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Hünengrab von Moltzow.

Aufgegraben 1840-41 unter Leitung des Herrn Baron von Maltzahn auf Peutsch; Inhalt geschenkt vom Herrn Landrath Baron von Maltzahn auf Rothenmoor, Moltzow etc. .

In den weiten Wiesen an der Feldmark Moltzow bei Malchin liegen mehrere steinige Grandhügel. Einer derselben, 1088 □R. groß, an der Wiese Hermanns=Sahl, stößt an den festen Acker, dort wo die Landstraße von Malchin nach Plau die Wiesenfläche und diesen Hügel berührt und ein Bach, aus dem Schlieesee kommend, die Landstraße schneidet. Am Fuße dieses Hügels, links von der Landstraße, an der andern Seite von einem breiten, tiefen Graben begrenzt, der von dem Bache zum Hermannssahl und von Wiese zu Wiese führt, den Hügel mit etwas Vorland von dem festen Lande abschneidet und in Veranlassung einer Befestigung aufgeworfen zu sein scheint, liegt ein lang gestreckter Hügel, dessen Ostende die gedachte Landstraße, dessen Westende den Graben berührte. Als das Ackerstück, welches bisher zur Weide gelegen hatte, umgebrochen werden sollte, tauchte die Vermuthung auf, daß der Hügel ein Hünengrab sein könne; durch angestellte Versuche ward diese Vermuthung auch sogleich gerechtfertigt. Uebrigens sind früher auch auf andern Stellen der Feldmark Moltzow Steinkisten u. dgl. ausgebrochen.

Das Hünengrab hat eine Länge von 90', eine Breite von 20' und eine Höhe von 2 - 3', gleicht also in den Maaßen den übrigen großen Hünengräbern des Landes. Noch bei Menschengedenken standen im Umkreise große Steinpfeiler, von denen die meisten zu verschiedenen Zeiten und Zwecken fortgenommen sind; jedoch stehen noch einige mächtige Granitpfeiler. Es ward zur Untersuchung ein Graben durch die Länge des Grabes gezogen. Hiebei zeigte sich, daß das Grab der Länge nach mit großen Steinkisten gefüllt war, deren Deckel durch die frühern Steinausbrechungen schon entfernt oder abgehoben waren; diese Steinkisten bestanden mit wenigen Außnahmen aus großen, flachen, gespaltenen, rothen Sandsteinen von einem Durchmesser, wie sie die Höhe des Grabes bedingt, und von einer Schwere, welche noch durch Menschenkraft zu regieren ist. Der Deckstein der zweiten Kiste, aus rothem Sandstein, z.B. ist 6' lang, 3' breit und 4" dick. Sämmtliche Kisten, deren vier hinter einander gefunden wurden, waren durch Abhebung der Deckel mit der Ackererde gefüllt. Die Aufgrabung gab folgendes Resultat:

1) die erste Kiste am Ostende des Grabes war schon

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in frühern Zeiten beim Steinbrechen zerstört und die Steine alle umgefallen.

2) die zweite Kiste enthielt an ihrer östlichen Seite, an den Endsteinen, zwei Urnen, welche dicht neben einander standen, beide von höchst eigenthümlichen Formen, wie sich auch hier wieder die Erfahrung bewährte, daß die Urnen in den Hünengräbern nicht einen bestimmten Typus haben, sondern von den mannigfaltigsten und originellen Gestalten sind. Sie sind von einer gewöhnlichen, feinkörnigen, mit eingesprengten, gold farbigen Glimmerfünkchen verzierten, hellbraunen Urnenmasse und mit jenen kräftigen, tiefen Perpendikular=Linien verziert, welche die Urnen der Hünengräber zu chararterisiren pflegen.

Die Urne Nr. 1. ist 8" hoch und von kannenförmiger Gestalt. Der Bauch, 5" hoch und 7" weit, nähert sich der Kugelform; darüber erhebt sich ein Hals mit senkrechten Wänden, 3 1/4" hoch und 4" weit; zwischen Bauch und Hals sitzen zwei kleine eckige Henkel, deren Oeffnung nur zum Durchlassen eines Bandes groß genug ist. Die obere Hälfte des Bauches ist abwechselnd mit Gruppen von langen und von kurzen, dicht neben einander stehenden, kräftigen Perpendikular=Linien verziert. Die Urne war mit feiner schwarzer Erde gefüllt.

Die Urne Nr. 2. ist ebenfalls 8" hoch und von birnenförmiger Gestalt. Der Bauch, 5" hoch, hat ganz die Gestalt einer Birne; darüber erhebt sich, 3" hoch, ein Rand, welcher, nach einer unbedeutenden Verengung, sich gleich vom Bauche aus allmälig erweitert und in der Oeffnung weiter ist, als der Bauch; die Oeffnung der Urne beträgt 8 1/2". Der Bauch ist ganz mit eng stehenden Perpendikular=Strichen verziert, welche jedoch flacher gehalten sind, als an den übrigen Urnen. Der Inhalt dieser Urne war mit Ackererde gemischt.

Diese Urnen sind die ersten vollständigen Urnen, welche als aus Hünengräbern mit Sicherheit stammend in Meklenburg bekannt geworden sind.

3) die dritte Kiste enthielt in ihrer Ostecke eine Urne Nr. 3, welche an einer Seite zerbrochen ist, jedoch noch eine vollständige Ansicht zeigt. Sie ist, 5" hoch, mehr schalenförmig, hat einen halbkugelförmigen, 3 1/4" hohen, ebenfalls, wie Nr. 1, abwechselnd mit Gruppen von langen und kurzen, tiefen Perpendikular=Linien in der obern Hälfte gezierten Bauch und, wie Urne Nr. 2, einen sich bis zu 6" ausdehnenden Rand. Nach mehrern Fragmenten hatte das Gefäß einen Henkel gehabt. Der Inhalt war mit Ackererde gemischt. Diese Urne hat die seltene Eigenthümlichkeit, daß ein Loch mit einer

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andern Urnenscherbe und einer dunkelbraunen, harzigen Substanz geflickt ist.

4) die vierte Kiste war voll Erde geschüttet und der Deckstein lag daneben.

Andere Alterthümer wurden in den Kisten und Urnen gar nicht gefunden.

Dem Raume nach ließ sich noch eine fünfte Kiste im Grabe vermuthen; das eintretende Winterwetter störte im J. 1840 die Arbeit. Eine weitere Durcharbeitung des Grabes im Frühling 1841 brachte nichts mehr ans Licht.

G. C. F. Lisch.