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Die Kirche zu Neu=Bukow.

Bei Gelegenheit der Beschreibung der Kirche zu Neuburg 1 ) im XVIII. Bande dieser Jahrbücher, S. 288, ist schon auf die Kirche zu Neu=Bukow 2 ) aufmerksam gemacht worden. Ein neuer Besuch derselben in Gesellschaft des Herrn Archivars Dr. Lisch, der sie in seiner Eigenschaft als Conservator inspicirte, macht jetzt eine Beschreibung möglich.

Die Kirche zu Neu=Bukow besteht aus einem Chor, einem Langhause mit Seitenschiffen und einem Thurmgebäude. Anbauten sind jetzt nicht vorhanden.

Der Chor ist von länglicher Gestalt und rechtwinklig geschlossen. Der Fuß besteht aus Granit. Das einfach gebildete Fußgesimse einschließend, laufen auf den Ecken Lissenen empor, an die sich oben als Fries eine doppelte Stromschicht schließt. Die drei Fenster der Altarwand, deren mittleres wenig höher ist, als die beiden seitlichen, sind schmal, mit schräger Laibung, mit einem Rundstabe eingefaßt, und mit abwechselnd glasurten Ziegeln gemauert. Der Giebel, dessen Einfassung schlecht restaurirt ist, ist ganz glatt, aber durchaus mit schräge, im Zickzack, statt horizontal gelegten, abwechselnd glasurten Steinen ausgezeichnet tüchtig aufgeführt 3 ). Nach Süden hat der Chor zwei Fensterpaare angegebener Bildung, nach Norden eins, da dort früher eine Sakristei oder, wie es noch in Neuburg heißt, "Gar[w]kamer" angebaut war. Auf der Südseite führt eine hübsch ornamentirte Pforte im Uebergangsstyle in den Chor.

Das Langhaus hat einen sehr hohen Unterbau von gehauenem Granit oder ist vielmehr mit solchem bekleidet. Auf jeder Ecke läuft von diesem eine Lissene empor, die sich auf den Langseiten in einem treppenartig ausgeschnittenen Bande vereinigen; der Grund unter diesem Bande ist geputzt und wird nach unten durch eine Stromschicht begränzt, welche auf den freien Theilen der Giebelseiten den Fries allein bildet. Oberhalb des Frieses sind die drei letzten Schichten über einander vorgekragt


1) In Jahrb. S. 287, Z. 32 muß es heißen statt "von der mittlern": "wie die mittlere", und muß hinzugefügt werden, daß die dort beschriebene Bildung sich nur auf der Nordseite findet, während die südliche einen Spitzbogenfries, und keine mittlere Lissene hat.
2) Vgl. Jahresber. VII, S. 74.
3) Vgl. Kuglers Schriften zur Kunstgeschichte I, S. 665. (Gleiche Giebel haben mehrere Kirchen im Lande z. B. Neukloster (1219), Neu=Röbel, Schwerin (1248). Vgl. Jahresber. VI, S. 87, VII, S. 74. G. C. F. Lisch).
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und machen so das Dachgesims aus. Die südliche Thür befindet sich, wie die nördliche und die des Chores, in einem abgetreppten, mit abwechselnd glasurten Ziegeln versehenen Vorsprunge. Der Bogen ist der des Uebergansstyles, die Gliederung der Schmiege kräftig und wohlgeordnet, und mit Kapitälen versehen. Der nördlichen Thür fehlen diese; sie hat nur ein einfaches Kämpfergesims und ist bloß mit Viertelsäulen gegliedert. Auf beiden Seiten des Langhauses sind zwei Fenster angebracht, die aber nichts mehr vom Uebergangsstyle haben. Sie sind nicht schmal, sondern wohl vier bis fünf Fuß weit, nicht tief liegend, sondern springen nur einen Stein zurück, ihre Schmiege ist nicht schräge, sondern der vorspringende Stein abgerundet, und der Bogen, der sie schließt, ist ein kräftiger Spitzbogen, kurz man könnte glauben, daß sie im 14. Jahrhundert eingesetzt wären, wovon sich aber nicht die geringste Spur findet. Ob das Stabwerk ursprünglich so war, wie es jetzt ist, läßt sich nicht entscheiden, da es jüngst erneuert ist, jedoch, wenn ich nicht irre, dem früheren gleich. Im Allgemeinen machen sie der reichen und kräftigen Ornamentation des übrigen Baus gegenüber einen sehr nüchternen Eindruck. An den freien Theilen der beiden Giebelseiten finden sich je ein schmales Fenster von ziemlich gleicher Gliederung. Der östliche Giebel, der früher beträchtlich höher war, war mit Blenden belebt. Das Innere des Chores wird von Kreuzgewölben überspannt, die durch einen breiten Gurtbogen getrennt sein sollten, nach der Bildung der Wandpfeiler zu urtheilen; das jetzige Gewölbe scheint nicht dem ursprünglichen Bau anzugehören und mag, wie die des Langhauses, wo auch die Verbindung nicht ganz organisch ist, erst nach Vollendung des ganzen Baues von einem andern Meister ausgeführt sein. Die Fenster der Altarwand sind, wie außen, mit einem Stabe eingefaßt, nicht aber die seitlichen Fenster. Die Wände sind in größter Breite, jedoch nur um einen Stein vertieft.

In der nördlichen Wand sieht man die zur ehemaligen Sakristei führende Pforte, die im Rundbogen gewölbt ist und, ohne Schmiege, sehr einfach ornamentirt ist, indem an der Kante volle rothe Steine und glasurte sogenannte Flachecken wechseln. Das Triumphthor ist ganz schlicht gehalten; die rechtwinkligen Pfeiler sind etwas weiter als der Bogen, dessen schlichtem Kämpfer ihre letzten Schichten sich schräge nähern, worin man eine Reminiscenz an die romanischen Pilaster sehen könnte.

Das Langhaus besteht aus drei gleich hohen Schiffen, deren äußere die halbe Breite des mittleren haben, welches ziemlich doppelt so lang als breit ist. Die Schiffe werden von zwei großen Pfeilern getrennt. Diese haben die Grundform eines gleichschenkligen Kreuzes mit starken Dreiviertelsäulen in den

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Winkeln; ihre Gesimse sind einfach aber kräftig gegliedert. Die Scheide= und Gurtbogen haben ein rechtwinkliges Profil. Auch hier sind die Wände flach vertieft, doch sind hier die Seiten der Nischen abgerundet, während ihr Bogen eine volle Kante hat. Die Fensterlaibung ist auch hier mit Ziegeln mit abgerundeten Ecken gebildet, nur daß sie tiefer ist als außen, indem sie zwei abgerundete Ecken mehr hat.

Während so Chor und Kirche dem späten Uebergangsstyle angehören, ist der Thurmbau, wie so vielfach, ein Werk des 15. Jahrhunderts, nüchtern und einfach gehalten, aber von guter Anordnung, und macht namentlich von Nordwesten her gesehen mit seinem hohen Helm einen sehr stattlichen Eindruck. Außer seinem Styl im Allgemeinen beglaubigen insbesondere noch einige Ornamentziegel, die in halber Höhe angebracht sind, sein Alter. Sie stellen die h. Jungfrau und den S. Nicolaus vor und finden sich ebenfalls an dem sogenannten Leichenhause von S. Nicolai zu Wismar, welches 1437 erbaut worden ist. Uebrigens ist die Bukowsche Kirche ebenfalls diesem Heiligen gewidmet.

Die ganze Einrichtung der Kirche ist aus jüngerer Zeit und schlecht, bis auf die Kanzel, die aus Eichenholz im frühen Rococostyle ziemlich gut geschnitzt ist; außerdem sind noch einige bronzene Wandleuchter da und Stangenleuchter aus dem siebenzehnten Jahrhundert, so wie ein älterer Kirchenstuhl mit dem v. d. Lüheschen und Hahnschen Wappen, bezeichnet A. V. D. L. und J. H., 1571. Aus früher Zeit findet sich nur ein vortreffliches kleines Weihrauchfäßchen (jetzt im Antiqarium zu Schwerin).

Von Malerei auf den Wänden ist nichts wahrzunehmen; ob sich welche auf den Gewölben und Bogen findet, muß dahin gestellt bleiben.

Alte Leichensteine sind noch vier vorhanden. Zwei, die schon sehr vertreten sind, liegen vor dem Altare. Man lies't noch:

Inschrift

Dieser ist glatt. - Der zweite zeigt unter einem Baldachin das Bild eines Priesters.

Inschrift

Zwei andere Steine liegen zwischen den Thüren des Langhauses, ebenfalls den Fußtritten sehr ausgesetzt, sind aber weniger mitgenommen.

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Auf dem einen lies't man:

Inschrift

(Anno domini M . CCC . LXXXVI, sabbato palmarum, obiit dominus Heghel Haghebuke, perpetuus vicarius ecclesie Nygenbucowe. Orate pro eo.)

auf dem andern:

Inschrift

(Anno domini MD — — — obiit venerabilis vir dominus Theodidericus Runghe, hujus ecclesie vicarius et procurator horarum.)

Der Stein 1 ) liegt halb unter Stühlen und konnte daher jetzt nicht vollständig gelesen werden.

C. D. W.     


1) Auf dem Steine steht Wirklich theodericus . Der Zuname ist rūghe , olso runghe zu lesen, nicht rughe (=Ruge), wie es auf den ersten Blick zu heißen schien. Nach zwei Original=Urkunden im großherzogl. Archive ward Theodoricus Runge clericus diocesis Zwerinensis im J. 1487 mit einer Vikarei in der Kirche zu Neu=Bukow belehnt. Er wird nach dem J. 1505 gestorben sein, da er Procurator der Marienzeiten (procurator horarum) war, welche am Tage vor Allerheiligen 1505 von den Patronen der Bikareien in der Kirche zu Neu=Bukow (den v. Oertzen, v. d. Lühe und v. Bibow) gestiftet wurden      G. C. F. Lisch.