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IV.

Alterthümer

in der Umgegend von Rostock.

Von

Ludwig Krause,

Stud. juris.


A. Steinzeit.

B earbeitete Feuersteine sind an verschiedenen Stellen gefunden. Nach Mittheilung des Jägers Herrn Sturm zu Wiethagen kommen dieselben in der Rostocker Heide öfters vor; er selbst hat zwei besessen. Ebenso sind bei Retschow (unweit Doberan) und bei Peez mehrere Steinkeile einzeln gefunden worden.

In der Sandgrube am Kösterbek=Beseliner Wege, dicht hinter dem Kösterbeker Mühlengehöft, fand ich einen behauenen (vielleicht zu einem Keil oder dergleichen bestimmten) blaugrauen Feuerstein, 16-17 Cm lang, an den beiden Enden 3 Cm, in der Mitte 4 1/2 Cm breit. Von der Mitte ab sind nach beiden Enden hin 5 - 7 Cm lange und etwa 1 1/2 Cm breite Späne abgeschlagen, so daß der Stein also von der Mitte ab, wo er 4 1/2 Cm hoch ist, nach beiden Enden hin immer niedriger wird und schließlich in eine Schneide ausläuft. Die beiden Seiten sind ziemlich steil zugehauen.

Dagegen sind Grabstätten, die man mit Sicherheit der Steinzeit zuschreiben könnte, nicht beobachtet. Möglicherweise gehört jedoch hierher

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der Hünenstein im Ivendorfer Forst bei Doberan.

In der nordöstlichen Ecke des Ivendorfer Forstes steht unmittelbar an, oder eigentlich in einem Waldwege ein gewaltiger Granitblock, der in der dortigen Gegend der Hünenstein heißt. Derselbe ragt an der Westseite 1,24 Mtr., an der Südseite 1,63 Mtr. und an der Ostseite 1,50 Mtr. aus der Erde hervor. Der ganze Stein ist an der Ostseite 2 Mtr. hoch, liegt aber 50 Cm in der Erde. Die Breite beträgt an der breitesten Seite, der Ostseite, 0,30 Mtr., unter der Spitze 0,80 Mtr. und unmittelbar über der Erde 1,80 Mtr. Beim Umwühlen der Erde um den Stein herum fanden sich ringsum kleine Feldsteine und Kohle, so daß sich wohl nicht daran zweifeln läßt, daß sich unter diesem Steine ein Hünengrab befindet.

 


 

B. Bronzezeit.

In ungeahnter Fülle haben sich dagegen in der Doberaner Gegend Grabstätten gezeigt, die nach der bisher in Meklenburg üblichen Terminologie als "Kegelgräber" zu bezeichnen sind und in denen man Fundgegenstände der zweiten prähistorischen Periode, der "Bronzezeit", vermuthen kann.

1) In dem "Zepelin" genannten Holze zwischen Althof und Doberan liegt nahe an der nordöstlichen Kante ein mit großen Buchen bestandenes Hügelgrab.

2) Die auf der neuen Generalstabskarte mit "Nägen B." bezeichnete Stelle südwestlich von Hohenfelde, da, wo sich vom Hohenfelde=Retschower Landwege der Weg nach Glashagen abzweigt, sollen nach Angaben des Krugwirthes zu Fulgenkoppel neun Hügelgräber liegen 1 ).

(Beim Ausgraben des Schulhausfundamentes zu Hohenfelde sollen unter demselben einige "olle Grapen" ausgegraben sein, die dann aber zerbrochen wurden und so verloren gegangen sind.)


1) In der Schweriner Sammlung befinden sich als Resultat einer Ausgrabung von "Kegelgräbern" bei Hohenfelde mehrere bronzene Schwerter, Armringe und "Pincetten". Dr. Beltz.
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3) Verfolgt man den Fulgenkoppel=Brusower Landweg eine Zeit lang durch den Ivendorfer Forst, so trifft man an der rechten Seite desselben im Schlage Nr. 7 im Süden des sogenannten Kronsmoores (auf der Schmettau'schen Karte "Kraus Mohr" genannt) vier Gräber, welche 40-50 Schritte vom Wege entfernt mitten in einer niedrigen Fichtenschonung auf einer kleinen Anhöhe liegen. Diese vier Gräber, die Kronsberge genannt, von denen das westlichste das höchste und das östlichste das größte ist, während die beiden mittleren nur halb so groß und hoch sind, zerfallen in zwei Gräberpaare, welche in einer ziemlich geraden Linie von Osten nach Westen liegen. Die zu einem solchen Paare gehörenden beiden Grabhügel stehen dicht bei einander und sind durch ein etwas über den Urboden emporragendes Bindeglied mit einander verbunden, während der Zwischenraum zwischen diesen beiden Paaren 12 Schritte beträgt. Der westlichste Grabhügel hat einen Umfang von etwa 100 Schritten, der daneben liegende kleinere von 60 Schritten. Das östlichste Grab hat dagegen 110, und das daneben liegende kleinere 50 Schritte Umfang. Der Länge nach von Osten nach Westen über die Spitzen abgeschritten, hält sowohl das östliche, wie das westliche Hügelpaar 47 Schritte. Die Form der vier Gräber ist ein oben abgerundeter Kegel mit fast kreisrunder Basis. Drei derselben, nämlich das östliche Paar und das kleinere der beiden westlichen Gräber, scheinen noch unberührt zu sein, während der größere Hügel des westlichen Paares an der Südostseite deutliche Spuren der Aufgrabung an sich trägt. Es befindet sich nämlich an der besagten Seite eine ziemlich ausgedehnte, aber nur sehr flache Vertiefung, in und neben welcher mehrere große Steine einzeln umherliegen. Nach Angaben des Krugwirthes zu Fulgenkoppel sind aus diesen Gräbern (wie es scheint, also nur aus dem westlichsten) von einem "Professor" schon verschiedene Urnen, welche mit Asche gefüllt waren, an der Luft aber gleich zerfielen, und mehrere Steinkeile ausgegraben. Die Urnen sollen nicht tief in der Erde in einer Steinkiste stehen, indem vier oder mehr große Steine im Viereck um die Urne aufgestellt und dann mit einem anderen gewaltigen Steine bedeckt sind. Im Mai und im December 1881 fand ich denn auch an der nordwestlichen Kante der oben erwähnten Vertiefung des westlichsten Grabes, dicht unter der Oberfläche, den Rest einer Steinkiste, d. h. drei von den Seitenpfeilern derselben, und mehrere Urnenscherben und Kohlenstückchen, welche wohl von einer der beim Ausgraben zerfallenen Urnen herrühren. Dagegen blieben ungefähr zwei

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Fuß tiefe Nachgrabungen auf dem kleineren Hügel des östlichen Paares resultatlos. Uebrigens scheinen die Gräber früher von einer Steinsetzung umgeben gewesen zu sein, oder doch die beiden Paare je vier Eckpfeiler gehabt zu haben; wenigstens liegen an der Nordost=, Südost= und Nordwest=Ecke des östlichen und an der Nordwest=Ecke des westlichen Paares noch jetzt vier ziemlich große Steine 1 ).

Die sämmtlich unverzierten Urnenscherben bestehen aus gebranntem, mit Steingrus vermischtem Thon und sind 1/2 bis 1 Cm dick. Sie sind außen theils röthlich, theils graubraun, innen aber alle schwärzlich gefärbt. Ueber Größe und Gestalt der Urne läßt sich aus den vorhandenen Resten nur soviel schließen, daß der Boden ungefähr 11 Cm im Durchmesser gehalten hat.

4) In der nordöstlichen Ecke des Schlages Nr. 15 im Heidenholz bei Glashagen befinden sich 15, resp. 17 Hügelgräber. Diese Grabhügel liegen alle dicht bei einander auf einem ziemlich kleinen Raume, dessen zwei nach Osten gelegene Drittel mit jungen Fichten bestanden sind, während das westlichste zur Zeit umgebrochen und mit Kartoffeln bepflanzt ist. Diese Fichtenschonung nebst dem Ackerstück werden im Süden von hohen Fichten, an der Südwestecke von einem Moore, im Westen von hohem Laubholz, im Osten und Nordwesten von mittelhohen Fichten und im Nordosten von einem Waldwege begrenzt. Die Gräber, von denen acht mit jungen Fichten bestanden, fünf, resp. sieben beackert und zwei, welche auf der Grenze zwischen der Schonung und dem Kartoffelfelde liegen, zur Hälfte mit Fichten bestanden sind und zur Hälfte beackert, sind alle kegelförmig mit abgerundeter Spitze und fast kreisrunder Basis, haben jedoch zum Theil, hauptsächlich mehrere der beackerten, nur eine außerordentlich geringe Höhe. Das sowohl seinem Umfange als auch seiner Höhe nach größte von diesen Gräbern soll nach Angaben einiger Tagelöhner früher von einem Kranze be=


1) Nach Mittheilung eines Ivendorfer Forstbeamten sind in der That von der Chaussee=Bauverwaltung Steine aus dem Umkreise der Kronsberge entnommen worden. Nicht ohne Interesse ist es, daß sich an den Namen die Sage geknüpft hat, in dem größeren Hügel stecke eine goldene Krone, welcher Glaube in ähnlicher Form sich bekanntlich gerade bei Kegelgräbern außerordentlich oft findet; gewöhnlich ist es allerdings eine Wiege, Kanne, Glocke oder Kessel. In diesem Falle ist nun nicht die Sage, sondern der Name das ältere; denn nach zahlreichen Analogien, auf die mich Herr Dr. E. Saß aufmerksam gemacht hat, ist Kronsberg = Kranichberg, und erst an den nicht mehr verstandenen Namen hat sich der Glaube angeknüpft. Dr. Beltz.
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hauener Steine umgeben gewesen sein. Das kleinste hat einen Umfang von 24 Schritten, dann folgen zwei von 25, drei von 30, eins von 35, eins von 37, zwei von 38, zwei von 40, zwei von 45 und eins von 53 Schritten. Zwei endlich sind, wenn überhaupt Gräber, doch schon so sehr niedergeackert (sie erheben sich nämlich nur knapp über den Urboden), daß ihr Umfang nicht mehr genau festzustellen ist. Die Fichtenschonung und ebenso auch das Kartoffelfeld scheinen früher mit hohem Laubholz bestanden gewesen zu sein, wenigstens stehen dort noch mehrere alte Stumpfe von abgehauenen großen Buchen. Uebrigens sind aus den zur Zeit beackerten Gräbern nach Angaben der oben erwähnten Tagelöhner beim Umbrechen des Waldbodens die Steine herausgegraben, wobei sich jedoch nur "Pottschürr" gefunden haben sollen.

Auf der westlichen, der beackerten Seite des größten Grabhügels fand ich mehrere unverzierte Urnenscherben und ein abgesplittertes Stück Feuerstein mit zwei völlig platten, berußten Seiten, sowie auf zwei anderen Gräbern, dem von 37 Schritten und dem einen der beiden von 38 Schritten Umfang, eine mit einer schmalen, geraden Rille verzierte und mehrere unverzierte Urnenscherben, darunter drei Stücke vom Urnenrand und eins vom Boden. Die letzteren Scherben lagen zum Theil etwa 1/2-1 Fuß tief auf einem Quadratfuß zerstreut unter einem Steine.

Die Urnenscherben zerfallen in zwei Arten, welche sich jedoch auf den Grabhügeln unmittelbar bei einander fanden. Die eine Art ist ziemlich roh gearbeitet, besteht aus gebranntem, mit einer ungeheuren Menge feinen Steingrußes vermengtem Thon und hat eine rauhe Oberfläche von grauer oder schwarzer Farbe. Die hierzu gehörenden Urnen haben nach den vorhandenen Stücken einen völlig platten Boden und einen oben abgerundeten und etwas nach außen gekrümmten Rand gehabt. Die anderen Scherben bestehen ebenfalls aus gebranntem Thon, der aber viel weniger mit Steingruß vermischt ist. Sie sind feiner gearbeitet, haben eine fast völlig glatte Oberfläche und eine röthliche oder graubraune, innen auch wohl eine schwarze Farbe und sind zum Theil dünner als die vorigen. Der Rand dieser Urnen ist oben ebenfalls abgerundet, aber nicht so stark nach außen umgebogen. Zu dieser letzteren Abtheilung gehört auch die oben erwähnte verzierte Scherbe, welche nur etwa 1/3 Cm dick ist. Nach Jahrb. X, S. 247, scheinen die Urnen der ersten Art Beinurnen (ossuaria) und die der zweiten Aschenurnen (cineraria) gewesen zu sein.

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5) An der Westseite des sogenannten Retschower Holzes, des südlichen Theiles des Ivendorfer Forstes, liegt auf einem Höhenrücken in der Nähe eines kleinen Moores unmittelbar an der Waldkante eine Gruppe von Hügelgräbern, vom Volke "de nägen Barg" genannt. Dieselbe besteht, trotzdem man dem Namen nach auf neun schließen sollte, dennoch augenscheinlich aus elf Grabhügeln, von denen drei im Holze, und die übrigen acht auf dem Felde des Erbpächters Peters liegen. Der Umfang der einzelnen Gräber wechselt zwischen 30 und 78 Schritten. Jedoch sind nicht mehr alle Hügel unversehrt; denn zwei derselben sind beim Ziehen des Grenzgrabens zwischen Holz und Acker etwa zur Hälfte abgegraben, während das südlichste der drei im Walde liegenden durch ebendenselben Graben in der Mitte etwa 1 Mtr. tief durchschnitten ist, worauf man dann die auf dem Felde liegende Hälfte allmählich niedergepflügt hat, so daß sie sich fast gar nicht mehr über den Urboden erhebt. Der im Walde liegende Theil dieses letzten Hügels ist der höchste der ganzen Gruppe und hat eine Höhe von ungefähr 1-1 1/2 Mtr., dann folgt von den im Holze liegenden der Höhe nach zunächst der nördlichste und endlich der mittelste. Die Größen der einzelnen Gräber verhalten sich folgendermaßen zu einander. Das nördlichste der drei im Walde liegenden hat 58-60 Schritte Umfang und ist mit 35 bis 40 Buchen von 20-40 Cm. Umfang bestanden, das mittelste trägt bei 30 Schritt Umfang 10-12 Buchen, während das südlichste im Ganzen einen Umfang von 60 Schritten gehabt hat. Die auf dem Felde liegenden Hügel haben 78, 76, 72, 57, 55, 53 und die beiden nur noch zur Hälfte vorhandenen 40 und 35 Schritte Umfang. Die Entfernung der einzelnen Gräber von einander wechselt zwischen 2 und 22 Schritten. Sämmtliche Grabhügel haben dieselbe Form, oder haben sie doch wenigstens gehabt. Sie bilden oben völlig abgerundete Kegel mit fast kreisrunder Basis. Nach Angabe des Krugwirthes zu Fulgenkoppel soll übrigens der Erbpächter Peters aus den auf seinem Acker liegenden Gräbern zum Theil die Steine herausgebrochen haben, wobei aber außer einigen Urnenscherben keine Alterthümer gefunden wären. An den Grabhügeln selbst ist nichts vom Herausgraben der Steine zu bemerken.

6) Ueber die im Hütterwohld bei Bollbrücke befindlichen Gräber siehe unten Abh. V.


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In der Gegend östlich der Warnow sind bisher keine Grabstätten aus dieser Periode gefunden worden. Aber im Holze bei Körkwitz unweit Ribnitz befinden sich nach Angaben des jetzigen Einjährig-Freiwilligen F. Haase zu Rostock ziemlich viele ovale Erdhügel, welche dem Anscheine nach Gräber sind.

 


 

C. Burgstätten.

a. Oestlich der Warnow:

1) Die alte Burg Rostock.

Der alte Rostocker Burgberg, die Petribleiche (vergl. Jahrb. IX und XXI), hat 700 Schritt Umfang und ist 220 Schritt lang. Schüler fanden 1881 auf demselben noch mehrere alte Gefäßscherben aus gebranntem, mit Steingruß vermischtem grauem Thon, darunter ein Randstück und eine mit einer eingegrabenen Wellenlinie verzierte Scherbe.

2) St. Marien=Ziegelhof.

Der St. Marien=Ziegelhof vor dem Mühlenthore scheint in gleicher Weise wie der frühere St. Peters=Ziegelhof, die jetzige Petribleiche (die alte Rostocker Burg), ein alter, aufgeschütteter wendischer Burgwall zu sein. Denn auch er liegt von tiefen Wasserläufen und Wiesen umgeben, welche letzteren nur an einer kurzen Strecke allmählich in feuchtes Gartenland umgewandelt sind, wie eine feste Insel nahe an der Warnow und steht eigentlich nur durch zwei aufgeschüttete Dämme mit dem Festlande, resp. dem Mühlendamme in Verbindung.

3) Burgberge bei Kessin.

Die Kessiner Burgberge (Jahrb. XXI, S. 55) sind zum Theil nicht mehr genau von einander zu unterscheiden, da sie allmählich in die Wiese hineingepflügt sind. Jenseit der Burgberge nach Hohen=Schwarfs zu wird in die Wiese jetzt übrigens Bauschutt hineingefahren. Der letzte, d. h. von Kessin ab der entfernteste Burgberg besteht, soviel man an einer ausgegrabenen Stelle sehen kann, aus lehmigem Sand, der sich auch in den umliegenden Höhen findet.

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4) Fresendorfer Schloßberg.

Der Fresendorfer Schloßberg liegt nicht weit von der Kösterbek entfernt im Südwesten des Ortes Fresendorf, dicht an dem von hier nach Beselin führenden Wege. Er bildet fast eine von Norden nach Süden gerichtete, 37 Mtr. über dem Meeresspiegel liegende Ellipse von 640 Schritten Umfang und ist etwa 12 Mtr. hoch und an allen Seiten ziemlich steil und abschüssig. Die Abhänge sind mit Gras und Buschwerk bewachsen; obenauf wird er jedoch beackert und ist dort nicht, wie auf den neuesten Karten irrthümlicher Weise angegeben ist, mit Holz bestanden. An der Westseite ist 1880 ein Theil des Abhanges hinunter gerutscht und liegt jetzt unten auf dem Acker. Im Süden führt ein zum Theil ausgegrabener Ackerweg auf den Berg hinauf, und an der Nordostseite lassen sich ebenfalls noch Reste eines solchen erkennen. Auf der Süd= und der Westseite stehen nicht weit vom Schloßberge entfernt zwei ziemlich große und steile kegelförmige Hügel (vielleicht alte Vorburgen oder dergl. ?), zwischen deren letzterem und der Burg ein kleiner, jetzt allerdings fast ganz zugepflügter Sumpf liegt.

Von dortigen Alterthümern, die auf und am Schloßberg, auf dem Acker um ihn und den westlichen kegelförmigen Hügel herum, in dem nach den Kösterbeker Tannen hin gelegenen Sumpfe und auf dem in diesen sich hinein erstreckenden beackerten Hügel gefunden sind, besitze ich in meiner Sammlung Folgendes: Thierknochen, zum Theil verkohlt; Pferde= , Schweine= und andere Thierzähne, Fischgräten, das untere Ende eines Rindshornes; ein Stück von einer menschlichen Schädeldecke, 4 Mm. dick, 2-5 Cm lang, 1-4 Cm breit, an einer Seite in einer Naht gebrochen, sechs Feuersteinsplitter, darunter ein beil= und ein pfeilspitzenartiger, Holzkohle, Klehmstaken, Steine, die im Feuer gewesen sind, Schlacke, Mauersteinstücke, ein Stück einer flachen Dachpfanne, zwei Schleifsteinstücke, eine halbe Perle aus Thon, Kalkstücke, ein kleines Stückchen Eisen, eine kleine Eisenplatte, viele verzierte und unverzierte, zum Theil auch glasirte Gefäßscherben.

5) Burgberg bei Hohen=Schwarfs.

In den Warnow=Wiesen bei Hohen=Schwarfs soll sich ein alter, wendischer Burgwall befinden, und zwar dem Anscheine nach nicht aufgeschüttet, sondern aus einer natürlichen Insel aus Flugsand bestehend. Beim Abgraben desselben wurden drei Keile aus Diorit gefunden.

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6) Burgberg bei Reez.

In den Zarnow=Wiesen oberhalb des Gutes Reez liegt ziemlich nahe an der Zarnow und nicht weit vom Hofe entfernt ein schroff aus dem Moore aufsteigender, jetzt beackerter wendischer Burgwall, der ungefähr so hoch ist wie der mächtige Toitenwinkler und einen Umfang von 550 bis 600 Schritten hat.

7) Der Ratswall bei Groß=Lüsewitz.

Der "Ratswall" genannte Burgberg liegt in einem sumpfigen Laubholze zwischen Groß=Lüsewitz und Wehnendorf, in der Westecke der ausgedehnten Wolfsberger Seewiesen, einem durch die Kösterbek entwässerten und allmählich in ein großes Moor verwandelten alten Seebecken. Der mit etwa 80 ziemlich großen Laubbäumen bestandene Burgberg hält unten 175 und oben 140 Schritte im Umfang und hat eine Höhe von etwa 5,50 Mtr. Rings um diesen Berg zieht sich ein alter Graben von 12-15 Schritt Breite, welcher 1879 neu aufgeworfen ist.

8) Burgwall bei Vogtshagen.

Nördlich von Vogtshagen zieht sich von Südost nach Nordwest eine ziemlich schmale, aber sehr lange Sumpfniederung hin, welche auf der Schmettau'schen Karte "Langer Porth" benannt ist. Dieser Sumpf schneidet östlich vom Vogtshagen=Benekenhagener Landwege an einer Stelle nach Norden hin weit in das feste Land hinein, so daß hierdurch eine ziemlich ausgedehnte Bucht entsteht. In der Mitte dieser letzteren erhebt sich am nördlichen Ufer eines kleinen Baches, der sich später mit dem bei Körkwitz in den Ribnitzer Binnensee mündenden Wallbach vereinigt, ein alter, jetzt beackerter Burgberg, der hauptsächlich an der Nord= und Ost=Seite schroff aus dem Sumpfe aufsteigt und ungefähr einen Umfang von 450 Schritten hat.

9) Die Burgberge bei Toitenwinkel und Dierkow.

Der große, jetzt übrigens beackerte Toitenwinkler, sowie auch der Dierkower Burgberg sind schon Jahrb. XXI, S. 53, näher beschrieben. Sie liegen beide in einer gewaltigen Sumpfniederung, die sich in der Richtung der Ober=Warnow Rostock gegenüber zwischen Dierkow und Cheelsdorf hindurch nach Toitenwinkel erstreckt. Die Niederung ist aber,

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wie sich auch noch jetzt erkennen läßt, hauptsächlich aber aus der Schmettau'schen Karte klar hervorgeht, ein alter Warnowlauf, der zwischen Cheelsdorf und Krummendorf wieder in die Unter=Warnow einmündete. (Denn von der Nordostecke dieser großen Sumpffläche zog sich früher wiederum eine Moorniederung in östlicher Richtung nach der Unter=Warnow hin.) Jetzt ist von diesem letzteren allerdings nur noch der untere Theil zu beiden Seiten des Cheelsdorf=Oldendorfer Landweges vorhanden, während das obere Stück, welches jedoch dem umliegenden Felde gegenüber noch immer eine ziemliche Senkung bildet, allmählich zugepflügt ist.

In diesem alten Warnowlaufe finden sich nun außer den beiden schon genannten noch zwei andere wendische Burgberge, wohl die in Jahrb. XXI, S. 54, vermißten Vorburgen der beiden ersten. Der eine derselben liegt 115 Schritte vom Festlande entfernt in der Wiesenecke, welche in das Dorf Toitenwinkel hineinschneidet. Er wird jetzt durch den Damm, über den der Weg von der Fähre sowie der vom Hauptburgwalle nach Toitenwinkel führt, in zwei Theile getheilt, und zwar in einen größeren nordöstlichen und einen kleineren südwestlichen. Das größere Stück hat 263 Schritte Umfang, ist 120 Schritte lang und 55 Schritte breit, während das kleinere nur 57 Schritte im Umfang, 20 in der Länge und 33 in der Breite mißt. Der ganze ovale Burghügel hat einen Umfang von 336 und eine Länge von 148 Schritten und ist an der höchsten Stelle etwa 1-1,20 Mtr. hoch. Die zweite Vorburg, die ungefähr ebenso hoch ist wie die erste, liegt zwischen der Dierkower und der Toitenwinkler Hauptburg, doch näher nach der Dierkower hin, nahe am Cheelsdorfer Festlande. Auch dieser Berg wird von einem Damm des Fähre=Toitenwinkler Kirchsteiges durchschnitten. Das größere, nördliche Stück von 248 Schritt Länge und 750 Schritt Umfang erstreckt sich zunächst in einer Breite von 60 Schritt etwa 130 Schritt in die Wiese hinein, ist dann an der Ostseite etwas eingeschnitten, so daß es hier nur 55 Schritt in der Breite hält, und erweitert sich darauf nach eben dieser Seite hin zu einem ziemlich runden Kopfe von 118 Schritt Länge und 110 Schritt Breite. Der kleinere, südliche Theil hat 75 Schritte Umfang, ist 65 Schritte lang und 20-25 Schritte breit. Dieses Stück des Burgberges hängt jetzt an der Westseite mit dem Festlande zusammen, von dem man jedoch noch deutlich erkennen kann, daß es allmählich in den Sumpf hineingepflügt ist. Von der Südostecke dieser Vorburg aus läuft ein 5-6 Schritte breiter aufgeschütteter Fahr=

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damm erst 85 Schritt weit in östlicher und dann 270 Schritt in südöstlicher Richtung mitten in die Moorwiese hinein. Die größeren, obenauf vollständig platten, beackerten Theile beider Vorburgen steigen schroff aus dem Sumpfe empor, während die kleineren, nicht bebauten Stücke sich ganz allmählich aus demselben erheben. Auf dem Burghügel bei der Fähre fand der Gymnasiast Brümmer 1881 mehrere Klehmstaken und alte wendische Gefäßscherben, darunter eine mit Längsrillen verzierte.

10) Der Wallberg bei Gelbensande.

Nordöstlich von Gelbensande, nicht weit von der Rostock=Ribnitzer Chaussee entfernt, liegt am linken Ufer des in den Ribnitzer Binnensee mündenden Wallbaches im Holze ein alter Burgberg, "der Wallberg" genannt. Er ist 7,20 Mtr. hoch, hat oben einen Umfang von 53 und unten einen solchen von 100 Schritten und ist mit mehreren großen Buchen bestanden. Um ihn herum lassen sich mit Ausnahme der nordöstlichen, d. h. dem Wallbache zugewandten Seite noch die Spuren eines alten Grabens erkennen. Dieser Grabenrest ist an der breitesten Stelle 4 Schritte breit. Der Wallberg hat mit Ausnahme der fast ganz steilen Nordostseite schräge Abhänge. Dieser Burgberg hat eine gewisse Aehnlichkeit mit dem oben beschriebenen Ratswall bei Groß=Lüsewitz.

 

b. Westlich der Warnow:

11) Burgberg an der Ulmenstraße zu Rostock.

An der Ulmenstraße zwischen dem Friedhofe und dem neuen Exercirhause liegt an dem von den Barnstorfer Anlagen herkommenden und bei Kabutzenhof in die Warnow mündenden Bache, der früher die Jungfernmühle trieb, mitten in den Wiesen ein aus dem Sumpfe emporragendes ziemlich großes Ackerstück, augenscheinlich ein alter wendischer Burgberg.

12) Die Hundsburg bei Schmarl.

Auf der Feldmark des Hofes Schmarl liegt südlich von diesem Orte, dicht am Ufer der Unterwarnow, von tiefen Wiesen umgeben und nur durch einen schmalen Fahrdamm mit dem Festlande verbunden, der gewaltige Burgberg der alten fürstlichen Hundsburg. Der jetzt in Acker gelegte Hügel soll nach Angaben des Böters Anders zu Rostock früher eine

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Insel gewesen sein, so daß man mit einem Boote um ihn herumfahren konnte.

1266 wurde hier die erwähnte Burg erbaut. Doch blieb sie nicht lange in fürstlichen Händen; denn schon 1278, also 12 Jahre nach ihrer Erbauung, wurde sie vom Fürsten Waldemar an die Stadt Rostock verkauft. Schon vorher, im Jahre 1270, ging man einmal damit um, das Cistercienser=Nonnen=Kloster zum heil. Kreuz hier anzulegen. Am 11. Mai 1582 beschlossen die Rostocker dann die Burgreste abzubrechen und die Steine nach Warnemünde zu schaffen, um das neue Tief, einen Dünenbruch, damit zu fangen. - Reste von Mauerwerk sollen sich übrigens noch jetzt auf dem Burghügel finden.

13) Burgberg bei Neuhof (Amts Doberan).

Nördlich von Neuhof, also nach Parkentin hin, liegt unmittelbar am Moore, einem alten Warnowlaufe, ein ziemlich großer mittelalterlicher Burgberg, auf welchem vor Zeiten ein Räuberschloß gestanden haben soll. Dieser Burgberg ist kürzlich theilweise abgetragen und in das anstoßende Moor gefahren. Bei dieser Abtragung wurde auf ihm noch ein altes, sehr festes Fundament aufgegraben, auch wurde daselbst von einem Häusler aus Hohenfelde ein runder Stein, der wie Glas aussehen soll, gefunden. (Ueber gefundene Schiffstrümmer vergl. weiter unten.)

Auf diesen Burgberg bezieht sich auch wohl die in W. Raabe's Meklenburg. Vaterlandskunde 1857, Th. I, S. 485 unter Parkentin angeführte Stelle: "Von einer Burg findet man noch Spuren auf einer Anhöhe im Wiesengrunde".

 


 

D. Alterthümer vom Dierkower Burgberg.

Die hier aufgezählten Alterthümer befinden sich sämmtlich in meiner Sammlung und sind in den Jahren 1879-1881 theils von mir und meinem jüngeren Bruder, theils von Freunden gefunden. Zu bemerken ist, daß fast Alles in der oberen, schwarzen Erdschicht, also nur 1-3 Fuß unter der Oberfläche lag, während aus dem hierunter gelagerten Lehm nur drei Stücke ausgegraben wurden.

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Gefunden ward Folgendes:

1) Gebrannte Thon= und Lehmstücke, theilweise mit deutlichen Eindrücken von Strohhalmen, Rohr und dünnen Stöcken. Diese sogenannten Klehmstaken sind meist nur klein und nicht über Faustgröße; sie finden sich dort in großer Menge und sind zum Theil berußt. Neben diesen festen Stücken kommen auch ganze Schichten dieses gebrannten Lehmes und Thones von 3-7 Cm Dicke und 4/2-1 □Fuß Ausdehnung vor, welche jedoch gänzlich verwittert sind.

2) Berußte oder doch wenigstens im Feuer gewesene Feldsteine. Auch von diesen findet sich eine ziemliche Menge, jedoch meistens sehr oder gar völlig verwittert, so daß sie gleich zerbröckeln, wenn man sie ausgräbt.

3) Mauersteinstücke, aber nur sehr wenige und sehr kleine.

4) Holzkohle, ziemlich viel, aber meistens ganz verwittert, so daß nur sehr kleine Stücke zu erhalten sind. Stellenweise ist sie schon so verwittert, daß sie nur noch an der dunkelen Farbe der Erde und an einzelnen kleinen Holzfasern zu erkennen ist.

5) Metallschlacken, resp. andere Schlacken fanden sich 1880 und 1881 mehrfach.

6) Thierknochen und =Zähne. Von beiden finden sich ungemein viele. Bei weitem die meisten Knochen stammen von Säugethieren, doch sind auch einige von Vögeln darunter, wie z. B. einige große Flügelknochen. Der größte Theil der Knochen ist zerschlagen oder zerbrochen. Zwei kleine Stücke haben deutliche Schnittflächen, und zwar ist das eine fast vierkantig, 3 1/2 Cm lang und am dicksten Ende 3/4 Cm dick. Von den Zähnen, welche zum Theil noch in ganz oder theilweise erhaltenen Unterkieferhälften sitzen, sind bei weitem die meisten Schweinszähne (darunter auch mehrere große Hauer). Doch finden sich auch viele Pferde= und in geringerer Anzahl auch kleinere Wiederkäuerzähne. Endlich fanden sich noch einige Fischschuppen, Fischknochen und Fischgräten, darunter auch ein Knochenstück von einem Schädel.

7) Hörner und Geweihstücke, von ersteren jedoch nur die inneren Knochenkerne, die Hornzapfen. Zunächst 1879 gefunden: das untere Ende eines Rindshornes, 10 Cm lang, etwas gebogen, im Umfang fast rund, am untersten Ende mit mehreren Schlag= oder Schnittstellen; 1881: zwei ziemlich gerade, nur sehr wenig gebogene Rindshörner, beide dicht neben einander gefunden und offenbar zusammen gehörend.

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Sie sind ziemlich flach zusammengedrückt und laufen vorne in eine sehr scharfe und hinten in eine etwas abgerundete Kante aus. Unten beträgt der Umfang etwa 15 Cm und oben 8-10 Cm, doch fehlt bei beiden die eigentliche Spitze. Das eine ist 18 Cm und das andere 20 Cm lang. Jedoch sind aus dem zweiten beim Ausgraben unten zwei Stücke ausgebrochen, aber noch beide vorhanden. Geweihstücke: das untere Ende einer Rehstange, oberhalb der Rose 4 1/2 Cm, unterhalb derselben 3 Cm lang. Ferner 1881 gesunden: zwei abgeschnittene oder abgesägte Hirschhornspitzen. Die eine, sehr verwitterte, ist 4 Cm, die andere, sehr gut erhaltene und fast thonartig grau aussehende 2 Cm lang. Beide haben eine völlig glatte Schnittfläche. 1880 fand sich die Spitze einer Hirschstange, 6,5 Cm lang, am unteren Ende 6,4 Cm und am oberen (der Spitze) 1,4 Cm im Umfang. Diese Spitze ist offenbar von einem Horne abgesägt oder abgeschnitten, da das untere Ende eine ganz glatte Schnittfläche zeigt. Ferner ein etwa 2 Cm langes und 1-1 1/2 Cm dickes Stück einer Reh= oder Hirschstange, oben und unten abgeschlagen und mit deutlichem Schlagansatz.

8) Ein bearbeitetes Stück Eichenholz, etwa 7 Cm lang, 3-3 1/2 Cm breit und am einen Ende 1 3/4 Cm, am anderen 2 Cm dick, oben etwas abgerundet, sonst an allen Seiten ziemlich glatt, fast sechskantig abgeschnitten, doch schon etwas verwittert.

9) Werkzeuge und Geräthe aus Horn und Knochen.

a. Zwei Pfeilspitzen aus Vogel= (Flügel=?) Knochen, beide völlig gleichartig und aus derselben Knochenart verfertigt und nur durch die Größe unterschieden. Die kleinere ist 16 Cm lang, während die Länge der zweiten 8 Cm beträgt.

b. Dolch spitze aus Hirschhorn; doch ist dieselbe, wie die Bruchfläche am hinteren Ende zeigt, nicht vollständig aufgefunden. Der vorhandene Theil derselben ist in zwei Stücke zerbrochen und im Ganzen 9 Cm lang. Der Durchmesser beträgt am hinteren Ende ungefähr 1 Cm. Im Uebrigen ist der Dolch etwas gebogen und nur sehr roh zugeschnitten, jedoch ziemlich spitz.

c. Eine Nadel aus Knochen mit einem runden, durchgebohrten Loche als Oehr. Sie ist fast 12 1/2 Cm lang und ziemlich dick. Am oberen Ende ist sie in einer Länge von 2 1/2 Cm abgeplattet, wird dann rundlich und läuft endlich in eine, jedoch ziemlich stumpfe, Spitze aus. An der Stelle des Oehres, 1-1 1/2 Cm vom oberen Ende entfernt, beträgt

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die Breite etwa 3/4 Cm. Das Oehr hat einen Durchmesser von 5 Mm.

d. Ein kleiner Kamm aus Knochen, 2,7 Cm lang und 1 ,5 Cm breit, achtzinkig, doch sind kürzlich 3 Zinken, die aber noch vorhanden sind, in einer alten Bruchstelle abgebrochen. An dem festen Theile über den Zinken hat er an beiden Seiten eine kleine halbkreisförmige Einbuchtung von 3 1/2 bis 4 Mm Durchmesser. Die Dicke beträgt 3 Mm.

10) Geräthe aus Eisen.

a. Ein kleiner, stark verrosteter Haken. Eine 1 1/2 Cm lange und 1 Cm breite Platte von der Form einer Ellipse (1-2 Mm dick) biegt in einen 5 Mm dicken runden Haken um, dessen innere Wölbung einen Durchmesser von 1 Cm hat.

b. Ein Haken, 6 Cm lang und 3-9 Mm dick, stark verrostet, am einen Ende zu einer Oese von 3-6 Mm Durchmesser und am anderen nach derselben Seite hin zu einem kleinen, nur 1/2-1 Cm hohen Haken umgebogen, dessen Wölbung einen Durchmesser von 1/2 Cm hat.

c. Ein Haken (oder umgebogener Nagel?). Derselbe ist 4 /2 Cm lang und besteht aus einem viereckigen Eisenstift, der an einem Ende 1/2 Cm dick ist und nach dem anderen hin, welches zu einem 1 Cm hohen Haken umgebogen ist, allmählig spitz zuläuft. Stark verrostet.

d. Ein stark verrosteter runder Nagel, 7-8 Cm lang, etwas krumm gebogen, an der dicksten Stelle, dicht unterm Kopfe, etwa 1 Cm dick, nach der Spitze hin allmählich bis zu 3 Mm Dicke abnehmend. Der Kopf hat einen Durchmesser von 2 1/2-3 Cm.

e. Ein Nagel, sehr stark verrostet, ohne Kopf, viereckig, 9 Cm lang, etwa 1/2 Cm dick.

f. Ein Stück eines Nagels, stark verrostet, etwa 5 Cm lang und 1/2 Cm dick.

g. Ein Stück von einem Nagel oder Stift, 3 1/2 Cm lang, 2 Mm dick, viereckig, etwas abgeplattet, verrostet.

h. Ein Nagel mit Kopf, 5 1/2 Cm lang, viereckig, 1/2 bis 3/4 Cm dick, verrostet. Durchmesser des Kopfes 2 Cm.

i. Eine kleine Platte, viereckig, 2 Cm lang, 1/2 Cm breit und 1-2 Mm dick, verrostet.

k. Ein 3 1/2 Cm langes, 3/4-1 Cm breites, 2 Mm dickes, plattes, sehr stark verrostetes Stück Eisen, welches in einer Windung umgedreht ist. Beim Finden ist ein etwa 7 Cm langes Stück abgebrochen und verloren gegangen, so daß das Ganze also vorher 4 1/2 Cm lang war.

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l. Ein 3 1/2 Cm langes, fast vierkantiges Stück Eisen, am einen Ende 2 Cm, am anderen 1 1/2 Cm breit und durchschnittlich etwa 1 Cm dick, wenig verrostet.

m. Ein Eimerhenk, 21 Cm lang, am einen Ende etwa 2 Cm lang zu einer allerdings nicht ganz geschlossenen Oese umgebogen, während am anderen Ende ein Stück fehlt. Das ganze Stück ist etwas gekrümmt und scheint, soweit die starke Verrostung es erkennen läßt, gewunden zu sein.

n. Eine Messerklinge (?), beim Finden in vier Stücke zerbrochen, wovon eins verloren gegangen ist; sehr stark verrostet. Das Ganze ist 5 Cm lang und in der Mitte 1 Cm breit; die Dicke beträgt 3 Mm.

o. Eine Messerklinge, an beiden Enden abgebrochen, stark verrostet und ungemein schartig, 5 1/3 Cm lang und etwa 3/4-1 Cm breit.

11) Eine halbe Perle (?) aus einer rothen steinartigen Masse, 1 Cm hoch und 3/4 Cm dick.

12) Ein Stück rothen Bernsteins, 4 Cm lang und 6 Cm im Umfang messend, etwas verwittert, gefunden etwa 1 Fuß tief im Lehm, 2 Fuß tief unter der Erdoberfläche, unter einem Feldsteine von mittlerer Größe. Dies ist das einzige Stück von den Alterthümern, welches außer zwei Gefäßscherben im Lehm, fast an der Oberfläche desselben, gefunden wurde, alles Andere lag in der Humusschicht.

13) Ein Stück einer grauen, harzartigen Masse, welche beim Verbrennen angenehm riecht (Räucherharz?).

14) Unverzierte Gefäßscherben, sämmtlich aus Thon und auch sämmtlich gebrannt, wenn auch zum Theil nur sehr schwach. Die meisten sehen auf der Außen= und Innenseite grau aus, doch sind auch viele außen roth und innen schwarz, außen und innen schwarz, außen grau und innen schwarz, außen roth und innen grau, außen schwarz und innen roth, außen und innen gelbgrau, außen und innen roth. Ein Theil ist auch ziemlich stark berußt oder mit einer Schicht von zergangener Kohle überzogen. Die meisten Scherben sind, wie es an den Bruchstellen zu sehen ist, im Inneren zwischen den beiden äußeren Flächen grau. Nur sehr wenige sind durch und durch roth gefärbt. Alle sind mehr oder weniger mit Steingruß, hauptsächlich mit Glimmer und Quarz, durchmengt, und zwar am stärksten die ganz und gar schwarzen und einige graue, am wenigsten, ja theilweise fast gar nicht die gänzlich rothen. Die Dicke der Scherben wechselt zwischen 1/2-1 1/2 Cm.

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Die unverzierten Stücke vom Gefäßrand sind verschieden geformt. Sie sind nämlich: a. oben abgerundet, oder b. oben wagerecht glatt abgeschnitten oder abgeplattet, oder c. von innen nach außen schräge aufwärts abgeschnitten, oder d. wie b. oder c., doch so, daß der Rand nach außen hin übersteht oder dorthin etwas umgebogen ist, oder e. oben wagerecht abgeschnitten, doch 1/2-1 1/2 Cm unter dem Rande nach außen vorspringend, oder f. nach außen hin mehr oder weniger umgebogen.

Die Art d. ist die häufigste; denn von ihr sind 1880 und 1881 zusammen 24 Stücke gefunden, während von a. nur 11, von b. 8, von c. 2, von e. 2 und von f. 5 Stücke gefunden wurden.

Stücke aus dem Gefäßboden oder solche vom unteren Theile des Gefäßes mit einem Stücke des Bodens befinden sich unter den unverzierten Gefäßscherben etwa 60. Bei weitem die größte Anzahl derselben geht innen theils mit einer größeren oder geringeren Rundung, theils schräge allmählich in den Boden über, während sie außen mit mehr oder weniger scharfer Kante absetzen, so daß sie also unmittelbar über und am Boden am dicksten sind; und zwar wechselt die Dicke an dieser Stelle zwischen 1 und 2 Cm, während die betreffenden Scherben im Uebrigen nur 1/2 bis 1 Cm dick sind. Nur sehr wenige Stücke setzen auch innen mit einer ordentlichen Ecke oder Kante über dem Boden ab. Der Winkel, den der Boden mit der Gefäßwand bildet, schwankt bei den verschiedenen Scherben zwischen 100 ° bis 135 °. Die Böden selbst sind innen alle, und außen meistens, vollständig platt; doch ist die untere, also die äußere Fläche bei den meisten nur sehr wenig geglättet, ja bei einigen sogar von eingemengtem Steingruß völlig rauh. Nur sehr wenige Böden haben an der Unterseite einen an der äußeren Kante sich herumziehenden 2-4 Mm hohen Rand oder Ring, auf welchem sie stehen, während der übrige Theil des Bodens die Unterlage nicht berührt.

Unverzierte Gefäßscherben sind 1880 und 1881 zusammen 600-800 gefunden.

15) Verzierte Gefäßscherben. Von diesen Scherben gilt in Betreff des Stoffes, der Farbe etc . im Allgemeinen dasselbe wie von den unverzierten, und wird daher auch nur bei besonderen Stücken und bei Abweichungen darauf Bezug genommen werden. Die bis jetzt gefundenen Verzierungen sind:

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a. Eingegrabene horizontale Linien, welche sich in verschiedener Anzahl über und unter einander und in verschiedenen Abständen von einander um die Gesäßwand hinziehen. Die meisten Linien sind ziemlich gleichmäßig und einander parallel eingegraben, und nur bei sehr wenigen Scherben laufen sie vollständig schief und krumm.

Die Randstücke (40) gleichen meistens den unter 14, a.-d. und f. beschriebenen. Fünf Stücke sind nach außen etwas umgebogen oder überstehend und nach derselben Seite hin schräge abwärts abgeschnitten; zwei sind oben wagerecht oder nach außen hin schräge abwärts abgeschnitten, doch so, daß der Rand nach außen hin übersteht, während sie gleich unter diesem Rande nach innen hin etwas eingedrückt sind.

Endlich gehört hierhin noch das untere Viertel eines Topfes, ungefähr 7 Cm hoch, beim Finden in vier Stücke zerbrochen. Der Durchmesser des noch zur Hälfte vorhandenen Bodens beträgt 7-8 Cm, und der Durchmesser des Gefäßes 7 Cm über dem Boden etwa 17 Cm. An der obersten Kante dieses Stückes, also 7 Cm über dem Boden, lassen sich bruchstückweise mehrere der oben beschriebenen horizontalen Linien erkennen. Unten an der äußeren Kante des Bodens befinden sich mehrere Eindrücke wie von Gras oder Strohhalmen.

b. Eingegrabene Wellen= oder Schlangenlinien. Dieselben laufen in horizontaler Lage theils zu mehreren in ein oder auch in mehrere Bänder vereinigt um die Gefäßwand. Die Ausbuchtung der einzelnen Wellenlinien schwankt zwischen 1/2 - 3 Cm Höhe, resp. Tiefe.

Randstücke befinden sich bei dieser Klasse 13, und zwar wie 14 a., b., d., f. geformt, ein Exemplar war oben abgerundet, doch etwas nach außen umgebogen.

c. Zickzacklinien, horizontal, einzeln oder zu mehreren über einander um die Gefäßwand laufend. Die Höhe der einzelnen Zacken wechselt zwischen 1-2 1/2 Cm. Hierzu gehören zwei Randstücke.

d. Eingedrückte Punkte, ziemlich roh ausgeführt, so daß es aussieht, als ob sie mit einem Stocke in den noch weichen Thon eingedrückt seien. Sie stehen theils in horizontalen Reihen, die einzeln oder zu mehreren über einander um die Gefäßwand laufen, theils zu 3 oder 4 in schrägen oder senkrechten Reihen, die sich dann neben einander als horizontale Bänder um das Gefäß hinziehen. Die Größe

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der Punkte ist verschieden und schwankt zwischen 1 und 7 Mm Durchmesser.

Hierher gehört ein Randstück, ganz oben abgerundet und dann nach außen hin schräge abwärts abgeplattet.

e. Kerben, d. h. kurze senkrechte oder schräge Einschnitte, ziemlich roh, jedoch theilweise offenbar mit einem besonderen, vielleicht radartig gezahnten Instrumente ausgeführt, da sich in den einzelnen Kerben theilweise noch wieder kleinere Vertiefungen zeigen, in einer oder zwei horizontalen Reihen um die Gefäßwand laufend. Die meisten Einschnitte sind von links oben nach rechts unten und nur wenige umgekehrt gerichtet, doch stehen einige fast senkrecht, während andere fast wagerecht liegen, so daß die Stellung trotz der gleichen Richtung auf den verschiedenen Scherben doch in mancher Weise verschieden ist. Theilweise sind die Kerben so in den Thon hineingedrückt, daß ihre etwas erhöhten Ränder sich wie ein vorstehender Ring horizontal um die Gefäßwand hinziehen. Hierzu gehören drei Randstücke, eines = 14 c., eines = 14 f. und eines oben horizontal glatt abgeschnitten, doch etwas nach außen hin umgebogen.

f. Eine Scherbe eines fein gearbeiteten Gefäßes von grauer Farbe und 3/4 Cm Dicke, in welche mit einem kreisrunden oder ovalen, wie es scheint, Metallstempel äußerst fein ausgeführte, 1 Mm tiefe und etwa 1-2 Mm im Quadrat haltende, überall gleich weit von einander entfernte Punkte eingedrückt sind.

g. Ein Randstück von rother Farbe, aus mit Steingruß vermischtem Thon, welches oben auf dem abgeplatteten Rande mit 1 1/2 Mm von einander entfernten schrägen Reihen kleiner eingedrückter rechteckartiger Punkte verziert ist. Die Verzierung scheint ihrer völlig gleichmäßigen Ausführung nach mit einem Stempel gemacht zu sein.

h. Eine kleine Gefäßscherbe, graubraun gefärbt, mit Steingruß durchmengt, verziert mit drei horizontalen Linien und zwischen diesen mit einem Bande von schrägen Reihen kleiner Kerben. Dies Band ist vollständig gleichmäßig ausgeführt und scheint mit einem hölzernen Stempel gemacht zu sein.

i. Gerade, eingegrabene, auf einander senkrecht stehende Linien. Mit solcher Verzierung ward nur eine kleine Scherbe gefunden, von röthlicher Farbe und ziemlich stark mit Steingruß durchmengt. Die Linien, von denen

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vier neben, resp. über einander stehen, sind etwas über 1 Mm breit und etwa 1/4 Mm tief 1 ).

k. Bänder von 2-4 eingegrabenen geraden Linien, welche im schiefen Winkel auf einander stehen. Hiervon sind 2 Scherben vorhanden, die eine außen gelblichroth, innen grauschwarz, die andere außen dunkelgrau, innen hellbräunlich. Beide sind mit Steingruß durchmengt 2 ).

l. Auf einander senkrecht stehende eingegrabene gerade Linien und in dem so gebildeten rechten Winkel 2 parallele Reihen kleiner eingedrückter Punkte finden sich auf einer rothgebrannten Scherbe.

m. Zwei im schiefen Winkel auf einander stehende Bänder von je zwei oder drei eingegrabenen geraden Linien und dicht neben oder auch in diesen Bändern mehrere eingedrückte Punkte; Alles sehr roh ausgeführt.

n. Eingegrabene gerade Linien und Wellenlinien, beide horizontal um die Gefäßwand laufend, theils einzeln abwechselnd, theils zu mehreren in ein Band vereinigt. Diese Verzierungen sind zum größten Theil ziemlich gut und nur bei einigen Scherben sehr roh ausgeführt. Von Randstücken gehören hierher 13 (wie 14 a.-d.).

o. Zickzacklinien und gerade Linien, welche horizontal um die Gefäßwand laufen, finden sich auf 5 kleinen Scherben und einem etwas größeren Randstück. Auf jenen läuft die Zickzacklinie theils über, theils unter 1-2 geraden Linien hin. Das Randstück ist ziemlich roh gearbeitet, mit ziemlich feinem Steingruß durchmengt, vollständig schwarz gebrannt. Der Rand ist oben horizontal abgeplattet und steht etwa 1-2 Mm nach außen hin über. Die Verzierung besteht aus vier durch einander gezogenen Zickzacklinien, die unmittelbar unter dem überstehenden Rande horizontal um die Gefäßwand laufen, und aus fünf horizontalen geraden Linien, die unmittelbar unter den Zickzacklinien stehen.

p. Punkte und eingegrabene horizontale Linien. Hiervon sind zwei kleine Scherben vorhanden, auf der einen befinden sich 2 Längslinien und darüber, resp. darunter eine Reihe sehr unregelmäßig und roh eingedrückter Punkte; auf der anderen befindet sich eine Längslinie und darüber, resp. darunter ein horizontales Band schräger (aus je 3 Punkten bestehender) Punktreihen. Hierzu kommen noch 4 Randstücke.


1) Bei i. stehen je 2 Linien auf einander senkrecht, bei k. jedoch bilden je 2 Bänder einen schiefen Winkel.
2) Bei i. stehen je 2 Linien auf einander senkrecht, bei k. jedoch bilden je 2 Bänder einen schiefen Winkel.
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q. Eingegrabene horizontale gerade Linien, Wellenlinien und Punkte sind auf 2 Scherben vorhanden. Auf der einen befindet sich eine horizontale Reihe Punkte, die etwa 1-1 1/2 Mm tief eingedrückt sind, darunter 6 Längslinien und darunter endlich eine Wellenlinie. Auf der anderen sieht man zunächst fünf parallele Längslinien von etwa 1/4 Mm Tiefe, darunter ein Band aus mehreren ebenso flachen Wellenlinien, und darunter endlich ein Band aus schrägen Reihen kleiner eingedrückter Punktlinien.

r. Kerben und Längslinien. Die meisten hierher gehörigen Scherben (23 Stück) sind Randstücke, und von den übrigen (13 Stück) ist etwa die Hälfte dicht unter dem Rande abgebrochen, so daß nur die obere Kante desselben fehlt. Die meisten Scherben haben (1- 3 Cm unter dem Gefäßrande) eine horizontale Reihe eingedrückter Kerben und darunter eine größere oder geringere Anzahl Längslinien. Die Kerben sind, mit Ausnahme dreier Scherben, auf denen es gerade umgekehrt ist, alle mehr oder weniger schräge von links oben nach rechts unten gerichtet. Bei einigen Scherben stehen die Kerben nicht über den Längslinien, sondern sind in die oberste oder die beiden obersten derselben hineingedrückt. Bei einem Randstück befindet sich die Kerbenreihe zwischen der obersten und der zweitobersten Längslinie. Eine andere Scherbe ist mit zwei roh ausgeführten Kerbenreihen, zwischen denen zwei Längslinien laufen, verziert. Auf noch einer anderen Scherbe befindet sich eine feine und, wie es scheint, mit einem Stempel eingedrückte Kerbenreihe, deren Kerben von links oben nach rechts unten gerichtet sind. Die hierher gehörenden Randstücke haben die Formen 14 a., b., d., f. 6 Stücke sind oben horizontal abgeschnitten, und zwar theilweise so, daß der Rand nach außen hin übersteht, 1, 1 1/2 - 2 Cm unter dem Rande nach innen eingedrückt, so daß außen ein Absatz oder eine Kante entsteht. Bei diesen Randstücken befinden sich die Kerben auf dem soeben erwähnten Absatze. Eine hierher gehörende Scherbe ist außer dieser Kerbenreihe auch noch oben an der Außenkante des Randes mit Kerben verziert. Die Längslinien auf dieser Scherbe laufen sehr schief, doch ist dieselbe im übrigen ziemlich fein angefertigt. 2 Stücke sind nach innen gekrümmt und oben horizontal abgeschnitten. Eine gewölbte Scherbe ist 1 /4-1 1/2 Cm unter dem Rande nach innen gebogen und geht dann eben in den gerade aufrechtstehenden abgerundeten Rand über.

s. Auf einer Scherbe befindet sich eine Wellenlinie und darüber, resp. darunter eine horizontale Reihe ovaler,

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etwa 1 Cm langer, von rechts oben nach links unten gerichteter Kerben.

t. Kerben, Längs= und Wellenlinien finden sich zusammen auf 4 Randstücken und einer anderen Scherbe. Auf dieser letzten sieht man eine horizontale Reihe von oben rechts nach unten links gerichteter Kerben mit erhöhten Rändern, darunter eine Wellenlinie und darunter endlich ziemlich schief laufende Längslinien.

Die Randstücke sind folgende: 1) aus völlig schwarz gebranntem Thon. Auf dem durch Einbuchtung des Randes 2 Cm unter diesem entstandenen Absatze befindet sich eine Reihe Kerben, welche mit einem radartig gezahnten Instrument gemacht zu sein scheinen (vergl. 15 e.). Unter diesen Kerben stehen dann mehrere, theilweise in einander verschlungene Wellenlinien, und darunter folgen noch ziemlich schmale Längslinien. 2) Der 1 1/2 Cm hohe Rand, der oben abgerundet ist, bildet einen nach außen geöffneten Bogen. Die Scherbe besteht aus völlig schwarz gebranntem Thon. Die ziemlich roh und unregelmäßig eingedrückte Verzierung wird gebildet durch eine unmittelbar unter dem gebogenen Rande hinlaufende Kerbenreihe, eine dicht hierunter stehende Wellenlinie und darunter endlich folgende Längslinien. 3) (=15 r, 6 Stücke.) Die Scherbe ist fein und gleichmäßig verziert: etwa 2 Cm unter dem Rande eine horizontale Kerbenreihe (die fast liegenden Kerben laufen von links oben nach rechts unten), darunter 2 Längslinien, darunter 2 oder 3 Wellenlinien und darunter wieder 3 Längslinien. 4) (= 14 d.) Die Verzierung besteht in einer etwa 1/2 Cm unter dem Rande hinlaufenden sehr ungleichmäßigen Wellenlinie, 2 Längslinien, einer horizontalen Reihe von links oben nach rechts unten gerichteter Kerben und wieder einer Längslinie.

u. Kerben, Längs= und Zickzacklinien sah ich nur auf einem Randstück zusammen. Dieses ist von innen nach außen schräge aufwärts abgeschnitten, und zwar so, daß der Rand nicht nach außen hin übersteht, aus roth gebranntem, mit feinem Steingruß vermengtem Thon. Oben an der Außenkante des Randes befindet sich eine Reihe von rechts oben nach links unten gerichteter Kerben, eine gleiche Reihe befindet sich auch auf dem 2 Cm unter dem Rande vorspringenden Absatze. Darunter folgen mehrere ziemlich schief laufende Längslinien und dann eine Zickzacklinie, deren obere Spitzen noch in die untersten Längslinien hineinragen.

v. Verzierte Gefäßscherben mit einem erhöhten oder vorspringenden horizontalen Ring. Hieher gehören 4

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Scherben. Der 2-5 Mm vorspringende Ring ist bei allen mit von links oben nach rechts unten gerichteten Kerben verziert. Die übrige Verzierung besteht bei 3 Scherben aus Längslinien, theils über, theils unter dem Ringe. Bei der vierten Scherbe befinden sich über dem Ringe mehrere Längslinien, unter demselben zunächst auch 4 Längslinien, dann zwei sehr unregelmäßig und roh ausgeführte Wellenlinien, dann wieder Längslinien. Diese letzte Scherbe, die übrigens in 2 Stücke zerbrochen ist, besteht aus grauem, mit Steingruß vermengtem Thon und ist an der inneren und äußeren Oberfläche mit einer 1-2 Mm dicken rothen Thonschicht überzogen.

w. Eine Gefäßscherbe, innen und außen roth gebrannt. Die Verzierung besteht aus 2 horizontalen Bändern paralleler Wellenlinien, zwischen denen in der Mitte ein etwa 1 Mm vorspringendes und 8 Mm breites horizontales Band hinläuft, auf dem sich von links oben nach rechts unten gerichtete schräge Kerbenreihen von je 4 kleinen Kerben befinden.

x. Verzierte Gefäßscherben mit durchgebohrtem Loch. Die Verzierung besteht in etwa 3 Mm tiefen Längslinien und schrägen, von links oben nach rechts unten gerichteten Reihen von je 3-4 kleinen Punkten auf einzelnen der zwischen den Längslinien hinlaufenden Zwischenräume. Die Scherben, die je ein Loch haben, sind etwa 7 Mm dick. Die Löcher verengen sich nach der Mitte zu, sie haben außen und innen etwa 5 Mm, in der Mitte nur etwa 3 Mm Durchmesser.

16) Unverzierte Gefäßscherben, welche jedoch unter dieser oberen unverzierten Schicht eingegrabene horizontale Linien zeigen. Hiervon sind 2 Scherben vorhanden. Da, wo die obere Schicht abgesprungen ist, zeigen sich unter derselben deutliche, ziemlich schmale Längslinien. Die eine Scherbe sieht fast so aus, als ob sie aus zweien bei irgend einer Gelegenheit zusammengeschmolzen sei, da sich zwischen der unverzierten oberen und der verzierten unteren Schicht ein feiner Streifen Glasur oder einer ähnlichen Masse befindet.

17) Glasirte Gefäßscherben, 35 Stücke, fast alle sehr dünn (2-7 Mm dick) und klein. Von unverzierten Scherben sind gefunden 14 und 4 Randstücke (3 = 14 d., 1 = 14 f.). - Von verzierten Scherben wurden 17 gefunden. Hiervon ist eine, außen dunkelgrün glasirte, mit einem abgerundeten, vorspringenden horizontalen Ring verziert, während alle übrigen mit eingegrabenen Längslinien

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versehen sind. Unter den hierher gehörigen 17 Scherben befinden sich 3 Randstücke (= 14 a., d., f.), und ein Stück von einem Griff, wie er sich an Tiegeln und dergl. findet.

Die Farbe der Glasur ist bei allen diesen Scherben sehr verschieden, meistens braun, aber auch graubraun, gelb, grün, schwarz, weißlich.

18) Sonstige Geräthe aus gebranntem Thon.

a. Ein halber Spindelstein aus grauem Thon.

b. Sechs geformte Stücke von gebranntem Thon, wie es scheint, Stücke von Gefäßfüßen. Alle sind roth gebrannt, jedoch ist eins außen mit einer braungefärbten Thonschicht überzogen, während sich an einem anderen Reste von dunkelgrüner Glasur erhalten haben.

c. Zwei geformte Stücke von roth gebranntem Thon. Eins ist 2 Cm lang, 12 Cm breit und 1/4 - 1/2 Cm dick. Die Oberfläche, welche sich etwa von der Mitte ab nach der einen Seite hin schräge abwärts neigt, ist völlig glatt, während alle übrigen Flächen Bruchstellen sind. Das andere Stück ist etwa 3 Cm lang, 2 1/2 Cm breit und bildet eine etwa 1 Cm hohe, unten 2 Cm breite und oben zu einer etwas über 1/2 Cm breiten Fläche abgeplattete Erhöhung mit schräge abfallenden Seiten. Am Fuße dieser Erhöhung ist das Stück nur 2-3 Mm dick.

19) Mehrere Feuersteinsplitter.

Nachtrag. Im Jahre 1882 wurde bis jetzt hauptsächlich Folgendes gefunden:

1) Eine Menge Klehmstaken, berußte oder im Feuer gewesene Steine und Holzkohle; sehr viele Thierknochen und Thierzähne, darunter ein halber Unterkiefer eines Schafes, Rehes oder dergl., mehrere Stücke eines Schweineschädels, ein noch lose im Unterkiefer steckender Hauer (im ganzen 12 Cm lang und am unteren Ende 1 1/2-2 Cm breit) und drei Stücke von Hauern, resp. 4 Cm, 5 Cm und 7 Cm lang und 2 1/2 Cm breit; mehrere Fischgräthen und Fischknochen; 2 Feuersteinsplitter; einige ziemlich große Metallschlacken; mehrere Mauersteinstücke, darunter eins mit Kalkspuren behaftet und eins, welches aussieht wie ein Stück einer platten Dachpfanne; 1 Stück Räucherharz, welches jedoch ganz zerbröckelt ist; 3 Gefäßfüße, 1 Stück von einem Gefäßhenk, 2-3 Cm lang, 11/4 - 1 3/4 Cm dick, an der oberen Seite mit einer flachen, rinnenartigen Vertiefung. Ein großes und zwei kleinere Stücke einer 2-3 Cm dicken, in der Mitte durchbohrten, roh angefertigten runden Scheibe aus gebranntem

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Thon; das durchgebohrte Loch hat einen Durchmesser von 2 Cm. Ein kleines, außen bläuliches Stück aus gebranntem Thon. Ein Stück einer unbekannten, kirschrothen stein= oder thonartigen Masse, 1 Cm hoch, 3/4 Cm breit und etwas über 1/2 Cm dick, wie es scheint, bearbeitet. Das Stück ist vierkantig, und die vier äußeren Flächen sind völlig glatt und auch ziemlich blank. Ein etwa 10 Cm langer und 7 Cm breiter, 2-3 1/2 Cm dicker unbearbeiteter Sandstein, der, wie 9 darauf befindliche Schleifrinnen beweisen, zum Schleifen benutzt ist. Ein etwa 13 Cm langes, 1-2 Mm dickes, sehr grünspaniges, verbogenes Stück Kupferdraht.

2) Geräthe aus Eisen: 2 verrostete Messerklingen, 12 und 7 3/4 Cm lang; und ein Stück einer Messerklinge, 3 Cm lang, 1 Cm breit, 1-1 1/4 Mm dick, stark verrostet. Ferner 8 Nägel, zum Theil vierkantig, 4-9 Cm lang, meistens mit einem Kopf.

Eine viereckige, stark verrostete eiserne Platte, 2 1/2 Cm lang und etwas über 2 Cm breit, wahrscheinlich ein Nagelkopf.

Eine stark verrostete kleine eiserne Kugel, etwa 1 Cm im Durchmesser haltend, später zerbrochen.

Ein sehr stark verrosteter dicker Haken, 4 Cm lang, 1 1/2 - 1 3/4 Cm breit, 3/4 Cm dick, in zwei Stücke zerbrochen. Der umgebogene Haken ist 2 Cm hoch.

Ein ziemlich spitzer, verrosteter Pfriemen mit Griff aus einem Stück. Der 1/4-3/4 Cm dicke viereckige Pfriem ist 5 1/2 Cm, der Griff 4 1/2 Cm, das Ganze also 10 Cm lang. Der Griff ist unmittelbar über dem Pfriemen rund und hat hier etwa 5 Cm Umfang, wird dann aber allmählich viereckig und dünner, so daß er am Ende nur noch 2 1/2 Cm im Umfang mißt.

3) Hornzapfen und Geweihstücke. Das untere Ende eines Rindshornzapfens mit einem Stück der Schädeldecke. Das Hornende ist 3 Cm lang, mißt unten 8-9 Cm im Umfang und hat eine etwas platt gedrückte Form.

Ein ziemlich rundes, 15 Cm hohes gekrümmtes Rindshorn mit einem kleinen Stück der Schädeldecke. Drei kleine Rindshornstücke, das eine 3 Cm hoch und 2 1/2 Cm breit, das zweite 4 Cm hoch und 1-1 1/2 Cm breit, das dritte 3 Cm hoch und 1/2-1 1/4 Cm breit.

Das untere Ende eines Rindshornes, 15 Cm lang, unten etwa 18 Cm und oben 12 Cm im Umfang haltend, sonst wie die beiden 1881 gefundenen, oben unter 7) beschriebenen Hörner.

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Eine 5 Cm lange abgesägte Spitze einer Reh= oder Hirschstange.

Eine abgesägte und ausgehöhlte Hirschhornspitze, 4 Cm hoch, unten 6 Cm Umfang.

Ein bearbeitetes Stück Hirschhorn. Dasselbe ist eine 15-18 Cm lange, 14-15 Cm breite und 3-5 Cm dicke, unten und an den 4 Seitenflächen abgesägte, oben etwas gewölbte, überall geglättete Platte und sieht aus wie ein Stück Hornschale von einem Messergriff.

Der Rosenstock einer riesigen Hirschstange mit der Rose bis zur Augensprosse. Das Ganze ist etwa 12 Cm hoch. Der Rosenstock hat einen Umfang von 17 Cm, die Rose einen solchen von 24 Cm. Die unmittelbar über der Letzteren abgesägte Augensprosse hat 3 Cm Durchmesser. Das eigentliche Geweih ist abgesägt, und zwar gerade unter der Augensprosse.

Ein völlig verwittertes Stück einer Hirsch= oder Rehstange, 2 Cm hoch, 6 Cm im Umfang und 1 1/2 -2 Cm im Durchmesser haltend.

Ein Stück von einer Hornperle. Dasselbe ist 1 1/2 Cm hoch, 3/4 Cm dick und besteht aus Reh= oder Hirschhorn. Die äußere Fläche sowie die des durchgebohrten Loches ist völlig glatt geschliffen. Farbe: ganz dunkelbraun.

4) Bearbeitete Knochen.

4 kleine Knochenstücke mit Schnittflächen. Das eine ist 3 1/2 Cm lang, 1 3/4 Cm breit, 2-3 Mm dick, an den Seiten glatt geschnitten oder abgesägt und auf der oberen und unteren Fläche geglättet.

Ein etwa 3 1/2 Cm langes, 1/2 Cm breites, 2 1/2 Mm dickes, auf beiden Seiten flach gewölbtes, gelblichweißes, glänzend polirtes Stück Knochen, oben und unten mit einer Bruchfläche, wie es scheint, ein Stück einer Knochennadel oder dergl.

Ein Knochenstück, wie es scheint, von einem Schulterblatt, mit einem braunen Zickzack auf der einen Seite. Vielleicht rührt diese Zeichnung nur von einer Wurzel oder dergl. her, welche in der Erde darauf gelegen haben mag.

5) Eine Gefäßscherbe, anscheinend mit einem menschlichen Bilde. Dieselbe ist 4 Cm hoch, 3-4 1/2 Cm breit, 1/2 Cm dick und zeigt innen noch Reste von dunkelbrauner und außen solche von dunkelgrüner Glasur. Die äußere Fläche dieser Scherbe ist bedeckt mit einem Theile (Brust, Bauch und linker Hand) einer bekleideten menschlichen Figur, wie es scheint, einer weiblichen.

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Die genauere Beschreibung dieser sowie auch der anderen in diesem Jahre gefundenen Gefäßscherben soll später einmal nachgeholt werden.

Alterthümer vom Dierkower Festlande.

Auf dem Acker am Westlichen Abhange des Dierkower Festlandes, dem Burgberge gegenüber, nahe der Stelle, von wo der Damm zu diesem hinüberführt, wurden 1882 von mir und meinem jüngeren Bruder zwei alte, mit Steingruß durchmengte, unverzierte Gefäßscherben und eine etwa 3 1/2 Cm lange, etwas über 2 Cm breite und 1 Mm dicke, verrostete eiserne Platte gefunden. Unter den Gefäßscherben befindet sich ein Randstück. Der ganz oben abgerundete Rand ist erst nach außen und dann wieder nach oben gebogen.

 


 

E. Vermischtes.

1) Menschenknochen u. s. w. von Alt=Bartelsdorf.

In eben jener Kiesgrube bei Alt=Bartelsdorf, in der früher der große Begräbnißplatz entdeckt wurde (vgl. Jahrb. XXVIII-XXX), fand ich gleich links neben dem Eingange mehrere Menschenknochen, die aber beim Finden zum Theil zerbrachen. Es sind, wie es scheint, eine Elle, ein zerbrochener Oberarmknochen, zwei Wirbel und ein Stück Schädelplatte. Zur selben Zeit ward an einer anderen Stelle, an der Westseite, daselbst von meinem älteren Bruder ein ungewöhnlich großer, aber schon etwas verwitterter, fast 15 Cm langer und am hinteren Ende 2 Cm breiter Eberzahn gefunden. An der Südostseite der Grube endlich grub ich 1882 den Gelenkkopf eines großen Beinknochens von irgend einem Thiere aus. Derselbe lag etwa 2 Fuß tief in einer festen Thonschicht und war schon sehr verwittert und bröckelig.

2) Schiffstrümmer von Neuhof.

Nach Angaben des Krugwirthes zu Fulgenkoppel sollen früher einmal im Moore bei Neuhof und Hütten ein Anker und andere Schiffsüberreste gefunden sein.

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Diese Mittheilung bezieht sich wohl auf denselben Fund, von dem im "Freimüth. Abendblatt" (Jahrg. I, 1818, Nr. 35, S. 29 und Nr. 43, S. 352) die Rede ist. Daselbst wird nämlich angegeben, daß zu Anfang des 18. Jahrhunderts (an der zweiten Stelle Nr. 43, S. 352 vom 30. October 1818 heißt es: "vor mehreren Decennien") bei Neuhof in der Nähe von Doberan in dem alten Warnowlaufe aus dem Moraste ein ziemlich erhaltener Mastbaum (und altes Schiffsgeräth ?) ausgegraben sei.

3) Pferdeschädel als Brücken und Stege.

(Vergl. Jahrb. XIX, S. 330, XXXVIII, S. 229, XLIII, S. 207.)

Nach einer Erzählung des kürzlich verstorbenen Friseur=Aeltesten Muhs zu Rostock soll der früher vor dem Steinthore wohnende Frohner eine Wiese, durch welche der Weg nach Dalwitz führte, allmählich ganz mit Pferdeschädeln überdeckt haben, da der Weg durch dieselbe bei Regenwetter sonst unpassirbar war und die Knochen damals keinen Werth hatten. So sei durch allmähliches Ueberschütten der Schädel mit Erde und Niederpflügen des benachbarten Ackers der jetzige Dalwitzer Weg entstanden.

Die hier gemeinte zugeschüttete Wiese ist wohl die Niederung, welche sich von der Moorwiese bei der dortigen zweiten Windmühle nach der unmittelbar vor der Dalwitzer Sandgrube liegenden Wiese an der Eisenbahn, einem durch den Bahndamm abgeschnittenen Theile der Warnowwiesen, hinzieht, und durch welche noch jetzt ein Graben von der oberen zur unteren Wiese führt.

4) Steinerne Kanonenkugeln.

Auf der Feldmark von Kösterbek, nahebei Roggentin am Petschower Landwege, ward 1879 eine große Kanonenkugel, aus Granit roh zugehauen, von etwa 90 Cm. Umfang gefunden. 1881 sah ich eine Kanonenkugel aus Gneis, von mittlerer Größe, zwischen andern Steinen, welche beim Kruge zu Schwarzenpfost aufgehäuft waren. Eine kleine steinerne Kanonenkugel ward 1881 in den Barnstorfer Anlagen beim Sedanplatz, am Wege zum Jägerhause bemerkt.

Von steinernen Kanonenkugeln, welche aus der Stadt Rostock stammen, besitze ich zwei ganze und eine halbe. Die beiden größten, von 1,10 und 0,88 Mtr. Umfang, bestehen aus Granit und haben früher augenscheinlich einmal auf

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Thorpfeilern oder dergl. gesessen, denn in beiden befindet sich in der Mitte ein eingelassener Eisenzapfen. Die kleinste, nur zur Hälfte vorhandene Kugel hat einen Umfang von 50 Cm und einen Durchmesser von 14-15 Cm. Steinerne Kanonenkugeln sind in Rostock übrigens ziemlich häufig; so liegt z. B. eine ziemliche Anzahl großer Exemplare am Strande auf dem unterhalb der Fischerbastion belegenen Neuland aufgestapelt, andere befinden sich auf Thorpfeilern, Giebeln und dergl., noch andere, und zwar ziemlich kleine, sind in den Mündungen alter Kanonenläufe, die an Straßenecken eingegraben sind, befestigt.

 

 

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