zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 212 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Kunstwerke

in

der Klosterkirche zu Ribnitz,

von

Dr. G. C. F. Lisch.


Fortsetzung von Jahrb. XXVIII, S. 308 flgd.

In den Jahrb. a. a. O. sind einige alte Kunstwerke der Klosterkirche zu Ribnitz, Altardecken und Glasmalereien, zur Sprache gebracht. Die Kirche "sieht jetzt bleich und nüchtern aus"; auf dem obern Damenchor sind freilich noch einige Reste von alten Altären, Figuren, Bildern, Decken u. s. w. vorhanden. Aber nichts, oder doch sehr wenig, scheint zu dem ehemaligen alten

Hauptaltar

des Klosters zu gehören. Dies erklärt sich daraus, daß der calvinistische und bilderstürmerische Herzog Johann Albrecht II. von Güstrow überall, wo er konnte, und auch im Kloster Ribnitz, die alten Bilder abthat. In den Acten über die Streitigkeiten zwischen den Herzogen Adolph Friedrich I. und Johann Albrecht II. heißt es in den "Güstrowschen Contraventionen und Neuerungen von 1632 und 1633:"

"Haben I. F. G. Hertzogk Hanß Albrecht im Kloster Ribnitz Bilder vnd Altar abgethan vnd also den vertregen zuwieder in ceremonialibus enderungen vorgenommen."


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 213 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ueber die genähete Decke in Ribnitz.

In den neuesten Zeiten ist noch eine gestickte oder genähete Altardecke gefunden, welche jedoch lange nicht so alt ist, wie die in Jahrb. XXVIII, S. 308 beschriebene und abgebildete Decke. Die neu aufgefundene Decke ist nur klein, wahrscheinlich für einen Nebenaltar, nur ungefähr 3 1/2 Ellen lang und 1 1/2 Ellen breit. Sie ist in feine, weißer dichte Leinewand vorherrschend roth, gelb und blau genähet und in den Figuren mit Gold erhöhet. Die bunten Fäden sind zum großen Theile ausgefallen und daher ist manches schwer zu erkennen. Die Decke besteht aus 3 zusammengenähten Stücken.

Das mittlere Stück, welches das ältere und sehr sauber genähet ist, enthält in einer gemusterten Kante in der Mitte die Verkündigung Mariä, wie es scheint, in einem viereckigen Inschriftrande, auf welchem oben noch die Worte zu erkennen sind:

A V e M A Rl A G u. s. w.

In den 4 Ecken stehen die 4 Evangelistensymbole mit den Inschriften:

Inschrift

An den 4 breiten Seiten stehen 4 Heiligenfiguren und oben und unten zwischen den Evangelisten und den Heiligen die gekrönten Buchstaben:

I N R I

Nach der durchgehenden Gestalt und dem Charakter der gothischen Majuskel=Buchstaben gehört dieses Stück noch in die erste Hälfte des 14. Jahrh., also in die Zeit der Stiftung und Einrichtung des Klosters. In diesem Stücke sind die Farben auch nur roth, gelb und grün, nicht blau.

Das Stück rechts, welches von einem Inschriftrande in gothischer Minuskel eingefaßt ist, enthält in der Mitte Christum am Kreuze mit Maria und Johannes, eingefaßt von einem viereckigen doppelten Inschriftrande in gothischer Minuskel. In den 4 Ecken stehen die 4 Evangelistensymbole, an den 4 breiten Seiten die gekrönten Buchstaben:

I N R I
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 214 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Die gothische Schrift ist in den einzelnen, noch erhaltenen Buchstaben ganz klar, das Ganze ist aber kaum oder gar nicht zu entziffern, da die Fäden vieler Buchstaben ausgefallen sind; aber Einzelnes ist noch überall zu lesen. So z. B. beginnt der äußere Rand mit:

Inschrift

Auf dem innern Inschriftrande ist zu lesen z. B.

Inschrift

und

Inschrift

Ganz klar sind 1 1/2 Zeilen zu lesen:

Inschrift

(Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst. Marc. 23, 42).

Das dritte Stück ist aus zwei gleich großen und gleich gearbeiteten Hälften zusammengesetzt. Auf der einen Hälfte ist nichts weiter, als ebenfalls Christus am Kreuze mit Maria, der ein Schwert in der Brust steckt, und Johannes; auf der andern Hälfte ist ein Heiliger mit einem Kreuze und vor ihm eine Figur, welche ein Weihrauchfaß schwingt. Beide Stücke sind gleich gearbeitet und von einem gleichen Inschriftrande eingefaßt, welcher ebenfalls in gothischer Minuskel gebildet, aber sehr zerfallen ist; jedoch ist an einer Stelle noch klar zu lesen:

Inschrift

Die beiden Endstücke stammen aus verschiedenen Zeiten des 14. Jahrhunderts.

Diese Beschreibung erscheint darum nothwendig, weil sich in den letzten Jahren das Gerücht verbreitet hat, diese Decke trage arabische Inschriften; dies ist aber ein großer Irrthum, da alle Inschriften augenscheinlich gothisch, theils Majuskel, theils Minuskel, sind, und die Decken sicher im Kloster Ribnitz im 14. und 15. Jahrh. gemacht sein werden.

Uebrigens glaube ich kaum, daß diese Ueberreste ursprünglich zu einer Altardecke bestimmt gewesen, sondern meine, daß es 4 zusammengenähete Kelchtücher sind.

Vignette