zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 397 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Alterthümer in der Gegend des Müritz=Sees.

Vgl. Jahresber. III, S. 41 und 64 flgd.

Die Unterzeichneten begaben sich am 23. September d. J. nach Klink bei Waren an der Müritz, um die dortigen Gräber und sonstigen Stellen, wo bereits Alterthümer gefunden sind, zu untersuchen und nötigenfalls aufzugraben. Bei diesem Geschäfte erfreueten sie sich nicht allein der freundlichsten Aufnahme und bereitwilligsten Unterstützung des Herrn Gutsbesitzers Kähler auf Klink, sondern auch der Hülfe des Herrn von Randow zu Bök. Letzterer ist mit den zu Klink vorhandenen Localitäten und den dort gemachten Funden von Alterthümern durchaus bekannt und hat hier schon seit vielen Jahren selbst nach Alterthümern gesucht.

Zuerst begaben wir uns, nach einer vorläufigen Betrachtung der hauptsächlichsten Oerter, wo Alterthümer gefunden sind, nach den Tannen nördlich vom Hofe, unweit der Ziegelei, wo eine Hügelreihe von weichem, gelben Sande sich neben einer Niederung an der Müritz, die mit Erlen bewachten ist und der Kollin heißt, erhebt und von Osten nach Westen sich fortsetzt (vgl.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 398 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Jahresber. III, S. 41). Hier lagen Steine zu Tage, die sonst in diesem weichen Sande nicht vorkommen. Beim Nachgraben zeigten sich Steinlager, zum Theil in Kreisform, 2 bis 3 größere und kleinere Pflastersteine über einander, dazwischen und darunter Urnenscherben, Asche und Kohlen: also offenbar alte Grabstellen; indessen fanden sich an mehreren untersuchten Stellen weder ganze Urnen, noch sonstige Alterthümer. Der Lage nach, am südlichen Abhange des Sandhügels, und der etwa 1 Ruthe im Durchmesser haltenden flachen Steinsetzungen zufolge möchte hier ein Wendenkirchhof gewesen sein.

Demnächst besuchten wir die Stellen auf dem nördlichsten Theile des Gutes, welcher der Berendswerder heißt und bis an die Elde reicht. Auf den Höhen nördlich und nordwestlich sind kleine Kegelgräber gewesen, welche Broncesachen geliefert haben und vom Herrn von Randow früher aufgedeckt sind (vgl. Jahresber. III, S. 64).

Besonderes Interesse gewährte ein Sandhügel an der Elde, westlich etwa 200 Schritte von dem Fährhause, Bellevue genannt, wo offenbar Feuersteinmesser geschlagen sind (vgl. Jahresber. III, S. 41 u. IX, S. 362). Die Oberfläche ist so mit diesen spanförmigen Feuersteinen bedeckt, daß man Bruchstücke auf jedem Schritte trifft; indessen tiefer als 6 Zoll unter der Oberfläche, als wie tief geackert ist, findet sich keine Spur solcher Feuersteine, wie wiederholte Grabungen uns überzeugt haben. In diesem weichen, durchaus steinlosen Boden entdeckten wir eine Stelle mit dem Fühleisen, wo Steine unter der Oberfläche lagen; beim Graben fanden wir 2 flache Kalksteine, wie sie bei Sembzin vorkommen, und 6 geschlagene oder gespaltene Sandsteine; dazwischen lagen Scherben einer grobkörnigen Urne ohne Verzierung, und darunter Knochen. Gewiß ist dies eine zertrümmerte kleine Steinkiste, die vom Haken schon früher gefaßt ist. Am interessantesten aber war die Entdeckung, daß zwischen und unter diesen Steinen in einer Ausdehnung von mehreren Fußen sich eine Menge guter und schlechter spanförmiger Feuersteinmesser in einer Art Branderde zeigte; wir sammelten alle Steine, deren Zahl sich über 50 beläuft. Darnach würde dieses kleine Grab in die Zeit der Steinperiode, der Hünengräber, zu setzen sein.

Die letzte Stelle, wo bereits Bronzesachen gefunden sind, liegt unweit des Kölpin=Sees; es ist eine dünenartige, sandige Höhe, mehrere hundert Schritte lang. Außer einer bereits durchsuchten kreisförmigen Brandstelle konnten wir aber nichts von Anzeichen eines Begräbnißplatzes entdecken.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 399 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Auf dem nahe liegenden Acker, der schon von besserer Qualität ist und jetzt mit Roggen besäet war, sind mehrere Kegelgräber zerstört, wenigstens der Ackercultur wegen die Steine derselben ausgebrochen.

Sonach waren unsere Untersuchungen größtentheils fruchtlos, da alle sichtbaren Gräber bereits zerstört sind. Eben so wird das schöne Hünengrab zu Sembzin bald verschwinden; ein nahe daran liegendes ist bereits des Lehms und Mergels wegen verschwunden. Auf der Hof=Poppentiner Feldmark liegt auf einer Höhe noch ein Kegelgrab. Nahe bei Schlößchen Poppentin ist eine Menge langgestreckter Hünengräber (Riesenbetten) auf sandigem Boden dem Verschwinden nahe; an einigen Stellen wäre eine Untersuchung wohl noch Erfolg versprechend. - Bei Stuer ist eine große Steinkiste fast offen gelegt durch die zur Chaussee abgefahrenen Steine; - ein schönes Hünengrab und ein Kegelgrab sind noch unversehrt.

Gnoien und Vietlübbe, im October 1846.

  F. F. E. von Kardorff. J. Ritter.