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Die Kirche zu Frauenmark.

Nachtrag zu Jahrb. XXV, S. 282.

Die Kirche zu Frauenmark bei Crivitz ist in den Jahrb. XXV, S. 282 flgd., ausführlich und eingehend beschrieben. Diese seltene romanische Felsenkirche war sowohl im Mauerwerk, als in der innern Ausrüstung vernachlässigt und verfallen, so daß eine Restauration geboten erschien, welche denn auch im J. 1872 ausgeführt ist.

Bei dieser Restauration sind die Rundbogenfenster der Apsis und die Chorfenster in ihrer Beschaffenheit erhalten; das zugemauerte Rosenfenster hinter dem Altare ist wieder geöffnet. Da aber die Fenster des Schiffes gelitten hatten und neben den südlichen Fenstern ein großes, viereckiges Loch durchgebrochen war, um mehr Licht in die allerdings dunkle und niedrige Kirche und für den Prediger zu schaffen, so sind im J. 1872 in jeder Wand des Schiffes zwei größere Fenster im Uebergangsstyle mit Ziegeleinfassungen aufgeführt, so daß das viereckige Loch hat wieder geschlossen werden können. Sonst sind im Bau keine Veränderungen vorgenommen.

Alte Malereien auf den Wänden sind bei der Restauration nicht entdeckt.

Von dem Mobiliar hat nur der Altar erhalten werden können.

Der Altar der Kirche zu Frauenmark.

Der Altar der Kirche zu Frauenmark bei Crivitz ist ein gothischer Doppelaltar mit 2 Flügeln aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Die Verhältnisse sind hoch und gut construirt, die Schnitzereien an Form und Arbeit lobenswerth. Der ganze Altar ist 6 Fuß hoch und 12 Fuß breit, also jeder Flügel 3 Fuß breit.

Die Mitteltafel enthält in der Mitte:

die Jungfrau Maria in großer Figur, mit dem Christkinde auf dem Arme, in der Sonne, auf dem Halbmonde gehend, umgeben von einem Rosenkranze in Wolken, in welchen 6 Engel in halber Figur mit musikalischen Instrumenten lobpreisen. In den 4 Ecken sind 4 größere Engel in ganzer Figur, von denen die 2 oberen fliegend eine schwebende Krone über dem Haupte der Maria halten, die beiden unteren knieend anbeten.

Zu beiden Seiten der Maria stehen noch auf der Mitteltafel an jeder Seite 2 kleine Figuren über einander:

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        zur Rechten:
      oben:

S. Anna, mit Maria und dem Christkinde ("selbdritte"),

      unten:

S. Georg, mit dem Drachen;

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      oben:

[Lambertus], ein Bischof; das Attribut (ein Wurf spieß) in der linken Hand fehlt;

      unten:

S. Johannes d. E v., mit dem Kelche.

Die Flügel sind quer getheilt. Jeder enthält in jeder Reihe 3 Heiligen=Figuren, und zwar in der Mitte immer eine weibliche Heilige und zu jeder Seite derselben einen männlichen Heiligen. Die Flügel enthalten folgende Figuren in folgender Reihe, und zwar immer von der Mitteltafel anfangend:

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      oben

S. Paulus, mit Schwert;
S. Katharina, gekrönte Jungfrau, mit Schwert und Rad;
S. Petrus, mit 2 Schlüsseln an einem Riemen über dem Arme hangend und Buch;

      unten:

S. Antonius, mit dem Antoniuskreuz und dem Schwein neben den Füßen;
S. [Margarethe], gekrönte Jungfrau; in der linken Hand fehlt das Schwert;
S. Jacobus d. ä., Apostel, mit Pilgerstab und Buch;

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      oben:

S. Johannes d. T., mit dem Lamm auf einem Buche auf dem Arme;
S. Maria Magdalena in der linken Hand mit der geöffneten Salbenbüchse, deren Deckel sie mit der rechten Hand hält;
S. Christoph, mit dem Christkinde auf der Schulter, auf Wellen;

      unten:

S. [Nestor], ein Bischof, mit einem langen Kreuze in der Hand;
S. Barbara, gekrönte Jungfrau mit dem Thurme auf der linken Hand;

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S. [Laurentius], ein Diakon, die Attribute, ein Rost in der linken Hand und ein Palmzweig in der rechten Hand, fehlen.

Die Malereien auf den Rückseiten der Flügel sind spurlos abgefallen und die Tafeln schon längst übertüncht.

Der Altar ist im J. 1872 nach altem Styl restaurirt und in den Attributen und sonst ergänzt.

G. C. F. Lisch.


Sonst waren nur noch einige Wappen vorhanden, welche noch vor der Restauration, wie folgt, haben beschrieben werden können.

Wappen.

In den beiden östlichen Fenstern der Seitenwände des Chors sind noch zwei ganz gut in Farben gemalte Allianzwappen, beide ursprünglich gleich, jetzt aber lückenhaft, jedoch so, daß sie sich beide noch ergänzen. Das Wappen des Mannes rechts hat einen Querbalken mit 3 Sternen im Schilde, das Wappen links einen quadrirten Schild, beide mit den dazu gehörenden Helmen; die Unterschriften lauten:

CORDT GRABOVW MARGRETA WACKERBARDES
1625. 1617.

 

Die ganzen Fenster werden zu diesen Wappen gemalt gewesen sein. In dem nördlichen Fenster ist eine Rautenscheibe mit alter Verbleiung vorhanden, in welcher noch 1 kleine Rauten, jede von ungefähr 1 Zoll Höhe, neben einander, jede mit einem v. Grabowschen Wappen in Farben fein bemalt sind. Dieser ganz eigenthümliche, bisher noch nicht beobachtete Schmuck, welcher von unten gar nicht in die Augen fällt, macht sich sehr gut und angenehm. Die großen Wappen sind viel kräftiger gemalt. Diese Glasmalereien sind bei der Restauration zerfallen und verloren gegangen.

Diese Wappen sind von Cord v. Grabow, auf dem zu Frauenmark eingepfarrten ehemaligen alten Ritterlehn Gömtow, jetzt Friedrichsruhe, gesetzt worden. Gömtow war in der ältesten Zeit ein Lehn der rittermäßigen Familie v. Mallin. Im 16. und 17. Jahrh. war das Gut ein Lehn der Familie v. Grabow. Vgl. Jahrb. XVIII, S. 275 flgd. Dieser Cord v. Grabow war Cordt der jüngere; im J. 1614 erscheinen in den Acten "Churdt Grabow und Churdt Grabow der jünger." Damals saß noch Franz v. Grabow, welcher

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1623-24 starb, auf Gömtow; mit ihm und seinen Söhnen starb die Gömtowsche Linie aus. Nach ihm erscheint Cord v. Grabow, nach v. Gamm aus dem Hause Sukwitz, als auf Gömtow gesessen. Sein Schwiegersohn war ein Barner, dessen Wappen noch auf einem Kirchenstuhl steht. Seit den trüben Jahren des dreißigjährigen Krieges verschuldete aber die Familie und das Gut kam auf längere Zeit in die Hände der v. Koppelow. Im J 1631 verpfändete Cord v. Grabow das Gut an seinen "Schwager" Jürgen Christoph v. Koppelow auf Siggelkow, welcher seine "Schwestertochter" zur Frau hatte, für 3000 Gulden; 1641 ward diese Verpfändung an denselben für 4000 Gulden erneuert; 1653 cedirten Cord v. Grabow's Gläubiger das Gut an denselben v. Koppelow für 16,000 Gulden. Daher steht auch das v. Koppelowsche Wappen an einem Kirchenstuhle. 1659 war Hardenack v. Grabow, Cord's Sohn, der nächste Agnat. Dieser Cord v. Grabow ist bisher nur dem Namen nach, seine Frau gar nicht bekannt gewesen. Margarethe Wackerbart stammte ohne Zweifel aus dem Hause Katelbogen, da Jürgen v. Wackerbart auf Katelbogen wiederholt für Cord v. Grabow bürgt; 1632 war Jürgen v. Wackerbart als Klosterprovisor von Rühn gestorben. Auch diese Wappen an den Kirchenstühlen sind bei der Restauration zerfallen und verworfen.

G. C. F. Lisch.