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Der Sturz des Katholizismus zu Gadebusch.


Die Pfarre zu Gadebusch ward aber die vernichtende Grube für Joachim v. Jetze, welcher sich nach seinem Rücktritte vom Canzleramt vorherrschend auf diese Pfarre zurückzog, da auch im Kloster Eldena nicht mehr viel für ihn zu machen war. Je weiter die Reformation um sich griff und von Bestand ward, desto gereizter und heftiger ward Jetze, wenn auch sein ganzes Thun ohnmächtig blieb. Jetze hatte, wahrscheinlich durch den Drang der Bürgerschaft getrieben, es zuletzt nicht hindern können, daß ein lutherischer Prädicant, Andreas Busse oder Bussow, zur Predigt des Evangelii berufen war. Als dieser nun um Ostern 1546 auch das Abendmahl reichen wollte, stürzte Jetze hinan, riß wütend die geweiheten Hostien vor dem Prädicanten von dem Altare und wollte damit zu einem Nebenaltare laufen, als ihm das Sacrament zur Erde fiel. Zugleich hatte er gepredigt: "Sieh, Du läufst nach Vietlübbe und Salitz nach den lutherischen Buben; siehe, mit dem Gott, den Dir die Lutherischen da geben, wollte ich meine Schweine mästen 1 ). Ich will meine Seele zu Pfande setzen, daß es genug sei, wenn man das Sacrament in Einer Gestalt empfängt." - Man kann sich kaum eine Vorstellung von einem solchen Fanatismus machen!

Bald nach diesem Auftritte, am 3. Junii 1546, starb Jetze's treuester Gesinnungsgenosse, der Domherr Dr. Johann


1) Solche Reden und Thaten sind zur Zeit der Reformation bei den papistischen Priestern allgemein und kommen unzählige Male vor. Es war daher nothwendig, sie, wie Luther that, derbe abzuführen, um Gewalthaten abzuwenden, und Luther war es wahrlich nicht allein, der "grob" war.
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Knutze, der "König der Papisten", und schon am 7. Januar 1547 folgte ihm der Herzog Albrecht 1 ) in die Ewigkeit, so daß Jetze in kurzer Zeit aller seiner kräftigsten Stützen beraubt ward. Um so heftiger ward seine zügellose Leidenschaft. Im Kloster Eldena mochte er sich nicht ganz wohl fühlen, da dort, wie es scheint, der Protestantismus früh Wurzel geschlagen hatte, indem schon 1537 einige Klosterjungfrauen die lutherische Predigt zu Konow hörten. Jetze zog sich also nach Gadebusch auf seine Pfarre zurück. Hier aber wiederholte er den ärgerlichen Auftritt, zu welchem er sich im J. 1546 hatte hinreißen lassen. Als am Palmsonntage (3. April) 1547 der Prediger das Abendmahl reichte, stürzte er wieder auf den Altar, ergriff den geweiheten Kelch und setzte ihn an den Mund, um ihn auszutrinken, bedachte sich aber, ergriff jedoch die Kanne mit dem Weine und stürzte diesen in den Kelch, daß es schäumte. Die Leute, welche zum Abendmahl gingen, glaubten vor Entsetzen in die Erde zu sinken und baten ihn dringend, daß er sich doch bedenken und ihnen das Sacrament, als den Leib und das Blut Jesu Christi, reichen lassen möge, worauf er ihnen antwortete: "er wolle ihnen den höllischen Teufel geben".

Da war das Maaß der Geduld in der Gemeinde erschöpft. Einige Tage darauf, kurz vor Ostern (10. April), kam der junge Herzog Johann Albrecht von seiner oberdeutschen Reise heim 2 ) und brachte mit sich Hoffnung ins Vaterland. Rath und Gemeinde von Gadebusch beschlossen daher, Klage 3 ) über das unkirchliche und unchristliche Benehmen ihres Pfarrers an den jungen Fürsten zu bringen. Sie stellten dem Herzoge die erlebten Vorgänge vor und erklärten, daß sie einen so harten Druck und einen so großen Uebermuth nicht länger ertragen und dulden können, und baten um einen gelehrten Prädicanten. Mit dieser Klage und Petition ging eine Deputation der Gemeinde, bestehend aus den beiden Burgemeistern, zwei Rathmännern, dem Stadtvogt und vier Bürgern, nach Schwerin und traten in Begleitung von zwei Notarien am 29. Junii 1547 vor den Herzog, welchem sie, unter Versicherung der Wahrheit, die Klage überreichten.

Die Folge davon war, daß Joachim v. Jetze am 10. Aug. 1547 abgesetzt ward. Am 10. Aug. 1547 ward durch des Herzog Johann Albrecht Rentmeister Sigismund


1) Vgl. Jahrb. XXII, S. 191.
2) Vgl. Jahrb. XXII, S. 193.
3) Vgl. Anlage.
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v. Esfeld in Gegenwart des herzoglichen Küchenmeisters und des ganzen Raths zu Gadebusch ein Inventarium über die Güter und Kleinodien der Kirche "bei Absetzung Joachim Jetze's" ausgenommen 1 ). Bei der Inventur fand sich im Pfarrhause auch ein verschlossener Korb mit Siegeln und Briefen, welche für das herzogliche Haus von Werth ("thodrechlich") waren; ohne Zweifel hatte Jetze diese Urkunden noch aus der Zeit des Herzogs Albrecht und wahrscheinlich im katholischen Interesse heimlich mit sich genommen. Jetze mußte bei der Ablieferung bei seiner Seelen Seligkeit bekennen, daß er keine mehr bei sich habe und von keinen mehr wisse.



1) Vgl. Anlage.