zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 70 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

VI.

Beiträge

zu der Geschichte

der

evangelischen Kirchen=Reformation
in Oesterreich

durch

die Herzoge von Meklenburg

und

die Universität Rostock,

namentlich durch

Dr. David Chyträus,

von

G. C. F. Lisch.


Z u den glänzendsten Erscheinungen in dem Leben der herzoglichen Brüder Johann Albrecht I. und Ulrich von Meklenburg gehört die Wirksamkeit derselben für die Ausbreitung und Ordnung der Reformation in fremden Ländern, namentlich in den österreichischen, belgischen und östlichen Ostsee=Ländern, die vorzüglich von der durch sie mit besonderer Vorliebe gepflegten Universität Rostock ausgeführt ward, welche sich unter diesen Fürsten eines strahlenden Ruhmes und einer ganz außerordentlichen Wirksamkeit erfreute. Und hier war es vor allen der Liebling der Fürsten, der Professor Dr. David Chyträus, welcher, die größte Zierde der Universität, mit einer unerschöpflichen Gelehrsamkeit, Weisheit, Kraft und Milde alles durchführte, was nur von ihm gewünscht ward. David Chyträus war aber auch der Mann, der so riesigen Aufgaben gewachsen war. Aufgewachsen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 71 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

und ausgebildet in den hochgehenden geistigen Wogen der Reformation, trat er als Jüngling auf den Lehrstuhl der Universität, als eben der Sieg der Reformation durch Geist und Schwert vorzüglich durch den hochbegeisterten, jugendlichen Herzog Johann Albrecht errungen war und durch das Wort gesichert werden sollte. Hinter, neben und in sich hatte er den tiefen Geist der humanistischen Bildung jener Zeit und die Fülle einer reinen theologischen Anschauung; was ihn aber besonders groß machte, war, daß er nicht allein Theologe, sondern auch eben so großer Philologe, Historiker und Staatsmann war; was ihn lieb machte, war der weise Geist der Mäßigung und der frischen Bildung, die keinem edlen Worte das Ohr verschloß. Man muß über die Fülle seiner exegetischen und rednerischen Werke, die er neben seinen ausgebreiteten Geschäften vollenden konnte, wahrhaft erstaunen. Daher gelang ihm auch alles, was er anfaßte, und daher ist sein Andenken drei Jahrhunderte hindurch auch in hohen Ehren geblieben bis auf den heutigen Tag.


Besonders wichtig und merkwürdig ist das Wirken des Professors David Chyträus für die Reformation in Oesterreich, eine Wirksamkeit, welche eben so schwierig, als gefahrvoll und mißlich war. David Chyträus war zu diesem Zwecke zwei Male selbst in Oesterreich, ein Mal für die Reformation in dem Erzherzogthume Oesterreich im Jahre 1569, das andere Mal für die Ordnung der kirchlichen Zustände in Steiermark im Jahre 1574.

Die erste Reise nach Oesterreich ist in den Lebensbeschreibungen des David Chyträus ziemlich gründlich und vollständig dargestellt. 1 ) Ueber die zweite Reise nach Steiermark habe ich unter verworfenen und zerstreuten Papieren manche werth=


1) Besonders werthvoll und ausführlich in Hinsicht auf die Bemühungen für Oesterreich ist das Leben des David Chyträus von Schütz (Otto. Frid. Schützi de vita Davidis Chytraei commentariorum libri quatuor), zu welchem die zahlreichen Schriften über die österreichischen Reisen fleißig benutzt sind. Jedoch verdiente die Sache wohl noch eine umfassendere Darstellung. - Die Beschreibung der ersten Reise von seinem Begleiter Joachim Edeling (Joachim Edelingi Pomerani hodoeporicon, Rostochii, 1571) befindet sich auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock mit Nathanis Chytraei Hodoeporicon und andern ähnlichen Werken zusammengebunden C. II. f. 3041 1 - 6. Vgl. auch Krabbe Gesch. der Universität Rostock, I., S. 645 flgd., welcher jedoch die Sache sehr kurz behandelt.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 72 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

volle Beiträge entdeckt, welche ein helles Licht auf die Bemühungen werfen und das Bild des großen Herzogs Johann Albrecht I. zu vervollständigen im Stande sind. Daher mag es nicht unwillkommen sein, die Geschichte der steierschen Reise 1 ) des David Chyträus zu beleuchten und zu vervollständigen.


Zum besseren Verständniß möge aber ein kurzer Abriß der ersten Reise nach Oesterreich voraufgehen.

Trotz alles Widerstrebens war die Reformation in das Erzherzogthum Oesterreich an vielen Orten, namentlich in die berühmten Häuser des Adels 2 ) des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, kräftig eingedrungen; im Allgemeinen aber hatte die Reformation in allen deutschen Ländern Oesterreichs die lebhafteste Theilnahme gefunden. Fast der ganze österreichische Adel benahm sich dabei auf eine einsichtsvolle, geistreiche und kräftige Weise. Der katholische Geschichtschreiber Joseph Gaisberger, Chorherr zu St. Florian, k. k. Rath und Professor, sagt 3 ) über das Eindringen der Reformation in Oesterreich Folgendes: "Beinahe um dieselbe Zeit, wo die "Kirchentrennung", durch mancherlei Umstände begünstigt, auch in diesem Lande tiefere Wurzel schlug und besonders bei dem Adel Eingang und Unterstützung fand, errichteten die der "neuen Lehre" ergebenen Stände eine Landschaftsschule, die um 1550 in Linz eröffnet, im Jahre 1567 in das verlassene Minoritenkloster zu Ens und um Martini 1574 wieder nach Linz in das neu erbauete Landhaus übertragen wurde und hier durch das Zusammenwirken mehrerer Ursachen einen erheblichen Aufschwung nahm. Der ob der ensische Adel, schon zum großen Theile der neuen Lehre mit


1) Die Geschichte der lutherischen Reformation in den innerösterreichischen, deutschen Erblanden ist von der größten Wichtigkeit, aber eine Arbeit, welche schon wegen der Zusammenbringung des vollständigen Materials viel Zeit und große Kraft erfordert. Es liegt nur in meiner Absicht, die wichtigsten Begebenheiten festzustellen und anzudeuten und neu entdeckte Beweisstücke zu veröffentlichen.
2) Hieraus erklärt es sich auch, woher der berühmte österreichische Oberst=Feldmarschall Ritter Joachim Maltzan, welcher zur Zeit der Verbreitung der Reformation in Oesterreich in österreichischen Diensten stand, so früh und fest protestantisch ward. Vgl. Jahrb. XX, S. 43 flgd.
3) Vgl. Geschichte des k. k. akademischen Gymnasiums zu Linz, von Joseph Gaisberger. regul. Chorherrn zu St. Florian etc. ., im Funfzehnten Bericht über das Museum Francisco - Carolinum zu Linz, nebst der zehnten Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns, Linz, 1855, S. 8 flgd.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 73 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Eifer zugethan, erkannte in einer gut eingerichteten und wohl geleiteten Schule ein Hauptmittel, jener einen fruchtbaren Boden zu bereiten. Durch Vermächtnisse wurde allmählig eine reiche Schulcasse geschaffen, deren Einkünfte es möglich machten, einige ausgezeichnete Lehrkräfte von den protestantischen Hochschulen hieher zu ziehen und hier festzuhalten.

Die unter solchen Lehrern in der Landschaftsschule gebildeten adeligen Jünglinge setzten auf protestantischen Universitäten ihre höhern Studien fort, machten Bekanntschaft und schlossen Freundschaft mit andern gleichgesinnten Jünglingen, die ihnen nach deren Abgange von der Universität häufig in ihre Heimath folgten und hier als Lehrer, Erzieher, Hofmeister und Prädicanten um so leichter eine Unterkunft finden konnten, je weiter die beiden obern politischen Stände ihre Macht und ihren Einfluß ausgedehnt, und was noch mit Entschiedenheit der katholischen Kirche anhing, zu entfernen und durch Gleichgesinnte zu ersetzen gestrebt hatten."

"Aber auch die protestantischen Universitäten, Wittenberg, Rostock, Frankfurt a. O., Jena, unterließen nicht, die enge Verbindung mit dem österreichischen Adel zu nähren und dadurch herzuhalten, daß sie die Wahl junger und adeliger Männer, die sie in ihrem Schooße gebildet, zu Rectoren und Prorectoren begünstigten und ob solcher Auszeichnung hinwieder für Schützlinge Gefälligkeiten, für Unternehmungen Hülfe und Unterstützung wünschten und auch erhielten."

"Durch solche Einwanderer von protestantischen Hochschulen ward es möglich, den in den Klöstern noch bestehenden Schulen in mehrern Städten protestantische entgegenzustellen, um hierdurch alles Entgegenstreben, zumal das des Prälatenstandes, zu paralysiren und den kaiserlichen Befehlen, durch welche die Uebergriffe der protestantischen Stände in die gesetzlichen Schranken zurückgewiesen werden sollten, offenen "Trotz" zu bieten. Unter so "betrübenden Umständen" 1 ) ging das 16. Jahrhundert zu Ende."


1) Im Jahre 1600 rückten die Jesuiten in Linz ein, an deren Spitze der Prediger Georg Scherer, früher Professor und Hofprediger zu Wien, stand, welcher den Katholicismus wieder in Linz stärkte und die Jesuiten daselbst einführte. Im Jahre 1608 ward der protestantischen Schule entgegen der Grund zu dem katholischen Gymnasium in Linz gelegt, welches vorherrschend den Jesuiten angehörte und großen Ruf erlangte. - Merkwürdig ist es, daß, so wie Meklenburg im 16. Jahrhundert für die Reformation in Oesterreich wirkte, das katholische Gymnasium zu Linz im 18. Jahrhundert mit der jungen katholischen Kirche in Schwerin in Verbindung trat.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 74 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Man kann hiergegen sagen, daß die hohe Bildung, Begeisterung, Kraft und Mäßigung des österreichischen Adels jener Zeit eine wahrhaft erhebende Begebenheit in der Geschichte ist und zum Beispiel aufgestellt zu werden verdient.

Nachdem endlich nach langen und harten Kämpfen der Kaiser Maximilian II. am 18. August 1568 den lutherischen Landständen freie Religionsübung nach dem Sinne der augsburgischen Confession zu gewähren sich genöthigt gesehen hatte, machten die Landstände auch sogleich Anstalt, die evangelische Kirche durch Kirchen= und andere Ordnungen zu sichern, und brachten schon im September 1568 auf dem österreichischen Landtage zu Wien die Sache zur Verhandlung. Der Kaiser bewilligte hier denselben "in gemeiner Landtagsversammlung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens die Verfassung einer gottseligen Agende ungefähr nach dem Gebrauch der ältesten augsburgischen Confession verwandten Kirchen", und die Stände gingen sogleich auf demselben Landtage ans Werk. Die Landstände erwählten und bestätigten dazu einen Ausschuß, welcher aus Gliedern berühmter alter Adelsgeschlechter; aus dem kaiserlichen Rath Hans Wilhelm Freiherrn zu Rogendorf, obersten Erblandhofmeister in Oesterreich und Landmarschall in Oesterreich unter der Ens, ferner aus den Deputirten der Ritterschaft: Rüdiger Herrn von Stahremberg zu Schönpühl, Leopold Grabner zu Rosenberg und Wolf Christoph von Enzersdorf im Langen Thal, endlich aus dem Professor Dr. David Chyträus und dem grabnerschen Prädicanten Christoph Reiter zu Rosenberg bestand. Am 22. September 1568 erließen die auf dem Landtage noch gegenwärtigen Herren eine Instruction 1 ) für diesen Ausschuß, nach welcher derselbe an einem bestimmten Tage in Wien zusammentreten sollte, um dasWerk "nach der augsburgischen Confession und derselben lautern Inhalt" auszuführen, und fertigten sogleich "einen ehrlichen vom Adel des Landes Herrn Wolf Christoph Maiminger 2 ) zu Nusdorf an der Traisam" nach Meklenburg ab, um den Dr. David Chyträus möglichst bald nach Oesterreich zu bringen. Der Kaiser gab dem Maiminger am 25. Sept. ein Empfehlungs=


1) Vgl.Anlage Nr. 1.
2) Der österreichische Gesandte unterschreibt sich in seinem Originalschreiben Maininger, wird auch in den meisten österreichischen, auch meklenburgischen Originalschreiben Maininger genannt. Die Schreibung Maiminger, welche hiernach ursprünglich wohl nicht ganz richtig ist, findet sich aber schon bei Edeling und bei Ctyträus. Die Familie ward später Mamming genannt.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 75 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

schreiben 1 ) an die Herzoge von Meklenburg mit, durch welsches er den Dr. Chyträus zu der Arbeit losbat, und der Ausschuß erließ am 30. Sept. ein ähnliches Schreiben 2 ) an die Herzoge und an Chyträus; das Schreiben an die Herzoge ist von Hans Wilhelm Freiherrn von Rogendorf, Wolf Christoph von Enzersdorf, Leopold Grabener zu Rosenberg, Veit Albrecht von Puchhaim und Rüdiger von Stahremberg besiegelt 3 ). Maiminger kam in Begleitung seines Vetters schon am Ende des Monats October in Schwerin bei dem Herzoge Johann Albrecht an, welcher über die Werbung hoch erfreut war. Der Herzog theilte die Werbung bald seinem Bruder in Güstrow mit und schickte ihm am 31. October mit der Erklärung seiner Bereitwilligkeit den Gesandten zu. Der Herzog Ulrich empfing die Nachricht "mit Freuden" und gab am 10. November seine Einwilligung zu der Beurlaubung des Professors Chyträus, welchen der Herzog Johann Albrecht sogleich nach Schwerin berief, nachdem Maiminger dahin zurückgekehrt war. Chyträus eilte nach Schwerin; der Herzog Johann Albrecht war aber an dem Tage grade zu Bantschow, zwei Meilen von Schwerin, und hatte den Chyträus dahin beschieden. Als nun aber Chyträus den Herzog nicht in Schwerin traf, so reiste er wieder nach Rostock zurück. Der Herzog bemerkte es "über seine Zuversicht und nicht ohne Mißfallen", daß Chyträus ihm die wenigen Meilen nicht nachgereist war, und schrieb ihm am 12. November, daß er dem Christoph Maiminger erlaubt habe, sich nach Rostock zu Chyträus zu begeben. Zugleich gab der Herzog dem Chyträus zu erkennen, daß er "diesfalls Gottes Ehre und der christlichen Kirche Nutzen mehr als irgend eine andere Privatsache ansehen und sich darnach achten solle, daß er so bald als immer möglich mit dem Gesandten unversäumt nach Oesterreich ziehe und daselbst das christliche und gottselige Werk verrichte, jedoch vor der Reise bei dem Herzoge, wo dieser auch sein möge, vorkehre."

So sehr aber auch Maiminger auf die Abreise drang, so verzögerte sie sich doch von Woche zu Woche. Chyträus war vor der damals sehr großen und beschwerlichen Reise, vor dem


1) Vgl. Anlage Nr. 2.
2) Vgl. Anlage Nr. 3.
3) Die Geschlechter der Rogendorf, Puchaim und Stahremberg sind berühmt. Das Geschlecht der v. Enzersdorf ist im 17. Jahrhundert ausgestorben. Das alte Geschlecht der Grabener wanderte später der evangelischen Religion wegen aus Oesterreich aus und erlosch im 17. Jahrhundert in Franken. Leopold Grabener war einer der eifrigsten Anhänger der Reformation in Oesterreich.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 76 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

schwierigen Geschäfte und den zu erwartenden Kämpfen im feindlichen Lager bange und wäre "viel lieber in seinem befohlenen Schulamt, Gott und der Jugend zu dienen, geblieben"; er wollte daher nicht ohne Begleitung eines "treuen Freundes reisen, von dem er Rath, Hülfe und Trost haben möge". Am 24. und 27. November bat er den Herzog Ulrich wiederholt, daß dieser den Superintendenten Dr. Conrad Becker zu Güstrow zur Begleitung beurlauben möge. Maiminger drängte unablässig, erklärte wiederholt, nicht ohne Chyträus abreisen zu wollen, und bat am 29. November selbst um Beurlaubung des Dr. C. Becker 1 ), da von den österreichischen Ständen vorhergesehen sei, daß Chyträus wohl einen Begleiter mit sich zu nehmen wünsche, und erbot sich, die Verantwortlichkeit und die Kosten auf sich zu nehmen, bat jedoch wiederholt dringend um baldige Abfertigung. Der Herzog Ulrich schlug jedoch am 1. December dem österreichischen Gesandten die Bitte ab, da Becker in seinen Amtsgeschäften nicht gut zu entbehren sei und der Kaiser nur um Chyträus gebeten habe, "stellte es aber in sein Bedenken, was er für seine Person" thun wolle. Chyträus nahm nun statt einen, zwei Begleiter von Rostock mit sich: den Professor Johann Posselius d. ä., Professor der griechischen Literatur an der Universität Rostock, und den Joachim Edeling 2 ), einen jungen Pomeraner, welcher späterhin die Reise in einem lateinischen Gedichte beschrieb. Am 3. December 1568, bei starker Winterkälte, reiste die Gesellschaft von Rostock auf Befehl des Herzogs Johann Albrecht nach Wismar, von wo sie aber nach Wittenburg berufen ward, wohin sich der Herzog begeben hatte. Maiminger reiste nach Lübeck, Chyträus über Schwerin nach Wittenburg, wo beide verabredungsmäßig wieder zusammentrafen. Am 7. December kam Chyträus in Wittenburg an, um mit dem Herzoge Johann Albrecht und dessen Räthen Joachim Kruse, Heinrich Husan und Andreas Mylius Unterredung zu halten. Maiminger hatte schon vorher Antwortschreiben von beiden Herzogen an die österreichischen Stände eingehändigt erhalten, durch die sie die Wünsche derselben gerne erfüllen zu wollen erklärten, Herzog Ulrich (d. d. 28. Novbr. 1568): "damit der erste Stein der Kirche Gottes an denselbi=


1) Vgl. Anlage Nr. 4.
2) Am 24. August 1580 schreibt Petrus Edeling, Superintendent zu Colberg, an seinen Lehrer David Chyträus:
     "Accidit fratrem meum unicum et longe carissimum quod Tua Praestantia deo sic disponente comitem sibi in reformatione religionis in Austria elegerit".
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 77 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

gen Orten gelegt werde", Herzog Johann Albrecht (d. d. Wittenburg, 8. December 1558), "um von dem Licht des gnadenreichen und allein selig machenden Wortes Gottes, welches uns seine Allmacht in dieser letzten Zeit und Finsterniß der Welt erscheinen und leuchten lassen, auch Andern einen Anblick zu entzünden und mitzutheilen." An den Kaiser schrieb aber der Herzog Johann Albrecht zu Wittenburg am 8. Dec. 1568, daß "er mit Freuden und Frohlockung vernommen, daß die Kaiserliche Majestät nach dem löblichen, weit berühmten Exempel Ihrer Vorfahren am heiligen Reiche, als des frommen christlichen Kaisers Constantini Magni, Theodosii und anderer von Gott begabten und erleuchteten hohen Potentaten und heilsamen Regenten, dieses herrliche, vortreffliche, gottselige, auch lange Zeit gewünschte und gehoffte Werk mit christlicher Mildigkeit angegriffen und zur Pflanzung und Ausbreitung der wahren Erkenntniß und Ehre des Sohnes Gottes unsers einzigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi an ihrem Allergnädigsten Fleiß, Vorschub und Handreichung nichts mangeln lassen, und den Allmächtigen von Grund des Herzens bitte, er wolle der Kaiserlichen Majestät mit seinem heiligen Geiste hierin behülflich und beiständig sein, damit diese angefangene christliche Reformation zu einem seligen, fruchtbaren, guten Ende gebracht, sein Name geheiligt werde, sein Reich zukomme und sein Wille geschehe überall auf Erden, wie im Himmel". Am 9. December 1568 fuhr die Gesellschaft von Wittenburg ab (nicht am 8., da Chyträus noch "Datum Witteborch 9 Decembris 1568" ein Schreiben an den Herzog Ulrich richtet); sie nahmen den Weg über Boizenburg, Lüneburg, Wolfenbüttel, Halberstadt, Quedlinburg, Leipzig, wo sie am 21. und 22. December mit Joachim Camerarius Unterredung hielten, Grimma, Meißen, Dresden, Pirna, Königstein, Peterswalde, Aussig, Prag (am 1. Januar 1569), Czaslau, Iglau, Jamnitz, und kamen am 10. Januar 1569 in der Stadt Krems an der Donau an, in deren Nähe Maiminger wohnte. Chyträus war zuerst nach Krems gegangen, weil der eine der Deputirten, Leopold Grabener, Herr zu Rosenberg, und sein erwählter Mitarbeiter, Christoph Reiter, Grabener's Prädicant zu Rosenberg, welcher schon 24 Jahre lang die Reformation in Oesterreich gepredigt hatte, in der Nähe wohnten. In Krems blieben sie 9 Tage zusammen. Während der Zeit sandte Chyträus die Briefe an den Kaiser zu Händen des Canzlers Johann Ulrich Zasius nach Wien. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, suchte Chyträus einen stillen, angenehmen Ort, um seine Arbeiten ungestört

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 78 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

ausführen zu können. Er wählte Spitz an der Donau, nicht weit oberhalb von Krems, wo er bei dem Edlen Leonhard von Kirchberg gastliche Ausnahme fand. Chyträus hatte vier Schriften auszuarbeiten: eine Kirchenordnung oder Agende, eine Superintendenten= und Consistorial=Ordnung, in Oesterreich Deputations=Ordnung genannt, eine Erklärung der augsburgischen Confession (Doctrinale) und einen Auszug aus dieser Erklärung (Examen ordinandorum). Am Ende des Monats Februar konnte das erste Buch der Agende und nicht lange darauf die Superintendenten=Ordnung dem Kaiser durch den Freiherrn Johann Wilhelm von Rogendorf vorgelegt werden; die Agende empfahl Chyträus von Spitz am 26. Februar 1569 auch dem Canzler Zasius 1 ). Gegen Ende des Monats März konnte Chyträus, nachdem er alle Arbeiten vollendet hatte, nach Wien gerufen werden, um den Berathungen über die Kirchen=Ordnung beizuwohnen. Die Landstände überreichten bald dem Kaiser das Werk, welcher sich jedoch nicht gleich erklärte. Die Verhandlungen und die Antwort des Kaisers verzögerten sich bis in den Monat Juni, während welcher Zeit die dagegen arbeitende katholische Partei auch nicht müßig blieb. Während der Zeit machte Chyträus in der ersten Hälfte des Monats Mai Ausflüge in die Umgegend von Wien und nach Mähren und trat am 25. Mai eine Reise nach Ungarn an, über Presburg bis Komorn, damals der äußersten christlichen Veste, und zurück über Neusiedel, Oedenburg, Eisenstadt und Neustadt nach Wien. Als sich die Erklärung des Kaisers noch immer hinzog, ging Chyträus auf einige Zeit nach Spitz zurück, und von dort nach Wien. Chyträus sehnte sich nach Rostock zurück, da ihm während seiner Abwesenheit ein Sohn geboren und seine Frau schwächlich, er selbst auch zuweilen kränklich gewesen war, endlich er es für seine Pflicht hielt, seine Dienste der Universität und dem Vaterlande nicht länger zu entziehen. Seine Rückreise war schon auf den 30. Julii bestimmt; aber die katholische Parthei hatte den Kaiser noch immer hinzuhalten gewußt. Der Kaiser hatte dem Chyträus selbst persönlich seinen Fleiß und seine Gewissenhaftigkeit in der Ausarbeitung der Kirchen=Ordnung gelobt, aber dabei ausgesprochen, daß manches mehr den Stempel der Ansichten der Landstände, als seiner eigenen Ansichten trage,hatte jedoch keinen Punct besonders berührt; einige hatten dies und jenes auszusetzen, andere verlangten mehr äußere Ceremonie beim Gottesdienst, kurz es erhoben sich fort


1) Vgl. Anlage Nr. 5.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 79 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

und fort Bedenken gegen die Bewilligung. Chyträus ward daher dringend gebeten, noch einige Zeit zu bleiben: Zasius rieth, einen baldigen günstigen Ausgang abzuwarten und selbst der Kaiser ließ den Chyträus bitten, die Reise noch einige Tage aufzuschieben. Am 1. August 1569 meldete Chyträus dies den Herzogen 1 ), nachdem er den Bitten nachgegeben hatte. Endlich bewilligte der Kaiser den österreichischen Ständen am 13. August 1569 freie Religionsübung in Grundlage der ausgearbeiteten Kirchen=Ordnung, ertheilte jedoch keine förmliche Anerkennung derselben und gestattete keinen öffentlichen Gottesdienst in der Stadt Wien. Erst am 30. Mai 1570 erreichten die Stände die kaiserliche Bestätigung der Kirchen=Ordnung, welche im Jahre 1571 "nach manchen Aenderungen" unter dem Titel "Christliche Kirchen=Agenda" im Druck erschien 2 ). Am 3. Februar 1572 nahmen die versammelten Stände den Bericht des erwählten Ausschusses entgegen und die im Druck erschienene Agende an, und bevollmächtigten den Ausschuß, allen Fleiß anzuwenden, daß auch das Doctrinal ausgeführt werde 3 ).

Am 15. August 1569 entließ der Kaiser den Chyträus mit Dankschreiben 4 ) an den Herzog Johann Albrecht und an die Universität 5 ), in welchen der Kaiser auch ausspricht, daß Chyträus "sich dermaßen geflissen, gehorsamlich und gutwillig erzeigt, und mit Bescheinung seines besondern, vortrefflichen Eifers, den er zur Besserung des gemeinen heilsamen Religionswesens und zur Stiftung guter Ordnung habe, dermaßen und also verhalten habe, daß nicht allein die Landstände, sondern auch Er, der Kaiser, ein besonderes gnädiges Wohlgefallen darob empfangen" habe.

An demselben Tage, den 15. August 1569, trat Chyträus mit seinen Gefährten Possel und Edeling in Begleitung von vier österreichischen Edlen die Rückreise von Wien an, über Znaym, Deutsch Brod, Czaslau, Kollin, Böhmisch Brod, Prag, Welwarn, Leitmeritz, Aussig, Peterswalde, Pirna, Dresden, Elsterwerda, Dobrilug, Dahme, Baruth, Mittenwalde, Berlin, Spandau, Fehrbellin, Witstock, Plau, Güstrow, nach Rostock, wo um den 6. Sept. 1569 die Universität die Heimkehrenden mit Freude und Stolz empfing. Die österreichischen


1) Vgl. Anlage Nr. 6, vgl. Nr. 8.
2) Vgl. Schützii vita Dav. Chytraei. II. Appendix p. 1. sq.
3) Vgl. Anlage Nr. 9.
4) Vgl. Anlage Nr. 7.
5) Schützii Vita Dav. Chytraei II. p. 70 - 73.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 80 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

edlen Begleiter kehrten am 15. September von Rostock in ihr Vaterland zurück.

So hatte David Chyträus ein großes Werk und eine große Reise in neun Monaten mit Ehren und nach Möglichkeit ausgeführt.

Jedoch gerieth die protestantische Kirche im Erzherzogthum Oesterreich bald in Verwirrung und Unsicherheit. Auf seiner steierschen Reise im Jahre 1574 gab Chyträus zu Stein am 15. Junii mit mehreren Predigern ein gegründetes Bedenken 1 ) über zehn ihnen vorgelegte Artikel.

So lange David Chyträus lebte, blieben auch die Stände Oesterreichs unter der Ens mit demselben in Verbindung. Der protestantische Gottesdienst ward nach dem Tode des Kaisers Maximilian († 1576) durch die katholischen Bestrebungen vielfach verkümmert; so ward den Protestanten die Uebung des evangelischen Gottesdienstes in der Stadt Wien untersagt. Der katholische Geschichtschreiber Joseph Gaisberger 2 ) sagt in seinem Sinne: "Die protestantischen Stände des Landes ob der Ens hatten die von Maximilian II. am 7. Decbr. 1568 ertheilte Religions=Concession vielfältig überschritten. Immer "unverschleierter" trat ihr Bestreben hervor, die "katholische Lehre" zu verdrängen und "ihre festeste Stütze, das Haus Habsburg, zu stürzen" (!?) Kaum war daher die Statthalterschaft in dem Erzherzogthume an den thätigen Bruder des Kaisers Rudolph II., Mathias, übertragen, erließ dieser strenge Befehle, die geschehenen Uebergriffe sogleich abzustellen, die von seinem Vater getroffenen Anordnungen zu erfüllen und so die gesetzlichen Schranken einzuhalten. Darum wurde auf den Pfarren des Landesfürsten und der geistlichen Stände, wo diese Uebergriffe und Vergewaltigungen stattgefunden, das protestantische Exercitium und Schulwesen aufgehoben, die protestantischen Prädicanten und Lehrer entfernt und wieder katholische Geistliche an ihre Stelle gesetzt."

In diesen "gar besorglichen Läuften" wandten sich die evangelischen Stände des Landes unter der Ens am 24. Junii 1579 wieder an D. Chyträus und schickten darauf seinen alten Bekannten Wolf Christoph v. Maiminger als Gesandten wieder nach Meklenburg, um einen Superintendenten für das Land von der Universität Rostock zu erwerben, damit "die reine, gesunde Lehre ferner gegen allerhand neue einreißende Corruptelen unverfälscht erhalten und vertheidigt werden


1) Vgl. unten.
2) Vgl. Geschichte des akademischen Gymnasiums zu Linz a. a. O. S. 10.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 81 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

möchte". Ihr Wunsch ging auf Dr. Martin Chemnitz, Dr. Lucas Backmeister oder Dr. Simon Pauli, besonders auf Dr. Lucas Backmeister. Maiminger kam am Christabend 1579 in Rostock bei Chyträus an und dieser reiste mit ihm nach Bützow, wo er ihn am 30. December dem Herzoge Ulrich, der sich damals dort aufhielt, schriftlich empfahl, welcher jedoch am letzten December bedauerte, "daß er wenig dazu werde thun können, da Dr. Lucas Backmeister des Rathes der Stadt Rostock Diener" sei. Nachdem diese Sendung mißlungen war, schickten die Stände mit einem Schreiben vom 4. Octbr. 1580 einen zweiten Gesandten in der Person des Edlen Christoph Talhamer, Mitgliedes und Ober=Secretarius der Stände, nach Meklenburg, um den Dr. Lucas Backmeister entweder ganz oder auf eine austrägliche, geraume Jahrschar loszubitten. Talhamer stellte am 10. November seinen Antrag, erreichte aber eben so wenig sein Ziel, als Maiminger. Der Herzog Ulrich bevorwortete die österreichische Bitte am 10. November auf das dringendste und sehr ausführlich bei dem Rath der Stadt Rostock: aber dieser schlug die Bitte am 21. November 1580 in einer ausführlichen Erklärung entschieden ab, "da Dr. Backmeister dem Rathe in der Universität als ein Professor der Theologie und in der Pfarrkirche zu St. Marien als ein bestallter Prediger verwandt sei und der Rath den Ständen unmöglich willfahren könne." Die rostocker Rathsprotocolle 1 ) sagen: "1580 den 12. November. Die österreichischen Stände halten an, Dr. Backmeistern über die bereits accordirten 9 Monate noch länger zu erlauben, dortiges evangelisches Kirchenwesen in Ordnung zu bringen. Den 21. November. Denen österreichischen Gesandten wird ihre Bitte wegen Dr. Lucas Backmeisters temporeller Beurlaubung, weil weder Senatus, noch das Kirchspiel darin willigen wollen, abgeschlagen."


Eben so wichtig und bedeutend, wie die Bemühungen für die Neugestaltung der evangelischen Kirche im Erzherzogthume Oesterreich, waren die Arbeiten für die Reformation des Herzogthums Steyermark.

Ueber die Einführung der Reformation in die südlich von dem Erzherzogthume Oesterreich gelegenen österreichischen Erb=


1) Vgl. Neue wöchentl. Rostock. Nachrichten, 1839, Nr. 29.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 82 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

lande berichtet ein katholischer Geschichtschreiber 1 ) Folgendes. "Bald drangen Luthers Lehren und Lehrer in unser Vaterland, die höheren Volksclassen begünstigten ihre Verbreitung, die unteren nahmen es bei der geringen Zahl der katholischen Priester mit der Glaubensmeinung ihrer Seelsorger nicht so genau, und daher geschah es, daß 1531 der Domherr von Laibach Primus Truber 2 ) in der Domkirche zu Laibach der Erste Luthers Lehre öffentlich zu predigen anfing und bald viele Anhänger gewann. Man untersagt ihm bei Strafe die Kanzel und entsetzt ihn des Amtes: aber mit Genehmigung der krainischen Landschaft und des Rathes von Laibach wird ihm die bürgerliche Spitalkirche (jetzt ein Waarengewölb im k. k. Kreisamts=Gebäude) eingeräumt. Von hier auf Betrieb des laibacher Bischofes Franz von Katzianer und den diesfalls erlassenen Befehl des römischen Königs Ferdinand I. entfernt, wird Truber 1540 von seinen Gönnern in die erledigte Pfarr Lack übersetzt, aber von da durch Anordnung des Bischofes von Freisingen, dem diese Pfarr und Herrschaft gehörte, so auch später von den Pfarren Tüffer und Ratschach entfernt."

"Inzwischen entspannen sich durch die zuwachsende Zahl der "neuen Sectirer" in Steiern, Kärnten, Krain und Görz nothwendig mehrfache Zwiste und Beschwerden zwischen den beiden Religionsparteien. In Laibach und am Lande gewann unter hohen und niedern Ständen die neue Lehre immer festeren Fuß. Der Laibacher Domherr Paul Wiener wurde der katholischen Kirche abtrünnig, aber darob auch 1547 aus Krain verwiesen. Desgleichen erging es im nämlichen Jahre dem vorerwähnten evangelischen Prediger Primus Truber, der indessen Pfarrer in St. Barthelmä geworden; denn es wurden ihm auf Betrieb des Fürstbischofes Urban und den hierauf erflossenen unmittelbaren Befehl Kaisers Carl V. bei Verlust seiner Freiheit die Gränzen der österreichischen Erbländer untersagt und seine Bücher und Schriften verbrannt. Truber, mit dem Kirchenbanne belegt, flüchtete sich ins deutsche Reich, wo er in verschiedenen Städten, nämlich: in Rottenburg an der Tauber, in Kempten und Harrach durch vierzehn Jahre (bis 1561) als Prediger verweilte."

"Indessen predigten und wirkten Truber's Freunde und Nachfolger: Johann Scherer und Georg Jereschiz, dann


1) In Mittheilungen des historischen Vereins für Krain, Laibach, 1851, Juli, S. 47 flgd.
2) Vgl. "Primus Truber, der erste Kirchen=Reformator in Krain", von Dr. Klun, im Deutschen Museum, Zeitschrift für Literatur, Kunst, 1857, Nr. 33, 13. August.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 83 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Caspar Pokauz in Krainburg noch immer öffentlich oder geheim für die neue Lehre. Da erging 1554 neuerdings ein scharfes landesherrliches Verbot. Die Austheilung der Sacramente nach evangelischem Ritus wurde bei hoher Strafe untersagt und dem Fürstbischofe die thätigste Sorge zur Vertilgung alles Irrglaubens empfohlen."

"Diese Verfügungen bewirkten aber nur den offenen Bruch zwischen beiden Religionsparteien. Beinahe sämmtliche Landstände von Steiern, Kärnten und Krain, mit Ausnahme des geistlichen Standes, bekannten sich 1555 in einer dem Landesfürsten und deutschen Könige Ferdinand I. unterlegten Klageschrift zur evangelischen Kirche und baten um unbedingte Religionsfreiheit und um rückhaltlosen Schutz für die evangelischen Kirchen= und Schuldiener. Der 1547 nach Deutschland geflüchtete Primus Truber erschien 1561 auf die schriftliche Einladung der krainischen Landstände wieder in Krain, brachte den ersten Buchdrucker (Johann Mandel oder Manlius) und das schon 1553 zu Tübingen in windischer und croatischer Sprache mit lateinischen Lettern von ihm herausgegebene neue Testament und den Pfalter, dann die Evangelien und den Katechismus von Luther in's Land und wurde zum besoldeten ständischen Prediger in Laibach ernannt." (Vgl. nachträgliche Note unten zu S. 94).

Aber nicht lange wieder blieb Truber unangefochten. Kaum in Laibach angelangt, mußte er zur Prüfung seiner Lehrsätze zwei Mal (1561 und 1562) vor dem Fürstbischofe erscheinen. In Gegenwart des Landesverwesers und des Stadtmagistrats, der ständischen Verordneten und anderer Herren wurde er über 24 Glaubenssätze zur Rede gestellt und als Ketzer erklärt. Demungeachtet bewilligten ihm 1563 die Stände wegen zunehmender Zahl der neuen Bekenner sogar einen Amtsgehilfen in dem Prediger Sebastian Crellius. Man errichtete eine evangelische Schule in Laibach und unterstützte aller Orten und Maßen die Verbreitung der neuen Lehre".

"Da begann 1565 nach dem Absterben Kaisers Ferdinand I., dessen Sohn Erzherzog Carl die Regierung in Steiern, Kärnten und Krain mit den nachdrücklichsten Befehlen zur Unterdrückung der evangelischen Lehre. Dem ständischen Prediger Primus Truber wurde, trotz der schriftlichen Einrede der Landstände, die Weisung ertheilt, binnen zwei Monaten mit Familie und Habe das Land zu räumen. Er wanderte wieder nach Würtemberg, Wo er Pfarrer zu Deverdingen bei Tübingen ward und 1586 starb."

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 84 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"Indessen weilten und wirkten noch immer mehrere Prediger und Anhänger für die neue Lehre in Krain, besonders der nach Truber's Landesverweisung zum Superintendenten in Laibach ernannte Sebastian Crellius. Nach dessen Tode (1569) wurde Christoph Spindler, auf Ansuchen der evangelischen Bekenner in Krain, von Truber aus Deutschland hereingesendet und zum Superintendenten in Laibach ernannt. In diesem Jahre zählte man bereits im ganzen Lande bei 24 evangelische Prediger. Doch setzten ihren Bestrebungen die katholischen Priester einen festen Damm entgegen."

"Auf den Landtagen wurden, statt anderer nicht minder wichtiger Fragen, fast ausschließend nur heftige Streitreden über Religionsfreiheit gepflegt. Die fortwährenden Türkeneinfälle und übrigen Zeitwirren nöthigten der katholischen Regierung und Kirche zeitweise Nachgiebigkeit ab, wodurch die evangelische Partei, zumeist aus dem mächtigen Herren= und Ritterstande bestehend, zu immer höherem Begehren ermuthigt wurde. So kam endlich 1572 ein Religionsvergleich zu Stande, welcher der neuen Lehre in Steiern, Kärnten und Krain Duldung und Schutz versprach, und auch auf dem wegen eines neuen Türkeneinbruches in Croatien nach Bruck an der Mur ausgeschriebenen General=Landtag 1578 die wiederholte Genehmigung des Landesfürsten Erzherzogs Carl erhielt."

So standen im Jahre 1572 die Sachen in Steiermark, Kärnthen und namentlich in Krain im Allgemeinen. In Klagenfurt, der Hauptstadt Kärnthens, wurden protestantische Prediger auf Kosten der Landstände gehalten. In Gratz, der Hauptstadt Steiermarks, hatten die zahlreichen und vornehmen Anhänger der Reformation eine Kirche, und an derselben einen Prediger M. Georg Cunno und außer diesem noch drei andere Prädicanten 1 ). Daneben hatten die Stände eine große, fürstlich eingerichtete Schule vorzüglich für die Söhne des Adels.

Die protestantische Kirche und Schule in Gratz hatte jedoch noch keine feste und sichere Ordnung und ward zumeist nach der würtembergischen Kirchenordnung gehandhabt, neben welcher manches Herkömmliche und Willkührliche galt. Nachdem die steierschen Landstände im Jahr 1572 Duldung und Schutz erreicht hatten, strebten sie mit Kraft darnach, ihrer Kirche eine feste Ordnung zu verschaffen, und warfen dabei nach dem Vorgange der österreichischen Stände auf den rostocker Professor David Chyträus ihr Auge. Im Jahre 1573 schickten


1) Vgl Schützi Vita Dav. Chytraei, II, S. 274.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 85 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

die steierschen Stände ihren Secretair Matthäus Amman nach Rostock, um den Chyräus zu einer Reise nach Steiermark zu bewegen, zu welcher dieser sich auch im Anfang Mai bereit erklärte. So groß auch zuerst die Bedenken waren, welche Chyträus hegte, so überwand doch endlich sein ernster Eifer für die Sache alle Hindernisse; er entschloß sich endlich zu dem Unternehmen, nachdem er sich gewisse Aufklärungen und genügende Sicherheit ausgebeten hatte. Nachdem der Herzog Johann Albrecht I. im Junii 1573 seine Einwilligung zu der Reise gegeben hatte, erschien der Hauptmann der steierschen Landschaft, Bernhard Lerch, ein ausgezeichneter Mann, früher in Kriegsdiensten gegen Frankreich und Dänemark, 1 ) darauf österreichischer Hauptmann der Festung Komorn, später Hauptmann zu Wien, wo Chyträus ihn genau kennen gelernt hatte, im Julii 1573 als Gesandter der steierschen Landschaft in Rostock, um den Chyträus nach Steiermark zu führen 2 ). Die Reise, verzögerte sich aber längere Zeit, da Bernhard Lerch im Auftrage der steierschen Landschaft in Berlin, wohin er von Rostock zurückgereiset war, zu verhandeln hatte. Während der Zeit der Vorbereitung zur Reise traten jedoch noch andere Zwischenfälle ein, welche sehr unangenehm waren. In Gratz hatte der Prediger Georg Cunno, ein beredter, aber ehrgeiziger und verschlagener Mensch, Bedenken und Unruhe gegen Chyträus erhoben, da er dessen Einsicht, Untersuchung und Anordnung fürchtete. In Berlin hatte Georg Cölestinus, Propst zu Cölln an der Spree, ein habgieriger, zanksüchtiger und eitler Mensch, Wünsche geäußert, welche die Beschleunigung der Reise zum Ziele hatten. Georg Cölestinus war nämlich dazu ausersehen, die Reise nach Steiermark mitzumachen und vielleicht dort zu bleiben; er hatte einen Bruder Johann Friedrich Cölestinus, welcher damals in Oesterreich Prediger war und als eifriger Vertheidiger des Flacius dort viele Gegner hatte. Deshalb suchte Georg Cölestinus die Reise zu betreiben, damit Chyträus seinem Bruder zu Hülfe kommen könne, während Cunno die Reise zu verhindern suchte; indessen war Bernhard Lerch noch immer durch Geschäfte aufgehalten. Mittlerweile war die Jahreszeit vorgerückt und Chyträus selbst hatte nicht recht Neigung, dem Winter entgegen zu reisen.

Endlich ging die Reise im Monat September 1573 vor sich. Bernhard Lerch war im August wieder nach Meklenburg


1) Gallia conspicuum nitidis te vidit in armis,
     Dania scit dextrae fortia facta tuae      Joh. Frederus.
2) Vgl. Schützi Vita D. Chytraei II, p. 253, 259 sq.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 86 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

gekommen und hatte namentlich zu Güstrow mit dem Herzoge Johann Albrecht eine Unterredung gehabt, welcher ihm auch den Wunsch zu erkennen gegeben hatte, einen leichten Trab= oder Feldharnisch von der berühmten steierschen Stahlarbeit zu besitzen. Lerch kam am 5. Sept. in Rostock an 1 ) und reiste am 8. Sept. von Rostock nach Berlin ab; Johannes Frederus gab dazu einen dichterischen lateinischen Abschiedsgruß 2 ) im Namen der Universität Rostock heraus. Auch Chyträus reiste bald darauf ab, über Parchim, wo er am 20. Septbr. war, nach Salzwedel, um sich hier mit Martin Chemnitz über den Stand der österreichischen Kirche zu bereden. Am Michaelistage war Chyträus in Berlin. Hier mußte er aber zwei Monate lang im Hause des Georg Cölestinus liegen, da Lerch einen Boten nach Steiermark abgefertigt hatte, dessen Rückkehr er erst abwarten mußte.

Während der Zeit trat noch ein Briefwechsel mit der steierschen Landschaft ein. Bernhard Lerch hatte sich bei der Beurlaubung des Chyträus verpflichten müssen, dafür zu sorgen, daß dieser "nicht länger als ein halbes Jahr aufgehalten werde". Hiergegen bat die steiersche Landschaft am 19. Oct. 1573, unter den Siegeln der Edlen Wolf Zwickel, v. Rindscheidt, Erasmus v. Saurau und Erasmus Stadtler 3 ), den Herzog Johann Albrecht, "die Zeit etwas länger erstrecken" zu wollen, worauf der Herzog am 19. Nov. "zur Beförderung des gottseligen Werkes" die Frist auf drei Monate über ein halbes Jahr ausdehnte. Zugleich bat der Herzog am 20. November den Bernhard Lerch, ihm auf seine Kosten einen Harnisch in Steiermark machen zu lassen: der Herzog "hatte zwar einen guten Harnischmacher in seinem Hofdienste; jedoch trug er nicht wenig Verlangen, von einem gewissen berühmten steierschen Meister einen feinen, leichten Trabharnisch oder Feldküraß von guten, reinen steierschen stählernen Platten, der vorne einen ziemlichen Schuß aushalte, zu besitzen, um so mehr da des Herzogs Harnische, die er früher zu seinem Leibe habe schlagen lassen, jetzt fast zu enge geworden" seien.


1) Vgl. Anlage Nr. 10.
2) Unter dem Titel:
     Nobili et fortissimo heroi, d. Bernhardo Lerchero, inclyti ducatus Stiriae capitaneo, domino colendo. Rostochii, VI idus Septemb. Johannes Frederus. Rostochii excudebant Johannes Stokelman et Andreas Gutterwitz. Anno M. D. LXXIII. ein Bogen, in Patentform, mit Zierleisten eingefaßt, im großherzogl. Archive zu Schwerin.
3) Vgl. Anlage Nr. 11.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 87 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Zugleich bat der Herzog den B. Lerch, ihm außerdem 12 steiersche Platten zu kaufen und nach der Vollendung Alles nach Leipzig an Hans Fürstenhäuser zu schicken, welcher die Sachen weiter befördern und die Bezahlung besorgen werde.

Endlich trat die Gesellschaft am 1. December 1573 von Berlin die Reise an; sie bestand aus Bernhard Lerch, David Chyträus, Georg Cölestinus, David Schröder (dem Amanuensis des David Chyträus) und Hieronymus Osius (dem künftigen Rector der neuen Schule zu Gratz). Bernhard Lerch führte die Gesellschaft mit großer Aufopferung und Aufmerksamkeit, indem er z. B. jeden Tag einen reitenden Boten voraufschickte, um bei der Winterkälte geheizte Zimmer zu bestellen.

Es offenbarte sich jedoch bald, daß Georg Cölestinus nicht der Mann war, in eine junge, bewegte Kirche Ordnung und Ruhe bringen zu helfen. Schon in Berlin betrug er sich so daß er die Gemüther von sich entfernte; kaum aber war die Reise angetreten, als alle seine ungezügelten Leidenschaften, Streitsucht, Eigensinn, Wankelmüthigkeit, Geldgier und viele andere, mit großer Heftigkeit hervortraten. Namentlich wollte er in einem eigenen Wagen allein seinen eigenen Weg reisen, entfernte sich auch auf der Reise nach Dresden von der Gesellschaft und nahm in Dresden seine eigene Herberge. Während Chyträus "mit zwei Dienern" zufrieden war, hatte er sich fünf oder sechs Diener aufgenommen und zwei besondere Reitpferde, die auf ihn allein neben seinem Wagen warten mußten. Als nun Lerch sah, daß der Mann nicht zu gebrauchen und mit ihm nicht auszukommen sei, er auch vielfach gewarnt wurde und fürchten mußte, Unheil durch ihn anzurichten, so entließ er ihn am 8. December 1573 zu Pirna und meldete diese Entlassung 1 ) dem Kurfürsten von Brandenburg und dessen Kanzler Lambert Diestelmeyer und rechtfertigte sich über dieses Verfahren vor der steierschen Landschaft in den härtesten Ausdrücken über Cölestinus 2 ), indem er ihn einen "unbeständigen, geld= und ehrsüchtigen, ungehaltenen, seltsamen Kopf, einen hochmüthigen, nichtigen Abentheurer und zänkischen, hoffärtigen Narren, einen gottlosen, wucherischen Mann" nennt. Von Pirna ging die Reise über Prag, wo, wie überall, Chyträus auf die ehrendste Weise aufgenommen ward; so besuchte ihn zu Prag der Rector der Universität mit allen Professoren und die Directoren und Lehrer der Schulen der 18 Pfarren der Stadt empfingen ihn durch einen feierlichen Redeact.


1) Vgl. Anlage Nr. 12.
2) Vgl. Anlage Nr. 13.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 88 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Von Prag ging die Reise über Tabor und Budweiß nach Linz, von hier durch das schneegefüllte Gebirge nach Rotman in Steiermark, wo die Gesellschaft fünf Tage verweilte, um das Weihnachtsfest in Ruhe zu feiern, sich von der mühseligen Reise zu erholen und ihre baldige Ankunft in Gratz anzumelden.

Am 2. Januar 1574 zog Chyträus in Gratz ein und ward hier von der steierschen Landschaft auf die liebevollste und aufmerksamste Weise empfangen. - Am 30. December 1573 warnte B. Lerch von Gratz den kaiserlichen Canzler Weber vor Georg Cölestinus, welcher ein Privilegium zur Einführung mehrerer unter seinem Namen erschienenen Bücher 1 ) zu erreichen suchte.

In Gratz hatte Chyträus einen harten Stand. Der Erzherzog Carl, dessen Hof in Gratz von Jesuiten umgeben war, hatte im November 1573, als die bevorstehende Ankunft des berühmten Chyträus bekannt geworden war, auf Betrieb der Jesuiten eine Protestation gegen die Berufung des Chyträus an die Landstände erlassen. Nachdem diese aber den Fürsten zu beruhigen gewußt hatten, eröffneten die Jesuiten am 23. November feierlich eine Schule, welche der Erzherzog mit seiner Gemahlin, einer baierschen Prinzessin, am 8. Jan. 1574 besuchte.

Auf dem Landtage, der damals gehalten ward, ward ein Ausschuß für das Kirchen= und Schulwesen, bestehend aus 20 Edelleuten und den Städten Gratz und Marburg erwählt; zugleich wurden aus der Ritterschaft sechs adelige Inspectoren des Kirchen= und Schulwesens des Landes ernannt, nämlich der Landesverweser Freiherr Johann Friedrich Hofman, der Landesvizthum Georg Siegfrid v. Trübeneg zu Schwarzenstein, Felician Freiherr v. Herberstein, Erasmus Stadler zu Petter (?), Franz Neuhaus und Hector v. Trübeneg 2 ), welche das ganze Kirchen= und Schulwesen regieren sollten.

Zuerst wandte Chyträus mit den Inspectoren seine Sorgfalt der Schule 3 ) zu, um den Jesuiten einen Damm entgegen=


1) Vgl. Anlage Nr. 14.
2) So unterzeichnen und besiegeln sie eigenhändig das Schreiben vom 1. Junii 1574 (vgl. unten Anlage Nr. 20). Schütz in dem Leben des Chyträus hat diese Namen mangelhaft und falsch gegeben, richtig sind hier nur Hofman und Herberstein; den Vizthum nennt er nur mit Vornamen Georg Sifrid; Stadtler, Neuhaus und Hector v. Trübeneg fehlen ganz, und Christoph v. Kaknitz ist wahrscheinlich falsch gelesen.
3) Mehrere neuere katholische Schriftsteller über die österreichischen Kirchen= und Schulangelegenheiten, z. B. die hier angeführten, erwähnen die Kirchen= und Schulordnung und die Bemühunger des Chyträus gar nicht, (  ...  )
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 89 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

zusetzen. Zum Rector der Schule ward Hieronymus Osius, früher Rector zu Regensburg, den Chyträus mitgebracht hatte, bestellt; Conrector ward Philipp Marbach von Straßburg, seit 1573 Licentiat der Theologie und Schüler des Chyträus von der Universität Rostock: Marbach stand in so großem Ansehen bei Chyträus, daß dieser ihn im Jahre 1592 an erster Stelle zum Professor der Theologie an der Universität Rostock nach dem Tode des Professors Simon Pauli vorschlug, da er "von vielen vortrefflichen Theologen keinen besser kenne", als Marbach 1 ). Chyträus entwarf eine Schulordnung und brachte die Pflanzung in geregelten Gang, so daß er sie noch persönlich eröffnen konnte.

Schwieriger war die Ordnung der Kirche, da Chyträus hier innerhalb derselben Hemmungen fand. Der Pastor Cunno, ein beredter und gewandter Mann, der die steiersche Kirche von sich allein abhängig glaubte, war von vorne herein gegen die Berufung des Chyträus eingenommen. Er zürnte nicht allein darüber, daß Chyträus eine Kirchenordnung entwerfen sollte, daß die Schule seiner Aufsicht und Leitung entrückt und daß eine Oberaufsichtsbehörde über Kirche und Schule eingesetzt war, sondern war auch mit allen Andern über manche Lehrsätze nicht einig, obgleich Chyträus alle zur Einigkeit und zum Frieden zu führen gewußt und auch den Cunno unverdrossen zur Einigkeit zu bringen gesucht hatte. Unerwartet legte Cunno, unzufrieden mit dem Gange der Angelegenheiten, sein Amt am 23. Mai freiwillig nieder.

Während der Zeit hatte Chyträus seine Arbeiten zu Ende gebracht. Gegen Ende des Monats Mai 1574 übergab Chyträus der Landschaft die von ihm ausgearbeitete Kirchenordnung, welche, sammt der Schulordnung, als ein "christlich, hochnothwendig und aus der heiligen Schrift wohl fundirtes Werk" von der Landschaft "approbirt und ratificirt" ward. Am 27. Mai eröffnete er, unter großer Theilnahme des Adels und der Bürger, feierlich die von ihm eingerichtete Schule,


(  ...  ) sei es aus Absicht oder aus Unkenntniß, sie nennen nicht einmal den Namen Chyträus.
1) Nach dem Empfehlungsschreiben des Dr. Chyträus vom 24. Febr. 1592 war Dr. Philipp Marbach in Rostock promovirt, zuerst in Gratz zum Lehrer bestellt, von hier nach Heidelberg zum Professor der Theologie berufen, darauf "vom Rath der Stadt Straßburg stattlich vocirt", von hier aber, "von seinem Schwäher und seiner Hausmutter bewogen", wieder nach Steiermark gezogen und war im Jahr 1572 "Rector Gymnasii zu Klagenfurt in Kärnthen." Im Predigtamt hatte er sich nicht geübt, sondern allein mit Lesen den Schulen gedient." - Die Professur in Rostock erhielt Johannes Frederus (vgl. Krabbe Geschichte der Universität Rostock, I, S. 668).
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 90 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

bei welcher Gelegenheit Chyträus 1 ), Osius und Marbach lateinische Reden hielten. Damit die Schule nicht hinter der Jesuitenschule zurückstände, ward am 31. Mai in derselben ein öffentlicher Schulact gehalten, auf welchem ein steierscher Jüngling von Adel, Sigismund von Saurau 2 ), eine von Chyträus verfaßte lateinische Rede 3 ) über den Kaiser Ferdinand hielt, welche mit frommen Wünschen für den Erzherzog Carl schloß.

Mit diesen Werken hatte Chyträus seine Aufgabe vollständig erfüllt. Während der Arbeit hatte Chyträus am 20. März 1574 an den Herzog Johann Albrecht Bericht 4 ) erstattet und dieser am 23. April denselben nach der bald bevorstehenden Vollendung der Aufgabe zur Rückkehr aufgefordert, mit dem Wunsche, daß das Werk "Gott zu Ehren, Pflanzung seines heiligen Wortes und den guten Leuten des Orts zum Heil und zu ewiger Wohlfahrt gereichen möge." Auch der Herzog Ulrich schrieb am 23. April mit dem Wunsche, daß das "christliche Beginnen und Vorhaben zu Ehren des heiligen Namens Gottes und Ausbreitung seines allein selig machenden Wortes des heiligen Evangelii, auch nicht allein zu derselben löblichen Provinzien, sondern auch anderer mehr umliegender Herrschaften Aufnehmen, Gedeihen und vieler Menschen Wohlfahrt beständiglich gereichen und viel Frucht schaffen möge."

Am 29. Mai 1574 übergaben "der Landschaft des Fürstenthums Speier Verordnete und in Schulen= und Kirchensachen geordnete Inspectoren" dem Chyträus außer einem reichen Geschenke eine feierliche Dank= und Anerkennungs=Urkunde 5 ), in welcher sie bekennen, daß er ihre "Kirchen= und Schulordnung mit allem emsigen Fleiß schriftlich verfasset, daran sie ein gutes Begnügen und Wohlgefallen trügen",


1) "Oratio Davidis Chytraei, recitans illustria aliquot testimonia de Deo. Graeciae, quae est metropolis Styriae, impressum a Zacharia Bartsch anno 1574". Angehängt ist ein Brief "nobilitate generis, doctrina, humanitate et fide praestanti d. d. Christophoro Gabelchovero, provinciae Stiriae medico, amico suo."
2) Ein Erasmus v. Saurau saß am 18. April 1574 im ständischen Ausschusse von Steiermark.
3) Diese Rede ist gedruckt in: "De tribus nostrae aetatis Caesaribus Augustis, Carolo V, Ferdinando I, Maximiliano II, Orationes a Davide Chytraeo datae adolescentibus in schola recitandae, Witebergae, 1583", und führt den Titel:
     De Ferdinando Caesare, Archiduce Austriae et Stiriae principe etc, Oratio a nobili adolescente Sigismundo a Saurau quatridio post introductionem Scholae provincialium Graeciae in Stiria recitata, 1574, die 31 Maii.
4) Vgl. Anlage Nr. 15.
5) Vgl. Anlage Nr. 19.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 91 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

und daß sie seinen "gehabten Fleiß, Mühe und christliche Verrichtung mit großem Dank angenommen."

Aber nicht allein gegen den Dr. David Chyträus, sondern auch gegen den Herzog Johann Albrecht, den begeistertsten und aufopferndsten Fürsten der protestantischen Kirche, zeigte sich die steiersche Landschaft mit feiner und edler Anerkennung dankbar. Da der Herzog dem Landeshauptmann Bernhard Lerch den Auftrag gegeben hatte, ihm in Steiermark einen "leichten Trabharnisch oder Feldküriß" machen zu lassen, so nahm die Landschaft diese Gelegenheit wahr, demselben in dankbarer Anerkennung zwei steiersche Harnische, einen "Küriß" und einen "Trabharnisch", alles mit "carmoisinrothem Sammet unterzogen und mit gutem Golde vergoldet" 1 ), zum Geschenke anzubieten. Am 18. April 1574 bat die steiersche Landschaft 2 ) unter den Siegeln der Edlen Hector v. Trübeneg, F. v. Rindscheidt, Erasmus v. Saurau, Erasmus Stadtler und Franz v. Neuhaus, von denen Trübeneg, Stadtler und Neuhaus auch zu den Kirchen= und Schul=Inspectoren gehörten, den Herzog, "solche geringe Rüstung von der Landschaft des Fürstenthums Steyer zum Gedächtniß mit fürstlichen "Gnaden anzunehmen". Bernard Lerch entledigte sich durch Uebermittelung dieses Geschenks seines Auftrages am 19. April 3 ) und übersandte dem Herzoge ein Verzeichniß der reichen steierschen Rüstung, "welche einen guten Schuß aushalte, wie er sie selbst mit einem langen gezogenen Rohr und gutem, körnigem Pulver beschossen habe und zu sehen" sei. Diese Darbringung ist ein edles, rührendes Denkmal in der Geschichte unsers Landes und der Reformation und namentlich bei veränderten Verhältnissen wohl des Gedächtnisses werth. Der Herzog nahm am 19. Mai die Rüstungen "zu sonderlichem angenehmen Wohlgefallen und mit gnädiger Danksagung an 4 ), da er ungerne den Verdacht auf sich laden wolle, als verschmähe er solche wohlgemeinte Anzeigung ihrer Zuneigung, obwohl er die Rüstung nicht in der Meinung bestellt habe, als wolle er sie umsonst oder zur Verehrung annehmen, sondern sie mit Dank ganz gern zu bezahlen bedacht" gewesen sei.

Am 1. Junii 1574 entließ die steiersche Landschaft den Dr. Chyträus mit einem innigen Dankschreiben 5 ) der aus der


1) Der Herzog hatte den Harnisch "nur schlecht blau zu färben und nicht zu vergolden" bestellt.
2) Vgl. Anlage Nr. 16.
3) Vgl. Anlage Nr. 17.
4) Vgl. Anlage Nr. 18.
5) Vgl. Anlage Nr. 20.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 92 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Landschaft für die Kirchen= und Schulsachen verordneten Inspectoren an den Herzog Johann Albrecht, daß, nachdem Chyträus "durch Abfassung ihrer Kirchen= und Schulordnung dermaßen treulich, fleißig, christlich und emsig dem allmächtigen Gott zu Ehren und zur Erbauung und Fortpflanzung ihrer Kirchen und Schulen Alles verrichtet habe, daran der Augsburgischen Confession Verwandte von der Landschaft ein christliches und herzliches Wohlgefallen trügen und ganz wohl zufrieden seien, sie und ihre Nachkommen solches alles an dem Herzog und seinen Erben mit allem Gehorsam willig und bereit verdienen wollten".

Die Landschaft beauftragte darauf den Landeshauptmann Bernhard Lerch, den Dr. David Chyträus in seine Heimath zurück zu geleiten. Die Rückreise ging zunächst über Stein an der Donau, wo Chyträus mit Christoph Reiter, seinem frühern Mitarbeiter an der Reformation des Erzherzogthums, Oesterreich, verhandelte. In die österreichische Kirche, in welche sich viele unruhige Geister aus dem übrigen Deutschland eingedrängt hatten, war viel Verwirrung, Zank und Willkühr eingerissen. Chyträus verhandelte in Stein mit andern Theologen über zehn von den Landesdeputirten ihnen vorgelegte Artikel und gab darauf zu Stein am 15. Junii 1574 seine Bedenken 1 ) schriftlich ab. Da er Eile hatte, so gewann er es über sich, seine Freunde in Wien nicht zu sehen, sondern begnügte sich damit, sie durch seinen Amanuensis David Schröder begrüßen zu lassen. Er ging durch Böhmen, Mähren über Olmütz (22. Junii), Schlesien, über Liegnitz, und Sachsen, über Dresden, zurück und langte am 10. Julii 1574 glücklich wieder in Rostock an 2 ), wo er die Seinigen gesund vorfand.

Bernhard Lerch sagte den Herzogen im Namen der Landschaft den aufrichtigsten Dank, beurlaubte sich aber bei dem Herzoge Ulrich, den er zu Güstrow nicht getroffen hatte und sonst nicht anzutreffen wußte, am 16. Julii 1574 zu Rostock schriftlich 3 ) und zog in seine Heimath zurück.


Wie sich leicht denken läßt, blieb Chyträus während seines Lebens in innigem Verkehr mit den steierschen Ständen, welche ihre Söhne und Verwandten fortwährend auf die protestanti=


1) Vgl. Schützi Vita Dav. Chytraei, II, Appendix, p. 12 sp.
2) Vgl. Anlage Nr. 21.
3) Vgl. Anlage Nr. 22.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 93 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

schen Universitäten Wittenberg und Rostock schickten und zum Theil dem Chyträus anvertrauten 1 ). Als er im Jahre 1583 die drei Reden auf die drei Kaiser seiner Zeit, welche er zum Vortrage durch drei Jünglinge aus fremden Landen ausgearbeitet hatte 2 ), in den Druck gab, widmete er sie den Edlen des Landes Steier ("nobilissimis inclyti ducatus Stiriae proceribus"): Balthasar und Georg Wagen, Johann v. Stybich, Adam und Georg v. Lengheim und Georg, Heinrich und Paul v. Bibeswald ("dominis et patronis reverenter colendis" 3 ).


Das Glück der Protestanten in den österreichischen Landen dauerte nicht lange. Der katholische Geschichtschreiber 4 ) sagt weiter: "Die " "katholische Gegenreformation" " (?) gewann durch die landesherrlichen Verordnungen, wodurch den Evangelischen mehrfache Hemmnisse unterlegt worden, immer weitere Wirksamkeit. Da übernahm nach dem Absterben Erzherzogs Carl dessen Sohn Erzherzog Ferdinand (später Ferdinand II. als römisch=deutscher Kaiser) die Regierung der innerösterreichischen Lande mit den bestimmtesten Anordnungen zur Unterdrückung der evangelischen Lehre. Den 13. Sept. 1598 erging an die Stände von Steiern der Befehl, alle evangelischen Kirchen= und Schullehrer in Gratz, Judenburg und andern Orten binnen vierzehn Tagen aus dem Lande zu schaffen, ihre Kirchen zu sperren, die Bücher und Schriften aber in Beschlag zu nehmen. Den 30. October nämlichen Jahres erhielten die evangelischen Prediger und Schullehrer in Laibach die Weisung, noch vor Sonnenuntergang an diesem Tage die Stadt, in drei Tagen aber das Land zu räumen.


1) Möchte doch die vollständige Herausgabe der Matrikel der Universität Rostock, welche für die Bildungsgeschichte eines großen Theils von Europa so wichtig ist, nicht lange auf sich warten lassen.
2) Vgl. oben S. 90, Note 3.
3) Die Rede auf den Kaiser Carl V. war von einem belgischen Jünglinge, die Rede auf den Kaiser Ferdinand I. am 31. Mai 1574 zu Gratz von dem steierschen Jünglinge Sigismund v. Saurau vorgetragen. Die dritte Rede auf den Kaiser Maximilian II. war von dem jungen österreichischen Freiherrn Johannes Cyriacus v.Polheim und Wartenburg am 25. Jan. 1577 auf der Universität Rostock gehalten, dessen Mutter eine Freiin v. Weispriach war; er studirte zu Straßburg, Wittenberg und Rostock, ward in Rostock zum Rector erwählt und hielt als solcher diese Rede auf den Kaiser Maximilian, der sein Pathe war. Der viel versprechende Jüngling, der einzige Sohn seines Vaters, starb nicht lange nach seiner Heimkehr in sein Vaterland.
4) Vgl. Mittheilungen des historischen Vereins für Krain a. a. O. S. 49.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 94 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Mit gleicher Strenge wurden sie im December desselben Jahres in Kärnten über die Gränzen gewiesen".

"Vergebens hatten im folgenden Jahre 1599 auf dem nach Gratz ausgeschriebenen Landtage die evangelischen Stände dieser drei Provinzen ihre Klage erhoben. In Gratz selbst wurden zehn Wagen voll evangelischer Bücher aus den Buchhandlungen weggenommen, die Kirchen geschlossen, in Laibach aber alle vorhandenen Bücher und Schriften zusammengesucht, zum Theil auf offenem Platze, verbrannt oder aber auf das Landhaus gebracht und auch von hier später (1616) gehoben und in dem Jesuiten=Collegium verwahrt 1 ). Endlich erhielt die evangelische Lehre in Krain ihren letzten Stoß, als im Jahr 1601 durch die vom Landesfürsten bestellte katholische " "Gegenreformations=Commission" " den evangelischen Bekennern jedes Standes die strengste Weisung ertheilt wurde, entweder ihrem Glauben zu entsagen, oder binnen sechs Wochen und drei Tagen ihre Güter zu verkaufen, ihre Schulden einzulösen oder zu bezahlen, den zehnten Auswanderungspfennig abzutragen und dann alle innerösterreichischen Provinzen zu räumen. Sechs Bürger von Laibach kehrten zur katholischen Kirche zurück, die übrigen verließen nach Verlauf dieser Zeitfrist das Land und zogen großen Theils nach Böhmen, Ungarn und "Deutschland". Die in Krain hie und da noch verweilenden Prediger wurden aufgesucht und auf das Hauptschloß nach Laibach in Haft gebracht."

Der andere katholische Geschichtschreiber 2 ) berichtet weiter: "Die Hoffnung, der Muth der Protestanten in dem Lande ob der Ens hob sich in eben dem Maaße, in welchem die Spannung zwischen den beiden habsburgischen Brüdern, Kaiser


1) Viele reformatorische Schriften in slavischer Sprache wurden von. P. Truber verfaßt. "Der erste und eifrigste Slavist, der sich schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. mit der slavischen Sprache zu beschäftigen anfing, war P. Truber, der krainische Religions=Reformator; er schrieb mehrere Werke ascetischen Inhalts in dem krainischen Dialekte, die er in Würtemberg auflegen ließ. Er brachte im J. 1561 von der benannten Stadt den Buchdrucker Johann Manlius (Hans Manel) nach Laibach und ließ anfänglich nur kleinere Schriften und Aufsätze, d. i. Lieder, Predigten und Zeitschriften, daselbst auflegen. Von diesen kleinen Schriften sind aber die wenigsten auf uns gekommen. Die scharfen Maßregeln, welche zur Vertilgung der sich einwurzelnden Religions=Grundsätze eingeleitet wurden, haben uns die literarischen Denkmäler beinahe ganz entrissen. Von den größern Werken aus der Manliusschen Druckerei ist keines aufzufinden; es scheint übrigens auch, daß Manlius nicht über 20 Jahre in Laibach geblieben sei, wahrscheinlich mußte er es wegen der Religion wieder verlassen." G. Kosmac, die k. k. Lyceal=Bibliothek in Laibach, in den Mittheilungen des histor. Vereins für Krain, 1857, Mai, S. 63.
2) Vgl. J. Gaisberger a. a. O. S. 13 flgd.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 95 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Rudolph II. und Erzherzog Mathias, zunahm. Sie näherten sich jetzt dem Erzherzoge, schlossen sich bald näher und enger an ihn an und brachten es in Verbindung mit den Ungarn und den protestantischen Ständen des Landes unter der Ens dahin, daß der Kaiser seinem Bruder auch das Land ob der Ens förmlich überlassen mußte (17. Junius 1608)".

"Für so viele Unterstützung erwarteten sie nun auch Erkenntlichkeit und ertrotzten sich, als ihren Wünschen zu willfahren gezögert ward, die sogenannte Capitulations=Resolution, in der ihnen außer andern die landesherrliche Gewalt lähmenden Bewilligungen ausgedehnte Religionsfreiheit zugestanden werden mußte. Ihrer Sache ganz sicher und als ob es keinen Landesfürsten gäbe (?), hatten sie schon vorher die entwichenen Prädicanten, die sie durch jüngere Kräfte verstärkten, zurückberufen und einer geheimen zu Linz abgehaltenen Verabredung gemäß am 13. Sonntage Trinitatis (31. August 1608) das evangelische Religions=Exercitium im ganzen Lande wieder eingeführt. Von neuem begann auch das protestantische Schulwesen in Steier unter Aegyd Weichselberger, der ihm von 1608 - 1624 vorstand, wie im Landhaus zu Linz, wohin außer dem frühern Rector Dr. Math. Anomäus einige vorzügliche Lehrkräfte gezogen den Jesuiten in Kirche und Schule die Stellung auf jede Weise zu erschweren suchten. Sie ward noch mehr gefährdet seit dem verhängnißvollen Ereignisse im prager Schlosse am 23. Mai 1618 und dem im folgenden Jahre eingetretenen Hinscheiden des Kaisers Mathias".

Alle diese Unterdrückungen waren das Werk der Jesuiten. Nach vielen Kämpfen mußten die Stände, die im Lande bleiben wollten, sich fügen, worauf am 27. Februar 1625 die kaiserliche Pardonirungs=Resolution erfolgte, in welcher die Begnadigung der Stände auch an die Bedingung geknüpft ward, daß in Religionssachen der Kaiser der angefangenen (katholischen) Reformation ihren ungehinderten Fortgang lassen und die ständische Schulcasse nur zu frommen Zwecken verwenden wolle. Die vollige Verdrängung der Protestanten ward durch den dreißigjährigen Rachekrieg und die Jesuiten leicht gefördert. Bekanntlich schreiben viele katholische Schriftsteller diesen verheerenden, alles vernichtenden Krieg dem Protestantismus zu; ja J. Gaisberger sagt 1855: "die protestantischen Stände traten sogar in hochverrätherische Verbindungen mit den aufrührerischen Böhmen, Mähren, den Generalstaaten, und verhehlten es nicht, das habsburgische Haus vernichten zu wollen."


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 96 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Anlagen.


Nr. 1.

D. d. Wien. 1568. September 22.

Instruction vnnd Gewallt, was die wolgebornen, Gestrengen, Edlen vnnd Ehrnuehesten herrn, her Hanß Wilhalbm Freyher zu Rogendorff vnnd Mollenburgk, Obrister Erblandhoffmaister in Osterreich, Rom. Key. M. Rath vnnd Landtmarschalck in Osterreich vnder der Ennß, Herr Ruediger herr von Starhenbergk auff Schonpuchel, herr Leopoldt Grabner zu Rosenberg vnnd Pottenbrun vnnd herr Wolff Christoff von Entzestorff im langen taall, all drey ainer Erhsamen Landschafft in Osterreich vnder der Enß verordente, Alls von beiden Standen der herrn vnnd Ritterschafft zu dieser sachen in gegenwurtigem Landtagk Insonders datzu erkhuesste Ausschuss, sambt beiden von gemelten zwaien stenden hiertzu Deputirten vnnd uon der Romis. kay. Matt., auch zu Hungern vnnd Bohem Kunig. May. zugelassnen Theologen, dem Erwirdigen vnnd gelerten herrn Doctor Dauidten Chytraeo, Theologo vnd Professore der Uniuersitet Rostog, oder im faal da gedachter Chytraeus nicht hergebracht werden möchte, ein Ander tauglicher Auslendiger Theologus der deputierten herrn guetachten nach, Vnnd Christoffen Reuter, Grabnerischen Predicanten zu Rosenburgk, auff Hochsternenter Kays. May. begern, deren Nunmehr (Gottlob) den Zwaien Stendten von Herrn vnnd der Ritterschafft zugelassnen Augspurgischen Confession vnnd auffrichtung ainer Christlichen vnnd der Augspurgischen Confession gemassen Agenda vnnd Kirchenordnung halben, Neben hochstgedachter Keiserlichen Maiest. etc. Gehaimen Ratth Vnnd in der sachen benenten Presidenten, auch Andern datzu deputirten Irer Kays. May. etc. . Rathen vnnd Theologis handlen, schliessen, thun vnnd lassen, doch alles auff hinder sich bringen der zwayer Stennde oder derselben sonderer Ausschusß, auff welche dieser Sachen halben ein sonderer gewaltt gefertigt worden.

Erstlich sollen obbenante von den zween Stenden deputirte herrn Ausschusß, Sambt beyden Theologen, auff den bestimpten tag, So uon der Rom. Kay. Mat. auff Jetzschierest khomenden aindlifften Nouembriß benent ist, Oder da auff einen oder den andern thail erhebliche vrsachen fuerfielen, das

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 97 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

die Tractation verschoben werden muste, Auff einen Andern bestimbten tagk, gewisslich allhie in Wienn zusamen komen vnnd erscheinen, der handlung vnnd Tractation mit hohesten vleisß beywonhen, auch ein Jeder frey vnd one scheuch sein Mainung auff die Artikel, so furbracht werden mochten, antzaigen, Vnnd da widerwertige Argumenta auff die bann khemen, dieselben nach seiner gab vnnd Mass mit grundt vnnd zimlicher beschaidenheit ablainen vnnd widersprechen, auch ahn Inen, was diesen handl Imers zum besten furdern kan, nichtes erwinden lassen, auff das es an einen gueten vnnd Christlichen Verstandt gebracht vnnd dadurch der Heubtsache . . . . der Christlichen Religion, freyhaiten vnnd Augspurgischen Confession mit den Mittldingen vnnd Ceremonien nicht derogert werde etc. .

Weitter sollen der zwayen Stende Deputirte herrn vnnd Theologen mit vleisß gedacht sein, die Augspurgische Confession in der Tractation durch den andern teill in kheinen frembden verstandt ziehen oder deutten lassen, Sondern das allerdings auff die Confession vnnd derselben lauter Inhalten den Puechstaben gegangen vnnd gedrungen werde, Wie sie Kayser Karll dem funfften im verschinen dreissigsten Jhar zu Augspurgk vberantworttet, dauon sie sich nicht In nichte abweisen lassen sollen.

Vnd weil das disputat in dieser furgenommenen Tractation am meisten der Ceremonien vnnd Mittlding halben sein wirdt, Sollen der zwaien Stende deputirte herrn vnd Theologi gut auffsehen haben vnd endtlich dahin gedacht sein, das sie Inen nicht solche vormainte Adiaphora einraumen lassen, welche austruckhlich nach dem Bapstumb riechen vnnd maltzaigen des AntiChrists seyen, die auch ettwo alls vnnotig schon gefallen weren, Also sollen sie auch nit alle Mittldinge verwilligen, welche dafür angedeitet werden wolten, Sondern es sollen allein solche Adiaphora vnnd Ceremonien angenommen oder zugelassen werden, die sich austrugklich mitt dem Wortt Gottes vnd obuermelter Augspurgischen Confession inhalt des Sibenden vnd funffzehnten Artikel vergleichen, die auch zu beforderung Gottlicher ehr vnnd Christlicher andacht raichen, Aber zu beschwär der gewissen vnd Ergernusß nit Vrsach geben, Indem allein nun die Christliche freyhait erhalten vnd mit nicht geschmelert werden soll.

Denn was anlangt andere stück vnd Ceremonien, die aintweder mit dieser lehr nicht vbereinstimmen oder sonst alles notig vnnd fur Gottes dienst auffgedrungen werden wollten, darInnen sollen der Stendte deputirte herrn vnnd Theologoß allerdings bey dem, des derhalben oben uermeldet ist, verhar=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 98 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

ren, Sonderlich weil dieselben Ceremonien merers thaill bey der Stendte Kirchen mit guter vorbetrachtung vnd vnderrichtung abgethan worden vnnd gefallen, auch Ihr der Stendt Ministri vnnd Kirchendiener mehrers thaills von denen ortten beruefft, da solche Ceremonieen gleichsfals ab vnnd gefallen sein, Derhalben sie ohn Ergernusß nicht mehr angenomen werden Khunen, vnnd solches vmb so uiel mer, weil die Stendte auff einen solchen fall zu uerfolgung Irer Prediger vnd Kirchendiener nicht geringe Vrsach geben, welches sie aber mit ehren vnnd gutem gewissen vor Gott vnd der Wellt nimmer Veranttwortten Konten, Doch in dem Fall abermalln die Christliche freyheit lauter vorbehalten vnd derselben hiedurch gar nichtes benomen.

Vnd ob gleich der Ander thail in der Tractation so hoch auf die Ceremoninn dringen wolte, also daß auch der Stendte Deputirte Herrn vnd Theologen vberstimbet werden mochten, Sollen sie doch bei abgehorter Mainung gentzlich verharren, angesehen das es ain Religion vnnd nicht profan Tractation ist.

Dabey auch ein Ordnung für die Ministros vnd Kirchendiener gemacht werden mochte, damit dieselben ettwas vleissiger in Irem Ampt vnnd Administration der heiligen Sacrament, dan es bey Inen ainßtheils beschiehet, befunden, Also das uon Inen alles, was zur besserung vnnd auferbawung der Kirchen Gottes auch Christlicher Andacht dienen khan, aus faulheit oder nachlassigkeit nicht vnderlassen werde,

Derhalben vnd da es die zeitt vnd gelegenheit geben wolte, sollen die deputierten herrn sambt Iren zugeordneten Theologen; aines Consistory Sonderlich uon wegen der Kirchendiener, so der Augspurgischen Confession zugethan vnd verwandt der hohen notdurfft nach gedacht sein vnnd dieses alls ain furnembes, dem handel anhengings Stuckh bei Irer Kei. Matt. etc. zu erlangen, auch solch Consistorium dergestallt aufzerichten, das der Bapbst, die Bischof, Geistlichen Ordinari, Official vnd Ir zugethone, dabey nichtes vber die dieser Religion verwonte Prediger vnd Kirchendiener zu gebieten, Dergleichen in glawbens, Kirchenbreuchen, Ceremonien, bestellung der Ministerien vnd Ordinationen, also auch in Prophansachen, die Stendt vnnd Ire Kirchendiener betreffend durchauß nichts zu thun haben, Sonder das solches alles in seinem freyen gang bleiben muge.

Daruber vnnd wo es zu ainer solchen Vergleichung kumbt soll auch Ihr Kai. M. etc. . von wegen eines Super Intendenten, dessen man beyde des Consistory vnnd dann auch. Der vnfleissigen Ministri halben hochnottdurfftig, angelangt

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 99 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

werden, welcher Superintendent aber allein dieser der Stendt Religion verwandt, Auch sonst niemandts, als den baiden Stenden verpflicht sein solle.

Vnnd nachdem der zwaier Stendte sambt Irer Nachkhumben vnnd Erben, Also auch derselben Christlichen prediger vnnd Kirchendiener nottdurfft erfordert, der bekhenten zugelassnen Religion, Kirchengebreuch vnnd Ceremonien, auch bestellung der Ministerien, Consistorien vnnd Superintendens halben, wo es denn verhoffentlichen beschlusß erraicht, von Irer Kays. May. etc. . gnugsam assecuriret zu sein, So sollen die Deputirten herrn vnnd Ire zuegebne Theologi dieselb assecuration zu erlangen kheinen vleisß sparen.

Wann dann auß Gottes gnedigem gedeyen zu seinem hohesten lob vnnd ehr seines Heiligen Namens die tractation also Christlich vnnd fruchtberlich abgieng, Sollen der Stendte Deputirte herrn vnnd Theologi die Rom. Kay. May. etc. . In bayder Stendte namen vnderthenigst vmb ein offne Kirchen allhie in der Stadt vnnd ainen Prediger Irer Confession gmass ersuchen, In Ansehung das viell Landtleut, so in Ambtern das mehrer thail im Jhar allhie sein mussen, Vnnd da Ihr May. etc. . der Kirchen halben Ihe bedenkhen hette, das doch der Stendte Predicant frey offentlich im landthauss predigen vnd sein Ministerium exerciern mochte.

Dieses vnd alles Anders mehr, was doch zu dieser sachen dienstlich, sollen der beyde Stendte deputirten Herrn vnd Theologi Irem hochsten verstandt vnd vermugen nach trewlich vnd vleissig handlen, wie der Stendt vertrawen zu Inen stehet vnd doch in diesem allem nicht vollig beschliessen, Sonder die gantze handlung vnnd sachen allein abreden und alsdann der zwaien Stendte zu dieser Sach Insonders erkhiessten herrn aufschuffen vmb Iren verrern Rath, gutbedunken vnnd endtlichen beschlusß fuerbringen, der Stendte deputirte Herrn vnnd Theologen sollen auch diese Instruction in guter gehaim halten vnnd die an sonder hohe Vrsach In der tractation handlung nicht furlegen. Vnnd was sie also vernommen gestallt handlen, darumb sollen sie von Stendten ohn allen Schaden gehalten werden. Alles trewlich vnnd vngeuerlich.

Zu Vrkunth geben baide Ständt vom Herrn vnnd Ritterschafft den obbemelten zu diser sach dieputierten herrn vnnd Theologen diesen gewallt Mit deren hieunter verzaichneten vnd der Zeitt ausser deren zu dieser Sach Erkhiessten herrn Außschusß Noch gegenwurtigen herrn Landleuth, auß gedachten beeden Stenden aignen Handtschrifften vnnd Angebornen Pethschaden verfertigt.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 100 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Actum Wien, den zwen vnd zwantzigsten tag Septembris des ain tausent funffhundert acht und sechsssigsten Jars nach der geburt Christi des Herrn.

Eckh Graff Niclaß Graff zu Salbm. Hannß von
zu Salbm. Weisspriach freyherr.
Oswallt Freyherr von Veyt Albrecht
Eytzung. von Puechem.
Pilgram von Christoff von Oberhaimb Hans Funff=
Sintzendorff. Landundermarschalk. kircher.
Wolff Christoff Hanns
Maininger Victor von Maiming.
zu Nusdorff. Stockharner.

Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Nr. 2.

D. d. Wien. 1568. September 25.
Maximilian von Gottes gnaden Erwelter Röm. Kaiser, zu Allen zeiten mehrer des Reichs etc. .

Hochgeborne, liebe Oheim vnd fürsten. Nachdem wir uns itzo in gemeiner Landtags vorsamblung vnsers Ertzhertzogthumbs Osterreich vnder der Enns auf der besondern zweier loblichen Stende der heren vnnd Ritterschaft vielfeltig flehenlich vnd embsig suchen, anhalten vnd bitten, ihnen die Augspurgische Confession, weilandt Kaiser Carolen dem fünften, vnserm geliebten hern vater, vettern vnd Schwehern hochlöblicher vnd gotseliger gedechtnus in dem zu Augspurg gehaltenen Reichstage, Anno etc. . 30 von etlichen Churfürsten, fürsten vnd Stedten des Reichs vberreicht, mit gnaden zuzulassen ercleret, Auch es numehr so weit gericht, das es allerdings vnd allein an vergleichung vnd verfassung einer gotsehligen Agend (nach deren inhalt die kirchenzucht vnd andere ritus vnd Ceremonien zu Kirchen vnd Schulen, vngefehrlich nach dem gebrauch der eltisten Augspurgischen Confessionsverwandten Kirchen angestelt werden solle) erwinden vnd gelegen sein will, Vnd wir dan zu Tractation solchs löblichs vnd Christlichen werks ye gerne gelerte, bescheidene, friedtliebende vnd hierin vnaffectionirte deputaten allerseits zu gebrauchen fürgenommen wissen wollen vnd vns derwegen vnter andern der Professor bei der Rostogkischen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 101 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Vniuersitet Doctor Dauidt Chytraeus von guten örten woll berümbt worden, welchen wir ihnen obbemelten vnsern beiden getrewen Landt=Stenden auch fürgeschlagen vndt sie ihnen den nicht misfallen lassen, Sonder darauf zu desto fürderlicher erlangung vnd alherbringung desselben anitzo vnd hiemit gegenwertigen brifs zeigern aus ihrem mittell vnsern getrewen, lieben Wolf Christoffen Maininger zu Nustorf abfertigen vnd vns selbst solch gotsehlig werck dahin guthertzig vnd embsig obliegt vnd beuohlen, Das wir es zugleich, wie vorbemelte beide Landt=Stende, nach müglicheit befürdert werden gnediglich gerne sehen,

So wolten wir demnach E. L b hiemit gnediglich begerendt ersuchen, das sie ihrestheils vns zu furder angenemen gnedigem gefallen, vf gedachtes Wolf Christoffen Mainingers Anhalten, bedacht sein wolten, ihne Doctorem Chytraeum zu vmweigerlicher folge weisen, anhalten vnd also vermügen zu lassen, das ehr sich alsbaldt vnd zu stundt an (alle andere vngelegenheiten, ausser Gottes gewalt, bei seits gestelt) mit ihme, Maininger, von Rostogk erheben vnd alher in vnser Stadt Wien mit dem allereilendtsten begeben vnd sich, als itzt gemelt, daran gar nichts abhalten oder verhindern lassen wolle. Wo ihme auch in solchen Vorhinderungen ausser leibesschwachheit oblegen, deren hinlegung vnd richtigmachung bei E. L b stünden, so vorsehen wir vns, begern es Auch An E. L b nachmaln gantz gnediglich, sie werden Am selben allen vns zu sonderer dancknemen wilfarung dahin nichts erwinden lassen, damit ihne Doctorem Chytraeum gar nichts wieder lang noch kurtz aufhalten müge. Das wollen wir vmb E. L b deren wir ohne das mit Kaiserlichen gnaden zum besten gemaint, wiederumb zu erkennen vnd zu bedencken gantz vnuorgessen bleiben. Geben in vnser Stadt Wien, den fünf vnd zwantzigsten Tag des Monats Septembris, Anno etc. . im Acht vnd Sechzigsten, vuserer Reiche des Römischen vnd hungerischen im Sechsten, vnd des Boheimischen im zwantzigsten.

Maximilian.
t über V J. v. Zasius. Ad mandatum sacrae Caes ae
M tis proprium.
W. Vnuerzagt.

Den hochgebornen Johans Albrechten vnd Ulrichen, Hertzogen zu Mekelnburg, vnsern lieben Oheimen vnd fursten.

Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 102 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 3.

D. d. Wien. 1568. September 30.

Durchleüchtige, hochgebornne Füerssten, Genedige Fuerssten vnnd herrn. Eur Fuersstlichen Gnaden Sindt vnnsere Gehorsame diennst beuor. Nachdem die Rom. Kay. Auch zw Hungern vnnd Bohemb Khn. Mt. etc. . vnnser allergenedigister herr vnd Lanndtßfuersst In Jetzo alhie zw Wienn gehaltner Lanndtagsversamblung Denen zwayen Stenndten von herrn vnd der Ritterschafft dises Ertzhertzogthumb Oesterreich vnnder der Enns auf derselben von lanngen Jaren heer Offtermallen gethane vnnderthenige Anrueffen vnnd bitten die Cristliche ware Religon, nach Innhalt der Confession, So Kaiser Carolen dem Fünfften hochloblicher gedechtnus Im verschinen dreissigisten Jar auf dem Reichstag zw Augspurg durch etlich ansechlich Churfuerssten, fuerssten vnnd Stett des heilligen Reichs vbergeben worden, hinfueron In disem Lanndt zuegelassen allergenedigist verwilligt, Dergestalt das solche Sachen nummer so weitt gelanngt, das es allerdings vnnd allain an vergleichvnd verfassung ainer Agennd oder Khirchenordnung, welche beruerter Augspurgerischen Coufession gleichmässig sey, Erwinden thuet vnd gelegen ist, Zw deme aber auch Ir Rom. Kay. Mt. etc. . derselben ansechliche Räth Sambt anndern fuertrefflichen vnnd gelerten personen alberait deputiert, Danebens gedachten zwayen Stenndten mit gnaden zuegelassen, das Sy aus Irem Mitl ain gleiche autzall der Personnen vnd vnnder denen ainen außlenndigen gelerten Cristlichen Theologen deputiern vnd bey vermelter aufrichtung der Agend haben mugen, Wie dann Ir Rom. Kay. Mt. denen Stenndten hiertzue den Erwierdigen Hochgelerten herrn doctor Dauidten Chytreum, Professorem der Vniuersitet zw Rosstockh genedigclich fuergeschlagen, Darumben vnd weil nun Jetzternennter Herr Chytreus denen zwaien Stenndten von gueten Orten fur ainen Christlichen angeregter Augspurgerischen Confession verwannten Rainen Leerer des heilligen waren wort Gottes vnd sonnst solchermassen geruembt wierdt, Das Si Ine vor anndern Ires thaills bei dem Tractat zu uergleichung der Agend ze haben Sonnderlich vnnd mit hohem verlanngen nach seiner Person genuglich enntschlossen vnnd begierig seyen, So haben Sy ainen Erlichen vom Adl dises Lanndts, alls herrn Wolf Cristoffen Maininger zw Nustorf an der Traisen, weiser gegenwuerttigen briefs, abgeferttigt, Ernennten herrn doctor Chytreum mit Ehister muglichait hieheer ze bringen. Auf das aber gedachter Mai=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 103 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

ninger deß Jhenig, welches Er hierInnen Im beuelch hat, dessto fruchtberlicher verrichten khundt, Ist bey denen zwayen Stenndten für ain notturfft angesehen worden, E. F. G. durch dits Schreiben zu ersuechen vnd Gehorsamblich ze bitten, Nachdem E. Fr. G. dise Sachen genedigclich wol befüerdern mugen, darInnen auch an E. Fr. G. gar vill gelegen, Vnnd dann menigclich bewisst, das E. F. G. mit allen gnaden genaigt seyen, zw Jederzeit desJhenig, welches zw erhalttung der Rainen waren Cristlichen Religion vnnd in annder weg zw Gemainer wolfart Raichen khann, zw befüerdern, Das auch E. Fr. G. hierauf genedigclich verwilligen und behülfflich sein wolten, damit der herr doctor Chytreus vnwaigerlich vnd mit aller Ehistem durch den abgeferttigten Maininger hieheer In die Stat Wienn auf vnnser Chossten ze khumen bewegt wuerdte, Vnnd das Er sich an disem Cristlichen Notwenndigen werckh gar nichts, alles Gottes gewalt verhindern lassen wolte, wie dann die Röm. Kay. Mt. etc. . E. Fr. G. durch ain sonnder schreiben, welches dieselben vom Maininger Emphachen werden desthalben auch genedigclich ersuecht Vnd wir an E. F. G. genedigen bewilligung hilff vnnd fuerderung zw gegenwuertigem Gotselligen Hanndl gar nicht zweifeln. E. Fr. G. Mugen sich auch genedigclich versehen, das der herr Chytreus, da Er Sich also guetwillig hieheer begibt, wider sein gelegenhait vnd sonnst alhie nicht aufgehalten, Sonnder mit verleichung Götlicher gnaden In khuerzem wider anhaimbs In sein Sichere Gewarsamb gebracht werden solle, Vnnd wo die zwen Stenndt von herrn sambt der Ritterschafft vnd wir solches vmb E. Fr. G. mit Gehorsamer dannckhperlicher diennstperkhait khunfftig beschulden khünnen, soll es mit allem vnnderthenigem muglichem guetten Gemueth beschechen. Hiemit thuen E. Fr. G. die mergenennten zwen Stenndt vnd wir vnns Gehorsamblich beuelchen. Datum Wienn, am dreissigisten tag Sebtembris, Anno etc. . Im Achtundsechtzigisten.

E. Fr. G.

Gehorsambe

Rom. Khay. Mt. Rath vnnd Lanndt=
marschalch, Auch der Zwayen Stenndte
von herrn vnd der Ritterschafft des
Erzherzogthumb Osterreich vnnder der
Enns verordenndten.

Denen Durchleüchtigen, Hochgebornnen Füerssten vnnd herrn, herrn Johanns Albrechten vnd herrn Vlrichen, Hertzogen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 104 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

zu Mächeburg, Füerssten zu Wennden, Grauen zu Schwerin, Rosstockh, Stargardten vnnd der Lanndte herrn, vnnsern genedigen Füerssten vnnd Herrn.

(L. S.)     (L. S.)     (L. S.)     (L. S.)     (L. S.)

Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin, auf Einem Streifen Papier mit 5 Siegeln neben einander besiegelt, in folgender Ordnung:
1) ein quadrirter Schild, im 2. und 4. Felde eine rechts gekehrte Gans, 2. und 3 drei mal gespalten; über dem Schilde die Buchstaben:
W. C. V. E. (= Wolf Christoph Von Enzersdorf);
2) ein Schild mit einem rechten Schrägebalken; über dem Schilde die Buchstaben:
L. G. Z. R. (= Leopold Grabener Zu Rosenberg);
3) ein quadrirter Schild, in 1 und 4 drei Garben, in 2 und 3 ein Ouerbalken; über dem Schilde die Buchstaben:
V. A. H. V. P. (= Veit Albrecht Herr Von Puchaim);
4) ein quadrirter Schild: 1 einmal gespalten, 2 sechs mal gestreift mit einem darüber gelegten Sparren, in 3 ein Anker (?), in 4 ein rechts gekehrter, sich krümmender Wurm, mit einem Mittelschilde, der getheilt ist und oben einen wachsenden Panther (?) hat; über dem Schilde die Buchstaben: R. H. V. S. (= Rüdiger Herr Von Stahremberg);
5) das fünfte Siegel ist ganz platt gedrückt und durchaus nicht zu erkennen; nach der Unterschrift besiegelte aber ohne Zweifel der
= Herr Hans Wilhelm Freiherr zu Rogendorf,
welcher in der Instruction vom 22. Sept. 1568 "Röm. Kais. M. "Rath und Landmarschall in Oesterreich unter der Ens" genannt wird.

Nr. 4.

D. d. Rostock. 1568. November 29.

Durchleuchtiger, Hochgebornher Fürst, Gnediger Herr. E. F. G. sind mein gehorsame vnterthenige dienst allezeitt beuohr. Gnediger Herr. Als ich von der Romischen Kayserlichen Matt., meynem allergnedigsten Herrn, vnnd den beyden loblichen Stenden der Herrn vnnd Ritterschafft in den Nider=Osterreichischen Landen vor zweyen Monaten befehel entpfangen, von E. F. G. iren diener Doctorem Dauidem Chytraeum loßzubitten vnnd mit myr in Osterreych zu füren: Ist von den Stenden selbst dazumal bedacht vnnd myr mit befehelich gethan worden, so er Jemand nach seyner gelegenheitt fur eyn geferten zu sich nehmen und mittbryngenn würde, daß ich denselbigen neben im freundlich auffnemen vnnd vff dem weg vnnd sonst mit nottdurfftiger Zerung vorsehen solte, Achteten auch,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 105 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

daß solcheß der Rom. Kay. Mayestet nicht zuwider, wenn derselbige Doctor Dauids freündt vnd geferte one Irer Kays. Matt. vnnd der Stende vorwissen vnnd bewilligung sich zu der deputirten berathschlagungen nit eynnotigen wurde.

Deweill nu Doctor Dauid vnter andern vielen vrsachen, warumb im diese reise furzunhemen gantz beschwerlich, auch diese angezeiget hat, daß er in keynen wege one eynen bekanten freundt, zu dem er sich in allerley zufellen sonderlicher trew vnnd Trosts zu uersehen hette, sich vff die ferne reyse begeben könne vnnd myr derhalbenn letzlich eynen mit namen Doctorem Conradum, zu dem er sich alles gueten versehe, fürgeschlagen, byn ich fur mein Person, auch von der loblichen Stende wegen, die mich abgesandt, gantz wol mit demselbigen Man friedlich gewesen, Bin auch solcheß bey eyner Loblichen Lanndschafft vnnd neben der Lanndschafft bey der Kayserlichen Matt., meynem allergnedigsten Herrn, allervnterthenigst zu uerantwortten erbotig, Bitte derhalben E. F. G. vnterthönig vnnd gantz vleissig, E. F. G. wollen gemeltem Irem diener Doctori Conrado gnediglich nachgeben vnnd befhelenn, daß er sich ohn allen verzug, wie er denn vor ettlichen tagen daruff verwarnet, mit Doctor Dauiden vff die vorstehende reyse begebe. Vnnd dieweill E. F. G. ann Doctor Dauiden gnediglich schreyben, daß sie auff sein vnterthonige gantz vleissige bitte solches geschehen lassen: so bitte Ich von der Loblichen Osterreychischen Landschafft vnnd meynet wegenn vff daß allervleyssigst, C. F. G. wollen vnß zu guedigem gefallen gemelten E. F. G. diener Doctori Conrado befehlen, daß er sich ohn allen vorzug vff den zuuor von Doctor Dauiden im angezeigten tagk zur reyse gefasst mache. Waß den Durchleuchten vnnd Hochgebornhen Fürsten Herrn Johannß Albrechten belangett, will ich in vnterthonigkeitt mich vorsehen, eß sollen I. F. G. mich meyner bitte gnediglich geweren, Vernime auch, daß des Doctors Conradi stedt allda durch seyne mitgehulffen one der Kyrchen nachteill khan verwaltet werden. Bitte derhalben noch eyn mal zum allervleissigsten, E. F. G. wolten mich zu bevorderung dieses hohen Chrystlichen vnnd heilsamen werks, darum ich von der Kaiserlichen Mayestatt vnnd der Osterreychischen Landschafft abgesandt, nicht lenger vffhalten, sonder diesem Irem diener Doctori Conrado sich mit Doctor Dauidten auff den weg zu begeben gnediglich erlauben vnnd befehelenn. Daß byn neben eyner gantzen Erbarn Lanndschafft in Osterreich ich mit allem vnterthonigen willen vnd diensten gegen E. F. G. zu uerschulden allezeitt gantz willig vnnd erbotig, Erwarte bey gegenwertigen meynem freunde, den ich der vrsach halben ab=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 106 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

gefertiget, E. F. G. gnedige furderliche vnnd vnabschlegliche anttwortt. Datum Rostogk, 29. Novembris, Anno 1568.

E. F. G.

Gehorsamer

Wolf Cristoff Maininger
zu Nusdorff.         
mppria.

Dem durchleuchtigenn, Hochgebornen Furstenn vnnd Herrn, Herrn Vlrychen, Hertzogenn tzu Mekalnburgk, Fursten tzu Wenden, Grauen tzu Schweryn, der Lande Rostogk vnnd Stargard Herrn, meynem gnedigen Fursten vnnd Herrn.

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. Das Siegel hat einen queer getheilten Schild, welcher mit einem Andreaskreuze belegt ist, das oben vertieft, unten erhaben ist; über und neben dem Schilde stehen die Buchstaben:

W  C   M
Z         N

Nr. 5.

D. d. Spitz, 1569. Februar 26.
ZASIO.

S. D. Generose et illustris domine, cancellarie amplissime, patrone colende. Delineauimus iussu delectorum ordinem concionum. missarum, dierum festorum, precum matutinarum et vespertinarum, lectionum, cantionum, ceremoniarum baptismi, examinis in confirmatione, confessionis et absolutionis priuatae et caeterorum rituum seruandorum in ecclesiis, quibus Augustanam Confessionem inuictissimus imperator permisit, ac ut mandatum fuit ab imperatore, exemplum agendae uetustiss. Augustanae Confessionis ecclesiarum Saxonicae inprimis et Brandeburgensis cum Noribergensi coniunctae secuti sumus. Plures etiam ceremonias et exercitia quotidianae in templis psalmorum, lectionum et precum recitationis pastoribus praescripsimus, quam agendae illae suis pastoribus unquam imposuerunt.

Nam et ipsi ordinis elegantiam in publicis congressibus ecclesiae et pias, utiles, elegantes ac conformes cere-

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 107 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

monias conseruari optamus, dolemusque in multis locis etiam utiles ritus priuatae absolutionis, piarum cantionum et similes abolitos esse, et inuictissimi imperatoris pietatem, sapientiam, moderationem et studium ueris ac piis rationibus iuuandae et ornandae ecclesiae Christi reuerenter probamus et admiramur, quod nec fanaticis opinionibus locum in suis ditionibus praebere, nec manifestos abusus et superstititiones, quae superioribus seculis in ecclesiam irrepserunt, crudeliter defendere, sed in dogmatibus ueterem apostolicae et catholicae ecclesiae consensum constanter tueri et in ceremoniis ordinem concinnum et utilem ad aedificationem, ut Paulus loquitur, ad exitandam in auditoribus pietatem, ad docendos rudiores et augendam religionis reuerentiam ac ut omnia decenter et grauiter in ecclesia fiant, retinere instituit.

Nec profecto ulla maiora excellentis imperatoris decora sunt, quam talibus consiliis Christi summi imperatoris gloriam illustrare et saluti totius ecclesiae et patriae consulere, ac, ut ille in tragoedia inquit: Parcere ciuibus, fera caede abstinere, mores regere, reddere orbi quietem, seculo pacem suo: haec summa virtus, petitur hac coelum via.

Toto igitur pectore deum precamur, ut inuictissimum imperatorem haec summa bona orbi christiano impertientem et tuentem seruet incolumem ac florentem et gubernet ad communem patriae et imperii salutem et illustrandam ac ornandam gloriam dei.

Reuerenter etiam uestrae Celsitudini gratias agimus, quod sanctissima haec inuictissimi imperatoris consilia et purae religionis causam huc usque prouexit, ac submisse oramus, ut Cels do V. hoc officium domino deo gratum, ecclesiae salutare et Cels ni V. ad omnem posteritatem gloriosum fideliter pertexat et delineatam a nobis iussu ordinum agendam inuictissimo imperatori reuerenter commendet totumque hoc religionis negotium pie et feliciter perfici et ad exitum salutarem et optatum perduci sedulo curet.

Nobis in descriptione agendae ratio earum, quae sub baronibus et nobilibus sunt, ecclesiarum praecipue habenda fuit. Alioqui in vrbium et collegiatis ecclesiis ceremoniae plures et splendidiores ordinari potuissent. Nam et missam totam in coenobiis et cathedralibus ecclesiis latine celebrari et in urbibus cantiones latinas passim misceri, et horas canonicas de tempore cani et alios ritus ueteres

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 108 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

et in ecclesia usitatos sine impietate retineri non dissuaderemus.

Sed in pagis nobilium et baronum ministri pauciores sunt et latinam linguam paucissimi norunt et ritus aliqui inutiles, iamdudum aboliti, et spreti, non sine summo scandalo restitui possunt. Itaque mentes et manus nostrae in hac . . scriptione ad normam verbi diuini et harum ecclesiarum salutem, quietem et tranquillitatem directae fuerunt, quam inutilium rituum, qui iam dudum usurpari desierunt, restitutione non necessaria turbari nollemus. Bene et feliciter Cels. V. ualeat. Spizae, die 26. Februa., Anno 1569.

Nach dem von der Hand des Amanuensis des Dr. David Chyträus geschriebenen Concepte im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Nr. 6.

D. d. Wien. 1569. August 1.

S. D. Illustrissime princeps, domine clementissime. Etsi saepe imperator in priuatis cum supremo collega nostro Johanne Wilelmo barone a Roggendorff, supremo equitum Austriae magistro, sermonibus clementissime et de ordine agendorum et superintendente ac consistorio in duorum statuum ecclesiis instituendo ac confirmando locutus est, tamen in scriptis resolutionibus nihil hactenus respondit melius, quam se et doctrinam et ritus Augustanae confessioni congruentes (qui etiam in libro agendorum recitati sunt) in ecclesiis duorum statuum Austriae tolerare et permittere et aduersus ecclesiasticos ac politicos aduersantes defendere et tueri velle. Quod ego quidem magnum et singulare Dei et imperatoris beneficium esse iudico, quod nemini doctrinae causa molestiam exhibet et liberam euangelii praedicationem non in procerum solummodo ditionibus, verum etiam in suis vrbibus plerisque tolerat. Cum autem duorum statuum delecti non modo tolerari, verum etiam authoritate imperatoris sibi ac haeredibus suis confirmari librum agendorum et templum in hac vrbe publicum concedi et superintendentis ac consistorii et scholae theologicae in hac vrbe instituendae facultatem

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 109 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

praeberi petiuissent: vicit primum consiliariorum, intimi senatus (cum quo totam causam imperator, secus ac initio supremo collegae nostro ostensum erat, communicauit,) sententia, quae rem tantam et cum summo periculo coniunctam accuratius et diutius considerari et differri suadebat. Vrgentibus vero procerum delectis, vt ante discessum suum imperator categorice responderet, imporator si confirmari sua authoritate publica librum vellet, quaedam mutanda esse ostendit, quorum catalogum hodie a doctore Webero, quem precipue ordinum petitioni aduersari intelligo, expectamus. Coniectant aliqui nudam recitationem rituum, praecisis omnibus, prooemiis aliisque explicationibus dogmaticis et abusuum indicationibus, ex toto libro agendorum extractum et concessu imperatoris publicatum iri. Alii suspicantur petiturum imp., vt iuxta postremae paginae confessionis Augustanae praescriptum, episcopis ordinariis non persequentibus aut impedientibus euangelion, nec impias obligationes in ordinatione addentibus ministri procerum obedientiam praestent et ordinationem ab eis petant et in missae celebratione plures ritus, eleuationem praecipue et ornatum ac lychnos restituant. Quod vt recipiatur, ego suadere nunquam potero. Mihi ante quatriduum inter caetera imperator sua voce dixit, probari ipsi diligentiam et fidem in agendorum libro praestitam etc., sed videre se quaedam ad prouincialium arbitrium magis, quam meo iudicio scripta esse. Etsi autem in specie nihil expressit, tamen hoc ipsum mihi suspicionem mouet, vt de his ipsis ritibus apud nos vsitatis et in libro agendorum a me praeteritis eum sensisse existimem. Alii imperatorem inter sacrum et saxum haerere et ita in hoc negocio deliberationes instituere aiunt, vt simul et promissum ordinibus factum seruet et pontifici Romano ac Hispaniarum regi sua consilia et actiones probet. Ad eum finem mirabilis tela consiliorum in hoc ipso negocio instituta est, quae ad meas regulas theologicas parum congruit. Ego, cum lentius omnia procederent, aliquoties iam me in scholam meam Rostochiensem remitti petiui et literas ab imperatore et ordinibus ad V. Celss. flagitaui, quibus et emansio mea adeo diuturna excusaretur et officium Celsitudinum V. V. ipsis non ingratum fuisse ostenderetur. Cumque dies 30 Julii profectioni nostrae constituta fuisset, ordines quidem suas mihi literas tradiderunt, sed Zasius, qui se in meliore forma scripturum esse promiserat, pridie eius diei me

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 110 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

hortatus est, vt aliquod adhuc dies manerem et exitum huius caussae felicem expectarem, nec ante se daturum literas imperatoris ostendit, quam in huius caussae tractatione conclusum esset. Postridie etiam baro Richardus Streinius significat, imperatorem clementissime petere, vt aliquot adhuc dies profectionem differam. Etsi autem quid hisce spebus, quae toties nos fefellerunt, tribuendum sit, ignoro: tamen nunc quidem me manere necesse est. Spero tamaen, imperatore ad comitia Vngarica hoc mense indicta Posonium proficiscente, nos iter ingressuros esse. Bene et feliciter Celss. V. V. valeant. Viennae, calendis Augusti, anno MDLXIX.

Illustriss. Cels. V.

reuerenter colens

Dauid   
Chytraeus.

Den Durchleuchtigen, Hochgebornen Fursten vnnd Herrnn, Herrn Johanns Albrechten vnnd Herrn Vlrichen, Hertzogen zu Mechälburg, Fürsten zue Wenden, Grauen zue Schwerinn, der Lannde Rostogkh vnnd Stargardt Herrnn, meinen gnedigen Fursten vnnd Herrn.

Nach dem von der Hand des Amanuensis des Dr. David Chyträus geschriebenen, von Chyträus vom Datum an aber eigenhändig unterschriebenen Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. Besiegelt ist der Brief mit einem Ringsiegel, welches auf einem Schilde das Lamm Gottes mit der Siegesfahne enthält und über dem Schilde die Buchstaben:

D. CHY

Nr. 7.

D. d. Wien. 1569. August 15.

Maximilian der Ander, von Gottes gnaden Erwöllter Römischer Kayser, zu allen zeiten Meerer des Reichs etc. .

Hochgeborner, lieber Öhaim vnd Fürst. Demnach vnns D. L. auf Anhalten, Bitt vnd beger der zwayer Stende ainer Ersamen vnnserer Lanndtschafft dits vnsern Ertzherzogthumbs

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 111 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Österreich vnder der Ennß von Herrn vnd der Ritterschafft zu berathschlagung allerley Religionsachen den Ersamen vnd gelerten Dauidem Chytraeum Alher zu kommen vnd sich seinem besondern verstand nach gebrauchen zu lassen vergonnt vnd bewilliget, welcher sich dann dermassen geflissen, gehorsamblich vnd guetwillig ertzaigt vnd mit bescheinung seines sondern fürtrefflichen Eyfers, den Er zu besserung des gemainen hailsamen Religionwesens vnd zu stifftung gueter Ordnung hat, dermassen vnd also verhalten, Das nit allain Sy, vnser Landstende, sonder auch wir selbst ain sonders, gnedigs wolgefallen darob empfangen, So bedanckhen wir vnns gegen D r. L. solcher Zulassung gantz gnedigclich vnd wolten vorder gern gesehen haben, das ermelter Chytraeus Zeitlicher widerumben zu D r . L. Uniuersitet zu Rostockh kommen vnd daselbsten sein function mit frucht continuiern mögen, Wie Er dann mermalß vmb dieselb zeitlichere vnd fürdersamere dimission, Erlassung und widerabfertigung vilfeltigs vnd embsig angehalten, Weil aber solches aus allerhand verhinderung ehender nit geschehen künden, So versehen wir vnns, begern es auch an D. L. gantz gnedigclich, Sy wellen Ine Chytraeum desselben verlengerten Alhiebleibens für sich vnd sonst Allenthalben entschuldigt nemen, vnd Ine bey angeregter Irer Uniuersitet zu Rostockh, wo vonnötten, Auch notturfftigclich entschuldigen, Insonderhait aber auch Ine Chytraeum sonst anderwerts zu seiner verrnern befürderung (deren Er zumal gantz wol würdig) Im besten beuolhen haben, Daran ertzaigen vnns D. L. ain vorder an= vnd danckhnemes wolgefallen, Vnd wir wollen es vmb dieselb D. L. in Kayserlichen gnaden, darmit wir D. L. one das gewegen, widerumben erkennen vnd bedenckhen. Geben in vnser Statt Wienn, den XV ten Augusti, Anno etc. . im LXIX ten , Vnserer Reiche des Römischen im sibenden, des Hungerischen im sechsten Und des Behemischen im XXI ten .

Maximilian.
t über V J. v. Zasius. Ad mandatum sacrae Caes ae
M tis proprium.     
W. Vnuerzagt.

Dem Hochgebornen Johanns Albrechten, Hertzogen zu Mechelnburg, vnnserm lieben Öhaim vnd Fürsten.

Nach dem mit dem kaiserlichen Siegel besiegelten Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 112 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 8.

D. d. Prag. 1571. Januar 14.

Wir Maximilian der ander, von Gottes genaden Erwölterr Römischer Kayser, zu allen zeiten mehrer des Reichs, zu Germanienn, zu Hungarn vndt Boheimb, Dolmatien vndt Schlauonien König, Ertzhertzog zu Osterreich, Herzog zu Burgundt, Steyr, Carndten, Crainn vndt Wirtenberg, Graue zu Tyrol etc. ., Bekennenn, nachdem vnsere getreue zwei Stendt von Herrn vndt Ritterschafft unsers Ertzhertzogthumbs Österreich vndter der Enß nun viel lange Jahr sowohll bey Regierungszeitt weillandt vnsers Lieben Hrn. vndt Vatters Kayser Verdinandten, Gotseeliger vnd hochlöblicher gedechtnus, als nachmahls bey vns selbst nach eintrettung vnsers Kayserthumbs vnd Furstl. Regimendts vndterthenigst undt vnaufhörlich gebettenn, Ihnen genediglich zu vergönnenn, doßie sich des Exercitii Religionis als in verkhundtung des Götlichen wortts, Raichung der Sacramenta vndt anstellung der Caeremonien nach ausweißung der Augspurgischen Confession, wie die Anno dreißig unsern auch in Gott ruhenden lieben Hrn. Vettern, Schweher vndt Vattern, Kayser Carolo den Funfften Hochlobl. gedechtnus uon Etlichen Churfurstenn, Furstenn undt Städten des Reichs vberreicht wordenn, gebrauchen möchten undt wir darauff die sachen mehrmallen zu zeitlichen Rahtt gezogenn, das wir darauf Letzlich ermelten Baiden Ständenn aus uillen Hochbeweglichen Vrsachen. sonderlich aber, damit den Beschwerlichenn Jetz hin vndt wieder schwebendtenn Secten desto mehr in vnsernn N. Ö. Landten gewährdt würde, genediglich Bewilligt, uergönt vnd Endtlich zuegelaßenn, das Sy, wie wir Ihnen dann des hiemit Bewilligen, vergönnen und zulaßen, sich auf undt In allen Ihren schlossernn, Heußern vndt gueternn (doch außer unserer Städt vndt Märckt) fur sich selbst, Ihr gesindt undt Ihre zugehörige Kirchen, zugleich auch für Ihre Vndterthanen solche Confession vndt uberreichter durch sie, stende, gefertigter Agenda frey gebrauchen mögenn undt derselbigenn gemeß und nit zuwider, sowoll die Lehr, als die Caeremonien anstellen vndt in das werck ziehen mögenn, Alles bis zu einer allgemeinenn Christlichen Reformation und Gotseeligenn uergleichung der Religion in Teutscher nation, Darauf sich gemeldte zwei Stende gehorsamblich erbottenn, kein andere Lehr, Gottsdienst, noch Caeremonien, als die angeregte Augspurgische Confession vndt Agenda In Ihrer, der zwayer Stendte, Kirchenn weder einzufuhrenn, noch zu Laydenn, Auch sich Keines andernn gebrauchs weder In der

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 113 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Lehr, noch Caeremonien, dann wie solche Confession und Agenda außweiset und mitbringt, anzumaßen, sondern das gegen denen, so sich eines andern undterstehen wurden, mit Ernstlicher Straff uerfahren werdenn soll, Vndt dann auch die gedachten zwen Landtstende, noch Jemandts der Ihrigen, Geistlichen Vndt weldtlichenn, der Catholischen Religionn zugethann, In zeitlichen, noch Leiblichenn gar nit zuwieder seinn oder uon Vndterschiedt wegen des glaubens was gegen Ihnen furnembenn oder thuenn, sondern es Ihnen als Ihren Liebenn Mitgliedernn treulich meinen vndt sonderlich an Ihren Kirchen geb[äu]den khainen Troz, gewaldt, noch fräuel beweißen, Noch an Ihrem zeitlichenn einkomben Ichtes außer Recht entziehenn, Wie sey dann dergleichen uon dem andernn In gleichen fall auch allendthalbenn gewertig seinn mögen und sollen, Vndt wir Sy Vndt Jeden, Insonderheit auch Ihre Erbenn Vndt nachkommenn, samb Ihrem farhern, Kirchenn undt Schullenn all Ihr Vndterthahenen Vndt zugehörungenn solcher unserer bewilligung halber mit Rechten wißenn und zeitigenn gutenn bedacht aus Kayserlicher undt Landesfurstlicher macht fur vns, alle unsere Erbenn und Nachkommenn hiemit assecuriren undt uersichernn, Also undt dergestaldt, das sy sich derhalben weder bey uns, unsern Erbenn undt nachkombenn und unsern Vndt derselbenn vnserer Erbenn nach gesetzen, obrigkaitenn ainiger Vngnad, gefahr oder ander wiederwertigkhait zu besorgen haben, sondern derwegen vor meniglich Geistliches oder Weldtliches Stands uersichert undt uergewiß sein und bleiben sollen, Alß Bey unsern Kayserl. Wordtenn, darwider Jetz noch kunfftiglich weder aus Kayserlicher oder Landsfurstlicher macht, dispensation, Indult oder Absolution nicht zu thuen, noch zu thuenn gestattenn, so lang vndt viell bis zu ainer algemeinen Christlichen reformation vndt Gotseelig Verleihung der Heiligen Religionn In Teutscher Nation, Ohn geuerde. Zu Vhrkundt besiegeldt mit unserm anhangenten Insiegell Vndt geben auf unserm Kayserl. Schlos Prag, denn Vierzehendenn Tag des Monaths January, Anno etc. . Im ein vndt siebenzigisten, Vnserer Reiche des Röm. Im Neundenn, des Hungarischen Im Achtenn undt des Boheimbischenn im zwey vndt zwanzigstenn.

Maximilian.
t über V Jo. Bap. Weber D. Ad mandatum sacrae caes ae
Maiestatis proprium.     
W. Vnuerzagt.

Nach einer am 5. Dec. 1618 zu Wien in der österreichischen Regierungs=Canzlei von dem Originale genommenen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 114 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 9.

D. d. 1572. Februar 3.

An heut den dritten tag Februarii Anno etc. . Im zway vndt siebenzigstenn Haben die Hern der zwayer Ständt von Hernn vnd der Ritterschafft dieses Ertzhertzogthumbs Österreich, welche in ainer Ansehlichenn Anzahll Beysamenn gewest, Der Hern von Ihnen den zwayen Ständenn Im verscheinen Acht und Sechßigistenn Jahr zu verfaßung ainer Christl. Kirchenordnung der Agenda deputierten gethane Relation Ihrer außrichtung Gleichfals etlicher Predicantenn Im Landt furgebrachte gen. . . . In der Verglichnen, nunmehr In druck gebrachtenn Agenda Vndt der Hernn deputirten Appologia Schriefft darauff Nach lengs Angehört Vndt weill sie die Hernn der zwayer Ständt zu erindernn wißenn, das von Ihnen auch In gemelten Acht vndt sechistenn Jar ein statlich auschos mit Vollkommenn Gewaldt verordent, welches auschus die agenda Nach Ihrer verfaßung mit den Hrn. deputirten vonn Ihr der zwayer Stendt wegenn Endtlich schließen Mügenn Vndt sollenn, Inhaldt des Verfertigten Gewalts, der darumbenn verhandenn, vndt auff solches die hern deputiertenn gedachten Hrn. Auschüßenn die Agenda nach Ihrer verfaßung hievor furgebracht, die Sie auch nach lengst abgehört, Notturfftigelich beratschlagt vndt der heil. Biblischenn, Provetischenn, Euangel., Apostolischenn schriefftenn, Sambt der Augspurg. Confession gleichmeßig geachtet vndt erkundt, darauff dan gefolgt, das die Herrn deputirten solche durch die Herrn Auschus Approbierte agenda der Rom. Kayserl. Mtt vnsern Allergnedigesten hern gehorsamblich vbergebenn vnd nach vieller bemühung auch Bey Ihrer Kayserl. Maytt. So Viel erhaldtenn, das Berurte Agenda mit Ihrer Kyl. Maytt. gäntzlich verglichenn vndt nunmehr in offnen Druck gebracht, vber das auch solche Agenda, alles den zweyenn Ständenn furkumbt, von etl. furnemenn Evangel. Vniversiteten vnd andernn Christl. gelerten Persohnen fuer Christlich, der Biblischenn Evangel. schriefft vnd Augspurgerischenn Confession gleichmeßig erkent vndt gereumbt wirdt, So wollen dem allen nach die herrn der zwayen Stendt Abbegriffenn Agenda vngeachtet der Agendt, die Jetzo darwieder von etl. angezogenn vndt kunfftig auff solche weg enkummen möchten, Nach zeitiger wolbedächtiger beratschlagung hiemit auch angenommenn habenn, die auch bey Ihren Kirchenn mit Negster gelegenheit Ins werck richtenn vndt dabey bleibenn, So lange vnd Viell die durch ordenl. Mitl. v. weg der heil. Götl. Biblischenn vnd Euangel.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 115 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

schriefft sambt der Augspurgischen Confeßion gemes nicht fur Irrig oder wiederwertig erkhandt vndt billich verworffen wirdt.

Was nachmahlen belangt die Mengl, welche wieder die Agenda von etl. Predicantenn furkhumen sein vnd Noch furkhumen möchten, In demselben die Hern Deputierten gedacht seinn, das sie denenn, welche also Mengl habenn vermeinenn auf ehr ersuchenn allen Notwendigen Berichtuen, Ob es nit Ihnen zu Richtigkeitt gebracht werden möchte.

Also sollen auch die Herrn Deputierten Allen müglichen fleis fuerwenden, Damit daß Doctrinal mit ehister gelegenheit verglichen vndt Ins werck gericht, Aber vor seinem Beschlues denn Ständenn zu ersehen furgebracht werde.

Zu Vhrkundt Vndt mehrer Becrefftigung deßen, das die zwen Stendt die Agenda mit obbegrieffner Condition dieser zeit Angenommenn, haben sich die hievnten Verzeignete hern aus Beiden Stendenn mit eignenn handen vndterschriebenn.

Actum vt supra.

Hans Wilhelm Hr. Niclas Salm. Wilhelm Hoffman.
zu Rogendorff, Landt=
marschalch.
Rath (?) von Puchem. Gabriel Stein (?). Heinrich von
Starhenberg.
Hans Wolffart Hr. Rüdiger H. von Hart. H. v. Lich=
zu Schwarznau. Starhemberg. tenstein.
Adam von Puchem. Wolffhard Sigm (?). Ludewig Behem
v. Friedenheimb.
Christoff Stricks (?). Christoff Ober= Christoff Puben.
heim, LMarschalck.
Wolff Christoff Mainnig Christoff v. Kunig= Hans Ruber.
zu Rußdorff. sperg von Pergen (?).
Victor von M(ainigger). Siegmundt Leise. Leopold Grabner
zu Rosenberg.
Michael Lossperger (?). Christoff Wolthaus.
v. Durn.
Wolff Freyberger (?).

Nach einer Abschrift, wahrscheinlich aus Wien vom J. 1618, im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Die Handschrift ist sehr undeutlich, namentlich in den Unterschriften der Namen, welche von dem Abschreiber sicher nicht alle verstanden sind; es ist hier gegeben, was zu entziffern möglich war, ohne jedoch die Richtigkeit anzunehmen. Die Personen können wohl nur nach Original =Acten und Unterschriften sicher gestellt werden.


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 116 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 10.

D. d. Rostock. 1573. Sept. 9.

S. D. Illustrissime princeps, domine clementissime. Ante triduum aduenit ex Stiria legatus ordinum prouinciae, qui iuxta concessam superiori mense Junio ab illustriss. Cels. V. mihi abeundi facultatem me illuc deducat. Vir nobilis est et eruditus ac industrius, quem praefectum arci Gomorrhae in Vngaria et postea Viennae ante quadriennium familiariter noui. De saluo conductu archiducis Caroli, quem petieram, respondent delecti prouincialium; se ultra viginti annos, etiam sub caesare Ferdinando, facultatem uocandi ecclesiarum et scholarum ministros liberam habuisse ac suae libertati et iuri praeiudicium allatum, iri si ab aula saluum conductum suarum ecclesiarum ministris petere incipiant. Promittunt autem, nisi deus nos morbis uel aliis inexpectatis casibus urgeat, securitatem eandem, qua ipsi fruantur. Hunc uero nobilem in reliquo itinere ducem et custodem nobis adiungunt. Decreui igitur, deo ducente et iuuante et Cels. V. clementissime assentiente, proximis diebus iter cum ipso ingredi, et interea, dum legatus negocia, quae in Marchia suorum mandatu expedire iussus est, tractabit, cum D. Kemnicio de scriptis quibusdam ad nos missis aliquot diesconferam. Deum aeternum patrem domini nostri Jesu Christi toto pectore precor, ut inclytam Cels. V. cum illustrissima coniuge et generosissimis filiis, gubernationi patriae ad posteritatem diuinitus destinatis, incolumes et florentes seruet et meum hoc iter ac consilia actionesque omnes ad suam gloriam et ecclesiae salutem gubernet. Datae Rostochii, postridie Natiuitatis Mariae, Anno 1573.

Illustriss. Cels. V.

reuerenter colens

Dauid Chytraeus.    

Illustrissimo principi et domino, d. Johanni Alberto, duci Megapolensi, principi gentis Henetae, comiti Suerini, domino Rostochii et Stargardiae, domino suo clementissimo,

Nach dem von der Hand des Amanuensis des Dr. David Chyträus geschriebenen, von Chyträus vom Datum an aber eigenhändig unterschriebenen Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 117 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 11.

D. d. Gratz. 1573. Oct. 19.

Durchleüchtiger, Hochgeborner Fürst, Gnediger Herr. Eur Fr. g. etc. . sinndt vnnser gantz willige vnd beflissene gehorsame dienst yederzeit berait zuuor. Auf Eur Fr. g. etc. . hieuor beschehene gnädige vertrostung vnd bewilligung, Vnnd das sie dem H. Doctor Dauidt Chytreo auf vnnser in namen Einer Ersamen Lanndtschafft gantz dienstlichs vnd hochvleissigs anlangen ein khurze Zeit zu Reformirung vnd anrichtung vnnserer Christlichen Schuelen vnd Khirchen alheer zu vnnß zu khummen mit gnaden erlaubt, dessen wir vnnß dan in namen wolermelter Einer Ersamen Lanndtschafft gantz freuntlich vnd gehorsambs vleiß thuen bedankhen, Haben wir alberait alle guette fürsehung vnd Verordnung gethan, damit er vnd seine gefertten sicher alheer gebracht mochten werden, Der Allmechtig Gott der wolle Ime vnd seine gefertten nur sunst für vnfal vnd etwan zusteunden vnglückh gnedigelich verhütten, Dieweil sich aber Bernhardt Lerch, Einer Ersamen Lanndtschafft bestelter Hauptman vnnd vnnser gesandter gegen Euer Fr. g. an vnnser stabt Reuersiren müssen, das ernenter H. Chytreus lenger nit, dan ein halbes Jar alhie bey.vnnß aufgehalten solle werden, Vnnd nunmehr von wegen weitte des weegs ein Zimbliche Zeit verstrichen, Auch des hin vnd widerraisens noch mehr Zeit hingehn wirdt, Haben wir demnach nit mügen vnterlassen, Eur Fr. g. hiemit gantz dienstlich vnd gehorsambs vleiß zu pitten, Die wollen Einer Ersamen Lanndtschafft in Steyr Vnd dem gantzen wesen, welches allain zu lob vnd preiß des Allmechtigen thuet gedeyen, so guetwillig vnd gnedig erscheinen, Vnnd die Zeit noch etwas lenger erstrekhen, Oder do ernenter H. Chytreus sich darüber lenger saumen vnd zugleich den verschribenen Termin nit erraichen wurde, Das es Eur Fr. g. khainen fürsetzlichen auftzug oder das wir ichtes wider die gegebene verschreibung gehandlet solten haben zumessen wolten, Verhoffentlich weil Eur Fr. g. das maiste bewilligt, Die werden vmb ein Claines, do der Termin so gar praecise nit gehalten wurde, nit reden oder ainich anders nachgedenkhen machen, Sundern denselben aus obertzelten vrsachen noch weitter mit gnaden, wie obsteht, erstrekhen, Sunst sollen vnd wollen wir allen andern Püncten, Inmassen des Lerchen gegebene Verschreibung vermag, aller mügligkhait nach außer Gottes gwaldt treulich nachkhommen, Solchs alles wirdt Ein Ersa. Landt. neben andern ditzfals durch Eur Fr. g.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 118 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

ertzaigten wolthaten Ires hochsten vermügens in gehorsam zu uerdienen yederzeit willig vnd beflissen sein, Eur Fr. g. vnns daneben dienstlich beuelhendt. Datum Grätz, den 19. Octobr. Anno etc. . Im 73t en .

Eur Fr. G.

Dienstwillige

Einer Ersamen Landtschafft des     
Hertzogthumbs Steyer Verordendte.

Dem Durchleuchtigen, Hochgebornen Fürsten vnd herrn, herrn Johan Albrechten, Hertzogen zu Mechelburg, Fürsten zu Wenden, Grauen zu Schwerin, der Lannde Rostockh vnd Stargarden herrn etc. ., vnnserm genedigen Fursten vnd herrn.

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Der Brief ist auf Einem Streifen Papier mit 4 Siegeln auf rothem Wachs besiegelt:
1) ein Schild mit zwei schräge rechts gelegten Fäden, zwischen denen drei mit den Spitzen nach unten gekehrte Keile stehen, über dem Schilde die Buchstaben:
. W . . (= Wolf Zwickel)
Wolf Zwickel wird 9. Febr. 1578 in der steierschen Landschaft genannt. Die Zwickel waren ein steiersches Geschlecht, das auch freiherrlich und gräflich war, jetzt ausgestorben;
2) ein quadrirter Schild, in 1 und 4 ein einwärts sehender Adler, in 2 und 3 ein rechts gekehrtes, springendes Schwein, darüber zwei Helme, rechts mit einem einwärts gekehrten Mannes=Rumpf mit Mütze, links mit dem wachsenden Schwein. Buchstaben sind nicht zu erkennen. Dies ist das volle Wappen der
= von Rindscheidt,
eines steierschen Geschlechts, das die Herrschaften Schichtleiten und Feldberg besaß. Dieses Siegel ist ein anderes, als das Siegel Nr. 2 an dem Briefe vom 18. April 1574;
3) ein quadrirter Schild, in 1 und 4 mit einer Spitze, in 2 und 3 mit einer vorwärts gekehrten, die Flügel ausbreitenden Eule, über dem Schilde die Buchstaben:
E. V. S. (= Erasmus Von Saurau).
Dies ist ein anderes Siegel, als das Siegel Nr. 3, mit welchem der Brief vom 18. April 1574 besiegelt ist; vgl. daselbst:
4) ein Schild mit drei queer liegenden, rechts gekehrten, bekleideten Armen mit flacher Hand, über einander, darüber ein Helm mit zwei gegen einander gekehrten Armen, welche drei Straußfedern halten, neben dem Helme die Buchstaben:
E V │ S P (= Erasmus Von Stadtler [Peter?]).
Dies ist dasselbe Siegel, mit dem auch die Briefe vom 18. April und 1. Junii 1574 besiegelt sind. Die feste Bestimmung der Siegel verdanke ich meinem Freunde Masch.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 119 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 12.

D. d. Pirna. 1573. Decbr. 8.

S. D. Magnifice domine cancellarie, patrone colende. Quem cui commendes, etiam atque etiam aspice, ne mox incutiant aliena tibi peccata pudorem. Id D. Chytraeo accidit, cum D. Coelestinum saepe ab ipso coram et per literas petentem ac urgentem Austriacis et Stiriis vocandum proposuit. Nunc non modo iudicii et doctrinae inopiam, verum etiam mores scurriles, inconsideratos et vehementes impetus, Thrasonicum fastum, quo se in itinere aliquoties mihi plane friuolis et futilibus de causis opposuit, denique vanissimam iactantiam et arrogantiam et impudentissimum pecuniae et quaestus multo maius quam gloriae dei studium multo plus dedecoris, infamiae et labis, quam praesidii, honoris ac emolumenti tenerae ecclesiae nostrae et ipsi Chytraeo et toti causae, ad quam vocantur, allaturam esse praeuideo. Itaque iis causis, quas in literis ad illustriss. electorem Brandeburgensem exposui, adductus, Coelestinum a me dimisi et literas reuersales illustriss. Cels ni ipsius renunciaui, praesertim cum non isthic solum, sed Dresdae inprimis a uiris grauibus et generosis praemonitus sim, ut hanc labem a me remouerem. Itaque ex Austria etiam, quo nunc iter intendit, quam primum eum reuocari utile esset, ne illic etiam uiros optimos et uerae religionis studiosissimos sua importunitate turbaret, et teneris illis ecclesiis maculam inureret et ipsum Chytraeum nimis in hoc homine commendando facilem deformaret. Haec bono studio M. V. significo et reuerenter oro, ut ea optimam in partem accipiat. Bene ualete. Birnae 8. Decembris.

Bernhardus Lerche.      

D. Lamperto Distelmayr,
Cancellario electoris Brandenburgensis.

Nach einer Abschrift von der Hand des Amanuensis des Dr. David Chyträus im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Nr. 13.

Zu 1573. Dec. 8.

Die Vrsachen, darumb Ich Georgium Coelestinum nicht hab wöllen noch sollen weiter mit in Steyermarckh füeren, sinndt dise.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 120 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Erstlich Das ich befunnden, wie Er mit listickhlichen Practicierten Vocationibus Zugleich in Ossterreich vnnd Steyer beiden Lanndschafften auf eine Zeit dienst zuegesagt vnnd also mit einer raise vnnd einer Zeit von beiden Lanndtschafften doppelten sold erwiischen wöllen. Hat darumb, vnangesehen das ich in meiner Instruction einen gewissen weeg verzaichnet vnnd Er denselben mit mier zw reisen etlichmall zuegesagt, dennoch Immerdar auff Wienn die raise zu nemben von newen angehallten vnnd gedrewet, mit dem Anhange, das Er darumb eigene Pferdt vnnd wagen hette, das er wölle raisen, wo es Im hin geliebet vnnd nicht, wo es einem anndern gefalle.

Zwm anndern hab ich vermög meiner habennden Instruction von seiner gelegenhait, leben vnnd wanndel trewlich nachgefraget vnnd von viellen fürnemben Leüthen vernomben, auch selbst villfeltig erfahren, das er ein vnbestenndiger, gelt = vnnd Ehrsichtiger, vngehalltner, seltzamer khopf ist, der da was er heut redet, morgen baldt wider leugkhnet etc. ., Das er auch, wie mier die Churfl. Brand. Räthe auff mein anbringen selbs gesagt, zu den sachen, dartzue er erfordert, wenig oder nichts diennstlich wäre, wie ich denn selbst gesehen, das man im zu Berlin ganntz vnnd gar khaine Superintendentz oder auffsicht auff anndere khirchen in der Marckh, ia auch nicht vber seine eigene Chorschueler vnnd Thuempfaffen vertrawet, Demnach hat mier Dr. Chyträus dises damit außgeredet, das Er Chyträus mit Gottes hulff die arbeit für im thuen, vnnd im die Ehr, ansehen vnnd wert gern laßen wölle, Hoffe auch, er Cölestinus solt seinen vermanungen, wie er im offt zuegesagt, sonnst folgen, wölliches Ich doch ganntz vnnd gar nichts spüren hab khönnen, das er also in Steyermarckht wenig nutz sein, vnnd vill mer die khirchen zerbrechen vnnd zerstören, alls bößern vnnd auffpawen wurde.

Zum dritten hab ich auff disem ganntzem weeg erfaren, das er nicht alls ein Theologus, sonnder als ein hoffertiger, nichtiger Thraso sich gebaret, denn da Dr. Chyträus mit zwayen Dienern zufriden, hat er fünff oder Sechß auffgenomben, hat darneben zwey besonndere reitpferdt, die auff Ine allein neben seinen wagen warten müessen, er reget auch in herbergen auß nichtigen vrsachen vnnöthigs muetwilligs gezenckh seines gesinndts halben, schreiet wie ein vngehaltner, toller mensch, ietz hat er nicht wein, ietzt gefellt im das essen nicht, ietz sitzt sein khnecht so bequem nicht alls die meine.

Zum vierdten siche ich, das es Im alles allein vmb gellt (das im stets on vnndterlaß vill mer denn Gottes ehr vnnd der khirchen haill im maull liget) zu thuen ist vnnd das

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 121 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Er durch dise mit list durch sich selbst erpracticierteVocationes nicht annders, alß gelt vnnd eitele ehr vnnd rhuem suechet, wie er denn, alls baldt im ain schreiben auß Ossterreich zuegekhomen, solliches offentlich durch den druckh Jederman verkhündiget hat.

Zum fünfften hab ich zw Berlin selbs gesehen, das er von seinen eigenen leuthen, von den Curfl. Brannd. Räthen nur für einen Stockhfisch vnnd freidenmacher gehallten wierdt, damit sie in ieren Collationibus die zeit vertreiben vnnd seiner Scurrilischen Zotten vnnd boßen lachen, Einen sollichen Mann findet man in Steyermarckh woll, Das nicht not, mit so grossen vnkhosten einen auß der Marckh zu hollen, wurde auch den khirchen daselbst wenig erlich vnnd dienstlich sein.

Zum Sechsten ist Coelestinus den 5. Decembris auff dem weeg nach Dreesen im feldt von vnns geritten, zu Dreesen sein eigene Herberg genomben vnnd mir nicht mit einem wort antzaigen laßen, wo er were vnnd alß ich den andern tag auff sein wöllen vnnd zu seinem gesindt (das er in meine Herberg losieret) ettlichmall geschickht, das Jemandt, den ich vom Coelestino fragen khonnte, wo er were vnnd ob er mit auff sein wollte, zu mier kheme, haben sie mier spöttlich ansagen lassen, sie haben mit mier nichts zu thuen, Sy haben ieren Herren, darauf sy warten.

Das Ich nun ein sollichen hochmuetigen, nichtigen Abentewerer vnnd zenckhischen, hoffertigen Narren auff ewer G. vnnkhost lennger bei mier nicht halten konnen, hoffe ich bei Euer G. entschuldigt zu sein, Hette Ime auch für der Zeit, ehe wier geen Birnna khommen, vnd noch woll zw Berlin eben den Abschidt gegeben, wo nicht Dr. Chytraeus darfür gepetten, dieweill er sowoll, alls Chytraeus Vociert vnnd vom Churfürsten begeret vnnd erlaubt were, das sie nicht woll one grossen schimpf khonnten getrennet werden, wie er Ime denn selbst in allen dingen den Vortzug vnnd ehr gonnete.

Nachdem Ich aber erstlich zw Berlin von fürnemen verstenndigen Mennern vnnd sonnderlich darnach zw Dresen von zwayen Ansehenlichen grossen leuthen, denen er Coelestinus bösser, denn Dr. Chytraeo vnnd mier bekhandt, auff das allervleissigist bin verwarnet worden, das ich mich des gottlosen wuecherischen Manns loß machen sollte, vnnd ich selbs zw Berlin vnnd auff dem wege Coelestinum, wie er mier von anndern beschriben, in der That Erkhennet habe.

Zw dem vnnd vber das alles, das er mich im ersten mit seinen falschen betrüeglichen vnnd listigen worten eingenomben vnnd betrogen, das er ihe vnnd alle mall hoch vnnd seer ge=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 122 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

rhumbt, er were mit dem Herren Chytraeo in dem vertrawen vnnd verainigung, das er Herr Chytraeus on Im weder in Austriam, Stiriam oder annderstwohin zoge, vnnd wiewoll ich auß seinem leichtfertigem gottlosem leben hernach verstannden vnnd mier zum taill seine Hanndlungen nicht haben gefallen wöllen, hab ich doch, wie gern ichs offtmalls gethan hette, dem Herren Chytraeo wögen seines falschen gemelten angebenß nichts sagen dörffen vnnd hierinnen des Herren Chytraei verschonet, weillen er Coelestinus den schalckh vor Ime so maisterlich hat khünen verbergen.

Nun hat gedachter betrogner Coelestinus mich nicht allain mit seinem erdichten fürgeben auff sollichen wahn gesetzt, sonndern noch darüber ettlichmall an den Herren Chytraeum begehrt, Er wölle solliches, das der Chyträus ohn Im nirgents hin raisen wollt, auch an den Brandeburgischen Churfürstlichen Cantzler durch ein schrifften vermelden vnnd in Summa mit diser ganutzen action vnnd seinen falschen erpracticierten Vocationibus nichts annderst gesuecht, weillen Er ein grober vngelerter Esel ist, seinen herren vnnd Churfürsten damit zu persuadirn, alls wer an Ime, der so weit von frembden Nationen Vociert wurde, so gar vill gelegen, oder aber Ihre Churfl. g. seine besoldung, der er one das den halben sechsten taill nicht wierdig, zu staigern zu vberreden.

Wie er Coelestinus auch mit dem gueten, allten, fromen weiterkhannten Mann Luca Loszio sambt seinem Aiden vnnder beiden Einer Er. Lanndtschafft in Ossterreich vnd Steyer Namen ist vmbganngen, sollt sich billich ein ehrlicher Mann, was Er Coelestinus gethan, zu thuen hochlich schemen. Dann er die gueten leuth gleichwoll auff begeren der Hertzogin von Luneburg, hochermelten Churfürsten von Brandeburg schwöster, geen Berlin erfordert, wie sie aber dahin khomen, hat er sie in ein wiertshauß furiert, vnnd nachdem sie dasienig, was hochgedachte Fürsten begert, verreicht haben, hat ire Furst. G. die zerung auch ierent halben auffgehaben, Nicht desto weniger aber hat der vnuerschambte Mann Coelestinus die sachen dahin dirigiert vnnd mit seiner auffrechten Erbarkhait Practiciert, das er die Zerung, so die baiden Herren gethan, alls weren sie in den Össterreichischen vnnd Steirischen sachen alda gewösen, den Stenden in Ossterreich aufflegen vnnd auch eben mier im namen Einer Ersamen Lanndtschafft in Steyer dieselbe Zörung auch zuesetzen wöllen, wöllichs aber herr Chytraeus, der dise seine falsche list vnnd betrug nicht hat guet khönnen haissen, nicht hat gestatten wöllen, sonnder mier solliches

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 123 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

angezaigt. Ob nun solliches einem Erlichen Man gebürt, khan leichtlich erkhannt werden.

Letzlich Auch hat er zween Anndere Magister eine geraume zeit zw Berlin an der zerung bei einem wiert gehabt, wölliche zerung ich im Namen der Stendt in Steyer, vnangesehen Ich mit den Magistris nichts zu thuen gehabt, sambt Anndern Costen vnnötiger weiß hab vberschwenckhlich zallen müessen, vnnd hat sein Raitungen dermassen vnnd Erbar gestöllt, das ich biß auff dato dieselb nicht hab khönnen von Im bringen, noch vill weniger den Erbarn wiert, wollicher des Coelestini gesell vnnd in gleichen Ehren stehen, wie Ich in betzallen wöllen, khönnen im Hauß finnden oder zu worten khomen, was ich aber hernach betzallt hab, ist geschechen darumb das ich meinen genedigen Herren, Einer Ersamen Lanndtschafft von dem Bestia Coelestino nichts vnbillichs wollt lassen nachreden, Dann vnuerschamptern Theologum hab ich mein leblanng nit gesehen.

Sollt Ich nun, gnedig vnnd gepiettendt herren, sollichen hochtrabendenn Thrasonem vnnd geitzigen, gottlosen, leichtfertigen vnnd vnbestendigen menschen haben daher gebracht, wist ich für Gott oder E. G. vnnd Hrn. nimmermer zu uerantworten. Dann laider wer vnuonötten, das E. g. vmb solliche Leuth, alls Coelestinus ainer vnnd allenthalben beschrieren ist, so weit sollten schickhen, weill man dergleichen im Lanndt woll finden khonnt, vnnd Pitt gehorsamlich, E. g. wöllen mich also des Goelestini halben genedickhlich enndtschuldigt haben.

Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Auf der Rückseite steht die Registratur:
1574. Bernhartt lerchen berichtt, aus was vrsachen er Doctorem Celestinum nicht hatt in die steyr Marckh gestatten wollen.


Nr. 14.

D. d. Gratz. 1573. December 30.

Magnifice domine cancellarie, patrone colende. Initio M. V rae mea studia et officia omnia cum debita subiectione et obseruantia defero. Deinde reuerenter M. V. gratias ago, quod me singulari humanitate et clementia superioribus mensibus Jonae Offenburgeri literas exhibentem M a.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 124 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

V. audire suamque mihi beneuolentiam et officia clementer deferre dignata est. Cumque existimem dignitatis vestrae in hoc aulae caesareae fastigio et reipublicae etiam interesse, ne Thrasones inepti et arrogantes, alienis plumis se uenditantes vestris etiam testimoniis et priuilegiis, magis inflentur et insolescant: significandum vobis duxi, Georgium Coelestinum quendam, electoris Brandeburgensis concionatorem, literas sui electoris nomine scriptas Caes. M ti exhibiturum esse, quibus priuilegia petuntur pro libris, quos ipse nec composuit, nec tantum iudicii et doctrinae habet, ut componere eos unquam possit. Nam quae in historia deliberationum et actorum de religione in comitiis anni 1530 inchoata sunt, ea D. Chytraeum digessisse et concinnasse omnia intelligo. Edidit et antea libellum Germanicum: Von der Thumstifft vrsprung vnd furnemsten Emptern der Thumherrn, in quo nullum ipsius verbum proprium est, praeter epistolam dedicatoriam fortasse, caetera enim a D. Chytcraeo etiam scripta esse scio. Cantica veteris ecclesiae, de quibus multos iam annos insolenter passim gloriatus est, nondum colligi coepta sunt, nec, etiamsi facilis et nullius fere ingenii labor est, colligi ab ipso possunt. Significabit igitur M. V a. huic Thrasoni, ut libros illos, de quibus priuilegia petit, a se ipso compositos et absolutos Caes. M ti censendos exhibeat, tum M tiam V. ea quae conueniat responsuram esse, sed rectius fortasse in usitata forma duobus verbis statim ipsi negabitur. Nam tales asinos priuilegiis ornari, nec ecclesiae catholicae honori, nec reipublicae utile est. Haec bono et simplici studio M. V. indico, quae ut in bonam partem M. V. accipiat, reuerenter oro. Bene et feliciter ualete. Graezae, III. Cal. Januarii inchoantis annum 1574.

M. V.

addictiss.

Bernh. Lerch.     

Magnifico et amplissimo domino nobilitate generis, sapientia, virtute et dignitate praestanti D. Johanni Baptistae Webero, sacrae Caesareae Maiestatis cancellario, domino suo et patrono reuerenter colendo.

Nach einem durch eigenhändige Unterschrift originalisirten, jedoch nicht besiegelten, also sicher nicht abgeschickten Exemplare im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 125 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 15.

D. d. Gratz. 1574. März 20.

Illustrissime princeps, domine clementissime. Graeciam, Stiriae metropolin, die 2 Januarii primum deo ducente perueni. Morae causa fuit, quod legato Stiriaco, ductori meo, praeter expectationem quaedam inciderent, vt pegasario cursu sibi in Stiriam eundum et redeundum iudicaret, priusquam vna iter institutum ingrederemur. Coloniae igitur ad Sueuum interea, quae ad futuras deliberationes pertinere arbitrabar, apparaui. Tandem calendis Decembris inde digressi, pridie Natalis Christi Pyrenaeum Stiriae transcendimus ac in Anasi valle aliquot dies, tum propter ferias γενεδλίων filii dei, tum propter niuium in angustis montium vallibus vias obstruentium copiam, praecipue vero, quod obuiam nobis cum literis prouincialium ad Danubium missi in itinere a nobis aberrauerant, commorati sumus. Tandem denuo Graeciam recta contendere iussi, postquam eo postridie cal. Januarii peruenimus, a delectis ordinum prouinciae et aliis amantissime excepti sumus, ac statim mandata delecti dederunt, vt arma Celsitudini V. cuderentur, quae et firmitate, sustinendi machinarum ictus probata et auro eleganter splendideque insignita spero Cels. V. non improbatum iri.

Archidux Carolus, qui aulae sedem in hac vrbe habet, cum de vocatione nostra cognouisset, mense Nouembri ad prouinciales decretum, vt hic nominant, ex aula misit, cuius exemplum literis adiunxi. Sed responso prouincialium postea placatus nihil mouit praeterea. Verum eodem mense Nouembri Jesuitae multo ante ab ipso vocati scholam inchoarunt prope templum parochiale, palatio principis fere contiguum, quam die 8 Januarii archidux ipse cum coniuge Bauarica inuisit et pueros praescriptis oratiunculis Latina, Graeca, Ebraea et Germanica ipsum alloquentes audiuit. Prouinciales proprium in hac vrbe templum ad moenia vrbis Murae fl. contigua habent, in quo summa cum voluptate et admiratione frequentiam procerum et populi ad conciones euangelii publicas stipatis agminibus conuenientem spectaui. Pastorem habent virum eloquentem, qui Jacobi Micylli gener est et Heidelbergae olim D. Heshusii collega fuit. Ministri ecclesiae quatuor sunt, qui eandem euangelii vocem, quae in Cels. V. ecclesiis sonat, in hac vrbe propagant et abusus ponti-

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 126 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

ficios non minus libere quam nostri taxant. Domus nouae scholae amplissima et plane regia templo fere contigua est, in quam prouincialium scholam, quae hactenus nobilium solummodo filiis patuit, transferre et ciuium etiam liberis ac peregrinis patefacere decreuerunt. Deliberationibus de ecclesia et schola prouincialium institutis moram attulerunt comitia huius ducatus publica, in sextam hebdomadam producta, in quibus tum alia ad defensionem patriae et alenda militum praesidia in finibus vicinae Sclauoniae et Croatiae et alia communia talium couentuum argumenta pecuniaria tractata, tum vero viginti barones et nobiles et duae urbes, Graecia et Marchburgum ad Draui ripam situm, delecti sunt, quibus plena potestas nomine totius prouinciae de ecclesiasticis et scholasticis rebus constituendi tributa est. Nunc igitur actiones illae deo iuuante inchoatae sunt et inter varias tot capitum sententias et difficultates alias, ut solent negocia dei gloriae et ecclesiae saluti seruientia, lente quidem procedunt, sed tamen procedunt deo gubernante, vt sperem, etsi sunt χρόνια τά τοΰ Θεοΰ, tamen έσ τέλοσ όνχ άσδενή futura esse. Nam et de norma doctrinae, quod ego praecipuum esse arbitror, conuenit, et constituti inspectores supremi quatuor, qui consistorii seu summi senatus et iudicii ecclesiastici locum obtinent, cum consistorii nomen vsurpare propter archiducem et episcopos ordinarios non liceat. De ceremoniis noui aliquid ordinari pastor non patietur, qui nunc etiam constituto senatu ecclesiastico authoritatem suam imminui fremit. Nec ego de ceremoniis quidquam litigabo. Spero igitur, si viuam et valebo, me breui post pascha susceptos labores absoluturum esse. Cumque in Austriam denuo reuocer, reuerenter peto, vt per hunc equitem a prouincialibus Stiriae isthuc missum, vt de familiae meae statu inquirat, discedere me ex Stiria Cels do V. iubeat, cum sex menses, quibus abesse mihi in Stiria per Cels. V. licuit, iam dudum effluxerint, et si initio Maii hinc discedam, nouem integros menses Stiriorum causa domo abfuerim, cum tamen a Cels. V. fratre non plures quam sex menses mihi concessi sunt. Sed haec relinquo.

Imperator superiore anno Dauidem Vngnad baronem, qui his diebus ad me Constantinopoli scripsit, ad Turcicum tyrannum misit, vt induciarum, quae hoc anno exibunt, prorogationem conficeret. Turcus. initio decennii pacem promisit, sed hac conditione, si Jaurinum seu Raba

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 127 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

et Gomorrha et vicina insula Schytia ipsi ab imp. traderentur. Ea postulata cum nimis dura et iniqua nostris viderentur, rusticos in finibus vtriusque imperii, vtrique imperatori pariter iuratos, sibi soli relinqui petiuit. Hi ad 50000 esse dicuntur. Sed imp. noster prioris pacis conditiones retinere petiuit et insuper pecuniae summam honorarii loco obtulit mense Januario. Turcus nondum respondit, sed classem ingentem in mare deduxisse scribitur, qua Cretam insulam oppugnaturus sit. Veneti desperata pace, quam diligentiss. vrserunt, Sfortiam Palauicinum ducem cum classe in Cretam miserunt. Pontifex milites Rhodienses ex tota Europa in Maltam euocauit et Venetos in foedus illud, quod sanctum nominant, recipere cupit. Eius belli apparatus pacem his regionibus allaturus esse existimatur. Sed in media pace excursiones et direptiones oppidorum excitandae in praesidiariis et exercendae virtutis bellicae causa nihilominus assidue fiunt, vt nuper in bacchanalibus nostris somno uinoque sepultis oppidum arci Canisae adiunctum, quod 18 tantum milliaribus a Graecia distat, a Turcis combustum et multi milites ac ciues partim trucidati, partim abducti sunt. Qua de re literas praefecti Canisae ad comitem a Serino, filium herois illius in expugnatione Zygethi interfecti, scriptas, Cels ni V. mitto, vna cum narratione, quam Julius Zara, arcis Graecensis praefectus, ab archiduce Carolo explorandi accurate totius negotii causa Canisam missus descripsit. Nunc commissarii imp. et archiducis Caroli et cum his Bernardus Lerch, qui me isthinc abduxit, ad inspiciendam Canisam et reliquas arces in finibus sitas et conferenda consilia de Canisae oppido praecipue firmius muniendo missi sunt. De Polonica coronatione Cels nem V. isthic certiora habere non dubito. Sed tamen pagellam Vienna ad me missam literis adiunxi. Nec de ineptiis indulgentiarum pontificiarum legato reginae Sueciae a papa Gregorio XIII datarum quidquam scribere libet, nisi quod multi in aula archiducis Caroli et iesuitae magnopere gloriati sunt, totum regnum Sueciae ad Romanae sedis obedientiam rediisse. Quidam illarum gentium ignari regem Daniae nominabant. Sed illis ipsis diebus a rege Daniae nobilis quidam missus, vt archiducem salutaret et duos generosos equos Walachos peteret: vanitatem rumoris de suo rege sparsi refutauit et cum equis etiam Turcam captiuum, recens ex Croatia adductum, dono accepit. Sed de his etiam satis.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 128 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Mitto Cels ni V. pagellas, si eas inspicere fortasse libeat, et reuerenter oro, vt clementer Cels do V. ueniam mihi dare dignetur, quod aliquot iam menses certorum hominum isthuc iter habentium inopia nihil scripsi. Deum oro, vt Cels. V. incolumem et florentem diutissime seruet. Datae Graeciae in Stiria, die 20 Martii, Anno MDLXXIIII.

Illustriss mam Cels. V.

Reuerenter
Colens

Dauid     
Chytraeus.

Illustrissimo principi et domino, d. Johanni Alberto, duci Megapolensi, principi gentis Henetae, comiti Suerini, domino Rostochii et Stargardiae, domino suo clementissimo.

Nach dem von der Hand des Amanuensis des Dr. David Chyträus geschriebene, von Chyträus vom Datum an aber eigenhändig unterschriebenen Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Nr. 16.

D. d. Gratz. 1574. April 18.

Durchleüchtiger, hochgeborner Fürst, genediger Herr. Eur Fürl. G. sindt vnnser willige vnd beflissene dienst yeder Zeit berait zuuor. Wir haben von Bernhardten Lerchen, vnnsern bestelten haubtman, vernumen, als er Jüngst bey Eur Furl. G. gewesen, das von Ime begert worden, Das er derselben von guetten Zeug ein fetdtKhüriß alhie bestellen vnd machen lassen solle, welches er dan alßbaldt gethan, Vnd weill wir gesehen, das Eur Fürl. G. zu den Steyrischen Zeug vnd arbeit im gefallen tragen etc. , Haben wir nit mügen vndterlassen, Eur Furl. G. etc. . zu dienstlichen gefallen bey vnnsern bestelten Plattner von guettem Zeug, auffs böstes die khurtze Zeit vnd gelegenhait geben, Einen feldtKhüriß sambt den dartzue gehörigen stuckhen vnd ein drabRüsstung schlahen zu lassen, Vnd wiewol solche Rüstungen stadtlicher vnd bösser der gebür nach gemacht sein solle, So hatt es doch in eill der Zeitt anders nit sein khünnen, vnd bitten allain Eur Furl. G. dienstlichs vnd gehorsambs vleiß, die wöllen solche geringe Rüsstung

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 129 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

von Einer Er. Landtschafft des Fürsstenthumbs Steyr gedächtnuß wegen mit Fürstlichen gnaden annemen, Vnd derselben yedertzeit zu fürfallender gelegenhaidt im bessten darbey ingedengckh sein, Daneben khainen verdruß oder misfallen haben, Do herr Doctor Dauidt Chytreus, derselben Professor zu Rosstockh, etwas wenig lenger vber den bewilligten Termin außbleiben wurde, dan er embsig In werckh, die Khirchen= vnd Schuel=Ordnung alhie vnnsern vertrauen nach zu Lob, Ehr vnd Preiß des heilligen Göttlichen namens zu bestellen vnd anzuordnen, Vnd soll mit dem Eheisten wiederumben mit besster gelegenhaidt zu hauß gebracht werden, Eur Furl. G. etc. . wir vns hieneben gehorsambs Vleiß dienstlich beuelhendt. Gratz, den Achtzehenden Apprilis, Anno etc. . Im Viervndsybentzigisten.

Eur Furl. G.

Gehorsame vnd
Dienstwillige

N. Einer Ersamen Landschafft des
Fursstenthumbs Steyr Verordenten.

Dem Durchleüchtigen, hochgebornen Fürsten vnd herrn, herrn Johan Albrechten, Hertzogen zu Mechelburg, Fürsten zu Wenden, Grauen zu Schwerin, der Lande Rostockh vnd Stargarden herrn etc. ., vnserm genedigen herrn.

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Dieser Brief ist mit 5 Siegeln auf rothem Wachs auf Einem Streifen Papier besiegelt. Diese Siegel, aus denen sich die damaligen Vertreter der steierschen Landschaft erkennen lassen, sind folgende:
1) ein Schild mit einem rechts gekehrten, aufgerichteten Leoparden, darüber ein Helm mit einem wachsenden Leoparden, neben dem Helme die Buchstaben:
HE mit Bogen verbunden V I T (= Hector Von Trübeneg).
Vgl. das Siegel Nr. 1 des Briefes vom 1. Junii 1574.
2) ein quadrirter Schild, in 1 und 4 ein einwärts sehender Adler, in 2 und 3 ein rechts gekehrtes, springendes Schwein, über dem Schilde die Buchstaben:
F R Z F (= F. Rindtscheidt Zu Feldberg).
Dies ist ein anderes Siegel als das Siegel Nr. 2 an dem Briefe vom 19. Octbr. 1573. Die v. Rindscheidt zu Feldberg waren ein steiersches adeliges Geschlecht, welches die Herrschaften Schichleiten und Feldberg besaß.
3) ein quadrirter Schild, in 1 und 4 eine vorwärts gekehrte, die Flügel ausbreitende, gekrönte Eule, in 2 und 3 eine Spitze, über dem Schilde die Buchstaben:
E V S (= Erasmus Von Saurau).
Erasmus von Saurau wird 9. Febr. 1578 genannt. Das alte Geschlecht der von Saurau ward 1553 freiherrlich, 1629 gräflich, erhielt 1625 das
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 130 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Obererblandmarschallamt von Steiermark. Dieses Siegel ist ein anderes, als das Siegel Nr. 3, mit welchem der Brief vom 19. Oct. 1573 besiegelt ist; auf dem letztgenannten stehen 1 und 4 die Spitzen, 2 und 3 die Eulen.
4) ein Schild mit drei quer liegenden, rechts gekehrten, bekleideten Armen mit flacher Hand, über einander, darüber ein Helm mit zwei gegen einander gekehrten Armen, welche drei Straußfedern halten, neben dem Helme die Buchstaben:
E V │ [S P] (= Erasmus Von Stadler).
Dies ist dasselbe Siegel, mit welchem auch die Briefe vom 19. Octbr 1573 und 1. Junii 1574 besiegelt sind; vgl. zum 1. Junii 1574.
5) ein quadrirter Schild, in 1 und 4 mit einem gekrönten, die Flügel ausbreitenden Adler, in 2 und 3 mit einer rechts gekehrten Spitze, über dem Schilde die Buchstaben:
H F V N (= Hans [?] Franz Von Neuhaus).
Mit demselben Siegel ist auch der Brief vom 1 Junii 1574 besiegelt.
Die Bestimmung der Siegel verdanke ich meinem Freunde Masch.

Nr. 17.

D. d. Gratz. 1574. April 19.

Durchleuchtiger, Hochgeborner Furst, genediger herr. E. F. g. sein meine Vnderthenig, willig vnnd gefließen dienst besten Vermugennß bereit, Vnnd soll Eur fr. g. vnderthenigklich nicht Vorhalten, Demnach ich auf derselben gnedigß sinnen vnnd begeren alßpaldt zu meiner haimbkhunfft hieher auch nach meinem gehorsamen erpietten denn Küriß bey einen Plattner bestellt vnnd machen hab laßen wollen, Daß sollichß meine gnedige vnnd gepiettendt hr. Einer Ersamen Landtschafft in Steir verordenntte Ehrinnertt, Derwegen mir beuolehen, nach Eur fr. g. vberschickten Leibmaß einen ganntzen gerinngen oder leichten Velldtkhuriß sambt seiner Zwgehörung vnd darnach einen Trabharnisch sambt seinen beßondern khragen vnnd sturmbhawben schlagen zw laßen, Wie Eur f. g. auß Wollgedachter meiner g. hr. beiliegenden schreiben mit merern, darnach auch wieuiell stuckh bey einem Jeden harnisch sein, auß meiner Vertzeichnnß gnediglich zu ersehen habenn.

So uiel an mir geweßen, hatt es am fleiß nicht gemanglt, damit sy nach der rechten Maß von guetten reinen Zeug vnnd sauber gemachedt wurden. Es sollt auch mein vorigß Zwsagen gewißlich in den, das ich sie negsten Marckh gheen Lienntz vnnd so fortt gheen Leiptzig geschikt wollt haben, vollntzogen sein, So sich der Laidige fahl mit Canissa nicht hette zwge=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 131 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

tragen, Alda ich neben anndern von Irer Fr. Dr. abgeßandten hin verreißen mußen, Das ich also auff dießelbe zeitt nicht verhannden geweßen, Derwegen vnderthenigkhlicher Zuuorsicht, Eur Fr. g. werden mich dißfalß gnediglich entschuldigt haben etc. .

Damit aber nun gleichwoll hierinnen nichts versaumbt vnnd die harnisch Eur fr. g. mit ehester gelegenheit zwkhomen khondten, hab ich sy von hin auf Praagg vnnd von dannen auf Dreßden vorttgeschickt vnd do ich sie gerne weitter hätt wollen befurdern, hab ich die gelegenheit nit weitter gewüst. Zw Dreßden aber werden sie Eur fr. g. erfragen laßen pei dem Churfurstlichen Zeugschreiber daßelbst Veiten Clementen, vnnd sie sein woll verwharret, eingemacht in zween sueße Weinlageln.

Waß belangt Eur Fr. g. ander begeren wegen der Steirischen Platten, Bitt ich Eur Fr. g. vndertheniglich, die wollen dißfalß gar eine kleine gedullt tragenn, dan umb willen man dießelben Platten, so weit vnnd Prait fur die Pesten gerümbt werden, 16 meill vonn hinnen in einem gepürg vnd abweg, zum Rottenman genandt, gemacht. hab ich sie auff dißmalß nicht so paldt khönnen zw hannden pringen, Aber mit allererster gelegenheit will ich Eur fr. g. einen ganntzen Sawm gheen Leiptzig dem Furstenheußer zuschickhen.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Thu hiemit Eur fe. g. dem reichen seegen vnnd schuetz gottiß vnnd mich Eur fr. g. zu vndertheniger Diensterpiettung Jedertzeit gehorsamblich beuellen. Datum Grätz, den 19. Aprilis, A o 74 ten .

F. F. G.

vnnderthaniger

Bernhardt Lerch mppria.     

Dem Durchleuchtigen, hochgebornen Fursten vnnd hern, hern Johann Allbrechten, hertzogen zu Mechelburg, Fursten zw Wennden, Grawenn zw Schwerin, der Lande Rostockh vnnd Stargarden hrn, Meinem gnedigen Furstenn vnnd hernn etc. .


Die stuckh vonn Küriß.

1 Eine Viesierhawben mit einen Monttell
1 Ein khragenn ohnn Achßeln
2 Ruckh vnnd Krebß
1 Ein Reittgschoß

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 132 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

2 Ein Par Tieling
2 Ein Par halb schinnen
3 Drei Spangrell Achßeln
2 Ein Par Armzeug
2 Ein gefingert Par handtschueh
1 Ein gerist vorn auf die Prust
1 Ein Stirn zum Gawll
1 Ein Prehscheiben

Die stuckh zum Trabharnisch.

1 Eine offne Sturmhoben
1 Ein Pardt mit einem schlueß auf die Prust
1 Ein khragen mit lanngen Achßeln
2 Ruckh vnnd krebß
2 Ein Par hanndtschueh vorn auß mit lanngen velgen vnnd mit lanngen scherren.

Alles sambt mit rotten Carmeßin sammet vndertzogen vnnd mit guetten golldt verguldt.

Vnnd. hellt der khuriß vorn an der Prust allein, Aber der trabharnisch hinden vnnd forne, auch der Pardt vor einen guetten schueß, wie ichs selbst mit einen langen getzognen Ror vnnd guetten khörnigh Puluer beschoßen hab, vnd zu sehen ist. Vnnd daucht mich an nodt zu sein weitter zw beschißen, dan die schueß, so in Peiden harnischen gefunden werden, sein nicht außgeschlagen, sonndern stheen noch, wie sie auß dem Ror angangen sein. etc. .

Nach dem Originale, ganz von Bernhard Lerch's Hand, im großherzogl meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin, besiegelt mit einem Siegel, auf rothem Wachs, welches auf Schild und Helm ein Hirschgeweih, wie es scheint, trägt. Neben dem Helme stehen die Buchstaben:

B | L

Nr. 18.

D. d. Schwerin. 1574. Mai 10.

Vnsern gunstigen grus vnd geneigten Willen zuuor. Wolgeporne, edle, Veste vnd Ersame, besondere liebe. Vns ist ewer schreiben, des datum stehet Gräcz den 18 Aprilis iungst verschinen, wol zukommen, Daraus wir verstanden, welcher

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 133 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

gestaldt Ihr vns mit einem feldtkuriß sampt den dazu gehörigen Stucken vnd einem Drabkuriß, die wir durch den erbarn vnd vesten vnsern auch lieben besondern Bernhart Lerche, Steirischen landthauptman, vor vnsern leip von Steirischem zeug schlagen zu lassen bestellet, Verehren vnd daneben bitten thuet, dieselbige rustungen von einer erbarn Landtschaft des furstentumbs Steyr zum geschenck anzunehmen vnd derselbigen Jderzeit zu furfallender gelegenheit im besten dabei ingedenck zu sein, Auch daneben keinen verdruß, noch mißfallen zu tragen, da der wirdig vnd hochgelart vnser professor in vnser hohen schul zu Rostock vnd lieber getreuer Dauid Chytraeus, der heiligen schrifft Doctor etwas lenger, dan der termin bewilligt gewesen, auspleiben wurde.

Nun haben wir gancz gern vernommen, das solche Rustung gefertigt, haben aber dieselbige Im wenigsten nicht der mainung bestellet, Das wir die vmbsonst oder zur verehrung anzunemen bedacht, Sondern wolten die zu sonderem danck gancz gern bezalen, Wie es dan auch diser gutwilligen erzeigung gemainer Steirischen landtschafft gegen vns gar nicht bedurft, Dan wir ohne das an derselbigen zu vns tragendem geneigten gemuth nie gezweiffelt. Dieweil aber doch Eine erbare landtschafft solche Ihre Zunaigung noch weiter vnd mit diser verehrung gegen vns beweislich machen vnd darthun Vnd wir vngern den verdacht auf vns laden wolten, als verschmaheten wir solche wolmeinliche anzeigung, So nemen wir dieselbigen Rustungen von Einer erbaren Steirischen landtschaft zu sonderlichem angenemen Wolgefallen vnd mit gnebiger dancksagung an, Wollen auch in kein vergessen stellen, sondern vns bemuhen, gegen gedachter Landtschaft vnd allen dero stendent verwanten vnd Zugehörigen sampt vnd sonderlich dise gutwilligkeit In allen gnaden vnd gutem iderzeit zu erkennen vnd zu verschulden. So vil dan D. Chytraeum anlangt, lassen wir gnediglich vnd wol geschehen, das er zu verrichtung des angefangnen Christlichen löblichen wercks der bestellung kirchen vnd schulen ordnung noch ein wenig lenger bei gemainer Landtschaft des Furstenthums Steier verharre. Wolten wir euch hinwider zu gnediger antwort nicht bergen, vnd seint euch mit allen gnaden vnd gutem wol gewogen vnd genaigt.

Datum Schwerin, den 19. Maii, Anno etc. . 74.

An die Verordente gemainer landtschafft
              des furstentumbs Steir.

Nach dem Coucepte im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 134 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 19.

D. d. Gratz. 1574. Mai 29.

Wir einer Ersamen Landschafft des Fürstenthumbs Steyr Verordneten unnd in Schuelen unnd Kirchen=Sachen geordente Inspectores Bekennen und thun Kund fur Menigelich, Nachdem der Almechtig, Ewig, Guttig und Barmhertzige Gott dieses Furstenthumb Steir, unser liebes Vatterlandt, aus lauter Gnad mit dem heiligen Evangelio und rechter, warer Lehr begabet, und aus dem Finsternus Baal mit dem Licht seines hailigen Göttlichen Worts, deren Summa in der Confession, so Kayser Carolo dem Funfften Anno MD im Dreyßigisten zu Augspurg durch die Stände deß Römischen Reichß Deutscher Nation ubergeben unnd hernach mit mehrern erclaret, begriffen ist, gerissen unnd gefreyet hat, unnd dann ein Ersame Lanndtschafft deß Furstenthumbs Steyr, auß hochbeweglichen Vrsachen, in Derselben Kirchen unnd Schuelen alles mit guetter unnd erprießlicher Ordnung anzurichten unnd zu halten begert unnd furgenommen, auch darauf denn Erwurdigen, Hochgelerten Herrn Davidt Chytraeo, der Heiligen Schrifft Doctorn unnd Professorn auf der Universitet zu Rostockh, alheer erfordert, welcher dann mit Bewilligung seiner Lanndts=Fursten der Hertzogen von Meckhlenburg alher kommen unnd auf unnser begeren unnserer Kirchen unnd Schuel Ordnung mit allem embsigen Fleiß schrifftlich verfasset, daran wir in Namen einer Ersamen Lanndtschafft ein guettes Benuegen unnd hertzlichs Wohlgefallen tragen, Welches alles wir dann in Namen einer Ersamen Lanndtschafft als ein Christlich, hochnottwendig unnd aus der hayligen Schrifft wohl fundirtes Werckh approbirt unnd ratificiert, darnach sich auch unsere Kirchen unnd Schuelen als nach einer rechten unnd gewissen Richtschnuer in alweg reguliren unnd richten sollen, Unnd weil dann ernennter Doctor Chytraeus nunmehr solche mit der Hilff deß allmächtigen Gottes unnd mit zeitlichen guetten Rath verfaste schrifftliche Christliche Kirchen= unnd Schuel=Ordnung unns übergeben, unnd die Zeit seiner vonn hochermelten Hertzogen vonn Meckhlburg gehapten Erlaubnis sein Endschafft erreicht unnd wir Ime daruber unnserm gethanen zusagen nach verrer nit aufhalten künnen, Dem allem nach so haben wir von Ime diesen gehabten Fleiß, Mühe und Christliche Verrichtung nit allein mit grossen Danckh angenummen, Sonndern ime auch deßwegen unnder unsern anhanngenden Pedtschadten unndergestelten aigenen Hanndtschrifft dise Urkhund gefertigt. Geschehen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 135 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

zue Grätz, denn Neun und zwaintzigsten Tag Monats May, Nach Christi unnsers lieben Herrn unnd Seeligmachers Gepurt, als man zalt Ain tausenndt funffhundert vier unnd sybentzig Jar.

H. Fridrich Hofman F. Er. Stadler (z.) Petter.
Landsuerweser in Steyr.
G. S. v. Truebnegk H. Franntz von Neuhaus.
z. Schwarzenstein.
Felician Fr. zv Herberstein. Hector v. Truebenneg.

Nach dem von dem Originale genommenen Abdruck ("Copia ex originali expressa") in Schützi Vita Dav. Chytraei, II, p. 293 sq. Schütz hatte das Original aus dem Nachlasse des Rostocker Professors Dr. Johann Fecht durch dessen Sohn M. Gustav Friedrich Fecht mitgetheilt erhalten.
Die Unterschriften dieses Abdrucks stimmen mit den Unterschriften des Briefes vom 1. Junii 1574 im wesentlichen überein, nur sind von Schütz manche Buchstaben falsch gelesen, er liest z. B. beide Male Truebnaghz (statt: Truebeneg), Schwartenstein (statt: Schwarzenstein), Fr. Stadtler Zu Petter (statt: Er. Stadler Z. Petter). Die Orthographie ist hier daher nach den Originalunterschriften verbessert.


Nr. 20.

D. d. Gratz. 1574. Junii 1.

Durchleuchtiger Hochgeborner Fürst, G. Herr. Eur Fürsl. G. sindt vnnser beflissene vnd willige dienst berait zuuor. Auf das Eur Fürsl. G. khurtz verschiner Zeitt auf vnnser In namen Einer Er. La. des Hertzogthumbs Steyr Vleissigs vnd dienstlich anlangen vnd bitten, Dem Erwürdigen vnd hochgelertten herrn Dauidt Chytreum Doctorn auf ein gewisse vnd bestimbte Zeit zu vns zu khummen erlaubt, In welcher Zeitt er dan alles das Jenig, darumben wir seiner gegenwürt alhie notturfftig gewesen, als mit schriftlicher Verfassung vnnserer Christlichen Khirchen= vnd Schuellenordnung, dermassen treulich, vleissig, Christlich vnd Embsig dem almechtigen Gott zu ehren vnd zu erbawung vnd fortphlantzung vnnserer Khirchen vnd Schuelen Verricht vnd Zu ortt abgehandlet, daran ein Er. La. der Augspurgischen Confession Verwante ein Christlichs vnd hertzlichs wollgefallen tragen Vnd gantz woll zufriden vnd benuegig sein, Derwegen dann Eur Fürsl. G. wir in namen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 136 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Einer Er. La. für solche disem Landt ertzaigte gnadt vnd guetthat gantz Vleissigen vnd gehorsamen danckh sagen, Neben erbiettung Vnnserer gantz beflissenen vnd willigen Diensten, Wo Ein Er. La. vnd wir in namen derselben, Auch vnnsere Nachkhommen solches alles vmb Eur. Fürsl. G. vnd derselben Fürstlichen Erben verdienen vnd beschulden khünnen, das wir solchs mit allen gehorsam willig vnd berait thuen wöllen, Vnnd haben auch ernenten Herrn Doctorn Durch Bernhardt Lerchen, Einer Er. Lanndtschafft bestelten Haubtman, welchen wir Ime zur belaittung zuegeordnet, an sein sicher ortt füren vnd liifern lassen, Eur Furl. G. wir vns hieneben dienstlichs vnd bestes Vleiß beuelhendt. Datum Grätz, den Ersten Juni, Anno [Symbo etc] Im Viervndsybentzigisten.

Eur Fürl. G. etc.

Ghorsame vnd
dienstwillige

Einer Er. Landtschafft des Hertzogthumbs Steyr ver=
ordente vnd in Khirchen= vnd Schuelsachen geordnete
             Inspectores

H. Fridrich Hofman F. Er. Stadler (z.) Petter.
Landsuerweser in Steyr.
G. S. v. Truebnegk z. H. Franntz von Neuhaus.
Schwarzenstain.
Landsvizdom in Steyr.
Felician Fr. zv. Hector v. Truebenneg.
Herberstein.

Dem Durchleuchtigen, Hochgebornnen Fürsten vnnd Herren, Herrn Ulrichen, Hertzogen zu Meckhelburg, Fürsten zu Wenden, Grafen zu Schwerin, der Land Rostockh vnnd Stargardt Herren, Vnserm Genedigen Herren.

(L. S.)   (L. S.)   (L. S.)   (L. S.)   (L. S.)   (L. S.)

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.

Der Brief ist auf Einem Streifen Papier mit 6 Siegeln auf rothem Wachs besiegelt:
1) ein Schild mit einem rechts gekehrten, aufgerichteten Leoparden, darüber ein Helm mit einem wachsenden Leoparden, neben dem Helme die Buchstaben:
HE V | T (= Hector Von Trübeneg).
Mit demselben Siegel ist auch der Brief vom 18. April 1574 besiegelt. Die Herren von Triebenegg besaßen die Herrschaften Trübeneg und Schwarzenstein in Steiermark und wurden 1616 in den Freiherrnstand erhoben.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 137 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
2) ein Schild mit drei quer liegenden, rechts gekehrten, bekleideten Armen mit flacher Hand, über einander, darüber: ein Helm mit zwei gegen einander gekehrten Armen, welche drei Straußfedern halten, neben dem Helme die Buchstaben:
E V | S P (= Erasmus Von Stadler [Petter?]).
Mit demselben Siegel sind auch die Briefe vom 19. Oct. 1574 und 18. April 1574 besiegelt. Erasmus von Stadler kommt mit diesem Vornamen um jene Zeit öfter vor. Das P am Ende scheint klar zu sein, ist aber nicht zu erklären; in der Unterschrift, welche auch undeutlich ist, scheint "Petter" gelesen werden zu müssen, wenn man auch versucht ist "Retter" oder "Ritter" zu lesen. Die Familie auf der Herrschaft gleiches Namens ward 1597 in den Freiherrnstand erhoben.
3) ein quadrirter Schild, in 1 und 4 mit einem zum Fluge sich anschickenden gekrönten Adler (mit einem Ringe im Schnabel), in 2 und 3 eine rechts gekehrte Spitze, über dem Schilde die Buchstaben:
H F | V N (= Herr oder Hans Franz Von Neuhaus).
Mit demselben Siegel ist auch der Brief vom 18. April 1574 besiegelt. Am 9. Febr. 1578 kommt ein "Hans Franz von Neuhaus" vor. Die Familie ist eine ausgestorbene freiherrliche Familie in Steier und Kärnthen.
4) ein quadrirter Schild, in 1 und 4 mit einem Sparren, 2 und 3 gespalten, vorne mit einem Thurme, hinten mit einem Balken, (aus den Wappen von Castilien und Oesterreich seit 1522), über dem Schilde die Buchstaben:
F F | Z H (= Felician Freiherr Zu Herberstein).
Ein bekanntes, noch als gräflich blühendes Geschlecht.
5) ein Schild und Helm, wie 1, neben dem Helme die Buchstaben:
G | S (= Georg Sigfrid Von Trübeneg Zu
V T | Z S Schwarzenstein).
6) ein quadrirter Schild, mit Mittelschild, in 1 und 4 ein links gekehrter, gekrönter Bock, in 2 und 3 eine Garbe, im Mittelschilde ein rechts gekehrter, gekrönter Löwe, über dem Schilde mit drei Helmen, auf dem mittelsten der Löwe, an jeder Seite mit drei Pfauenfedern besteckt, auf dem rechten der Bock, auf dem linken die Garbe, neben dem Helme der Buchstabe:
H | ` (= Herr Friedrich Hofmann).
Die Freiherrn v. Hofmann hatten 1540 - 1627 das Erblandhofmeisteramt in Steiermark.

Ich verdanke die Bestimmung der Wappenbilder größtentheils meinem Freunde Masch.

Man vgl. auch die Schreiben vom 19. Oct. 1573 und 18. April 574.


Nr. 21.

D. d. Rostock. 1574. Julii 16.

S. D. Illustrissime princeps, domine clementissime. Dei beneficio saluus et incolumis in Cels. V. Academiam Rostochiensem reductus sum a Bernardo Lerchio, prouincialium Stiriae conducto capitaneo, qui superiore anno

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 138 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

me ex his regionibus in Stiriam deducturus, fidem suam de, me iterum sistendo obligarat. Quare et domino deo, custodi animae et corporum nostrorum, et inclytae Cels ni V. quam paterna mei cura affici intellexi et ipsi Bernardo Lerchio gratiam me debere confiteor. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Deum oro, ut pacem nobis salutarem largiatur. Exitus negociorum ecclesiae et scholae Stiriacae, ad quae superiori anno vocatus sum, dei beneficio talis fuit, ut bonitati et lomnipotentiae ipsius mirandae gratias merito agamus. Spero etiam proceribus, qui me accersiuerant, fidem et diligentiam nostram non improbatam fuisse.

Nunc in Cels nis V. academia deo iuuante operas scholasticas qua possum assiduitate et fide denuo aliquantisper faciam; verum ut ex concilio academiae et consistorio mihi abesse deinceps liceat, ac ut alius in meum locum substituatur, reuerenter peto. Deum oro, ut Cels. V. incolumem et florentena perpetuo seruet, et illustrissimae Cels ni V. omnia studia et officia mea subiectissime defero. Datae in Cels. V. urbe Rostochio, die XVI.Julii, anno 1574.

Illustriss. Cels. V.

reuererenter colens      
Dauid Chytraeus.

Illustrissimo principi et domino, d. Vlrico, duci Megapolensi, principi Henetorum, comiti Suerini, domino Rostochii dt Stargardiae, domino clementissimo.

Auszug aus dem ganz, auch in der Unterschrift, von einer fremden Hand geschriebenen Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin, besiegelt mit dem Siegel des Dr. David Chyträus mit dem Agnus Dei.


Nr. 22.

D. d. Rostock. 1574. Julii 16.

Durchleuchtiger, hochgeborner Fürst, gnediger herr. E. F. G. sein meine vnderthenig, willig dienst beuor. Gnediger Herr. Die wolgeborne, Gestreng, Edle vnd Ernvest N. N., loblichen Landschafft des Fürstenthumb Steier Verordente,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 139 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Demnach der Erwirdig, hochgelarter herr Doctor Dauid Chytraeus die sachen vnd geschaift, darzu er von inen geruffen, dem allmechtigen Gott zu lob vnd ehren vnd gemainer Landschafft vnd andern vielen Christen zu Iren selen nutz vnd heill trewlich vnd vleissig verricht, haben Ime Herrn Chytraeum numher vermug iren zusagen von Inen widerrumb gunstiglich erlassen und durch mich widerumb daher in sein gewarsam bringen vnd belaiten lassen, Dafür dem allmechtigen lob vnd danck gesagt sey.

Vnd obwol wollgedachter Landschafft Verordenten mir beuolen vnd vfferlegt, mich wegen vnderthenigen Dancksagung in Irem Namen bey E. F. G. anzumelden, hab ich solchem vleissig nachsetzen wollen, Aber E. F. G. zu Gustrow nicht angetroffen, Weiln ich mich dan mit dem ersten widerumb haimwarts zu erheben vrsachen hab, Auch dißmall nicht eigentlich E. F. G. anzutreffen waiß, Thue ich mich hiemit in Namen vnd von wegen einer Ersamen Landschafft in Steier gegen E. F. G. der erzaigten gnad, das dieselben zu disem volnzogenen Christlichen werckh sich so Christlich vnd mildiglich erzaigt vnd die geraume zeit vorbemelten Herrn Doctorem Chytraeum zu Ihnen zu khomen gnediglich erlaubt haben, wie solliche dancksagung E. F. G. auß wolermelter Landschafft beyverwartem schreiben mit merern zu befinden, gantz vndertheniglich bedanckhen, Daneben gantz vndertheniglich pittend, E. F. G. wollen mir den gegebnen Reuerß widerumb gnediglich lassen zustellen. E. F. G. hiemit zu glucklicher Regierung vnd aller wolfart dem Raichen schutz Gottes vnd mich daneben E. F. G. vndertheniglich beuelend. Datum Rostock, den 16. Julii, Anno 74.

E. F. G.

vndertheniger

Bernhardt Lerch mppria.

Dem durchleuchtigen, Hochgebornen Fursten vnd Herrn, Herrn Vlrichen, Hertzogen zu Mechelburg, Fürsten zu Wenden, Grafen zu Schwerin der Lande Rostock vnd Stargarden Herrn, meinem gnedigen Fürsten vnd Herrn.

Nach dem von einer fremden Hand geschriebenen, aber von Bernhard Lerch eigenhändig unterschriebenen Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin, besiegelt mit dem Siegel des Bernhard Lerch, mit einem Hirschgeweih im Schilde und auf dem Helme, neben dem Helme mit den Buchstaben:

B | L.
Vignette