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VI.

Geschichte
der

Reformation in Friedland,

von

G. C. F. Lisch.

D ie Geschichte der Reformation in Meklenburg ist vielfach und innig mit den kirchlichen Bewegungen in Pommern verflochten, und gewiß noch mehr, als es bisher erkannt ist. Es genügt nur an Namen, wie Zutpheld Wardenberg, Johann Freder u.a., zu erinnern, um die gemeinschaftliche Theilnahme beider so nahe stehenden Länder an dem Kampfe zu erkennen; zwischen Lübeck und Stettin wogte die Bewegung hin und her, und es war in diesen Gebieten der wendischen Hanse nicht allein das gemeinsame kirchliche Bedürfniß, sondern auch derselbe Volksgeist, welcher in den größern Städten dem Umschwunge rasch folgte; vorzüglich waren es die in der Mitte liegenden Städte Wismar, Rostock und Stralsund, welche zuerst und mit gleicher Lebhaftigkeit die neue Lehre ergriffen. Forscht man nun tiefer, so werden sich ohne Zweifel noch viel mehr reformatorische Beziehungen zwischen beiden Ländern offenbaren, als bisher aus bekannten Namen zu erkennen gewesen sind.

In neuern Zeiten sind in pommerschen Forschungen öfter zwei Namen genannt, welche mit der Geschichte der Reformation und deren Fortführung in beiden Ländern genau zusammenhangen: Liborius Schwichtenberg, ein heftig eifernder Papist, und Caspar Gentzkow, der hochverdiente, vierte Rector des Gymnasiums zu Stralsund. In dem Leben und dem Wirken beider war noch viel Dunkles, was sich jedoch jetzt durch die bisher noch unbekannte Geschichte der Reformation in Friedland aufklären läßt.

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Die Stadt Friedland, im Lande Stargard, dem heutigen Meklenburg=Strelitz, hatte seit alter Zeit eine zahlreiche, gut dotirte Geistlichkeit; sie war auch der Sitz des bischöflich=havelbergischen Propstes (oder Archidiakons) zur Anordnung und Regierung der Geistlichkeit für das Land Stargard, welcher zugleich Prälat des Landes war und als solcher in den landständischen Angelegenheiten Meklenburgs oft genannt wird; die Propstei war herzoglichen Patronats. Unter dem Propste stand ein bischöflicher Official zur Verwaltung der geistlichen Gerichtsbarkeit.

Am Ende des 15. und im Anfange des 16. Jahrh. war lange Zeit hindurch, sicher von 1482-1514, Propst zu Friedland Nicolaus Herzberg, wie es scheint, ein tüchtiger, einsichtsvoller, friedlicher Mann, welcher in vielen Landes= und Privat=Angelegenheiten als Schiedsrichter auftritt; er ist der letzte katholische Propst von Friedland, welcher zu Friedland wohnte und den Titel mit Recht führte. Wahrscheinlich folgte ihm unmittelbar, sicher vom J. 1518 an, der Dr. juris Levin von Velten, Propst von Hildesheim, Halberstadt und Friedland 1 ); dieser betrachtete die friedländer Propstei als eine Sinecure und ließ sich durch den Official zu Friedland vertreten. Wahrscheinlich verliehen die Herzoge diesem Manne die Propstei, weil sie ihm aus den frühern Verhältnissen des Herzogs Balthasar († 1507) Verbindlichkeiten schuldig waren, indem dieser bis 1480 Administrator des Bisthums Hildesheim war und im J. 1477 über die Abtretung des Bisthums Halberstadt unterhandelte. Die Pröpste von Friedland kommen also für die Geschichte der Reformation der Stadt nicht in Betracht.

Von größerm Einflusse waren zu jener Zeit die letzten Officiale von Friedland, welche damals zugleich Vicare des abwesenden Propstes waren und daher die erste Rolle in Friedland spielten. Zuerst wird als solcher im J. 1514 Johann Hasse genannt, noch unter dem Propste Nicolaus Herzberg. Darauf folgte der Magister Johann Mechow 2 ), welcher jedoch im J. 1519 nicht mehr das Amt verwaltete; im J. 1518 wird er "der vorige Official" genannt und redet von der Zeit seiner frühern Verwaltung der Propstei ("tempore administrationis suae praepositurae Vredelandensis"). Im J. 1518 war


1) Es heißt 1518: "Fredericus Suerker, presbiter Premonstratensis ordinis, "de mero scitu et pleno consensu sunerioris mei magnifici et eximii viri domini et magistri (Liuini) de Velten, viriusque iuris doctoris, ecclesiarum Hildesemensis, sancti Bonifatii, Halberstadensis ac Vredelandensis prepositi, in eadem Vredelandensi ecclesia vices tenens."
2) Er wird 1518 "de vorige offitial, den her Johan Katthe hergeordent", genannt.
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Friedrich Suerker 1 ) Official, blieb jedoch nicht lange in seinem Amte. Ihm folgte 1519 Heinrich Hasse, welcher um das J. 1536 gestorben sein muß.

Zu der Zeit dieser Officiale war Liborius Schwichtenberg, der vielleicht von dem Dorfe Schwichtenberg bei Friedland seinen Namen trug, Priester in Friedland, den Officialen vertraut und gleichgesinnt, ein heftiger Gegner der Reformation. Manches Wichtige über diesen Mann haben schon Kosegarten de academia pomerana ab doctrina romana ad evangelicam traducta, Gripesvoldiae, 1839, p. 24, und Mohnike in Jahrb. V, S. 194, mitgetheilt. Liborius Schwichtenberg, vielleicht aus Friedland gebürtig, da unter den ersten lutherischen Bürgern im J. 1528 ein Heinrich Schwichtenberg genannt wird, war Priester, Canonicus an der Collegiatkirche zu Greifswald und Vicar zu Friedland; nach Mohnike war er im J. 1521 Official des Archidiakonats Triebsees. Im J. 1525 wohnte er nach den Acten des schweriner Archivs sicher zu Friedland. Hier hielt er auch in diesem Jahre eine antilutherische Predigt, welche er im J. 1527 mit abdrucken ließ: Sermon vom dem alder Hochwerdigesten Hylligen Sacramente des Lyues vnde Blodes Christi gedahen tho Vredelande Hauelberge styffte jnn dem daghe Corporis Christi. Anno XXV. In den Jahren 1526-27 wohnte er noch zu Friedland und erregte hier heftige Bewegungen. Im J. 1527 gab er zu Rostock gegen die Reformation ein Buch heraus: Eyn hndtwyser to dem rechten Christliken wege einem islicken vramen Chrsten ganz nutte, - - Gedr ue cket to Rozstock j m mit Querstrich jare 1527, und widmete es den Herzogen Georg und Barnim von Pommern; er unterzeichnet sich nur durch L. S. prester. Er trat in dieser Schrift als Widersacher der lutherischen Abendmahlslehre gegen die pommerschen Reformatoren auf, wie in seiner Sacramentspredigt, und nannte die Lutheraner "ketter, vorlopene bouen, afftrunnige, meyneydiger, vpr oe rische". Auf diese Schrift antwortete Paul von Rhoda, welcher zu Stettin das Evangelium predigte, erster pommerscher General=Superintendent, in einer 1527 zu Wittenberg gedruckten Schrift, mit einer Vorrede von Johann Bugenhagen: Vorfechtinge der Euangelischen vnde Cristlyken lere, wedder den falschen handtwyser Herr Liborij Schwichtenbergers, So he an die Hochgebornen F oe rsten tho Pomern geschreuen hefft. Dorch Magistrum Paulum vom Rode, prediker tho olden Stettyn ynn Pomern. Mit eyner vorrede Joannis Bugenhagens Pomers.


1) Er heißt 1518 "disse offitial als ein begeuener, regulerder man."
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Wittenberch. 1527. In der Vorrede sagt Bugenhagen: My ys tho handen gekamen eyn boeck wedder de euangelische waerheit vnd Gotlike scrifft, und mit dem schine, dat idt schall syn de warheidt Gades gemaket dorch eynen, de schal Liborius heten in Pomern, - - de to Vredelant geprediket hefft. Beiden antwortete Liborius Schwichtenberg in einer zweiten, zu Frankfurt a. O. gedruckten Schrift 1532 mit Heftigkeit: M. Liborius Schwichtenberg, Thumherrn tome Gripeswald, Vorlegginge der ketterlichen vnd valsken Scrifften und Leren Pauli Rodens, Luttersken Predigers tho Olden Stettin, vnd Johannis Bugdhan Pomers. Frankfurt. 1532. Nach dem J. 1527 wird Liborius Schwiechtenberg aus der heftig gegen ihn aufgeregten Stadt Friedland weggezogen sein, da Mohnicke, welcher viel für die Geschichte des Archidiakonats Triebsees gesammelt hatte, ausdrücklich sagt, daß er 1528 Verwalter des Archidiakonats Tribsees gewesen sei. Im J. 1532 aber war er sicher "Pfarrer und Rentmeister zu Grimme"; in einem weitläuftigen Handel aus dem J. 1532 im großherzogl. Archive zu Schwerin wird er von den Gegenpartheien immer so genannt und in seinen eigenhändigen, von Grimme 1532 datirten Briefen unterzeichnet er sich "prester Liborius Swichtenberg kerckher to grimmen im styffte to Swerin," und: "perner tho grymmen." Auch Kosegarten erwähnt dieser Stellung nach Cramers Bericht.

Diese Personen sind zur Erkenntniß der Einführung der Reformation in Friedland von Wichtigkeit.

Auch durch die Begebenheiten in Friedland wird es wieder klar, daß die Reformation durch den Verfall, die Ungefügigkeit und Verstocktheit der katholischen Geistlichkeit befördert, ja hervorgerufen ward, daß die Reformation tief gefühltes Volksbedürfniß war und sich trotz aller Hemmungen, selbst durch Gewalt, in einem Kampfe Bahn brach, welcher wenigstens ein Jahrzehend dauerte.

Daher kam es denn auch wohl, daß bald nach Luthers erstem Auftreten gleich drei Friedländer: Hermann Munderlich, Bartholomäus Hannemann und Simon Kurdes ("de Fridelandt dioc. Hawelbergen.") die Universität Wittenberg bezogen und hier am 6. April 1520 inmatriculirt wurden (vgl. Album academiae Vitebergensis, p. 90 a ).

In Friedland hatte die Geistlichkeit selbst den Boden zur Aufnahme der lutherischen Lehre vorbereitet. Der Gemeinheit und des Uebermuthes der katholischen Geistlichen müde, trat am 25. Sept. 1518 der Magistrat von Friedland, für sich und im

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Namen einzelner Bürger, vor den Herzogen mit vielen Klagen schriftlich gegen den Official Friederich Suerker auf: er habe die Begräbnißgelder, welche den Baucassen der einzelnen Gotteshäuser zukämen, zu der Propsteitafel gezogen, ja er wage es, die Begräbnißgelder, welche während der Zeit des Propstes Nicolaus Herzberg gezahlt worden seien, durch unordentliche Berichte und Schrecken des Bannes von den Erben noch ein Mal zu erpressen; er habe es durch bischöflichen Befehl dahin gebracht, daß ihm von allen Kirchengütern jährlich Rechenschaft gethan werden solle, und verlange, daß die Vorsteher der geistlichen Stiftungen nur mit seinem Wissen und Willen Geld zur Nothdurft ausgeben sollten; er habe die vier freien Hufen im friedländer Felde, welche zur Propstei unter der Bedingung gehörten, daß alle Wochen vier Messe für die Armen in der Nicolai=Kirche gehalten, in der Heil. Geist=Kirche jeden Sonntag Wasser und Salz geweihet, das heilige Evangelium gepredigt und den bettlägerigen Kranken Messe gelesen werde, von der Nicolai=Kirche zu seinem Tische gelegt, ohne die auferlegten Dienste zu leisten, ja dem dazu bestellten Vicar seine Einkünfte nicht gezahlt; er habe Gebäude aufgeführt, ohne auf den Straßenzug Rücksicht zu nehmen und Abgaben zu zahlen; außerdem wurden ungewöhnlich viele Klagen einzelner Bürger vorgebracht, welche sich alle über gewaltthätige Anwendung der geistlichen Gerichtsbarkeit und des Bannes, über "Brandschätzungen", d.h. Abzwingung großer Strafgelder, Vorenthaltung des verdienten Lohns, unrechtmäßige und kostspielige Vorladung vor den bischöflichen Official zu Wittstock beschwerten. Es war schon zu heftigen Auftritten gekommen, indem der Official den Burgemeister Hans Sundemann in einer auf dem Kirchhofe in Kirchengeschäften zwischen beiden gehaltenen Conferenz "mit ävelen, stolten, unbedechtigen schmeworden hartlicken averfallen," wofür der Burgemeister noch Genugthuung forderte.

Auf diese, dem Canzler Caspar von Schöneich übergebenen Beschwerden erhielt der Magistrat keine Antwort. Zwar erscheint im J. 1519 ein anderer Official, Heinrich Hasse, zu Friedland; aber dieser machte es um kein Haar besser, als sein Vorgänger, vielmehr mehrten sich noch die Klagen, sogar über leibliche Gewaltthaten und Verwundungen. Der Magistrat erneuerte daher seine Klagen bei den Fürsten und bat um ein Vorschreiben an den Dompropst von Hildesheim, damit "dieser Official in sein Closter und Gehorsam und ein anderer geschickter, redlicher Mann wiederum an seine Stelle geschickt werde;" jedenfalls bat der Magistrat um ein Vorschreiben an den Bischof von Havelberg, diesen "hastigen, trotzigen Mann, mit dem

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übel zu handeln" sei, in Strafe zu nehmen. Aber diese Beschwerdeführungen nutzten eben so wenig, als häufige, in den nächsten Jahren wiederholte Klagen einzelner, gekränkter Bürger; die Friedländer mußten den Official bis zu seinem Tode behalten. Der Magistrat aber ward aus einem Ankläger der Geistlichkeit ihr eifrigster Beschützer, als die Volksgewalt die Priesterherrschaft zu Boden trat.

Endlich verschaffte sich das Volk selbst Genugthuung. Im Sommer des J. 1525 predigte zu Friedland, in Meklenburg ziemlich früh in der Geschichte der Reformation, zuerst ein Augustinermönch von Anklam in lutherischem Geiste:

"daß die Mutter Maria und die Heiligen nicht anzurufen, daß gute Werke zur Seligkeit nicht nützlich, daß alle Christen gleiche Priester"

seien, und andere "lutherische Stücke" mehr; vielleicht war dies derselbe Augustinermönch Henning Krukow, welcher um Ostern 1525 in Neu=Brandenburg zuerst lutherisch predigte. Da ward dem Stadtrathe wieder bange und er verbot, in Gemeinschaft mit dem Official Heinrich Hasse, dem Mönche die Terminei und die Predigt zu Friedland. Als aber der Official diesen Beschluß dem Mönche auch in der Kirche verkündigen wollte, liefen mehrere Bürger den Official in der Kirche an und verfolgten ihn auf den Kirchhof, wo sie ihn schlugen und mit Waffen und Steinen zu erschlagen droheten und erschlagen hätten, wenn nicht ruhigere Leute dazwischen gekommen wären. Jetzt und um so mehr, da die Ohnmacht der Gegner zu grell ans Licht trat, war das Volk nicht mehr zu halten; dazu kam es, daß man schon so schwach war, von den geistlichen Waffen keinen Gebrauch zu machen, oder sie hatten auch keine Wirksamkeit mehr. Der Bischof von Havelberg rief zwar den Mönch ab; aber ein gewisser Karsten Rawoth stellte sich an die Spitze der unzufriedenen Bürger und so führten diese, gegen das Verbot des Bischofs, des Rathes und des Officials, durch Waffen geschützt, den Augustinermönch in die Nicolai=Capelle, um hier "an ungewöhnlicher Stelle und zu ungewöhnlicher Zeit" zu predigen. Der Mönch kommt nicht wieder zu Friedland vor. Dagegen holte Karsten Rawoth einen andern "verlaufenen Mönch, welcher sich bei den Riben zu Galenbek aufhielt" und dort "viele aufrührerische und ketzerische Dinge predigte," nach Friedland und ließ ihn hier ebenfalls "am ungewöhnlichen Orte und zu ungewöhnlicher Zeit" predigen. Darauf dankte Rawoth mit seinem Haufen die Capellane der Propstei ab, "unterwand sich selbst der Herrschaft der Propstei" und übte viele andere gewaltthätige Dinge. Die Geistlichkeit mochte wohl

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stark gegen solche Selbsthülfe eifern, wie es von dem Charakter einzelner von ihnen zu erwarten war; dadurch regten sie aber die Masse noch heftiger auf, um so mehr, da sie nicht viel mehr boten, als Schimpfen, Verketzern und Strafen. Der tobende Haufe zog jetzt gegen die ganze Priesterschaft zu Felde; in einer Nacht wurden den Priestern, namentlich Heinrich Hasse und Liborius Schwichtenberg, die Fenster eingeworfen und die Hecke und Thore umgestürzt, - und der Rath schwieg. Gegen die beiden genannten, eifernden Papisten richtete sich vorzüglich der Grimm; man zerstörte ihre Gärten vor den Thoren, riß die Zäune um und hieb die Bäume ab, wobei sich wieder Rawoth hervorthat.

Die Seele der Aufregung in Friedland war ein Schüler der Universität Wittenberg, der oben genannte Bartholomäus Hannemann, einer der drei im J. 1520 zu Wittenberg immatriculirten Friedländer, welche im J. 1525 noch nicht lange von der Universität zurückgekehrt sein mußten. Das erste Fenstereinwerfen wird in den Berichten über die Entwickelung der Reformation ausdrücklich dem Bartholomäus Hanneman ("itzunt, 1526, to Brandeborg wanende") zugeschrieben, wie es der Priester Rolof Wulf, der ihn erkannt haben wollte, vor dem Rathe ausgesagt hatte. Die Leitung des Volks ging hier also nicht von blinder Partheiwuth aus; daher erklärt sich auch wohl das frühe, hartnäckige Verfechten der lutherischen Lehre in Friedland.

Um Fastnacht des J. 1526 stürmte Karsten Rawoth mit seinen Genossen das Collatien=Haus der Priesterschaft in der Nacht; sie zerbrachen die Thore, schlugen den Diener, zapften das Bier aus, nahmen die Register mit fort und verunreinigten das Priestergemach ("ere vnreynicheit schemelosen gelaten"); am folgenden Tage versammelte sich die Menge noch einmal vor dem Haufe und trieb hier allerlei Mutwillen.

Am Tage vor Philippi und Jacobi 1526 erhob sich der wüthende Sturm noch einmal, trotz aller fürstlichen Schreiben. Es wurden den Priestern wieder die Fenster eingeworfen und die Thore und Zäune gestürmt; namentlich übte das Volk vor dem Haufe des Liborius Schwichtenberg "gröbliche Gewalt", indem es alle Umgebungen seines Hauses der Erde gleich machte. Der Stadtrath zog zwar zwei der Tumultuanten gefänglich ein, entließ sie jedoch bald wieder.

Dies Alles konnte ein Jahr lang geschehen, ohne daß "kaiserliche Mandate" und fürstliche Verbote und Ermahnungsschreiben etwas gefruchtet hätten. Auch in Rechtssachen hatte der Magistrat keine Auctorität mehr. Als dem Liborius Schwichtenberg nach Urteil und Recht die Auspfändung eines gewissen Michael

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Budde zugestanden ward, schalt er die Priester vor gehegtem Gerichte "Verräther, Bösewichter, Heuchler" und achtete des Urtheils nicht.

Die fürstlichen Anordnungen, daß "ein jeder in ruhigem Besitze bleiben solle, so lange er nicht mit Recht daraus entsetzt sei", waren zwar dem angenommenen Principe der Neutralität gemäß, konnten aber keine Ruhe schaffen. Daher bat denn auch die Priesterschaft um eine Commission zur Schlichtung der einzelnen Streitpuncte, da die Versammlungen vor gehegtem Gerichte nur zur Verachtung des Gerichts und der geistlichen Personen führen könnten.

Da der Aufruhr wirklich zu heftig ward, so nahm der Herzog den Vorschlag an und schickte im J. 1526 seine stargardischen "Räthe" Melchior Barsot (Comthur von Mirow bis 1527/8), Marquard Bere und Engelke von Helpte mit kaiserlichen Mandaten in die Städte des Landes Stargard; diese forderten in Friedland die Priesterschaft, den Rath und die Bürgerschaft zusammen und befahlen im Namen des Fürsten, daß "alle insgesammt sich nach alter, christlicher Gewohnheit schicken sollten ohne Zulassung der neuen Prediger, bis der Herzog aus Befehl kaiserlicher Majestät andere Botschaft erlassen würde, und daß "der Pfarrer mit seinen Capellanen das heilige Evangelium predigen solle nach Auslegung der vier Doctoren der heiligen Kirche in christlicher Liebe, ohne Schelten und Aufruhr."

Dabei beruhigte sich die Stadt auf lange Zeit. Zwar versuchten einige Male fremde Prediger, sich in Friedland aufzuwerfen; auf Meldung des Raths verbot der Herzog jedoch jedesmal gleich die Predigt und der Rath setzte die Bewahrung des "alten Herkommens" durch.

Während der Zeit änderte sich aber die Lage der Dinge wesentlich. Der Herzog Heinrich selbst begünstigte die neue Lehre, deren Fortschritt er wenigstens nicht gewaltsam hemmte; er hatte schon im J. 1526 in Schwerin einen Prädicanten oder Capellan Martin, genannt Oberländer, angestellt und berief im J. 1529 den Aegidius Faber. Da baten 6 Bürger "von der ganzen Gemeinheit zu Friedland wegen", nämlich Heinrich Dagemann, Hans Piper, Jürgen Loisewitz, Achim Schmidt, Hans Rülow und Caspar Lütke, sogleich den Herzog Heinrich im J. 1528 um die Erlaubniß:

"Da wir - - itzund mit keinem guden predigerrnn, die vns dat gotlyke worth vnd die warheyth - - vorkundigen mochte, - - - die olde vordomede ler, die nhu mit vns noch im swange geith, tho vorlatende vnd dat helle lutter wort gades - - antho=

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nemen - - - vnd einen euangelischen prediger die vns dat wort gades verkundigede, holden mochten, so hebbe wy idt doch ane e. f. g. wethen, willen vnd vorloff nicht anvangen willen, - - vnd is dennoch an e. f. g. vnse - - bede, dat e. f. g. gnedichlik vorgunvnd tholaten wolde, dat wy einen loffliken, framen, tuchtigen und geschickeden man - - auerkamen - - vnd holden mochten vnd vns den suluen durch e. f. g. Capellan erhnn Martin edder einen andern in sanct Niclaus kerkecken dasuluest, die doch leddich steit vnd nicht vele meße edder andere ceremonien dar in geholdenn werden, inwisen vnd dem rade tho fredelande ernstlick beuelen laten, den suluen, so uerne he dat godtlicke wort ane minslike thosettinge vnd nicht tho vprur edder wedderwillen predigen worde, tho hanthauende vnd nein vnfruntlikes edder vnbillichs vornemendes gegen ehm tho vbende, sunder tholaten wolden, dat he in gemelter kerken, doch ehm vnd erben geistliken preistern an schaden, gelich in andern e. f. g. steden Swerin, Güstrow, Rostock, Wismar, Brandenburg vnd anderer, dat volk, so dem euangelio thogedann, vnderwisen mochten."

Eine andere Ausfertigung, welche sonst gleich lautet, bis auf den Schluß, in welchem etzliche von ihnen sich verbürgen, die Kirche "in ihrem wesen, wie es itzund stehet, wesentlich zu behalten", in ihrem "Gebäu und Bildern", und bitten, "die Schlüssel mit einem Kelch und dazu gehörigem Meßgewandt zu verreichen", ist von 70 "Liebhabern göttlichen Wortes und Evangeliums Jesu Christi", Bürgern zu Friedland, unterschrieben, unter diesen von den 6 oben genannten Bürgern, welche die Hauptvorstellung unterschrieben hatten, dann z. B. von dem ersten Tumultuanten Karsten Rawoth und seinen Hauptgenossen Georg Friese und Elert Timmermann, ferner von Heinrich Schwichtenberg u.a.

Kaum hatte der Rath die Uebergabe dieser Bitte erfahren, als er bei dem Herzoge die Erfüllung derselben abzuwenden suchte: es seien nur etliche Leute von geringem Vermögen, "welche lose Gesellschaft von den Amtsknechten bei sich hätten" und mehr Stimmen aufzeichneten, als zur Vollmacht wirklich entschlossen seien, auch zur Erhaltung eines Predigers kein Vermögen hätten; der Rath bitte daher den Herzog, die Stadt "bei dem alten Herkommen", nach welchem sie sich nun so lange ohne Störung des Gottesdienstes gehalten habe, bleiben zu lassen, bis der Herzog über das ganze Land verkündigen lasse, wie sich ein jeder zu

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halten habe, und keinen neuen Prediger einzusetzen, indem die Stadt mit genug Predigern versehen sei, "angesehen daß in wenigen oder keinen Städten, wohin solche Prediger gekommen wären, Gehorsam und Eintracht geblieben sei."

Jetzt nachdem in allen größern Städten Meklenburgs und selbst am Hofe zu Schwerin die neue Lehre die meisten Gemüther durchdrungen hatte, war eine Hemmung unmöglich, und wir sehen die Stadt Friedland bald im Besitze eines evangelischen Predigers. Dazu traten in Friedland Umstände ein, welche die Anstellung eines lutherischen Prädicanten begünstigten. Im J. 1529 war der Official und Vicar Heinrich Hasse gestorben und sein Freund Liborius Schwichtenberg nach Grimme gezogen; dadurch ward die Stadt von den heftigsten Gegnern der Reformation befreit und zugleich Geld für die Erhaltung des neuen Predigers gewonnen. Es ereignete sich aber zuletzt noch eine Begebenheit, welche an die frühern heftigen Auftritte erinnerte. Heinrich Hasse, ein reicher Mann, hatte im J. 1528 ein Testament errichtet, einen Theil seiner Güter der Geistlichkeit und den Armen, gewiß nach katholischen Gesichtspuncten, einen andern Theil seinen Freunden vermacht und außer dem Priester Bernt Role und zwei katholisch gesinnten Rathsherren von Friedland auch den Liborius Schwichtenberg zum Testamentsvollstrecker ernannt. Engelke von Helpte auf Pragstorf, welcher mit seinem Sohne den Verstorbenen seinen Verwandten ("frundt") und sich und andere seine natürlichen Erben nannte, hatte aber das Testament angegriffen und in Folge dessen Klagen vor den Herzogen erhoben, weil Liborius Schwichtenberg den Nachlaß eigenmächtig vertheilt hatte. Helpte behielt die Rechnungen 3 Jahre lang bei sich und verabredete endlich mit den übrigen Testamentarien zum 6. Junii 1532 einen Tag zum Vergleiche auf den Kirchhof von Eikhorst. Liborius Schwichtenberg war auch aus Grimme gekommen. Helpte erschien mit 5 Begleitern und forderte, daß der Nachlaß wieder zur Stelle gebracht und die nächsten Blulsfreunde gefragt würden, ob sie denselben antreten wollten. Während der Verhandlungen hierüber erschien noch Jürgen von Helpte, der Sohn des Engelke von Helpte, mit vielen Begleitern, und als sich die Verhandlungen nicht nach Helpte's Forderung wenden wollten, schlug Jürgen Helpte den Liborius Schwichtenberg aufs Haupt, stürmte mit seinen Freunden mit Spießen und Büchsen auf ihn ein, nahm ihn gefangen, band ihn auf sein Pferd und führte ihn mit verbundenen Augen gefangen in ein starkes Gewölbe, aus welchem er jedoch noch im Monate Junii "wunderlicher Weise ohne einige menschliche Hülfe" entkam. Die Freunde Schwichtenbergs, darnach er selbst

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veranlaßten den Herzog Barnim von Pommern zu Vorschreiben an den Herzog Heinrich von Meklenburg, der Rath von Friedland legte sich ins Mittel und Schwichtenberg bat nach seiner Befreiung den Herzog Heinrich um Hülfe. Engelke von Helpte stellte die Sache nach ihrem Verlaufe dar, strafte seine Gegner Lügen, behauptete sein gutes Recht und wunderte sich, daß Schwichtenberg sich nicht an den gebührlichen Richter, den Bischof von Havelberg, wende. Damit scheint die Sache ein Ende genommen zu haben.

In demselben Jahre 1532 erscheint auch der erste lutherische Prädicant Jürgen Berenfelder, welcher schon eine Frau hatte, zu Friedland. Er ward im J. 1527 von dem Herzoge Heinrich als erster lutherischer Prediger an der Nicolai=Kirche zu Wismar angestellt, ging also von hier nach dem Stargardischen; vgl. Schröder Wism. Pred. Hist. S. 11 flgd., Evang. Meckl. S. 140-141 und Crain Reform, in Wismar S. 9. Latomus im Genealochron. sagt, er sei "aus dem stargardischen Kreise" gewesen. Schröder macht ihn zu einem märkischen Edelmann und nennt ihn Georg von Berenfeld, obgleich er in den Acten nur Berenfelder genannt wird. Jürgen Berenfelder wird am Ende des J. 1531 oder Anfang 1532 von dem Herzoge Heinrich nach Friedland berufen worden sein. Am 27. Nov. 1531 berichtet der herzogliche Secretair M. Sebastian Schenck von Stargard aus 1 ) an den Herzog Heinrich, er werde demselben

"was er mit Hern Jorgen Berenfeld vnd Brussowen ausrichten werd, vermelden."

Der Herzog Albrecht hatte sich wieder der katholischen Lehre zugewandt, während sein Bruder Herzog Heinrich mit ruhigem Nachdruck die lutherische Lehre begünstigte. Der Reformationsstreit offenbarte sich grade in Friedland am heftigsten, weil diese Stadt zu denjenigen Ortschaften gehörte, welche nach dem Neu=Brandenburger Hausvertrage vom J. 1520 mit von der Landestheilung ausgeschlossen und beiden herzoglichen Brüdern gemeinschaftlich geblieben war, und weil in Friedland schon viel Aufregung herrschte. Berenfelder und seine Anhänger waren von dem Rathe "etlicher Artikel halben" bei dem Herzoge Albrecht "angegeben" worden; namentlich sollten sie in der Nicolai=Kirche, die sie eine Zeit lang inne gehabt, die Altäre aufge=


1) Vgl. Jahrb. VIII, S. 38.- Zugleich berichtet Seb. Schenck: "Marquart Behr hat mir angezeigt, wie Herzog Albrecht ime geschrieben vnd beuolhen, den Preddiger zu Brandenburg hern Matthiasen widderumb abzusetzen vnd den E. F. G. abgesetzt, widderumb einzusetzen, welchs er da nicht thun wil." Dabei meldet er: "Gestern Suntags hat der Stadtschreiber zu Brandenburg, der ein Priester ist, mit einer Jungfrawen ehelich beigelegen."
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brechen und die Reliquien herausgenommen haben; der Rath meinte, er habe um Eintracht willen viel erduldet, was wohl der Klage werth sei. Da erschien der Herzog Albrecht in Friedland, um seine Ansichten persönlich durchzusetzen. Am 16. Febr. 1532 forderte der Herzog auf dem "Herrenhause" den Rath und die Aelterleute vor sich 1 ) und befragte sie, in welcher Form der Prediger an der Nicolai=Kirche nach Friedland gekommen sei und ob sie ihn eingesetzt hätten. Der Rath antwortete, ihm sei von der Einsetzung nichts bewußt gewesen, sondern der Herzog Heinrich habe die Einführung durch den Comthur von Nemerow und Heinrich Hahn von Pleetz vollziehen lassen, obgleich der Rath dagegen protestirt habe, weil die lutherische Lehre von dem Herzoge Albrecht verboten sei. Als der Herzog mit diesem Benehmen sich zufrieden erklärt hatte, ließ er auch Jürgen Berenfelder vorfordern und fragte ihn, was er von der Messe halte und warum er dieselbe schmähe. Berenfelder erklärte, er glaube, daß in der Messe "der wahre Leichnam Christi" sei, aber über dem hochwürdigen Sacramente, "das da stehe in dem Ciborio," sei er in Zweifel; er habe deshalb auch an Luther und Bugenhagen geschrieben, aber auch diese hätten hierüber noch Zweifel und "könnten ihm davon noch keinen Grund schreiben": so zweifle auch er noch und es werde auch von den "Evangelischen also nicht gebraucht". Da verbot der Herzog ihm als einem "Ketzer", da er selbst zweifle, das Predigtamt, bis er von beiden herzoglichen Brüdern Anweisung erhalten werde 2 ). Der Rath, obgleich selbst Kläger, ward zum Richter ernannt und verfuhr nun so hart, daß die lutherischen Bürger mit ihrem Prädicanten auswanderten und 14 Tage aus der Stadt verbannt blieben. Am 25. Februar 1532 erließ der Herzog Heinrich ein Schreiben an den Rath, mit dem Begehren, die Bürger glimpflich zu behandeln, damit die armen Leute und die Stadt, welche ohnedies nur schwache Nahrung habe, nicht zu sehr leiden möchten. Auf die Verantwortung des Rathes ermahnte der Herzog Heinrich diesen am 3. März noch einmal zur Billigkeit. Als aber guter Rath nicht fruchten wollte, erschien der milde Herzog Heinrich am 11. März 1532 persönlich zu Friedland, öffnete den Bürgern die Thore und wies den Prädicanten Beren=


1) Vgl. Anlage.
2) Am Tage zuvor, den 15. Febr., forderte der Herzog den Rath und die Aelterleute zu Neu=Brandenburg, "wo das Wort gewaltig ging," vor sich; diese aber verlangten, nach brandenburgischem Rechte gerichtet zu werden, und protestirten gegen alle Gewalt. Dies gestand der Herzog zu, verbot jedoch alle ketzerische Lehre des von seinem Bruder eingesetzten Predigers Mathias und setzte durch den Propst von Broda, als Patron der Kirchen zu Neu=Brandenburg, einen Prediger Matthäus Eddeler ein, den der Rath ebenfalls zu schützen versprach.
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felder an sein Amt. Zugleich ersuchte er in einem Schreiben den Prior des Dominikanerklosters zu Pasewalk, weil "der Prediger alhir zu Friedelandt Er Jürgen Berenfelder mit bequemer wonung nicht versehen" sei, demselben das Häuslein des Terminarius auf ein Jahr zu überlassen, da der Terminarius sich wieder "zu Kloster zu wenden" geneigt sei. Am 16. Sept. 1533 war Berenfelder noch in Friedland; an diesem Tage klagte der Herzog Albrecht bei dem Kurfürsten Joachim von Brandenburg, daß

"dieweill vnnser Bruder die lutterische lerr angenommen, in ander vnsernn Stettenn, so vnserm Bruder nicht allein, sonder vnns so wol als ime zukommen, vonn vnsern vntterthan auß vorheiß vnsers Brudernn angefangenn verursacht hat, als nemblich Newenbrandenburg, Fridtland, Malchin, Parchim, vnd sonst andere Jungfrawkloster, da wir die lutterischen Prediger verjagt, ine zu predigenn verbottenn, seint doch alwege vonn vnserm bruder in eigener Rersonn wider eingefurth vnd beigesetzt."

Unter solchen Umständen aber sah sich Jürgen Berenfelder bald veranlaßt, Friedland zu meiden; er wird nach dieser Zeit nicht wieder genannt.

Nach der Ablegung der augsburgischen Confession dachten die Landesfürsten überall an eine anständige Befestigung der neuen Lehre. So ward auch in Friedland die erledigte Propstei wieder besetzt. Der Herzog Heinrich hatte im J. 1534 den Günther von Wangelin, aus einer bekannten adeligen Familie Mecklenburgs, berufen; dieser war ebenfalls ein Lutheraner und 1528/9 zu Wittenberg immatriculirt ("Gidterus a Wangelin Mechelburg." Vgl. Album acad. Viteberg. p. 133 a ). Der Herzog Albrecht aber hatte dem Johann Garlipstorp die Propstei zugesagt. Schon im J. 1528 hatte ihm der Herzog Heinrich bei der Vermählung seiner Tochter Sophie mit dem Herzoge Ernst von Braunschweig=Celle "auf Fürbitte aller Fürsten und Fürstinnen" die Erfüllung der ersten Bitte, die er thun würde, verheißen, da die Petri=Pfarre zu Rostock schon versagt war. Jetzt wo er auf die Propstei zu Friedland Aussicht hatte, trat ihm unerwartet ein Nebenbuhler entgegen, der von dessen Familie so kräftig unterstützt ward, daß er die Stelle nicht annehmen wollte, sondern von Hamburg aus, wo er sich um Pfingsten 1534 aufhielt, den Canzler C. v. Schöneich um ein herzogliches Empfehlungsschreiben an den Rath von Lüneburg bat. Er ging auch nicht nach Friedland; Günther von Wangelin

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erscheint aber noch später im Besitze der Propstei zu Friedland. - Johann Garlipstorp, wie er sich selbst unterschreibt, ist wahrscheinlich der hamburger Domherr M. Johannes Garlevestorp, welcher, nach des Herrn Archivars Dr. Lappenberg gütiger Mittheilung, im J. 1523 Domherr und Thesaurarius, 1529 einer der beiden Deputirten des Domcapitels zur Verhandlung über die Kirchenverbesserung und 1548 Senior des Domcapitels zu Hamburg war und um 1550 als hamburger und lübecker Domherr starb; vgl. Staphorst Hamb. Kirchen Gesch. V, S. 7, 69, 148; IV, S. 477; II, 706-727. In Schröder Ev. Meckl. I, S. 491 wird 1548 "Johannes Garlevestorpes senior, stedeholder des dekens, - - der kerken tho Hamborch" genannt.

Zur Zeit der im J. 1535 durch die lutherischen Prediger Aegidius Faber und Nicolaus Kutzke vorgenommenen evangelischen Visitation (vgl. Jahrb. VIII, S. 43) war zu Friedland ein gewisser Lucas Prediger; dieser hatte jedoch viel mit den Pfaffen zu schaffen, welche sich - nach 10 Jahren - hier noch immer nicht zur Ruhe legen wollten. In dem Visitations=Berichte heißt es:

"So beklagt sich auch her Lucas, der fridlander predicant, das etliche auss den pfaffen offentlich vnd heimlich yn heusern yn vnd sein lere als keczerisch schölten, Derhalben wir sy für Vns beruffen vnd yren falschen gottesdienst angezeigt, ernst verbotten haben, sy szollen sich solcher lesterwortt enthalten, vmbs auffrur halben, wollen sie sich nicht mit vnser lere vnd rechten gebrauch der sacrament, nach grundt der schrifft vnd ordnung cristi gebrauchen, so faren sy ymmer da hyn, wo sy hyn gehören."

Das Protocoll der papistischen Visitation von 1534, welches vorzüglich nur fürstliche Kirchenlehne aufführt, nennt keinen Prädicanten, sondern sagt nur:

"Vredelandt dat is eine prauestie, dar to horen beide parkerken, also marien vnde sunte nicolaus binnen Vredelandt. Disse prauestie geyt to vorlenende van den Fürsten; Viceplebanus offte locum tenens heth her Jochim scroder, vnde de rechte besitter der prauestie is Guntherus wangelin, vorlent van hern hertoch hinrick anno (fehlt) vnde instituert van dem biscoppe to hauelberge. - - Jtem dar hort ock to de geistlicke rychtewalt in sinodalibus in dersuluen prawestie vnde allen kercken darinne belegen vngeuerlick by LXXX parkerken; dar kumpt nu nych van."

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Bald darauf, im J. 1536 oder 1537, ward Jacob Glasow aus Pommern 1 ) zum Prediger in Friedland berufen, durch Vermittelung des Predigers Nicolaus Kutzke 2 ) zu Neu=Brandenburg, welchem im Lande Stargard vor Einsetzung der Superintendenten die Beförderung der evangelischen Lehre anvertrauet war. Die Verhältnisse werden aus einem zwar nicht datirten, aber ungefähr im J. 1542 erlassenen Schreiben Glasows an den Herzog Magnus von Meklenburg, den lutherischen Bischof von Schwerin (seit 1532), klar; wahrscheinlich handelte Magnus in solchen Angelegenheiten als präsumtiver, einziger männlicher Erbe seines Vaters, und es mag aus diesem Verhältnisse die Aufhebung der Gewalt der Bischöfe von Havelberg und Camin in den in Meklenburg liegenden Theilen ihrer Sprengel hervorgegangen sein. Jacob Glasow schreibt an den Herzog Magnus: er sei beinahe sechs Jahre lang Prädicant in Friedland, wohin er von dem verstorbenen Prediger Nicolaus Kutzke, in Vollmacht des Herzogs (Magnus) und seines Vaters, aus dem Lande Pommern berufen sei; er habe sich gehalten, wie es einem Diener des Wortes Gottes gebühre, wie ihm der Superintendent Johann Riebling und seine Gemeinde bezeugen könne, obgleich er viel Arbeit gehabt und viele Verfolgung erduldet habe; sei er auch nach andern Orten hin berufen, so sei er doch ferner seiner Kirche zu dienen geneigt, wenn er fortan unangefochten bleiben könne; er bitte daher den Herzog, ihm ein schriftliches Zeugniß, welches er dem Rathe und fonst vorzeigen könne, geben möge, daß er in des Propstes Namen die Kirche verwalten und Kirchen= und Schuldiener beaufsichtigen solle; denn die Kirche und Propstei sei ihm nicht allein von dem Superintendenten, sondern auch von Günther Wangelin, der von beiden Herzogen damit belehnt sei, durch Ueberreichung der Schlüssel und Register anbefohlen; er bitte daher um eine Confirmation des an ihn abgetretenen Amtes, damit keine Versäumniß in Kirchen und Schulen, welche leider all zu oft geschehen sei, begangen werde, man ihn in Frieden lasse und vor dem Herzoge und dem Superintendenten verklage, wenn jemand etwas wider ihn haben sollte. - Der Herzog Magnus schrieb eigenhändig auf die Rückseite der Eingabe: "An den radt -, an den schulmeister-zu fridtlandt schreiben, das sie sich der visitatoren abschiedes halten vnd das der schulmeyster dem pastori darselbst gehorzam leyste."


1) Nach Schröder Ev. Meckl. S. 412 soll Jacob Glasow vorher in Neu=Brandenburg in der Marienkirche gepredigt haben.
2) Nicolaus Glasow sagt, daß er "van Ern Nicolaus Kutzen seliger mit Consens vnd Fulborth" der Herzoge vocirt sei. Also war Nicolaus Kutzke nicht lange vor 1541 zu Neu=Brandenburg gestorben; vgl. Jahrb. VIII, S. 40.
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Günther Wangelin war also seit 1534 im Besitze der Propstei geblieben, hatte sich aber vom Amte zurückgezogen und den Jacob Glasow zum Vicar bestellt.

In dem Visitations=Protocolle von 1541, welches kurz vor dem Schreiben Glasows gehalten sein muß, heißt es:

"Zu Friedelant sint zween prediger, er Fabian Wegener vnd er Jacop Glasow, vnd sint beide fromme, gelerte, christliche seelsorger."

Hiemit war die Reformation in Friedland durchgeführt und es stehen fortan zwei Prediger an der Kirche daselbst.

Es fehlt jetzt lange an Nachrichten über die friedländischen Prediger des 16. Jahrhunderts. Wir erfahren in 32 Jahren aus den Acten nichts weiter, als daß am 1. Jan. 1574 Joachim Klinkenberg und Gregorins Genzkow Prediger zu Friedland waren. Nach Mittheilungen des Herrn Pastors Sponholz sollen um 1560 und 1568 Balthasar und Gregorius Jentzkovius unter den Geistlichen der Stadt Friedland gewesen sein. Im Anfange des J. 1574 war Joachim Klinkenberg 1 ) Alters und Schwachheit halber nicht mehr fähig, dem Predigtamte vorzustehen, und man suchte einen neuen Prediger, welcher dem "jetzt anwesenden Prädicanten die Bürde tragen helfe." Klinkenberg, "der gute, alte Mann," ward pensionirt, "die Zeit seines Lebens mit nothdürftiger Unterhaltung versorgt." Da Klinkenberg wegen Altersschwäche in den Ruhestand gesetzt ward, so ist es wahrscheinlich, daß er unmittelbar auf Glasow folgte und den Gregorius Genzkow später zum Collegen erhielt.

Zu der Wahl eines neuen Predigers wurden drei bewährte Männer präsentirt: der Pastor Andreas Löper zu Staven, der Pastor Daniel Schwichtenberg zu Brunn und der "Schulmeister Caspar Gentzkow zu Stralsund", alle in Friedland "bürtig und unlängst gesessen". Obgleich der neubrandenburger Superintendent Georg Schermer seinem Schwager Andreas Löper die Stelle zuwenden wollte, so erhielt er doch bei der Wahl keine einzige Stimme; dagegen ward Caspar Gentzkow mit überwiegender Stimmenmehrheit gewählt. Wenn der Superintendent sich auch mit der Wahl zufrieden erklärte, so brachte er doch bei dem Herzoge Ulrich ein Mandat an sich aus, daß er den Andreas Löper zum Prediger setzen solle. Dagegen protestirte aber der Rath, da Löper ein "köpfischer, haderischer und gar eigensinniger Mann" sein sollte, und bat den Herzog, es bei der rechtmäßigen


1) Die bisher bekannte Geschichte der Reformation in Friedland in Schröder Ev. Meckl. I, S. 414-419 fängt mit diesem Prediger Klingenberg an.
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Wahl zu lassen. Der Herzog ließ sich auch bereit finden und verordnete die Einführung des Caspar Genzkow auf Ostern des J. 1574.

Es wird hier am rechten Orte sein, Untersuchungen über die Lebensumstände des Caspar Gentzkow anzustellen. Caspar Genzkow war von Ostern 1569 bis Ostern 1598 († 1611) Rector des Gymnasiums zu Stralsund und ein sehr ausgezeichneter, berühmter Mann. Er hat in der Geschichte des Stralsunder Gymnasiums von Zober, Zweitem Beitrage, 1841, seine Biographie gefunden, welcher auch sein Bild beigegeben ist. Damals waren die Forschungen noch nicht so weit gediehen, wie jetzt, und Zober konnte über die frühern Lebensumstände dieses Mannes nur ein mangelhaftes Bild entwerfen. Zober ermittelt, daß Genzkow ein Meklenburger war, und vermutet, daß er ein Bruder des Gregorius Genzkow gewesen sei. Er ward im J. 1561 auf der Universität Rostock immatriculirt. Nach Zober's Vermuthung war er vorher Lehrer an einer der größern Stadtschulen Meklenburgs. Um Ostern 1569 ward er Rector zu Stralsund, wo er eine erfolgreiche Wirksamkeit und großes Ansehen hatte. Im Herbste des J. 1597 ward er einmütig zum Archidiakonus oder zweiten Prediger an S. Nicolai zu Stralsund erwählt und Ostern 1598 in sein neues Amt eingeführt; in dem Rathsprotocolle vom 25. Oct. 1597 heißt es: "Ist unanimiter geschlossen, daß der Rector scholae Casparus Jentzkow solle ad secundum locum apud aedem s. Nicolai vociret werden." Er starb im October 1611 zu Stralsund.

Diese letzten Vorgänge sind unbezweifelt; eben so sicher ist aber auch seine Berufung nach Friedland. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir denn auch die Hauptmomente seines frühern Lebens. Aus dem Berichte des friedländer Magistrats über die Predigerwahl vom 1. Jan. 1574 geht hervor, daß er der meklenburgischen Herzoge

"vnterthan, aus Fridelandt bürtigk ist, zu Rostogk studeret hat, zu Neuwhen Brandenburgk der Schuelen sechstehalb Jar gedeneth, darnach zum Gripswolde des Eddelen vnd Ernuhesten Vlrich von Swerins des Elterhen seiner sons preceptor gewesenn, vnd von dannhen ghen Sunth vor einen Rectorem Scholae beruffen, die er nun funff Jar dermassen geregiereth, das sie in vberaus gernhe behalten hetten, auch sonst der reinhen lerhe in Prophetischer vnd Apostolischer schriftt in Augspurgischer confession vnd Mekelenburgischer kerckenordenunge ausgedrucketh anhengigk vnd darentjegen aller falschen ler vnd corruptelen feyent ist."

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Nach geschehener Wahl ward

"deme gemelten Casparo die vocation muntligen vnd schrifftligen getaen vnd zugestellet, welcher nach langem bedenken diese antworth gegeben, das, ob er schone an so einem guten orthe vnd bey guten leuten woll erhalten where zum Sunde, alse er zu Fridelande sich nicht vermutede zu uerbessern, demnach weile er sege, das de election christliger vnd rechtmessiger weise one jene seinhe gedanken edder vorwissen ergangen vnd also von Gotte herr geflossen were, er sich auch seinhem lieben vaterlande fur andern mit seinhen gaben zu denen schuldigk erkente, so wolle er sich der vberantworteden vocation gehorsamlich vntergeben vnd vff kunfftigen Ostern seinen dienst vns leisten, Demnach hadt er den vom Sunde, die ine vngerne entperen wollen, seine dienste jegen Osteren vffgekundigeth vnd abgedankedt, ist auch schone ein ander gelarter man an seine stadt widderumb bestelledt vnd angenummen."

Ueber seine Herkunft spricht sich die Antwort des Herzogs Ulrich an den Rath zu Friedland vom 5. Januar 1574 auch klar aus:

"Wiewols nun nicht ohn, das wir zwene brueder vnehlicher geburt in einer kirchen zu predigern nicht gerne haben, Jr auch Casparn Gentzkouen, itzigen Schulmeister zu Stralsunde, der gemeine zu Fridland zuuor aus, ohne vnser als des patronen vnd Obrigkeit vorwissen und bewilligung vorzuschlagen billich soltet bedenken gehabt haben, jedoch weil die Election in Gottesfurcht mit anruffung seines namens ordentlich vnd christlich auff eur gehais geschehen sein sol vnd gemelter Caspar Gentzkow vns so wol als sein brueder Gregorius Gentzkow fur einen gelerten, christlichen, frommen man geruemet wird, ime auch gantz vnrecht geschehe, wann er nuemehr, nachdem er zu volge gedachter ordentlichen vocation seinen dinst aufgekundiget vnd ein ander an seine stelle albereit widder angenomen, zu seinem schimpf vnd schaden repudiiret vnd gelassen werden solle, so sind wir mit solcher wahl vnd darauf erfolgeten vocation aus gemelten vrsachen auf dis mahl in gnaden zufrieden."

Gregorius und Caspar Genzkow waren also Brüder und uneheliche Söhne, wahrscheinlich eines Gliedes der adeligen Familie von Genzkow, welche in der Nähe der Stadt Friedland

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angesessen war. Nach Mittheilungen des Pastors Sponholz an Zober soll unter den Geistlichen der Stadt Friedland um 1560 und 1568 ein Balthasar und ein Gregorius Jentzkovius vorkommen; von Balthasar fehlt jede weitere Nachricht, also auch die, ob er ein Bruder von Gregor und Caspar gewesen sei.

So bestimmt nun diese Actenstücke über die frühern Lebensumstände Caspar Genzkows reden, so sehr lassen uns die fernern Verhandlungen in Stich. Es ist in den friedländer Acten fortan von Caspar Genzkow nicht weiter die Rede; dagegen ist es gewiß, daß er fernerhin noch lange Zeit Rector in Stralsund war. Der Rath von Stralsund wird es also möglich gemacht haben, ihn für die Schule zu erhalten und ihn zu bestimmen, den Ruf nach Friedland abzulehnen, wie auch der Rath von Friedland fürchtete, daß "ein Radt vom Sunde die obgedachte "persone vmb gewissen jardienst ferner zu begrussen vnd sich verpflichten wurde, so man mit der vocation nicht zuuor keme."

Aus dem Verlauf der Verhandlungen scheint hervorzugehen, daß die dem Rector Caspar Genzkow zugedachte Stelle einstweilen nicht besetzt worden sei; man hatte auch dem alten Klingenberg die "Oberstelle" reservirt. Am 18. Sept. 1578 ward der Pastor Johannes Schmidt zu Jven gewählt; da sich aber des "Deputats wegen, das dem alten kranken pastori soll verordnet werden," die Bestellung in die Länge zog, so lehnte er auch einen Ruf zur Pfarre Staven ab. Endlich sprach ihn am 21. Jan. 1581 der Rath von Friedland wieder an; obgleich "Gregorius Jentzkouw, der eyne prediger, das widerspil gefuhret - - vnd nach seinem gefallen einen seiner freunde der gemeine zu obtrudiren gedacht", so ward doch Johannes Schmidt, der sich im J. 1582-1584 auch Johannes Fabricius nennt und so genannt wird, am 7. Febr. 1581 vocirt.

Im März des J. 1582 hatte die Gemeinde nur Einen Prediger, Johannes Schmidt; Joachim Klingenberg und Gregorius Genzkow waren im J. 1581 an der Pest gestorben 1 ). Da nun wegen der "grassirenden Pest" Johannes Schmidt in großer Noth und Gefahr gewesen war, so dachten die Landesherrschaft und der Rath mit Sorgfalt an die baldige Wiederbesetzung der Stelle. Bartholomäus Reyns, ein Meklenburger, Pastor zu Perleberg, konnte von seiner Gemeinde keinen Abschied erhalten. Joachim Teschendorf, eines friedländischen Bürgers Sohn, früher lange Zeit "Schulmeister in Sternberg, darauf an sechs Jahre Prediger", wollte die Concordienformel


1) So berichten die Original=Acten. Nach Schröder Ev. Meckl. I. S. 414 flgd. starb Klingenberg am 29. Nov. 1581 und Genzkow an der Pest im J. 1581 vgl. Simonis Nachricht von der Stadt Friedland, S. 98.
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nicht unterschreiben; daher ließ es der Herzog Ulrich geschehen, "das er bleibt, do er ist." Da die Stadt nun keiner der vocirten Personen mächtig werden konnte, so wählte der Rath den Schulmeister der Stadt Friedland, Marcus Wasserhun, welcher am 29. Junii 1582 die Vocation erhielt, aber schon am 6 Junii 1583 zu Greifswald wieder starb. Bei den Veranstaltungen zur Wiederbesetzung der Stelle hatte Johannes Schmidt so große Wahlumtriebe gemacht und so tiefe Spaltungen hervorgebracht, daß er zu Pfingsten 1584 gekündigt und entlassen ward. Da endlich erreichte es der Superintendent Georg Schermerus, nachdem im J. 1583 die Stadt Friedland bis auf ein Viertheil abgebrannt war, daß doch sein Schwager Andreas Löper († 1601), damals ein "alter Mann und Prediger des Armenhauses zu "NeuBrandenburg und zu Küssow", am 29. Mai 1584 zum Prediger in Friedland erwählt ward.

Und hiemit nimmt die Geschichte der Reformation in Friedland ihr völliges Ende.


Anlagen.


Nr. 1.

Des Pfarrherrn Nicolaus Hahn zu Gnoyen Bericht an den Herzog Heinrich von Meklenburg über die Reformations=Unruhen zu Friedland.

1526.

Gnediger furste vnde here. To dhonde juwen ff. g. eyne kleyne vnderrichtinge van etlyken mutwilligen vnde gewaltsamen daden, de yn korten tyden bynnen juwer g. stadt fredelande gescheen, dar juwen ff. g. braeke vnd vorbote billich van gehortt.

Tho iare ym vorgangen samer sint etzlichen priestern by VI efft VII ere glasevynster by nacht vthgeworpen; dit scale eyner Bartolt Hanneman genomet, itzunder to Brandeborg wanende, tom meysten vthgerichtet vnd gefordert hebben, so alse dat de erbar Rotloff Wulff vor deme Rade to Fredelande klerlich vnde offentlich vthsede.

Jtem hern Hinrico Hassen vnd Liborio Swichtenberge synt ere thune vmme ere garden mutwilligen torethen

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vnd gentzlick vordoruen; de hantdeder sint dem rychter vnde rade an den dhorwardern eghentlyken anghetogett.

Jtem gedachte her Hinric Hasse ys van etzligen bynnen Vredelande vp deme kerckhaue vyentlyken anghelopenn, de ene aldar vp der befrygeden steden slaan vnd weldichlick mit em to varende begunden, so lange etzlige reddelige lude dar ynne em to hulpe quemen vnde den boszen vpsaath etzliger vprorygen behinderden; de deder sint dem richter nicht vmbekanth.

Jtem etzlige bynnen Vredelande hebben weldichlick den priesteren ere collatienhuß vpghestott by nachte vnde hebben eren schencken efft dhenre dar ynne geslagenn vnd sulffweldich en ere byr vthghetappet, eyn bhyl vnd register der collation mutwilligen mit sick wechgenamen vnd ock in deme sulfften huse vnd dornntzen ore vnreynicheit schemelosen gelatenn vnde na erem gefalle allen mutwillen vnd myshandelinge dar ynne gebruket; de deder sint dem Rychter vnd Rade öffentlich anghetegett worden.

Hir an ys ok juwer ff. g. geleyde, dar ynne de priestere ghenhamen, gar nicht geschuwett.

In der nacht Philippi vnd Jacobi negest sind den priestern, ock noch etzligen erligen wedewenn ore huse gestormet vnde ghepucccheth, ore venstern gyttern vnde de plancken vor den husern sind en toreten vnd nicht weynich scade en thogevogett; de hantdeder sint ock bewust.

Jtem in juwer ff. g. gerychtewalt is ock nicht gerynghe vorachtinghe gescheen kurtzlich to fredelande, nomlich:

Don richter vnde schepen hern Liborio Swichtenberge mit ordel vnd rechte wiseden in Michel Budden guder to pandende, hofft gedachte Budde weldich pantkeringe gedhann vnde dat gerichte vnd ordel nicht geachtett etc. .

Jtem in jegenwerdicheit Rychter vnde Schepen, welke in stadt juwer ff. g. dar sittende, worden de cleghere, sunderlich de priestere, in ghehegedem gerichte vor vorreder vnd bosewychte, hucheler vnd der gelykenn lesterlich gesculden; de deder sind dem richter nicht vnwittlich.

Jtem eilige, de der priesterscop wytligen sculdich sin, also dat se stettlich vnd alle iar vngheweygert betallt hebben, de ock sust huse, garden, acker vnd ander guder an sodane scult erlanget vnde yn gebrnkynge noch hebben, weygern sick nu sodane witlige scult to botalende, nicht to gherokende, dat juwe ff. g. to velen malen gescreun, ock in eynem gemeynen affsprake decernert vnde affghefunden hebbenn, dat eyn ychliker by siner rowelyken bosittinge blyuen vnd der gheniethen scale, so lange he mit rechte dar vth entsettet.

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Jtem etzlige to Vredelande hebben sich vndergesthaan, juwer ff. g. lehnes der prawstyen to Vredelande vnde hebben den capellanen vnd kerckdenren orloff gegeuen vnde ane bofeel juwer ff. g. de kercke to regirende in vhorfange juwer ff. g. gerechticheit sulffweltych anghefangen.

De sulfften hebben mit eren anhangheren vproryge vnd vnghewontlyke predigers vp vnghewontlike stede vnd tydt to predigende to fredelande inghefort wedder keyserliker Mayestet vnd Juwer ff. g. ernstlyke vorbott; desse alle sint dem richter ock nicht vmbewust.

Was sust vor ghewalt und anderen vmbillicheiden van etzligen ynwonren vorghenamen wort, do man den priestern ere liberarien vpbreken vnde der gherichtewalt sick auer sze vnderstan wolde, wert de richter siner Pflicht na ock nicht vorswyghen.

Wenn juwe ff. g. oren broke fordern gedechte, so wolle yo juwe g. der gennen nicht vorgheten, de den schaden vnde vnrecht geleden hebben, dat den ock, we billich, vorbote vnd affdracht wedderfare.

Juwe ff. g. wolle ock in eyner apenen commission enem ersamen rade to fredelande bovheel geuen, dat se de sculdenere der priestere dar suluest (wo ock in andern steden gescueth) vor sich sunderlich vorbaden vnd nicht myt dem bedelle vor deme hegheden dynge to eskende, vmme vormydinge willen mher sodaner vorachtinge des gerichtes, ock der personen der geystlikenn, vnde wor witlige apenbar scult ys, dat dhar eyn Raath sleunich vnd vnvortogert pandens vorhelpe, edder sust drechtlyke termine dar yn make.

Juwe ff. g. wille desse vhorigen vnd ander mher, we jw. g. de Richter vormelden don wartt, behertigen vnd to synne nhemen vnd dar eyne nottrofftige sthur und hulpe dar enthyegen vhorwenden.

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. und H. Archive zu Schwerin. Auf der Rückseite steht:

Kerchern von Gnogen vnderricht, so yme ettzelich borger in Gnogen, auch in Fredelande grosser gewaltthat halben. 26.

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Nr. 2.

Beschwerde der Priesterschaft zu Friedland vor dem Herzoge Heinrich von Meklenburg über die Reformations=Unruhen zu Friedland.

1526.

Beswerde vnde auerfarynghe, de den priestern to Vredelande van etlyken wertliken darsuluest yn korten tyden weddervaren sin, bauen dat alse de Landesfursten tom offtern dar yn gefcreuen vnde gebaden hedden, dat me de priester keynes weges vorvnghelympen scolde.

Jnn dem szamer vorganghen anno XXV synt vp eyner nacht velen priesteren, alse nomlich herenn Johan Schunemanne, Johan Smede, Hinrico Hassen, Johan Reberge, Liborio Schwichtenberge vnde etlykenn mern ere glaßevynster vthgeworppen vnd ere doren vnd hecke toreten; dyt scall eyner Bartolmeus Hannemann, itzunt to Brandeborg wanende, myt sinen hulperen gedhann hebben, so alse offentlych vor dem Rade durch den erbarn Roloff Wulff, de idt scolde gheßeen hebben, gesecht wart, den noch also dar by ys gebleuen vnd keyne vorbote gescheen.

Alse ock eyn Augustyner monnyck van Angklem wedder crystlyke lere vnd keyser Mayestet mandat vncrystlyke artykelle predygede, alse dat men de mutter vnd hilligen gades nicht eren noch anropen scolde, ock dat keyne gude wercke to der salycheit nutlych weren, dat ock alle cristene ghelyeck priester weren, vnd der gelyken mhere lutterysche stucke So heft en ersam Raadt sampt deme offitiali her Hinric Hassen in namen des prawestes (de predyger vnd de gotlyken ampte alhir to ordenen hefft) deme gedachten monnycke de termynye vorbaden, dat he ock to Vredelande nicht predygen scolde, den also de offitial deme monnycke dyt sulffte ock vth bevhell des Rath in der kercken vorkundygen wolde, hebben etlyke ynwanre bynnen Vredelande, nomlich Gorges Vreße, Loyßeuitze, Eler Tymmermann, Sculte, myt mherer erer selscop her Hinrick Hassen yn der karcken wreuentlyken anghelopenn vnd vppen kerckhoff ervolget vnd myt stenen vnd andern wapenen yn de oghen to slande gedrowet vnd vam leuende tome dode bryngen willen vnd also grofflyke gewalt vpper frygheit gades vnde der landesfursten geouet, vnde wen etlyke vrame lude nicht to

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sture gekamen weren, hedden se den priester vp gedachter frygheit tom dode gebracht.

Da na alse de biscop to Hauelberge ock den gedachten monnyck reuocyrdt hadde, hebbenn gedachten Vreße vnd Tymmerman myt thodaath Kersten Rauotes, de sick in korten dagen nycht weyniger hendele to Vredelande vndergestaan hefft, den sulfften Augustiner Monnick durch sulffwalt thiegen sodane reuocation des biscops, ock vorbade des Rades vnd offitials vp vnghewontlyke stede vnd tyde, alse in sunte Nicolaus capelle na myddage yngefort to predygenn vnd myt korden vnd ander were boleytsagett, all yn vornychtinge der prawestyen vnd anerycheit vnser landesfürsten, dede patronen vnd lenheren sint.

De sulffte Kersten Rauoth hefft myt sinen byplychtern ock eynen andern vorlopenen monnyck, de sick by de Ryben to Galenbeke enthollt, vnd wedder keyserliker Mayestet decrett vnd mandat vele vgroryge vnd ketteriske dynge predygett, to Fredelande ock ynghefort vnd vp vnghewontlyke stede vnd tyde ock predigen latenn, all to vorforinge deme armen volcke vnd nhadell der gerechticheit der prawestyen also eynes furstlyken lehnes.

Gedachte Rauoth hefft myt etlyken sinen byplychteren ock dar na der prawestyen capellanen vorloeff gegeuen vnd en resignert vnde sick der herlicheytt der prawestyen, welge van den landesfursten herkummet, vndergewunden vnde sust vele mere in geystlyken vnd ock wartlyken ambachten myt sulffwalt durch byplychtinge etlyker van siner vorbuntnysse vndergestandenn, des he doch gar keyne voge hefft gehatt.

Jtem hern Hinrico Hassenn ys grofflyke gewalt vnd vnrecht wedderfaren bauen den vhorygen anloep, alse dat em sine thune vmme sinen garden vor deme borchdhore im lychten dage weldichlyck toreten vnd tobraken sint. Dat ys vth vnd yn Jachim Slykers huße ghescheen ynt erste; dar na hebben etlyke ynwanre to Vredelande (de enem ersamen Rade dorch vormeldynghe des dorwarders wytlich synt) ock eyn grott deel vnd nu tom latesten gantz vnd all den thun vpghereten, tobraken vnd vornychtigett, vnde gemelte Kersten Rauoth hefft dar etlyke bome van affghehowen vnd vpghegrauen vnde in sinen garden de wedder geplantet vnd dar vp geenckett vnd allen moetwyllen bedreuen.

Der sulfften male hebben ock etlyke ynwanre to Vredelande hern Liborio Swichtenberge ock sinen garden vnd thune toreten vor deme treptowesken dhore, de deder synt durch den dhorwarden ock dem ersam Rade vormeldet, bauen dat gedachte her Lyborius mit sinen gudern vnd haue in beyder fursten to Megklenborg sunderlyke geleyde gewesett vnd noch ys.

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Im vorgangen vastellauende hefft ock offtgemelte Kersten Rauoth myt velen siner byplychterenn by nachte den priestern to Vredelande, de sust alle stettlych in keyserlich bescherm, ock doch yntt sunderlige im furstligen geleyde geweset, grofflyke auerfarynge gedhaan, alse dat he myt siner selscop vpghestott hefft der prester collation huß vnd twe dhoren weldychlick geapentt, eyne ysern kramme entwey gestott, in de dore gehowen, den collatien schencken im huße toslaghen, der priester byr vthgetappet vnd yn ere dorrntze vnreyne vullnysse gelatenn, Byle vnd Register yth deme huße myt wech ghenamen vnd allen moethwillen bedreuen.

Dar nycht an benoghett, men des folgenden dages ys Kersten Rauoth myt veler sammelynghe wedder vor dat collation huß gekamen, an de porten auermals gestott vnd howen vnd de slatell tom huse geeskett, myt velen vnnutten vnd spytzigen worden auer de arme priesterscop.

Nu tom negesten auende Philippi vnd Jacobi ys den priestern bauen vele vnd mennychfaltige scryuent der landesfursten sware vnd grote gewalt vnd auerfaringe ghescheen, en sint ere vynstere auermal toreten vnd toslagen, gytteren vnd andere geßete vor den dharen tobrakenn vnde sunderlich ys hern Liborio Swichtenberge grofflyke gewalt vnd scade gescheen, den em wurden syne plancken, geßete und getteren vor syneme duße gantz tor erden geretenn; en ersam Raadt hedde II, de yn vnde by der daath gewesett weren, vencklyck anghenamen, de nu vyllichte entleddigett, hir vmme vngetwyuelt de deder dem Rade bewust sint.

Desse vnd ock mher anerfarynghe, hoen vnd fmha ys den priestern to Vredelande yn kortten tyden mher, den ye vorhen, wedderfarenn, bauen dat de landesfursten to velen malen dar ynn geschrenen hebben vnd gebaden, dat me den priesteren gar keyne ghewalt edder anerlast den scolde, sunder me scolde se by olden ghewontlyker frygheyt latenn vnd gar keyne vornygerynge auer sze bryngenn, noch etlych vurecht en to dhoende gestadenn. De wyle denn so mennychfaltyge auerfarynge vnd vnrecht den armen priestern gescheen vnde vele schade anghewracht ys, bydden se ganz demodychlichen, J. ff. g. wylle en vor vnghelyeck vorbote wedderfaren vnd eren schaden vorbotenn latenn: hyr to de priesterscop J. ff. g. also eynen crystlyken fursten vnd auerrychtiger othmodygenn anropenn etc. .

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. Auf der Rückseite steht:

Presterscop Fredelande belangent Martiner werk. 26.


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Nr. 3.

Der Herzog Albrecht von Meklenburg entsetzt den lutherischen Prediger (Jürgen Berenfelder) zu Friedland seines Amtes.

D. d. Friedland. 1532. Febr. 16.
Nach dem Original=Notariats=Instrument auf Pergament im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.

In dem namen gades Amen. Am jare nha desselbigen tausend funffhundert und zwey und dreissig, in der funfften indiction, freitags welcher der do wasz der sechzehende des monadts Februarii, zu vesper zeit tages, oder dar bey, am zehenden iare der kroninge vnsers allerheyligisten in Christo vaters vnd herren herren Clementis des sibenden von dem namen, in meiner offenbaren notarii gegenwerticheit, auch vndergeschriben zeugen darzu sunderliches geeyschet und gebethen, Fredelande in der herren hausze personlich erschinen der durchleuchtige hochgeborne furste und herre herr Albrecht, hertzoge zu Meckelnburgk, furste zu Wenden, graue zu Schwerin, Rosstogk und Stargardt der lande etc. herre, und vor sich erfordert einen ersamen rath mit sampt der alterleuthen und sie gefraget, in waserley gestalt odder form der prediger zu Fredelande in sant Niclaus Kirchen gekomen sey, ob sie die jhenigen oder sunst andere auss der gemein weren, die den selbigen prediger alder gesetzt, darauff ein ersamer rath seinen furstlichen gnaden mit aller underthenigkeit geantworth, das inen gar nichts umb den prediger bewust ist gewesen, forder anderst auch kein wissen daruon truegen, sunder das ine seiner furstlichen gnaden herr bruder aldar hette lassen einweysen durch den comptor von Nemerow vnnd Heinrich Hanen von Pletz, das prediger ampt zu brauchende, ein ersamer radt hat auch nicht vnderwegen gelassen, die selbigen geschickten gebethen, sie das jhenige mochten lassen anstan, deweile der hochgeborne furst und herr herr Albrecht hertzogk zu Mekelinburgk etc. die lutterischenn prediger alder zu predigende, angesehen bey verlust irer priuilegien ver-

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bothen, geschriben, wollen sich darmit, wo sie den prediger dar ja zu sanct Niclaus wollen setzen, besundern in Marien kirchen nicht zu predigende gestatten, vor iren landesfursten und herren entschuldiget wissen, welches der hochgemelte furste einem ersamen rath hochlich bedanckete vnd wolde auch das jhenige wider se in sondergen gnaden bedencken; seine furstliche gnade hat auch nicht underwegen gelassen, sunder den prediger vor sich erfordert und wer ine alder vber seiner furstlichen gnaden vorbiethend, angesehen das Fredelandt seinen gnaden souil als seinem herr bruder ankeme, aus seyner furstlichen gnaden wissen vnd willen zu predigen verlewbt, der prediger alder vor seinen gnaden gesagt, auff erfordern der ewangelischen durch hertzog Heinrich verlewbt und alder durch den comptur von Nemerow und Heinrich Hanen von Pletz eingewiszen, seine furstliche gnade hat auch fort den prediger gefragt, was ehr von dem hochwirdigen heiligen sacrament hielte, das dar in dem ampte der heiligen messen gehandelt wurde, ob dar auch were der warhafftige leichnam Christi, da ehr wider seinen furstlichen gnaden zu antwort gab, das ehr bestunde, das dar were der ware leichnam Christi, haben wider seine furstliche gnaden gesagt, warume ehr denn die messe so vorechtlich hielte und mit vile smech werten vnd gottes lesterunge, welche ehr gehabt hatte, auff das ampt der heyligen messe schulte, was ehr von dem hochwirdigen sacramente, das da steet in dem ciborio denne hielte, darauff hat der prediger seinen furstlichen gnaden geantworth, dass ehr da nicht gewisse in were, sunder ehr zweiuelte, ehr hett dar auch umb geschriben doctor Martinus und dem Buggenhagen, so hetten sie ime geschrieben, se zweiuelten darane und kundenn ime daruon noch keinenn grundt schreiben, so zweiuelte ehr nach und weren es nicht gewisse, wurde auch von den euangelischen also nicht gebrauchet, darausz ist seyne furstliche gnade bewegt worden als ein stadthalter rechtuerticheit und demselbigen prediger das prediger ampt verbothen, deweyle sein gnade ine funde als ein ketzer, wo ehr denn die armen schlechten leute solte zur warheit bringen, dieweile ehr selbst zweiuelte, und sich desz amptes enthalten, so lange seine furstliche gnade vnd seiner gnaden herr bruder semptlich wurden schreiben,

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darnach sich wissen zu richtende. Auff welche alle dinge sampt vnd besundern hat der hochgeborne furste mich offenbaren notarium vndergeschriben geeischet vnd gebethen, seinen fürstlichen gnaden zu geben hir auff ein oder vil instrumente. Geschehen in der stadt Fredelandt, in vorgemelten stede, vnder dem jare, indiction, tag, monadt, stundt, babstumb oben bestimpt, in gegenwertigkeyt der erbarn vnd ersamen Jacob Gorlitze vnd Jochim Schutzen, leyen, zeugen darzu sunderlich geheischet vnd gebethen.

(L. sign.
Not.)
Unnd ickNicolaus Oldescho, clerick, Camynschen gestiffts, uth pawesliker hillicheit, macht vnd wall apenbar notarius, desser baven gescreuenn interrogation vnd inhibition, wo durch den durchluchtigenn, hochgebarenn
furstenn vnd herrnn hern Albrechten geschen byn bigewessen vnnd so so gesenn vnd annehort, ock in myne noten genamen, dar uth dith jegenwerdig apenbar Instrumente mith eines andern handt truwlich aff gescreuen hebbe confetiert vnd gemaket vnd mith mynem nhamen, thonamen vnd wanliken teken bevestiget vnd vortekent, to merer vnd groter tuchenisse gebeden unnd geropenn.