zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 463
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Die Kirche zu Lage.

Die Kirche zu Lage, die einzige Merkwürdigkeit dieses Städtchens, ist in ihrer Art ein seltenes Bauwerk im Lande.

Sie besteht aus zwei ganz verschiedenen Theilen, Chor und Schiff, welche zu sehr verschiedenen Zeiten erbauet sind.

Der Chor bildet ein Oblongum mit grader Altarwand und hat 3 Fenster in der Altarwand und 2 Fensterpaare in jeder Seitenwand. Diese Fenster sind in der höchsten Entfaltung des Uebergangsstyls erbauet, eng, schräge eingehend, in der Wölbung leise gespitzt, mit Wülsten eingefaßt; sie sind zwar nicht in der Construction, aber in ihrer außerordentlichen Höhe ganz ungewöhnlich und vielleicht die einzigen Beispiele im Lande. Hiedurch zeichnet sich die Kirche zu Lage sehr aus. Da auch der Chor selbst für den Uebergangsstyl hoch ist und große Verhältnisse hat, so macht der Bau einen ungewöhnlichen Eindruck auf den Beschauer. Der Bau des Chors hat überhaupt viel Edles und Schönes; die zwei Gewölbe, mit starken Rippen, werden von Pilaster=Bündeln getragen, welche ungewöhnlich schöne Kapitäler von Laubwerk, auch mit Menschengesichtern, haben. Im Aeußern hat der Chor nur Lissenen, noch keine Strebepfeiler. Der Rundbogenfries fehlt schon, statt dessen steht eine umgekehrt treppenförmige Verzierung auf der Höhe der Mauer. Die Chorfenster sind an der Außenwand durch einen einfachen Mauerbogen zusammengefaßt. Nach allen diesen Erscheinungen ist der Chor der Kirche zu Lage eines der schönsten und edelsten, wenn auch jüngsten Werke aus der Zeit des Uebergangsstyls und wird noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts erbauet sein. Die Stadt Lage wird nach den bisherigen Nachrichten zuerst als Stadt bestimmt im J. 1270 genannt (vgl. Rudloff Urk. Lief. Nr. XXIII). Jedoch kommt schon im J. 1261 ein Pfarrer Johannes von Lage vor, neben und nach den Pfarrern von Röbel, Malchin und Schwaan (vgl. Lisch Mekl. Urk. I, S. 119); also stand damals gewiß schon die Stadt. Der Ort Lage, jedoch ohne weitere Beziehungen, wird schon im J. 1216 genannt (vgl. Lisch a. a. O. S. 15).

Das Schiff ist im ausgebildeten Spitzbogenstyle, also wohl im 14. Jahrh., erbauet. Es hat drei Gewölbe Länge, zwei Seitenschiffe, Strebepfeiler und einen kleeblattförmigen Fries, sonst nichts Ungewöhnliches oder Schönes; die Gewölbe fehlen ganz und sonst jede Erinnerung aus alter Zeit. Bei der Hinfälligkeit und Unsauberkeit des Mobiliars macht das Schiff keinen günstigen Eindruck.

Ueber der Pforte im Thurme sind zwei hellgrün glasurte kleine Reliefkacheln mit Heiligenbildern, wohl aus dem 15. Jahrhundert, eingemauert, auch eine seltene Erscheinung.

G. C. F. Lisch.