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VIII.

Ueber

des Dr. Johann Knutzen

Herkunft.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


Der Dr. Johann Knutzen 1 ) († 3. Juni 1546), Domherr zu Schwerin, Lübek und Schleswig, Propst zu Lüneburg, Pfarrer zu S. Marien zu Wismar, Rath und Gesandter des Herzogs Albrecht des Schönen von Meklenburg=Güstrow, ist in dem zweiten Viertheil des 16. Jahrhunderts eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der papistischen Parthei in Norddeutschland und daher von den gleichzeitigen Protestanten auch der "König der Papisten" genannt. Er war nicht allein am Hofe zu Güstrow, neben dem Canzler Joachim von Jetze, die Hauptstütze seiner Parthei, sondern auch als vielfältiger Gesandter des Herzogs weit und breit von großem Ansehen und Einflusse. In den Jahrbüchern ist häufig von ihm die Rede gewesen, zuletzt noch in Jahrb. XXVI, S. 48 flgd. Wenn auch die Persönlichkeit des Mannes bei seinem häufigem Auftreten jetzt völlig klar erscheinen muß, so ist doch seine Herkunft bisher ganz dunkel gewesen. In den


1) Da der Herr Dr. Crull zu Wismar in der voraufgehenden Abhandlung S. 78 den Dr. Johann Knutzen vorführt, so theile ich die folgenden Zeilen, welche schon vor längerer Zeit für die Jahrbücher entworfen sind, zur Vervollständigung mit.
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Jahrbüchern a. a. O., S. 50, ist vermuthet, daß er aus der vornehmen schleswigschen Bürgerfamilie Knutzen stamme, weil er auch Domherr zu Schleswig war, und diese Vermuthung ist jetzt durch eine urkundliche Entdeckung bestätigt.

In Kiel lebte ein Ratsherr Mathias Knutzen, welcher am 14. Februar 1559, 64 Jahre alt, starb. In v. Westphalen Mon. ined. IV, p. 3359 ist die Nachricht über diesen Mann nach dem Epitaphium in der Nicolai=Kirche zu Kiel gegeben: "Memoria Mathiae Knutzen, senatoris Kiloniensis, ex epitaphio in templo s. Nicolai". Mathias Knutzen war zu Husum in einer ehrbaren Familie geboren und erzogen. Sein Vater war Hans Knutzen zu Husum, seine Mutter Geseke eine natürliche Tochter des Königs Friedrich I. von Dänemark. Mathias war in Husum ein begeisterter und aufopfernder Beförderer der Reformation, so daß er nicht nur die ersten protestantischen Prädicanten beschützte, sondern auch den Protestanten sein Haus zu den kirchlichen Versammlungen einräumte, so lange ihnen eine Kirche versagt blieb. Später ward er Rathsherr in Kiel, wo er auch starb. Westphalen a. a. O. giebt sein und seiner Frau Ursula Schröder († 1569) Bildnisse in Kupferstich nach alten Gemälden.

Ein Bruder dieses Mathias Knutzen war der Dr. Johann Knutzen, welcher ohne Zweifel noch vor der Reformation zum Priester erzogen und eben so entschieden papistisch, wie sein Bruder protestantisch war. Der Herr Dr. Crull zu Wismar hat im Archive der Stadt Wismar einen sehr langen Mahnbrief aufgefunden, welcher dies in den Hauptangaben beweiset, in der langen Ausführung aber sonst werthlos ist. Ein Auszug aus diesem Brief lautet folgendermaßen:

Vnßen frunthlichen grudt myt jrbedinge vnses jnnigen bedes tho Gade allmechtich stedes voran bereyt. Ersame vnde vorsichtige, wolwise here, beßunderge gude vrunth vnd guner. Wy dragen neynen twiuel, dan J. achtbar I. noch jn frischer gedechtenisse erholden sy, welcher gestalt de hoichgelerte vnde werdige herr Johannes Knutzen, der billigen rechte doctor, juwe liffliche nathurlike broder, seliger dechtenisse, vns myt synen eruen hundert marck Lubesch myt viff marck jarlicher rente vor Gade vnde myt alleme rechte schuldich is gebleuen. - - - - - - - - - - - - - - - - - -- - - - - -

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Datum Wismer, Svnnauendes vp den dach Panthaleonis martyris, Anno domini liiii

Bartholomeus Houingk, Christianus Haby, procuratores, vnde de gemeynen presterschop der kercken unser leuen frowen thor Wismar.

erßamen vnd vorsichtigen, wolwisen heren Matthias Knutzen, radtmannen der Stadt Kyle, vnßem gunstigen heren, frunde vnd guner f. g.

Aus dieser Darlegung geht auch hervor, daß die richtige Form des Namens "Knutzen" oder "Knudsen" ist, da die Familie ursprünglich wohl eine dänische war, wenn auch der Dr. Johann mitunter "Knutze" sich selbst nennt und genannt wird.

 

 

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