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5) Schwert von Gnoyen.

Im moorigen Boden östlich von der Stadt Gnoyen stieß ein Arbeitsmann bei Drainagearbeiten auf ein 1/3 m tief liegendes Bronzeschwert von vortrefflicher Erhaltung. Dasselbe ist durch gütige Vermittelung des Herrn Bürgermeisters Freiherrn v. Hammerstein für die Großherzogliche Sammlung erworben. Es ist 66 ein lang, wovon 6 cm auf die Griffstange gehen. An Gestalt ist es außerordentlich schlank und unterscheidet sich dadurch von dem gewöhnlichen Typus der Bronzeschwerter, auch läuft um den Griffansatz herum ein elliptisches Band, sog. Grifffessel. Der starke Mittelrücken wird von zwei zarten, unten glatten, in der Mitte gezahnten, oben geperlten, erhabenen Linien begleitet. An der Griffstange sitzt noch eine schwarze Masse, wohl Kitt zur Befestigung des (hölzernen) Griffes.

In der Vereinssammlung befinden sich eine Lanzenspitze und ein Armring aus einem Moore bei Gnoyen, die von gleicher Erhaltung sind (s. Jahrb. X, 289) und möglicher Weise mit unserem Schwerte zu einem Funde zusammengehören. Schwerter und Armringe bilden einen Hauptbestandtheil der Funde aus schweizer Pfahlbauten.

Unsere Sammlung besitzt drei ähnliche Schwerter, eines aus einem Kegelgrabe von Reckenzin in der Mark (abgebildet Frid.-Franc. XV, Fig. 1), eines aus einem Moore bei Brüel (Jahrb. XIV, S. 319), wo die Grifffessel verloren gegangen ist, und ein dem unsern fast völlig gleichendes aus einem Moore von Neuhof bei Zehna (Jahrb. XL, S. 153). Umgekehrt haben wir Grifffesseln ohne das dazu gehörige Schwert aus Leisten und Ludwigslust. Stücke eines gleichen enthält der bekannte "Gießerfund" von Ruthen. - Nach Sophus Müller stellt dieses Schwert einen jüngeren Typus dar, der auf einer Nachbildung (oder Import) südlicher Formen beruht; es stimmt damit, daß derselbe überwiegend in Mooren gefunden wird. Im Norden ist dieser Typus selten (ein Exemplar enthält die Rosenbergische Sammlung), erst in den dänischen Moorfunden der Eisenzeit tritt er häufiger auf, und sodann gehören ihm im Süden die Schwerter der allerdings bedeutend jüngeren Reihengräber an, wo sich die allmähliche Entwickelung der mit besonderer Vorliebe behandelten Grifffessel zur Parirstange verfolgen läßt.