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Wendenkirchhof von Camin (bei Wittenburg).

Der Herr Gutsbesitzer Glantz auf Wölzow ließ mir am 29. Julius d. J. anzeigen, daß auf dem caminer Felde ein großer Begräbnißplatz von den Steinbrechern zerstört werde; er habe den Leuten gesagt, sie möchten damit einhalten, bis er mir davon Nachricht gegeben.

Deshalb begab ich mich sogleich dahin, fand aber leider schon alles durchwühlt, die Urnen zertrümmert, die eisernen Alterthümer derselben weggeworfen. Der Kirchhof liegt auf beiden Seiten des Weges von Lehsen nach Camin, am Ende des ersten Schlages (der Kätherkamp genannt) von der lehsener Scheide, da wo eine kleine Quelle diesen ersten von dem zweiten Schlage scheidet. Die Gebend ist hier eben und dacht sich allmälich nach Südwesten ab; der Boden ist gelblicher Sand. Der nordwestlich vom Wege liegende Theil war schon im März und April zerstört, jetzt mit Hafer besäet. Durch die Arbeiter ließ ich nun die andere Hälfte nochmals durchsuchen und fand hier noch einige Urnen, welche ganz den Charakter der helmer Urnen an sich tragen. Auch die Art der Einsetzung dieser Grabgefäße in die Erde ist mit der auf dem helmer Haidberge durchaus gleich, indem sie 4, 6 bis 8 Fuß auseinander standen, manche

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von bloßer Erde umgeben, andere mit Steinen umsetzt und mit einem Steindamme von 6-8 Fuß Durchmesser im Kreise bedeckt. Von einer äußeren Umgrenzung des Kirchhofes war nichts zu bemerken, wohl aber schien der Platz etwas gegen die Umgebung erhöhet. Am südöstlichen Ende des Platzes entdeckte ich noch 1 Fuß unter der Oberfläche einen 20 Fuß langen und 14 Fuß breiten Platz, der ganz wie ein Steindamm gepflastert und mit Asche und Kohlen belegt war; also eine Brandstelle. Kurz vorher fanden sich noch Urnen in einem Abstande von nur 10 Fuß.

Die noch ziemlich erhaltenen Urnen sind:

1) eine gelbbraune Urne, hoch 15 3/4", in der Basis 5 1/2", im Bauche 14 1/4 und in der Oeffnung 7 1/2" haltend. Sie ist auswendig bis zum Halse rauh und hat unter dem Halse statt der beiden Henkel je 2 kleine Knötchen. Außer Knochen und Asche fand sich in derselben eine kleine gelbbraune Urne von 3 5/8" Höhe, 1 6/8" in der Basis, 3 7/8" im Bauche und 2 3/8" in der Oeffnung haltend, mit einem Henkel. Darin waren wenige sehr feine Knochenspuren.

2) eine gelbbraune Urne, 12 5/8" hoch, 4" in der Basis, 10" im Bauche und 5" in der Oeffnung haltend. Der Inhalt bestand aus Knochen und Asche. Statt des Henkels ist eine halbmondförmige, unten offene Erhöhung.

3) eine gelbbraune Urne, wie die vorige außen rauh, etwa 12" hoch, 4 1/4" in der Basis, 11 1/4" im Bauche und gegen 5 1/2 " in der Oeffnung haltend. Ueber den Knochen lag darin eine 8" lange eiserne Nadel, in 5 Enden zerbrochen, mit einem gut 3/4" dicken runden Knopfe, durch welchen oben ungenietet die Nadel geht.

4) eine braune, glatte Urne, in der Höhe von 10 5/8" vorhanden, 5 1/4" in der Basis, 10 1/4" im Bauche haltend, mit 2 Henkeln; der Inhalt bestand aus Knochen und Asche. Nach unten war die Urne ausgelegt mit Scherben einer gröberen schwarzbraunen Urne, deren Rand durch Eindrücke verziert war.

5) eine fast schwarze Urne, 9 1/2" hoch, 4" in der Basis, 12" im Bauche und 7" in der Oeffnung haltend, ebenfalls wie Nr. 3 mit einer halbmondförmigen Verzierung statt des Henkels versehen; der Inhalt war Asche und Knochen, zwischen denen eine 1 5/8" lange Hakenfibel aus Eisen lag.

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6) eine schwarzbraune Urne, 5 1/2" hoch, 2 1/2" in der Basis, 6 1/2" im Bauche und 3 3/8" in der Oeffnung haltend, mit einem Henkel; auch hierin war nur Asche und Knochen.

Außerdem fand sich ein, in der Mitte durchbrochener, bronzener Cylinder unbekannter Bestimmung von 4" Länge und 1/3 " Durchmesser, der ebenfalls in einer Urne gelegen hatte, von den Arbeitern aber als ihnen unnütz weggeworfen war.

Wittenburg, 1841.

J. Ritter.