zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 313 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Die Wandmalerei der Kirche zu Gadebusch.

Die in den Jahresber. III, S. 124 flgd., beschriebene Kirche zu Gadebusch, welche durch die letzte Restauration recht gründlich entstellt ist, ist bekanntlich eine der merkwürdigsten Kirchen im Lande. Sie besteht aus zwei ganz verschiedenen Theilen; der westliche Theil, welcher die alte Kirche bildet, ist ein Rundbogenbau von drei gleich hohen Schiffen und stammt aus dem

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 314 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Ende des 12. Jahrhunderts; der östliche Theil, welcher an den westlichen Theil angebauet ist, ist ein ziemlich geschmacklos aufgeführter Spitzbogenbau ungefähr vom J. 1400.

Von großem Interesse ist die Entdeckung, welche ich im Julii 1854 mit dem Herrn Baumeister Krüger zu Schwerin machte. Die ganze Kirche ist oft überweißt, wie alle Kirchen Meklenburgs; aber es zeigte sich, daß unter der Kalktünche eine Malerei steckt, welche wahrscheinlich noch mehr Schönes enthält, als jetzt zu entdecken ist. Die Wände des Rundbogenbaues sind fein, dünne und sehr hart abgeputzt; dieser Putz, welcher aus der Zeit der Erbauung stammt, ist mit einem schönen, leuchtenden Roth bemalt, welches durch gemalte Fugenstriche von gelblicher Farbe zur Nachahmung der Ziegelsteine quadrirt ist. Jedoch sind diese gemalten Ziegel viel größer gehalten, als die natürlichen; dieselbe Erscheinung bemerkt man auch an andern Kirchenmalereien aus derselben Zeit. Mehr läßt sich für den Augenblick ohne große Störung nicht entdecken. Wahrscheinlich sind die Gewölbe und Gurtbogen mit Figuren bemalt; auch die Säulenbündel, welche die Gewölbe tragen, werden nach einem bestimmten System mehrfarbige Malerei getragen haben, da hin und wieder blaue Farbe durchzuschimmern scheint.

Ganz gleich war der Chor der Kirche zu Alt=Röbel aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bemalt; eben so sind die nicht mit Figuren bemalten Flächen der achteckigen Heil. Bluts=Kapelle vor der Nordpforte der Kirche zu Doberan, eben so die Seitenflächen der Gurtbogen des alten Theils der Kirche zu Büchen (vgl. unten S. 317), alle aus derselben Zeit, bemalt.

Es leidet also jetzt keinen Zweifel, daß der eigentliche Styl der Decorirung der älteren Kirchen wieder entdeckt und vollständig und sicher festgestellt ist. Der Weg zu Restaurationen ist nun vorgezeichnet und in Alt=Röbel durch den Herrn Baumeister Krüger, wenn auch ohne Gewölbemalerei, mit Glück betreten.

Der östliche, jüngere Spitzbogenbau der Kirche zu Gadebusch ist nicht geputzt und nicht gemalt gewesen und hat vor der Ueberweißung im Rohbau gestanden.

G. C. F. Lisch.