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Der Tempelwall von Wustrow auf Fischland.

Nachtrag zu Jahrb. XXVII, S. 187.

In den Jahrb. XXVII, S. 187, ist berichtet, daß die Kirche zu Wustrow auf Fischland auf einem in einer Wiese künstlich aufgeschütteten heidnischen Burgwalle erbauet ist und vermuthet, daß hier zur heidnischen Zeit ein Tempel des wendischen Götzen Swantewit gestanden habe. Die alte Kirche, deren Beschreibung in Jahrb. a. a. O. S. 200 und 190 steht, ist im Jahre 1869 abgebrochen, und sogleich der Bau einer neuen Kirche begonnen, welche im Jahre 1873 fertig geworden ist. Es ließ sich vermuthen, daß beim Ausgraben der Fundamentgräben alterthümliche Reste aus der wendischen Zeit gefunden würden; aber trotz aller Aufmerksamkeit hat sich durchaus nichts finden lassen.

Die Meklenburgischen Anzeigen berichten jedoch 1870, Nr. 106, ohne Zweifel durch kundige Feder, Folgendes, das der Aufbewahrung werth ist.

"Wie richtig und zutreffend Lisch den Hügel, auf welchem die nunmehr abgebrochene Kirche stand, beurtheilt hat, ergiebt sich aus den Bodenarten, aus welchen derselbe zusammengesetzt ist. Wie in der Lischschen Beschreibung gesagt ist, liegt der Kirchberg in einer sumpfigen Niederung. Der Boden umher, den Hügel scharf begrenzend, ist schwarze morastige Erde, während der Wall selbst aus verschiedenen, von der Umgebung wesentlich abweichenden Erdarten besteht. Der östliche und nordöstliche Theil enthält schönes, fruchtbares Gartenland in einer Mächtigkeit von 7 Fuß, während der übrige Theil unterschiedliche Sandarten zeigt. Letztere lagen keineswegs horizontal, sondern sehr unregelmäßig in und durch einander geordnet. Es erhellt hieraus mit Gewißheit, daß der Berg nicht, wie vielfach, doch irrthümlich, behauptet wird, angewehet sei, zumal er ganz außer der Richtung der von Barnstorf zum Rönnbaum sich hinziehenden Linie des alten Landesufers liegt. Eben so wenig wird derselbe nach der Meinung der alten Volkssage aus der sogenannten Steinsbek angefahren sein, da die Bodenarten der Steinsbek von denen des Kirchberges deutlich abweichen. Jedenfalls aber ist derselbe, wie Lisch ganz richtig behauptet, ein in Veranlassung der Rugianischen Swantewit=Priester (?) aufgetragener, zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmter Burgwall, wenngleich sich bis daher Alterthümer aus der Wendenzeit

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trotz sorgfältiger Nachforschungen nicht gefunden haben."
(Mecklb. Anzeigen.)

Auch in der alten Kirche ist beim Abbruch nichts Bemerkenswerthes gefunden worden. Nur im Thurmknopfe fanden sich folgende junge Münzen: 1 preußischer Gulden 1763, 1 meklenburgischer Courant=Groschen 1764, 1 Schilling 1763, 1 Sechsling 1763, 1 Dreiling 1810, welche auch keine nennenswerthe Bedeutung haben.

Dr. G. C. F. Lisch.