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Die Kirche zu Plau
ist ein altes, würdiges Gebäude aus der Zeit des Ueberganges vom Rundbogen zum Spitzbogen und schließt sich im Baustyl zunächst an die Domkirche zu Güstrow. Plau erhielt im J. 1228 das erste Stadt=Privilegium.
Die Kirche besteht aus Chor, Schiff und Turmgebäude.
Das Schiff ist ein reines Oblongum ohne Kreuzschiffe und besteht aus einem Mittelschiffe und zwei schmalern Seitenschiffen. Die 9 Gewölbe werden von 4 Pfeilern in strengem, ernstem Style gehalten. Die beiden östlichen Pfeiler sind aus 4 starken, schweren, runden Säulen zusammengesetzt und werden von großen, kräftigen Kapitälern gekrönt, die nach unten zu aus dem Viereck geschnitten sind. Gleiche Kapitäler haben die 2 westlichen Pfeiler, welche aus 4 Pfeilern zusammengesetzt sind, welche die Form der Kapitälerflächen haben, also an jeder Seite gleichmäßig dreiseitig sind. Die Pfeiler sind von abwechselnd rothen und schwarz glasurten Ziegeln aufgeführt, jedoch, wie die ganze Kirche, mit Kalktünch bedeckt. Die Hauptgurtbogen und die Gewölberippen sind in der Wölbung des Uebergangsstyls aufgeführt. Das Schiff hat unter jeder Wölbung 3 Fenster, deren mittleres höher ist, als die beiden andern, also im Ganzen 3mal 3 Fenster. Die Fenster sind hoch, schmal, ohne Gliederung schräge eingehend, fast rundbogig, oben in eine leise Spitze ausgehend., also ganz wie die Fenster und Fensterstellungen der Domkirche zu Güstrow. Drei dieser Fensterstellungen sind in Ein weites Fenster des 15. Jahrh. umgewandelt. An jedem Ende der Seitenschiffe befindet sich Ein Fenster von derselben Construction. Alle Fenster sind mit abwechselnd schwarz glasurten Ziegeln überwölbt. Im Aeußern hat die Kirche keine Strebepfeiler; dagegen einen Fries von halben Kreisbogen, welche an beiden Enden auf dünnen Wandstreifen stehen. An jeder Seite führt eine Pforte ins Schiff; beide sind im Uebergangs=Spitzbogen, die südliche mit abwechselnd schwarz glasurten Ziegeln gewölbt.
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Der Chor im reinen Oblongum von der Breite des Seitenschiffes ist von Feldsteinen aufgeführt. Die Basis, die Fensterwandungen sind von behauenen Granitquadern. Die Altarwand ist grade und rechtwinklig angesetzt und hat ebenfalls drei Fenster. Die Seitenwände des Chors haben 4 Fenster, wie überhaupt alle Fenster des Chors vielfach verändert sind. An der Südseite des Chors ist im Aeußern ein drittes Fenster zugemauert; hiernach scheint der Chor in den Seitenwänden 6 Fenster gehabt zu haben. Die Chorfenster sind jetzt, jedoch wohl aus jüngern Restaurationen, ganz im Rundbogen gewölbt. Der Chor ist im Innern nicht gewölbt, sondern mit Brettern belegt; jedoch sind Ansätze zu den Gewölben im Spitzbogenstyl an den Wänden vorhanden. An der Südseite hat der Chor eine jetzt von einem gewölbten Vorbau verdeckte Pforte im Rundbogenstyl, mit schwer, jedoch schon gegliederten Pfeilern aus behauenem Granit. (vgl. unten Gr. Giewitz.)
Das Interessanteste an der Kirche ist eine colossale, ausgezeichnet schöne und würdige Granitpforte in der Westwand des Thurms, der, im untern Stockwerk aus Granit aufgeführt, im obern Theile aus Ziegeln, etwas verfallen ist. In 5 Gliederungen ist diese ganze, hohe Pforte im Uebergangsstyle aus behauenen Granitquadern auf Granitpfeilern gewölbt. Etwas Aehnliches ist bisher nur von der Kirche zu Dassow bekannt (vgl. unten), deren Wölbungen dieser Pforte sehr gleichen.
An bemerkenswerthem alten Mobiliar besitzt die Kirche nur einen gegossenen Taufkessel (Fünte) aus Bronze vom J. 1570, welcher durch die späte Zeit seiner Entstehung bemerkenswerth ist; er ist von allen bekannten der jüngste im Lande. Er hat noch ziemlich antike Formen und sehr viele Reliefbilder, jedoch ohne Plan und Geist, z. B. mehrere ganz hervorragende Köpfe, das fünfschildige meklenburgische Wappen, ein Crucifix, Marienbilder, Heilige, ein ziemlich gutes Brustbild Johannis d. T. mit dem Lamme auf der Schulter, einen Stierkopf und viele andere Reliefs. Die Inschriften lauten:
oben:
ICK BADEDE DI MIT WATER UND WUSCH DI VAN DINEM BLODE UND SALVEDE DI MIT BALSAM VND KLEDEDE DI MIT GE STICKEDEN KLEDERN.
darunter:
ANNO DOMINI MDLXX. EVERT WICHTENDAL ME FIERI FECIT.
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unten:
GAT HEN UND LERET ALLE VOLKER VND DOPET SE IN DEM NAMEN DES VADERS DES SONS VND DES HILLIGEN GEISTES. MAT. .