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V.

Des Bischofs

Boguphal von Posen

Nachrichten

über Meklenburg,

von

Dr. F. Wigger.


U nter den auswärtigen Chronisten des Mittelalters, bei welchen wir durch gelegentliche Erwähnung Meklenburgs überrascht werden, ist vielleicht keiner merkwürdiger, als der Bischof Boguphal (oder Boguchwal, d. i. Gottlob) von Posen, der um die Mitte des 13. Jahrhunderts seine polnische Chronik abfaßte 1 ). Es ist auch bereits in unsern Jahrbüchern aus dem uns an gehenden Abschnitte eine Stelle besprochen worden, die die Burg Meklenburg und das Dorf Lübow betrifft 2 ), und die um so interessanter war, weil Herr Archivrath Lisch, schon bevor er den Boguphal kennen lernte, ein näheres Verhältniß zwischen der genannten Burg und dem Kirchdorfe vermuthet


1) Als den Verfasser bezeichnet der Bischof sich selbst (p. 64 ed. Sommersberg) : Eodem tempore in prima nocte post diem beati Johannis Baptistae [a. 1249.] ego Boguphalus episcopus Poznaniensis audiui etc. - Ueber sein Leben berichtet der Fortsetzer seiner Chronik bis zum Jahre 1271 ("ego Basco custos Poznaniensis", heißt es p. 70): anno igitur 1253, 5. id. Februarii Boguphalus episcopus Poznaniensis in predio ecclesie sue Solecz diem suum clausit extremum. Vixit autem in episcopatu suo decem annis et 26 septimanis.
2) Jahrb, IX., 407.
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hatte 1 ). Den ganzen Abschnitt der polnischen Chronik über die nordwestlichen Wenden hat von Ledebur in den Märkischen Forschungen (Bd II., S. 119 ff.) einer eingehenden Besprechung unterzogen und dabei die unverständlichen Namen in dem einzigen bisher publicirten Texte, nämlich in von Sommersberg's Silesiacarum rerum scriptores II. (Lips. 1732, fol.), durch Conjecturen zum Theil richtig gedeutet. Aber leider ist dieser Abdruck überhaupt so incorrect, daß eine Vergleichung der Handschriften höchst wünschenswerth erschien. Zu unserer nicht geringen Freude hat uns jetzt Herr Moosbach, Privatgelehrter in Breslau , durch gütige Vermittlung des Herrn Professors Röpell daselbst, mit sehr dankenswerther Gefälligkeit aus seinen Collationen der Königsberger Handschrift (K), auf deren Vorzüglichkeit Herr Professor Voigt in Königsberg aufmerksam gemacht hatte, sowie der Breslauer (B), der Ottobonianischen Handschrift (O) in Rom, der beiden Czartoryskischen (Cz. I. und II.) in Paris und der Willamower (W) in der Potockischen Bibliothek zu Willamow bei Warschau, die Varianten zu dem uns interessirenden Abschnitte der Boguphalschen Chronik mitgetheilt. So weit man nach dieser kleinen Partie urtheilen darf, ist die königsberger Handschrift allerdings die vorzüglichste und verdient selbst vor der ersten Czartoryskischen den Vorzug; doch theilt sie auch manche Fehler mit den übrigen und ist von Flüchtigkeiten nicht frei. Da nun Boguphal in unsern Jahrbüchern seine Stelle verdient, so geben wir seine Nachrichten über die nordwestlichen Wenden hier nach der königsberger Handschrift und verbessern sie,wo es nöthig scheint, nach den andern oder durch Vermuthungen.

Zweimal schweift der posener Bischof in der Einleitung zu seiner Polenchronik in unsere Gegenden herüber. Er tadelt nämlich am Bischof Vincentius von Krakau, daß dieser in seiner Geschichte der polnischen Herzoge nicht den Ahnen der Herrscher im weiten Lande der Lechen oder Polen nach ihren Namen und Gebieten nachgespürt habe , und zählt nun selbst, um solchem Mangel abzuhelfen, die vermeintlichen Stammväter der Wenden und ihre Reiche auf, indem er ihre Namen oft wunderlich genug deutet. Während er so die wendischen Landschaften durchmustert, gelangt er von den Serben zu den Cassuben. Er erreicht damit das "nördliche Meer" und läßt nun den Leser hoffen, hier vielleicht eine Erwähnung der meklenburgischen Wendenstämme oder gar eine Deutung ihrer Namen zu treffen. Aber er übergeht diese so gut wie die Pommern


1) Jahrb. VI.., 79 flgd.
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und wendet sich sofort zu den Drewanern oder Holtsaten, die ihm für Wenden gelten, und deren Wohnsitze er bis Bremen ausdehnt.

I.

Est 1 ) quedam gens Slavonica, que Cassubite dicuntur- circa mare septemtrionale-. Sunt et alii Slav i i[bi] dem 2 ), qui Drewnanye vocantur, hos Theutunici Halczste appellant. Horum castra capitalia fuerunt Buccowecz, quod nunc Lubicz dicitur, Ham, quod et Hamb[o]rg 3 ), ac Breme, quod caput et sedes fuit eorundem. Ibidem est etiam Slesuik 4 ), castrum ducale, et ciuitas Czesznyna 5 ). Hiis presunt comites, quos Henricus imperator, postquam easdem provincias Slaworum imperiali dicioni subiugasset, in comites asseritur creasse. Haec autem gens a densitate siluarum seu lignorum nomen accepit, nam Drewnanye a lignis nunccupantur. Nominantur etiam a quodam fluvio, qui Trawna dicitur, vnde Trawnanye sunt appellati.

1 ) pag. 19 S(ommersberg). 2 ) id est: Cz II.; K und die andern Handschriften idem, wie auch S(ommersberg). 3 ) Hamberg alle Handschr. und S. (Falsche Auflösung von Hambg.; vgl. unten Dalenborg.) 4 ) Slesink;: K; Slesvik : B; Slesuik : Cz I.; Cz II.: O; Blesink: S. 5 ) So alle Handschr.; Czesznyma: S.

Es fällt an dieser Stelle wohl auf, daß Boguphal für Lübek den Namen Buccowecz kennt. Bekanntlich erzählt Helmold I. 57 (58), daß der Ort, wohin Graf Adolf Lübek ver legte, Bucu hieß. Doch darf man eine Bekanntschaft des polnischen Chronisten mit Helmold oder andern deutschen Schriftstellern darum nicht annehmen; nicht allein seine Erzählung vom "Kaiser Heinrich", sondern noch mehr die selbstständigen Mittheilungen an der zweiten Stelle, die wir sogleich anführen wollen, sprechen dagegen. Die Deutung des Namens Czeßnyna muß ich den Holsteinern überlassen.

Schweigt Boguphal in dieser ersten Stelle von den meklenburgischen Wenden, so entschädigt er uns in der zweiten, ausführlicheren. Nämlich nach dem Vorgange des Bischofs Vincentius 1 ) führt Boguphal in seltsamer Combination entstellter Nachrichten aus dem classischen Alterthume mit polnischer Sage den Julius Cäsar mit dem Lechen=oder Polenkönig Lestko III. zusammen. Cäsar's Schwester Julia wird des Polenkönigs


1) Vincent. Kadlubkonis Hist. Polon. I. bei Dlugoss II., p. 622 seq.
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Gemahlin, Baiern bildet ihre Mitgift. Zwei Burgen werden zu ihrer Zeit gebaut, Lebus und - Julin, dessen Namen ja auch die Biographien des h. Otto auf Julius Cäsar zurückführen 1 ). Die Julia wird später freilich verstoßen; aber ihr Sohn Pompilius - so heißt Popel hier - folgt doch dem Vater als König, und zwanzig Söhne von andern Frauen und Kebsen werden vom Lestko mit verschiedenen Gebieten ausgestattet. Indem Boguphal nun diese aufzählt, gelangt er abermals in unsere Gegenden; und je weniger man es nach dieser phantastischen Einleitung erwartet, um so mehr überrascht er durch sehr reale Angaben, die zu jener in einem seltsamen Gegensatze stehen.

II.

Terre 6 ) autem predictorum principum 7 ) fuerunt he(c) 8 ): Boleslai Pomerania inferior, Kazimiri Cassubia, Wladislai pars Vngarie, que inter fluuios Cissam, Danubium et Morawam 9 ) consistit, Jaxe Sorabia , Wrocislai Ran[i])a 10 ), Przibislai et Odonis Drewina, Przemislai Szgorzelcia, que nunc Brandenborg appellatur; et ceteri terras et districtus in Slavonia et Corinthia, [at]que circa fluvios Albeam, Odram, Pyanam, Dolausam 11 ), W[c]ram 12 ), Rekniczam, Warnam, Hawlam, Sprowam, Hylam 13 ), Sudam, Meczam 14 ), Trawnam et circa alios perpetuo dominio possederunt. Quorum duo Woyslaus castrum dictum Medziboze, quod nunc Meydborg dicitur, et Sobeslaus aliud castrum Dalen diectum, quod Dalenborg 15 ) Theutunici appellant; Czeszemirus autem partem Drewine, quod nunc Olsacia dicitur, versus Sleszuyk 16 ), et Wysszimirus castrum in rippa maris septemtrionalis, ubi nunc ciuitas nomine suo Wissimiria sita est, fundauit. Fuerunt eciam castra principaliora principum predictorum versus occidentem et mare septemtrionale: Bremen, dictum de pondere; quia pondus inimicorum, ut puta Westwalium et Frisonum et aliarum nacionum, Slauis ipsos invadendo eisque resistendo sufferebat. Item castrum Luna, quod pro nunc Lunborg 17 ) appellatur. Dicitur namque Luna, quia petra latissima in medio camporum erupit; vnde sicuti Slaui splendorem lune in nocte lucentis luna 18 ) appellant, sic castrum predictum in camporum planicie splendentem Lunam appellarunt. Fuit eciam ibi prope ciuitas magna, que Barduika nominatur. Consuetudinis enim est Slauorum ciuitates -


1) Ebbo III. 1 ( Pertz ss. XII. 358) ; Mon, Priefling II. 5 (p. 891).
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vicos appellare; vicus enim in slawonico proprie ciuitas, in qua forus exercetur 19 ); nec aliquando dicunt: "transeamus ad ciuitatem", sed: "vadamus ad Wyk"; et sic Barduik a fluuio, qui ibi fluit, et a vico nomen compositum accepit. Sic et Szleszuik ab sledz 20 ), qui slawonice allec dicitur. Item castrum Buccowecz, ubi nunc monasterium fratrum predicatorum in Lubek constructum cernitur; Slaui vero inibi moram trahentes Lubieczensem cuitatem non Lubek, sed Buccowecz appellant. Item Rathibor castrum 21 ). Item castrum Swerin; quod castrum quidam imperator, deuicto rege Slauorum nomine Mikkol, cuidam nobili viro de Dale[m]o 22 ), alias de Dalemburg, fertur donasse ipsum in comit[ia]m 23 ), Swerzyniensem 24 ) specialem 25 ), quam idem imperator ibidem fundauerat 26 ), a filiis Miklonis protegi deberet. Iste etenim Mikkel 27 ) castrum quoddam in palude circa villam, que Lubowo nominatur, prope Wysszemiriam 28 ) edificauit, quod castrum Slaui olim Lubow 29 ) nomine ville, Theutunici vero ab ipso Miklone Mikelborg nominabant. Vnde usque ad presens princeps, illius loci Mikelborg appellatur; latine vero Magnuspolensis 30 ) nuncupatur, quasi ex latino et slawonico 31 ) compositum, quia in slawonico pole, in latino campus dicitur. Item castrum Gilow a crassitudine [terre] 32 ) dicitur, item Rostoky a dissolucione aquarum; item castrum Verla 33 ) a crudelitate; item Swanowo a nomine proprio: Swan enim dicitur id quod 34 ) vocatus ; item Dstrow ab insula: item Thesszin 35 ), Marlow, Bolel 36 ), Trzeboschewo; demum Wologosch, [Hu]sszom 37 ), Wolimecz 38 ), quod alias Julin dicebatur. Tamen hec castra circa mare septemtrionale sita fuisse scribuntur; alia vero castra duces Saxonie, marchiones Brandenburgenses, duces Stetinenses possident.

6 ) Sommersberg p. 23. 7 ) der Söhne des Lechitenkönigs Lestko III. 8 ) hec: alle Handschr. 9 ) Morawam: Cz I.; Montawam: W; Motawam: K, S, etc. 10 ) Rania (i ohne Punkt!): B; Rana: Cz II.; Rama die andern Handschr. - Boguphal will ohne Zweifel das Land der Rani, d. i. der Rujaner (regio, quae a Teutonicis Rugiana, a Sclavis Rana dicitur, wie Wibald sich ausdrückt, Mekl. Ann. I. 122) bezeichnen. - Vorher (p. 19 bei Sommersberg) etymologisirt er: Ram seu Rama dicilur ex eo, quia semper in conflictu hostium vociferare solebant: Ram! ram! id est: vulnera! vulnera! - Auch hier wird das m falsch sein, denn vulnerare heißt polnisch: ranie. 11 ) Dolausam: K; Dolsam: Cz I.; Dolosam: S etc. 12 ) Wtram: alle Handschr.; Wcram: Ledebur. - Die Uker. - Vgl. die Form Vucrani bei dem Contin. Reginonis (Pertz Scr. I. 617). 13 ) Hylam: alle

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Handschr. 14 ) So alle Handschr.; nur Cz I. Myeczam. 15 ) Dalenbg: K; Daleyberg: O; Daleyborg: Cz I.; Dalenburg: S etc.Vgl. Nr. 3. 16 ) Sleszuy: K; Sleszwyk: O; Sleszwig: Cz I.;Slesuik: S. 17 ) Limborg: K; Limburg: B; Lunborg die andern Handschr. 18 ) luna: K; lunam : Cz I.; lumina: S etc. Das polnische Subst. "luna" oder " lona" erklärt Mrongovius "Widerschein, rückprallenden Feuerschein, rückprallende Strahlen, Lohe des Feuers". 19 ) forus: K, B (vgl. Ducange); exerccretur: K, Cz I.; forum exercetur d. a. Hd. 20 ) ledz : K; sledz: Cz I., O; szlesz, szlecz d. a. Hd. 21 ) Rachibor: K; Rathibor castrum: B, 0, Cz. 22 ) Dalewo: alle Hdschr, 23 ) comitem : alle Hdschr., Cz I. u. II., nachher auch quem, 24 ) Swerzicensem: K; Swerzyniensem: Cz I.; Sweriniensem : S.Thiergarten heißt im heutigen Polnischen: Zwierzyniec. 25 ) spiritualam: B; imperialem: S. 26 ) Es scheint quod ausgefallen zu sein. 27 ) Miklel: K:, Mykkel: Cz I., O; Mikel: Cz II. 28 ) Wysszimiram: K; Wissimiriam : S, cet. 29 ) Lukow: K, Cz I.; Lubow die andern Hd. u. S. 30 ) magnusplen: K, O; magnusplon: B, Cz II.; magnusplan: S, cet. 31 ) theutunico: K; slawonico : d. a. Handschr. 32 ) terre geben nur Cz I., O; trasitudine : K. 33 ) Verla : K, Cz I., O; Wecla : W: Becla: B; Bocla: Cz II.; Bela: S. 34 ) id quod : K; quasi: d. a. 35 ) Thesszin: K, O; Thessin: Cz I.; Thosszyn: Cz II.; Thosszin : B. 36 ) Bolel: K, Cz I., O; Bolek : Cz II., B; Bolck : S. 37 ) Kasszom: K, Cz I, u. II; Kaszom : O; Kaszam: S; Rosegarten Cod. dipl. Pom .N. 16: Huznoim, d. i. Usedom. 38 ) Wolimecz: K; Volmiecz: Cz I.; Wulmiecz: B; Welunecz: O; Walunecz: Cz II.

Auch hier steht wieder kein einziger Name meklenburgischer Wendenstämme,- Beweis genug, daß unser Schriftsteller die wendische Geschichte unsers Landes, insbesondere Adam von Bremen und Helmold nicht kennt. Desto vertrauter zeigt er sich mit den dermaligen Verhältnissen; ohne Zweifel berichtet er selbst oder sein Gewährsmann aus persönlicher Anschauung. Denn woher sonst die genaue Aufzählung unserer größeren und kleineren Flüsse? Es überrascht, hier die Mecza wiederzufinden, die Meszenreiza des Adam von Bremen (II. 15b) in Carls des Großen Bestimmung über die Reichsgrenze gegen die Wenden 1 ), in welcher wir den "Grenzbach" zwischen den Wenden und der Mark, zwischen Meklenburg und Lauenburg, die Aue, erkannt haben 2 ). Dagegen würde man die Elde sehr ungern vermissen. Ohne Zweifel ist sie mit "Hyla" in in den Handschriften bezeichnet und es liegt nahe, ein d ein zuschalten, und einen Uebergang von Hilda zu Eldena so gut für den Flußnamen, wie für den Namen des Klosters bei Greifswald anzunehmen. Aber da Schafarik (II. 549. Anm.) an Beispielen wie Branibor und Bran-d- enburg, Brani-


1) Pertz Scr. VII., 310.
2) S. meine Mekl. Annalen I., S. 100 b .
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cewci und Prae-de-necenti zeigt, daß Deutsche nicht selten in wendischen Namen ein d eingeschaltet haben , so wagen wir nicht, Hylam in Hyldam zu verändern. Eben so zweifelhaft ist es, ob Boguphal in Dolosa oder Dolausa, womit er die Tollense bezeichnet, den Nasallaut ausgedrückt hat, also Dolansam oder Dolosam zu lesen ist, wozu man die Namen Uznom,Uznam , Huznoim in Urkunden und den oben vermutheten Husszom für Usedom vergleichen kann.

Die meklenburgischen Ortsnamen Boguphal's sind fast alle klar: Ratzeburg, Schwerin, Meklenburg bei Wismar, Ilow, Werle, Schwan, Güstrow, Tessin und Marlow. Unverständlich bleibt mir aber der Name Bolel zwischen Marlow und Tribsees; Ledebur's Vermuthung, daß Polchow gemeint sei, scheint mir ein unbegründetes Auskunftsmittel zu sein. Den letzten Namen für Wollin wage ich bei den Abweichungen der Handschriften nicht festzustellen.

Mehr als die Etymologien der wendischen Namen, gelten uns die geschichtlichen Sagen von Meklenburg und Dalenburg. Ueber Meklenburg wüßte ich den Erörterungen in den Jahrb. Bd. IX., 407, und in den Mekl. Annalen I., 124, nichts Neues hinzuzufügen. Dagegen kann ich, nachdem der Freiherr v. Hammerstein über die Geschichte der Grafen von Schwerin soeben ein neues Licht verbreitet hat, nicht unterlassen, competente Forscher um eingehende Prüfung der Angaben Boguphal's in Bezug auf Dalenburg zu bitten. Nach Maneckes Beschreibung des Ortes (Topogr. Beschr. I., 361) und nach der Analogie der slavischen Burganlagen in Meklenburg dürfen wir annehmen, daß die Burg der sächsischen Herzoge vor Dalenburg auf einem wendischen Burgwalle stand, wie denn auch der Name Dalen sich als Name eines Gaues bei dem serbischen Wendenstamme wiederfindet (Schafarik II., S. 266). In so fern ist also Boguphal gut unterrichtet. Und bis etwa direct widersprechende urkundliche Zeugnisse entgegen gestellt werden, dürfen wir aus der Erzählung von dem ersten Grafen von Schwerin vielleicht so viel entnehmen, daß Gunzelin von Hagen vor seiner Erhebung zum Grafen von Schwerin des Herzogs Burgvogt zu Dalenburg war. Ja, daß gerade er und die Grafen von Danneberg mit wendischen Gebieten diesseit der Elbe betraut wurden, erklärt sich um so leichter, wenn man annimmt, daß Gunzelin, wie diese Grafen, bereits am linken Ufer der Elbe in den Grenzgebieten gegen die meklenburgischen Wenden seinen Sitz hatte.

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