │ Reden Schulten Richteren. Buren vnde allen anderen vnsen vnderdanen v n mit Querstrich vorwā │ ten vnde vnser forstendomen vnde landen jnwonerē, den dusse vnse opene breeff edder │ dessulfften affschrifft vorkumpt, edder ene sehen horē edder lesen, vnsen gunstige groet │ touorne. Erwerdigen Werdigen Gestrengen Erbaren vnde Ersamen leuen andechti │ gen vnde getruwen. Na deme wy den vnsen vnde jdermennichlich vp syn ansokent ge │ gen den vnsen in vnsen forstendomen beseten geborlikes vnde vthdrechtlikes rechten to │ gestaden vnde vorhelpen, edder in den gerichten dar jnne de beclageten geseten, edder │ ordentlick gehorich, touorhelpen laten, geneygt, vnde gemeynt synt, alse wy ock allen │ den vnsen semptlick vnde besunderen hyr myt ernstlik doen beuelen, eynem jderen ouer │ de synen geborlikes rechten touorhelpen vnde dar myt vorsaetlik nicht to vortheen, vn │ de derhaluen myt allen vnsen vorwanten vnde vnderdanen von Romescher keyserliker │ maiest ae t vnsem aldergnedigestenn hern na vthwysynge vnde jnholde des priuilegien │ dar vmme │ vpgerichtet, vnde vth gegangen, vor

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westphelischen vnde anderenn vthlen │ deschen vnordentliken gerichten hoechlik befryet synt, Vnde nichtsdesteweyniger vor │ vns mannichuoldige clage gelangen, dat de vnsen dar enbouen v n mit Querstrich sulkes vnangeseen │ von etliken vorsaetlik vnde allene vth moethwillen vngegrundeter saken vnde forde= │ ringe haluen to velen vnde meermalen vor vthlendesche westphaeelsche gherichte gela │ den gefordert, vnde dar dorch jn merklike moyge schaden vnde vnkost gedrungen wer │ den, dat vns ferner to gestaden nicht wil geboren, Vnde vp dat sulke vmbillike beswe │ ringe hen vor vorhod, affgewendt vnde vormeden werde, So is an juw allē semptlik │ vnde eynem jderen besunderen vnse flitige begeren myt ernste beuelende Wo emandes │ eyner edder meer jn vnsen edder juwen Stichten Steden Mergkten Dorperen Gebedē │ edder gerichten betreden, edder syk dar jnne entholden worden, de also de vnsenn edder │ juwen, vth m oe twillen, vnde touorne geborlikes vnde ordentlikes rechtens vnersocht │ vnde vngewygert myt sulken westpheelschen, edder anderen vnordentliken, wertliken │ vthlendeschen gerichten vornemen vnde bedrengen worde, vor juw suluest, ok vp mē │ niglikes ansoken to rechte annemen vnde vorhefften laten, vnde vns sulkes ferner anto │ gen willet, Dar myt jeghen den sulfften geborliker wyse gefaren vnde gehandelt, Dat │ er m oe twillich vornemen gestraffet, vnde sulkes namals von anderen to gebruken ge │ schuwet werde, Vnde sulkes by vormidinge vnser Swaren straffe vnde vngnade nicht │ anders holden, dar jnne geschůt vnse ernste menynghe, vnde dangknamiges gefallen │ jn besunderen gnaden kegen eynen jderen nach gebore touorschulden vnde in gnadē to │ b e dengken (!), To orkunde myt vnsem hyrvnder vpgedrugketen jngesegele versegelt V n mit Querstrich │ Gegeuen to Sweryn, A m mit Querstrich dage Anthonij  fessorρ. Anno │ duodecimo.

1 Bl. Fol. - 37 Zeilen. - Lettern der Bambergischen Halsgerichtsordnung (Jahrbb. IV, Taf. II, 2 b ; später an L. Dietz übergegangen, vgl. die Tafel bei Wiechmann, Th. I, Nr. 1). Der Anfangsbuchstabe W in Holzschnitt, 46 mm hoch, 51 mm breit. Das vorliegende, im Rathsarchiv zu Rostock befindliche Exemplar ist ohne Siegel, auch ohne Spur eines solchen.

Nirgends, weder in der historischen und rechtsgeschichtlichen Litteratur, noch in den Gesetzsammlungen geschieht dieser Verordnung Erwähnung und es scheint, als ob dieselbe bis auf dies eine Exemplar vollkommen verschwunden ist, freilich kein Wunder bei der geringen Zahl der Abzüge. Vielleicht giebt diese Zahl auch einen Maßstab ab für die damals gebräuchliche Auflagehöhe ähnlicher Erlasse. Das Wenige, was bisher über die Maßnahmen der

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Landesherren gegen die Uebergriffe der Vehmgerichte bekannt war, erfährt dadurch eine höchst wichtige Ergänzung.

Alles Nähere, was man davon wußte, geht auf E. I. F. Mantzel's Jus criminale Mecklenburgicum (Rost. 1743. 4to) zurück. Mantzel führt daselbst §. 21 (S. 21) zuerst die allgemeinen Angaben in Chemnitz' Megalochronicon (in vita Magni III) an und druckt dann mehrere Herzogliche Verfügungen ab:

1) Heinrich H. z. M. an den Freigrafen Gerd Dürkop: 1 ) thut ihm zu wissen, daß er in der Sache des Herman Krithe gegen Johan Dyvitze, Johan Kröpelin und Marcus Serpelin dem Kläger zu seinem Rechte zu verhelfen mächtig und bereit sei, und verhofft, daß der Freigraf nach Ausweis der Reformation [Kaiser Friedrichs III. von 1442] seine Richtergewalt gegen die Unterthanen des Herzogs nicht gebrauchen, sondern Krithe vor die Herzoglichen Gerichte weisen werde.

Schwerin, Montag nach Judica [1. Apr.] 1471.

2) Heinrich und Albrecht Gebrüder H. z. M. an Bürgermeister und Rath zu Rostock: Auf die Anzeige des Rathes, daß etliche Bürger und Bürgerinnen vor die Freistühle geladen seien, habe er die nöthigen Schritte bei dem Bischof zu Osnabrück und Administrator des Stiftes Paderborn, sowie bei dem Richter gethan und sei der Zuversicht, daß damit die Belästigung ein Ende haben werde.

Picher, Mittwoch nach Inventionis Steffani [3. Aug.] 1509.

Nachschrift: »Citatus to deme Fristole appellabatur Clawes Uthenbusch.«

3) Heinrich H. z. M. an Bürgermeister und Rath zu Rostock:

billigt es, daß die Rostocker den Hans Dudenberg, als den, der des Herzogs Unterthanen vielfach muthwilligerweise vor die Westphälischen Gerichte gefordert habe, ergriffen haben und in Ribnitz gefänglich festhalten lassen. Will seinem Vogt in Ribnitz schreiben, daß er den Gefangenen bis auf weiteres in Haft behalte und beabsichtigt Dudenberg wegen seines Vergehens mit gebührlicher Strafe zu belegen.

Stargardt, Freitag nach Severini [24. Oct.] 1511.

Wir sehen, daß die beiden letzten Schreiben in engstem Zusammenhange mit dem vorliegenden Erlasse stehen. Wie Joh. Chn. Quistorp dazu gekommen ist, die beiden ersten auf ganz specielle Fälle bezüglichen Schreiben in seinen "Grundsätzen des teutschen


1) Gerd Durkop, Freigraf zu Müddendorf b. Osnabrück, 1468 - 1486. Th. Lindner, die Veme (Münster u. Paderborn 1888), S. 184.
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peinlichen Rechts" 1 ) als "Landesconstitutionen" zu bezeichnen, ist schwer erklärlich, jedenfalls ziehen sich seit 1770 die "Mecklenburgischen Landesconstitutionen wider die Westphälischen Gerichte" nicht allein durch sämmtliche 6 Auflagen des Quistorpschen Buches hindurch, sondern sind auch in alle neueren Werke über die Vehme mit einziger Ausnahme des S. 205 Anm. citirten von Th. Lindner, welches die Zeit des Verfalls der westphälischen Gerichte nur ganz kurz berührt, übergegangen. Hoffentlich finden sie nun ihre wohlverdiente Ruhe!

III.
Dr. Nikolaus Marschalk.

Auf ihn beziehen sich einige Schriftstücke des Rathsarchivs zu Rostock, in denen zwar der Druckerei nur ganz nebensächlich Erwähnung geschieht, die aber auf die Verhältnisse des Herzoglichen Rathes und gefeierten Professors ein eigenes Licht werfen.

Als Herzog Albrecht im Frühling 1523 sich zum Besuche seiner verlobten Braut Anna von Brandenburg am Hofe seines künftigen Schwiegervaters, des Kurfürsten Joachim, zu Berlin aufhielt, wendete sich der Hofkürschner Melcher Funck an ihn mit der dringenden Bitte, Doctor Marschalk zur Bezahlung einer viele (im Briefe stand ursprünglich acht, ist aber berichtigt in dreyzen) Jahre alten Schuld von 4 Gulden für einen Pelz anzuhalten und legte zum Beweise der Richtigkeit seiner Forderung ein eigenhändiges Schreiben Marschalks bei:

"Min freundlich dinst zuuor, lieber Gelehrter, ich bekenne euch wie yr mir geschriben hat, Sundern ich habe ytzum eine Druckery dor vf ich viel gewant habe vnnd ein treflich wergk furhabe, Bytt yr wollen euch lyden mit mir bis vf phinxsten, so wil ich vff euwer schreiben mich gantz redlich ertzeigen, vvnd freundlich verdienen. Auch so ich were mit gewisser borgschafte angesucht solt es so lange nicht vortzogen sein worden. Bytt habt gedult.

Doctor Marschalk."     

Marschalk's Schreiben trägt kein Datum, doch läßt sich das Jahr mit ziemlicher Sicherheit feststellen. Der Kürschner schreibt am 2. Mai 1523 an den Herzog und irrt sich dabei in der Zahl, indem er statt 13 ursprünglich 8 schreibt. Gerade 13 Jahre vorher,


1) Abschnitt IX, § 531, Anm.*)
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im W.=S. 1510/11, wird Marschalk in die Matrikel der Universität aufgenommen, 9 Jahre vorher, 1514, erscheint der erste Druck aus seiner Offizin, folglich fällt das Schreiben in das Jahr 1515 und Meister Funcks Versehen erklärt sich sehr einfach. Das treffliche Werk, welches Marschalk seiner Angabe nach vorhatte, würde demnach seine eigene Schrift Institutionum rei publice militaris ac civilis libri novem sein, welche Mitte 1515 erschien.

Herzog Albrecht, der natürlich wenig darüber erbaut war, in Berlin wegen Doctor Marschalks Schulden behelligt zu werden, erließ denn auch sofort, am 3. Mai, eine strenge Weisung an den Rath zu Rostock, derselbe wolle "gedachten doctor Marschalcken dahien haltten vnd weisen, vnd souil mit Ime ernstlich verfugen, on einich lenger verziehen oder auffbehallten, obbemeltem Funcken solcher seiner langwirigen Schulde zu sampt den kosten, so Ime bisher darauf gelauffen, fürderlich zu entrichten vnd Ine derwegen zufridden zu stellen, damit wir derhalben weither ansuchens vertragen pleiben."

Von Marschalk's Drucken ist es nur einer, der uns hier beschäftigt die Sermones Magistri Cornelii de Snekis de serto rosaceo (Jahrb. IV. S. 119. - XLIV, S. 58). Die erste Auflage dieser Predigten ist nach freundlicher Mitteilung des Herrn Prof. Dr. Thom. Esser Ord. Praed., St. Patrick's College, Maynooth - Dublin, nicht in Rostock zu suchen, wie man wohl annehmen könnte, sondern erschien im J. 1514 bei Jodocus Badius Ascensius zu Paris. Sowohl im Titel, als auch in der Reihenfolge der einzelnen Reden finden sich Verschiedenheiten; ferner sind in der Rostocker Ausgabe, wenigstens nach der Vergleichung mit dem Titelblatte der Pariser, einige Reden neu hinzugekommen. Ein Exemplar der Pariser Ausgabe, welches jedoch am Ende nicht ganz vollständig zu sein scheint, befindet sich in der Münchener Hofbibliothek.

IV.
Ludwig Dietz.

Von einem vorübergehenden Aufenthalt, welchen Ludwig Dietz Mitte 1520 in Lübeck genommen hatte, giebt uns ein Brief an "Magister Hermann Barckhusen" Kunde, worin Dietz diesen um Besorgung zweier Briefe an "Herrn Hinrich" und an seine Haushälterin Katharina ersucht. Näheren Einblick in seine häuslichen Verhältnisse gewährt ein. Schreiben Herzog Heinrichs an Bürger=

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meister und Rath zu Rostock, durch welches wir einen neuen Druck von Dietz und zugleich seine Stellung zu Nikolaus Baumann kennen lernen. Bedürfte die Annahme, daß Baumann für Dietz den Reineke Voß bearbeitet habe, noch einer Widerlegung, so wäre dieselbe hiermit erbracht.

"Vonn gotz gnaden Heinrich Hertzogk zu Meckelnborgk Furste zu Wenden etc. .

Vnnsern gunstigen grus zuuorn Ersamen lieben getrewen Vns hat vnnser Secretarius vnnd lieber getrewer Nicolaus Bawman mit clage furbracht, wie Ime vnd seyner Ehelichen Hausfrawen, von Ludewigk Dietzen, bey euch zusampt seynem brueder vnnd hausgesinde, manncherley beswerliche zunottigung, mit worten vnnd wercken zugefuget wern worden, Vnnd wie wol Er sich des, als eyn einwaner bey euch, zum teyle bey etzlichen den Burgermeistern beclagt vnnd gebethen, gemelten Ludewigk vnnd seynen anhangk In der gutte darhin zu weysen, Solichs abetzustellen, wie denne Solchs gescheen were, Vbir solchs alles, habe sich, gemelts Ludewiges bruder Curdt Dietz, auf desselbigen anregen, seine Eheliche hausfrawe, etzlicher Scheldeworthe, dartzu sie von Ime hochlich geursacht worden, Dorumb sie sich auch, seyner begebenen worthe halben, zu beclagen mher vrsach, dan er gehabt hette, vnderstanden, vnnd wie wol die Sache weltlich herrurt, vnd fur euch zu rechtfertigen angefangen, do Ime auch rechts nihe geweigert were, aus freuel vnordentlicher gestalt, widder alle pilligkeyt, mit geistlichen Censuren, zu muehen vnnd in schaden zu fhuren furgenommen, Dar zu gemelt Ludewigk bey euch, gleich als Er vnd sein Brueder Ires furnhemens fug hetten, vnd Sachen darnach weren, als doch nicht sein, vngeschewet euch noch andere, Soliche Summarien des Bannes zu drucken vnd bey euch an alle kirchen offintlich, Ime vnnd seyner Hausfrawen zu Smahe antzuslahen vnnd zu publicirn lassen, vnderwunden Welchs vntzimlichen furnhemens, das pillich euch zu straffen vnd nicht zu dulden zustehet, wir nicht wenich misfallig tragen, Vnnd so wir denne erbuttig selbst, adir vormittelst euch, deme cleger, ap Er seyner Zuspruche yhe nicht abstehen wolte, vff Irsuchen die pilligkeyt zuuorhelffen, Szo begeren wir gutlich, mit ernstem vleis, Wollet mit gemeltem Ludewig, Alse dieses furnhemens anheber vnd vortsetzer, ernstlich vorschaffen, das er dor an sein wolte, domit soliche vnpilliche zunottigung, geistlicher forderung, forderlich abegestelt, Vnnd die Sache fhur vns ader euch widderumb zu rechtfertigen geweyset werde, Vnd das er sich Solichs druckens vnd anslahens

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berurter Summarien, entlichen abethuenn. Ader wo er sich des weigeren, Ime zu abewendung seines vnpillichen furnhemens, mit abweysung gepurlicher strafe, den Rhawm doselbist ferner nicht lassen Der zuuorsicht Ir werdet szo vil euch hir Inne der gepure nach eigent, ertzeigen, Dor ane thut Ir neben der pilligkeyt vnnser zuuorlassig vnd wolgesellige meynunge. In besunderen gnaden widderumb gegen euch zu Irkhennen. Datum Swerin Sonnabends nach Innocentum Anno domini etc. . XXI [29. Dec. 1520].

Denn Ersamen vnsen lieben getrewenn Burgemeistern vnd Raithmannen vnnser Stadt Rostockh."

Original auf Papier, mit Ringsiegel verschlossen, im Rathsarchive zu Rostock. Registraturvermerk: "Principis Hinrici ouer Lod. Dietzen 1521."

Lisch theilt Jahrb. IV, S. 136 nach v. Seelen einen Brief an Bürgermeister und Rath zu Lübeck mit, worin Dietz seine Absicht ausspricht, sich in Lübeck niederzulassen. Hier hat sich ein störender Druckfehler eingeschlichen, der der Verbesserung bedarf. Während nämlich Lisch im begleitenden Texte das Jahr 1524 als den Zeitpunkt dieses Entschlusses bezeichnet, trägt bei ihm der Brief das Datum altera Jacobi apostoli [26. Juli] anno MDXIIII statt der in der Vorlage stehenden Zahl MDXXIIII.

Aus dem gleichen Jahre ist uns im Liber sententiarum des Rathsarchivs zu Rostock von 1522 ff. auf Blatt 49 - 51, 56, 58 b , 59 Nachricht aufbehalten von einem Rechtsstreit, welchen Ludwig Dietz und Peter Brandes vor dem Lübecker Gericht mit einander führen und in welchem zwei Rostocker fratres als Zeugen auftreten sollen. Ueber den Gegenstand des Prozesses erfahren wir leider hieraus nichts, da es sich in den vorliegenden Protokollen nur darum handelt, ob in diesem Falle, das Zeugniß der fratres betreffend, das geistliche oder das weltliche Gericht zuständig ist. Unglücklicher Weise fehlen die Lübecker Gerichtsprotokolle aus den Jahren 1512 - 1562 vollständig, sodaß auch dort keine weitere Auskunft zu erhalten war. Es ist das im Interesse der gegenwärtigen Untersuchungen sehr zu bedauern, da es sich offenbar um Differenzen handelte, welche aus dem Buchdruckereibetriebe herrührten. Peter Brandis, jedenfalls ein Sohn des schon mehrfach genannten Lübecker Druckers Matthäus Brandis, erscheint im Jahre 1528 als Buchdrucker in Kopenhagen und die fratres gehören aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Brüdern vom gemeinsamen Leben.

Erst 1529 erwarb Dietz das Bürgerrecht, woraus hervorgeht, daß er, obgleich Barckhusens Name seit vielen Jahren nicht mehr in Drucken erscheint, doch bis dahin nicht als selbständiger

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Druckerherr, sondern nur als Barckhusens Bevollmächtigter und Geschäftsleiter sein Gewerbe betrieben hat.

Am 1. October 1539 hatte Dietz seine berühmte Ausgabe des Reineke Vos mit der evangelischen Glosse, ein Werk im Umfange von 68 Bogen, vollendet und nahm sofort einen Druck des Neuen Testaments in Luthers Uebersetzung, im Umfange von 63 Bogen, in Angriff, der am 5. April 1540 abgeschlossen war. Dadurch mochte er wohl seine verfügbaren Mittel festgelegt haben und nicht im Stande sein, die Auslagen für den auch noch an ihn herantretenden Druck der neuen Kirchenordnung und der dazu gehörenden Agenda aus eigenem Vermögen zu bestreiten und wendete sich daher an Herzog Heinrich, der ihm denn auch auf seine Bitte im Antoni=Termin 1540 die Summe von 100 Gulden auf ein Jahr vorschoß. Der Brief, wodurch Herzog Heinrich dies dem Rathe anzeigt, lautet:

"Heinrich van gots gnaden Hertzogk gu Meckelnborgk, Furst zu Wenden etc. .

Vnnsern gunstigen grus zuuorn Ersamen lieben getrewenn Weyle wir denne lieben getrewen Ludwichen Dietz Buchdruckern vnd Burgern bey euch, vff seyne vnderthenige bitte, zu seyner Itzigen, anliggenden noeth, vnd behuff Einhundert gulden Muntze, vns, vffen vmbschlagk, vber Ein Jhar wydderumb zu betzalen, geliehen, vnd vorgestrackt haben Sho wolten wir euch solchs gnediger meynung des also Ein mitwissens zu haben nicht verhalten Den Euch gnediger willen zu ertzeigen seint wir gneigt Datum zu Swaen am tage Vincentij [22. Jan.] Anno etc. . XXXX."

Adresse:

"Denn Ersamen vnsern lieben getrewen
Burgermeistern vnd Rathmannen
Vnser Stadt Rostock."

Besiegeltes Original im Rathsarchive zu Rostock.

Aus dem Jahre 1545 findet sich in der Rechnung des Weddeherren Joachim Vos ein Posten verzeichnet:

"Ludowich Deitz [so!] vor de Constitution der Universiteten belangende 1 c lxxx  "

und dabei liegt die Original=Quittung unseres Druckers:

"Ick Ludwich Dietz bekenne mit dusser myner egene hantschryfft, dat my de Eerbar wolwyse Her Joachim Voß van wegen eynes Erbaren Rades tho Rostock entricht und gudtlick betalet hefft Sostich gulden muntz vor de Constitution, so ick gedrucket hebbe.

Ludwich Dietz manu propria."     

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Die hier erwähnte "Constitution der Universiteten" ist jedenfalls die bei Krabbe, die Universität Rostock, S. 447 erwähnte, 32 Blätter in kl. Fol. umfassende Schrift: Studii litterarii publici in academia Rostochiensi diligens et accurata restauratio, welche im August 1544 vollendet wurde. Bemerkenswerth ist dieser Druck außer durch seinen Inhalt noch durch seine selbst für Dietzische Drucke hervorragend saubere und sorgfältige Ausführung und durch die darin angewandten griechischen Kapital=Lettern, mit welchen Dietz erst neuerdings seine Officin bereichert hatte, vgl. Jahrb. IV, S. 182.

Ueber den Besitz unseres Druckers geben die Rostocker Hausbücher mancherlei Auskunft. 1551 verkauft Dietz sein Haus in der Molkenstraße an Paul Reymers; 1559 erwirbt er von Titke Louwe ein Brauhaus in der [Alt=]Schmiedestraße hinter St. Nikolai, welches seine Kinder 1565 noch besitzen. Außerdem befindet er sich 1556 im Besitz eines Hauses am Hopfenmarkt neben Nigel Petersen. Bei seinem am 1. September 1559 erfolgten Tode hinterließ er eine Wittwe Anna und vier Kinder, Lodewich, Hans, Apollonia und Anneke, außerdem einen Bruder Namens Curdt (S. 208), der ihm schon am 19. Januar 1560 im Tode nachfolgte, anscheinend unvermählt. Die Wittwe theilte im Jahre 1560 mit den Kindern ab und wies ihnen zusammen 2000 Gulden an, doch sollte der älteste Sohn Ludwig die Wahl haben zwischen seinem Antheil von 500 Gulden und dem halben Werkzeug der Druckerei.

Wofür er sich entschied, ist nicht festzustellen, doch finden sich Lettern, welche den von Dietz gebrauchten vollkommen gleich sind, 1568 im Besitz von Ulrich Morhart in Tübingen (Bibliographische Adversaria. Tweede reeks, eerste deel, [1888], pag. 12, Anm. und pag. 92.)

1. Flugschriften gegen König Christian II. von Dänemark.

Zu den bei Wiechmann unter den Nummern 41, 42, 43, 44 und 216 beschriebenen Flugschriften aus dem stürmischen Jahre 1523 liefert Bruun, Den danske Literatur I, S. 302 ff. noch folgende Ergänzungen:

*a) Ursachen, dardurch die hochwirdi= │ gen in got Edellen, Wohl geborne, Erwirdigen, Eren= │ vesten, Gestrengen, v n mit Querstrich Ersamen, Bischoffe, Pre= │ laten, Herren, Ritterschafft, Stette, vnd ge │ meyne Anwoner des K ue nigreychs z ue │ Dennmarcken, Ire pflicht huldung │ v n mit Querstrich Manschafft künig Cristiern, │ haben auffgeschriben, V n mit Querstrich den │ Durchle ue chtigsten hochge= │ bor n mit Querstrich F ue rsten vnd

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herrn, │herrn Friderichē, Her= │ tzoge z ue Holstein etc. │ z ue jrem k ue nig, wi= │ derumb ue ber │ gantz Dennmarck erwelet haben.

10 Bll. 4to mit Sign. Aij. - Cij. - Gothische Schrift. 35 Zeilen. - Ohne Ort und Drucker, doch ohne Zweifel von Ludw. Dietz gedruckt.

Königliche Bibliothek zu Kopenhagen.

*b) Van der grvsa= │ me thirannessche │ mißhandelinge, so koninck │ Christiern des nhamens │ de ander van Denne= │ marcken, im Ryke │ to Sweden be= │ ganghen │ hefft. [Drei Blätter.]

6 Bll. 4to mit Sign. ij - v. - Gothische Schrift, 32 Zeilen. - Der Titel ist mit Missallettern gedruckt und von einer Zierleiste umgeben, welche unten Ludw. Dietz's Buchdruckermarke zeigt.

Königliche Bibliothek zu Kopenhagen.

*2. Een ny │ hāabbog, med │ Psalmer oc aan │ delige lofsange, wd= │ dragne aff then hellige │ schrifft. som nw y then Ch= │ ristne forsamling (Gud til │ loff oc mennisken til sali= │ ghed) siunges. Med then │ Danske Otesang. Messe. │ Afftensang oc Nat= │ sang. │ Vignette Trycht y Rozstock. Vignette

Am Ende (Bl. 68 b).

Trycht y Rozstock hooss │ Ludowich Dietz. │ xx. Novembris. │ M.D.XXiX. │ [Drei Blätter.]

Der Titel befindet sich in einem verzierten Rahmen mit der Devise DORHEIT. MACHT. ARBEIT. - 68 Bll. 8to. Bruun, Den danske Literatur I, S. 386 ff.

Dies Buch ist ein genauer Abdruck des im gleichen Jahre auf Veranlassung des Rostocker Buchbinders Hans Meyer in Magdeburg (wahrscheinlich bei Heinrich Oettinger, vgl. Hülsse in den Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg 16 [1881], S. 90) gedruckten Dänischen Psalmbuches, so wie dies, von dem sich kein Exemplar erhalten hat, wahrscheinlich auf dem gleichfalls verschollenen, 1528 und 1529 zu Malmö gedruckten Psalmbuch Claus Mortensen Tondebinders und Hans Spandemagers (Bruun a. a. O. I, S. 368, 385) beruht. In der Vorrede zu dem unter Nr. 5 zu erwähnenden Drucke giebt Dietz selbst an, daß er die von Hans Meyer veranlaßte Ausgabe in größerem Format und mit größerer Schrift nachgedruckt habe. Einen neuen Abdruck nach dem einzigen bekannten Exemplar in der Freiherrlich Rålamb'schen Bibliothek zu Sundby hat Chr. Bruun in den Psalmebøger fra Reformationstiden, Kopenhagen 1865, 66, Th. I, S. 1 - 134 veranstaltet.

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*3. Een kort vn= │ derwysning gant= │ ske salig oc trøstelig, att forholde thennom som │ ligge y theris helsot hwilken │ Thomas Venatorius │ giord haffner. │ Mes en skøne │ Fortale │ Vignette Trycht y Vignette │ Rozstock. │ M. D. XXIX.

12 Bll. 4to ohne Blz., mit Signaturen Aij - Ciij. - Gothische Schrift 25 Zeilen. - Titel in Holzschnitt - Einfassung.

Bl. Aij beginnt Luthers Vorrede, welche bis Bl. Aiij, Zeile 7 reicht. Unmittelbar daran schließt sich die Schrift des Venatorius (geb. 1488 in Nürnberg, seit 1523 Prediger daselbst).

Bl. 12 a Schluß:

│ Aar effter Christi wor gienløfers │ byrd. 1529. er thenne lille bog aff høg │ offuerlendske paa Danske om= │ schreffuen. Oc trycht ho= │ oss Ludowich │ Dietz. Letzte Seite leer.

Freiherrlich Rålamb'sche Bibliothek zu Sundby. - Ein unvollständiges Exemplar in der Königl. Bibliothek zu Stockholm.

Bruun a. a. O. I, 392. - Eine spätere Ausgabe, Kopenhagen 1538, ebendaselbst II, 191.

Neu herausgegeben von Chr. Bruun, Kopenhagen 1865.

Der Verfasser Thomas Gechauff (Jag auf, daher Venatorius), 1488 zu Nürnberg geboren, gehörte zuerst dem Dominikanerorden an. Seit 1523 wirkte er als Spitalprediger, dann als Prediger an St. Jacob in Nürnberg in evangelischem Geiste. 1544 war er bei der Einführung der Reformation in Rothenburg thätig und starb 1551 in seiner Vaterstadt. Das hochdeutsche Original der hier in Rede stehenden Schrift führt in der ältesten mir bekannt gewordenen Ausgabe den Titel:

Ein kurz │ vnderricht den │ sterbenden menschen gantz │ tröstlich, geschriben an Hartun= │ gum Börell, diener der ar= │ men zu Nürnberg im │ Newen Spital. │ 1527.

4 Bll. 4to. - Titel in Einfassung. - Gedruckt bei F. Peypus in Nürnberg.

Im Jahre 1529 erschien eine Ausgabe in Wittenberg bei Jos. Klugk, 12 Bll. 8vo, mit der Vorrede Luthers, auch von 1528 wird eine solche angeführt (Herm. Beck, die Erbauungslitteratur der evang. Kirche Deutschlands, Th. 1 [Erlangen 1883] S. 136, wo zugleich eine ausführliche Inhaltsangabe zu finden ist).

Weller setzt im Repertorium typographicum Nr. 1646 und 1647 zwei undatirte Ausgaben in das Jahr 1520, doch ist diese Bestimmung offenbar zu früh.

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4. Biblisch Bede= │ b oe cklyn, der Olt= │ ueder, vnde benömeden │ frowen, beide des Olden │ vnde Nyen Testa= │ ments. │ Vormanynge tho │ dem Bede, v n mit Querstrich wo me re= │ cht beden schal. │ Vignette Qtto Brunfelß VignetteVignette Tho Rozstock by Lu= │ dowich Dietz gedrücket. │ M. D. XXX.

Am Ende unter dem bei Wiechmann I, S. X, Nr. 6 beschriebenen Buchdruckerzeichen: In der laueliken stadt Roz │ stock by Ludowich Dietz, │ gedr ue cket, ym jar 1530. am │ 10. daghe Januarij.

Der Titel ist von Randleisten (ohne Monogramm, doch dem Meister P. B. angehörig) umgeben, welche unten das Druckerzeichen Dietz's in einfachster Form zeigen. Zeile 1 - 6 und 10 - 12 roth gedruckt, ebenso die Jahreszahl, welche unterhalb der Randleiste steht.

Das mir vorliegende, erst im vorigen Jahre von der Bibliothek der Meklenburgischen Ritter= und Landschaft zu Rostock erworbene Exemplar des bei Wiechmann I, S. 144 nur ganz kurz erwähnten Buches ist nicht ganz vollständig. Die Rückseite des Titels enthält den Anfang der Vorrede: Vignette De Dr ue cker w ue nscheth │ dem Christliken leser Gades gna= │ de dorch Christum. │ DEwyle vornemlick etc. . Hierauf folgt sofort Bl. xxij mit dem Schluß der Ermahnung, welche Otto Brunfels an den Leser richtet. Auf der Rückseite dieses Blattes beginnen die Gebete mit der Ueberschrift:

Allene Gnade de eere! Vignette Gebede der hilligen │ Oldtueder, Patriarchen, │ Propheten, Richter, K oe ninge, vnde │ Apostel Christi, beyde des olden vnd │ nyen Testamentes. │ Vignette Erstliken gebede vor de │ s ue nde des volckes. │ Vignette Also bedede Moses vor dem Heren vor de sünde synes volc= │ kes, Exodi. xxxij.

Der Text schließt mit Bl. cl., auf der Rückseite dieses Blattes beginnt das Register, welches noch 11 nicht numerirte Blätter einnimmt. Die letzten 5 Seiten werden gefüllt durch: Vignette Eyne Christlike vorbe= │ trachtinge vnde bekentenisse yn Got, │ so men wil beden dath hillige │ Vader vnse. Die letzte Seite enthält nur das Druckerzeichen und die Schlußschrift.

16mo. - 166 (?) Bl. mit Blz. und Cust.; mit Sign. A - xv - 20 Zeilen. - Lettern Nr. 3.

Litterarische Nachweise über das hochdeutsche Original hat schon Wiechmann a. a. O. zusammengestellt; es mag hier nur noch erwähnt werden, daß Dietz die Vorrede des Straßburger Druckers Hans Scholt unverändert zu der seinen macht und nur dessen Namen in der Ueberschrift wegläßt. Ob er diese etwas bedenkliche Praxis noch öfter anwendet, ist augenblicklich nicht nach=

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zuweisen. - Beck, Erbauungsliteratur der evang. Kirche Th. I, S. 164 erwähnt nur die hochdeutsche Ausgabe.

*5. Nogle nye │ Psalmer oc Lofsange │ som icke till forn ere wd= │ gangne paa Danske, │ medt een Correcht oc forbedering paa then store │ Sangbog som er trycht │ y Rozstock wedt │ Ludowich Dyetz. │ MDXXXvj.

So lautet der Titel dieser im Jahre 1536 von Ludwig Dietz gedruckten Schrift, welche sich ausdrücklich als Nachtrag zu dem Dänischen Psalmbuch von 1529 (oben Nr. 2) zu erkennen giebt. Möglicherweise ist Slüters Gesangbuch von 1531 zur Bearbeitung mit herangezogen worden. Das einzige bisher bekannte Exemplar ist dem Psalmbuch von 1529 in der Freiherrlich Rålambschen Bibliothek angebunden und mit diesem zusammen von Bruun neu herausgegeben worden (Psalmebøger fra Reformationstiden. 2 Theile. Kopenhagen 1865, 66), doch wird die Schrift bis auf eine kurze Erwähnung auf S. 388/89 des 1. Theils in desselben Den danske Literatur vermißt.

Götze, Dänische Drucke der Reformationszeit aus Magdeburger Officinen (Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg Jahrg. VII, 1872) S. 5, Anm. 1.

6. Justus Menius, Oeconomia Christiana. 1538.

Justi Menij │ Oeconomia Chris= │ stiana. │ Det er, En Christelige hws= │ holding. Hworledis hwer maa │ met Gudsfrycht, tage waare │ paa det hannem til hør, │ effther sith Kaldt. │ Vcsat aff Mester Hans Taussen, │ Predickere vdi Kiøbenhaffn. │ Psalmo. CXXvij │ Vden Herren wil opbygge ith hwss da │ møye de sig forgesswes sone │ bygge der paa. │ Trycht til Rozstock aff Ludouich Dietz │ Anno. MDXXXyiij.

Der Titel befindet sich in einer Holzschnitt=Umrahmung. Auf der Rückseite des Titelblatts beginnt die Vorrede des Uebersetzers, welche an Bürgermeister, Rathmannen und ganze Gemeinde zu Kopenhagen gerichtet ist. Auf der Rückseite des 2. Blattes (Aij) folgt die Widmung des Verfassers an die Herzogin Sibylla von Sachsen.

Soweit reicht die Beschreibung des Jahrb. V, S. 194 aufgeführten Buches, wie sie Bruun, Den danske Literatur II, S. 190 nach den in der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen allein befindlichen vier ersten Blättern giebt. Ein vollständiges Exemplar ist bisher nicht aufgetaucht.

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Justus Menius, geb. 1499 in Fulda, 1523 Pfarrer in Mühlberg bei Gotha, 1525 an der St. Thomaskirche in Erfurt, 1528 in Eisenach, dann in Gotha, † 1558. Eine ausführliche Uebersicht über den Inhalt seiner Oeconomia Christiana findet sich bei Beck, Erbauungsliteratur der Evang. Kirche Deutschlands Th. 1, S. 122 - 125. Die erste hochdeutsche Ausgabe erschien 1529 zu Wittenberg bei Hans Lufft in 4to, noch in demselben Jahre auch eine niederdeutsche zu Magdeburg bei Heinr. Oettinger in 8vo (fehlt bei Hülsse, Beiträge zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg, in den Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg Jahrg. 15 - 17, 1880 - 82.). Beide sind auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock vorhanden.

7. Zwanzig Sendschreiben.
(Wiechmann Th. III, S. 131 ff.)

Diese Sendschreiben haben nicht, wie vermuthungsweise geäußert wurde, Obbe Philipps, sondern den bekannten David Joris zum Verfasser und sind sowohl von Jessenius in seiner "Auffgedeckten Larve Davidis Georgii," Kiel 1670, wie von A. van der Linde, David Joris. Bibliografie. 's Gravenhage 1867, beschrieben. Oberbibliothekar Dr. H. C. Rogge in Amsterdam hat in der im Haag erscheinenden Zeitschrift "Bibliographische Adversaria", tweede reeks, eerste deel, S. 1 - 14 auch die Herkunft derselben aus der Presse von Ludwig Dietz in Abrede gestellt und sie Albert Paffraet oder Theodor van Borne zu Deventer zugeschrieben, welche nachweislich Joristische Schriften, darunter auch einige, die sich in dieser Sammlung finden, gedruckt haben und in Folge dessen gerichtlicher Verfolgung unterlagen. Nach einer ebendaselbst S. 86 - 90 erfolgten Entgegnung und eigener Vergleichung der fraglichen Sendschreiben mit unzweifelhaften Drucken von Ludw. Dietz hat alsdann auch Dr. Rogge ebenda S. 91 - 93 die Identität der Typen, Zierleisten und Initialen anerkannt, wenn auch nicht ohne Vorbehalt, der sich hauptsächlich auf das Vorkommen gleicher Schriftsorten auch bei anderen Druckern (vgl. S. 211) und auf die geringe Wahrscheinlichkeit eines in Rostock veranstalteten Neudruckes bereits von Deventer aus verbreiteter Schriften stützt.

*8. Van den Kornk oe pers, │ vnd mit wat wise me │ Rikedom christlick │ bekamen m oe ge. │ Item van den T oe ue= │ rerschen de Wedder maken, │ eyn kort vnderricht. │ Dorch Hern Johan │ Brentz. │ │ Vignette Tho Rostock by Ludowich │ Dyetz gedruckt. │ M. D. Xlvj.

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Unter dem Titel eine Zierleiste mit dem Dietzischen Druckerzeichen; auf der Rückseite des Titelblattes beginnt ohne weitere Vorrede der Text:

Ein Sermon Hern Jo= │ hannis Brentij vann den Kornek oe pers, vnnd wo me Rykedom Chri= │ stlick bekamen m oe ge. Item van │ den Weddermakers. Oth │ dem Latin vord ue descht. │

BLiker wyse alse nemandt ein │ Ampt edder esschinge schall annemen, ydt sy eme denne │ vam Hemmel gegeuen, u. s. w.

Bl. 5a, Zeile 17:Mit dem T oe uern vnd │ vnweddermaken, holdt ydt sich also. │ Nemandt he sy Man edder Frouwe, │ ys so mechtich, kunstrick v n mit Querstrich behende, dat he │ mit syner kunsth edder t oe uerie, eyn recht vn= │ wedder v n mit Querstrich storm jn der lucht erwecken kan. │ u. s. w.

Bl. 8 b, letzte Zeile: de dat korne so vpk oe fft, wo he ydt krigen kan, ydt sy ...

Das vorliegende, aus einem in seinen übrigen Bestandtheilen nicht mehr festzustellenden Sammelbande ausgelöste Exemplar der Rostocker Universitäts=Bibliothek bricht hiermit ab. Eine Bemerkung unter dem letzten Blatte "Ende dieses bockes", welche ihren Schriftzügen nach auf den Anfang des 17. Jahrhunderts zurückdeutet, beweist, daß wahrscheinlich schon zur Zeit, als der Sammelband zusammengefügt wurde, nicht mehr vorhanden war. Der Rest besteht aus 8 Bll. 8vo ohne Blz.; mit Cust. und Sign. A - B. Auf Bl. 7 steht als Signatur Aij statt Bij. - 25 Zeilen. - Lettern Nr. 1 der Tafel bei Wiechmann, Th. 1. Der Initialbuchstabe B auf der Rückseite des Titelblattes in Schrotmanier, 25 mm im Quadrat.

Der Uebersetzer dürfte ebenso wie bei den anderen, bei Wiechmann Th. 2, S. 18, 19; Th. III, S. 153 aufgeführten Schriften von Brentius der Stralsunder, später Wismarsche Superintendent Joh. Freder der Aeltere sein. Die lateinische Vorlage ist der zweite Theil der 31. Predigt über das Evangelium Johannis, in der Tübinger Ausgabe der Opera tom. VI (1584), pag. 165 - 168. Der in der Uebersetzung verloren gegangene Schluß würde ungefähr noch zwei Blätter gefüllt haben.

9. Antonius Corvinus, Postille in isländischer Sprache.
1546.

Dies in der Rostocker Buchdruckergeschichte einzig dastehende Buch beschreibt Bruun, Den danske Literatur II, 287 ff., dem wir folgendes entnehmen:

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[Blatt] Postilla │ Stuttar vtskyring │ ar thra, Gudzspialla sem a ol= │ lum Su n mit Querstrich udogum, kring │ vm arit predikus │ verda. │ Vignette Samansettar ffyre ffatoeka soknar │ Presta oc husbuendur, aff vir= │ diligum ma n mit Querstrich e, D. An= │ tonio Corvino. │ E n mit Querstrich a norroenu vtlagdar aff │ mier Odde Godtzskalkzsyne │ Vignette Prentadar i Raudstock aff │ Ludowick Dietz. │ - │ M. D. XLVI.

286 Bll. 8vo, mit Blattzahlen 2 - 115, 1 - 161 und Signaturen Aij. - Nnv. - Gothische Schrift in 2 verschiedenen Größen, 25 oder 30 Zeilen. "Da das Buch von Ludwig Dietz gedruckt ist, ist es natürlich gut gedruckt." (Bruun.)

Der Titel ist umgeben von einer Holzschnitt=Einfassung mit der Inschrift: DORHEIT . MACHT . ARBEIT . Zeile 1, 7 - 10, 13 - 15 roth gedruckt. - Auf Bl. 3 des ersten Theils ein großer Holzschnitt: Christi Einzug in Jerusalem, auf Bl. 1 des zweiten Theils ein kleinerer Holzschnitt: Christi Auferstehung, auf der Rückseite von Bl. 40 ein Holzschnitt: Christus, umgeben von seinen Jüngern in einem großen Gemach knieend; über ihm schwebt eine Taube.

Die Vorrede ist unterschrieben: skriffat i Raudstock in vigilia Natiuitatis Christi, Anno etc. M. D. xlvi. thdar hinn goduiliuge. Ottho Gotschalci.

Der Titel des 2. Theiles lautet:

Stuttar vthskyringar thra Gudzspialla sem i ffra Paschum, oc tijll Aduentunnar a Sunnudogonum lesin verda. Vignette Saman settar aff virdiligum manne, D. Antonio Coruino.

und ist umgeben von einer Einfassung mit der Inschrift AMOR . OMNIA . VINCIT . und der Jahrzahl 1522. Auf der Rückseite befindet sich ein großer Holzschnitt: Redemptoris. Mundi. Arma, in einem Rahmen mit dem Monogramm (Druckerzeichen?) von Ludwig Dietz.

Zwei Exemplare (eins davon unvollständig) in der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen.

Bruun theilt noch zwei Briefe des Bischofs Gisser Einersen von Skalholt an die Prediger seines Stiftes vom 6. Juni 1546 und vom 7. April 1547 mit, aus denen wir ersehen, daß der Preis des Buches nur 4 Mark dänisch betrug.

Antonius Corvinus (Rabener), geb. 1501 zu Warburg, bis 1523 dem Cisterzienserorden angehörig (über sein Leben vgl. Uhlhorn in Herzog u. Plitts Real=Encyklopädie, 2. Aufl., 3. Bd., S. 370) schrieb diese Auslegung der Evangelien als Prediger in Marburg, † 5. April 1553 in Hannover. Die erste Auflage, ohne Angabe des Jahres bei M. Lotter in Magdeburg gedruckt, ist in

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Schellers Bücherkunde unter Nr. 844 aufgeführt, eine zweite vom Jahre 1536 ebenda Nr. 853, eine dritte bei Hans Walther in Magdeburg 1537 erschienene beschreibt Fr. Hülsse in den Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg XVI (1881), S. 291 ff. Eine englische Uebersetzung kam im J. 1550 in London heraus.

10. Die Dänische Bibel von 1550.

Eine sehr ausführliche Beschreibung dieses Prachtdruckes, der sich in allen Stücken dem Hauptwerke L. Dietz's, der Lübecker Bibel von 1533/34, ebenbürtig zur Seite stellt, findet sich in dem oft angeführten Werke Bruun's Th. 2, S. 336 - 347. Voraus geht, was für die Kenntniß der Geschäftsthätigkeit unseres Druckers noch wichtiger ist, eine urkundlich belegte Geschichte des Druckes.

11. ? Almanach auf die Jahre 1549 und 1550.

Bruun erwähnt Th. II, S. 362 einen astrologischen Almanach auf das Jahr 1549, den der Kopenhagener Professor Peter Capiteyn dem Könige Christian III. widmete und einen ebensolchen auf das Jahr 1550, der noch auf der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen aufbewahrt wird. Von gedruckten Exemplaren ist allerdings nirgends die Rede, doch ist es nicht anzunehmen, daß diese Arbeiten nur in Handschrift geblieben sein sollten. Da nun, wie Bruun a. a. O. selbst angiebt, zur Zeit kein dänischer Drucker im Stande gewesen wäre, ein solches Werk zu drucken, so liegt die Annahme nahe, daß der Druck, falls er überhaupt stattfand, Ludw. Dietz übertragen worden ist, dessen Leistungsfähigkeit dem Verfasser aus der Zeit seiner Rostocker Wirksamkeit sehr wohl bekannt sein mußte. Vgl. Wiechmann I, 208.

*12. Andreas Musculus, Hosenteufel. 1556.

Vam Hasen D ue uele. │ Van den Tolod= │ derten, vnt ue chtigen, ehrerwe= │ genen, toddigen, talterhen Ha= │ sen D oe uele, vormaninge vnd │ warninge, etc. . etc. .│ Dorch den Erwerdigen │ Achtbaren vnd Hochgelerden │ Heren D. Andream Musculum. │ Gedr ue cket tho Rostock by │ Ludowich Dietz │ 1556

Auf der Rückseite des Titelblattes beginnen die im Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung Heft XIII (1888) Nr. 1 abgedruckten

Rime van dem │ Talltergen, Toddigen, │ Schendigen Ha= │ sen D ue uele. │ D. Gregorius Wagner │ von Resell. │ welche bis Bl. 3 b fortgehen. Darunter Zierleiste mit der Devise DORHEIT. MACHT. ARBEIT.

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Bl. 4 a beginnt der Text in genauem Anschluß an das hochdeutsche Original (zur Vergleichung diente das früher Herzog Johann Albrecht I., jetzt der Universitäts=Bibliothek zu Rostock gehörende Exemplar der zweiten Ausgabe, Franckfurt an der Oder, durch Johan. Eichhorn, Anno M. D. LVI. 4to.). Bl. 26 enthält auf der Vorderseite das Schlußwort mit der Widmung. Die Rückseite ist leer.

26 Bll. 8vo ohne Blz., mit Cust. und Sign. A, B, C, die letzte Lage von 10 Blättern. - 26 Zeilen. - Lettern Nr. 1, im Schlußwort Nr. 3.

Kgl. Universitäts=Bibliothek zu Göttingen (Theol. Mor. 298).

Goedeke, Grundriß, 2. Aufl., Bd. 2, S. 480.

Als Textprobe mag eine Stelle aus der fünften Sünde (Blatt C), die von den Wenden handelt, ausgehoben werden:

"Wy achten tho desser tydt vor vns de Wendē wat geringe, noch sehe wy, dat by en mehr erbarheit v n mit Querstrich tucht ys alse by vns, de wy doch wath beter syn willen. Du süst nenen Wendt, wo geringes standes he ock ys, de mit so korten vnd vpgedanen apenen klederen, vor Junckfruwen vnd Fruwen, vorne gantz bloth vnd entdecket gha, de nicht vmme syne Lenden ene fchörte hebbe, vnd sick ehrlick thoo decke."

Die vorausgeschickten Reime finden sich nur in der ersten, auch Goedeke unbekannt gebliebenen hochdeutschen Ausgabe von 1555 (W. v. Maltzahn, Bücherschatz Nr. 177). In allen späteren fehlen sie. Ueber die Person ihres Verfassers, des Frankfurter Professors Dr. Gregorius Wagner aus Rössel in Ostpreußen (nicht Reval, wie Goedeke a. a. O. vermuthet) giebt Dr. Johannes Bolte im Korrespondenzblatte des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung Heft XIII (1888) Nr. 2 nähere Nachricht.


Von einer genaueren Beschreibung der aus Ludw. Dietz' Pressen hervorgegangenen bisher nicht besonders aufgeführten Landtagsausschreiben in hochdeutscher Sprache, von denen jede Bibliothek und jedes Archiv Mecklenburgs eine größere Anzahl aufzuweisen hat, kann wohl füglich Abstand genommen werden. Mir liegen solche vor von 1538 (auf zwei verschiedene Tage), 1542 (ebenso), 1545, 1561.

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V.
Stephan Mölleman.

Stephan Möllemann (Müllemann, Myliander) erwarb 1560 das Bürgerrecht. Er verwaltete 1560/61 die Dietzische Druckerei, in der er vielleicht schon früher thätig gewesen war, im Namen der Erben, doch kommen 1561 auch schon Drucke unter seinem eigenen Namen vor. Später verheirathete er sich mit Anna Dietz, der nachgelassenen Wittwe seines Vorgängers, die ihm, nachdem er 1577 sein Brauhaus bei dem St. Nikolai=Kirchhof verkauft hat, 1578 ihr Haus am Hopfenmarkt zuschreiben läßt. 1592 verkauft Mölleman dies Haus weiter an den Dr. Christopher Hein. Hieraus erhellt, daß die von Lisch, Jahrb. IV, S. 140, Anm. 1 aufgestellte Behauptung. der Universitäts=Buchdrucker habe freie Behausung gehabt wohl kaum ganz zutreffend ist, wenigstens soweit Mölleman in Frage kommt. Die Freiheit der Behausung, deren a. a. O. gedacht wird, ist jedenfalls nur auf Freiheit von Abgaben zu beziehen. Wie Dietz druckt auch Mölleman annähernd 50 Jahre. 1610 erscheint als sein Nachfolger Joachim Fueß (Pedanus).

PROGNOSTICON │ Vp dat J ae r ] M. D. LXVIII │ flytich gestellet, │ dorch │ D. LEVINVM BAT- │ TVM. │ Rostock: │ [Rest der Seite abgeschnitten].

Vor zwei Jahren entdeckte Herr Rektor Fr. Bachmann zu Warin in einem alten Einbande erhebliche Bruchstücke eines alten Kalenders, welche bei aller Lückenhaftigkeit doch hinreichen, ein deutliches Bild von dem ehemaligen, naturgemäß bereits ein Jahr nach seinem Erscheinen veralteten und dem Untergang verfallenen Schriftchen zu geben. Es waren 8 Blätter 16mo ohne Blattzahlen mit etwa 24 Zeilen. Auf der Rückseite des Titels zwei kleine Holzschnitte, die regierenden Planeten des Jahres darstellend. Bl. 2 a folgt die Widmung:

Den Erbaren, Acht= │ baren, Hochgelerden, Hoch │ vnde Wolwysen Heren, Bor= │ germeistern vnd Radt, der l oe fflyken Stadt Str ae l= │ Sundt, mynen g ue nsti= │ gen Heren.

Diese nimmt 6 von den 13 Textseiten ein und handelt von der Wichtigkeit der Astronomie, beziehungsweise der darauf gegründeten Zeitrechnung. Auf den folgenden Seiten werden dann die vier Jahreszeiten mit dem in ihnen zu erwartenden Wetter und etwaigen Epidemieen einzeln aufgeführt.

Die letzte Seite zeigt einen Holzschnitt, eine menschliche Figur innerhalb eines Kreises mit den Figuren des Zodiacus, von denen

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Linien hinweisen auf die Körpertheile, auf welche das betreffende Gestirn einen guten, bösen oder mittleren Einfluß ausübt.

Die Schrift ist demnach vollständig verschieden von dem bei Wiechmann II, S. 57 beschriebenen Almanach vnde Prognosticon auf das vorhergehende Jahr von demselben Verfasser, da hier von jeder kalendarischen Form abgesehen ist. Im Uebrigen zeichnet sich diese Practica vor vielen anderen durch ihre streng sachliche und für damalige Zeit gewiß wissenschaftlich gehaltene Darstellung aus.

Bruchstücke im Besitz des Herrn Rektor Fr. Bachmann zu Warin und der Universitäts=Bibliothek zu Rostock.

VI.
Augustin Ferber der Aeltere.

So gut wir verhältnißmäßig über die älteren Druckereien und über die persönlichen Verhältnisse ihrer Besitzer unterrichtet sind, so wenig wissen wir eigentlich über die eine sehr umfangreiche Tätigkeit entfaltenden beiden Ferber, den älteren sowohl wie den jüngeren. Sicher findet sich auch über sie manche werthvolle Nachricht in den Archiven zu Rostock, Schwerin und Greifswald, doch wäre es eine sehr undankbare Mühe, zeitraubende Nachforschungen darüber anzustellen und so muß es einem günstigen Zufall überlassen bleiben, uns weiter zu belehren. Die Schrift, welche die Veranlassung gegeben hat, der Ferberschen Druckerei hier zu gedenken, ist ein klarer Beweis unserer mangelhaften Kenntniß in dieser Hinsicht. Sie führt den Titel:

Hauptartickel │ Christlicher le= │ re, Nach ordnung des │ Catechismi, in kurtze vnd deutli= │ che Fragestücke, richtiglich ver= │ fasset, vnd nützlich │ erkläret, │ Durch ANDREAM CELICHIVM │ Meckelnburgischen Superintendenten. │ ... Cum Privilegio. │ Gedruckt zu Güstrow │ [im fürst]lichen Meckelnburgischen Hoflager, │ [bei] Augustin Ferber.

Die Vorrede, "Den Ehrnvesten, Erbarn, vnd Wolweisen Bürgermeistern vnd Rathmannen, der Stadt Güstrow, meinen günstigen Herren, lieben Pfarrkindern und Freunden" zugeeignet, datirt vom 26. Juli 1581, sodaß der Druck wohl auch in dies Jahr zu setzen ist (das Titelblatt des vorliegenden, der Universitäts=Bibliothek zu Rostock gehörenden Exemplars ist am unteren Ende schadhaft).

219 Bll. kl. 8vo, ohne Blattzahlen, mit Signaturen A - e. Titel schwarz und roth gedruckt.

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Mit diesem Buche rückt Güstrow in die Reihe der mecklenburgischen Druckorte des 16. Jahrhunderts ein, eine Thatsache, die zwar nicht gänzlich unbekannt geblieben ist (vgl. "Etwas von gelehrten Rostockschen Sachen" 1740, S. 627), aber doch bisher kaum Beachtung gefunden hat. Einen zweiten Güstrower Druck besitzt die Kgl. Sächsische Bibliographische (ehemals Klemmsche) Sammlung in Leipzig:

Beschreibung │ Einer Legation vnd │ Reise, von Wien aus Ostereich auff │ Constantinopel, Durch den Wolgebornen │ Herrn, Herrn Dauid Vngnadn, Freyherrn zu Son= │ neck, vnd Pfandsherrn auff Bleiburgk, Auß Römischer keyserlicher Maiestat befehlig │ vnd abforderung an den Türcki= │ schen Keyser, Anno 72. verrichtet ... Itzund aber in Druck verfertiget, │ Durch │ M. FRANCISCVM OMICHIVM. │ Cum Priuilegio. │ Zu Güstrow im Fürstlichen Meckelnburgischen Hofflager, Anno 1582.

20 Bll. 4to ohne Blatt= oder Seitenzahlen, mit Signaturen Aij - EiiJ, ohne Angabe des Druckers. (Nach einer Mittheilung des Herrn K. Burger, Custos am Buchgewerbe=Museum zu Leipzig.) Von einem dritten erfahren wir aus der oben angeführten Stelle des "Etwas" den Titel: Andr. Celichii doctrina de peccato originali, Güstrow 1582.

Andere in Güstrow gedruckte Schriften aus dieser Zeit sind weiter nicht bekannt, doch läßt sich annehmen, daß auch Herzogliche Verordnungen u. dgl. in Ferbers Officin ans Licht getreten sind. Erst von 1617 an ist wieder ein ständiger Buchdrucker in Güstrow nachweisbar, Moritz Sachse, der am 28. März 1617 von Herzog Hans Albrecht "für einen Buchtrucker vnd vnderthenigen auffwarter, bey Tag vnd Nacht, mündtlich bestalt vnd angenommen worden, für eine jährliche Besoldung neben Essen und Trinken, an baarem Gelde 40 fl. sambt der gewöhnlichen Kleidung und librey, wan S. F. G. über Hoff kleiden würde." Sachse war Michaelis 1621 noch in dieser Stellung und hatte zu dieser Zeit an rückständiger Besoldung 86 fl. und eine Hofkleidung zu fordern. Bald nachher scheint er nach Rostock zurückgekehrt zu sein, da bereits 1624 ein J. Jäger als fürstlicher Buchdrucker in Güstrow genannt wird.

Augustin Ferber erwirbt das Bürgerrecht in Rostock im Jahre 1574 und druckt hier bis 1579, dann geraume Zeit in Greifswald. Sein Weggang von Rostock erfolgt demnach bald nachdem Stephan Möllemann als Nachfolger von Jacob Lucius 1579 die Universitäts=Buchdruckerei übertragen bekommen hatte. Es liegt

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nahe, darin die Ursache von Ferbers Wegzug zu erblicken, und dann würde Augustin Ferber der ungenannte Bewerber um diesen Posten sein, von welchem David Chyträus in dem bei Wiechmann Th. III, S. 216 mitgetheilten Schreiben berichtet, er sei von einem Helmstädter Doktor nach Rostock empfohlen, besitze aber keine Matrizen zu seinen Schriften, könne dieselben auch nicht selbst zurichten und gießen. Es wird diese Annahme zur Gewißheit durch den Umstand, daß sich im Jahre 1579 neben Lucius und Möllemann kein anderer Buchdrucker als Ferber in Rostock nachweisen läßt. Johann Stöckelmann und Andreas Gutterwitz, welche im Anfange dieses Jahrzehnts dort gemeinschaftlich thätig waren, befinden sich schon 1576 in Kopenhagen (Bruun, Aarsberetninger III, 12 [1887] Seite CCCI), von wo Gutterwitz später nach Stockholm übersiedelt. Dort war er noch 1596 als Buchdrucker ansässig. Auch Möllemann stand, um dies hier noch zu erwähnen, mit Stockholm in Geschäftsverbindung und druckte in den Jahren 1599 und 1603 für einen dortigen Bürger und Buchhändler Hermann Sulkens, ebenso Christoph Reusner, welcher sich dort bleibend niederließ. Das im "Etwas" 1740, S. 628 angegebene Jahr der dauernden Uebersiedelung nach Stockholm, 1608, kann indeß unmöglich richtig sein, da Chph. Reusner noch 1610 in Rostock druckt und Drucke aus seiner Officin (Rostochii, typis Reusnerianis) hier noch 1613 nachweisbar sind.

Augustin Ferber begab sich nach dem Fehlschlagen seiner Hoffnungen nach Güstrow an das Hoflager Herzog Ulrichs und erlangte von diesem ein Privilegium. Lange scheint es ihm auch hier nicht gefallen zu haben; er wendete sich nach Pommern, wo Herzog Bogislav XIII. im Jahre 1582 in Barth eine Buchdruckerei errichtete. Vielleicht hatte Ferber gehofft, selbst dort Unterkommen zu finden.

Ungefähr von 1585 - 1615 ist er in Greifswald thätig, während in Rostock Augustin Ferber der Jüngere, wohl der Sohn des ebengenannten, seit 1588 als Besitzer einer Buchdruckerei nachweisbar ist, die im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts in hoher Blüthe stand. Um 1616 erhielt Augustin Ferber d. J. die Bestallung als Rathsbuchdrucker und wird nicht lange vor 1635 gestorben sein. Der oben genannte Moritz Sachse war sein Schwager. Die im "Etwas" 1740, S. 627 geschehene Aufstellung dreier gleichzeitiger Buchdrucker mit Namen Augustin Ferber dürfte sich nicht halten lassen; eher ist ein Irrthum in dem dort angeführten 1655 geschriebenen Leichenprogramm auf Ferbers Nachfolger Nicolaus Keil anzunehmen.

 

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