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2. Christliches Mittelalter

und neuere Zeit.

Confect=Teller von der Kluß.

Der Herr Premier=Lieutenant Schmarsow zu Schwerin schenkte dem Vereine einen zinnernen Confect=Teller von dunkelgrauer Farbe, welcher auf dem Felde des Forsthofes Kluß bei Güstrow gefunden und durch Geschenk aus einem Privathause in seinen Besitz gekommen ist.

Der Teller (oder Bricken), aus Zinn gegossen, ist fast ganz flach wie eine Scheibe, ohne nennenswerthe Vertiefung und hat 8 Zoll oder 19 Centimeter im Durchmesser. Der Teller ist mit modellirten flachen Reliefs, welche die zwölf ersten deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg zu Pferde darstellen, reich verziert. Auf dem Rande, welcher 2 Zoll breit ist, stehen unter Bogen, die auf barock verzierten Renaissance=Pfeilern ruhen, elf Kaiser zu Pferde, gegen 2 Zoll hoch, über welchen auf den Bogen folgende Namen in kleinen lateinischen Unzialen stehen:

1. RUDOLPH I. 2. ALBERT I. 3. FRIDER. III. 4. ALBERT II. 5. FRIDER. IV. 6. MAXIMI. I.
7. CAROL. V. 8. FERDINAND I. 9. MAXIMIL. II.
10. RUDOLPH II. 11. MATHIAS I.

In der Mitte des Tellers steht ein größeres flaches rundes Medaillon von 2 1/2 Zoll Durchmesser mit einem größeren Reiterbilde des Kaisers Ferdinand II., unter der Krone, mit der rechten Hand ein Schwert (oder Scepter) schwingend, auf einem geschmückten springenden Rosse, über dessen Haupt die Kaiserreihe beginnt. Die Inschrift, zu beiden Seiten des Kopfes, lautet:

12. FERDINAND II: D. G. RO. IM. S. A.

Der Teller ist also ohne Zweifel zur Zeit der Regierung des Kaisers Ferdinand II. (1619 †1637), vielleicht in Veranlassung seiner Kaiserkrönung (1619), gemacht und mag aus der Wallensteinschen Zeit in Meklenburg stammen

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Diese Annahme scheint auch durch den Fundort bestätigt zu werden. Die Kluß, ein alter Forsthof bei Güstrow, Wallensteins Residenz in Meklenburg, liegt vor einem ausgedehnten Wald= und Jagdgebiete (dem Primer und dem Dewinkel), neben dem untergegangenen Dorfe Pustekow oder Püstow, wo schon die in Güstrow residirenden Fürsten von Werle seit dem 14. Jahrhundert ein Jagdschloß, von welchem noch die Stelle (der "Püster") erkennbar ist, und ein Gestüt hatten. (Vgl. Jahrb. XXVI, S. 60 flgd. Es ist also mehr als wahrscheinlich, daß auch Wallenstein und sein Gefolge diese Stelle als Jagdstation benutzte, da hier schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein Forst= und Jagdhaus stand. Vielleicht ist der Teller ein Stück von einem Jagdgeschirr, ein Fleisch= oder Brotteller oder ähnliches. Leider ist der Teller im Boden zerbrochen, jedoch ist der Rand ganz erhalten und das Medaillon aus der Mitte, lose daneben vollständig aufbewahrt, noch vollkommen erhalten. Ein großer Theil des flachen Bodens fehlt. Die Arbeit ist sehr gut und sauber und wahrscheinlich nach Medaillen gemacht.

G. C. F. Lisch.