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Von
Dr. G. C. F. Lisch.
In den Jahrbüchern a. a. O. ist die alte, jetzt abgebrochene Kirche zu Warnemünde beschrieben, deren Geschichte in den drei letzten Jahrhunderten eng mit der Geschichte des Fleckens zusammenhängt.
Von besonderer Wichtigkeit waren dabei die Kirchenstühle aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, deren gut geschnitzte Wangen zum Andenken in die neue Kirche versetzt sind.
Ueber den Schnitzker dieser Stühle ist aus einer bei der Kirche noch aufbewahrten Schrift auf einem Bogen Papier in Folio eine kurze Nachricht des Pastors Joachim Mancelins (1588 † 1628), a. a. O. S. 181, mitgeteilt, aus welcher hervorgeht, daß das Gestühl der Kirche im Jahre 1598 vollendet war. Da diese Schrift in Folge neuerer Entdeckungen wichtig ward, so habe ich mir dieselbe von
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dem Herrn Pastor Gundlach zur Abschrift erbeten, um sie hier in der
vollständig mitzutheilen. Aus dieser Schrift geht nun hervor, daß dieselbe von dem Pastor Joachim Mancelius verfaßt und von demselben im J. 1598 zum Andenken in die damals fertig gewordene Taufe gelegt ist, wo sie in jüngern Zeiten gelegentlich gefunden sein wird. Mancelius hat also nach ungefähr 300 Jahren seinen Zweck erreicht.
Diese Schrift hat in den neuesten Zeiten ein merkwürdiges Seitenstück erhalten. Im J. 1874 ward bei dem Abbruch der Kirchenstühle in der äußern Brüstung des Diedrichshäger Stuhles am westlichen Ende der Kirche eine gleiche Schrift, wie Nr. 1, auf einem Bogen Papier in Folio von derselben Umschrift gefunden und mir von dem Herrn Amtmann Burchard zu Rostock mitgetheilt. Die Schrift war in ein Stück Papier gewickelt, welches fast gänzlich vergangen war. Die Schrift selbst ist von Gewürm ungewöhnlich stark zerfressen und abgeschabt und hat daher sehr viele Lücken.
Durch Hülfe der ersten in der Taufe gefundenen Schrift und scharfes Studium ist es aber gelungen, den Inhalt so herzustellen, wie er hier in der
mitgetheilt wird, freilich mit vielen Ergänzungen in [ ], welche aber wohl richtig sein werden.
Aus dieser Schrift geht nun hervor, daß sie von dem Pastor Joachim Mancelius im J. 1598 zum Andenken an die Vollendung der Stühle an den Ort, wo sie gefunden ist, gelegt ward. An derselben Stelle hatte früher, also ohne Zweifel seit der katholischen Zeit, eine Orgel gestanden, welche in den letzten Jahrhunderten der abgebrochenen Kirche fehlte, aber die Stelle hatte schon 1598 eine geraume Zeit "wüste gestanden".
Es folgen hier die beiden Schriftstücke, welche zugleich auch ausführliche Nachrichten über das Verwaltungs=Personal in der Stadt Rostock und dem Flecken Warnemünde im J. 1598 geben.
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Anlage Nr. 1.
Im Jar nach der gnadenreichen geburt vnsers Herrn Jesu Christi 1598 ist im namen der heiligen Dreyfaltigkeit diese gegenvertige Tauffe dieser Kirchen zu Wernamunde zum zierath gemacht, vorfertiget vnd an diesen ort gesetzet worden, als Rudolphus Secundus, der in diesem jare noch mit dem Torkischen Keyser im Königreich Vngern heftig gekrieget, Römischer Keyser gewesen ist.
In diesem Fürstenthumb Meckelnburg hat der hoch[gebor]ner Furst vnd Herr Hertzog Vlrich, der fast 70 jare [an] alter erreicht vnd welchem der liebe Gott noch lange [die]sem lande zum besten fristen vnd erhalten wolle, das regiment loblich vorwaltet.
Daneben sind auch die Durchlauchtigsten Fursten vnd Herrn Hertzog Carolus, Hertzog Sigismundus Augustus, Hertzog Adolphus Fridericus vnd Hertzog Johannes Albertus Herrn im Lande Meckelnburg gewesen.
Die Burgermeister vnd Rathsvorwanten der Statt
Rostock sind zu diesem male gewesen: Herr Jacob
Lemchen, Herr M. Henricus Runge, Herr D.
Fridericus Heine vnd Herr Johan Kellerman,
Burgermeister,
Herr Andreas Maes vnd Herr
Nicolaus Herman Kemm[erherrn]
Herr Michael
Breide, Herr Herman Nettelnblad
vnd Herr
M. Johannes Korff, wetteherrn,
Herr
Michael Geismer vnd Herr M. Petrus
Voth,
weinherrn,
Herr Bartelt Schmidt, Herr
Zacharias Beneken
vnd Herr Hermannus
Schilling, Richteherrn,
Herr Vith von
Heruern, Herr Leuin Rike, Herr
Steffen
Dobbin, Herr Hinrich Guseber vnd Joachim Wedige.
Zu dieser Zeit hat ein Reichsthaler gegolten 33 schilling lubisch vnd ist eine schware theuerung gewesen, das ein scheffel Roggen 36 schilling lubisch vnd ein scheffel gersten 20 lubische schillinge gegolten hat.
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Vber dieser vnd den andern benachbarten Kirchen des Rostkerschen Kreises, die außerhalb der Statt Rostock gelegen sind, ist zu diesem mal von vnserm itztregierenden Herrn Hertzog Vlrich zum Superintendenten deputiret vnd vorordnet, der wolgelehrter Johannes Frederus der Heiligen schrifft Doctor vnd Professor in der Vniuersitet Rostock.
Dieser Kirchenpastor vnd Prediger ist zu diesem mal gewesen Herr Joachimus Mancelius Rigensis, der nicht allein die reine Euangelische lehre, wie sie Ao. 1530 auff dem Reichstage zu Augsburg dem Keyser Carolo 5 vnd den damals Reichsstenden ist vbergeantwortet worden, in dieser Kirchen nach den gaben, die ihm Gott gegeben, rein vnd lauter gelehret vnd die hochwirdigen Sacramenten nach der Einsetzung des Herrn Christi administriret vnd verreichet hat, sondern auch mit fleisse befoddert, das diese Kirche mochte ordentlich gezieret vnd reinlich gehalten werden, wie denn auch zu seinen Zeiten der Predigstul sampt allen Mans= vnd Frawenstuelen, desgleichen alle fenstern in der Kirchen, daneben auch die Wedem oder das Pfarhaus nebenst der Schulen ist gebawet vnd verfertiget worden.
Der Vogt in diesem Flecken Wernamunde der von einem Erbarn Rath der Statt Rostock alhie eingesetzet ist, hat geheissen Heinrich Boddeker, der ein feiner, alter, betageter Man fast von seinen 70 Jaren gewesen und in die 34 Jaren diesem Flecken vorgestanden hat.
Die Vorsteher dieser Kirchen, die diese Tauffe haben bawen vnd sonst in der Kirchen alles mit fleisse haben vorfertigen vnd vorthsetzen helffen, sind gewesen: Jacob Rikentroch, Simon Hagemeister, Hinrick Kale vnd Hans Langehinricks.
Der Schulmeister hat geheissen Jodocus Jungling.
Vnd der Schnitzcher, der diese Tauffe vnd auch den Predigstuel sampt allen Mans= vnd Frawenstulen für die gebuer gemachet, hat in diesem Flecken gewohnet vnd hat geheissen Hans Wegener.
Dies ist zur gedechtnis geschrieben vnd hirin geleget Ao. 1598 den 29. Martii.
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Anlage Nr. 2.
Des Pastors Joachim Mancelius
Nachricht über die Erbauung der Stühle in
der alten Kirche zu Warnemünde.
1598,
Junii 14.
Nachdem noch bey Menschengedencken . . . . . . . Orgelwerck, welchs von vnsern lieben Vorfaren mi[t] g[roßen] vnkosten die[ser] Kirchen [z]u[m zie]rath erbawet, an diesem orte gestanden . . . . . . noch zu . . . . . . . noch heutiges tages alhie sehen . . . . . . . . je . . . . . . . . ff Herrn Jacobi . . . . . ern . . . . . . . . da . . . . . . . . . . [bew]illigung dieses kirchspiels . . . . . . . . er . . . . [v]erwustet worden, diese stete . . . . . . e raume Zeit wuste gestanden, als haben die itzigen vorsteher dieser kirchen nemlich Jacob Rikentroch, Simon Hagemeister vnd Hans Langehinricks im namen der heiligen Dreyfaltigkeit aus reiffem vnd zuuor wolbedachtem Rath, auch mit vorwissen der Erbarn . . . . . Herren de[putirten der Statt Rost]ock als Herrn Herman Nettelnblat vnd Herrn M. J[ohannis] Korff vnd mit consens vnd volbort Ihres Pastorn Herrn Joachimi Mancelii dieso Stuele der Kirchen zum zierath vnd den [le]uten, die zu jeder Zeit mit vorwilligung der vorsteher darauff stehen werden, zum besten . . . . bawen vnd vorzeitigen lassen i[m jar]e nach der geburt vnsers Herrn Jesu Christi 1598, als Rudolphus S[ecundus in diesem jare mit dem Torkischen] Keyser [im Königreich Vngern heftig gekrieget Romischer Keyser] gewesen ist.
[In diesem Furstenthumb Meckelnburg hat der] hochgeborner F[urst] vnd [Herr H]ertzog [Vlrich, der fast 70 jar] im alter er[reicht] vnd welchen der liebe [Gott noch lange diesem] lande zum best[en fri]sten [w]olle, das regiment vor sich vorwaltet.
Die Burgemeister vnd Rathsuorwandten der Statt
Rostock seind zu diesem mal gewesen: Herr Jacob
Lem[cke], Herr M. Henricus Runge, Herr D.
Fridericus Heine vnd Herr Johan Kellerman,
Burgermeister, Herr Andreas Maes vnd Herr
Nicolaus Herman, Kemmerherrn, Herr Michael
Geismer vnd Herr M. [Petr]us [Vo]th,
[Wei]nherrn, Herr Michael Breide, Herr Herm[an
Nettelnb]la[t] vnd Herr M. [Johan]nes Korff
[we]tteherrn, Herr Bertelt Schmid, Herr
Zacharias Ben[ecke] vnd [Herr] [Her]mannus
S[chi]lling, Richtherrn,
Die vnbeämpten
Rathsherrn seind [gewesen Herr Vi]th von
Heruern, Herr Leuin Rike, Herr S[teffen Dobbin,
Herr Hinri]ck Gusebier vnd Herr Joach[im Wedige].
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[Vber diesen vnd den] andern benachbarten K[irchen] des [Rostker]schen [Kreises, die] außerhalb der Statt Rostock gelegen sind, ist zu diesem [mal] [von v]nserm itztregierenden Landsfursten [Hertzo]g Vlrich zum [Super]intendenten deputiret vnd vorordnet D[octor Johan]nes Frederus der Heiligen Schrifft Doctor vnd Professor in [der Vniuersitet] Rostock.
Dieser K[irchen Pastor vnd Pre]diger ist [zu diesem male gewesen] Herr Joachimus Mancelius Rigensis, [der nicht allein die reine] Euangelilehre, wie sie Ao. 1530 auff dem Reichstage zu Augsburg dem Keyser Carolo 5 vnd den damals Reichsstenden ist vberantwortet worden, in dieser Kirchen, nach den gaben, die ihm Gott gegeben, rein vnd lauter gelehret vnd die hochwirdigen Sacramenten nach der einsetzung des Herrn C[hristi i]n beider [gesta]lt administriret vnd vorreicht hat, sonde[rn auch fl]eissig bef[oddert hat, das] diese Kirche [moch]te gezieret vnd reinlich gehalten werden, wie denn zu seinen Zeiten nicht allein diese Stuele vnd der Predigstuel sampt allen Mans= vnd Frawenstulen, desgleichen die Tauffe vnd alle Fenstern in der Kirchen, [so a]uch die Wede[m oder] das Pfar[aus nebenst der Schulen v]on g[run]d auff seind gebawet [vnd vo]rfertiget worden.
[Der Vogt in diesem Flecken Wer]namu[nde der von einem Erbarn] Raht [der Statt Rostock alhie ein]gesetz[et ist, hat geheissen Heinrich] Bo[ddeker, der ein seiner, alter, be]tag[eter Man fast von seinen 70] [Jaren gewesen] vnd [auch] in d[ie 34 Jaren] diesem Flecken vo[rgestanden] hat.
Der [Schulmeister] der der g . . . . en . . .er Schulen vorgest[anden], hat geheissen Jodocus J[ung]ling.
Vnd der Schnitzcher, der diese Stuele, wie dan auch den Predigstuel sampt allen Mans= vnd Frawenstuelen, daneben auch die Tauffe für die gebur gemacht, hat in diesem Flecken gewohnet vnd geheissen Hans Wegener.
[Dis] ist zum gedechtnis geschrieben vnd hirin gel[eget] [Ao. 15]98 den Mittwochen . . dem Pfi[ngst]marckt, welcher war der 14 [ta]g Junii.