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I. Zur Alterthmuskunde

im engern Sinne.


1. Vorchristliche Zeit.

a. Steinzeit.


Hünengrab von Neu=Garz.

Auf dem Gute Neu=Gaarz bei Waren stand in einer Wiese, Namens "Grassee", auf einer nicht bedeutenden Höhe in derselben an einer Stelle, welche durchaus bodenfest ist, aber in den ältesten Zeiten, jedoch sicher vor der Aufrichtung des Grabes, auch unter Wasser gestanden hat, ein großes "Hünengrab" (Steinkammer); nicht weit von der Grabstelle ist noch heute Sumpf und Wasser. Im Herbste 1868 schritt der Herr Lehrer Struck zu Waren unter freundlicher Beförderung und auf Kosten des Gutsbesitzers Herrn Strecker auf Neu=Gaarz zur Aufdeckung dieses alten Grabes und theilte dem Vereine das Ergebniß der Forschung mit. Auf 5 großen Pfeilern aus Urgestein (Granit, 1 Syenit, 1 Diorit) hatte ein granitner Deckstein geruhet, welcher über 10 Fuß lang und 5 Fuß breit war; die Pfeiler waren aber mit der Zeit ausgewichen und der Deckstein zwischen die Pfeiler gesunken und hatte, wie deutlich zu sehen war, einen bedeutenden Druck auf den innern Raum der Grabkammer ausgeübt. Da der Deckstein zu groß war, um ihn ausheben zu können, so mußte er angebohrt und mit Pulver gesprengt werden. Nach Wegräumung des Decksteins sah man, daß im Innern

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die Spalten zwischen den Tragepfeilern mit kleinern Steinen von ähnlichem Gestein zugesetzt waren; einer dieser Fugensteine war ein rother junger Sandstein von ungefähr 1 Fuß im Quadrat. Bei der Aufgrabung des innern Raumes zeigte sich zuerst oben eine 1 Fuß starke Deckschicht welche lettenartig fest aus lauter Pflanzenüberresten bestand, welche vielfach mit Conchilienfragmenten vermischt waren; selbst einzelne Blattnetze ließen sich noch erkennen. Die Mischung dieser Erde, welche sich auch außerhalb des Grabes fand, glich vollkommen dem Moder eines Teiches, nur daß sie lettenartig fest war, vielleicht durch den Druck des Decksteins. Unter dieser Schicht folgte wieder eine 1 Fuß dicke Schicht von reinem Seesande. Unter dieser Schicht lag im Grabe gute, schöne Erde, schwarz wie Gartenerde. Die häufig vorkommende Schicht zerschlagener und ausgeglüheter Feuersteine auf dem Boden des Grabes fehlte ganz. Als man in die schwarze Erde einen Fuß tief gegraben hatte, stieß man auf ein menschliches Gerippe, das ohne Zweifel von einer Leiche war, welche sitzend beigesetzt war, da die Knochen vom Haupte bis zum Becken auf einer kurzen Strecke in einem Haufen dicht und unordentlich auf einander lagen, mit dem Haupt "im Osten", mit den Füßen "im Westen", wie auch die Längsrichtung des Grabes von Osten nach Westen lief. Die Knochen waren fast ganz vergangen und schmierig aufgelöst. Nur die stärker Knochen waren ein wenig erhalten, so daß sie in kleinen Stücken, etwas über einen Zoll lang, zusammenhielten; die übrigen waren faserartig weich und zerfielen sofort. Aus den später erhärteten Knochenbruchstücken ergiebt sich ohne Zweifel, daß die Leiche unverbrannt beigesetzt war, wie auch schon die sitzende Stellung beweist. Vom Schädel waren nur noch aufgeweichte Brocken, von Zähnen merkwürdiger Weise keine Spuren vorhanden. Von Alterthümern fand sich, trotz der sorgsamsten Nachforschung, nichts, weder Urnenscherben, noch bearbeitete Feuersteingeräthe. Es fand sich, außer dem Gerippe, in dem Grabe nichts weiter, als ein Stück Feuerstein, viereckig, 2 1/2 Zoll lang und ungefähr 1 Zoll dick, welches ohne Zweifel durch Menschenhand bearbeitet ist, da sich an einer Seite eine ebene Spaltfläche mit einem Schlagansatz und die entgegengesetzte Fläche mehrere kleine Absplitterungen zeigt Dem Anscheine nach ist dieses Stück das obere Ende eines zerbrochenen Meißels aus der ältesten Steinzeit. Jedenfalls ist das Grab sehr alt und merkwürdig durch

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seine Lage, so wie durch das Fehlen jeglicher Geräthe, während die übrigen Zeichen auf eine sehr ferne Zeit hindeuten.

G. C. F. Lisch.