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IV. Zur Geschlechter= und Wappenkunde.


Ueber die Familien v. Zepelin, v. Bützow und Hoge und deren Wappen.

In den Jahrbüchern III, S. 161 - 163, ist die Familie von Bützow und deren Wappenzeichen von mir zur Untersuchung gezogen. Durch zwei alte Wappenzeichnungen des Pfarrers Heinrich Stolp zu Lübow aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts irre geleitet, habe ich in den Jahrbüchern a. a. O. Vermuthungen aufgestellt, welche sich nicht bewährt haben. Umfangreichere Studien lassen jetzt ganz klar sehen und die Forschungen geben folgende, ganz sichere Ergebnisse.

Die Familien von Bützow, von Zepelin und Hoge (nicht mit der Familie v. Hobe zu verwechseln) waren stammverwandt, weil sie dasselbe Wappen führten, und stammten sicher von demselben Stammvater. Ihr Ursprung wird in der Burg Bützow zu suchen sein, und die ersten Sitze der Familie lagen ohne Zweifel neben einander, da das Dorf Zepelin ganz nahe bei Bützow liegt. Die Familie von Bützow war eine der ältesten im Lande, da Heinrich von Bützow schon im Jahre 1179 als Lehnträger der Burg Marlow genannt wird.

Mit diesem Erwerb von Marlow scheinen die Familien in das nordöstliche Meklenburg gekommen zu sein; denn die ganze ältere Zeit hindurch erscheinen die drei Familien in der Vogtei Ribnitz, zwischen Ribnitz, Marlow und Rostock auf Lehngütern neben einander angesessen und bilden hier den größten Familienverband. Alle drei Familien, v. Bützow, v. Zepelin und Hoge, führen sicher dasselbe Wappenzeichen im Schilde, nämlich einen Eselskopf. Durch diese Entdeckung tritt eine neue Familiengruppe, welche einen großen Theil der Lehngüter der Vogtei Ribnitz inne hatte, in die Geschichte. Alle drei Familien treten auch häufig als Zeugen und als Bürgen für einander auf. Von diesen drei Familien sind die v. Bützow und Hoge ausgestorben; die Familie v. Zepelin blühet bekanntlich noch.

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Die Familie von Zepelin

blühet noch heute als eine bekannte Familie und führt bekanntlich einen Eselskopf im Schilde. Die Familie besaß im Mittelalter die Lehngüter Gutendorf, Gresenhorst, Gnewitz Bockhorst, Wilmershagen, Wulfshagen u. s. w. Im J. 1480 war Albrecht Zepelin aus Alt=Gutendorf ("Oldenchutendorp") Zeuge einer Urkunde des Curt v. Bützow.

Die Familie von Bützow

besaß als alte Lehen die Güter Poppendorf, Gresenhorst und Drüsewitz, in der Folge auch Rensow, Woltow und Selpin. Bekannt ist der Ritter Peter v. Bützow, 1370 - 1416, zur Zeit des Königs Albrecht von Schweden. Am S. Elisabeth=Tage 1370 erhält Henneke v. Bützow der Ummereisegen Güter in Schweden zum Pfande zugleich mit Peter Bützow Ritter, Curt Bützow, Heinrich und Henneke Brüdern Zepelin. Am Tage Philippi und Jacobi 1416 ist der Ritter Peter Bützow Bürge für Henning Hoge auf Fienstorf ("Sevynstorp") und führt ein ganz klares Siegel mit einem Eselskopfe im Schilde und der Umschrift: S' . P e T e R . BVTSOV . RIDD e R. Am "andern Tage nach Judica" 1465 verpfändet der Knappe Curt Bützow, zu Poppendorf wohnhaft, 8 Mk. Pacht aus Gresenhorst an das Kloster Ribnitz und führt im Siegel einen Schild mit einem Eselskopfe, mit der Inschrift; Inschrift Am Mittwochen nach Misericordia verkauft der Knappe Curt von Bützow, in Ribnitz wohnhaft, dem Kloster Ribnitz das höchste Gericht in der "Greseghenhorst", wie es der König Albrecht und der Herzog Johann seinem Großvater dem Ritter Peter Bützow und seinen Vorfahren verliehen; unter den Zeugen sind "Albrecht Tzepelin tho Oldenchutendorp und Jürges Hoghe tho Vynstorpe". Am Donnerstag nach Judica 1533 verpfändet Claus Bützow, Curt's Sohn, 4 Mk. aus Woltow an Heinrich Moltke auf Strietfeld; er führt ein Siegel mit einem Eselskopfe und der Umschrift: . . . . L A I . BVTZOVV e ; unter den Zeugen ist Heinrich Bützow auf Rensow, welcher ebenfalls ein Siegel mit einem Eselskopf im Schilde führt, mit der Umschrift: S' . [hINRI c I] . BVTZOVV e . - Die Familie v. Bützow starb im 17. Jahrhundert aus; der letzte, Georg v. Bützow, lebte noch im J. 1666.

Die Familie Hoge

besaß die Lehngüter Fienstorf und Cordeshagen, auch Lüsewitz und Tulendorf. Am Tage Philippi und Jacobi 1416 verkauft der Knappe Henning Hoge, wohnhaft zu Fienstorf ("Sevynstorp"),

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einen Hof zu Kösterbek und führt im klar ausgedrückten Siegel einen Schild mit einem Eselskopfe, mit der Umschrift: Umschrift Am Mittwoch nach Misericordia 1480 ist "Jürges Hoge to Vynstorpe" Zeuge einer Urkunde des Curt Bützow und führt ebenfalls im Schilde einen Eselskopf, mit der Umschrift: Umschrift Die letzte des Geschlechts, Anna Hoghe, starb am 10. Nov. 1576.

Es leidet also keinen Zweifel, daß diese drei Familien dasselbe Wappen führten, neben einander wohnhaft waren, in Bürgschaftsverhältnissen zu einander standen und stammverwandt waren.


Eine ganz andere Familie war

die Familie von Bössow,
auch von Bützow genannt,

deren Siegel zu meinem Irrthume in Jahrb. III, S. 163, Veranlassung gegeben hat. Eine von mir gemachte Entdeckung setzt auch diese Familie in ein ganz klares Licht. Am Montage nach Invocavit 1349 verpflichten sich zu Doberan die Knappen Burchard Berkhahn und Hermann und Heyne, Brüder, genannt von Bützowe, dem Kloster Doberan am nächsten Martini=Tage 12 Mk. rostocker Pfennige zu zahlen. An der Original=Urkunde hängt noch das deutlich ausgedrückte und gut erhaltene Siegel des Knappen Heinrich von Bützow; es hat einen Schild mit einem geschachten Andreaskreuze, mit der Umschrift: Umschrift . Nach dieser Umschrift ließ diese Familie also ursprünglich von Bossow und hat ihren Namen wahrscheinlich von dem Gute Bössow bei Grevesmühlen, da diese Familie nur in der Nähe von Wismar ansässig erscheint und auftritt. Alle bisher entdeckten Urkunden bezeugen, daß diese Familie nur auf dem Gute Grese ("Gredtze") in der Pfarre Lübow bei Wismar ansässig war. Die folgende Mittheilung eines Freundes stimmt mit dieser Entdeckung genau zusammen. Nach dieser hier folgenden Mittheilung führten die Brüder Dietrich und Claus Bützow auf Grese ein Andreaskreuz im Schilde und ein Stierkopf auf dem Helme.


Wenn eine Beschreibung des Wappens der Bützow in den Jahrbüchern, Bd. III, S. 161, von Dr. Lisch bereits gegeben ist, und zwar nach einer Handzeichnung des Pfarrers Hinrik Stolp zu Lübow, darstellend die Siegel der Gebrüder Dyderik und Clawes Butzow, so haben sich jetzt drei bützowsche Originalsiegel im wismarschen geistlichen Archive ge=

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funden, welche allerdings namhaft von jener Darstellung abweichen. Das erste findet sich an einer Urkunde, worin Dyderik Bützow zum Gretze (Grese) dem Kalande des Landes Bresen zu Wismar 4 Mark Rente aus dem Dorfe zum Gretze für 50 Mark verkauft, und welche von Marien Lichtmeß 1425 datirt ist. Das Siegel ist rund, hat 11 1/2 Lin. hamb. im Durchmesser und zeigt innerhalb der Umschrift Umschrift eine Verzierung von drei Viertelkreisen, die durch drei auswärts gerichtete, mit Blumen, welche die Wörter trennen, besetzte Spitzen verbunden sind. Der innere Raum dieser Verzierung ist gegattert, und auf demselben ein rechts gelehnter, dreieckiger Schild dargestellt, auf dem zwei Paar Parallellinien im Andreaskreuze über einander gelegt sind. Auf der obern Ecke des Schildes steht ein ungekrönter Stierkopf; ob derselbe eine ausgeschlagene Zunge hat, ist nicht zu erkennen 1 ).

Die beiden anderen finden sich an einer Urkunde, worin die Gebrüder Dyderyk und Clawes Bützow zum Gredeze dem Priester Johann van Heruerde, Vikar der Schmiede zu Wismar, 4 Mark Rente aus Lübow für 60 Mark verkaufen, datirt 1430 in den 8 Tagen Allerheiligsten. Beide haben, wahrscheinlich durch lange Verpackung, sehr gelitten. Das eine ist 10 Linien im Durchmesser, rund, und enthält - die Umschrift ist nicht mehr zu lesen - einen dreieckigen, rechts gelehnten Schild mit dem oben bereits angegebenen Bilde; auf der obern Ecke des Schildes steht, innerhalb des Umschriftrandes, ein kleiner Stierkopf. Ganz eben so ist das zweite kleinere, von 1 Zoll Durchmesser, beschaffen, nur daß der Stierkopf hier um ein weniges größer ist, als dort. Sie haben aber beide lange nicht das Verhältniß zum Schilde, wie es der Helm zu haben pflegt, während dies durchaus bei dem zuerst beschriebenen Siegel der Fall ist.

Von zwei andern, später aufgefundenen Siegeln von Dietrich und Claus Bützow hat das Siegel des letztern ein geschachtes Andreaskreuz, das Siegel des erstern aber allerdings einen queer getheilten Schild, oben mit einer Stierstirne, unten mit einem rechtwinkligen Schach, wie H. Stolp es beschreibt. Die Mutter dieses Dietrich Bützow war Anneke Preen.

C. D. W.     



1) An derselben Urkunde findet sich noch ein anderes seltenes Siegel, welches zu derselben Kategorie gehört. Größe: 1 Zoll. Form: rund. Umschrift: Umschrift Inhalt: aufrecht stehender, dreieckiger, senkrecht getheilter Schild. Rechte Hälfte: queer getheilt und die untere Hälfte schraffiert. Linke Hälfte: halber gekrönter Stierkopf, anscheinend mit Halsfell. Eigner: Eggert Reschinkel von Wakendorp.
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Aus dieser zuverlässigen Beschreibung geht klar hervor, daß die von dem Pfarrer Stolp zu Lübow hinterlassenen, in Jahrb. III, S. 163, beschriebenen Zeichnungen der Siegel des Dietrich und des Claus Bützow dieselben sind, welche in der vorstehenden Mittheilung beschrieben werden, - daß aber Heinrich Stolp keinen Begriff von Siegelkunde gehabt hat, indem er die Helmzierde als einen Haupttheil des Schildes in diesen hineingezeichnet und das Schildzeichen nur halb erkannt hat. Das großherzogliche Archiv bewahrt noch eine Urkunde, durch welche "Merten Butzow knape wonaftich tome Gretze" am Dienstage nach Allerheiligen 1410 dem Pfarrer Johann Cletzecke zu Gaarz 10 lüb. Mark Renten aus seinem Gute Gretze verpfändet. Wann diese Familie ausgestorben sei, ist nicht bekannt.

G. C. F. Lisch.