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II. Zur Baukunde.


1. Zur Baukunde der vorchristlichen Zeit.

Der Burgwall von Dargun

ist zwar im Jahresbericht VI, S. 70 flgd. (vgl. XII, S. 453) beschrieben, bedarf aber noch fortwährend einer scharfen Beobachtung. Mit dem Orte Dargun gleichlaufend erstreckt sich ein schmaler Höhenzug oder Bergrücken, welcher ungefähr 1/3 Meile lang sein mag und beim Kloster anfangend immer höher steigt, bis er bei der Kirche des Dorfes Röcknitz in die Tiefe abfällt. An den beiden langen Seiten und an dem äußersten Ende Röcknitz gegenüber ist der Bergrücken von tiefen Sumpfwiesen umgeben, welche an einer Seite bis gegen das Kloster reichen und in denen das Wasser zu dem darguner See in den alten Klosterzeiten künstlich aufgestauet ist. Nur gegen die Klosterseite hin hängt dieser Höhenzug mit dem festen Lande zusammen. Der ganze Höhenzug ist mit schöner Buchenwaldung besetzt. Auf der höchsten Spitze, Röcknitz gegenüber, liegt der Burgwall, welcher offenbar zuletzt die wendische Burg Dargun gebildet hat; dies beweisen nicht nur der ganze Bau, welcher eine nicht sehr ausgedehnte kesselförmige Vertiefung oder einen kleinen Burgplatz mit hohen Ringwällen bildet, sondern auch die unzähligen wendischen Gefäßscherben, Kohlen und verbrannten Lehmstücke von den Gebäuden, so wie die noch erkennbaren Grenzen der historischen, wendischen Burg.

Es läßt sich aber nicht leugnen, daß die Lage nicht ganz einer wendischen Burg entspricht. Alle bekannten wendischen Burgen in Meklenburg sind so gebauet, daß ein verhältnißmäßig kleiner Burgwall in einen Sumpf oder See hineingeschüttet ist, ohne daß er unmittelbare feste Umgebungen hätte;

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dies ist wendische Sitte. Der Burgwall von Dargun hat aber so viel festes, freilich umher durch Wiesen geschütztes Land hinter sich, daß es ein kleines Landgut bilden könnte. Der Burgwall ist freilich durch drei sehr tiefe Gräben mit steilen Böschungen, welche in weiten Entfernungen von einander queer über von Wiese zu Wiese den Höhenzug durchschneiden, und durch einen Laufgraben am Rande des Höhenzuges geschützt; diese Art von Befestigung ist aber durchaus keine wendische.

Ich glaube daher annehmen zu können, daß die Burg Dargun nicht von den Wenden angelegt ist, sondern noch aus der germanischen Zeit stammt und von den Wenden nur benutzt ward, da sie einmal vorhanden und auch ziemlich paßlich war. Für diese Annahme scheint nicht nur die ganze Beschaffenheit und Anlage zu reden, sondern auch der Umstand, daß sich auf dem Rücken des Höhenzuges vor den Queergräben überall viele Kegelgräber aus der (germanischen) Bronzeperiode finden.

G. C. F. Lisch.