Tragetopf von Gnoien.
Im Torfmoor bei Gnoien ward 8 Fuß tief ein
thönernes Gefäß gefunden und von dem Herrn von
Kardorff auf Remlin, welcher es durch gütige
Vermittelung des Herrn Kämmerei=Berechners
Francke zu Gnoien erhalten hatte, dem Verein
geschenkt. Dieses Gefäß ist im hohen Grade
interessant, weil es keine Todtenurne ist,
sondern ein zum häuslichen Gebrauche bestimmtes
Gefäß; Gefäße der letztern Art aus dem
Heidenthume gehören aber zu den allerseltensten
Alterthümern. Daß es nicht, wie fast alle aus
heidnischer Zeit stammenden Gefäße, zum
Todten=Cultus gebraucht ward, beweiset nicht
allein die Auffindung im Torfmoor, sondern auch
Gestalt und Beschaffenheit. Das Gefäß, welches
10 " hoch ist und 10 " im
Bauchdurchmesser mißt, hat nämlich eine unten
abgeplattete, eiförmige Gestalt und einen
eingezogenen, 2 1/2 " hohen und 6 "
weiten Hals; auf dem Obertheile des Bauchrandes
stehen entgegengesetzt je 2 und 2, also 4
starke, mit 2 Stützen aufgesetzte Knoten, durch
welche ein ziemlich großes Loch gebohrt ist, um
eine starke Schnur durchziehen zu können; und
wirklich sollen beim Auffinden noch Fäden einer
Schnur (eines Seils) in den Löchern gehangen
haben. Das Gefäß ist also zum Tragen von
Flüssigkeiten bestimmt gewesen und die älteste
Form von dem, was noch heute in Meklenburg ein
Seiltopf (sêlpott) genannt wird. Die Form des
Gefäßes ist übrigens schön; die Farbe desselben
ist schwarz und über jedem Knopfe ist eine
viereckige Gruppe von 9 runden Löchern zur
Verzierung eingeschnitten. Daß das Gefäß aus dem
Heidenthume stammt, beweisen nicht allein Form
und Einrichtung, sondern auch die Masse, welche
stark mit zerstampftem Granit und
Glimmerfünkchen durchknetet ist. Das Gefäß hat
Aehnlichkeit mit den zu Böhlendorf in einem
Moraste gefundenen Gefäßen (vgl. Jahresbericht
VIII, S. 56) und dem zu Obrzycko mit
Silbergeräth angefüllten Topfe (vgl.
vorhergehende Seite).
G. C. F. Lisch.