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Kirche und Reliquien=Urne von Leussow.

Nachtrag zu Jahrb. XXXIX, S. 193 flgd.

Die alte, kleine Kirche zu Leussow wird, nach der Einweihung der neu erbaueten Kirche im Herbst 1874, im J. 1875 abgebrochen 1 ). Die Hoffnung, beim Abbruch irgend ein geschichtliches Zeugniß im Mauerwerk zu finden, wird aber nicht in Erfüllung gehen, da das Vermuthete schon längst gefunden ist. Als im Jahre 1839 der moderne Altar aufgerichtet und der "schon alte, vermalte und vergüldete Altar von altem Schnitzwerk" entfernt ward, fand man, nach dem Berichte eines Sohnes des frühern Pastors Studemund, als Augenzeugen, in dem gemauerten Altartische unter einer Steinplatte in einem hölzernen Gefäße ein mit einer Wachsplatte zugedecktes gläsernes Reliquiengefäß, welches sogleich an mich für die großherzogliche Alterthümer=Sammlung eingesandt und hier verzeichnet und bis jetzt aufgestellt, von mir aber bis jetzt in Hinsicht auf den Fundort vergessen gewesen ist.

Das Gefäß ist von ungefärbtem Glas mit aufgesetzten Glasknöpfen, cylindrisch von Gestalt, 4 /2 Zoll hoch und 2 Zoll im Durchmesser. In dem Glasgefäße lagen kleine Reliquien=Knochenreste und das von einer vermoderten Urkunde übrig gebliebene erste Secret=Siegel des Ratzeburger Bischofs Johann von Parkentin, 1479-1511 (vgl. Masch Gesch. des Bisth. Ratzeburg S. 385) mit der Umschrift:

Umschrift

Um das Jahr 1500 ist also ein neuer Altar errichtet, welcher im J. 1706 schon wieder alt war, und das Kirchengebäude sonst an Pforten und Fenstern umgebauet und nach damaligem Style modernisirt. Hiedurch läßt sich die etwas undeutliche Inschrift

Inschrift

auf einem braunrothen Steine erklären, welcher in der Außenwand oben neben der Südpforte eingemauert war und jetzt wohl mit Sicherheit

Inschrift

gelesen werden kann. Man kann also als gewiß annehmen, daß die Kirche im Jahre 1500 umgebauet und


1) Vom Amte Grabow ward auf den 30. Jan. 1875 ein Termin zum Verkauf der alten Kirche zu Leussow auf Abbruch angesetzt.
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ein neuer Altar 1 ) errichtet ward, welcher im Jahre 1839 verschwunden ist.

Schwerin im Januar 1875.

G. C. F. Lisch.

Nachtrag. Nach Vollendung dieser Zeilen ist die Kirche abgebrochen und im Anfange des Frühlings 1875 der erwähnte braunrothe Inschriftstein in die Schweriner Sammlungen geliefert. Bei schärferer Beleuchtung liest man auf demselben mit Sicherheit:

Umschrift

Der Umbau des Aeußern der Kirche ist also im J. 1520 vollendet. Der Altar kann aber schon einige Jahre vorher fertig und aufgestellt worden sein.

G. C. F. Lisch.



1) Vgl. auch die voraufgehende Abhandlung über den Altar zu Stöbelow.