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III.

Ueber die wendische Burg Kessin,

von

G. C. F. Lisch.


D as Dorf Kessin bei Rostock lag nach vielen Chroniken und Urkunden auf dem Lande Kizin oder Kessin, und es war wahrscheinlich, daß das Dorf Kessin an der Stelle der alten wendischen Burg Kessin lag. War dies der Fall, so mußte bei dem Dorfe Kessin ein wendischer Burgwall liegen. Trotz vieljähriger, aufmerksamer Bemühungen wollte die Entdeckung des Burgwalles nicht glücken; das Dorf ist lang und weit und seit alter Zeit viel bebauet gewesen. Es schien hin und wieder eine Entdeckung glücken zu wollen; bei genauerer Untersuchung erwiesen sich aber die gefundenen Alterthümer, wie blaugraue Topfscherben und Bruchstücke von Mönchsdachziegeln, immer als mittelalterliche. Durch die Entdeckungen des Herrn Ober=Appellations=Gerichts= Copiisten Rogge und die Bemühungen des Herrn Senators Dr. Mann scheint jetzt die Lage der alten wendischen Burg Kessin gefunden zu sein.

Bei dem Dorfe Kessin, eine halbe Meile südöstlich von Rostock, macht die Warnow die östlichste Ausbiegung und hat hier, wie überall in ihrem mittlern Laufe, weite und tiefe Wiesen an ihren Ufern. Wenn man von Rostock her durch das Dorf geht, so fließt am äußersten Ende der kösterbeker Mühlbach vor dem Dorfe vorüber in die Warnow. Zwischen diesem Mühlbache, der Warnow und der Feldmark Hohen=Schwaß dehnen sich, außerhalb des Dorfes, in den Warnow=Wiesen weite Strecken Ackerland aus, welche seit der vor einigen Jahrzehenden erfolgten Separation der kessiner Hausleute unter den Pflug gebracht sind. Diese Ackerflächen sind die Flächen der wendischen

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Burg und Stadt Kessin. Sie erheben sich, wie der wendische Ort Rostock, nur einige Fuß hoch über die sie umgebenden Flächen, sind aber durch Wasser und Moor hinreichend geschützt. Der Boden ist offenbar aufgebrachter, verschiedenartiger, leichter Boden, aber festes Land in dem Sumpfe. Die Flächen haben eine sehr große Ausdehnung und eine auffallende Aehnlichkeit mit Alt=Rostock. Die einzelnen Bestandtheile bilden längliche Vierecke, welche durch Dämme mit einander verbunden sind.

Zunächst an der Warnow liegt ein Plateau, welches jetzt der Lange Brink heißt. Dieses hat ganz die Lage der übrigen wendischen Burgen an der Warnow, der Burgen Rostock und Werle. Hier fanden sich einzelne Scherben von heidnischen Gefäßen. Dieses Plateau scheint mir der Wall der Burg Kessin zu sein.

Hinter diesem Plateau, wenn man die Warnowseite als die Vorderseite ansieht, nach dem jetzigen Dorfe hin, mitten in den Wiesen, liegt ein zweites Plateau, welches der "Schloßberg" heißt. Dieses scheint der wendische Wohnort für die Bevölkerung gewesen zu sein. Sollte hier aber, nach dem Namen, die Burg gestanden haben, so würde das erste Plateau an der Warnow, der Lange Brink, eine Vorburg gewesen sein. Auf dem Schloßberge finden sich häufig Scherben von mittelalterlichen blaugrauen Töpfen und Mönchsdachziegeln. Das Plateau scheint also im Mittelalter lange bewohnt und beackert gewesen zu sein.

Vor diesem mittlern Plateau liegt, neben dem Dorfe, ein drittes Plateau, welches die Vorburg getragen haben mag. Von diesem Plateau führt ein Damm zu dem kösterbeker Mühlbache und über eine Brücke in das äußerste Ende des Dorfes.

Diese drei großen Plateaus bildeten ohne Zweifel die wendische Burg Kessin. Diese hat ihrer Anlage nach die größte Aehnlichkeit mit den wendischen Burgen Werle und Rostock, welche ebenfalls, an der Warnow belegen, aus drei Theilen bestehen, am meisten Aehnlichkeit aber mit der Burg Rostock, welche mit Kessin an Ausdehnung und Höhe gleich ist, d. h. in großen Ausdehnungen sich nur einige Fuß hoch über die Wiesenflächen erhebt.

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