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IV. Zur Wappenkunde.


Ueber

das Wappen der Grafen von Danneberg,

vom

Archivraht Dr. Lisch.

Die Geschichte der Grafen von Danneberg, welche Rudloff (in seiner Urkunden=Lieferung zur Kenntnis der Mecklenburgischen VorZeit, Schwerin, 1789,) zuerst übersichtlich dargestellt hat, ist für Meklenburg von großer Wichtigkeit, indem diese Grafen disseit der Elbe einen großen Theil des südwestlichen Meklenburgs, von Dömitz bis Marnitz und nördlich hinauf bis gegen Hagenow und Neustadt besaßen, also für einen Theil Meklenburgs als ehemalige Landesherren angesehen werden müssen. Die Städte Grabow und Dömitz und das Nonnenkloster Eldena verdanken den Grafen von Danneberg ihre Entstehung und Ausbildung.

Seit langer Zeit habe ich mich bemühet, die Siegel der Grafen von Danneberg zu erforschen, um auch von dieser Seite die geschichtliche Darstellung Rudloffs zu ergänzen. Ist auch das Wappen der Grafen von Danneberg nicht ganz unbekannt, so fehlt es doch noch ganz an einer genauen Forschung, durch welche sich allerdings bemerkenswerthe Ergebnisse herausstellen. Da nun bei der Ausschmückung des neuen Residenzschlosses zu Schwerin auch das Wappen der Grafen von Danneberg zur Frage kommt, so habe ich es für angemessen gehalten, meine Forschungen zu veröffentlichen und mein Verfahren zu rechtfertigen.

So wie die Grafschaft Danneberg durch die Elbe in zwei Theile geschieden ward, so theilte sich auch die Grafenfamilie mit der Zeit in zwei Linien, deren jede ein besonderes Wappen führte. Die Linie der Grafen von Danneberg zu Danneberg, am linken Ufer der Elbe, führte einen rechtsgekehrten, aufsteigenden, ungekrönten Löwen, die Linie der Grafen von Danneberg zu Dömitz etc. ., am rechten Ufer;

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der Elbe, einen gleichen Löwen vor einer Tanne auf einem Berge (also außer dem Löwen noch ein redendes Zeichen) im Schilde. - Ich will bei meiner Darstellung der gräflich=dannebergischen Heraldik den rudloffchen Stammbaum zu Grunde legen, da er ausreichend ist, wenn auch durch die neuere Urkundenforschung gewiß viel bisher unbekanntes Material ans Licht gefördert ist.

Die Grafen von Danneberg haben folgende Abstammung und die dabei aufgeführten Schildzeichen mit den Jahren der Urkunde, an denen die Siegel hangen:

Grafen von Danneberg.

Stammbaum Grafen von Danneberg.

Die Siegel, unter deren Schildzeichen die Jahreszahl der Urkunden uneingeklammert steht, werden im Originale im großherzogl. Staats=Archive zu Schwerin aufbewahrt; die Siegel der eingeklammerten Jahreszahlen habe ich in andern Archiven und gedruckten Werken gefunden. Der Graf Volrad II. führt an einer Original=Urkunde des hannoverschen Klosters Mariensee an der Leine vom J. 1215 nur einen rechts gekehrten, aufgerichteten Löwen im leeren Schilde. Von dem Grafen Volrad III. zu Grabow, von der Dömitzer Linie, befindet sich im schweriner

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Archive kein Original=Siegel; wohl aber ist sein Siegel, mit einem Löwen vor einer Tanne, in Harenberg Chron. Gandersheim., p. 1394, und in Rehtmeier Braunschw. Lüneb. Chron. I., p. 506, vom J. 1267, abgebildet und befindet sich auch, nach v. Hodenberg's Mittheilung, an einer Original=Urkunde im königl. Staats =Archive zu Hannover. An einer Urkunde im schweriner Archive vom J. 1273 führen zwar Adolfs I. Söhne Volrad III, Friedrich und Bernhard III ein gemeinschaftliches Siegel mit einem Löwen vor einer Tanne, welches freilich nur in einem Fragmente vorhanden ist, aber doch wohl Bernhard III angehört, da es von den übrigen gräflichen Siegeln verschieden ist; jedenfalls aber führen doch die drei Brüder zusammen das unterscheidende Schildzeichen.

Aus dieser Darstellung geht hervor, daß die Grafen von Danneberg disseit der Elbe sicher einen Löwen vor einer Tanne im Schilde führten (mit Ausnahme Heinrich's IV. zu Marnitz, von dem kein Siegel mehr vorhanden zu sein scheint) und daß die Grafen jenseit der Elbe dieses Schildzeichen nie, sondern nur einen Löwen (einmal auch zwei Löwen) im Schilde führten, - daß man also den Löwen vor einer Tanne für den disseitigen Landestheil unbedenklich als Wappen annehmen kann. - Die Tanne steht auf einem Berge, der freilich nicht hoch ist, sich aber doch deutlich genug von dem Boden etwas abhebt.

War nun auch die Gestalt des Wappens der Grafen von Danneberg ermittelt, so stand es doch noch zur Frage, wie dasselbe zu färben sei. Da die Grafen von Danneberg seit dem J. 1306 ausgestorben sind, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sich ein colorirtes Wappen derselben nicht mehr findet. Man muß also durch Schlüsse die Farben des Wappens zu ermitteln suchen. Dieser Schluß kann nur aus andern von den Grafen verliehenen Wappen hergenommen werden. Die Stadt Danneberg führt noch jetzt im Siegel einen Berg mit einer Tanne, welche von zwei Löwen gehalten wird, offenbar durch Verleihung der Grafen; in dem alten Siegel der Stadt Danneberg, von dem ein Abdruck vom J. 1437 vorliegt, fehlt aber der Berg ganz. Nach angestellten Erkundigungen sind die Farben des Siegels der Stadt Danneberg nicht mehr bekannt. In neuern Zeiten ist der Versammlungssaal des landschaftlichen Hauses zu Celle mit den Wappen der lüneburger adeligen Geschlechter, Stifter und Städte in Farben geschmückt und unter diesen das Wappen der Stadt Danneberg mit einer grünen Tanne zwischen zwei schwarzen Löwen im goldenen Felde, mit denselben Farben, mit welchen dort auch das Wappen der Stadt

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Lüchow (drei schwarze Rauten im goldenen Felde, nach demselben Schilde, wie es die Grafen von Lüchow führten,) gemalt ist. Wenn ich auch kein Mißtrauen gegen diese Tingirung hegen darf, so kann ich diese doch auch nicht als unbedingt maaßgebend anerkennen, da es mir an begründeten Auctoritäten zu fehlen scheint. Ich habe daher unter den Vasallen der Grafen von Danneberg gesucht, ob sich hier nicht Anklänge des lehnsherrlichen Wappens finden könnten. Und hier treten uns zwei adelige Familien der Grafschaft Danneberg entgegen, welche auch in dem diesseitigen Theile der Grafschaft in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts öfter mit Siegeln auftreten: die von Danneberg und die von Hitzacker; von beiden Familien sind alte Siegel vorhanden und beide Familien existiren noch, so daß hier sichere Fingerzeige zu vermuthen sind, um so mehr, da sich die Farben der adeligen Wappen länger und reiner erhalten haben, als die der Städtesiegel. Die von Danneberg führen seit alter Zeit zwei Queerbalken im Schilde, jetzt zwei goldene Queerbalken auf einem blau und silbern geschachten Schilde, der von zwei goldenen Löwen gehalten wird (vielleicht einer Reminiscenz von den Grafen von Danneberg); die von Danneberg, welche ihres Namens wegen zur Berücksichtigung kommen mußten, müssen hier ausscheiden, weil sie von den Grafen von Danneberg (und deren Hauptburg) nur den Namen, aber nichts im Schilde führen. - Die von Hitzacker führen dagegen nicht den Namen, wohl aber seit alter Zeit das Schildzeichen ihrer Lehnsherren, nämlich einen Löwen im Wappen, jetzt einen silbernen Schild mit einem rothen Löwen, der mit zwei grünen linken Schrägebalken belegt ist. Dieses Wappen halte ich für das den von Hitzacker verliehene Wappen der Grafen von Danneberg, um so mehr, da mir die grünen Schrägebalken eine Hindeutung auf die Tanne zu sein scheinen. Daß der v. hitzackersche Löwe jetzt gekrönt ist und eine Hellebarde trägt, scheint mir nicht alt zu sein, da ich auf alten Siegeln keine Spur davon wahrgenommen habe; mehrere vorliegende gut ausgedrückte und erhaltene Siegel der v. Hitzacker aus der Zeit bald nach dem J. 1350 haben den gräflich=dannebergischen Löwen, ohne Krone, Hellebarde und Queerbalken.

Ich habe daher ohne Bedenken angenommen,

daß das Wappen der ehemaligen Grafen von Danneberg an dem rechten Ufer der Elbe ein rother Löwe vor einer grünen Tanne im silbernen Schilde sei.

Hiezu scheint vortrefflich zu stimmen, daß das Wappen der Stadt Dömitz, der Hauptresidenz dieser Grafenlinie, nach

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der Tradition auch ein rothes Thor im silbernen Rundschilde ist.

Bestärken mag diese Annahme noch, daß in dem herzoglich=braunschweigischen Wappen die Tingirung des v. hitzackerschen, also des gräflich=dannebergischen Wappens, sonst nicht vorkommt.